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Dieses Thema hat 4 Antworten
und wurde 369 mal aufgerufen
 Romane
horatio Offline




Beiträge: 577

17.11.2012 10:37
#1 Bei den drei Eichen (1924) Zitat · Antworten

Ein Wallace-Roman musste mal wieder her ...

Bei den drei Eichen lese ich bestimmt einmal pro Jahr, so auch in diesem wieder. Einer der spannendsten und schönsten Romane von Edgar Wallace!

Zum Inhalt: Der reiche John Mandle ist an den Rollstuhl gefesselt. Als ihn nach Jahren sein alter Freund Socrates Smith besucht, entdeckt dieser beunruhigt Alarmanlagen auf dem Landsitz. Am nächsten Morgen findet Smith den Hausherrn ermordet: Mandle wurde erschossen. Bei den drei Eichen - Meilen entfernt von seinen Haus ...

Natürlich darf die obligatorische Liebesgeschichte nicht fehlen, doch diesmal hält sie sich dezent im Hintergrund, sodass ich sie diesmal nicht als störend empfinde. Ganz im Vordergrund steht die Bearbeitung und Aufklärung des mysteriösen Falls.

- Warum wurde Mandle auf einen Baum abgelegt?
- Was weiß sein früherer Sergeant, der ein paar Kilometer entfernt wohnt und nur knapp einem Mordanschlag entgeht?
- Wo ist Molly Tempelton, die Stieftochter des Ermordeten?
- Hat es vielleicht mit einem früheren Fall zu tun, an dem die beiden gearbeitet haben, bevor sie sich ins Privatleben zurückzogen?

Das alles muss Soc Smith, seinerzeit klügster und bester Ermittler des Yard, zusammen mit seinem verliebten Bruder Lexington Smith herausfinden ...

horatio
"Irgendeiner muß es ja gewesen sein!"

lasher1965 Offline




Beiträge: 419

25.02.2013 15:35
#2 RE: Bei den drei Eichen (1924) Zitat · Antworten

Ich bin gerade mit "Bei den drei Eichen" durch (Goldmann-Taschenbuch vom Anfang der 60er Jahre, Übersetzung Otto Albrecht van Bebber, offenbar eine leicht überarbeitete Ausgabe von van Bebbers Vorkriegsübersetzung). Sehr schöner Roman, der alles aufbietet, was man von Wallace erwartet. Ich könnte mir diesen Stoff auch gut als Rialto-Verfilmung der frühen Schwarz-Weiß-Ära vorstellen.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 643

07.10.2019 12:48
#3 RE: Bei den drei Eichen (1924) Zitat · Antworten

Bei den drei Eichen


Originaltitel: The Three Oaks Mystery
Erscheinungsjahr: 1924


Hauptpersonen:

Socrates Smith - ehemaliger Inspektor bei Scotland Yard
Lexington Smith - sein um einiges jüngerer Bruder
John Mandle - auch ein ehemaliger Yard-Inspektor
Molly Templeton - seine bezaubernde Stieftochter
Bob Stein - noch ein Ex-Yard-Beamter
Kenneth Jetheroe - etwas unheimlicher Nachbar und Mann mit Vergangenheit
Frank Weldon - junger Polizeibeamter
Mrs. Barn - ältere Frau mit zweifelhaftem Ruf


Handlung:

