Wenn ich mich an meine Kindheit zurückerinnere, dann fand ich damals die Schauspieler toll und gut, die liebenswerte Rollen spielten. Heute weiß ich das natürlich anders. Die schwierigsten Rollen für einen Schauspieler sind die, welche sich gegen die eigene Art, das eigene Handeln stellen. Es ist leicht Schrecken zu erzeugen und im Gegenteil eine besondere Kunst echten Humor beim Zuschauer zu implantieren. Bei genauem Hinsehen schreibe ich seit meiner Kindheit über 50 Jahre Rezensionen zu TV Filmen in verschiedenen eigenen Archiven.
Rezensionen sollten natürlich so gut wie möglich Objektiv sein. Dabei stellt sich die Frage "wer schreibt Rezensionen und warum". Natürlich verdienen Menschen die das tun, damit auch ihr Geld und gehorchen womöglich Quotenvorgaben. Diejenigen die das unentgeldlich tun, haben natürlich eine Motivation. Wenn man dabei alle persönliche Vorlieben weglässt, kann es gut sein, dass nichts mehr für eine Rezension übrig bleibt. So macht es Sinn persönliche Vorlieben heraus zu lassen und einen Film nüchtern nach bestimmten Kriterien zu analysieren. Besonders schwierig wird es, wenn Rezensionen von unterschiedlichen Menschen aus unterschiedlichen Epochen geschrieben sind und man dabei "Äpfel mit Birnen vergleicht", indem man Filme anhand dieser versucht miteinander zu vergleichen.
Wie schön wäre es, wenn ein und derselbe Cineast über viele Jahre alle Filme mit dieser Erfahrung rezensieren könnte.
Im hierarchischen Geschäftsleben, auch bei Mitarbeiterbewertungen werden bestimmte Kriterien für eine Leistung bei einem Menschen angelegt. Im übertragenen Sinne kann das auch für einen Film gelten Hier einige Beispiele dazu.
Empowered : Eigenverantwortlicher Mensch, einer der andere inspiriert und motiviert. Gegenteil - Disempowered“ nicht in der Lage ist, selbstständig zu handeln oder Entscheidungen zu treffen. Da sollte der Regisseur eingreifen. -- „Customer Focus“ ein Mensch der stets den Kunden und seine Bedürfnisse in den Mittelpunkt seiner Arbeit stellt Gegenteil - Self Focus - Selbstverliebt, Fehlende Empathie für die Rolle, Übermäßige Eitelkeit, Gefährdung der Authentizität
Wichtig ist ein gesunden Balanceakt zwischen Selbstbewusstsein und Demut. Ein gutes Beispiel folgender Beitrag im ARD Videotext vom 18.03.2024 "- Die österreichische Schauspielerin Adele Neuhauser ist am Sonntag in Wiesbaden mit dem Ehrenpreis des Deutschen Fernsehkrimi-Festivals ausgezeichnet worden. Als Kommissarin Bibi Fellner im "Wiener Tatort" biedere sich die 65-Jährige "bei niemanden an, sie wirft sich auch dem Publikum nicht an den Hals", so Jury-Mitglied Knut Elstermann -" Genau genommen ist es aus meiner Erfahrung sehr traurig, dass so ein Preis überhaupt notwendig geworden ist und leider ein Zeichen der Zeit ist. -- „Intellectual Horsepower“ (intellektuelle Leistungskraft) ist ein Begriff, der die geistige Kapazität, Problemlösungsfähigkeiten und kognitive Leistungsfähigkeit einer Person beschreibt. Es geht darum, wie schnell und effektiv jemand in der Lage ist, komplexe Probleme zu verstehen, zu analysieren und zu lösen. Dafür sollte zuletzt der Regisseur sorgen. -- Action oriented Der Mensch wartet nicht auf Anweisungen, sondern ergreift selbst die Initiative, um die bestmögliche Leistung zu erbringen. Er arbeitet intensiv an seiner Rolle, recherchiert und entwickelt tiefe Einsichten in den Charakter. -- Bei Filmbewertungen ist besonders interessant
Fact based" : Entscheidungen basierend auf Fakten. Ignorieren der menschlichen Perspektive, Vernachlässigung von Kontext. menschliche, kreative und kontextuelle Aspekte können zu kurz kommen. Übermäßiger Fokus auf quantitative Daten, Risiko der Überinterpretation von Daten Gegenteil - „holistic“ (ganzheitlich) oder „people-centered“ (menschenorientiert). Wie fühlt sich der Film insgesamt an? Was ist die emotionale Wirkung? Welche Atmosphäre wird erzeugt? Was für eine Botschaft möchte der Film vermitteln? Gesellschaftlicher Kontext Während viele Bewertungen sich nur auf die Handlung konzentrieren, betrachtet der holistische Ansatz auch die Entwicklung der Charaktere und deren Beziehungen zueinander. Was lernen die Charaktere im Laufe des Films? Wie verändern sie sich? Wird die Entwicklung überzeugend erzählt Der holistische Ansatz in der Filmbewertung ist besonders wertvoll, weil er die Vielschichtigkeit eines Films anerkennt und ihm gerecht wird.
Das klingt jetzt alles womöglich hochwissenschaftlich wird jedoch im Personalwesen schon lange, gerade bei ausländischen Unternehmen, auifgrund deren Zielvorgaben, so angewandt.
Der Vorteil dieser Methodik, die man sich mit etwas Übung aneignet, ist ein anderer Blick auf Menschen. Und Methodiken dieser Art sind absolut hilfreich, weitere Beispiele sind Risikomanagement, Verhaltens und Führungskurse allesamt mit Zertifikat. Gerade bei "Verhaltenskursen" wird interessant, mit welchen einfachen Methoden Menschen in kürzester Zeit "analysiert" werden können um ggf. diese mit gezielten Botschaften zu manipulieren.
Von den genannten Eigenschaften nimmt man auch welche im Unterbewustsein wahr, mitunter auch erst bei mehrmaligem ansehen, bei bekanntem Text und anderem Blick auf den Darsteller. Gestandene Schauspieler sind Empowered, besonders Volksschauspieler, haben den Customer Focus und gerade Bühnenschauspieler sind Action oriented und haben den „Intellectual Horsepower".
Ihr könnt sicher schon raten, welchen Ansatz ich bei Filmbewertungen als alter Cineast verfolge, den holistischen Ansatz. Vielleicht wird es nun klarer, dass Meinungen zu einem Film mit einem eher "Fact based" Ansatz anders ausfallen können. Dabei kann sich die Frage stellen, ob man "seinen Film" deshalb verteidigt, weil man diesen einfach liebt, oder eben nicht "Fact based" seziert. Zuguterletzt stellt sich mir die Frage, wäre man nicht über einen "Einstiegs-Wallace" auf die Reihe gestossen, hätte man sich womöglich den ein oder anderen Wallace überhaupt erst garnicht angesehen und gar deshalb "kritisiert".
Gruss
Havi17
Wenn die Macht der Liebe die Liebe zur Macht übersteigt, erst dann wird die Welt endlich wissen, was Frieden heißt (Jimi Hendrix)
Die Rüstungsindustrie ist eine der größten Gefährdungen der Menschheit. Albert Einstein
Die Welt wird nicht bedroht von den Menschen, die böse sind, sondern von denen, die das Böse zulassen. Albert Einstein
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