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Dieses Thema hat 6 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker international
Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 691

20.01.2025 14:43
Space Opera - Sammelbox Zitat · Antworten

Space Opera - Großes Science Fiction Kino aus der guten alten Zeit

Zu Weihnachten habe ich unter dem obigen Titel eine Sammelbox von ca. 16 Filmen geschenkt bekommen, die im SciFi-Bereich spielen und von den 50’ern bis in die 2000’er reichen. Die Werke sind mir fast völlig unbekannt, was wohl auch am eher geringen Interesse an diesem Sujet liegt. Aber, man kann ja seinen Horizont auch mal erweitern, offenbar ist hier viel Trash zu erwarten :-)…

Zu Beginn gleich ein besonderes „Highlight“:

Mutant – Das Grauen im All

Forbidden World - USA / 1982

Der Androiden-Roboter einer einsamen Raumfähre ist gerade dabei, einen tiefgekühlten Burschen wieder aufzutauen. Mike Colby heißt der, gespielt von Jesse Vint. Er ist so eine Art Troubleshooter im Kosmos, mal hier und da unterwegs, überall wo ein handfester Kerl gebraucht wird. Kurze Zeit nach der Wiedererweckung gibt es erst mal ein farbenfrohes Lichtgeballer mit einigen feindlichen Raumschiffen, nach deren Auslöschung wird Planet Xarbia angesteuert. Dort hat sich Schauriges ereignet, auf der von einigen Hanseln bewohnten Forschungsstation ist eine im Labor eigentlich für einen guten Zweck gezüchtete, immer noch recht kleine Kreatur mutiert und hat unter den Versuchstieren ein Massaker angerichtet. Was nun? Colby will kurzen Prozess machen, aber die Wissenschaftler ihre Schöpfung lieber bewahren. Die Bewohner des abgelegenen Planeten sind schon kurios, ein dauerhustender halbverrückter Wissenschaftler und seine hüftenschwingende Kollegin Dr. Barbara Irgendwas. Weiter ein, zwei Jünglinge, ein ehrgeiziger Forscher sowie eine attraktive Mädchengestalt, Tracy, deren Funktion zukünftig offenbar das Auffinden der furchtbar zugerichteten Leichen ihrer Kollegen zu sein scheint. Auch der dunkelhäutige Quotenmann ist selbstverständlich vertreten, dessen Part als abgeklärter Techniker ist zugegebenermaßen der realistischste Charakter.
Bald schon beginnt das Mutantentier so richtig zu revoltieren, auszubrechen und sich am ersten der Mannschaft schadlos zu halten. Das geht dann so weiter, perverserweise beginnen sich die angeknabberten Halbtoten in ihrer genetischen Codierung aufzulösen und zu einer Masse blutigen wabbelnden Einheits-Fleisches zu transformieren. Ziemlich ekelhaft, Nahrungsvorrat für kommende Zeiten für den kleinen „Alien für nicht Ganz-so-Reiche“. Für wesentlich schönere Bilder sorgen immer mal Szenen, in denen sich die Damen des Stückes unbelastet vom grausigen Geschehen völlig hüllenlos gerieren, ansonsten stöckeln sie in körperbetonter Kleidung auf Absatzschuhen oder barfuß in Tennisröckchen durch die tristen Gänge der Forschungsstation. Man betreibt verblüffenderweise sogar eine Sauna, wo sich Tracy morgentlich nach Herzenslust herumrekeln darf, was dem kleinen Filou Colby nicht verborgen bleibt…
Es gibt nur mal einen kurzen Ausflug in die Wüste nach draußen, wohin die Herren der dorthin entschlüpften Schreckensgestalt schwerbewaffnet zu Leibe rücken wollen. Schönerweise kann man da einen Sonnenaufgang mit zwei Gestirnen zu bewundern, doch die Jäger kommen leider zu spät, der Mutant hat nur seine leere Verpuppungshülle zurückgelassen und bald schon dezimiert das mittlerweile stark gewachsene Monster schleimspritzend die Belegschaft wieder im Inneren der Gebäude.
Der sexuell und auch ansonsten sehr aktiven Dr. Barbara gelingt es, bei gemeinsamer ausgiebiger Körperpflege unter der Dusche die ängstliche Tracy zu überzeugen, einen Versuch zur Kommunikation mit dem gefährlichen Geschöpf zu wagen. Entgegen dem eindrücklichen Rat ihrer männlichen Mitstreiter. So viel Feminismus muss Anfang der Achtziger noch bestraft werden. Als sie dem zahnig grinsenden Monster entgegentreten und einen Vorschlag zur friedlichen Koexistenz unterbreiten, besteht dessen Antwort leider darin, die arme Barbara mit einer Tentakel „von unten“ her regelrecht zu pfählen – baaahh ! An Schaudermomenten fehlt es dem Trashspektakel wahrlich nicht.
Nun ist es aber Zeit für den arg zusammengeschrumpften Rest der Beutetiere in spe, sich was einfallen zu lassen. Rettung bringt schließlich (Achtung Spoiler !) eine Notoperation ohne Betäubung mit Ergebnis einer tumorösen Leber, die der herumwütenden Kreatur ins Maul geworfen wird und sie final außer Gefecht setzt. Hier kann man aus purer Verzweiflung versuchen, logische Zusammenhänge zu konstruieren, wird aber wie an etlichen anderen Stellen des Streifens wohl schnell an natürliche Grenzen kommen. Ansonsten, guter Haudegen-Junge und Final Girl haben überlebt und hoffentlich endlich Zeit für ausgiebige Gemischt-Saunanutzung, was will man mehr…?

Für jemanden wie mich, der allgemein einen großen Bogen um Horror- und Splatterfilme macht, sind die Unmengen an Blut, Schleim und Glibberfleisch bei Mutant – Das Grauen im All schon ganz schön heftig an der tolerierbaren Ekelgrenze. Allerdings kann man den Alien-Abklatsch nie so ernst nehmen wie das Original. Zu viel unfreiwillige Komik durchsetzt das ohnehin nur beschwerlich mit einer halbwegs sinnigen Handlung zusammengeschusterte Schauerstück. Irgendwie hat man sich trotzdem Mühe gegeben, sich mittels der damals gerade erst so richtig entwickelnden Genetik einen Unterbau zu schaffen, auf dem sich die abstruse Mär abspielen darf. Denn das Böse kommt hier nicht aus den Untiefen des Alls, sondern wieder mal war es der Mensch, der mit der Schöpfung Schindluder getrieben hat und nun die Suppe auslöffeln muss. Immerhin ein bisschen Kritik an modernen Frankensteins, die immer noch denken, „die Wissenschaft“ würde alles möglich machen.
Von den Schauspielern war mir nur die Barbara-Darstellerin June Chadwick als Lieutenant Parisi der Vorabenddetektivserie Trio mit vier Fäusten bekannt.
Übrig bleibt ein trashiger, aber nicht billiger Mix aus Science-Fiction, Horror und Erotikeinlagen. Im Grunde ist es das Prinzip des Teenie-Schlächter-Films, nur dass eben hier kein verrückter Maskenträger die Axt schwingt.

