Bereits am 29.Februar ist der Film- und Fernsehschauspieler Dieter Laser im Alter von 78 Jahren gestorben. Er spielte z.B. den skrupellosen Sensationsreporter in "Die verlorene Ehre der Katharina Blum". Er arbeitete mit namhaften Regisseuren wie Geissendörfer, Schlöndorff oder Rainer Erler zusammen und absolvierte Gastauftritte in diversen Krimiserien (Tatort, SK Kölsch, Wolffs Revier, Rosa Roth). Daneben war er aber auch ein großer Theaterschauspieler.
Unvergessen ist natürlich Dieter Lasers Auftritt als Gegenspieler von Günter Lamprecht im legendären Finke-Tatort „Kurzschluss“. Bedauerlich, dass er im deutschen Film und Fernsehen in seinen letzten 15 Lebensjahren überhaupt nicht mehr präsent war - von zwei kleinen Nebenrollen in „Ich bin die Andere“ von Margarethe von Trotta und „Gier“ von Dieter Wedel einmal abgesehen. Dafür erlangte er, man kann es tatsächlich sagen, späten Weltruhm mit Teil 1 und 3 der etwas obskuren Horrorfilm-Reihe „The Human Centipede“, in denen er zentrale Rollen übernahm.
Während des Krieges in der Marinestadt Kiel geboren, hatte Dieter Laser die Luftangriffe und eine Tuberkulose nur mit knapper Not überlebt. Zum Theater zog es ihn früh. Bei Lasers früh ausgeprägten Qualitäten war es nur eine Frage der Zeit, bis Gründgens ihn in Hamburg entdeckte. Danach Arbeiten mit Peter Stein und - die unvermeidliche Herausforderung - an der Berliner Schaubühne. Bald schon ging es zu Film und Fernsehen.
Den für Lebzeiten größten Kritikererfolg hatte der junge Dieter Laser schon bald. Sein "John Glückstadt" wurde renommiert ausgezeichnet. Mit dem 'Filmband in Gold' musste er nichts mehr beweisen, die Spitzenrollen liefen ihm anschließend dennoch nicht von selbst hinterher. Auch das galt für Lebzeiten. Seine für mich einprägsamste Rolle hat Dieter Laser in "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" gespielt, noch im selben Jahr 1975. Er legte seinen Starreporter 'Tötges' von der ZEITUNG offen zynisch, überheblich und selbstgefällig an. Keine Schlagzeile erschien ihm zu verlogen, keine Methode zu unredlich, kein Witz zu dreckig. Die Assoziation zu der Zeitung mit den Bildern war kaum zufällig. Schlimm daran ist, dass sich Heinrich Bölls brillante Satire gar nicht allzu weit von der realen Welt der Paparazzi und des Schmierenjournalismus entfernen musste. Dabei war die Zeit noch vergleichsweise friedlich, der Umgang mit entfernt Terrorverdächtigen wirkte hysterisch. Die wahren Eskalationen des 'Deutschen Herbstes' 1977 standen noch bevor.
Welche Filmrollen Dieter Lasers blieben sonst im Gedächtnis? Der düstere psychologische Highsmith-Krimi "Die gläserne Zelle" mit Laser neben Helmut Griem, der höchst interessante Science-Fiction-Film "Operation Ganymed" von Rainer Erler, der Laser schon für "Das blaue Palais" verpflichtet hatte, mit Laser als Astronaut neben Horst Frank und Jürgen Prochnow. Natürlich "Kurzschluss", einer der schönsten Tatort-Klassiker mit einer für 'Kommissar Finke' Klaus Schwarzkopf kaum entwirrbaren kriminellen Dreiecksbeziehung zwischen Dieter Laser, Georg Lehn und natürlich Günter Lamprecht. Oder "Väter und Söhne" (1986). Für diese internationale TV-Großproduktion ging man beim WDR in die Vollen, verpflichtete Burt Lancaster und Julie Christie. Das Ergebnis war in Ordnung aber nicht der erhoffte ganz große Wurf. Dieter Laser hatte in diesem Familienepos (mit Anspielungen auf die schmutzige Rolle der IG Farben im 'Dritten Reich') als Lancaster-Sohn eine durchaus tragende Rolle der zweiten Familiengeneration neben Bruno Ganz, Katharina Thalbach und Rüdiger Vogler. Dazu Benrath, Jaenicke, Doermer. Viele bekannte Darsteller wollten hier Akzente setzen, so verflogen die Einzelnen bald mehr und mehr aus dem Gedächtnis.
Sehr gefreut hat mich, dass Dieter Lasers letzter Live-Auftritt so gelungen und erfolgreich war. Und sogar in der Nähe meiner Heimat stattfand, bei den Bad Hersfelder Festspielen. Zwar spielte er in Kafkas "Prozess" den bettlägerigen Advokaten Huld, neben der Bühne wirkte er im Frühjahr 2019 aber noch energiegeladen und vital. Er wolle das Publikum unterhalten, natürlich, sagte er in einem Festspiel-Interview, aber auch mit unverminderter Neugier immer wieder die eigenen Grenzen ausloten: "Und ich möchte den Leuten etwas schenken, möglichst mit Substanz." Das hat er immer getan.
Am beeindruckendsten ist mir Dieter Laser gemeinsam mit dem ebenfalls genialen Udo Vioff in "Die letzten Ferien" in Erinnerung. Dieser Film muß auf jeden Fall noch erwähnt werden. Ich empfand Laser als Mann mit Charisma und besonders auffallend in der so angepassten Welt. Ruhe in Frieden