Hallo. Ich möchte Euch auf das Magazin KRIMI! aufmerksam machen. Es ist heute als Hardcover erschienen. Die Softcover Variante wird am 29.11. erscheinen. Folgende Themen werden mit viel neuen Informationen besprochen: 1. Wie Jess Franco die letzten Wallace-Filme drehte. "Der Teufel kam aus Akasava" und "Der Todesrächer von Soho" unter der Lupe. Entstehungsgeschichte und Wirkung. 2. Heather Gardiner. Wer war die Frau, die die Romanvorlage "Die Rote Vase" für den Krimi "Hotel der Toten Gäste" schrieb. Weltweit einmalig und exklusiv wird hier ihr Leben und die Geschichte hinter dem Film beschrieben. 3. Fantomas. Warum wurde die erfolgreichste Eurocrime-Serie eingestellt und welche Auswirkungen hatte das auf die anderen Lizenzfilme z.B. die Edgar Wallace Lizenz? 4. Krimi. Was ist das? Definition eines Genres. 5. Bryan Edgar Wallace. Welche Bücher von ihm wurden wann und wie veröffentlicht und welche Grundlage für Verfilmungen waren sie. 6. Umfangreiches Recherchematerial (z.B. italienische Zensurakten zu 1.) sowie internationale Filmplakate zu den besprochenen Filmen.
Umfang 80 Seiten, HC 24.99 in Vollfarbe (englischsprachig) Das SC in Vollfarbe wird dann 8.99 kosten.
Das ist eine Null-Nr. zum Ausprobieren. Viel Vergnügen!
Ja, aber der Sinn ist es, die Bedeutung der (Wallace)Krimis mal im englischssprachigen Ausland hervorzuheben. Die dortigen Filmhistoriker sprechen nun mal keine andere Sprache und nehmen daher die Filmwelt so wahr, wie sie ihnen geboten wird. Leider ist es dann hierzulande so, dass es sich die hiesigen Filmhistoriker dann einfach machen und die vorproduzierte "Faktenlage" übernehmen anstelle mal hier "vor Ort" gegenzurecherchieren, ob das denn alles so stimmt. Mann könnte ja mal recherchieren, ob denn nicht tatsächlich Bryan Edgar Wallace am Skript zu "Schwarze Handschuhe" mitgearbeitet hat (was ich mittlerweile für sehr wahrscheinlich halte), was ja die internationale Beurteilung des Films ändern würde.
Der Aufwand, die Texte zurück zu übersetzen ist zu hoch, vor allem da man dafür bei Amazon keine KI einsetzen darf, selbst wenn man den Originaltext geschrieben hat...
Ich stelle ja hier im Forum immer wieder erfreut fest, dass es da richtige Experten gibt, die sich sehr stark eingearbeitet haben. Auch hier wäre es doch schön, wenn dieses Wissen nicht verloren geht....
