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Dieses Thema hat 2 Antworten
und wurde 126 mal aufgerufen
 Romane
Mr. Igle Offline




Beiträge: 127

22.04.2015 14:29
#1 Überfallkommando (1928) Zitat · Antworten

Ich bin auch gerade wieder voll in der Wallace-Lektüre drin und werde meine Eindrücke immer mal wieder hier schildern. Gerade habe ich Überfallkommando ausgelesen.

ÜBERFALLKOMMANDO, Original: The Flying Squad, 1927, dt. Übersetzung Überfallkommando von Hardo Wichmann für den Scherz Verlag, 1. Auflage 1986.

Inhalt:

Der mysteriöse Li Joseph gehört zu den unheimlichen Gestalten in London und residiert in dem düsteren Anwesen "Lady`s Stairs". Li Joseph spielt meisterhaft Violine und betätigt sich als Zwischenhändler der Unterwelt. Doch er hat Feinde. Als eines Tages der zwielichtige Mark McGill auf ihn anlegt, erwidert der ältere Mann nur: "Du kannst mich nicht umbringen, Mark! Ich werde zurückkehren." Zwei Schüsse ertönen und Li Joseph stürzt ins Wasser. Ein Jahr später berichtet man McGill, dass Li Joseph wieder in London aufgetaucht sei. McGill ist skeptisch, aber sein labiler Kumpan Tiser bekommt es mit der Angst zu tun. Auch Inspektor Bradley von Scotland Yard hat von Li Josephs Rückkehr gehört, glaubt allerdings ebenfalls nicht, dass Tote wieder auferstehen können. Als Leiter der Sondereinheit "Flying Squad" gedenkt er dem Spuk ein Ende zu bereiten ...

Besprechung:

Wallace behandelt in dem Roman drei Handlungsstränge, die unmittelbar miteinander verknüpft sind. Das ist zum einen das Rätsel um Li Joseph, der sich offenbar rächen möchte, zum anderen die Dualität zwischen Inspektor Bradley und Anne Perryman, die ihn beschuldigt ihren Bruder getötet zu haben und zuletzt die Arbeit der "fliegenden Kolonne", die versucht den Drogenring, an deren Spitze Mark McGill steht, zu zerschlagen.

In der ersten Hälfte gelingt Wallace die Verknüpfung der Handlungsstränge sehr gut. Vor allem der Konflikt zwischen Inspektor Bradley und Anne Perryman, der besonders stark in der Auseinandersetzung im Gerichtssaal zur Geltung kommt, trägt die Handlung mühelos. Leider nutzt Wallace das Potenzial der Geschichte in der zweiten Hälfte des Buches nicht mehr sonderlich effektiv. Einige interessante Elemente der Handlung werden viel zu schnell aufgeklärt, sodass der Roman sich nach hinten raus doch ziemlich zieht und dem Leser keine großen Überraschungen mehr bieten kann. Immerhin kommt auf den letzten zehn Seiten, wenn die Ereignisse in "Lady`s Stairs" aufgelöst werden, doch noch mal etwas mehr Spannung auf.

Die Charaktere sind insgesamt etwas plastischer als in den meisten anderen Wallace-Werken ausgestaltet und beschrieben. Bradley stellt eine harte und doch verletzliche Persönlichkeit dar, Anne Perryman ist eine vielschichtigere und selbstbewusstere Frau als bei Wallace üblich und Li Joseph ein schillernder Vertreter jener morbid-zwielichtiger Gestalten, für deren Beschreibung der Altmeister eine besondere Raffinesse besaß. Einzig Drogenboss McGill kommt insgesamt etwas zu stereotyp und hölzern herüber. Ein eher langweiliger Standardgangster. Da gibt es im Gesamtwerk von Edgar Wallace deutlich bessere Bösewichter.

Fazit:

Ein Roman aus dem gehobenen Mittelfeld. Zwar ist das Werk mit interessanten Elementen und Charakteren ausgestattet, doch Wallace holt aus diesem Potenzial leider nicht das Optimum heraus. Die Möglichkeiten zur stärkeren Dramatisierung und Spannungssteigerung werden leider besonders zum Ende hin nicht konsequent genug genutzt. Ansonsten würde Überfallkommando wohl zu den allerbesten Wallace-Romanen zählen.

"Entspannen Sie sich, durch Hochspannung!"

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

23.04.2015 09:26
#2 RE: Überfallkommando (1928) Zitat · Antworten

Dann freue ich mich auf weitere so gelungene Rezensionen! Weiter so, Mr. Igle.

Mr. Igle Offline




Beiträge: 127

23.04.2015 18:52
#3 RE: Überfallkommando (1928) Zitat · Antworten

Herzlichen Dank für das freundliche Lob, Gubanov.

Nach Überfallkommando habe ich mir nun einen Wallace-Roman aus dem Frühwerk von Edgar Wallace vorgenommen. Anders als die Romane der späteren "Fließbandjahre" wirken die frühen Werke von Wallace, wie ich finde, deutlich exklusiver bzw. eigenwilliger, aber wegen der Entstehungszeit (1900er / 1910er Jahre) auch häufig etwas angestaubter, als die meisten der flotteren Zwanziger-Jahrgänge.

Die Besprechung folgt in den nächsten Tagen.

"Entspannen Sie sich, durch Hochspannung!"

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