Ich kann mir durchaus vorstellen, dass der besprochene Streifen bei Fans des Genres durchaus eine Art Kultstatus erlangen konnte.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 691

24.01.2025 20:05
#2 RE: Space Opera - Sammelbox Zitat · Antworten

America 3000

Ein ganz besonderer „Knaller“. Am besten konsumierbar, wenn man vorher schon den Gehirnstatus auf den Reptilienmodus heruntergefahren hat.
Die Handlung ist 900 Jahre in der Zukunft angesiedelt, allerdings haben es die Atommächte zu unserer Zeit auf den Big Bang ankommen lassen. Die Landschaft ist seitdem eher steppenartig und voller Gerümpel, aber es haben Menschen überlebt. Doch die sind wieder auf das Niveau von Vorzeit-Humanoiden gefallen und unterteilen sich in zwei verfeindete Rassen – Frauen und Männer. Nur dass die sich nicht so benennen, sondern irgendwelche anderen seltsamen Bezeichnungen führen, denn die Sprache ist auch nicht mehr das, was sie mal war. Die Damen führen ein Schreckensregiment. Männer werden in Kategorien eingeteilt: „Machos“ sind für Sklavenarbeiten zuständig, wenn die Weiber sich nicht die Hände selber dreckig machen wollen. „Spielzeuge“ sind Eunuchen, die nicht nur der edlen Teile, sondern auch der Zunge verlustig gegangen sind und zur Unterhaltung dienen, quasi Haustiere. Und dann noch die „Besamer“, eindeutig für das Übel der Fortpflanzung notwendig. Das ist aber nur eine wenig gelittene Prozedur und hat mit Erotik gar nichts zu tun. Denn obwohl die Ladies wahrlich keine Zeichen von körperlicher Unterentwicklung zeigen und in ihren albernen knappen Flintstones-Klamotten und mit ihrer schicken Dreiwettertaft-Frisur samt Dauerschminke durchaus kein Flintenweib-Image versprühen, kann der Zuschauer nicht darauf hoffen, das eine oder andere sündige Fleisch zu begaffen. Was einem Film dieser Kategorie sicher zu einer enormen Aufwertung verholfen hätte. (Die Darstellerinnen waren wohl tatsächlich auch Models, bei denen es nicht mal mit der Auszahlung ihres Lohnes geklappt haben soll).
Nein, die Weiblichkeit Ende des dritten Jahrtausends findet ihr Vergnügen darin, die Herren zu jagen, zu versklaven und zu demütigen. Höchstens für chronische Devotlinge und Dominastudiobesucher ein geeigneter Lebensplatz, sollte man meinen, doch dass der Film von Emma-Leserinnen und Bunte-Fähnchen-Winkerinnen keine Zehnpunktezahl bekommen kann, liegt an zwei widerspenstigen Burschen, Korvis und Gruss, welche sich ihrer Gefangenschaft entziehen und erst mal in die Berge flüchten.
Dort scharen sie Gleichgesinnte um sich, denn es gibt sie noch, die freien Männer, die im Dauerkrieg mit den Frauen liegen. Dummerweise sind die Burschen komplett verfressen und verblödet und müssen bei ihren Guerilla-Attacken auf die weiblichen Reitertrecks mit römisch anmutenden Zugwagen normalerweise übel Federn lassen. Die Frage, wie die sich so lange eigentlich ohne die Hilfe des schönen Geschlechts reproduzieren konnten, sollte man sich mal lieber nicht stellen.
Also werden jetzt nach und nach immer mehr Männer aus ihrem traurigen Helotendasein befreit und gezielt patriachalischer Propaganda ausgesetzt. Dass Bigfoot tatsächlich existiert, weiß man nach dem Genuss von America 3000 auch, denn eine solche Kreatur dient dazu, das Initiationsritual für junge Kriegerinnen zu vollziehen. Es reicht offenbar nicht mehr, wenn Blut auf natürlichem Wege fließt, nur eine glücklich überstandene Zeit mit dem Zottelvieh in dessen Käfig macht richtige Kerle aus den Mädels, oder wie auch immer. Jedenfalls wird das Wesen bei einer Befreiungsaktion auch mitgenommen und sorgt in Zukunft für allerlei Schabernack.
Im Weiberlager steht man dieser Entwicklung natürlich kritisch gegenüber. Hier hat sich auch einiges verändert. Die „Tiara“, soll wohl Königin heißen, hat gewechselt. Vena, eigentlich eine ganz Nette mit extra viel Betonhaarspray in der blondgebleichten Mähne, führt nun die hiesige Amazonensippe an, leider gibt es noch eine neidische Schwester und vor allem ränkevolle Weibsbilder aus den Nachbarstämmen. Stutenbissigkeit ist im Dreamland für Feministinnen immer noch ein Thema, auch ohne Hengste.
Bei einer Verfolgungsjagd stellen Vena und Schwester dem Korvis mit ihren Armbrustpistolen nach. Der Held stürzt tief nach unten, nachdem er der Tiara noch mal intensiv ins Blauauge geschmachtet hat. Er landet zufällig im Präsidentenbunker aus dem Kalten Krieg. Spätestens hier wird es vollkommen lächerlich, auch die ohnehin nur schwache Spannungsschraube dreht sich vollkommen frei.
Der Bunker sieht aus wie grade eben verlassen und nicht mit 900 Jährchen dazwischen, abgesehen von einem angemoderten Kameraden am Schreibtisch. Die Stromversorgung funktioniert immer noch stabiler als momentan die in Deutschland. Korvis findet unter anderem ein hochmodernes Lasergewehr samt verständlicher Bedienungsanleitung, also kein Chinaprodukt. Am tollsten ist aber ein goldglimmernder Schutzanzug mit Helm. Der dient dem Helden fortan als rituelle Haut, um sich in den legendären „Präsidenten“ zu verwandeln, ein Mythos, an dessen Rückkehr die Walkürenhorde aus irgendwelchen Gründen glaubt wie heutzutage manche Leute an den Messias. Vena, die hübsche und supernaive Kriegerkönigin fällt glatt auf den mit allerlei Tamtam aus der Mottenkiste inszenierten Schwindel herein und trifft sich mit dem „Präsidenten“ am abgelegenen Ort. Als der aus seiner Thermohülle schlüpft und ein muskelschwellender Jüngling vor ihr steht, kommen doch irgendwie die Hormone durch und die beiden Menschenkinder erleben allerlei Blaue-Lagune-Momente. Währenddessen dräut sich im Amazonenlager Unheilvolles zusammen, die Bösen haben dort die Macht an sich gerissen und greifen in einer Kavallerieattacke das Männercamp an. Pfeile fliegen, Granaten explodieren, Schwerthiebe sausen und Karatetritte schmettern, ein blutiges Gemetzel tobt. Korvus wittert schnöden Verrat und führt seine in harten Kämpfen geschulte Rebellenschar zum Weiberstützpunkt zurück. Wird das Meucheln weitergehen? So viel darf verraten werden, Mann und Frau besinnen sich rechtzeitig noch darauf, dass man sich die Freizeit noch anders als nur mit Keulenschwingen vertreiben kann. Puh, ein rührender trivialkomischer Abschluss kann gefeiert werden…

Der Film ist wirklich geradezu unglaublich schlecht. Es ist echt eine Leistung, ihn bis zum Ende durchzuhalten. Die Schauspieler machen dieser Bezeichnung keine Ehre, alles wirkt billig, naiv und dümmlich, zudem schleicht sich nicht nur eine Länge ein. Frappanterweise fehlt auch ein selbstironischer Ton, scheint echt ernst gemeint zu sein mit der postapokalyptischen Freakshow. Den Helden Korvis spielt Chuck Wagner, die "Tiara" Vena ist eine Rolle für Laurene Landon. Beiden passabel aussehenden Akteuren ist der große Hollywood-Durchbruch versagt geblieben.
Jedenfalls kann man die anderthalb Stunden Lebenszeit für die Sichtung auch getrost sinnvoller verbringen.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 691