Ohne Wasser in den Wein kippen zu wollen - denn da steckt sicherlich viel Arbeit drin - aber ein Magazin als Hardcover im Eigenverlag zu veröffentlichen finde ich schwierig. Selbst ohne Regelmäßigkeit (die ein Magazin eigentlich braucht, sprich Stammleserschaft mit Abonnement + einige Gelegenheitsleser) wird es wohl nur eine sehr kleine handvoll Leute geben, die soviel Geld für ein Magazin mit solch nischigen Themen hinlegen - aber vielleicht belehren mich die Verkaufszahlen ja eines besseren... wenn die Einnahmen Eure Zeit und Energie aufwiegen, sei es Euch gegönnt. Nur bekommt man für 25 Euro vielerorts gut recherchierte und über lange Zeit ausformulierte Sachbücher mit hunderten von Seiten zu Filmgenres - und da spreche ich gar nicht von den riesigen Film-Bildbänden mit Mainstream-Themen (Star Wars, Film Noir, Wilder, Hitchcock, Kubrick,...) zu Kampfpreisen vom Taschenverlag. Als Dozent betreue ich unter Anderem auch Mediengestalter Digital und Print - nicht nur deswegen stößt mir Euer KI-generiertes Cover sehr sauer auf, zumal es zwar auf den ersten Blick recht stimmungsvoll wirkt, seine Herkunft aber bei genauem Hinsehen nicht mehr verstecken kann. Es beißt sich meines Erachtens auch ziemlich mit dem Rückblick auf "das gute alte, handgemachte Kino". Ich versuche konstruktiv zu sein: Wie ihr ja im Vorwort schreibt, freut Ihr Euch über Input. Wenn da zukünftig Gastbeiträge dazukommen und verschiedene Autoren tätig sind und es sich auf Softcover beschränkt und vielleicht (durch Werbung oder andere Einnahmequellen) der Preis noch etwas weiter sinkt, könnte das vielleicht spannend werden. Andererseits zeigt das Forum hier ja schon, wie (wenig) ergiebig das Krimi-Thema ist. Irgendwann war gefühlt Alles zu Wallace ausdiskutiert und Weinert-Wilton, BEW oder Mabuse haben dann schon eine kleinere Zielgruppe. Letztendlich halten es so schöne (aber auch extrem nischige) Themen wie die Filmraritäten (von Giacco) am Leben. Das geht wahrscheinlich komplett vorbei an dem, was Euch vorschwebt (es wird ja fröhlich bei Jess Franco und Co gesumpft), aber ein Krimi-Magazin bräuchte wahrscheinlich ein weites Feld, auch Aktualität und wiederkehrende Rubriken wie "Der nächste Tatort", "Soundtrack-Veröffentlichung des Monats", "Beste VÖ eines Krimis auf UHD, Blu-Ray oder DVD des Monats", jede Ausgabe ein Interview mit Krimi-Promi (Schauspieler, Romanautor, Regisseur,...) oder meinetwegen Kriminalpsychologen oder Kriminalisten, die von ihrem Lieblings-Kriminalroman erzählen oder Parallelen von in Wallace-Romanen/-Filmen geschilderten Verbrechen zu tatsächlich in letzter Zeit geschehenen Verbrechen ziehen.
Ich persönlich sehe vom Kauf ab, denn die beiden Franco-BEW-Filme zählen für mich zum "Bodensatz" des Deutschkrimis der 60er und 70er, weshalb ich wenig Interesse an Hintergrundinfos habe, Heather Gardiners Biografie reizt mich auch nicht wirklich, da mich "Hotel der toten Gäste" nicht eben zum Lesen ihrer Romane bewegt hat, der Prozess von Marcel Allain gegen Gaumont wurde in der gar nicht so alten ARTE-Doku zu "Fantomas" für meine Begriffe genügend dargestellt, Deine Krimi-Definition hier in einem Thread erhielt ja auch schon viele Gegenstimmen, so dass ich sie nicht in noch längerer Form lesen muss und wieviel seiner Romane wirklich in den BEW-Filmen steckt, lässt sich eigentlich auch in einem Satz zusammenfassen, denn Brauner benötigte nur den Namen und die meisten engagierten Autoren haben wohl nie eine der "Vorlagen" gelesen. Aber wie gesagt: Mit Gastautoren, liebevollem (="handgemachten") Artwork und einem erweiterten Themen-Feld (weg von "Krimi=Alles im weitesten Sinne Wallace-Ähnliches aus den 60s/70s") könnte das durchaus etwas werden...
Da Boris quasi parallel zu meinem Beitrag auch nochmal etwas geschrieben hat, greife ich das direkt nochmal auf:
Zitat von boris brosowski im Beitrag #3"Mann könnte ja mal recherchieren, ob denn nicht tatsächlich Bryan Edgar Wallace am Skript zu "Schwarze Handschuhe" mitgearbeitet hat (was ich mittlerweile für sehr wahrscheinlich halte), was ja die internationale Beurteilung des Films ändern würde."
