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Dieses Thema hat 48 Antworten
und wurde 1.982 mal aufgerufen
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Havi17 Offline




Beiträge: 3.763

03.10.2020 00:30
#46 RE: Qualität im TV Zitat · Antworten

Licht und Schatten, Schauspieler in der HEUTIGEN Zeit. Doku "Die Verwandlung"

Zitat : Von Dir wird die eine Seite abgeschnitten, das ist der Mafiaboss, der Absolute, der "nicht mit der Wimper zuckt", sowas.
Und dann haste genau den Andern, diesen dem alles schiefgeht, Slapstick und was auch immer und "das Glas ist immer halbleer",
die Frau ist tot und der Heuler, ne sowas. UND DAS MITTELSTÜCK WIRD WEGGESCHMISSEN.

https://programm.ard.de/TV/swrfernsehenb...281133488506769
https://www.rbb-online.de/doku/die/die-verwandlung.html
https://www.youtube.com/watch?v=YEwto-yiiWI

Gruss
Havi17

Fabi88 Offline



Beiträge: 3.905

08.10.2020 15:21
#47 RE: Qualität im TV Zitat · Antworten

Zitat von Havi17 im Beitrag #46
Licht und Schatten, Schauspieler in der HEUTIGEN Zeit. Doku "Die Verwandlung"

Zitat : Von Dir wird die eine Seite abgeschnitten, das ist der Mafiaboss, der Absolute, der "nicht mit der Wimper zuckt", sowas.
Und dann haste genau den Andern, diesen dem alles schiefgeht, Slapstick und was auch immer und "das Glas ist immer halbleer",
die Frau ist tot und der Heuler, ne sowas. UND DAS MITTELSTÜCK WIRD WEGGESCHMISSEN.

https://programm.ard.de/TV/swrfernsehenb...281133488506769
https://www.rbb-online.de/doku/die/die-verwandlung.html
https://www.youtube.com/watch?v=YEwto-yiiWI

Eine interessante Doku, die ich mir sicher noch in Gänze ansehen werde, wenn ich die Zeit finde - auch weil ich ein paar der Beteiligten am Set erlebt habe.
Aber die Intention, mit der der Film hier geteilt wird, reizt mich schon wieder.
Es wird die Behauptung in den Raum gestellt, dass von Schauspielern heutzutage ausschließlich Karikaturen gefordert werden und sie (nicht mehr!) das zeigen dürfen, was sie können. Natürlich habe ich dabei ein Problem mit dem "nicht mehr!" weil ich das absolut nicht so sehe.
Das Mittelstück mag heutzutage oft weggeworfen werden, früher wurde es meist aber erst gar nicht mitgedacht, bzw. die damaligen Schauspielausbildungen gaben den Absolventen oft gar nicht das Rüstzeug mit diese Mittelstücke überhaupt spielen zu können.
Wozu auch? Wurden doch - gerade in Deutschland - früher nur klare Rollenbilder gefordert. Da kann man jetzt noch so sehr auf Kinski in den Wallace-Filmen herumreiten oder hervorheben, Karin Dor hätte in "Zimmer 13" doch auch mal die Mörderin gespielt. Darum geht es aber nicht. Kinski ist in seinem Spiel und der Rollenanlage immer klar als irre Bedrohung angelegt, auch wenn man sich dann auch mal die Zuschauererwartungen und die Diskrepanz zu Nutze macht und er sich überraschend als Polizist entpuppt ("Das Gasthaus an der Themse"). Karin Dor bedient in "Zimmer 13" von vorne bis hinten das "schützenswertes Mädchen"-Profil, das "Mittelstück" wird dann nicht im Spiel geliefert, sondern ausschließlich mit der Auflösung. In all diesen Fällen ist das Spiel eindimensional angelegt - was die Schauspielleistungen jedoch in keinster Weise schmälern soll - und die Figur bekommt nur aufgrund der Dramaturgie einen Bruch, nicht durch das Schauspiel.
Außerdem ist das Genre ganz entscheidend. Wenn es sich nicht um eine Charakterstudie oder ein Drama handelt, lässt die Handlung bei einem 90-Minüter selten die Zeit alle (!) Rollen mit Zwischentönen auszugestalten. Blöd gesagt: Der Held muss strahlen, der Bösewicht bedrohlich wirken, der Helfer lustige Sprüche einwerfen - das gilt im Grunde doch gestern wie heute.
Und in Deutschland werden (gerade für das Kino) fast nur noch Komödien gedreht. Dass da oftmals Karikaturen nötig sind (oder vielmehr für nötig gehalten werden), zeigen gerade die Klassiker in noch stärkerem Maße.
Ich habe gestern erst wieder mit Genuss "Der Partyschreck" von 1968 mit Peter Sellers gesehen. Im kompletten Film gibt es keine "Mittelstücke", wenn man sich die Schauspieler anschaut. Der Kellner (großartig gespielt) steigert sich ausschließlich in seinem Suff, der junge Schauspielerinnen ausnutzende Produzent ist durchweg böse, Sellers liebenswürdig, aber trottelig und so weiter.
Schaut man sich heutige in Deutschland (für's Kino) produzierte Dramen oder die überschaubare Anzahl an Horrorfilmen, Psycho-Thrillern und Co an, sieht das zum Teil ja schon anders aus, was die Rollen angeht. Dass aber viele Schauspieler gar nicht an diese Rollen kommen, weil diese eben selten sind, ist natürlich traurig, hat aber Nichts mit Zeitgeist und Co zu tun, sondern damit, dass deutsche Produktionen immer seltener das Wagnis eingehen mit der amerikanischen Konkurrenz in den Ring zu steigen. Dass in der munteren Vorabendserie keine tiefschürfenden, indifferenten Figuren gefordert sind, war auch bei "John Kling" und Co nie anders.
In diesem Zusammenhang muss dann leider auch festgestellt werden, dass viele der Schauspieler in dieser Dokumentation auf Nebenrollen abonniert sind und/oder sogar fast ausschließlich für's Fernsehen arbeiten (dürfen).
Dort ist Handwerk und effizientes Arbeiten gefordert, ein Umfeld, in dem der recht langwierige Prozess sich einem Charakter wirklich ehrlich zu nähern, kaum möglich ist. Ich kenne fast ausschließlich Regisseure, die gern so arbeiten würden und den Schauspielern nur zu gern diese Zwischenräume lassen würden, aber keine Zeit für diese Arbeit sehen.
Und auch beim (Kino-)Film ist das schwierig. Er kann noch so gut oder anspruchsvoll sein - wenn eine Nebenrolle insgesamt nur 7 Minuten Screentime hat, ist keine Zeit für Zwischentöne, die Figur muss für den Zuschauer schnell greifbar sein und auch dem Schauspieler ist es ein Anliegen einen plastischen Eindruck zu hinterlassen. Und selbst, wenn eine Rolle bewusst als nebulös angelegt wird, ist das nicht das Mittelstück, sondern einfach nur das andere Extrem von greifbar.
Genau diese Einfachheit früherer Rollen wird von vielen (inklusive mir) bei Filmklassikern ja geschätzt. Die kompliziert angelegten Kommissare mit Privatproblemen werden ja gerade hier gern kritisiert. Da will man dann doch wieder den lieben Familienmenschen, der von Beruf zufällig Kommissar ist oder den knorrigen Kommissar ohne Privatleben.
Method Acting und Co, die Wert auf dieses "Mittelstück" legen, sind ein Kind des New Hollywood, das einsetzte, als das simple Gut-Böse-Kino (das auch Karl May und Edgar Wallace und viele andere massiv bedienen) tot war, welches sich viele zurückwünschen.
Wenn man "dieses Mittelstück" in voller Pracht sehen will, findet man es so gut wie nie im Kino der 50er und 60er, sondern muss sich Independent-Filme der 70er-80er anschauen. So wirklich in die Zwischenräume ging es im Fernsehen (worum es im Thread-Titel geht) sogar erst mit "Miami Vice", wo auch Nebenrollen häufig mehrere Facetten zeigen durften.

