Zitat von Peter Ross im Beitrag #1031Wenn ich an alle seine Auftritte denke, war Wüstenhagen in "Der grüne Bogenschütze" und "Die toten Augen von London" am auffälligsten. Im Bogenschützen interagiert er ja genau genommen mit dem Zuschauer, der ihm dann auch prompt seine kleinen Aktivitäten als Betrüger verzeiht.
Vor 23 Jahren ist Harry Wüstenhagen leider verstorben
Hinweis: Dieser Text enthält Spoiler. Harry Wüstenhagen - ein Komödiant hält das Böse zum Narren
Edgar Wallace ließ in seiner Romanwelt bestimmte immer wiederkehrende Typen auftauchen. Einer davon war der verschmitzte Kleinkriminelle, dem man trotz seiner Zugehörigkeit zur Halbwelt letztendlich nicht böse sein konnte, weil er sich dann doch auf die Seite des Guten gegen das wirklich Böse stellte. Das tat er mittels einiger Streiche, die man aber sehr gern toleriert, weil man weiß, welch einem Unsympathen eins ausgewischt wird. Solch eine leicht komödiantische Figur ist Hacket in „Der Hexer“ oder in dem unterhaltsamen Roman „Im Banne des Unheimlichen“ findet sich auch so eine Figur. 1960 hat Jürgen Roland der Edgar-Wallace-Welle mit „Der grüne Bogenschütze“ erstmals eine kräftige Portion Selbstironie und damit einen Impuls gegeben, der die Serie nachhaltig geprägt hat. Und auch in dieser Romanvorlage gibt es den Typ des schelmischen Gauners. Es ist innerhalb der Wallace-Reihe wieder einmal mehr gelungen, diesen Typen ideal zu besetzen: Harry Wüstenhagen (1928-1999) war nicht nur ein Naturtalent für Film und Bühne - er hatte auch eine starke komödiantische Begabung, schließlich war das Boulevard-Theater ja auch eines seiner liebsten Metiers. Außerdem hatte er schon in einigen Märchenverfilmungen stilisiert komische Figuren gespielt. Seine schlaksige Figur und seine virtuose Sprechfähigkeit unterstrichen einen quirligen Charakter mit unverkennbar berlinerischen Zügen, prädestiniert, freche Halunken zu geben, die wir irgendwie aber doch mögen. Als Julius Savini in „Der grüne Bogenschütze“ hält er den bösartigen Gert Fröbe mehrfach zum Narren - selbst wenn es ein bisschen kriminell ist, drücken wir unsere moralischen Augen zu und haben wir unseren Spaß daran, denn es trifft ja den richtigen. Einen ähnlichen Charakter spielt der „Wüsten-Harry“, wie ihn manche Kollegen nannten, als „Flimmer-Fred“ in „Die toten Augen von London“. Der Unterschied war nur, dass hier alles viel härter und gefährlicher war und somit der kleinkriminelle Erpresser am Ende selbst auf grausame Weise zum Opfer wird. In einem ohnehin schon ungewöhnlich starken Ensemble sticht Harry Wüstenhagen neben Borsche und Kinski als besonders brillanter Darsteller hervor. So hätte es weitergehen können, Rollen dieser Art hätte es in den folgenden Filmen genug gegeben. Allerdings wurden sie in Vohrer-Filmen oft mit Jan Hendriks oder sogar auch mit Klaus Kinski besetzt, obwohl Harry Wüstenhagen oft als Besetzungsoption im Gespräch gewesen war. Man sah ihn erst in „Der schwarze Abt“ (1963) wieder, vielleicht nicht ganz optimal besetzt, der Erpresser Gilder hätte ihm möglicherweise mehr Gelegenheit zu brillieren gegeben. In „Die Gruft mit dem Rätselschloss“ (1964) ist die Größe seines Parts fast schon eine Beleidigung, mindestens aber Verschwendung von Talent. Auch die Farbfilme „Der Hund von Blackwood Castle“ (1967) und „Der Mann mit dem Glasauge“ (1969) erlaubten Wüstenhagen statt brillanten Rollen nur prägnante Einlagen, denn die Farbfilme krankten sowieso oft an zu vielen Personen in zwangsläufig zu kleinen Rollen. Harry Wüstenhagen spielte in einigen Stahlnetz- und Tatort-Folgen mit, hatte aber seltsamerweise nie eine Rolle in den Helmut-Ringelmann-Krimis „Der Kommissar“, „Derrick“ oder „Der Alte“. Dafür hat er als Synchronsprecher enorm vielen Stars seine Stimme geliehen. Und immer wieder viel und mit dem ihm eigenen Esprit Theater gespielt. Übrigens spielte er unter der Regie seines Wallace-Kollegen Heinz Drache in den 80iger Jahren im Schillertheater in Berlin in der Curt-Goetz-Komödie „Hokuspokus“. In seinen ersten beiden Wallace-Filmen hat der Berliner Boulevardtheaterexperte einen so nachhaltigen Eindruck hinterlassen, dass man seinen Namen immer mit den Edgar-Wallace-Filmen verbinden wird. Dieser Inhalt wurde von Hans-Jürgen Osmers (@fritz k) zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!