Da sind wir wieder bei dem Thema, was wir hier schon häufig hatten. Kurz gefasst: Recherchiere es und schreib dann darüber - nicht umgekehrt. Es schwirren zu viele Thesen und Vermutungen herum und zu wenig wird dann im Nachgang wirklich überprüft (und bei Bedarf auch zurückgenommen). Wieso sollte Dario Argento sich an diversen Stellen auf den Autoren "Fredric Brown" beziehen (was ja im Zweifelsfall Kosten für die Rechte verursacht hat), wenn im Hintergrund tatsächlich Bryan Edgar Wallace bei Dario Argento auf dem Sofa saß? Fredric Brown schrieb die Vorlagen zu diversen Episoden von "Alfred Hitchcock präsentiert" und "Alfred Hitchcock zeigt". Dass Argento sich also bei seinem Skript (das entstand, bevor Brauner auf die Idee kam für die Vermarktung hierzulande auf seine noch vorhandene Bryan Edgar Wallace-Lizenz zurückzugreifen) bei den Romanen dieses Herren bedient hat, liegt näher, als dass Argento sich an den zumeist eher im Science-Fiction- oder Spionage-Bereich angesiedelten Bryan Edgar Wallace-Stoffen abgearbeitet hat... Und was ändert es an der ausländischen Bewertung des Filmes, wenn Bryan Edgar Wallace daran mitgeschrieben haben sollte? Selbst Fredric Brown spielt doch nirgendwo eine Rolle. Seinen Status hat der Film durch Argentos Inszenierung und Storaros Kameraarbeit, vielleicht noch durch Morricones Musik, die die Blaupause des modernen Giallo schufen - das Drehbuch ist mehr oder weniger das schwächste Glied bei dieser Produktion und der Film nicht WEGEN, sondern TROTZ des Buches Klasse.
Zitat von boris brosowski im Beitrag #3Ja, aber der Sinn ist es, die Bedeutung der (Wallace)Krimis mal im englischssprachigen Ausland hervorzuheben. Die dortigen Filmhistoriker sprechen nun mal keine andere Sprache und nehmen daher die Filmwelt so wahr, wie sie ihnen geboten wird. Leider ist es dann hierzulande so, dass es sich die hiesigen Filmhistoriker dann einfach machen und die vorproduzierte "Faktenlage" übernehmen anstelle mal hier "vor Ort" gegenzurecherchieren, ob das denn alles so stimmt.
Zielgruppe sind also ausländische Filmhistoriker? Oder wendet Ihr euch an Krimi-Fans? Zielgruppen-Analyse wäre möglicherweise ein erster Schritt. Und wird im Magazin auch die Grundlage Eurer Recherchen beleuchtet? Die von Dir angesprochene "vorproduzierte Faktenlage" entstand ja auf Basis von Gesprächen mit Beteiligten sowie (beispielsweise bei Joachim Kramp) Einsichtnahme in Produktionsunterlagen bei der Constantin und Rialto. Hattet Ihr Zugriff auf Jess Francos Nachlass oder hat Euch Alice Brauner Akteneinsicht gewährt?
Es wäre sinnvoll, in der Leseprobe zumindest ein richtiges Stück Text mit anzubieten statt nur Bilder und Inhaltsverzeichnis. So weiß man gar nicht was einen da erwartet. Ansonsten sind die öden Jess-Franco-Filme zum Auftakt nicht unbedingt eine gelungene Wahl aber da mögen sich die Geister scheiden.
Filme im falschen Bildformat sind wie ein Gemälde, aus dem ein Dieb den Teil herausgeschnitten hat, der ihm am wichtigsten erschien, weil das Bild als Ganzes nicht durchs Fenster passte.
Alte Kinofilme nach Jahrzehnten nachträglich neu zu synchronisieren ist wie Süßstoff in einen guten alten Wein kippen: ungenießbar-pappige "Spätlese".
