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Dieses Thema hat 6 Antworten
und wurde 436 mal aufgerufen
 Romane
Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 643

17.04.2018 20:21
Das Gesicht im Dunkel (1924) Zitat · Antworten

Das Gesicht im Dunkel


Originaltitel: The face in the night
Erscheinungsjahr: 1924


Hauptpersonen:

Captain Dick Shannon: Kriminalbeamter von Scotland Yard
Audrey Bedford: junge Frau, die in London Fuss fassen will
Dora Elton: ihre kriminelle Halbschwester
Martin Elton: Mann von Dora und Gewohnheitsverbrecher
Lacy Marshalt : reicher Mann mit ruhmloser Vergangenheit
Tonger: sein Diener und Vertrauter
Bill Stanford: Ganove mit vielen Beziehungen
"Slick" Smith : amerikanischer Edel-Gauner mit geheimnisvollen Hintergrund
Dan Torrington: reicher Südafrikaner, der im Gefängnis war
Sergeant Steel: Polizeibeamter
Mr. Willit: Privatdetektiv
und
Mr. Malpas: gespenstischer Verbrecher


Handlung:

Das erste Kapitel beginnt wie die Eröffnung zu einem klassischen Wallace-Film: Ein angetrunkener Mann betritt in einer nebligen Nacht ein geheimnisvolles Haus, trifft sich mit dem unheimlichen, offenbar maskierten Bewohner namens "Malpas", bedroht ihn nach einem ekalierenden Streit mit einer Waffe und dann geht plötzlich das Licht aus, Schüsse fallen, und der Betrunkene versucht aus dem Haus zu flüchten. Doch das ist gar nicht leicht, Türen öffnen sich und schließen sich wieder, der Fluchtweg ist versperrt. Der Hausbesitzer mit den scheußlichen Gesicht grinst höhnisch von einer Treppe herunter, bevor er seinen Widersacher ermordet. Kapitelende, und hier erwartet das Kopfkino eigentlich eine blecherne Stimme mit dem wohlbekannten Slogan sowie bunte Schriftzüge und schrille Titelmusik, aber es ist ja nur ein Buch. Das springt an einen gänzlich anderen, gegensätzlichen Handlungsort, es gibt einen glamourösen Botschaftsempfang der Reichen und Schönen, und hier trifft man das erste Mal auf Captain Dick Shannon, Polizeioffizier bei Scotland Yard und dem ersten Eindruck nach ein ziemlich "harter Hund". Er ist dazu abbestellt, die Hautevolee samt ihrem reichlich aufgetragenen Schmuck zu beschützen. Das tut offenbar auch bitter Not, denn er kann unter den Anwesenden "Slick" Smith ausmachen, einen amerikanischen Edelgauner, der sich nach USA-Auskunft mit dem Metier des Schmuckdiebstahls beschäftigt und von Captain Shannon prompt eine tüchtige Verwarnung bekommt. Weiterhin erscheinen Lacy Marshalt, ein südafrikanischer Millionär im Diamantengewerbe, und die attraktive Dora Elton, die Frau des schlechtbeleumdeten Gewohnheitskriminellen Martin Elton, die allesamt später noch eine große Rolle spielen werden. Der Abend verläuft ohne weitere Zwischenfälle, aber auf dem Heimweg wird der Wagen der schwedischen Königin überfallen, ihr wertvolles Halsband geraubt und der begleitende Polizist erschossen.
Als nächste Hauptperson tritt jetzt die junge und hübsche Audrey Bedford auf, die ihre schlechtgehende ländliche Geflügelfarm aufgibt und in London ihr Glück versuchen möchte. Sie lernt zwischendurch kurz Captain Shannon kennen (der natürlich promt "hin und weg" ist) und begibt sich zu ihrer schon weiter oben erwähnten Halbschwester Dora Elton und ihrem Mann Martin. Das geschwisterliche Verhältnis ist nicht ungetrübt; Dora hasst ihre jüngere Schwester und will mit ihr nichts zu tun haben. Das Ehepaar Elton ist aber auch zusammen mit einem Komplizen namens Bill Stanford für