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Dieses Thema hat 5 Antworten
und wurde 488 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker national
Ray Offline



Beiträge: 1.930

14.04.2020 10:30
#1 Palace Hotel (1951/52) Zitat · Antworten

Gestern lief auf 3Sat der Film "Palace Hotel". Es handelt sich um einen Schweizer Film von 1952 mit Paul Hubschmid, Gustav Knuth, Claude Farell, Lukas Ammann, Margrit Rainer, Anne-Marie Balnc, Käthe Gold u.a. Der Ensemblefilm wirft einen Blick hinter die Kulissen eines noblen Hotels. Der Haupterzählstrang hat einen kriminalistischen Inhalt: Gesucht wird ein Dieb, der sich unter dem Personal befindet. Insgesamt recht kurzweilige und hochwertige Nostalgie in einer 2014 restaurierten Fassung, die auch Grundlage für eine noch nicht erfolgte DVD/Blu-Ray-Auswertung sein könnte.

"Palace Hotel" ist noch bis zum 20.04. in der Mediathek abrufbar.

https://www.3sat.de/film/spielfilm/palace-hotel-100.html

Flimmer Fred Offline




Beiträge: 1

16.04.2020 22:26
#2 RE: Palace Hotel (1951/52) Zitat · Antworten

Der Film erschien in der Schweiz auf DVD.
Mit Originaler Tonspur (Hochdeutsch und Schweizerdeutsch) und deutschen Untertiteln.

Hier noch der Trailer:
https://youtu.be/McVkSMny_J8

Ray Offline



Beiträge: 1.930

17.04.2020 14:07
#3 RE: Palace Hotel (1951/52) Zitat · Antworten

Danke für den Hinweis, das hatte ich übersehen. Als Regisseur fungierte übrigens der hier vor allem aus "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" bekannte Leonard Steckel.

Georg Offline




Beiträge: 3.263

17.04.2020 16:31
#4 RE: Palace Hotel (1951/52) Zitat · Antworten

Steckel hat auch einen Minicameoauftritt.

Der Film ist sehr gelungen, rund um persönliche Schicksale wird eine Kriminalgeschichte konstruiert. Kommt sehr gut ohne Mord- und Totschlag aus, es ist ein Whodunit um einen Diebstahl. Niemals langweilig.
Gut besetzt mit Paul Hubschmid, Käthe Haack, Gustav Knuth und in kleineren Rollen Lukas Ammann, Sigfrit Steiner, Helen Vita und Wali Lüönd. Regie hätte ursprünglich übrigens Max Ophüls führen sollen.

Havi17 Offline




Beiträge: 3.764

18.04.2020 00:44
#5 RE: Palace Hotel (1951/52) Zitat · Antworten

Siehe Welche Film-DVD liegt gerade bei euch im Player? (175) Thread 2619

Ich möchte noch ergänzen : Ein Film für's Herz. Es wird zwar nicht zum lachen gebracht, doch absolut eindrucksvoll angekratzt und so
kann auch manche Träne fließen. Für mich inzwischen ein Top3 Melodram. Ideal für eine nachdenkliche Jahreszeit, z.B. Weihnachten

Gruss
Havi17

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

19.04.2020 10:00
#6 RE: Palace Hotel (1951/52) Zitat · Antworten

Wirklich gelungene Unterhaltung:



Palace Hotel

Kriminaldrama, CH 1951/52. Regie: Leonard Steckel, Emil Berna. Drehbuch: Richard Schweizer, Wilhelm M. Treichlinger. Mit: Paul Hubschmid (Fredy), Anne-Marie Blanc (Frau Direktorin), Käthe Gold (Emilia), Claude Farell (d.i. Monika Burg) (Madame Perrat), Liliana Tellini (Esperanza), Gustav Knuth (Loosli), Emil Hegetschweiler (Staub), Zarli Carigiet (Giachem), Max Haufler (Hunziker), Otto Zehnder (Walter) u.a. Uraufführung (CH): 14. April 1952. Uraufführung (BRD): 29. August 1952. Eine Produktion der Gloria-Film Zürich für den Rex-Filmverleih Zürich.

Zitat von Palace Hotel
Obwohl es nicht die modernste Unterkunft ist, genießt das Palace Hotel bei seinen erlauchten Stammgästen den besten Ruf. Gerade zur Zeit um Weihnachten und den Jahreswechsel ist die Direktorin mitsamt der kompletten Belegschaft bemüht, einen makellosen Eindruck zu hinterlassen. Dass sie den Hilfskoch Fredy ausgerechnet zu dieser Jahreszeit als Kellner in die Beletage befördert und Walter, den Sohn des Zimmermädchens Emilia, anstellt, sind zwei gewagte Experimente. Zu allem Überfluss treibt unter den Angestellten aber auch noch ein Dieb sein Unwesen, der sowohl Gäste als auch Personal um Bargeld erleichtert. Der Verdacht fällt auf Walter und seine Mutter – doch hat man den beiden damit womöglich Unrecht getan?