Was wären Jack Lemmon, Danny Kaye, Peter Sellers, Bob Hope und Red Skelton im deutschsprachigen Raum ohne die Stimme von Georg Thomalla ?
Zunächst: Sehr schön, dass sich in diesem Bereich was tut. Ich denke, man kann es nicht jedem recht machen, aber in dem Projekt steckt jede Menge Arbeit und sicherlich auch Liebe. Bin gespannt, wie groß die englische Zielgruppe ist, habe da überhaupt keine Ahnung.
Zu Bryan Edgar Wallace und seiner möglichen Mitwirkung am Argento-Film:
Ich zitiere hier aus dem italienischen Buch "Giallo & Thrilling all'italiana" von Bruschini & Piselli, in dem es auch ein langes Interview mit Dario Argento gibt und übersetze gleich auf Deutsch ... - Frage: Kennst du auch die deutsche Filmreihe "Krimis" (im ital. Original wird hier das Wort 'krimi' verwendet), die auf Edgar Wallace basierte? - Antwort Dario Argento: Ja, ich erinnere mich daran [...]. Es stimmt, meine ersten beiden Giallos wurden in Deutschland als Edgar-Wallace-Krimis [sic!] vermarket, aber das war ein Fehler, sie hatten nichts mit ihm zu tun.
Im Übrigen gilt das auch für "Das Geheimnis des gelben Grabes". Hierzu habe ich vor Jahren mit dem Sohn des verstorbenen Regisseurs Armando Crispino ein Interview geführt. Darin meinte er auch, dass sein Vater ihm erzählt habe, dass der Name "Bryan Edgar Wallace" vom deutschen Co-Produzenten verwendet wurde, um den Film zu vermarkten. Er sagte wortwörtlich: "Fu una trovata" - also "Es war eine Erfindung". Zum "Gelben Grab" liegt mir auch das italienische Originaldrehbuch vor, dass Crispino mit seinem Coautor Lucio Battistrada geschrieben hatte, als noch lange von keiner deutschen Beteiligung die Rede war. Kein Wort von Bryan Edgar Wallace darauf!
Einer internationalen Leserschaft sagt der "Bucklige von Soho" nichts. Franco oder Argento sind Begriffe, mit denen sie was anfangen können. In dieser Nullnummer haben wir Franco genommen, da der Text schon halb fertig war. In der #1 werden wir uns dann Argento widmen, eben um es der englischsprachigen Leserschaft einfacher zu machen. Mittlerweile gibt es eine große Anzahl von 4K UHD BDs von Franco Filmen. Es scheint ein Markt zu sein... Wie gesagt, es ist eine 0-Nummer, die beim Erscheinen der Nr.1 dann auch von Markt genommen wird. Sie war eigentlich nur dazu gedacht, das Ganze mal auszuprobieren und wir fanden das Ergebnis so gut, dass wir es dann veröffentlicht haben. Danke schön für Deine konstruktive Kritik.
@ Georg: Danke schön, es macht Spaß, dann ist es keine Arbeit.
Ich kenne die Aussagen von Argento und bezweifle sie. Argento hat ja auch behauptet, Nicolodi hätte nichts mit dem Script von Inferno zu tun - was von Nicolodi als Lüge bezeichnet wurde. Jetzt muss man sich entscheiden, wem man glauben will - schaut man sich die übrigen Argentos an (und vor allem Suspiria - wo Nicolodi heftigst um den Credit für das Skript kämpfen musste) liegt die Antwort auf der Hand. Wie man dann so eine Aussage zu Drehbuch/Vorlage vom "Vogel" deuten muss - von jemanden, der die offensichtliche Vorlage Frederic Browns ja auch verschwieg... kann man beurteilen wie man will. In seiner Autobiographie teilt er auch nochmal gegen die "Deutschen Produzenten" aus.. .so unwichtig werden sie ja dann nicht gewesen sein, wenn er sie extra in seinem dünnen Büchlein erwähnt.