den gerade erfolgten Raubüberfall verantwortlich und schmiedet Pläne, wie sie die heiße Ware unbeschadet an den Mann bringen kann. Kaltblütig wird beschlossen, die arglose Audrey Bedford für ihre finsteren Zwecke einzuspannen - was letzten Endes dazu führt, dass die arme Audrey anstelle ihrer Schwester samt Anhang für ein knappes Jahr ins Gefängnis muss, weil sie aus Loyalität über den wahren Sachverhalt geschwiegen hat. Captain Shannon ahnt natürlich den wahren Zusammenhang, kann aber für seine verehrte Audrey nicht viel tun. Der bei dem Raubüberfall erschossene Polizeidetektiv spielt bei dem Strafprozess übrigens keine Rolle mehr. Offensichtlich hat ihn Edgar Wallace schlicht und einfach vergessen, was sogar für seine Verhältnisse ziemlich arg ist und den ersten dicken Minuspunkt einbringt.
Unterdessen erfährt man, dass Dora Elton offenbar ein Verhältnis mit Lacy Marshalt hat. Mr. Marshalt bewohnt ein Haus am Portsman Square, sein Nachbar im angrenzenden Haus ist der mysteriöse Mr. Malpas, der ganz am Anfang erwähnt wurde. Offenbar fürchtet Marshalt seinen Nachbarn, denn wenn es im Nachbarhaus an die Wand klopft, erschrickt er fürchterlich. Sein Diener und guter Vertrauter Tonger wundert sich über diese Reaktion, doch er weiß, dass Marshalt sich vor einem Mann fürchtet, dem er vor vielen Jahren in Südafrika großes Unrecht antat. Marshalt beauftragt Mr. Willit, einen Beauftragten des Detektivbüros Stormer, das Nachbarhaus zu beobachten.
Die Affäre seiner Frau mit Lacy Marshalt behagt Martin Elton gar nicht, er will schließlich mit ihm abrechnen. Das führt zu einigem langwierigem Hin und Her. Nach einigen Monaten ist Audrey Bedford wieder aus dem Gefängnis gekommen und will sich eine neue Existenz aufbauen, was gar nicht einfach ist. Schließlich gerät sie gar in die Fänge des unheimlichen Mr. Malpas, der ihr eine seltsame Beschäftigung gibt, außerdem muss sie sich der unanständigen Avancen von Lacy Marshalt erwehren. Dann findet sie noch eine unbekannte Tote im Green Park, die für das weitere Geschehen noch Bedeutung erlangen soll.
So fließt denn die Handlung über die erste Hälfte des Romans dahin, aber plötzlich überstürzen dich die Ereignisse. Nachdem Captain Shannon das erste Mal das geheimnisvolle Haus von Malpas betritt, beginnt das ewige Spiel mit den sich schließenden und öffnenden Türen, dem aus- und angehenden Licht und ähnlichem Schabernack. Aber plötzlich krachen Schüsse und Lacy Marshalt liegt offensichtlich erschossen in Malpas' Zimmer. Wenig später wird in Marshalts Haus auch der Diener Tonger erschossen. Dafür verschwindet Marshalts Leiche.
Nun beginnen die recht mühseligen polizeilichen Ermittlungen. Hat Martin Elton die Morde begangen ? Oder etwa "Slick" Smith, der sich die ganze Zeit in der Nähe des Hauses herumtreibt ? Wo ist die Leiche von Marshalt geblieben, die sogar wieder geisterhaft auftaucht und erneut verschwindet ? Was hat es überhaupt mit dem ganzen Spuk in Malpas' Haus auf sich, wo ist der überhaupt verblieben ? Wer ist eigentlich Dan Torrington, ein anderer reicher Mann aus Südafrika, der an dem ganzen Geschehen großes Interesse bekundet und offenbar einen großen Hass auf Lacy Marshalt hatte ? Spielen geschmuggelte Rohdiamanten bei all dem eine Rolle ?
Die Auflösung aller Fragen braucht noch eine Menge Zeit, es gibt viel Aufregung, Entführung und Mord zu bestehen, ehe sich Captain Shannon endlich mal richtig um seine Angebetete kümmern kann...


