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Dieses Thema hat 12 Antworten
und wurde 694 mal aufgerufen
 Edgar-Wallace-Forum
Savini Offline



Beiträge: 756

27.07.2021 11:56
Drehbuchautoren Zitat · Antworten

Über die Regisseure der Wallace-Filme und deren persönliche Stilmittel wurde schon viel geschrieben, besonders natürlich über Alfred Vohrer und Harald Reinl.
Aber wie sieht es mit den Drehbuchautoren aus? Diese hatten auch einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Filme. Natürlich waren es Auftragsarbeiten umd oft wurden die Drehbücher umgeschrieben (wenn mehr als ein Name im Vorspann genannt wurde). Aber trotzdem wäre es interessant, ob sich stilistisch bestimmten Autoren manches zuordnen lässt.
Über dieses Thema habe ich mich vor einigen Jahren mit jemandem per Mail ausgetauscht.
Über Hanns Wiedmann alias Johannes Kai meinte X wie bereits erwähnt, dass dieser sich "im Vergleich zu anderen geradezu extrem an die Romanvorlagen" gehalten habe, ohne dabei die "filmische Dramaturgie" und die Erwartungshaltungen zu vernachlässigen, die das Publikum zu diesem Zeitpunkt bereits an einen Wallace-Film hatte. X bedauerte daher, dass Wiedmann nicht mehr Wallace-Romane adaptierte.
Diesem Urteil würde ich zustimmen, siehe meine Urteile über die drei Filme, an denen er beteiligt war. Er scheint sich vor allem sehr bemüht zu haben, die Figurenkonstellationen möglichst getreu aus den Büchern zu übernehmen; da, wo er Szenen und Dialoge hinzufügte, passten diese erstaunlich genau zu den Vorlagen. Und wenn er Dinge änderte, empfand ich sie als Verbesserung der Vorlage, die dort vorhandene Schwächen (den umständlichen und zähen Anfang des "Banknotenfälschers", die unglaubwürdige Häufung von Zufällen bei der "Tür" und die geringen Krimi-Elemente beim "Abt") beseitigten, weshalb ich die entsprechenden Verfilmungen der Vorlage vorziehe. Wirklich starke Eingriffe leistete er sich nicht, so dass etwa die Splittung des Täters im "Banknotenfälscher" erhalten blieb und es im "Abt" trotz deutlich mehr Morden auch keinen wirklichen Haupttäter gibt.
Harald G. Petersson war für X ein zweischneidiges Schwert: Einerseits attestierte er ihm ein Talent für "sehr intelligent, geschliffene und farbige Dialoge", aber andererseits auch eine Neigung zu albernem Humor. Diesem Urteil dürften hier sicher viele zustimmen.
Denn beim "indischen Tuch" wurden die Dialoge sowohl hier als auch bei deutscher-Tonfilm sehr gelobt, und beim "Zinker" meinte Marmstorfer sogar, dieser Filme weise "so ziemlich die besten Dialoge" auf, "welche die Reihe zu bieten hat. Messerscharf, bisweilen zynisch".
Diese beiden Filme dürften sich für ein Urteil anbieten, da Petersson beim "Zinker" alleine das Drehbuch schrieb und beim "indischen Tuch" die Version von Georg Hurdalek (laut Joachim Kramp) so stark umschrieb, dass vom ersten Entwurf wenig erhalten blieb.
Was den Humor angeht, so musste dieser ja schon einige Kritik einstecken; mir fällt auf, dass dieser sich bei Petersson nicht so stark auf die üblichen Lieferanten (Arent und Schürenberg) konzentrierte. Speziell beim "Zinker" haben relativ viele Figuren ihre Macken. Was die geschliffenen Dialoge angeht, so fielen mir als Beispiele besonders die zwischen Heinz Drache und Klaus Kinski im "Tuch" ein oder der kurze zwischen Siegfried Schürenberg und Hans Nielsen am Ende der "Tür"; immer stärker wird bei mir der Verdacht, dass speziell das letzte Drittel dieses Films auf Petersson zurückgeht.
Herbert Reinecker ist ein etwas schwierigerer Fall, da er allenfalls beim "Hexer" eine Vorlage adaptierte und selbst in diesem Fall nur sehr wenig übernahm; in der Phase, in der er federführend war, ging es nur noch um frei erfundene Geschichten. Allerdings wurde er schon ab und an dafür kritisiert, bestimmte Strickmuster gerne einzusetzen (Mädchenhandel, Verbrecherpyramide); sicher lässt sich das bei einem Vielschreiber nicht vermeiden, zumal er auch bei seinen Fernseh-Drehbüchern dazu neigte (das muss nicht näher erläutert werden). X meinte, die Schablonenhaftigkeit habe hier überhand genommen, abgesehen vom "Hund von Blackwood Castle".
Jenseits davon wäre Ladislas Fodor zu nennen: Dieser war zwar nur an zwei Drehbüchern "unserer" Serie beteiligt, aber dafür (durch seine enge Verbindung mit der CCC) sowohl bei BEW als auch bei Dr. Mabuse sehr aktiv.
Bei diesem Rezensenten musste Fodor einiges an Kritik einstecken:http://www.westend-leipzig.de/cgi-bin/fi...0&listId=416848
http://www.westend-leipzig.de/cgi-bin/fi...6&listId=416859
https://www.videobuster.de/dvd-bluray-ve...ckmoor#kritiken
So dümmlich finde ich Fodors Dialoge nicht unbedingt, eher oft sehr klischeehaft. Aber was die Verworrenheit angeht, so würde ich zustimmen (siehe meine Bemerkungen zu den Mabuse-Filmen, an denen er beteiligt war). Außerdem sorgen bei mir die Namen für Heiterkeit, die er sich für "amerikanische" Figuren ausdachte; kaum zu glauben, dass er Mann tatsächlich einige Jahre in Amerika gelebt und gearbeitet hat.

