Die Katze und der Kanarienvogel, UK 1979, mit Carol Lynley, Michael Callan, Peter McEnery, Edward Fox, Olivia Hussey ua., Regie: Radley Metzger

Irgendwie ist der Film inhaltlich fast näher an "Das indische Tuch" dran, als die Negerlein-Verfilmungen von Agatha Christie. Das sollte hervorragende Unterhaltung versprechen, tut es aber nicht.
Die Story: Der 1914 verstorbene Cyrus West (Wilfrid Hyde-White) hat ein Testament hinterlassen, das erst 20 Jahre nach seinem Tod im Jahre 1914 verlesen werden soll. Dazu reisen sechs Verwandte an, die sich z.T. nicht kennen. Alleinerbin soll Annabell West (Carol Lynley) werden. Voraussetzung: Sie kann das Erbe nur antreten, wenn sie 12 Stunden mit ihren Verwandten im Schloss verlebt.
Viel Spannung kommt im Film aber trotz einiger Morde nicht auf. Die Ermordung der Anwältin erinnert schon fast an die Slapstick-Einlage der Entführung von Anke Engelke durch den blinden Jack. Die attraktive Wilfrid Hyde-White ist fast zu gutgläubig, was in Anbetracht der Situation eher unrealistisch wirkt. Dass dann auch noch der Chefpsychiater eines nahegelegenen Sanatoriums im dunklen Umhang durchs Fenster rein springt und vor einem wahnsinnigen Mörder warnt, macht den Detektivkrimi schon fast zur Ironie zu sich selbst.
Als Figur vielleicht noch am unheimlichsten: Die Haushälterin Mrs. Pleasant (Beatrix Lehmann).
Die Auflösung am Ende wirkt wenig überraschend. Ich jedoch war froh, am Fernseher trotzdem durchzuhalten und ins Bett zu gehen.
Wenn überhaupt 2/5 Punkten.

EDIT: Bitte gerne in den Bereich "international" verschieben.

Ich muss mich der Einschätzung leider anschließen, obwohl ich Radley Metzger sehr schätze und ihn einen Virtuosen nenne, die Vorzüge des sich immer weiter zuspitzenden räumlichen Vakuums außerdem immer sehr gerne mag. In "Die Katze und der Kanarienvogel" ist aber tatsächlich alles schief gegangen, was nur schief gehen kann. Der Verlauf ist nicht spannend, auch nicht logisch oder überzeugend, hin und wieder glaubt man, wichtige Elemente einfach verpasst zu haben, außerdem fehlen zugkräftige Personen, die den Zuschauer irgendwie bei Laune halten. Zählt sicherlich zu den Filmen, auf die ich mich seinerzeit im Vorfeld am meisten gefreut und am Ende auch am herbsten enttäuscht wurde. Schade, aber hält absolut nicht das, was er verspricht.

Tja, wie so oft gilt auch hier - die älteren Versionen sind deutlich besser...

Auch, wenn sich diese Verfilmung deutlich experimentierfreudiger zeigt, etwa durch Einbau des obligatorischen Lesben-Pärchens, zahl- und blutreicherer Morde und des dem Zeitgeist der 70er entsprechenden flapsigen Umgangstons (der in der Synchro, die für das Fernsehen der DDR entstand und die zudem gekürzt ist, allerdings größtenteils eliminiert wurde). Der witzigste Einfall des Drehbuchs ist noch, den verstorbenen Erbonkel per Filmprojektor sein Testament selbst verlesen zu lassen. 

Sehr seltsam, dass die Haushälterin im eingespielten Video, das 20 Jahre alt ist, exakt gleich zur aktuellen Handlung aussieht. Als wäre sie nie gealtert. Ich habe nicht genau geschaut, aber vielleicht trägt sie sogar die gleiche Kleidung.
Anderseits ist das schon fast wieder etwas unheimlich...