Ich denke, wenn jemand offiziell und amtlich erklärt - der nachgewiesenermaßen an der Produktion des Films beteiligt war - dass BEW mitgearbeitet hat, ist das zumindest mal die Frage wert, ob das nicht der Fall ist. Dass vielleicht in italienischen Archiven nichts dazu vorliegt, ist nachvollziehbar.
Beim Geheimnis des Gelben Grabes bin ich nicht kompetent genug dazu, eine Aussage zu machen und ich glaube auch nicht, dass wir viel Focus auf den Film legen werden. Aber danke trotzdem für deine kompetenten Einwürfe und - wie schon mal per email (an krimiserien) mitgeteilt - Du bist herzlich eingeladen, mitzumachen... Ich schätze Deine Kompetenz da sehr.
Ums kürzer zu machen: Ich würde das Buch sofort kaufen, alleine um die Sache zu unterstützen. Themenauswahl finde ich recht gelungen.
Ich kenne die aufgezeigten Bryan-Wallace-Filme nicht mal, würde es aber doch interessehalber lesen. Was Heather Gardiner angeht, die hat ja leider nur zwei Bücher geschrieben, die ich mir immer schon mal besorgen wollte. Das tät mich schon vom Hintergrund her interessieren, vielleicht würde ich mir "Hotel der toten Gäste" auch endlich mal ansehen, ist ja auf youtube zu finden. Die Fantomas-Reihe ist ein besonderes Highlight, die sicher noch viele Fans hat. Natürlich kann man hier auch die Informationen im Web zusammensuchen, warum es keinen vierten Moskau-Streifen gab, Rivalitäten der beiden männlichen Hauptdarsteller, zu hohe Gagenforderungen, die Klage des Fantomas-Erfinders gegen die Filme, letztlich vielleicht sogar Auswirkungen der hohen Politik... Vielen ist das sicher noch nicht so bekannt. Generell die deutsche Krimi-Serie der 60'er ordentlich bebildert vorzustellen ist auch ein schöner Einfall, ob nun der eine oder andere Film da noch wallace-like ist oder nicht, sei dahingestellt...
Wie gesagt, eine schöne Sache. ABER: Was nützt uns das auf Englisch? Wäre es nicht sinnvoll oder fast schon notwendig, diese ganzen Dinge auch wieder einem deutschen bzw. deutschsprachigen Publikum in Erinnerung zu rufen bzw. bekannt zu machen? Malt man sich da wirklich im englischsprachigen Raum höhere Absatzchancen aus? Das wäre doch sehr schade, wenn es so wäre...
@ Dr Oberzahn. Vielen, vielen Dank für die lieben Worte. Sicherlich ist vieles im Netz zusammensuchbar, aber wenn das alles so einfach wäre, würden wir es sein lassen. Bei Heather Gardiner ist es z.B. so dass das nationale Australische Literaturarchiv Heather Gardiner erst durch unsere Recherche aufnahm, die definitiv das Tiefste darstellt, was es weltweit gedruckt oder im Netz gibt.
Warum wir die Franco-Filme aufgenommen haben, hab ich ja oben beschrieben.
Der Fantomas-Artikel soll ja erstmal dem englischsprachigen Publikum Fantomas nahebringen. Bitte da um Perspektivwechsel. Dem US-Amerikaner ist Fantomas völlig unbekannt. Hier haben wir auch Auszuüge aus den Originalprozessakten drin (was in der Arte-Doku nicht drin ist). Und auch die Frage gestellt, was für Auswirkungen der Prozess auch auf ander Euro-Crime Linzenzen hatte. Frankreich war ja wie die BRD in der EWG und damit galt das Urteil auch in D-Land.
Warum auf Englisch? Ich habe festgestellt, dass das Interesse in den englischsprachigen sozialen Netzwerken extrem groß ist. Wahrscheinlich sind das die Filmfreunde, die schon alle Gialli und Jess Franco / Paul Naschy Filme kennen und nun auf der Suche nach was Neuem, Unbekannten sind. An die richtet sich das Magazin. Ich bin auch der Meinung, dass hier im Forum derartig viel Wissen bei Euch vorliegt, dass ich hier Eulen nach Athen tragen würde. Darüber hinaus ärgert mich die Darstellung der Gialli als singulär italienisches Phänomen und ich würde das gerne geraderücken.