28.01.2025 13:27
#3 RE: Space Opera - Sammelbox Zitat · Antworten

Der große Krieg der Planeten

Ein SciFi-Werk aus dem Land der aufgehenden Sonne aus dem Jahre 1977, das in der damaligen nahen Zukunft spielt, 1988.
Der erste Schock für den Zuschauer muss sofort überwunden werden, denn der Film beginnt mit einer längeren Sequenz in Originalsprache mit deutschen Untertiteln. Verzweifeltes Suchen nach einem Hauptmenü mit Unterordner Spracheinstellung führt zu keinem Erfolg, doch glücklicherweise schaltet die Handlung nach ein paar Minuten automatisch auf deutsche Sprache um. Puh!!! Aber jetzt geht es auch schon richtig los.
Es ist ja gar nicht so lange her, dass das Godzilla-Monster im Reißverschluss-Anzug durch die Spielzeugstädte Japans stapfte, da droht eine neue, viel größere Gefahr. Außerirdische sind im Anmarsch, haben schon einen Vorposten der Erde zerstört. Krisensitzung beim Team um den großen Wissenschaftler Professor Takigawa. Mit dabei sind seine junge Tochter June, ihr derzeitiger Verlobter Muroi sowie der frühere Angeschmachtete Miyoshi. Ein komplexeres Beziehungsgeflecht, auf das noch später eingegangen wird. Die Lage ist ernst, die kugelförmigen Raumkapseln der Angreifer vom Planeten Venus verwandeln die Skyline von New York, den Roten Platz in Moskau, den Pariser Triumphbogen oder auch den Buckingham Palace mit ihren Todesstrahlen in Staub und Asche, die Großstädte rundherum eingeschlossen.
Ein geheimnisvolles Wort macht die Runde – „Gothen“. Das ultimative Raumschiff, von Takigawa mit seinem Kollegen Dr. Schmidt im Auftrag der Vereinten Nationen konzipiert, wurde aber vor seiner Fertigstellung unvollkommen unter irgendeinem Berg eingemottet. Den Venusianern ist der Umstand wohlbekannt, unter der Maske des ermordeten Dr. Schmidt versucht ein Spion, Takigawa über die Geheimnisse des Raumschiffs auszuhorchen. (Das Prinzip erinnert an Fantomas, zudem die Eindringlinge unter der Maske genauso eine gesunde blaugrüne Gesichtsfarbe haben wie das berüchtigte Gangsterphantom.) Weitere Saboteure versuchen sich in die geheimen Anlagen einzuschleichen, werden aber durch den Pfiffikus Miyoshi, den Haupthelden der Geschichte, und seine Kumpels noch rechtzeitig außer Gefecht gesetzt. Wie nun weiter?

Hätte Roland Emmerich den Film gedreht, wäre wohl der Tenno höchstpersönlich in seinen Kampfjet gestiegen und hätte zum Ruhme Nippons den Venusschurken noch ein paar Farben mehr in ihren grünblauen Allerwertesten getreten. Doch hier finden sich etwas bescheidener nur Professor Takigawa samt Töchterchen, Schwiegervatertraum Miyoshi und Freund Muroi sowie einige andere zusammen, um die Mannschaft der wiedererweckten Gothen zu stellen, im letzten Moment stößt noch der junge Amerikaner Jimmy hinzu.
In ihren weißgelben Uniformen sind sie zu allem bereit. Die Gothen ist ein besonderer Leckerbissen, augenscheinlich ein ausgemustertes Mini-Uboot-Modell aus einem Kriegsfilm, dem man heckseitig schnell noch ein paar Röhren als Triebwerksimulation angelötet und vorne das Ende eines Spitzbohrers eingepresst hat. Es gelingt der terrestrischen Superkampfmaschine, einen ganzen Schwarm der Todeskugeln abzuballern. Dann tuckert der Raumkreuzer nebelsprühend Richtung Heimatplanet der Angreifer durch den Äther.
Sieg oder Niederlage in der bevorstehenden Schlacht entscheiden über den Fortbestand der menschlichen Rasse, soweit sind sich alle einig. Sie sind die letzte Chance für Mutter Erde.
Vorher muss noch bisschen gemenschelt werden. Die hübsche June Takigawa war ja lange in den flotten Miyoshi verguckt, doch der ist lieber in der Welt herumgeschippert, und in der Zwischenzeit hatte sein Kumpel Muroi letzten Endes erfolgreich um die Gunst der Dame gebuhlt. Da June wirklich ein apartes Ding ist, kann man sein Handeln schon verstehen, doch Muroi macht sich wegen seiner Illoyalität schwere Vorwürfe. Trotzdem bleiben beide Burschen Freunde in alle Zeiten, zudem hat Muroi noch einen Winnetou-3-Moment, weil er überzeugt ist, nicht mehr heil von der Mission zurückzukommen. Nicht nur der rote, auch der gelbe Mann kann also bedeutungsschwer in die Zukunft schauen. Aber kurz darauf gelingt es einem getarnten Saboteur, Takigawas Töchterlein zu kidnappen und auf die Venus zu entführen.

Jetzt kommt der erste so richtig spaßige Moment, denn genau wie auf der Enterprise hat man nun den Oberboss der Gegner mit dem passenden Namen Commander Hell „auf dem Schirm“. Der sitzt auf seinem Heimatplaneten in seinem dort herumstehenden Kampfraumschiff, einer umgebauten römischen Galeere (also ebenfalls mit maritimem Flair), umkränzt von einer Deko aus romanischen Säulen und anderen Reliquien aus antiken Historienfilmen. Die arme June wurde aus ihrer sterilen Uniform ausgepellt und nur unzureichend in ein Hemdchen und kurzsitzendes Höschen gezwängt. Schlimmeres ist noch nicht geschehen, aber als Druckmittel präsentiert man eine greuliche Kreatur mit einem fellähnlichen Flohmarktbilligkostüm auf dem Leib und einer Riesenaxt aus dem Gruselmuseum in den Pranken. Hell stößt finstere Drohungen aus bezüglich Junes Schicksal im Falle einer Fortsetzung der Gothen-Mission.
Aber Kommandant Takigawa würde wohl lieber die eigene Sippe bis in die dritte Generation rückwärts opfern, als seine Pflicht zu vernachlässigen. Die Gothen schleicht sich weiter auf die Venus. Dort sieht es sehr ungemütlich aus, die Bewohner hatten wohl auch über einen Mangel an lebenswichtigen Materialen geklagt und deshalb die Erde als Ersatz vorgesehen. Die gesamte hiesige Zivilisation konzentriert sich wie es aussieht auf das seltsame Galeeren-Modell, das vorne einen vergoldeten chinesischen Drachenkopf mit einer roten Glühlampe aufgepfropft bekommen hat. Immerhin können die Ruder Laserstrahlen abschießen.
Der Erdlinge machen die ersten Erkundungsexkursionen, dann geht es in die Vollen. Während ein von Miyoshi geführter kleiner Trupp sich am Boden in das Hauptquartier der Schurken einschleichen will, toben in der Luft Kämpfe zwischen den venusianischen Kugeldrohnen und den eigenen Flugzeugen, die aus einer großen Revolvertrommel abgeschossen werden, welche aus der Gothen ausgeklappt werden kann (Das sieht wirklich cool aus !). Da sitzen dann auch die restlichen bekannten jungen Burschen drinne.
Es geht heftig und verlustreich zur Sache. Inzwischen sind Miyoshis Mannen in das Galeeren-Raumschiff eingedrungen, wobei es auch hier zu Auseinandersetzungen mit Laserpistolen und anderen utopischen Waffen kommt. Irgendwie schafft es der schnieke Anführer, die hübsche June zu befreien und nach turbulentem Hin und Her mit ihr wieder als einzige zurück zur Gothen zu kommen.