Hotelfilme gibt es viele. Sie eröffnen dem Publikum eine Welt der Reiselust und des Luxus, aber auch der Flüchtigkeit und der Kreuzwege der Emotionen. Auf „Palace Hotel“ trifft das auch alles zu, gerade wenn man an die malerische Kulisse des renommierten Kur- und Wintersportorts St. Moritz denkt. Der Streifen der Gloria-Film Zürich ergänzt das übliche Repertoire jedoch um einen spannenden, bodenständigen Aspekt, der ihn von seinen Geschwistern unterscheidet: Nicht auf die wohlhabenden, eitlen Gäste blickt er mit besonders großem Interesse, sondern auf das Personal, das jahrzehntelang Erfahrung und Pflichtbewusstsein in das Haus investiert hat und dem man seine Verbundenheit mit diesem Ort daher besonders abnimmt. Im Gegensatz zu anderen Hotelfilmen ist der Schauplatz kein Zufallsergebnis, sondern ein Lebensmittelpunkt – eine wichtige Grundlage für authentisches Drama. Und das lässt nicht lang auf sich warten: Zu den üblichen profanen Belastungen der Hochsaison um die Jahreswende kommen für die Angestellten hier noch existenziellere Probleme wie Geldnöte, Vertrauensverlust oder die schwere Last weitreichender Entscheidungsbefugnisse hinzu. Durchmischt wird das Ganze – der Szenerie angemessen – mit einem Schuss junger Romantik und melodramatischer Mutterliebe.

In den Kernaussagen, die sich aus diesen Problematiken ableiten lassen, bleibt der Film dabei betont konservativ und schweizerisch: abwarten, Ruhe bewahren, mit Augenmaß vorgehen und nicht der schnellen Emotion erliegen – das sind die Lehren, die uns das Drehbuch mitgeben will. Die Regisseure Leonard Steckel und Emil Berna kleiden diese Moral dank der Kameraführung des Ufa-Veterans Konstantin Irmen-Tschet in Bilder, die auch dann elegant und perfekt komponiert wirken, wenn sie im Dienstbotengeschoss, im Wein- oder Kartoffelkeller des hohen Hauses spielen. Die vielzitierte Beletage dagegen besticht auch mit Opulenz in Ausstattung und Kostümierung. Insgesamt verströmt der Film ein enorm hochwertiges Flair und fungiert damit trotz der offengelegten Querelen hinter den Kulissen des Hotelbetriebs als veritables Aushängeschild für den Schweizer Tourismus.



Hauptdarsteller Paul Hubschmid hatte sich für seine Hollywood-Ambitionen Ende der 1940er Jahre das leichter auszusprechende Pseudonym Paul Christian zugelegt und strahlt dem Betrachter der einheimischen Produktion aus dem Vorspann heraus mit einer etwas merkwürdig anmutenden Namensdoppelung als Paul Hubschmid-Christian an. Sein auch weiterhin vorherrschendes Strahlen und seine Agilität täuschen darüber und über seinen stellenweisen Hochmut im Film hinweg, sodass er schlussendlich mit Liliana Tellini ein niedliches, wenn auch nicht unbedingt solides Paar bildet. Darstellerisch brilliert der Film jedoch hauptsächlich in den Nebenrollen – vor allem in solchen Parts, die stiller angelegt sind. Besonders hervorzuheben sind diesbezüglich Käthe Gold als Mutter, die gegen Verdächtigungen anzukämpfen hat, Anne-Marie Blanc als Hoteldirektorin mit sympathischer Entscheidungsschwäche zwischen Strenge und Menschlichkeit sowie Emil Hegetschweiler als über den Dingen stehender Zimmerkellner, den man schließlich nach jahrelangen treuen Diensten mit den Füßen voran aus dem Hotel trägt.

Alle Darsteller passen sich dem schweizerischen Understatement, das in „Palace Hotel“ gepflegt wird, in ihrem Spiel an, sodass man auch abseits des Hauptwegs auf wunderbare kleine Porträts trifft, die dem Film Charme verleihen (Monika Burg, Zarli Carigiet, Alfred Rasser, Margrit Rainer, Walburga Gmür, Heinz Woester). Lediglich Gustav Knuth gibt seinen Kellermeister mit allzu viel Überspitzung zum Besten, darf aber immerhin einen wichtigen Beitrag zum Kriminalfall leisten, der ganz nebenbei geschickt eingeflochten wird. Der Raub einiger Geldsummen macht den Film für reine Krimi-Interessenten sicher nicht zum Gassenhauer, ist aber ebenso wie der kurze Gesangsauftritt der ersten Eurovisions-Siegerin Lys Assia ein nettes Gimmick. Man erkennt, auf wie vielen verschiedenen Ebenen der Film unterhält und warum die Zeit im „Palace Hotel“ wie im Fluge vergeht.

Nicht mit Fokus auf die Schönen und Reichen, sondern auf jene, die den Betrieb am Laufen halten, präsentiert sich dieser optisch hervorragende Hotelfilm als nostalgisches Sahnebonbon. Die Kriminalhandlung ist zwar nicht weiter der Rede wert, aber als Gesellschaftsfilm von vielfältigem Interesse ist der Streifen, der auch Romanzen-, Komödien- und Melodram-Elemente kombiniert, vorbildlich konstruiert und umgesetzt. 5 von 5 Punkten.

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