Bewertung:

Der vorliegende Roman hinterlässt einen sehr zwiespältigen Eindruck. Obwohl zumindest in der zweiten Hälfte viel Wallace-typische Action mit all den bekannten Strickmustern auftaucht (geheimnisvolles Haus mit elektrischen Apparaturen, Entführungen, Morde, doppelte Identitäten, Grusel, ...), wirkt das Ganze zu theaterhaft, um halbwegs glaubhaft zu sein. Man merkt hier wirklich, dass das Theater Wallace' tiefe und lange Zeit unerwiderte Leidenschaft war. Das gilt auch für die Gefühle der Hauptpersonen, die hier im Übermaß ausgegossen werden. So viel Hass, Rachsucht, Liebe und Eifersucht in einen Roman gepresst ist schon zu viel des Guten, zumal es eben auch nur theatralisch rüberkommt und die Personen oft unlogisch und widersprüchlich agieren. Tatsächlich fehlt hier eben wirklich die Tiefe in der Charakterdarstellung.
Gerade die positiven Helden erfordern einiges an des Lesers Toleranz. Audrey Bedford, die Unschuld vom Lande, hat tatsächlich ein großes Talent, in unangenehme und gefährliche Situationen zu kommen. Kein Wunder bei ihrer kaum glaublichen Naivität und Gutartigkeit. Obwohl ihre Schwester sie ins Gefängnis gebracht hat, später sogar mit einem Messer auf sie losgeht und stets ihre Verachtung zur Schau stellt, kommt sie immer fröhlich angeschnurrt, wenn Dora mit dem Finger schnippst, um sie erneut übers Ohr zu hauen. Sicher, sie hat es wirklich nicht leicht alleine in der großen Stadt, eine junge Frau, die eigentlich an der Armutsgrenze lebt, keine Referenzen aufzuweisen hat und sich der Nachstellungen lüsterner Männer erwehren muss. Ihr selbsternannter Beschützer Captain Shannon ist eigentlich ein ziemlich schwaches Rohr im Wind und keine große Hilfe, da er ständig zu spät oder nur auf den allerletzten Drücker kommt, um seine Liebste zu retten. Er verpasst sie schon, als er sie aus dem Gefängnis abholen will, und das setzt sich bis zum Schluss so durch, wenn sie schreiend dem Unhold der Geschichte gegenübersteht und er weit weg in seinem Büro nachgrübelt, wie denn nun die Lösung des ganzen Falles aussehen kann. Zum Glück für alle Beteiligten gibt es aber noch die Helfer vom Stormerschen Detektivbüro, die die Fäden in der Hand halten, nachdem sich die Polizei so erschreckend unbeholfen anstellt. Selbst nachdem sie nun zum x-ten Mal das Haus von Malpas durchsuchen, sind die Polizisten jedes Mal aufs Neue erstaunt, wenn sich die Haustür von alleine schließt, meistens stehen sie noch auf der falschen Seite der Tür, und der Leser fragt sich wirklich, wie denn die Londoner Polizei zu ihrem guten Ruf gekommen ist. Warum verfolgen sie nicht einfach den Lauf der Stromleitungen, um die geheime Schalttafel zu finden ? Oder lassen den Strom gleich abstellen und nicht erst ganz zum Schluss hin, wobei nicht einmal das richtig funktioniert.
So sitzt denn Dick Shannon sinnierend an seinem Schreibtisch, zählt die bisherigen Leichen auf und hofft ergeben, dass er bald mal weiterkommen möge. Irgendwann findet ein Beamter, Sergeant Steel, durch Zufall das Versteck der Diamanten, woraus sich dann eine wilde Hatz ergibt, da der unbekannte Schurke des Stückes seine Schätze wieder zurückhaben will. Auch der von vielen gehasste Lacy Marshalt taucht wieder auf, ohne Gespenst zu sein, während sich der im Grunde liebenswürdige Gauner "Slick" Smith immer verdächtiger macht, obwohl er ständig von einem Detektiv der Stormer-Detektei beschattet wird. Deren Hilfe hat auch Marshalts reicher Erzfeind Dan Torrington beansprucht, der seine verschollene Tochter sucht. Wer das wohl sein mag ?
Im Prinzip ist es das Problem vieler Wallace-Krimis: einen an sich recht dünnen Handlungsfaden durch die Seiten eines ganzen Buches zu spinnen. Da darf die Polizei nicht allzu klug agieren, da sonst die Handlung zu schnell vorbei wäre, aber hier ist es irgendwie zu auffällig. Der Autor verlässt sich zu sehr auf die Gruseleffekte der Handlung, um die Logiklöcher des Geschehens zu übertünchen, allerdings muss man sagen, dass es tatsächlich viele spannende Stellen gibt und man sich durchaus fesseln lassen kann. Bei aller Kritik - der Autor versteht schon sein Handwerk, wenn er will !
Zum Schluss stehen sich dann gar zwei "Malpasse" im Geisterhaus gegenüber. Das ist schon wieder viel zu dick aufgetragen, aber zur Versöhnung bekommt man dann vom obersten Chef der Stormer-Detektei (der die ganze Zeit eine Tarnidentität hatte) eine Aufklärung über all die mysteriösen Ereignisse vorgetragen, und dann versteht auch Scotland Yard die ganzen Zusammenhänge.