Daher nochmal meine Bitte: Helft mir einfach, dieses Wissen - auch wenn es noch so nieschig ist - zu bewahren. Irgendwann wird das Forum wohl mal abgestellt, und dann ist alles weg. Ein Printerzeugnis hat den Vorteil, in den Archiven zu landen. In Englisch nochmal mehr für alle Forscher weltweit verständlich zu sein. Kontakt geht über krimimagazine@gmail.com
Wenn die Sprachhürde bei der Mitarbeit hoch erscheinen sollte, bieten wir gerne die Übersetzung an! (Wir, das bin ich und Holger, der lebt in Irland und Mirek, der ist aus USA und ist bestens in der Szene dort vernetzt.
Der Konsum eines englischsprachigen Mediums ist mittlerweile durch entsprechende Apps (z.B. Google Translate) realtiv gut machbar.
der krimimagazine.blogspot.com hat pro Tag ca. 1000 Aufrufe, davon 80% vom Rest der Welt - und wir sind ja noch nichtmal richtig gestartet...
Zitat von boris brosowski im Beitrag #11Und auch die Frage gestellt, was für Auswirkungen der Prozess auch auf ander Euro-Crime Linzenzen hatte. Frankreich war ja wie die BRD in der EWG und damit galt das Urteil auch in D-Land.
Natürlich handelte es sich um ein Grundsatzurteil. Es hatte aber (zumindest im deutschen Krimi-Bereich) wohl kaum Auswirkungen, weil die Grundessenz des Urteils ja war, dass man die Grundfigur unzulässig verfälscht habe. Die Bryan Edgar Wallace-Rechte beispielsweise wurden schon unter der Prämisse erworben, dass man nur seinen Namen auf die Plakate drucken wollte. Er hätte sich also kaum auf das französische Urteil berufen können, zumal er ja später sogar selbst in mindestens einem Vorspann eines Filmes, der 0,0 mit seinen Romanen zu tun hat, persönlich vor der Kamera auftauchte. Mabuse wiederum wurde auch in den späteren Filmen nie der Lächerlichkeit Preis gegeben, bzw. tauchte teilweise sogar nur indirekt auf, so dass Norbert Jacques da auch extrem wenig Chancen gehabt hätte. Ein Streitfall ist sicherlich Victor Gunn. Die Frage ist jedoch, ob man hier gegenüber Edwy Searles Brooks nicht sogar mit offenen Karten gespielt hat, sprich, dass er wusste (und der Vertrag so gestaltet war), dass man sich - um stilistisch bei Edgar Wallace zu bleiben - nur lose an seine Vorlage hält. Manche Autoren verdienen einfach gern Geld und strengen gar keine Urteile an, wenn das Ergebnis nicht romangetreu ausfällt. Es gibt Problemfälle ja durchaus bis heute - siehe Frank Schätzing, der nach (wohl vertraglich festgelegter Frist) durch die Presse tingelte um die Serie "Der Schwarm" zu kritisieren. Im Endeffekt hatte das französische Urteil ja "nur" die Auswirkung, dass die Verträge mit Vorlagengebern seitdem klarer ausgestaltet werden. Ein Passus, in dem der Rechtegeber im Falle, dass ihm das Endprodukt nicht gefällt auf rechtliche Schritte verzichtet oder ein Passus, im dem sich der Rechtenehmer zusichern lässt explizit nur den Namen des Autors und den Titel verwenden zu dürfen, macht das Ganze ja schon rechtssicher. Der "Fantomas"-Reihe hat damals den Gar ausgemacht, dass während des Rechtsstreits die Produktion ruhen musste und es dann utopisch war von Allain unter einem neuen, angepassten Vertrag noch einmal eine Unterschrift zu bekommen. Deutschkrimi-fremd, aber spannend wäre natürlich gewesen, was geschehen wäre, wenn Ian Fleming zum Beispiel Roger Moore mit Tarzanschrei an Lianen schwingend in "Octopussy" gesehen hätte.
