Lockvogel der Nacht - Regie: Wilm ten Haaf - Erstauff.: 7.5.1959 - FSK 18 - Verleih: Deutsche Cosmopol Prod.: Cinelux, Berlin (Leopold Branoner) in Zusammenarbeit mit Alfa, Berlin (Artur Brauner) Nach dem Tatsachenbericht "Lockvogel Ingeborg" von Heinz Karolus Darsteller: Erika Remberg, Peter van Eyck, Peter Moosbacher, Kai Fischer, Helmut Schmid, Inge Egger, Horst Naumann, Alf Marholm, Eva Schreiber, Gerd Frickhöfer, Agnes Windeck, Maria Holst
Ingeborg Werner (Remberg) arbeit als Serviererin in einem Espresso und teilt sich mit ihrer Kollegin Betty ein kleines Zimmer. Die junge Frau ist sich ihrer Wirkung auf Männer durchaus bewusst und beschließt, diesen Vorteil zu nutzen. Sie will raus aus der Enge, will Geld haben, schöne Kleider tragen, verwöhnt werden. Als ihr Klaus Petzold (Moosbacher) einen gutbezahlten Job in seiner Agentur anbietet, sagt sie zu. Petzold liefert gutsituierten scheidungswilligen Kundinnen Beweise für die Untreue ihrer Ehemänner. Dazu setzt er seine attraktive Mitarbeiterin Else (Kai Fischer) ein, die sich mit den jeweiligen Herren in verfänglichen Situationen fotografieren lässt. Doch als Else ihn nach einem handfesten Streit im Stich lässt, braucht er dringend eine Nachfolgerin. Da kommt ihm Ingeborg wie gerufen.
Der Tatsachenbericht, der hier als Vorlage diente, dürfte eher ein Groschenroman gewesen sein. Zumindest erweckt der doch recht anspruchslose Film diesen Eindruck. Die darstellerischen Leistungen sind durchweg solide, wobei der einzige Star in dieser "starbesetzten" Produktion wohl Peter van Eyck ist, der die in ihn gesetzten Erwartungen wie immer erfüllt. Dabei ist er hier nur in einer Nebenrolle zu sehen. Leider gibt es in der zweiten Filmhälfte ein paar Wendungen, die ziemlich konstruiert - um nicht zu sagen "an den Haaren herbeigezogen" wirken. Die Musik von Peter Thomas bleibt unauffällig und lässt die späteren Qualitäten des Komponisten kaum erahnen. Für die FSK 18-Freigabe dürfte das etwas anrüchige Thema gesorgt haben, denn hinsichtlich pikanter Szenen ist der Film mehr als harmlos. Doch all das beeinträchtigt den Unterhaltungswert des Films in keinster Weise. Bei der Ausstattung und den Kostümen wurde nicht gespart. Einzelne Szenen, wie Gerd Frickhöfers Auftritt als schwuler Modedesigner, sorgen für ein wenig Amüsement am Rande und das flotte Tempo treibt die Handlung zügig voran. Wer sich für das deutsche Kino der späten Fünfziger Jahre interssiert, kommt auf seine Kosten. Außerdem sind ja auch ein paar Wallace-Darsteller dabei. Für Fans also durchaus empfehlenswert. Die Film-Echo-Note 3,4 (30 Meldungen) zeigt, dass der Film seinerzeit erfolgsmäßig über dem Durchschnitt lag.
Für den Regisseur Wilm ten Haaf, der überwiegend für das Fernsehen arbeitete und auch zahlreiche Hörspielproduktionen betreute, war "Lockvogel der Nacht" der letzte von insgesamt nur 3 Kinofilmen.
Darsteller: Erika Remberg, Peter van Eyck, Peter Mosbacher, Kai Fischer, Helmut Schmid, Alf Marholm, Horst Naumann, Gerhard Frickhöffer, Agnes Windeck u.a.
Unter dem Deckmantel eines Detektivbüros wirbt Klaus Petzold Frauen an, die „Argumentationsmaterial“ für einen baldigen Scheidungsprozess benötigen. Um dem Auftrag gerecht zu werden, ködert er die betreffenden Ehemänner mit attraktiven Frauen, die ihn verführen sollen, um sie dann in einem verräterischen Moment abzulichten.
„Lockvogel der Nacht“ ist eine Art „Eheinstitut Aurora“ unter veränderten Vorzeichen. Während man im Eheinstitut für die Eheanbahnung sorgt, kümmert sich Petzold um den „vorteilhaften“ Eheausgang. Das damals noch gültige Verschuldensprinzip in Scheidungsverfahren sorgte vor Gericht regelmäßig für das Waschen schmutziger Wäsche und forderte die Betroffenen geradezu heraus, mit dem Finger auf die Person zu zeigen, der man einst das Eheversprechen gab. Aus eben jener Lage versucht Petzold größtmöglichen Profit zu erzielen. Dieser wird verkörpert von Herbert Mosbacher. Dem eher als Nebendarsteller bekannten Mimen kommt im Film faktisch die Hauptrolle zu. Erika Remberg gibt wie auch Kai Fischer eine der „Animier-Damen“, Peter van Eyck eines der Opfer, verschwindet aber schneller aus der Szenerie, als es dem Zuschauer lieb ist. Da es dem Werk im Gegensatz zu „Eheinstitut Aurora“ an einem Whodunit fehlt, muss es sich was anderes überlegen, um im letzten Drittel Spannung zu erzeugen. Das gelingt allerdings kaum. Dank des soliden Tempos, einiger bekannter Gesichter in den Nebenrollen (Agnes Windeck, Gerhard Frickhöffer, Horst Naumann, Helmut Schmid) und des 1950er-Jahre-Flairs kann man über die ausgenommen triviale Handlung ein Stück weit hinwegsehen. Peter Thomas jedoch kann anders als später mit seiner Musik keine Akzente setzen.
Milde stimmt den Betrachter auch die gelungene DVD-Umsetzung durch Pidax. Die Bildqualität ist sehr gut. Dazu gibt es die gewohnten Extras (Bildergalerie, Booklet).
Trivialer, aber immerhin mit solidem Tempo ausgestatteter Unterhaltungsfilm aus den Endfünfzigern mit einigen bekannten Gesichtern. 3 von 5 Punkten.