Tja, für den "normalen" Krimi-Konsumenten ist "Das Gesicht im Dunkel" sicherlich schwer verdauliche Kost, der Edgar-Wallace-Fan wird aber trotz aller Mängel sicher auf seine Kosten kommen.


Buch:

Vor langer Zeit habe ich die offenbar besonders in der ersten Hälfte sehr gekürzte Goldmann-Ausgabe gelesen (was bei der dortigen schleppenden Handlung fast verständlich ist, aber das ohnehin etwas konfuse Geschehen noch zusätzlich verwirrt), und vor kurzem die Scherz-Übersetzung mit fast 240 Seiten.


Verfilmung:

Tatsächlich existiert eine Verfilmung in der Edgar-Wallace-Serie mit dem Titel "Das Gesicht im Dunkel", aber ausser diesem hat sie absolut nichts mit dem Roman gemeinsam. Vor langer Zeit mal im TV gesehen, kann ich mich nur noch an ein brennendes Spielzeugauto, eine Menge nackte Haut und einen Klaus Kinski erinnern, der mal ausnahmsweise ein "Guter" ist und den Tod seiner Frau aufklären will. Hat mit Edgar Wallace im allgemeinen und mit dem Buch im besonderen wie gesagt keine Überschneidungen. Eigentlich verwunderlich, eine so abstruse Geschichte wie "Das Gesicht im Dunkeln" mit einem Bösewicht, der eine scheußliche Wachsmaske trägt, als Geist erscheint und in einem gespenstischen Haus lebt, wäre doch für die auch und gerade für die Farbfilm-Ära durchaus eine Vorlage gewesen.
Aber immerhin, der Film "Der Hund von Blackwood Castle", der "nach Motiven von Edgar Wallace" gedreht sein soll, kann mit ein bisschen Fantasie durchaus durch den besprochenen Roman beeinflusst sein. Für den angeblich verstorbenen Kapitän Wilson, dessen Leiche immer mal auftaucht und dann wieder verschwindet, für den Motiv-Hintergrund des Edelsteindiebstahls, für den zwielichtigen (Versicherungs-)Detektiv Tanner (hier sind aber gut und böse vertauscht) sowie die seltsamen technischen Apparaturen (wie die Schachfigur, mit der man Wilsons Sarg öffnen kann), für all das kann durchaus "Das Gesicht im Dunkel" Pate gestanden haben.

