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Dieses Thema hat 1 Antworten
und wurde 221 mal aufgerufen
 Romane
Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 644

01.09.2018 17:00
Penelope von der Polyantha (1926) Zitat · Antworten

Penelope von der Polyantha

Originaltitel: Penelope of the Polyantha
Erscheinungsjahr: 1926


Hauptpersonen:

Penelope Pitt - junge Frau, arbeitet als Privatsekretärin
John Feltham - netter junger Mann mit mysteriösem Hintergrund
Xenocrates Orford - dicker Geschäftsmann mit geheimnisvoller Tätigkeit
Arthur Dorban (El Slico) - Falschspieler mit bürgerlicher Fassade
Cynthia Dorban - seine kaltherzige Frau
Mr. Hollin - unangenehmer Charakter und Ex-Sträfling
Stamford Mills - junger Mann
Mr. Whiplow - Zeuge in ernster Angelegenheit
Inspektor Spinner - Beamter von Scotland Yard
Captain Willit - Schiffkapitän


Inhalt:

Die junge Penelope Pitt muss mehr oder weniger freiwillig aus dem kanadischen Edmonton wegziehen, da sie den Nachstellungen eines verliebten Chefs entgehen will. Auf der Fahrt trifft sie Cynthia Dorban, eine vorgebliche Dame, welche sie als Sekretärin für ihren Sitz in England engagiert. Obwohl vordergründig nett und freundlich, läßt ihre zukünftige Arbeitgeberin auf der Überfahrt nach Europa auch kalte, geradezu abstoßende Charakterzüge erkennen. Ihr Mann Arthur, angeblich ein Falschspieler auf Ozeandampfern, tritt in England dazu und gibt sich sehr souverän und liebenswürdig, scheint seine Frau aber nicht sonderlich zu mögen und macht Penelope bald einen Antrag. Als sie ihn zurückweist, benimmt er sich weiterhin wie ein Gentleman, und da ihre Arbeit nicht sonderlich schwer und der Landsitz der Dorbans an der englischen Küste wunderschön ist, beschließt Penelope, weiterhin zu bleiben. Welche Wahl hat sie auch groß, mutterseelenallein im fremden Land ? Ein befreundeter Richter in Kanada hatte ihr die Adresse eines gewissen Xenocrates Orford gegeben, an den sie sich im Notfall in London wenden könnte, doch Mr. Orford hat gerade an einem geheimen Projekt zu tun und kann mit Penelope nicht allzuviel anfangen. Zurück im Hause der Dorbans, findet Penelope einen Koffer mit viel Bargeld und einigen Quittungen. Das empfinden die Dorbans als Bedrohung. Gegen Mr. Dorbans halbherzigen Protest versucht Mrs. Dorban kaltblütig, die schockierte Penelope zu ertränken, doch gelingt dieser im letzten Moment die Flucht mit einem Motorboot. Schließlich wird sie von der Jacht "Polyantha" aufgefischt, und wen trifft sie da ? Den dicken Mr. Orford aus London, welcher über ihr Auftauchen gar nicht begeistert ist. Auf dem Schiff geht es sehr geheimnisvoll zu, es kreuzt auf dem Wasser hin und her, neben Orford, dem Kapitan Willit und seiner Mannschaft gibt es noch den unympathischen Hollin, aber auch den jungen gutaussehenden John Feltham, der zwar als Matrose arbeitet, aber doch eine Sonderstellung zu haben scheint. Sie schließt ihn bald in ihr Herz. Nachdem das Schiff im spanischen Vigo angelegt hat, gibt es einige Verwicklungen, und plötzlich findet sich das Ehepaar Dorban an Bord. Trotz ihres Schreckens begreift Penelope bald, dass diese Leute auch den meisten anderen auf dem Schiff nicht nur wohlbekannt, sondern auch alles andere als wohlgelitten sind, ja, dass sie sogar eine zentrale und negative Rolle bei den ganzen Ereignissen spielen. Penelope (und der Leser) weiß immer noch nicht, worum es eigentlich geht, doch scheint sich alles um den jungen John Feltham und sein düsteres Geheimnis zu handeln. Zwischendurch versuchen die Dorbans sogar, die Jacht zu kapern, sie wird von einem Kriegsschiff verfolgt, und zum Schluss kommt sogar, mehr zufällig, Kriminalinspektor Spinner an Bord. Doch auch der nette Stamford Mills sowie der weniger nette Mr. Whiplow spielen noch ihre Rolle. John Feltham erscheint plötzlich in einem finsteren Licht, doch am Ende geht natürlich alles gut aus, und Penelope kann sogar einen richtigen Adligen heiraten.


