Charles Reese ist am Ziel angekommen: Eine Firma macht dem Chemiker ein großzügiges Angebot für ein Patent seiner Erfindung. Doch seine Ehefrau Hilde stellt sich bei den Verhandlungen quer und macht ihren Einfluss mithilfe von ihr zustehenden Stimmanteilen geltend. Kurz darauf wird sie tödlich vergiftet aufgefunden…
„Das tödliche Patent“ ist ein Musterbeispiel eines Krimi-Kammerspiels der 1960er-Jahre. Die Handlung spielt sich nahezu ausschließlich im Hause Reese ab, im Zentrum stehen ganz klar die schauspielerischen Darbietungen und die erzählte Geschichte. Im Hinblick auf Letztere wird auf den ersten Blick ein relativ herkömmlicher Kriminalfall erzählt, doch die Auflösung weiß durchaus zu verblüffen. Insbesondere im Finale wächst der Film dank höchst geschickter Inszenierung und der schauspielerischen Klasse eines Siegfried Lowitz über sich hinaus – auf dem Höhepunkt stockt selbst dem krimierfahrenen Zuschauer ein wenig der Atem. Als Verdächtige kristallisieren sich schnell der von Wolfgang Preiss gespielte Ehemann der Toten – schließlich stand die Gattin seinem Durchbruch im Wege und störte die sich zumindest anbahnende außereheliche Liebschaft – sowie der gewiefte, von der Ehefrau engagierte Privatdetektiv Mr Senior heraus, der offenbar ein Verhältnis mit der Toten hatte und auf ihren Testierwillen eingewirkt hatte. Auch der von Lowitz gespielte Anwalt Schofield hätte aufgrund seiner Beteiligung an den Verkaufsverhandlungen von dem Geschäft sicher profitiert. Diese alle nimmt Inspektor Morland (Horst Tappert) in die „Mangel“. Tappert ist vielleicht die einzige kleine Enttäuschung im Cast, weil er mit seinem bemüht gewitzten Auftreten mitunter ein wenig überdreht. Insbesondere Lowitz, aber auch Pekny und Preiss wissen zu überzeugen und auch Ingeborg Schöner als Assistentin und Geliebte von Reese macht ihre Sache ausgezeichnet. Eine späte, aber umso erfreulichere Entdeckung.
Hervorragend besetztes Fernsehspiel, das obendrein mit einer verblüffenden und dramaturgisch hervorragend in Szene gesetzten Auflösung aufwarten kann. 4,5 von 5 Punkten.
Interessant: 27 Jahre später spielte Horst Tappert in der Reihe Derrick in der Folge „Tödliches Patent“. Das Fernsehspiel ist scheinbar nicht bei YouTube gelistet.