Wer von Wannsee aus gen Innenstadt fährt, kommt mit der S-Bahnlinie 1 an der Station Schöneberg vorbei. Der Bahnhof ist nicht gerade in der hübschesten Gegend gelegen, doch nur wenige Meter von ihm entfernt und auch in unmittelbarer Nähe zum Schöneberger Gasometer befindet sich der Neue Zwölf-Apostel-Kirchhof. Der Name verrät, dass es der zweite seiner Art ist, nachdem auf dem 1864 gegründeten Alten Zwölf-Apostel-Kirchhof bereits 1882 die Plätze knapp wurden. Am Eingang zum Werdauer Weg befindet sich die 1890 erbaute Backsteinkapelle als dominantester Blickpunkt des ansonsten wenig spektakulären Friedhofs. Vor 1939 wurde ein großer Teil des Friedhofs zerstört, weil er Albert Speers Germania-Plänen „im Weg lag“. Das aufregendste Nachkriegsereignis dürfte sich 1971 zugetragen haben, als ein Drehteam der Rialto-Film dort Aufnahmen für „Die Tote aus der Themse“ schoss:
Vor dem Vorspann findet auf dem Neuen Zwölf-Apostel-Kirchhof Myrna Fergusons von der Polizei begleitete Rauschgiftübergabe statt, die schließlich den Tod Myrnas nach sich zieht. Man sieht sowohl die Kapelle als auch verschiedene Einstellungen des Friedhofs.
Leider mussten Percy Lister und ich feststellen, dass die allermeisten Gräber von 1971 nicht mehr existieren. Der Friedhof verfügt heute über ungleich mehr Grünfläche zwischen den einzelnen Grabstätten als zum Zeitpunkt der Aufnahme, sodass die Orientierung bezüglich der Kameraeinstellungen recht schwierig war. Umso erstaunter bin ich, dass die Vergleiche doch so eindeutig geworden sind. Die Bäume und einige verbliebene Grabmäler bieten tatsächlich recht gute Anhaltspunkte.