Socrates "Soc" Smith, in Ehren aus dem Polizeidienst ausgeschiedener Kriminalist von Scotland Yard, besucht einen alten Ex-Kollegen namens John Mandle auf dessen Einladung hin auf seinem Landhaus "Waldfrieden". Begleitet wird er von seinem ein Vierteljahrhundert jüngeren Bruder Lexington. Bald stellen die beiden fest, dass ihr Gastgeber vor irgendetwas große Angst hat, das ganze Haus ist mit Alarmanlagen ausgestattet. Außerdem ist der alte Mandle ein furchtbarer Tyrann, der seine Launen vor allem an seiner hübschen Stieftochter auslässt, die er wie ein besseres Dienstmädchen hält. Das verdrießt vor allem den jungen Lexington. Der hat sich natürlich sofort in das liebenswerte Wesen verguckt. In der Nachbarschaft von Mandle wohnt noch ein ehemaliger Polizeibeamter, ein großer leutseliger Mann namens Bob Stein, der vor allem mit Mandle in der Vergangenheit viel zusammenarbeitete. Doch beide leben hier seit zwanzig Jahren auf dem Lande, sozusagen Kopf an Kopf.
Der rheumakranke John Mandle ist nur in der Lage, sich mit den Rollstuhl fortzubewegen, abends zieht er sich nach einem heftigen Zank mit Molly zurück, und Soc und Lexington beobachten seltsame Lichtsignale und Gestalten, die durch die Landschaft huschen.
Am nächsten Morgen machen die beiden Brüder einen Spaziergang, wobei sie an einer weiter entfernten Senke vorbeikommen, in der drei große Eichen stehen. Auf dem Ast einer dieser Bäume liegt ein Mann, mit einem Seil umwickelt und mitten durch die Augen geschossen. Es ist ihr Gastgeber John Mandle ! Wie ist der hierhergekommen? Wer hat ihn getötet?
Die Landpolizei ist ziemlich ratlos, und bald wird Soc Smith offiziell als Ermittler wieder eingesetzt. Die junge Molly ist spurlos verschwunden, ein Schuh von ihr wird in der Nähe des Tatorts gefunden. Eine Spur führt zu Mr. Jetheroe, einem geheimnisvollen Nachbarn, dessen Anwesen in der Nähe steht und der nicht eben traurig über Mandles Dahinscheiden zu sein scheint. Außerdem ist er ein guter Bekannter der jungen Molly, die er viel besser als der mürrische Mandle behandelte. Schließlich finden die Ermittler auch noch Bob Stein gefesselt in seinem Hause auf. Waren die Männer, die ihn überfielen, die Mörder von Mandle, und schleppten die dessen Leiche zu den "Drei Eichen"? Offensichtlich ist Stein diesem Schicksal nur entgangen, da die Unbekannten gestört wurden. Wer hat so einen Hass auf die beiden Ex-Polizisten und warum? Der Schlüssel muss in der Vergangenheit liegen. Bald stellt sich auch heraus, dass John Mandle nicht gerade eine Zierde seines Berufsstandes war. Sowieso schon äußerst rücksichtslos, hatte er auch den vorigen Ehemann seiner verstorbenen Frau ins Gefängnis gebracht, um seine Angebetete heiraten zu können. Mittlerweile hat sich Molly Templeton sehr zur Erleichterung des jungen Lexington wieder angefunden, auch sie beginnt starke Sympathien für ihren Verehrer zu entwickeln, was nicht jedem recht ist.
Doch die aufregenden Geschehnisse hören nicht auf. Mandles Herrensitz fällt bösartiger Brandstiftung zum Opfer, die Bewohner können sich nur mit viel Glück aus den Flammen retten. Unter den unheilvollen drei Laubbäumen wird wieder ein -scheinbar- Toter gefunden, der Mörder nimmt die beiden kriminalistischen Brüder unter Beschuss. Es gibt Einbrüche, Überfälle, Finten und geheimnisvolle Spuren, und auch Bob Stein entgeht um Haaresbreite dem Versuch seiner Erdrosselung. Einzig Soc Smith behält den Überblick, eine heiße Spur führt ihn und seinen Bruder in ein verfallenes Anwesen in Dartmoor, das ein schreckliches Geheimnis birgt... Doch die schöne Molly ist nun schon wieder verschwunden, und auch wenn Soc jetzt den Finger auf den Mörder richten kann, sind die Aufregungen noch lange nicht vorbei. Aber selbstverständlich heißt es auch beim Drei-Eichen-Mysterium: Ende gut, alles gut !


Bewertung:

Diesmal ein besonders leichtfüßig (oder leichthändig ?) geschriebenes Buch. Die Geschichte hüpft von einem Ereignis zu nächsten, Logik ist, wie immer, zweitrangig, und auch mit seinen Charakteren nimmt es Wallace nicht zu genau. Einmal ist jemand 50 Jahre alt, später dann über 55, einmal ist jemand im Polizeidienst Sergeant gewesen, dann Inspektor… Irgendwann klettert jemand einfach mal so über eine bisher als kaum überwindbar gehaltene Mauer, und die zeitlichen Angaben sollte man auch nicht zu genau überprüfen. Obwohl die Story durchaus einen roten Faden hat, scheint hier das «Plot Wheel» zum Einsatz gekommen zu sein. Die Geschichte um Mandles Tod erinnert etwas an die Holmes-Story um das mysteriöse Geschehen in «Wisteria Lodge». Doch damit hat der Autor keinen ganzen Roman stricken können, somit kommt wieder einmal die melodramatische Fabel des Unholds zum Einsatz, welcher die reizende junge Schönheit begehrt. Schließlich wird diese noch entführt und in einem gruseligen Haus gefangen gehalten, wobei der Täter auf die Dienste eines geldgierigen alten Weibes zurückgreift. Alle Beteiligten treffen am Ende wieder zusammen, und der Showdown ist dann auch sehr bleihaltig.
Im Prinzip ist die Welt hier gar nicht so sonderlich heil, John Mandle z.B. war ein Polizist mit wenig Skrupeln und einiger krimineller Energie zur Erreichung seiner Ziele, hoher Lebensstandard mit einer schönen Frau an seiner Seite inbegriffen. Somit ist auch ein lange zurückliegendes Verbrechen Hauptursache für die neueren Geschehnisse. Der Übeltäter wird nicht nur als böse beschrieben, sondern auch als Opfer der Umstände.
Die Verliebtheit zwischen Lex und Molly hat hier wieder sehr viel Platz, witzig sind die diesbezüglichen etwas säuerlichen Kommentare des älteren Socrates Smith, zu denen der sich immer mal wieder hinreißen lässt.
Edgar Wallace soll diesen Roman vor und nach seiner Hochzeit mit seiner zweiten Frau Ethel Violet King geschrieben haben, weswegen die Flitterwochen ausfallen mussten. So behauptet es jedenfalls Margaret Lane in ihrer Wallace-Biographie und so wird es auch weiter kolportiert. Hier ist nun ein tatsächliches «Wallace Mystery»: Wenn die Geschichte um das Verbrechen bei den drei Eichen 1924 erschien, wie konnte der große Meister dann schon 1921 seine zweite Braut zum Altar führen ?