Harry Wüstenhagen ist am 11.01.1928 geboren. Gestorben ist er im Alter von 71 Jahren am 10.12.1999. Das war heute vor 23 Jahren.
Weitere Ereignisse: 11.12.1927: Geburt Friedrich G. Beckhaus - vor 95 Jahren 11.12.1956: Geburtstag Joachim Kramp - Er hätte heute seinen 66sten Geburtstag gefeiert.
Die Filmografie des morgigen Darstellers reicht mindestens von 1924 bis 1987.
Da Harry Wüstenhagen zu meinen Lielingsdarstellern innerhalb der Wallace-Filme gehörte, habe ich diesen Beitrag mit großem Vergnügen gelesen; die Kehrseite der Medaille ist, dass ich dem praktisch nichts hinzufügen kann. Gerade die sympathische Seite war mir schon früh aufgefallen, ebenso ach, dass er nach zwei sehr starken Rollen einige Zeit aus der Serie verschwand. Sonstige Anmerkungen bringe ich vielleicht besser in ein paar Tagen im Wüstenhagen-Thread unter.
Zitat von Peter Ross im Beitrag #1037Man sah ihn erst in „Der schwarze Abt“ (1963) wieder, vielleicht nicht ganz optimal besetzt, der Erpresser Gilder hätte ihm möglicherweise mehr Gelegenheit zu brillieren gegeben.
Ehrlich gesagt, bin ich mit der Besetzung im fertigen Film zufrieden, da Arthur Gine im Buch als dandyhaft beschrieben wird und Wüstenhagen für den miesen Erpresser und Intriganten Gilder vielleicht noch eine Spur zu sympathisch gewirkt hätte. Auch die Szene, in der der Bürovorsteher Leslie erst plump umwirbt und dann bedrängt stelle ich mir mit Wüstenhagen schwierig vor, da zu ihm eher ein Auftreten als Charmeur gepasst hätte.
Ich gehe da mit Euch beiden konform, mir war auch bekannt welches Multitalent er war. Was mich bis heute beschäftigt ist "wie und wo er starb". Ich konnte dazu nicht viel finden, vielelichjt könnte Ihr da noch etwas aufklären?
Hat Wüstenhagen seinen Ruhestand nicht in Amerika verbracht?
Und bezüglich Gilder finde ich Werner Peters auch absolut treffend besetzt. So herrlich abstoßend gespielt wie nie. Wüstenhagen passt da tatsächlich eher zu dem dandyhaften Gine.
Übrigens: In der Sendung "Dalli Dalli" von 1973 versucht er sich als Sänger: https://www.youtube.com/watch?v=2Wu4pvPU3sY Ab Minute 19:50 ist er zu sehen. Wüstenhagen tat sich mit dem Text doch ungewohnt schwer. Auch das kann mal passieren...
Nochmal, was wißt Ihr zu den Gründen seines "Umzuges" nach USA. Mir geht es nicht darum ihn in irgendeiner Weise zu diskreditieren, was heutzutage leider üblich ist. Es scheint, als hätte er mit seiner "Familie" in Deutschland gebrochen oder umgekehrt. Zu seinem Tod in USA ist mir leider überhaupt nichts bekannt.
Zitat von Peter Ross im Beitrag #1041Ab Minute 19:50 ist er zu sehen. Wüstenhagen tat sich mit dem Text doch ungewohnt schwer. Auch das kann mal passieren...