Aufopferungsvoll sind schließlich traurigerweise die ganzen Kampfpiloten auf dem venus-himmlischen Feld der Ehre geblieben. Der zornige Commander Hell lässt sein römisches Raumschiff zum Angriff starten. Ruderschiff und U-Boot hängen sich nun an ihren Modelldrähten gegenüber. Bald geht das gegenseitige Malträtieren los. Die Gothen muss dolle einstecken. In dieser verzweifelten Situation weiß nur Kommandant Takigawa, was zu tun ist: der Einsatz der schlimmsten nur vorstellbaren Waffe, die das ganze Universum und die angrenzenden Paralleluniversen gleich mit zum Einsturz bringen kann. Na gut, nicht ganz so schlimm, aber fast. Der große Bohrer wird aus dem Bug des Erdraumschiffes ausgeklinkt und schwebt wie ein überdimensionales Flintengeschoss in Richtung Feind. Drinnen sitzt Kommandant Takigawa, und er weiß, dass es keine Rückkehr geben wird. Was ehedem beim Kampf gegen Uncle Sam doch nicht so richtig fruchtete, ist hier das letzte Mittel für den Endsieg, der Kamikaze-Einsatz bringt das Bohrervehikel direkt ins Zentrum des Venusraumschiffes, welches dann auch am Abtrudeln ist. (Wieso kann so ein ultramodernes Geschoss nicht ferngelenkt werden oder das Ziel alleine finden?)
Miyoshi, June und der zusammengeschmolzene Rest der Gothen-Crew dampfen nun schleunigst wieder zurück nach Hause ab. Obwohl sie ja nun Vater, Verlobten, Freund und Freundesfreund eingebüßt haben, sehen sie doch ziemlich glücklich aus. Wahrscheinlich freuen sie sich schon aufs gemütliche Hochzeitsbett, in dem sie bald nach vielen Irrungen und Wirrungen endlich doch landen werden – wer weiß… Das zurückgelassene Gestirn hinter ihnen fängt etwas verzögert mit viel Knallbumm an, sich zu zerlegen. Verdammt, gähnt fürderhin ein großes galaktisches Loch zwischen Merkur und Planet Terra?
Ganz so schlimm ist es wohl nicht, denn die deutsche Synchro soll mal wieder ganze Arbeit geleistet und einen ursprünglichen Planeten weit weg im unergründlichen Universum auf die viel nähere Venus umgefälscht haben.
So ist auch hier wieder alles in Butter, jedenfalls ist die Menschheit fürs Erste gerettet.

Der Film sollte laut damaliger Werbung die japanische Antwort auf Star Wars sein, was aber aus verschiedenen Gründen nicht so eindeutig stimmen kann.
Das Geschehen verläuft ziemlich geradlinig, auch wenn hin und wieder ein paar Überraschungen eingebaut sind. Die Handlung ist liebenswert supernaiv, an manchen Stellen (z.B. Venus-Oberschurke im Zenturionen-Anzug und seine beilschwingende Hauskreatur) kann die Klippe der Lächerlichkeit nicht mehr umschifft werden. Die Filmtricks sind immer mühelos als solche zu erkennen, ein paar technische Gimmicks ragen angenehm heraus. Man fühlt sich jedenfalls flott unterhalten, die Zeit vergeht mit den Abenteuern der Gothen-Besatzung mit anderthalb Stunden screentime unerwartet schnell.
Auffallend bei allem bunten Spektakel ist die Dominanz des Themenkreises Pflichtbewusstsein, Ehre und Selbstaufopferung. Das ist oder war zumindest damals noch offensichtlich fest in der japanischen Kultur verankert und ein wahrzunehmender Kontrast zu den „westlichen“ Werten.
Ein bisschen schwierig ist es schon, die japanischen Darsteller, gerade in Uniform, auseinanderzuhalten, zudem sie auch noch ähnlich klingende Namen haben.
Letzten Endes ist Der große Krieg der Planeten mit seinem fernöstlichen trashigen Charme eine lobenswerte Abwechslung zu Euro- oder US-Filmen.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 691

08.02.2025 19:09
#4 RE: Space Opera - Sammelbox Zitat · Antworten

Krieg der Roboter

Italien, 1978

Auch so ein Film, der einem tatsächlich am Verstand zweifeln lässt.
Irgendwann in der Zukunft werden der alte Professor Carr und seine junge Assistentin Julie aus ihrem Forschungslaboratorium entführt. Schuld daran sind ursächlich ein paar fremdgesteuerte Roboter. Die sehen vom Feinsten aus. Durchweg schlanke Burschen, alle in silbrigweiße Latexanzüge gewandet, auf dem Haupte blonde Perücken im Prinz-Eisenherz-Schnitt. Eigentlich ziemlich dämlich, und genauso benehmen sie sich auch meist, aber momentan sind sie noch die unbekannten Aliens.
Die Julie, gespielt von Yanti Somer, ist ein apartes Mädel. (Die Schauspielerin hat auch in Bud-Spencer-Filmen mitgewirkt). Ihr Geliebter heißt John Boyd und wird verkörpert von Antonio Sabato, irgendwie ein recht bekannter Akteur, der sogar im „Silbernen Halbmond“ mitgespielt hat. Der möchte seine Verehrteste natürlich wieder zurückhaben und fliegt dem Entführer-Raumschiff mit eigenem Raumfahrzeuggedöns hinterher. Allerdings wird er, momentan noch erfolglos, auch noch von Trissa angehimmelt, die in der Besatzung mitarbeitet. Der Raumkörper strandet wegen eines Fehlers auf einem abgelegenen Planeten. Dort wohnen recht wilde Humanoide, die nicht sehr gastfreundlich wirken und die Erkundungscrew beschuldigen, vom Nachbarplaneten Anthor zu sein, was für diese Gestalten Sinnbild für Unrecht und Unterdrückung ist. Bevor es zum Äußersten kommt, geschieht ein Überfall durch die blonde Roboter-Gang. Hier schlägt sich die Menschengruppe auf die Seite der Planetenbewohner, und es kommt zu einem der zahllosen Gefechte mit den Robotern, die immer nach dem gleichen Muster ablaufen. Die Robot-Jünglinge stolpern unbeholfen durch die Gegend, schießen (fast) immer daneben und bleiben massenweise auf der Strecke. Waffen sind Spielzeugpistolen mit Lampen vorne drauf, die unsichtbare, doch wirksame Strahlen versenden sollen.
Na, nun glauben auch die einheimischen Azar-Abkömmlinge, dass die Menschen nur ihr bestes wollen und schicken einen der ihren mit auf die weitere Exkursion.
Ach ja, die Zeit drängt sehr, denn der entführte Professor weiß als einziger, wie man den Kernreaktor zuhause wieder abschaltet, ansonsten wird der explodieren und alles plattmachen.
Bei der Landung auf Anthor erwartet alle eine böse Überraschung. Sie werden gefangengenommen und von den Bewohnern begutachtet, die wie so ein Jedi-Obermufti aussehen, nur zerknitterter und abgehalfterter. Und am schlimmsten: Der Professor und die schnieke Gehilfin haben die Seiten gewechselt. Der ein bisschen größenwahnsinnig gewordene Wissenschaftler phantasiert von Machtzeugs herum. Obwohl er weder vom Alter her noch vom Aussehen mit dem Adonis der antiken Sagenwelt mithalten kann, schlägt doch noch ein jugendliches Herz in seiner Brust, denn er ist so richtig rattenscharf auf seine Assistentin geworden. Die spielt nach ihren eigenen Regeln, möchte den ehemaligen Mitstreitern helfen. Es endet wieder in einem großen Geballer gegen die Robotertruppe, man flüchtet mit dem betäubten Professor auf das eigene Raumschiff und dann wieder in Richtung nach Hause. Dort scheint die Not groß, denn der Reaktor steht immer noch vor dem Platzen. Doch plötzlich wird die ganze Sause aus den eigenen Reihen sabotiert, schließlich greifen die Kampfkapseln der Verfolger an, im Weltenraum tobt eine Schlacht. Der Held, Captain Boyd steht bzw. fliegt plötzlich zwischen zwei Frauen und muss eine wichtige Entscheidung treffen. Macht er dann auch, denn er ist ja ein cleveres Kerlchen, und alle sind so richtig froh. Für die Erde scheint es auch Rettung zu geben, alles ist gut…