Dass Schauspieler oft daran gehindert werden, sich zu entfalten, liegt also nicht an veränderten Stoffen oder Zeitgeist oder Ähnlichem, sondern einerseits daran, dass die Ausbildung besser geworden ist und die Schauspieler überhaupt erst in die Lage gebracht werden so etwas liefern zu wollen und andererseits daran, dass der Anspruch vieler Produktionen gleichzeitig nicht entsprechend gestiegen ist, sondern auf dem "Früher"-Level stagniert.
Die Hochphase, in der Schauspieler ihr ganzes Können zeigen durften, waren wohl eher die 80er und die 90er, nicht die 50er und 60er.

Und abseits des Fernsehens entsteht ja gerade mit all den Charakter-getriebenen Serien-Stoffen für Netflix und Co riesige Betätigungsfelder für Schauspieler, die nicht nur Extreme spielen wollen, sondern glaubhafte Figuren mit all ihren Seiten. Nur habe ich persönlich an denen wieder weniger Spaß, weil mir wirkliche Handlung in Form des Plots zu kurz kommt und mich charakterliche Entwicklungen über mehrere Staffeln weniger packen als ein gut fotografierter, inszenierter und gespielter Kampf zwischen Gut und Böse über kompakte 90-120 Minuten.

Havi17 Offline




Beiträge: 3.763

08.10.2020 16:17
#48 RE: Qualität im TV Zitat · Antworten

Zitat von schwarzseher im Beitrag #36
und was sagt uns das jetzt alles ????? Das einzige was sich verändert ( oder eben nicht ) sind wir.

"Du siehst die Welt nicht wie sie ist, du siehst die Welt so wie du bist" Mooji.
Ich werde Dich jetzt Mooji nennen

Gruss
Havi17

schwarzseher Offline



Beiträge: 626

08.10.2020 18:20
#49 RE: Qualität im TV Zitat · Antworten

Zitat von Havi17 im Beitrag #48
Du siehst die Welt nicht wie sie ist, du siehst die Welt so wie du bist" Mooji.Ich werde Dich jetzt Mooji nennen


Da musste ich doch erst mal googeln ob das jetzt eine Beleidigung oder eine Art Lob war Da bemerkt man seine Bildungslücken
Aber danke,kann ich mit leben


( ihr kommt auf Sachen hier.......)

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