Georg Offline




Beiträge: 3.259

17.04.2018 20:31
#2 RE: Das Gesicht im Dunkel (1924) Zitat · Antworten

Diesen Roman habe ich als ziemlich langweilig in Erinnerung, ich hatte mir soviel (schon vom Titel) versprochen. Habe aber nur die Goldmann-Ausgabe gelesen - und das vor 25 Jahren ... weiß aber auch noch, dass ich zwei Anläufe brauchte, um das Buch fertig zu lesen.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

17.04.2018 20:35
#3 RE: Das Gesicht im Dunkel (1924) Zitat · Antworten

Ähnlichkeiten zwischen "Das Gesicht im Dunkel" und "Der Hund von Blackwood Castle" dürften wohl zufälliger Natur sein - das Label "frei nach Edgar Wallace" galt eher als Vorwand, mit dem Namen des Autors und der aus anderen Verfilmungen bekannten Machart Zuschauer ins Kino zu locken. Eine Adaption des Romans existiert dennoch: Sie entstand 1960 in Großbritannien als "The Malpas Mystery" und ist loser Bestandteil der "Edgar Wallace Mysteries" der Merton-Park-Schmiede. Als solcher auch Bestandteil der Edgar Wallace Mysteries Volume 6 von Network.

Die Wallace-Story vom "Gesicht im Dunkel" ist mir bislang nur vom gleichnamigen Maritim-Hörspiel (2004) bekannt. Bei dem fiel mir aber eher die unprofessionelle Hörspielumsetzung als eventuelle Schwächen der Buchvorlage auf.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

18.04.2018 10:19
#4 RE: Das Gesicht im Dunkel (1924) Zitat · Antworten

Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #1
Eigentlich verwunderlich, eine so abstruse Geschichte wie "Das Gesicht im Dunkeln" mit einem Bösewicht, der eine scheußliche Wachsmaske trägt, als Geist erscheint und in einem gespenstischen Haus lebt, wäre doch für die auch und gerade für die Farbfilm-Ära durchaus eine Vorlage gewesen.

Wenn ich mir die Inhaltsangabe des Romans so durchlese, gewinne ich den Eindruck einer verworrenen und langatmigen Geschichte. Mit Schwerpunkt auf den von mir gerade zitierten Grusel-Inhalten und einer etwas gestrafften und veränderten Handlung hätte man jedoch einen ganz wunderbaren Film machen können und zwar bevorzugt in der SW-Ära der Reihe. Was man da 1969 unter diesem Titel ablieferte spottet leider jeder Beschreibung.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.615

18.04.2018 10:52
#5 RE: Das Gesicht im Dunkel (1924) Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #3
Die Wallace-Story vom "Gesicht im Dunkel" ist mir bislang nur vom gleichnamigen Maritim-Hörspiel (2004) bekannt. Bei dem fiel mir aber eher die unprofessionelle Hörspielumsetzung als eventuelle Schwächen der Buchvorlage auf.

Mir geht es ähnlich. Hat bei mir eher einen verworrenen, langatmigen Eindruck hinterlassen. Wenn ich die Besprechung so lese, scheint das auch schon im Buch so zu sein. Große Werktreue ist für Adaptionen eben nicht immer ein Gütesiegel.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 643

18.04.2018 20:49
#6 RE: Das Gesicht im Dunkel (1924) Zitat · Antworten

Das Maritim-Hörspiel habe ich auch schon mal gehört. Hatte ich schon ganz vergessen, war in einer Sammelbox mit anderen Krimis mit drin. Ist aber nichts bei mir hängengeblieben.
Der Film "The Malpas Mystery" hat ja im Wallace-Lexikon ganz gute Kritiken bekommen. Eigentlich schade, dass er nicht auf Deutsch vorliegt. Die Handlung scheint sich ja am Buch zu orientieren, aber doch ordentlich gestrafft.