Alleine so rein von der äußeren Qualität ist das Filmchen schon eine wahre Finesse. Ich bin nicht anspruchsvoll, aber so ein unscharfes, verwackeltes und fehlerbehaftetes Bild habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Hat man die alten Filmrollen aus der untersten Archivkiste ausgebuddelt, in einem namenlosen Dorfkino aufgeführt und dann alles heimlich mit dem Handy aufgezeichnet? Noch bisschen zurechtgeschnitten, denn das Format stimmt wohl auch nicht. Zudem wechselt die Originalsprache mit Untertiteln in einem sehr hochfrequenten Maß mit der deutschen Synchronisation. Die dafür verantwortlichen Stimmenleiher müssen alle unter einer Woche Schlafentzug gelitten haben, denn außer Gelangweiltheit kann man keine andere Emotion feststellen, egal was gerade so handlungstechnisch passiert. Der ganze Streifen ist sicher komplett in einem Raum abgefilmt worden, wo man immer mal die Deko und das Hintergrundbild gewechselt hat. Die Tricktechnik ist sehr simpel.
Die Handlung selbst – tja, hüstel. Mangel an Naivität kann man nicht vorwerfen. Besonders komisch ist auch, dass nur der abhandengekommene Professor die geheimen Einstellungen für den Kernreaktor weiß. Was, wenn der alte Knabe beim Liebesgeplänkel mit seiner hübschen Mitstreiterin nun vor lauter Aufregung plötzlich aus den Latschen kippen würde? Deswegen muss sich doch trotzdem die Welt buchstäblich weiterdrehen, sollte man meinen. (Aber es gibt da glücklicherweise noch so Erinnerungschips, eine wegweisende Entwicklung). Der impulsive Kernreaktor ist auch ein starker Schwachpunkt, denn er existiert nur in der wie auch immer gearteten Phantasie des Zuschauers. Man hätte doch wenigstens ein Modell aus ein paar lackierten Blechbüchsen und einigen qualmenden Weihnachtskerzen basteln können, um so bisschen vordergründige Dramatik verbreiten zu können. Zu sehen sind nur Erdbewohner in einem Laborraum, die sich angelegentlich darüber unterhalten, wann es denn so weit ist. Besonders denkwürdig ist eine gutaussehende Dame, die pausenlos mit den Händen auf dem Rücken durch das Zimmer stakst und die gelangweiltesten Kommentare von allen abgibt, obwohl ihr ja bald der Planet um die Ohren fliegen soll. Haltung ist eben alles.
Das letzte Drittel des Streifens reißt noch ein bisschen was raus, denn es gibt einige unerwartete Wendungen, die das Interesse des Zusehenden etwas mehr am Köcheln halten. Julie entpuppt sich immer mehr als intrigantes Weib, allerdings weiß man zum Schluss überhaupt nicht mehr so genau, auf wessen Seite sie nun steht und was grad in ihrem hübschen Köpfchen vor sich geht.
Trotz der bescheidenen Trickeffekte, die fast einen gewissen Charme entfalten, ist die Abschluss-Schlacht mit einiger Spannung in Szene gesetzt, wenngleich auch der Verdacht beim Zuschauer auftauchen kann, gerade einem frühen Computer-Rumballerspiel beizuwohnen.
Das dümmlich-aussöhnende Ende tut dann wieder weh, aber da ist es dann auch schon vorbei.

Persönlich fand ich den Film ziemlich bescheuert, auch wenn er dann die letzte halbe Stunde etwas mehr Interesse wecken konnte. Einige werden sich an solchem Trash durchaus erfreuen können.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 691

28.02.2025 15:07
#5 RE: Space Opera - Sammelbox Zitat · Antworten

Planet der Frauen

USA, 1958

Ein „Schätzchen“ der 50er, der auch vielleicht sogar bekannter unter dem Titel In den Krallen der Venus gelaufen ist.

Der Film spielt in einer damals noch fast dreißig Jahre liegenden Zukunft. Drei Kosmonauten eskortieren den Wissenschaftler Professor Konrad zu einem Außenposten im All. Eine Routinesache – eigentlich. Denn die Station wird vor ihren Augen mit ominösen Strahlen zerstört. Verdammt. Nun machen die Strahlen Jagd auf die Raumrakete. Sie wird heftig durchgeschüttelt, ein kleines Spielzeug mit beweglichem Hintergrund. Plautz macht die Kapsel dann irgendwann im Eis eines Planeten. Die betäubten Insassen werden wach und unternehmen erste Schritte. Jetzt schon in einem Urwald. Wo der auf einmal herkam?
Professor Konrad ist klargeworden, dass sie sich nur auf einem Planeten befinden können: der Venus.
Die Burschen sind aber nicht alleine, denn es finden sich bald schon die ersten Bewohner ein. Im ersten Moment eine Freude für die Jungs von der Raumflotte, handelt es sich doch um durchweg attraktive Angehörige des weiblichen Geschlechts in kurzen Röcken und allem, was so dazugehört. Doch die Mädels sind den Herren unfreundlich gesonnen, man schleppt sie in die Basis zur Herrscherin der venusianischen Damenrunde, die die Eindringlinge als Feinde betrachtet. Yllana heißt sie und verbirgt ihr Gesicht hinter einer Maske. Erdlinge sind kriegslüsterne Feinde, Männer generell besonders schlimm, so lautet ihre Devise. Am besten fort mit ihnen, also die Rübe runter. Aber, gottlob, nicht alle denken so. Es gibt im Untergrund sogar eine Oppositionsbewegung zur hartherzigen Königin. Angeführt wird sie von Talleah, die eine Rolle der damals bekannten Schauspielerin Tza-Tsa Gabor ist. Auch einige der Bewacherinnen sind schon bald beim Anblick der wackeren Space-Force-Boys dahingeschmolzen. Denn wozu die hübschen Beinchen zeigen, die Gesichter jeden Tag stundenlang schminken und die Haare noch länger stylen, nur um sich gegenseitig Komplimente zu machen oder schlimmer noch nach den Regeln der alten weisen Frau Sappho leben? Hier warten starke männliche Arme auf Umarmungen, zu denen das willige Fleisch der Amazonen drängt.
Den vier Astronauten vom Planeten Erde wird bald klar, dass hier endlich wieder mal der Mann das Sagen haben muss. Denn alles Übel fing auf der Venus damit an, als damals Krieg mit irdendeinem anderen Planeten herrschte und die Herren damit so in Anspruch genommen waren, dass die Weiber hinterrücks die Macht an sich reißen konnten. Die Männer wurden auf einen Mond verbannt.
So geht es dann in dieser Form weiter. Yllana ist nur so böse geworden, weil ihr Gesicht damals entstellt worden ist und sie kein Mann mehr anschauen mag. Ihr Hass ist grenzenlos, sie will auch die Erde mit ihrer Strahlenmaschine zerstören. Doch auch sie ist nur ein schwaches Weib, denn sie verzehrt sich geradezu nach dem Anführer Captain Patterson, der es aber einfach nicht fertigbekommt, das Opfer für den blauen Planeten zu bringen und, Yllanas verunstaltetes Gesicht vor Augen, die begierigen Kusslippen des nach Liebe schreienden Weibes zu befriedigen. Übel natürlich, denn die so Verschmähte lechzt umso mehr nach Rache…
Die unsäglich dumme Geschichte dröppelt dann noch ein bisschen weiter, man flieht in ein Versteck, wo noch eine komische Riesenspinne auftaucht, dann gibt es ein Intrigenspiel mit falscher und echter Yllana, und endlich – die Spannung ist kaum mehr zu ertragen :-) – drückt die grausame Herrscherin auf den entscheidenden Knopf zur Pulverisierung des vierten Planeten…. Klar ist, dass alles anders kommt als angedacht, alles ist zum Schluss so richtig gut, und das Heldenquartett kann sogar noch ein Jahr Extraurlaub auf dem Planeten der Liebe mit der unausgelasteten Schar seiner Bewohnerinnen herausschlagen.