Wobei das alles dann so flüssig weitergeht, dass man nur von großer Professionalität sprechen kann. Oder als sei es genauso geplant gewesen. Schlechte Wegstrecke eben.
Zitat von Peter Ross im Beitrag #1041Ab Minute 19:50 ist er zu sehen. Wüstenhagen tat sich mit dem Text doch ungewohnt schwer. Auch das kann mal passieren...
Wobei das alles dann so flüssig weitergeht, dass man nur von großer Professionalität sprechen kann. Oder als sei es genauso geplant gewesen. Schlechte Wegstrecke eben.
Ja, hat er noch ganz ordentlich überbrückt. Aber Hans Rosenthal erzählt nach seinem Auftritt ausgiebig, wie gut die Proben geklappt haben und dass es doch Stars passieren kann, dass sie sich verheddern...
Zitat von Havi17 im Beitrag #1042Nochmal, was wißt Ihr zu den Gründen seines "Umzuges" nach USA ..... Es scheint, als hätte er mit seiner "Familie" in Deutschland gebrochen oder umgekehrt.
Vielleicht habe ich da eine andere Meinung, aber ich denke es sollte auch bei den Stars nicht zu sehr in die Privatsphäre gehen. Solange es um die üblichen Daten im Lebenslauf geht, ist sicher alles ok. Ich will eigentlich auch gar nicht wissen, ob und mit wem er aus der Familie gebrochen hat. Über sein Privatleben ist einfach kaum etwas bekannt, was wahrscheinlich so von ihm auch gesteuert wurde. Nur seine Ehe mit der Chinesin Ina Viola Loh ist öffentlich. Mit dieser siedelte er auch nach Florida über, bevor er er dann ja 6 Jahre später starb.
Zitat von Count Villain im Beitrag #1040Und bezüglich Gilder finde ich Werner Peters auch absolut treffend besetzt. So herrlich abstoßend gespielt wie nie.
Innerhalb der Wallace-Filme und ihrer Epigonen stimme ich zu; jenseits davon war er in "36 Stunden" noch widerwärtiger ("Ich bin ein praktischer Mann!").
Vor 34 Jahren ist Rudolf Schündler leider verstorben
Eigentlich ist Rudolf Schündler viel bekannter aufgrund der Pauker-Filme. Bei Edgar Wallace war er aber auch insgesamt drei Mal vertreten. Hier findet ihr den gesamten Text, den ich ansässig seines Geburtstags veröffentlicht habe: Edgar Wallace - Heute vor... (43)
Geboren ist Rudolf Schündler am 17.04.1906. Gestorben ist er am 12.12.1988 im Alter von 82 Jahren. Das war heute vor 34 Jahren.
Morgen geht es mit einem Ermittler weiter, der allerdings in seinem ersten von drei Wallace-Filmen einen kleinen Ganoven spielt.
Zitat von Peter Ross im Beitrag #1046Morgen geht es mit einem Ermittler weiter, der allerdings in seinem ersten von drei Wallace-Filmen einen kleinen Ganoven spielt.
Zitat von Peter Ross im Beitrag #1046Morgen geht es mit einem Ermittler weiter, der allerdings in seinem ersten von drei Wallace-Filmen einen kleinen Ganoven spielt.
Nachtigall, ich hör dich tappern.
"Klein"? Angesichts der Größe der Rolle fällt das schwer, rein physisch erst recht.
Habe gerade nochmal seine Biographie (von Fritz_K) gelesen. In der Tat war er sehr vielseitig, eben auch ein Komödiant. Ich überlege gerade wer ihn im Mönch hätte ersetzen können. Da fällt mir niemand ein, seine besondere Art war schon besonders!
Zitat von Peter Ross im Beitrag #1046Morgen geht es mit einem Ermittler weiter, der allerdings in seinem ersten von drei Wallace-Filmen einen kleinen Ganoven spielt.
Nachtigall, ich hör dich tappern.
"Klein"? Angesichts der Größe der Rolle fällt das schwer, rein physisch erst recht.
Der betreffende Darsteller war 1,87 m groß. Damit war er zumindest größer als seine Ermittler-Kollegen Heinz Drache (1,80 m) und Joachim Fuchsberger (1,77 m). Harald Leipnitz war in seinem ersten Wallace-Film übrigens auch ein Ganove, aber nur 1,82 m groß.