Interessanterweise ist mir zu Egon bisher noch kein besonderes Stilmittel eingefallen, obwohl er ja an mehreren Klassikern beteiligt war und den Stil der Reihe sicher zu Beginn stark prägte.
J. Joachim Bartsch und Wolfgang Menge lohnen sich wahrscheinlich kaum, da sie bereits vorliegende Drehbücher lediglich bearbeiteten und von "ihren" Regisseuren (Harald Reinl bzw. Jürgen Roland) anscheinend speziell für solche Aufgaben vorgesehen waren.
Bei R. A. Stemmle will mir auch nichts so recht einfallen.

Mal sehen, was andere Mitglieder dazu meinen!

Havi17 Offline




Beiträge: 3.763

27.07.2021 12:59
#2 RE: Drehbuchautoren Zitat · Antworten

Ganz wichtiges Thema, vielen Dank. Werde dazu später bei andere Gelegenheit noch etwas schreiben, wnen ich die Zeit finde

Gruss
Havi17

Fabi88 Offline



Beiträge: 3.905

27.07.2021 13:06
#3 RE: Drehbuchautoren Zitat · Antworten

Hanns Wiedmann dürfte darunter "gelitten" haben, dass der "Fälscher von London" qualitativ zwar ganz klar zu den besten Werken gehört, aber dem Gleis zuzuordnen ist, dass sich stilistisch in der Reihe/beim Publikum nicht durchsetzen konnte.
Bei "Die Tür mit den 7 Schlössern" hat er ja "nur" überarbeitet, soweit die Überlieferung zumindest. Auch Gerhard F. Hummel soll dort noch Hand angelegt haben und nicht zuletzt wird Vohrer da noch einmal viel eingebracht haben. Gerade die rhythmischen Probleme und der Fokus auf Nebensächliches, wie ich an anderer Stelle schon schrieb, dürften inszenatorisch begründet sein, weniger schon im Drehbuch angelegt sein.
Und Franz Josef Gottlieb zeigte bei "Der schwarze Abt" einmal mehr, dass er zwar visuell und atmosphärisch ordentlich was drauf hatte, aber beim Pacing und anderen Disziplinen eher schwächelte. Mit anderen Worten: Wiedmanns Beiträge gehörten (aufgrund unterschiedlicher Gründe wie Thematik, inzenatorische Mängel,...) nicht zu den "Hits" der Serie.
Das dürfte ebenso ein Grund für keine weiteren Beteiligungen von Wiedmann gewesen sein, wie die Tatsache, dass Herbert Reinecker und Vohrer, bzw. Harald G. Petersson und Vohrer die publikumsträchtigsten Stoffe lieferten, bzw. als Teams wohl einfach super funktioniert und abgeliefert haben.
Egon Eis ist dann noch einmal eine Klasse für sich - mit "Der Frosch mit der Maske", "Die toten Augen von London" und "Das Gasthaus an der Themse" hat er ja quasi die Grundsteine sowohl für die Reihe an sich, als auch für die stilistische Ausprägung (Nebel, maskierte Mörder, Rettung der Erbin) gelegt, die Jedermann heute noch beim Stichwort "Wallace" im Kopf hat. Mit "Der rote Kreis" und "Das Rätsel der roten Orchidee" kommen dann noch zwei sehr starke weitere Bücher hinzu, die interessante Alternativen zum "Stamm-Stil" boten, aber (leider) nicht weiter verfolgt wurden. Seine Qualität zeigt sich auch darin, dass die fünf genannten Beiträge von vier verschiedenen Regisseuren umgesetzt wurden. Die Qualität der Endergebnisse lässt sich also kaum (nur) dem inszenatorischen Können des jeweiligen Spielleiters zurechnen.