Wenn man bedenkt, wie die guten alten Connery-Bond-Filme nur noch mit Warnhinweisen auf die zu erwartenden Schrecken (wegen der flapsigen Sprüche des alten Casanovas selbstverständlich, nicht etwa wegen der gezeigten Tötungen und Folterungen) gesendet werden, so sollte bei den Erlebnissen der vier Mannsbilder auf der notgeilen Venus ja im Prinzip ein Dauerstandbild mit entsprechendem Text im Hintergrund nötig sein. Der plumpe und vollkommen unschuldig vorgetragene Sexismus kann sogar für etwas Erheiterung sorgen, denn die cleveren Astronauten machen sich durchaus logische Gedanken und kommen beispielsweise zu dem Schluss, dass so komplexe Vorrichtungen wie der sogenannte Betastrahlenreaktor nur von Männern entworfen worden sein kann und nicht von Frauen, denn die können ja noch nicht mal richtig Auto fahren… Wobei der Film wohl kaum mehr noch in irgendeinem Programm auftauchen dürfte.
Weiter berichtenswert ist wenig. Die Kulissen einschließlich des benannten „Reaktors“ scheinen aus bemalten Pappstücken zusammengesetzt zu sein. Wahrscheinlich ist der ganze Film ausschließlich im Atelier gedreht worden.
Die Strahlenwaffen der Leibgardistinnen sehen aus wie russische WK-2-Maschinenpistolen, denen das Magazin abgenommen wurde. Das einzig positive ist irgendwie die unnatürliche Buntheit aller Gegenstände auf der Kunst-Venus, und die knappen Outfits der Komparsinnen sind für die damalige Zeit sicher auch sehr gewagt.
Wer die Erlebnisse von Captain Patterson und seiner Crew auf dem Frauenplaneten noch nicht gesehen hat, hat mit Sicherheit nichts wesentliches versäumt.

Dr. Oberzohn Offline



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04.03.2025 13:13
#6 RE: Space Opera - Sammelbox Zitat · Antworten

Der letzte Countdown

USA, 1979

Der funkelnagelneue Flugzeugträger „Nimitz“ der US-Navy geht inmitten eines Flottenverbandes auf neue Fahrt. Das Kommando hat Captain Yelland. Eine Rolle für den alten Hasen Kirk Douglas. Ihm zur Seite steht eine erfahrene Mannschaft, zum Beispiel der Offizier Commander Owens, dem noch eine besondere Rolle zufallen soll. Just für diese Fahrt hat sich das Hauptquartier was ausgedacht. Man schickt den von Martin Sheen gespielten „Systemanalytiker“ Lasky mit auf die Reise. Das ist so ein Job, den es unter den verschiedensten Bezeichnungen gibt und dessen Zweck es hier sein soll, verborgene Potenziale im Berufsalltag auf Deck auszuloten. Erfahrungsgemäß sind solche Leute nicht unbedingt wohlgelitten, und auch Lasky schlägt nicht unbedingt eine Woge der Begeisterung entgegen.
Bald gerät das riesige Schiff in einen seltsamen elektrischen Sturm, der nicht grundlos wie so eine Sequenz aus dem Vorspann eines James-Bond-Filmes aussieht, denn der Tricktechniker war derselbe.
Das Unwetter verflüchtigt sich so schnell, wie es aufgetaucht ist. Seltsame Dinge passieren, Glenn-Miller-Musik ertönt im Radio, uralte Funksequenzen werden durch den Äther geschickt, und die restlichen der Fahrzeuge des Konvois sind verschwunden. Wilde Gerüchte über einen Atomkrieg entstehen.
Als schließlich ein Aufklärungsflugzeug zurück nach Pearl Harbor geschickt wird, sieht man die genau gleiche Konstellation von Schiffen wie am 6. Dezember 1941. Was ist hier los?
Ganz in der Nähe tut sich Denkwürdiges. Eine Yacht schippert arglos über den Ozean. An Bord befinden sich offensichtlich recht hochrangige Personen aus der Politik. Eigentümer ist der feiste und energische Senator Chapman, ihm zur Seite steht seine nicht nur sehr tüchtige, sondern auch attraktive Sekretärin Miss Scott. Ihr Verhältnis ist rein geschäftlich, wie der Zuschauer erfährt, wenngleich das nur auf den weiblichen Part zurückzuführen ist.
Auf der Nimitz hat man sich mittlerweile widerstrebend zu der Ansicht durchgerungen, in ein Zeitloch gefallen und direkt am Vorabend des japanischen Angriffs auf die amerikanische Pazifikflotte gelandet zu sein. Das wird durch Erkundungsflüge in Richtung der erwarteten Angreifer bestätigt.
Die Erkenntnis kommt für die Passagiere auf Chapmans Yacht gerade rechtzeitig, denn die wird jetzt von zwei japanischen Zeros beschossen und versenkt. Zögernd gibt Captain Yelland den eigenen und technisch weit überlegenen Flugzeugen den Befehl zum Abschuss der feindlichen Maschinen. Letzten Endes haben nur Chapman und Miss Scott überlebt und werden zusammen mit Hund Charlie gerettet, auch einer der beiden japanischen Piloten wird geborgen und mitgenommen.
Nun wird es aufregend. Der befehlsgewohnte Chapman trötet lautstark mit allerlei Forderungen herum, gleichwohl kann er sich nicht richtig erklären, wo er sich eigentlich befindet und um welche geheim gehaltenen Wunderwaffen es sich bei der Nimitz und ihren Fliegern handelt. Zarte Bande werden währenddessen zwischen Commander Owens und Miss Scott gesponnen, doch Hund Charlie löst unbeabsichtigt beinahe eine Katastrophe aus…
Es gibt einen widerspenstigen Kriegsgefangenen, recht blutige Schießereien, einen starrköpfigen Anwärter auf das Präsidentenamt und einen explodierenden Hubschrauber. Zudem fast schon philosophische Erörterungen, denn die Frage zum eigenen Verhalten in dieser Ausnahmesituation hängt bei der Führung des Schiffes als ständiges Damoklesschwert in der Luft.
Am Ende finden sich die modernen Ami-Flugzeuge auf Konfrontationskurs gegen das historische japanische Geschwader. Muss die Geschichte neu geschrieben werden? Offenbar nicht, wie sich heute feststellen lässt…. :-)

Der SciFi-Film behandelt keine Invasionen von Aliens oder Vorstöße der menschlichen Rasse in die Untiefen des Weltalls, sondern setzt sich als Handlungsbasis mit dem Phänomen eines Zeitparadoxons auseinander. Man hat sogar einige bekannte Hollywoodstars für die Fast-Revancheschlacht mit den bösen heimtückischen Schlitzaugen bemüht. Negativ fällt die geradezu fetischistische Dauerpräsentation des (damals) modernsten Flugzeugträgers des Weltpolizisten ins Auge, besonders die ungezählten Szenen, in denen startende und landende Kampfflieger auf Deck gezeigt werden, sogar der fast schon sexuelle Akt des Auftankens in der Luft wird ausgiebig ausgekostet. Penetrante Werbung fürs Militär.
Ansonsten gäbe es zu bemängeln, dass die Rolle von Martin Sheen komplett überflüssig ist. Nicht nur der hehre Berufsstand des Systemanalytikers an sich, sondern auch die Figur, die für die Entwicklung der Handlung gar keine Bedeutung hat, es sei denn, sie diene als Identifikationsfigur für den Zuschauer als Zivilisten unter den ganzen Militärs. Und die Handlung als solche kann eine gewisse Oberflächlichkeit nicht verleugnen. Wobei man das allerdings schon eher auf der Habenseite verbuchen kann, denn auf pathostriefende Theatralik wird weitestgehend verzichtet, die guten anderthalb Stunden vergehen sehr kurzweilig. Die Probleme, die ein Eingriff in die Geschichte haben kann, werden allgemeinverständlich erörtert, so dass der unterhaltende Aspekt bestehen bleibt.
Auch die Begegnung mit Senator Chapman bekommt ihre Brisanz durch die Tatsache, dass dieser als aussichtsreichster Gegenkandidat zu Roosevelt in der nächsten Wahl bezeichnet wurde, aber seit dem Pearl-Harbour-Angriff als verschollen galt. Und natürlich diskutiert man, ob man mit den überlegenen Waffen in den so lange als vorgezeichnet gehaltenen Geschichtsverlauf eingreifen darf. Es obsiegt natürlich die militärisch „richtige“ Sichtweise, immer und stets gegen die Angreifer des Vaterlandes vorzugehen. Man spürt förmlich, wie es die Filmemacher in den Fingern gejuckt hat, endlich eine filmische Vergeltung nach fast vier Jahrzehnten durchzuführen und das nationale Trauma zu beheben. Wäre aber ziemlich teuer geworden, und außerdem gibt es halt noch die reale Welt da draußen. Eine rechtzeitige Rückkehr des Magnetsturms sorgt dafür, dass alles wieder ins rechte Lot kommt.
Auf der Strecke sind schließlich neben zwei japanischen Soldaten auch einige amerikanische Matrosen geblieben, wegen eines sehr gefährlichen und nach guter alter Manier bösartigen Japaners, aber auch eines besonders sturköpfigen Amerikaners, der dabei allerdings selber draufgeht und somit auch hier die Historie bleibt wie im Lehrbuch. Zwei lebende Verschollene in der Vergangenheit gibt es auch zu beklagen, doch wie in dieser Sorte Film üblich, erlebt der Zuschauer zusammen mit Mr. Lasky am Ende auch hier noch eine kleine Überraschung.

