Der SWR hat bereits vor einiger Zeit ein tolles Projekt gestartet, dass ich mir in ähnlicher Form von allen öffentlichen-rechtlichen Programmanbietern wünsche, für die wir ja alle quasi als Co-Produzent fungieren ;).
Der SWR hat begonnen, für die ARD Mediathek sein Archiv öffentlich zugänglich zu machen. Dabei handelt es sich um historische Originalbeiträge, aber - besonders erstaunlich - in Teilen auch um "rohes" Original-Drehmaterial, dass bisher üblicherweise nur veröffentlicht wird, wenn irgendein Redakteur es für eine Dokumentation verwendet usw. Betroffen ist hier beispielsweise auch die 1956'er Hexer-Fernsehverfilmung, bei der man nun in den Genuss von rund 2 Minuten Backstagematerial kommt. Ohne Ton, dafür aber mit einmaligen Einblicken in die Kamera- und Regiearbeit jener Zeit und dieser Produktion: https://www.ardmediathek.de/swr/player/Y...eiten-der-hexer
2 bis 14 Minuten lang sind Mitschnitte von den Bambi-Verleihungen der Jahre 1957 - 1961 und 1964, bei denen man viele der damaligen Stars sehen kann.
Zum UNESCO Welttag des Audiovisuellen Erbes am 27. Oktober 2020 werden alle ARD-Landesrundfunkanstalten und das Deutsche Rundfunkarchiv historische Videobeiträge in der ARD Mediathek zeitlich unbegrenzt zugänglich machen. Dies haben die Intendant*innen in ihrer Sitzung in Leipzig beschlossen. Nach und nach soll so ein audiovisuelles Archiv nach dem Vorbild des SWR entstehen, der bereits im Herbst 2019 mit "SWR Retro" an den Start ging.
Die Nutzer der ARD Mediathek finden dann in den Channels der Landesrundfunkanstalten Beiträge aus der aktuellen Berichterstattung aus der Zeit vor 1966. Regionales, Überregionales, Sport und so manche kuriose Meldung warten darauf wiederentdeckt zu werden. Der Bestand erlaubt einen Blick in die Geschichte mit ihrem Zeitgeist, ihrer Sprache und ihren Themen, die erstaunlich oft auch heute noch aktuell sind.
ARD-Vorsitzender Tom Buhrow: "Wir bringen Videos in die ARD Mediathek, die bislang in unseren Archiven schlummern, ohne dass die Menschen im Land sie sehen können. Dabei greifen wir als ARD auf die Erfahrungen des SWR zurück, der mit "SWR Retro" die Blaupause liefert. Als ARD können wir so gemeinsam eine Art kollektives Gedächtnis schaffen und an die Geschichte Deutschlands mit ihren regionalen Schwerpunkten erinnern."
rbb-Intendantin Patricia Schlesinger: "Wir wissen von unseren Zuschauerinnen und Zuschauern und durch die Nutzung im Netz, wie groß das Interesse an historischen Aufnahmen ist. Diese – oft einzigartigen – Sendungen und Beiträge werden jetzt allen zugänglich. Das Programm ist von der Gemeinschaft finanziert, sie sollte es so weit wie möglich nutzen können. Aufzeichnungen der öffentlich-rechtlichen Sender sind ein wesentlicher Bestandteil des audiovisuellen Erbes in Deutschland, es ist richtig, sie auf diesem Weg bereitzustellen."
Die ARD konzentriert sich zunächst auf nicht-fiktionale Videos bis 1966, da sich ab 1966 das Urheberrecht geändert hat und die Rechteklärung für die Onlinestellung von Archivinhalten deutlich erschwert wurde.
Zu den ab Ende Oktober wieder zugänglichen Sendungen zählen etwa:
BR: Abendschau HR: Abendschau, bzw. ab 1961 Hessenschau NDR: Nordschau Radio Bremen: Nordschau-Magazin rbb: Abendschau, Berliner Fenster SR: Hüben und Drüben SWR: Abendschau, Sport im Südwesten WDR: Hier und heute
Tatsächlich sind das gute Neuigkeiten! Da bin ich sehr gespannt, was sich da alles finden lässt. ARD Alpha bringt ja schon seit längerem solche Beiträge im Abendprogramm. Wenn das tatsächlich zeitlich unbegrenzt alles in den Mediatheken abrufbar werden sollte, wäre das eine echte Bereicherung und eine sinnvolle Verwendung der Rundfunkgebühren.
Dann wollen wir als Krimi-Fans hoffen, dass die an sich lobenswerte Idee möglichst bald auf fiktive Unterhaltungsproduktionen ausgeweitet wird, um für uns auch tatsächlich einen spürbaren Nutzen zu haben. Dafür sollten sich nach Schließung der Mitschnittservices im fürstlichen GEZ-Gesamtbudget vielleicht auch ein paar Krumen finden lassen.