Zitat von boris brosowski im Beitrag #11Darüber hinaus ärgert mich die Darstellung der Gialli als singulär italienisches Phänomen und ich würde das gerne geraderücken.
Nicht jeder Giallo-Fan mag Wallace- oder andere Deutschkrimis - dafür sind die Unterschiede, bzw. Eigenheiten dann doch noch groß genug. Die Begeisterung über "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe" und "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" hält sich unter London-schwarz-weiß-Nebel-Verfechtern ja anders herum auch bis heute arg in Grenzen. Ich denke, den Leuten, die sexualisierte Morde, 70s-Mode, schwarze Handschuhe und Co im Giallo schätzen ist es komplett Wurscht, ob möglicherweise (einige) Deutschkrimis Wegbereiter dieses Genres waren. Das ist so ähnlich, wie wenn man Fans moderner Popmusik aufzeigt, dass die Art und Weise, wie die Vocals eines bestimmten Stückes aufgenommen, abgemischt und mit Effekten versehen wurden, direkt von Song XY von 1983 kommt oder dass das verwendete Drum-Sample von einem James Brown-Song aus den 70ern stammt. Und wenn man die These vertreten will, dass "der Giallo eigentlich Deutsch ist", müssten im Hinterkopf eigentlich die Glocken läuten, dass man damit auch der These Vorschub leistet, dass die "Krimi-Welle" einzig und allein darauf beruht, dass Filmemacher in Deutschland versucht haben, die Romane des britischen Autors Edgar Wallace mit viel "britischem Flair" zu drehen. Ohne britische Kriminalromane, die hier in der Nachkriegszeit großen Zuspruch hatten, keine "Deutschkrimis". Zumal man dann ja auch gern die Film Noir-Einflüsse bei Kameraleuten wie Richard Angst untersuchen darf, was dem Deutschkrimi auch einen guten Schuss "Hollywood" beigibt. Natürlich landet man am Ende dann auch wieder beim deutschen Expressionismus...
Zitat von boris brosowski im Beitrag #11Daher nochmal meine Bitte: Helft mir einfach, dieses Wissen - auch wenn es noch so nieschig ist - zu bewahren. Irgendwann wird das Forum wohl mal abgestellt, und dann ist alles weg. Ein Printerzeugnis hat den Vorteil, in den Archiven zu landen.
Beim Bewahren von Wissen bin ich voll auf Deiner Seite. Wenn ich aber an so manch kruse These denke, die hier schon in die Tasten gehauen wurde, gruselt es mich ehrlich gesagt bei dem Gedanken, dass diese irgendwo gedruckt als vermeintlicher "Fakt" in den Archiven landen. Da haben beispielsweise Georgs Recherchen aus meiner Sicht mehr Hand und Fuß. Wenn aus "Dario Argento spricht seiner Ex-Frau großen Einfluss auf ein Skript ab" ohne weitere Anhaltspunkte "folglich hat Bryan Edgar Wallace definitiv am Drehbuch von "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe" mitgeschrieben" wird, dann rollen sich mir die Fußnägel hoch. Das hat 0,0 mit wissenschaftlichem Arbeiten zu tun.
Zitat von boris brosowski im Beitrag #11Der Konsum eines englischsprachigen Mediums ist mittlerweile durch entsprechende Apps (z.B. Google Translate) realtiv gut machbar.
Auch keine Einbahnstraße. Da die meisten Filmhistoriker mit O-Ton arbeiten und daher die Wallace- oder sonstige deutsche Filme auf Deutsch gucken, werden sie auch in der Lage sein deutsche Schrifterzeugnisse zu lesen oder per DeepL zu übersetzen.