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Dieses Thema hat 2 Antworten
und wurde 376 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker national
Giacco Offline



Beiträge: 2.516

06.07.2018 14:25
Negresco - Eine tödliche Affäre (1968) Zitat · Antworten

Negresco - Eine tödliche Affäre - Regie: Klaus Lemke / Produktion: Fior (Peter Berling) / Verleih: Eckelkamp
Deutscher Kinostart: 22.2.1968
Darsteller: Gerard Blain, Ira von Fürstenberg, Paul Hubschmid, Serge Marquand, Ricky Cooper, Karsten Peters



Als der Fotograf Roger einen Kollegen ermordet auffindet, will er nicht in die Sache verwickelt werden und nimmt Hals über Kopf einen Job in London an. Doch am Flughafen trifft er auf die Millionärsgattin Laura Parrish. Da er davon ausgeht, dass sie in irgendeinem Zusammenhang mit dem Tod seines Kollegen stehen könnte, ändert er seine Pläne und beginnt eine Affäre mit der attraktiven Frau. Gemeinsam fliegen sie nach Nizza. Doch Roger geht es weniger um Liebe und Sex, er will ans große Geld, will teilhaben am Leben der Reichen und Schönen. Da trifft es sich gut, dass er einer brisanten Sache auf die Spur kommt, in die Lauras Ehemann verwickelt ist. Allerdings ahnt er nicht, dass dieser über Leichen geht.

"Noch bevor sein erster Spielfilm "48 Stunden bis Acapulco" in die Kinos gekommen ist, dreht Klaus Lemke jetzt bereits sein Opus Nr.2: "Weniger als nichts" (Arbeitstitel). Produzent ist diesmal Peter Berling. Außenaufnahmen werden an der Cote d´Azur und im Engadin entstehen. Für die Hauptrollen verpflichtete Lemke die Society-Diva Ira von Fürstenberg, den Franzosen Gerard Blain und den Feuilleton-Chef der Münchener Abendzeitung Karsten Peters. - Verleih: Eckelkamp (Film-Echo 4.10.1967)

"Negresco" wird oft als Kriminalfilm oder gar als Thriller bezeichnet. Mord und Verbrechen sind hier aber nur kleine Puzzle-Teile, Nebensächlichkeiten, die die undurchsichtige Story oberflächlich zusammenhalten. Die Dialoge sind größtenteils auf "cool" getrimmt, die Handlung ist nicht immer plausibel und bei den Handlangern von Parrish handelt es sich teilweise um so skurrile Typen, dass der Film fast schon groteske Züge annimmt.
Trotzdem gilt dieses extravagante Leinwandwerk aus deutscher Produktion heute als "vergessene Filmperle der Sixties". Tatsächlich bekommt man visuell einiges geboten und trotz mancher Längen ist der Film einigermaßen unterhaltsam. Ein Extralob verdient der effektvoll gestaltete Vorspann und der Titelsong, interpretiert vom Schweizer Musiker Hardy Hepp, wäre auch für einen der frühen Bond-Filme überaus passend gewesen.
Den Fotografen spielt Gerard Blain, ein ehemaliger Jungstar der Nouvelle Vague. Prinzessin Ira von Fürstenberg, die die Laura spielt, gehörte damals zu den schillernden Jet-Set-Persönlichkeiten . Zweifellos eine attraktive Frau, über deren schauspielerische Fähigkeiten sich jeder sein eigenes Urteil bilden sollte. Hier ist sie aber - allein vom Typ her - durchaus passend besetzt. Bemerkenswert ist der Score von Klaus Doldinger ("Das Boot"), der den Film perfekt abrundet.

Schon der Kino-Start dürfte die Hoffnungen auf einen geschäftlichen Erfolg deutlich getrübt haben. Hier 4 Ergebnisse:
Berlin, Delphi (1007 Plätze): Note 7 (sehr schlecht)
Frankfurt, Europa (930 Plätze): Note 4 (zufrieden)
Bielefeld, Palast (584 Plätze): Note 5 (mäßig)
Mainz, Rex (804 Plätze): Note 5 (mäßig)

In der Film-Echo-Liste ist "Negresco" nicht vertreten, da er nicht genügend Meldungen erhielt.

Jan Offline




Beiträge: 1.753

06.07.2018 23:04
#2 RE: Negresco - Eine tödliche Affäre (1968) Zitat · Antworten

Klaus Lemke zählt zweifelsohne zu den Regie-Exzentrikern des deutschen Films. Insofern ist "Negresco" in nahezu jeglicher Hinsicht ein atypischer Lemke-Film, der, finanziert mit durchaus stattlichem Budget, vielmehr an eine internationale Großproduktion erinnert als an einen kleinen Genrefilm mit schmaler Finanzierung und improvisiert erscheinender Inszenierung, wie es in den allermeisten sonstigen Filmen Lemkes der Fall ist. Mir ist kein weiterer Film von Klaus Lemke bekannt, der in vergleichbarer Weise in eher seichtem und auf Hochglanz poliertem Wasser des Unterhaltungskino fischt wie es "Negresco" tut. Zwar tauchen auch hier die bereits genannten Skurrilitäten und Derbheiten, die so typisch sind für Lemke, zu Tage, jedoch bleibt die Absicht, massentaugliches und internationales Starkino zu machen, stets präsent.

Alles in allem bleibt mir nach dem Betrachten des Films immer der Eindruck zurück, dass Klaus Lemke durchaus - nicht zuletzt aufgrund Doldingers atmosphärischem Soundtrack und dem coolen Sixties-Dekors - ein unterhaltsamer Actionfilm gelungen ist, jedoch bleibt auch immer die Überzeugung, dass der extravagante Regisseur in vielen, vielen anderen Produktionen deutlich Stimmigeres abgeliefert hat. So recht den Überblick hat er hier bei diesem Großfilm nicht behalten. Die Inszenierung ist streckenweise sehr wirr, einige Handlungsstränge versanden oder bleiben unschlüssig im Raum stehen.

Vergleicht man "Negresco" mit dem wohl bekanntesten Lemke-Film "Rocker", so stellt man schnell fest, in welchem Metier Lemke mehr zu Hause ist. Es liegen ihm die kleinen, bizarren und mit viel Wortwitz bestückten Filme viel mehr als der große Unterhaltungsfilm mit internationaler Starbesetzung. Dennoch ist "Negresco" einen Blick wert, wenngleich er letztlich weder Fisch noch Fleisch ist.

Gruß
Jan

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

04.08.2018 16:23
#3 RE: Negresco - Eine tödliche Affäre (1968) Zitat · Antworten

"Negresco" habe ich mir wahrscheinlich viel häufiger angesehen, als ich es normalerweise getan hätte, schließlich war ich die ersten 4-5 Mal auf der Suche nach Eva Renzi, die bei den Gästen angekündigt ist. Da sie nicht gerade leicht zu erkennen ist und nur etwa 10 Sekunden zu sehen ist, habe ich sie bei den ersten Sichtungen nie ausmachen können. Anfangs fand ich den Film nicht besonders, aber ich denke dass er durch das häufige Ansehen im Endeffekt enorm gewinnen konnte. Überhaupt sind die Filme die ich bislang von Klaus Lemke gesehen habe recht unkonventionell ausgefallen und vermitteln eine sehr schöne Bildsprache. "Negresco" fällt vielleicht tatsächlich ein bisschen aus dem Rahmen, da man sich hier ganz offensichtlich etwas mehr an gängigen Sehgewohnheiten orientiert hat. Nichtsdestotrotz ein Film, den man sich als Krimi-Crack anschauen kann, falls man denn keine großen Wunder erwartet.

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