Lässt man den propagandistischen Hintergrund des Nimitz-Abenteuers mal außer Acht, bekommt man einen durchaus spannenden und handwerklich gut gemachten Streifen über ein Zeitreise-Erlebnis

Dr. Oberzohn Offline



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28.03.2025 15:21
#7 RE: Space Opera - Sammelbox Zitat · Antworten

Things to Come (Was kommen wird)

GB, 1936

Ein recht früher, aber doch einflussreicher Science-Fiction-Film nach H.G. Wells.
Zu Weihnachten des Jahres 1940 feiern ein paar befreundete Personen in der fiktiven Stadt Everytown das Fest des Friedens, darunter auch die Herren Cabal und Dr. Harding. Bei einem Gespräch über das Thema Krieg gibt es unterschiedliche Meinungen über dessen Auswirkungen, doch bald schon bringt die raue Wirklichkeit die Wahrheit ans Licht. Denn tatsächlich sind feindliche Flugzeuge im Anflug, die Welt sieht sich unverhofft im Kriegszustand. Es kommt zu schweren Luftangriffen, die Everytown verwüsten. Die Männer werden zum Frontdienst eingezogen. Hier werden auch moderne Entwicklungen eingesetzt, Panzer greifen in die Kämpfe ein. Giftgas ist nach wie vor eine gefürchtete Waffe.
John Cabal dient in der Luftwaffe und verzweifelt zunehmend an der Sinnlosigkeit des Gemetzels. Währenddessen mahlt die Kriegsmaschinerie weiter und scheinbar endlos vor sich hin. Der kulturelle Zustand der Völker fällt zunehmend ab, das technologische Niveau sinkt mitunter auf das vorindustrieller Zeit herunter. Mitte der 60er Jahre wird endlich Frieden geschlossen. Doch hat die Bevölkerung schwer unter den Auswirkungen einer weltweit auftretenden und unheilbaren Seuche zu leiden. Lokale Warlords reißen die Macht an sich, in Everytown gelangt ein Mann an die Spitze, der besonders rücksichtslos auf die Erkrankten schießen ließ und sich hinterher als Retter ausgibt und feiern lässt. Genannt der „Boss“.
Der Boss möchte die wenigen noch vorhandenen, aber mittlerweile funktionsunfähigen Flugzeuge wieder zum Fliegen bringen, da er sie beim Kampf gegen die Nachbargebiete nutzen will. Denn Kleinkrieg wird immer noch oder besser schon wieder geführt. Die paar überlebenden Qualifizierten werden unter Druck gesetzt, unter ihnen auch der kaum mehr handlungsfähige Arzt Dr. Harding.
Eines Tages kommt ein richtiges funktionierendes Flugzeug aus den Wolken herabgeschwebt, dem ein futuristisch gekleideter Pilot in Schwarz entsteigt. John Cabal ! Er bringt die Kunde von einer philantropischen Vereinigung von Fliegern und Technikern, welche ihren Sitz in Basra hat und wieder weltweit Fortschritt und Kultur bringen sowie alle Staaten auflösen will. Dann endlich soll endgültiger Friede auf Erden herrschen. Davon will der Boss natürlich nichts wissen und lässt den Neuankömmling einsperren. Doch mit Hilfe einiger Verbündeter und sogar Bekannter aus alten Vorkriegstagen kann Cabal entkommen und wieder mit der Befreiungsluftflotte zurückkehren, die mit dem Einsatz von „Friedensgas“ für klare Verhältnisse sorgt. Der Boss findet sein Ende, nach und nach werden auch die anderen Provinzfürsten abgesetzt.
Im letzten Drittel wird eine neue Welt erschaffen, mächtige Maschinen wühlen sich durch die Erde, und Everytown erstrahlt unterirdisch in einem neuen, aber künstlich erzeugten Glanz. Schließlich ist es das Jahr 2036, ein Nachkomme Cabals regiert die hochtechnisierte Smart City der Zukunft, wo alles technisiert ist, es Bildschirme in sämtlichen Größen, moderne Kommunikationsgeräte, Hubschrauber und sonstigen Schnickschnack gibt sowie die Menschen in den Genuss einer wesentlich längeren Lebenszeit gekommen sind.
Aber Unzufriedene gibt es auch hier, Ewiggestrige, die alten Zeiten hinterhertrauern und der gerade geplanten ersten menschlichen Mission zum Mond sehr ablehnend gegenüberstehen. Eine aufgewiegelte Volksmenge will die Riesenkanone für die Mondkapsel zerstören. Dem Enkel-Cabal gelingt es mit seinen Getreuen, das junge Pärchen für den Astronauteneinsatz (die eigenen Kinder !) trotz allem auf seine ungewisse Reise zu schicken, sodann den Zaudernden in seinen Reihen einen abschließenden pathetischen Monolog zu halten. Schöne neue Welt !

In massiven Lettern wird gleich in der ersten Einstellung auf die Mitwirkung von Mr. H.G. Wells bei der Entstehung dieses Filmes hingewiesen. Damals ein sehr bekannter Schriftsteller, auch heute noch vielen als der Autor der Klassiker Die Zeitmaschine oder Krieg der Welten bekannt. Nur wenige wissen allerdings um seine politischen Bestrebungen und seiner Mitgliedschaft in der Fabian Society, einer damals wie heute sehr einflussreichen Organisation, die lieber im Geheimen agiert. Deren Ziel ist die Einführung eines weltweiten sozialistischen Systems, allerdings nicht durch Revolutionen nach Marx- und Lenin-Art, sondern durch langsame Unterwanderung der Gesellschaft. Gegründet durch Mitglieder der Upper Class, verstehen die Fabian Socialists unter Sozialismus nun mit Sicherheit keine Herrschaft der Arbeiterklasse samt Bauern und Angestellten, sondern die Gleichschaltung und -machung dieser 99 Prozent der Menschheit auf einem im Prinzip recht- und besitzlosen Niveau, während sich der unbedeutende Rest der Weltelite natürlich selbstlos um die wirklich wichtigen Sachen kümmert. Obwohl Wells den Fabianern nur einige Jahre angehörte, haben sie doch sein Denken und Handeln weiterhin lebenslang geprägt. Ein großer Teil seines literarischen Schaffens beschäftige sich nicht nur mit zukunftsweisenden Technologien, sondern auch mit dem Thema einer Weltdiktatur. So auch in der Buchvorlage von 1933, die wenige Jahre später eher frei verfilmt wurde von einem Mann namens William Cameron Menzies, welcher in der recht frühen Phase der Filmkunst ein umfangreiches Wirken hatte.