Savini Offline



Beiträge: 756

27.07.2021 13:54
#4 RE: Drehbuchautoren Zitat · Antworten

Zitat von Fabi88 im Beitrag #3
Bei "Die Tür mit den 7 Schlössern" hat er ja "nur" überarbeitet, soweit die Überlieferung zumindest.

War es nicht so, dass Wiedmann hier den ersten Entwurf schrieb und dieser umgearbeitet wurde, weil der Rialto die Verfolgung des jungen Lords um die ganze Welt und das Niederbrennen von Schloss Selford zu aufwendig waren? Das steht zumindest bei Joachim Kramp so, der auch erwähnt, dass in Wiedmanns Entwurf Giacco noch Pierce Selford und nicht Johnny Cawler gewesen sei.
Zitat von Fabi88 im Beitrag #3
Das dürfte ebenso ein Grund für keine weiteren Beteiligungen von Wiedmann gewesen sein, wie die Tatsache, dass Herbert Reinecker und Vohrer, bzw. Harald G. Petersson und Vohrer die publikumsträchtigsten Stoffe lieferten, bzw. als Teams wohl einfach super funktioniert und abgeliefert haben.

Bei Reinecker war das sicher so; aber bei Petersson? Nachdem dieser zwei Drehbücher ("Tür" und "Gasthaus") überarbeitet hat, schrieb er eines allein ("Zinker") und veränderte ein anderes ("Tuch") stark in die vom Produzenten gewünschte Richtung.

Zitat von Fabi88 im Beitrag #3
Egon Eis ist dann noch einmal eine Klasse für sich - mit "Der Frosch mit der Maske", "Die toten Augen von London" und "Das Gasthaus an der Themse" hat er ja quasi die Grundsteine sowohl für die Reihe an sich, als auch für die stilistische Ausprägung (Nebel, maskierte Mörder, Rettung der Erbin) gelegt, die Jedermann heute noch beim Stichwort "Wallace" im Kopf hat. Mit "Der rote Kreis" und "Das Rätsel der roten Orchidee" kommen dann noch zwei sehr starke weitere Bücher hinzu, die interessante Alternativen zum "Stamm-Stil" boten, aber (leider) nicht weiter verfolgt wurden. Seine Qualität zeigt sich auch darin, dass die fünf genannten Beiträge von vier verschiedenen Regisseuren umgesetzt wurden.

Allerdings dürfte der "Kreis" sicher ähnlich stilprägend gewesen sein wie der "Frosch", obwohl Eis´ Entwurf in beiden Fällen überarbeitet wurde. Und Sachen wie Millionenerbschaft, maskierte Täter, Nebel oder auch Verbrecherorganisationen waren zumindest in der Frühphase ja durch die Vorlagen vorgegeben.
Man könnte natürlich auch die Drehbücher einbeziehen, die jemand im Bereich der Epigonen geschrieben. Bei der "weißen Spinne" etwa übernahm Eis objektiv gesehen neben den Rollennamen nur relativ wenig aus der Vorlage und dachte sich den größten Teil der Handlung aus.

@Havi17: Ich bin gespannt!

Havi17 Offline




Beiträge: 3.763

30.07.2021 14:37
#5 RE: Drehbuchautoren Zitat · Antworten

Schaffe es vor meinem Urlaub nicht mehr. Es wird ab Mitte August.

Gruss
Havi17

Savini Offline



Beiträge: 756

30.07.2021 17:34
#6 RE: Drehbuchautoren Zitat · Antworten

Zitat von Havi17 im Beitrag #5
Schaffe es vor meinem Urlaub nicht mehr. Es wird ab Mitte August.

Nicht weiter schlimm!

Außerdem hat vielleicht bis dahin noch das eine oder andere Mitglied etwas dazu zu sagen.

DanielL Offline




Beiträge: 4.155

09.08.2021 22:09
#7 RE: Drehbuchautoren Zitat · Antworten

Interessantes Thema, wenn auch vor 18 Jahren schon mal von mir eröffnet ;)
Siehe hier Drehbuchautoren

Daher gerne bei solchen Evergreen-Themen auch mal die Suche bemühen.

Drigende Leseempfehlungen in diesem Zusammenhang allerdings an dieser Stelle:
Welcher Wallace-Film wird dem Roman am besten gerecht? (#11 und folgende Beiträge!)

Weitere Leseempfehlungen in diesem Zusammenhang:
Reinl vs. Vorher (3) (#34 ff.)

