Champagner Mörder (1967) Regie: Claude Chabrol mit Anthony Perkins, Maurice Ronet, Yvonne Furneaux, Stéphane Audran, Suzanne Lloyd, Henry Jones
Es muss an Claude Chabrols gutem Ruf liegen, dass ein Film wie Champagner-Mörder durchaus überzeugte Kritiker hinterlässt. Die Cinema-Redaktion will „hohe Filmkunst mit Knalleffekt“ gesehen haben. Die ARD pries den Film – immerhin mit dem verständlichen Anliegen die Ausstrahlung schmackhaft zu machen – als „wunderbar bösen Psycho-Thriller“ an. Ganz schön schmeichelhaft.
Was der Film zu bieten hat, sind schöne Bilder: Wunderbare Kameraarbeit, prachtvoll gestaltete Dekors, aufwändige Außenaufnahmen in Reims, Paris und Hamburg – und das in einer international angelegten, von Universal finanzierten Produktion, die übrigens in gleich zwei Originalfassungen gedreht wurde: Französisch und Englisch. Für die deutsche Auswertung bediente man sich der etwas kürzeren, englischen Variante. Chabrol hat seinen Spaß am Milieu der Champagner-Dynastie rund um Christine (Yvonne Furneaux), ihrem Ehepartner Christopher (Anthony Perkins), der ehemaliger Callboy ist und ihrem Cousin Paul (Maurice Ronet), der sich als Playboy gefällt. Als amerikanische Investoren Kaufinteresse anmelden, kommt es zu Streitigkeiten.
Was bei der Inhaltsangabe als vermeintlich anstoßgebender Plot Point erscheint, passiert tatsächlich erst nach einer quälend langen Stunde und zwei Dritteln des Films - obwohl ein erster Mord sogar schon als Pre-Titelsequenz serviert wird: Während Paul wiederholt Blackouts zu beklagen hat, nimmt eine Serie von Frauenmorden ihren Lauf. So gerät er nicht nur in Verdacht, sondern beginnt auch selbst an seiner Unschuld zu zweifeln.
Einige Szenen mit Ronet geraten unpassend skurril, Perkins bleibt weitgehend einfältig, Yvonne Furneaux als seine durchtriebene Gattin gefällt noch am besten. Wen man als Drahtzieher aus dem Hut zaubern wird, ahnt der krimierprobte Zuschauer bei der überschaubaren Anzahl an Figuren früh. Das auch das Motiv unglaubwürdig und sich offenbarende Tathergänge unlogisch geraten sind, wiegt deshalb umso schwerer. Die letzte Szene des Films, bei welcher der Betrachter plötzlich über der Kulisse schwebt, dürfte anno 1967 eine technische Raffinesse gewesen sein, lässt den Zuschauer inhaltlich aber unbefriedigt zurück.
So ergibt sich insgesamt das Bild eines fehlkonstruierten Versuchs, einen großen Thriller in Hitchcock-Manier zu drehen: Als Tiger gesprungen, als Bettvorleger gelandet! (2/5)
Ich halte Claude Chabrol sowieso für allgemein überschätzt. Hauptsache, er kann die Upperclass etwas vorführen, wen interessiert denn dann schon eine logische Handlung? Selbst mit den vielgepriesenen Inspektor Lavardin-Filmen konnte ich nichts anfangen. Sein großes Vorbild Alfred Hitchcock hat er jedenfalls nie auch nur annähernd erreicht.
Am besten war Chabrol immer dann, wenn er nach einer guten Buchvorlage arbeiten konnte, die aber trotzdem seinen persönlichen Präferenzen entgegenkam: "Blutsverwandte" (nach Ed McBain) und "Die Fantome des Hutmachers" (nach Georges Simenon).
Muss mich den zurückhaltenden Voten leider anschließen. Sicherlich nicht uninteressant aufgrund der Besetzung und einiger geglückter Bilder, jedoch kommt der Plot zu spät in die Gänge und manche Szenen geraten wie schon ausgeführt quälend lang und skurril. Vielleicht lag es daran, dass ich den Film irgendwann als seriösen Thriller nicht mehr ernst genommen habe, aber mich hat der Schlusstwist immerhin doch überrascht. Trotzdem nicht mehr als 3/5.