Die Herren, die im Film am Anfang in gemütlicher Runde plaudern, streiten darüber, ob Kriege nun eher die Entwicklung voranbringen oder abbremsen. Doch bald schon können sie ihre theoretischen Eskapaden in der Praxis prüfen. In gewisser Weise ist es schon bemerkenswert, dass filmisch das Jahr 1940, als die Luftschlacht um England tobte, als Datum für den Beginn des Weltkrieges unter dem maßgeblichen Einsatz der Luftwaffe gelegt wurde. Natürlich wurde damals von allen Seiten schon auf diese Katastrophe hingearbeitet, was Wells sicher gewusst hat. Wenn man bedenkt, dass der massive Panzereinsatz der Wehrmacht bei den ersten siegreichen Feldzügen im realen Krieg angeblich so überraschend kam, so ist der Film auch hier sehr prophetisch, denn allerlei immer weiter fortschreitende Entwicklungen dieses Waffentypus werden gezeigt. Dagegen wurde glücklicherweise Giftgas real nicht mehr masseneingesetzt.
Sogar das Schicksalsjahr 1945 findet Erwähnung, doch ist das Kriegsende hier noch lange nicht in Sicht. Der „Vater aller Dinge“ sorgt nach einem kurzen technischen Aufschwung hier dann für Stagnation und Niedergang. Man muss es Wells als Ideengeber durchaus zubilligen, die Sinnlosigkeit des Gemetzels aus ehrlicher Überzeugung anzuprangern und als Rückfall in die Barbarei zu entlarven. Natürlich verlief die Geschichte in Realität hier anders, die Jahrzehnte nach 1945 waren in der „zivilisierten“ Welt eher durch Wiederaufbau, Wohlstand und Konsum geprägt, wenngleich auch durch die ständigen Gefahren des Kalten Krieges getrübt und möglicherweise auch durch raffiniertere Formen der Kriegsführung, was nun aber zu weit führen würde. Wells‘ Pessimismus hat sich auch auf den ständigen Angstfaktor einer Pandemie erstreckt, die einen Großteil der Menschheit zu einer Art Zombies macht und zum Tode führt. Übrigens wohl eine Biowaffe. Und Bevölkerungsreduktion hat für die Weltenplaner immer schon eine große Rolle gespielt.
Als Eugenik-Anhänger war es für Wells wie für viele aus seiner Gilde auch selbstverständlich, dass nur hartes Durchgreifen eine Hilfe bringen und sich nur die Stärksten oder eher Brutalsten durchsetzen würden.
Leider hat er nie die Machenschaften seiner eigenen Klasse der angelsächsischen Oberschicht in Frage gestellt, denn deren Nutzen an den meisten „Waffengängen“ dürfte wohl beträchtlich höher sein als die des braven Staatsbürgers, egal wo auf der Welt, als Kanonenfutter. Denn die Lösung für alle Probleme liegt nun nach Sicht der Fabian Socialists genau in den Händen ebendieser kleinen Elite von Reichen. Der Film wartet hier allerdings mit einer verschönerten Variante auf. Eine Vereinigung mit dem wohlklingenden Namen Wings over the World kümmert sich nun um das endgültige Wohl des Planeten. Eine selbsternannte Schicht von geheimen Wissensbewahrern, darunter viele Piloten, unter wesentlicher Beteiligung von John Cabal (der Name ist auch eine Finesse), die zum rechten Zeitpunkt Ordnung aus dem Chaos schafft und eine New World Order errichtet, wie es der Film auch tatsächlich so bezeichnet.
Warum nun das meiste unterirdisch errichtet wird, ist nicht so ganz klar. In einer Geschichtsstunde für die Kinder der Zukunft wird das Wohnen in Häusern mit Fenstern als rückständig beschrieben – Tageslicht muss wohl was Ekliges sein, viel besser ist künstliche Beleuchtung, die den Fortschritt repräsentiert. Naja.
Eindrucksvoll sind die Trickszenen mit den riesigen Apparaturen, die sich durch die Erde wühlen und später auch die Sequenzen über das Leben im neuen Utopia-Reich. Man spricht über einen kleinen Sender am Handgelenk miteinander, vielleicht eine weiterentwickelte Armbanduhr. Es gibt auch Mini-Hubschrauber zur Fortbewegung. Und vieles andere. Die Kleidung erinnert an das alte Rom, wie die Senatoren in ihrer damalig modernen Kluft würdig dahinschritten. Beachtlich ist die Möglichkeit für jeden Bewohner, auch selbst über einen Riesenbildschirm (fast schon ein Hologramm) zu den anderen zu sprechen. Das Kommunikationsmonopol ist nicht völlig in staatlicher Hand, wahrlich revolutionäre Gedanken für die 30er Jahre. Doch Everytown 2036 ist nur eine Scheindemokratie, eher doch die „sanfte Diktatur“, von welcher Wells gerne schrieb.
Der Künstler Theotocopulos ist mit der Weiterentwicklung des technischen Fortschrittes um jeden Preis nicht einverstanden. Was seine eigentliche Aufgabe ist, weiß man nicht, denn jede Art von Kunst zur Verschönerung der Umgebung sucht man im technokratischen Reich vergebens, so bleibt ihm wohl nur übrig, den Querulanten zu spielen. Ein von ihm aufgestachelter Pöbel, der sich offensichtlich sehr leicht beeinflussen ließ, möchte symbolträchtig das modernste Gimmick der Techno-Elite zum Teufel schicken.
Raketengeschosse aus eigenem Antrieb gibt es nicht, eine Riesenkanone dient als Energiebringer für das bemannte Geschoss zum Erdtrabanten. (So ähnlich hatte es Wells auch schon bei seiner Marsianer-Invasion beschrieben). Der gerade amtierende aus der Blutlinie der Cabals, der seinem Urahn seeeehr ähnlich sieht :-), lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, selbst als man feststellt, dass das „Friedensgas“, die Less-Lethal-Waffe seiner Zeit, gerade nicht verfügbar ist. Man verfährt eben nach der alten Fabianischen Taktik. Die Menge wird so lange hingehalten, abgelenkt und getäuscht, bis halt die Kanone ihren Zweck getan hat und die Sache nicht mehr zu ändern ist. Auch von den Spezialeffekten sehr gut gemacht.
Nun befinden sich zwei Sprößlinge der Führungsschicht auf Erkundungsflug im Weltall, und der Kabalenhäuptling kann nochmal ausgiebig über den ewigen Forschergeist und Erkenntnisdrang der Menschheit philosophieren. Womit er schließlich nicht unrecht hat.

Things toCome ist mit seinen anderthalb Stunden Spielzeit mit Sicherheit ein Meilenstein des Science-Fiction-Kinos. Die Originalfassung war in Schwarzweiß gedreht, wurde aber später nachcoloriert. Das sieht gar nicht übel aus und kann einigen Charme versprühen. Ich finde die Leistung der Tricktechniker wirklich beachtlich. Reizvoll wie immer bei so alten Streifen, die sich mit unserer Zeit befassen, ist der Vergleich von Vorhergesagtem und Eingetretenen.
Die unverhohlene Propagierung einer Eine-Welt-Ordnung mit einer fortschreitenden Technisierung nur um ihrer selbst willen hinterlässt zumindest bei mir ein sehr unangenehmes Gefühl. Regt aber zur Auseinandersetzung mit dem Sachverhalt an.
Obwohl es im klassischen Sinne keine Hauptpersonen gibt und die Handlung in mehrere Abschnitte zerfällt, gibt es kaum Leerlauf. Jeder, der nicht gänzlich nur auf supermoderne Filme steht, kann durchaus mal einen Blick riskieren.

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