Von Egon Eis habe ich mir auch seinen Original-Kriminalroman "DUELL IM DUNKEL" (Ersterscheinung 1957) zugelegt. Der Verlag "Edition Köln" hat ihn 2008 neu aufgelegt in der Reihe "Kriminelle Sittengeschichte Deutschlands". Ein spannender Krimi im Nachkriegs-Hamburg!

Gruß,
Daniel

Savini Offline



Beiträge: 756

09.08.2021 22:58
#8 RE: Drehbuchautoren Zitat · Antworten

Danke für die Hinweise! Allerdings waren mir alle drei Threads bereits bekannt (bei der Diskussion Reinl/Vohrer gibt es mindestens einen Punkt, zu dem ich gerne etwas anmerken wollte).
Die Frage nach dem jeweiligen Stil war für mich aber etwas spezieller, deshalb der eigene Thread dazu.
Übrigens wundert es mich schon lange, dass Joachim Kramp in zwei der verlinkten Threads erklärte, Schnitzler sei bei den beiden Filmen, bei denen er im Vorspann genannt wird, der Überarbeiter gewesen. In "Hallo" steht es genau umgekehrt und erschien mir auch logischer, da Bartsch bei Reinl und Menge bei Roland Stammautor war und speziell Bartsch meist eher Drehbüchern den "letzten Schliff" gegeben zu haben scheint.

Savini Offline



Beiträge: 756

21.06.2022 09:26
#9 RE: Drehbuchautoren Zitat · Antworten

Was die Frage nach einem individuellen Stil angeht, so wäre es natürlich interessant, wenn man die Möglichkeit hätte, die Original-Drehbücher einzusehen.
Abgesehen vom lange verstorbenen Joachim Kramp konnte Ray vor einigen Jahren im Filmmuseum Düsseldorf "Die blaue Hand" lesen, Mr. Igle hatte in Frankfurt Einblick in einige weitere Skripte.
Hatte sonst noch jemand die Gelegenheit?

Jan Offline




Beiträge: 1.753

21.06.2022 11:39
#10 RE: Drehbuchautoren Zitat · Antworten

Ja, ich. Aber nur solche, die von Alfred Vohrer geschrieben/bearbeitet/verfilmt wurden und in dessen Nachlass sind.

Gruß
Jan

Savini Offline



Beiträge: 756

21.06.2022 13:01
#11 RE: Drehbuchautoren Zitat · Antworten


Um welche Filme handelte es sich dabei?

Jan Offline




Beiträge: 1.753

21.06.2022 13:57
#12 RE: Drehbuchautoren Zitat · Antworten

Ich meine, dass bis auf "Augen" alles da war. Es handelt sich um die originalen Drehbücher vom Set, die verfilmt wurden. Oben rechts wurde dann die Spitze der Seite abgeschnitten, die verfilmt wurde. Das erleichterte den Zugriff, wenn man das Buch wieder in die Hand nahm. Handschriftliche Änderungen und Notizen oder sogar Zeichnungen waren von Vohrer selbst (nur mit einiger Übung zu lesen, Vohrer war Rechtshänder) und von einer anderen Person enthalten. Mutmaßlich war diese andere Person Eva Ebner oder das Skriptgirl. Die Handschrift war jedenfalls gut leserlich und häufig dieselbe. Ich bin nicht recht sicher, glaube aber, dass zumindest im Falle Wallace die Drehbücher im Nachgang dem Film angeglichen wurden. Die Passagen, die zur "Hand" hier einmal zu lesen waren, entsprachen zwar dem Film, aber nicht dem von mir in Händen gehaltenen Drehbuch, das weitgehend handschriftlich abgeändert war (inkl. vollständig neu geschriebener Seiten, die in das bestehende Drehbuch eingeklebt waren).

Gruß
Jan

Savini Offline



Beiträge: 756

21.06.2022 16:19
#13 RE: Drehbuchautoren Zitat · Antworten

Zitat von Jan im Beitrag #12
Ich meine, dass bis auf "Augen" alles da war. Es handelt sich um die originalen Drehbücher vom Set, die verfilmt wurden. Oben rechts wurde dann die Spitze der Seite abgeschnitten, die verfilmt wurde. Das erleichterte den Zugriff, wenn man das Buch wieder in die Hand nahm.

Da speziell "Tür", "Gasthaus" und "Tuch" laut Joachim Kramp erheblich umgeschrieben wurden, waren es in diesem Fall also vermutlich die überarbeiteten Versionen, die dir vorlagen.
Vermutlich sind dir (abgesehen von den früher genannten Punkten bei der "Hand") keine gravierenden inhaltlichen Abweichungen zum fertigen Film mehr in Erinnerung?

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