Der vorliegende Kriminalroman hat diesmal keine große Verbrecherorganisation mit maskiertem Anführer zum Inhalt, sondern hier geht es mehr um einzelne Täter und ihre Verquickungen miteinander. Die Handlung ist diesmal hauptsächlich auf das vorgeblich so ruhige Landleben verortet, die Großstadt London kommt nur am Rande vor. Ob es der Liebe und Leidenschaft ein bisschen zu viel des Guten ist, ist sicher Geschmackssache. Es passiert immerhin so einiges, ist eine gut lesbare Story, kein großes Highlight, aber auch nicht schlecht.
Irgendwie ein typischer Wallace.


Buch:

Da gibt es die Weltbild-Ausgabe, zusammen mit Der Frosch mit der Maske. Der Roman hat hier reichlich 160 Seiten. Die Goldmann-Taschenkrimi-Version stützt sich auf diese Übersetzung, natürlich mit den üblichen Kürzungen und Modernisierungen, die hier aber nicht allzu schlimm sind.


Verfilmung:

Einen Film im Rahmen der deutschen Wallace-Serie gibt es hier nicht. Hätte auch irgendwie schwierig in den Stil dieser Filmreihe reingepasst, zumindest ohne große Änderungen. Allerdings ist es diesmal ein Stoff, der tatsächlich eine Szene beinhaltet, wo die junge Heldin einem klapperigen Skelett Aug’ in Auge gegenübersteht…

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

15.10.2019 10:34
#4 RE: Bei den drei Eichen (1924) Zitat · Antworten

Aus dem alten Roman-Sammelthread heraus hatte ich mir die Erinnerung mitgenommen, dass "Bei den drei Eichen" einer der beliebtesten nicht verfilmten Romane war (ebenso wie "Geheimnis der Stecknadel"). Deine Meinung scheint mir dagegen eher mittelmäßig. Mich wundert, dass es unterm Strich nur so wenige Meldungen dazu gibt. Ich selbst habe ich vor Ewigkeiten gelesen und kann deshalb nicht viel mehr dazu sagen als, dass er mir auch gut gefallen, aber sich nicht im Detail in mein Gedächtnis eingebrannt hat. Ich erinnere mich ebenso verschwommen an das Maritim-Hörspiel von 2004, das dagegen ein ziemlicher Griff ins Klo war und deshalb - würde ich behaupten - nicht wirklich dazu taugt, die Eindrücke zum Roman 'mal eben aufzufrischen. Leider ist mir keine andere Umsetzung des Stoffes bekannt.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 643

15.10.2019 14:20
#5 RE: Bei den drei Eichen (1924) Zitat · Antworten

Da ist die Einschätzung wohl negativer `rübergekommen als beabsichtigt. Beim wiederholten Lesen und immer mit der Vertrautheit der Handlung im Hinterkopf fallen einem nun mal die Schwächen mehr auf als bei „Erstbesichtigung“. Tatsächlich finde ich das Buch recht gut, wenn auch nicht überragend, die Hauptkritik ist im Prinzip die nun nicht unbedingt notwendige Vermengung des Mordrätsels mit der Liebesrivalität von zwei Hauptpersonen, zumal da ja der Täter im Wallace-Kosmos schon von vornherein feststeht.
Aber, wie alles, Geschmackssache.

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