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Dieses Thema hat 2 Antworten
und wurde 352 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker national
Georg Offline




Beiträge: 3.259

29.04.2018 18:35
Affäre Nachtfrost (1989, TV) Zitat · Antworten

AFFÄRE NACHTFROST
BRD 1988/89
Regie: Sigi Rothemund
Mit Hansjörg Felmy, Gudrun Landgrebe, Charles Brauer, Dietrich Mattausch, Heinz Moog u. v. a.

Deutschland, Mitte der 1980er. Felmy spielt einen erfolgreichen BND-Mitarbeiter, der überall angesehen und in ein geheimes Forschungsprojekt involviert ist. Eines Abends führt er seinen Hund Gassi, dabei spricht ihn ein Mann an, der sich als KGB-Mitarbeiter vorstellt. Er konfrontiert den Oberst mit zwei Fakten: erstens, dass er weiß, dass er seit 40 Jahren unter falschem Namen lebt und zweitens, dass er von seinen NS-Kriegsverbrechen weiß. Für sein Schweigen will der KGB-Mann geheime BRD-Forschungsergebnisse. Der Oberst steigt scheinbar auf die Forderungen ein, gesteht aber gleichzeitig seiner Frau, dass er an der Sprengung einer Brücke im 2. Weltkrieg unschuldig war. Nur ein damals zwölfjähriger Junge kann das heute noch beweisen. Dieser stellt sich jedoch als nunmehriger DDR-Major der Nationalen Volksarmee heraus. Die Frau des BND-Obersts beschließt, illegal in die DDR zu reisen, um den Mann aufzusuchen und ihn um seine Aussage zu bitten. Diese soll ihren Mann zu entlasten.

Sigi Rothemund, der uns als Siggi Götz u. a. solche cineastischen "Meilensteine" wie Komm', zieh dein Dirndl aus oder Bohr weiter Kumpel bescherte, inszenierte hier einen formidablen Agententhriller mit einem exzellenten Hansjörg Felmy in der Titelrolle, flankiert von Gudrun Landgrebe in einer Doppelrolle als dessen Ehefrau und Schwägerin. Der Film kommt gänzlich ohne Musik aus, ist aber an vielen Stellen beunruhigend spannend. Die DDR-Szenen scheinen zumindest zum Teil (gedreht wurde 1988) an Ort und Stelle gedreht worden zu sein (was doch angesichts des Themas überrascht), zumindest sind der Palast der Tränen und der Bahnhof Friedrichstraße zu sehen. Charles Brauer gibt glaubhaft den NVA-Major, Heinz Moog ist als Schwiegervater Felmys zu sehen, Dietrich Mattausch spielt einen NS-Oberst in einer längeren Rückblende (in der zwangsläufig der junge Felmy auch von einem anderen Darsteller gespielt werden musste) knallhart und rücksichtslos.

Ein Film, der keine Sekunde Langeweile aufkommen lässt und mit einem überraschenden Ende aufwartet, soviel kann man sagen.

Das Drehbuch basiert auf einem Roman von Stefan Murr (Pseudonym des Ganghofer-Enkels Bernhard Horstmann, früher auch gemeinsam mit seiner Ehefrau Charlotte), der im Krimifach immerhin für den 1967er-WDR-Straßenfeger Der dritte Handschuh verantwortlich zeichnete und auch die Vorlagen zu Ein Toter stoppt den 8 Uhr 10 und den "Tatort" Flieder für Jaczek lieferte.

Jan Offline




Beiträge: 1.753

29.04.2018 23:58
#2 RE: Affäre Nachtfrost (1989, TV) Zitat · Antworten

Danke für den Tipp; das liest sich sehr interessant. Ich habe daraufhin gleich einmal zugeschlagen und geordert. Von Regisseur Sigi Rothemund halte ich eine ganze Menge. Er war verantwortlich für viele Teile einer der wenigen mir im Gedächtnis gebliebenen Krimi-Reihen des Privatfernsehens: "Alles außer Mord" mit Dieter Landuris und Stefan Reck von Pro7.

Gruß
Jan

Ray Offline



Beiträge: 1.929

27.04.2020 13:42
#3 RE: Affäre Nachtfrost (1989, TV) Zitat · Antworten

Affäre Nachtfrost (BRD 1989)

Regie: Sigi Rothemund

Darsteller: Hansjörg Felmy, Gudrun Landgrebe, Charles Brauer, Heinz Moog, Wolfgang Kaven u.a.



Eines Abends wird Fritz Seyfried, ranghoher Mitarbeiter beim BND, bei einem Spaziergang unverhofft mit seiner Vergangenheit konfrontiert. Sein vermeintlicher neuer Nachbar entpuppt sich als Mitarbeiter der Stasi und eröffnet ihm, man wisse, dass er gar nicht Seyfried, sondern ein ehemaliges Mitglied der SS sei, das an der Sprengung einer Brücke mit tödlichen Folgen für viele Unschuldige beteiligt gewesen sei. Diese Informationen würden öffentlich gemacht, wenn Seyfried der Stasi nicht gewünschte Forschungsergebnisse des Westens übergebe...

Unmittelbar vor dem Fall der Mauer produzierte das ZDF diesen Spionagethriller mit Hansjörg Felmy in der Hauptrolle. Während Felmy in den ersten Minuten als „Saubermann“ eingeführt wird, stockt einem der Atem, wenn seine Figur nach wenigen Minuten mit den Vorwürfen des von Wolfgang Kaven – nicht zuletzt dank seiner Stimme – höchst eindrücklich gespielten Stasi-Mitarbeiters konfrontiert wird. Recht schnell erfährt der Zuschauer, dass die Vorwürfe nur zur Hälfte der Wahrheit entsprechen: Seyfried war in der SS und nahm in den Kriegswirren eine neue Identität an, doch an der Sprengung trifft ihn keine Schuld. Als Zeuge könnte ein kleiner Junge dienen, den er nun, nachdem er sich seiner Frau (Gudrun Landgrebe) offenbart hat, gemeinsam mit ihr aufspüren will. Dabei muss er mit äußerster Vorsicht vorgehen, denn sein Haus wird von der Stasi abgehört. Es entwickelt sich ein kurzweiliger Thriller, deren Handlung sich zum Ende hin auch in die DDR verlegt. Man fiebert mit Felmy und auch der sehr ausdrucksstarken Landgrebe mit, wenn sie nicht nur versuchen, den Stasi-Angriff abzuwehren, sondern auch Seyfrieds Namen reinzuwaschen und damit seine bürgerliche Existenz zu erhalten. Einen kurzen, dabei aber sehr prägnanten Auftritt hat im letzten Drittel Charles Brauer. Es handelt sich um eine recht aufwendige Produktion, was sich auch an den gelungenen Rückblenden zeigt, die verwendet werden, um die Geschehnisse rund um die Brückensprengung aus Seyfrieds Sicht zu erzählen. Das Ende des Films lässt einen nachdenklich zurück, hinterlässt allerdings auch einige Fragen. Dennoch ist man sich als Betrachter gewiss, einen sehr sehenswerten TV-Film der 1980er-Jahre gesehen zu haben.

Das Bild der Pidax-DVD bewegt sich auf dem üblichen Niveau von TV-Produktionen dieser Zeit, Wunder sollte man also keine erwarten.


Spannender und hervorragend gespielter Spionagethriller, dessen Ende allerdings Fragen offen lässt. Trotzdem 4,5 von 5 Punkten.

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