Savini Offline



Beiträge: 756

19.05.2021 15:01
#7 RE: Das Gesicht im Dunkel (1924) Zitat · Antworten

Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #1
Der bei dem Raubüberfall erschossene Polizeidetektiv spielt bei dem Strafprozess übrigens keine Rolle mehr. Offensichtlich hat ihn Edgar Wallace schlicht und einfach vergessen, was sogar für seine Verhältnisse ziemlich arg ist und den ersten dicken Minuspunkt einbringt.

Erschwerend kommt hinzu, dass im Klappentext der Goldmann-Ausgabe allein dieser Raubmord beschrieben wird - als handele es sich dabei um das zentrale Verbrechen des Buches.

Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #1
Ihr selbsternannter Beschützer Captain Shannon ist eigentlich ein ziemlich schwaches Rohr im Wind und keine große Hilfe, da er ständig zu spät oder nur auf den allerletzten Drücker kommt, um seine Liebste zu retten. Er verpasst sie schon, als er sie aus dem Gefängnis abholen will, und das setzt sich bis zum Schluss so durch, wenn sie schreiend dem Unhold der Geschichte gegenübersteht und er weit weg in seinem Büro nachgrübelt, wie denn nun die Lösung des ganzen Falles aussehen kann. Zum Glück für alle Beteiligten gibt es aber noch die Helfer vom Stormerschen Detektivbüro, die die Fäden in der Hand halten, nachdem sich die Polizei so erschreckend unbeholfen anstellt (...) aber zur Versöhnung bekommt man dann vom obersten Chef der Stormer-Detektei (der die ganze Zeit eine Tarnidentität hatte) eine Aufklärung über all die mysteriösen Ereignisse vorgetragen, und dann versteht auch Scotland Yard die ganzen Zusammenhänge.

Shannon wäre dann wohl das literarische Pendant zu Fuchsbergers Inspektor Higgins im "Hexer", der auch die ganze Zeit über nichts kapiert, bis jemand anders den Fall aufklärt. Im Roman "Der Frosch mit der Maske" gibt es zwar auch eine Aufklärung durch einen "Außenstehenden", aber dort hat zumindest Dick Gordon schon länger die wahre Identität des Drahtziehers durchschaut.

Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #1
Deren Hilfe hat auch Marshalts reicher Erzfeind Dan Torrington beansprucht, der seine verschollene Tochter sucht. Wer das wohl sein mag ?

Ein großes Rätsel - zumindest für diejenigen, de mit dem Wallace-Universum absolut unvertraut sind.

Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #1
Obwohl zumindest in der zweiten Hälfte viel Wallace-typische Action mit all den bekannten Strickmustern auftaucht (geheimnisvolles Haus mit elektrischen Apparaturen, Entführungen, Morde, doppelte Identitäten, Grusel, ...), wirkt das Ganze zu theaterhaft, um halbwegs glaubhaft zu sein. Man merkt hier wirklich, dass das Theater Wallace' tiefe und lange Zeit unerwiderte Leidenschaft war.

Ist definitiv sicher, dass es von diesem Roman keine Theaterversion gab oder die Geschichte zumindest zunächst als Bühnenstück gedacht war? Bei anderen ähnlich "theatralischen" Romanen ("Hexer", "Zinker", "unheimlicher Mönch", "indisches Tuch") war das ja tatsächlich der Fall.

Insgesamt fiel mein Eindruck bei der Lektüre früher ähnlich aus: Melodramatik an der Grenze zur unfreiwilligen Komik, ein ebenso flacher wie für die Auflösung überflüssiger Held und Liebhaber, eine haarsträubend naive und gutwillige Heroine, aber zumindest auch ein paar überzeugend "mysteriöse" Vorgänge und neben dem "eigentlichen" Rätsel (Malpas´ Identität) auch ein weiteres um die Stormer-Detektei. Als meine Mutter das Buch las, war der zweite Punkt für sie tatsächlich überraschend, der erste dagegen nicht unbedingt.

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