Bewertung:

Was soll man zu diesem Buch sagen, wenn man Wallace' andere Krimis kennt ? Sogar Joachim Kramp, der ja sonst eigentlich alles von Edgar Wallace gut fand, mochte die Geschichte nicht. Ist sie nun so schlecht ? Im Hinblick auf seine "richtigen" Thriller ist es natürlich eine fade Story (es gibt nicht mal eine richtige Leiche), doch als leichte mysteriöse Urlaubsgeschichte mit Krimi-Elementen und einem guten Hauch Romantik lässt sie sich durchaus gefällig lesen. Ist fast ein bisschen so ein Art Frauenkrimi. Edgar Wallace schrieb dieses Buch zu Ehren seiner gerade neugeborenen Tochter Penelope, die er mit seiner zweiten Frau hatte. Seine Sympathie für die weibliche Hauptperson merkt man den ganzen Roman durch. Vielleicht wollte er deswegen mal nicht eine ganz so gewalttätige Story schreiben. Es muss ja auch nicht immer Mord und Totschlag sein. Die Motive der Hauptpersonen sind, wie schon erwähnt, fast bis zum Schluss recht undurchsichtig. Trotzdem erscheint der Handlungsfluss mehr wie "aus einem Guss" als bei anderen Wallace-Romanen. Der kaltblütige Mordversuch an der jungen Hauptakteurin wirkt fast ein wenig verstörend, daneben gibt es noch eine Schießerei, einen Überfall auf eine Polizeiwache sowie sogar eine Gefangenenbefreiung mit einem Panzer (!) bzw. Tank, wie diese Fahrzeuge früher hießen - für ein gewisses Maß an Action ist also auch gesorgt. Die Dorbans, und besonders Cynthia, erweisen sich als rücksichtslose Intriganten, die dem armen John Feltham ans Leder wollen, um ein Millionenvermögen in die Finger zu bekommen. Trotz ihrer Todfeindschaft verbringen die Beteilgten einen Großteil des Buches zusammen, auf dem Schiff, in einer Höhle usw., und bewahren immer ihre typisch englische Distanziertheit, was irgendwie befremdlich oder unglaubwürdig wirkt. Cynthia Dorban ist unter ihrer ladyhaften Fassade ganz die herrschsüchtige, gierige Tyrannin, während Arthur Dorban, der joviale Falschspieler, zumindest Penelope gegenüber noch den Rest von ein wenig Anstand hat. John Feltham, der geheimnisvolle Matrose mit künstlerischen Ambitionen, ist eindurchaus netter, geradliniger Kerl. Penelope Pitt, das liebenswerte Geschöpf, hat einen sochen Burschen wirklich verdient. Xenocrates Orford, ein Logistikfachmann, wie man wohl heute sagen würde, ist einer der typischen väterlichen älteren Männer, die in E.W.'s Werk oft mal auftauchen. Bemerkenswert ist, dass die Polizei fast gar keine Rolle spielt. Inspektor Spinner, der einzige Kriminalist im Buch, ist nicht unbedingt ein Ausbund an detektivischem Spürsinn. Er muss die Beweise für die Aufklärung aller Rätsel geradezu mundgerecht serviert bekommen, wozu dann Penelope auch entscheidend beitragen kann. So geht auch diese Geschichte gut aus.

Der vorliegende Roman ist für den hartgesottenen Thriller-Freund sicher keine Offenbarung. Der sollte lieber andere Bücher lesen. Mir persönlich hat das Buch beim nochmaligen Lesen viel besser gefallen als erwartet. Geschmackssache.


Buch:

Ich habe hier die Weltbild-Ausgabe gelesen, zusammen mit Das Steckenpferd des alten Derrick. Es sind hier ca. 150 Seiten, also ein recht dünnes Werk, in einer ansprechenden Übersetzung.


Film:

Ein deutscher Edgar-Wallace-Film dazu existiert nicht.

Georg Offline




Beiträge: 3.263

02.09.2018 17:44
#2 RE: Penelope von der Polyantha (1926) Zitat · Antworten

Danke für diese Besprechung. Ich habe den Roman vor einem Vierteljahrhundert unter dem Titel Penelope an Bord der Polyantha gelesen und war enttäuscht. Der Grund dürfte tatsächlich sein, dass man hier keinen typischen Wallace-Krimi mit Schlössern, Nebel, Locked-Room-Mystery und maskiertem Täter serviert bekommt. Wenn man dieser Erwartungshaltung herangeht, wird man natürlich zwangsläufig enttäuscht. Unter dem Blickwinkel, wie Du ihn beschreibst, hätte das Buch vielleicht eine zweite Chance verdient.

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