Könnte durchaus sein. Aber hier empfiehlt sich wirklich die Weltbild-Ausgabe, mit dem "Unheimlichen" als zweiten Roman. Zwei von Wallace' Top-Krimis in einem Band für ein paar Euro antiquarisch zu bekommen. Ich finde, da lohnt sich die Ausgabe !
Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #16Könnte durchaus sein. Aber hier empfiehlt sich wirklich die Weltbild-Ausgabe, mit dem "Unheimlichen" als zweiten Roman. Zwei von Wallace' Top-Krimis in einem Band für ein paar Euro antiquarisch zu bekommen. Ich finde, da lohnt sich die Ausgabe !
Sicher, deswegen habe ich sie mir auch vor einiger Zeit zugelegt. Wobei die Scherz-Ausgabe in diesem Fall nach meiner Erinnerung inhaltlich identisch ist. Siehst du es denn auch so, dass Holt objektiv gesehen in diesem Fall gar nicht so viel selbst aufklärt?
Zitat von Savini im Beitrag #17Siehst du es denn auch so, dass Holt objektiv gesehen in diesem Fall gar nicht so viel selbst aufklärt?
Aber sicher. Das gibt er ja auch unumwunden zu. Allerdings gibt es nur ganz wenige Kriminalisten bei Edgar Wallace, die mal so richtige Detektivarbeit machen. Angeblich soll nach eigener Aussage des Autors "der Polizeiapparat" die Aufklärung bringen und nicht die meisterhaften Inspirationen einzelner. Aber er wollte eben lieber Thriller schreiben als ausgetüftelte Knobeleien. Inspektor Holt ist dafür ein sehr tatkräftiger Kerl, wohl geistig nicht zu überbordend.
Danke für die Antwort! Dass er es zugibt ist klar; allerdings könnte dahinter in diesem Fall wirklich etwas weniger Bescheidenheit und etwas mehr Erkenntnis stecken.
Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #18Allerdings gibt es nur ganz wenige Kriminalisten bei Edgar Wallace, die mal so richtige Detektivarbeit machen. Angeblich soll nach eigener Aussage des Autors "der Polizeiapparat" die Aufklärung bringen und nicht die meisterhaften Inspirationen einzelner. Aber er wollte eben lieber Thriller schreiben als ausgetüftelte Knobeleien.
Nicht umsonst wird im Englischen zwischen "detective stories" und "crime stories" unterschieden.
Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #7besonders in der Goldmann-Übersetzung fehlen viele Einzelheiten, z.B. der Mordanschlag mit dem kaputten Fahrstuhl auf den Inspektor, die Entführung der seltsamen Ella Ward oder die Hinrichtungsszene am Ende des Romans. Persönlich finde ich auch hier die Übersetzung am gelungensten.
Interessanterweise orientierte man sich bei der Ermrodung Flimmer-Freds im Film an der Szene, in der im Buch ein Mordanschlag auf Holt im Fahrstuhlschacht verübt wird. Daneben sagt Lew an einer Stelle, einmal hätte er gemeinsam mit Jake einen Mann ins Wasser geworfen, an dessen Bein ein Salzblock festgebunden war, der sich nach einiger Zeit auflöste. Auch diese Stelle fehlt bei Gregor Müller. Leider habe ich von diesem Roman keine Ausgabe aus den ersten Nachkriegsjahrzehnten. Aber könnte es sein, dass diese beiden Passagen vor 1970 noch enthalten waren?
Ich besitze noch eine alte Goldmann-Nachkriegs-Ausgabe von 1959. In welchen Kapiteln sind denn diese Ausführungen enthalten bzw. eben nicht. Dann kann ich gerne mal nachschauen.
Im Moment habe ich die Weltbild-Ausgabe nicht zur Hand und kann daher keine Kapitelnummern nennen. Aber der Mordanschlag im Fahrstuhl geschieht relativ bald nach dem Heiratsantrag beim Frühstück; und die Aussage von Lew über den Salzblock erfolgt bei seiner Vernehmung.
Nachtrag: In der online stehenden Gutenberg-Version des Originaltextes ist die Vernehmung Lews im 33. Kapitel, ebenso wie der Mordanschlag (die Erklärung für dessen Scheitern gibt es im 34.)
Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #7Die eigentlichen Verbrecher des Romans sind aber nicht Flimmer-Fred oder seine Zunftgenossen, ja nicht einmal der schreckliche und doch irgendwie bedauernswerte blinde Jake, sondern (wieder einmal) angesehene Männer der Gesellschaft, maßlos, gierig und fast schon psychopatisch.
Interessanterweise meinte Wallace hier, den beiden Hauptschurken noch eine weitere Ebene verleihen zu müssen, die sie fast lächerlich wirken lässt: David Judd ist überzeugt, der größte Dramatiker aller Zeiten zu sein (viel größer als das "sogenannte Genie Shakespeare") und sein Bruder verschwendet viel Geld für die Finanzierung eines Theaters, dass ausschließlich Davids Stücke aufführt, obwohl diese eigentlich niemand sehen will. Immerhin bekommt Stephen Judd im letzten Kapitel eine Ambivalenz: seine blinde Schwärmerei für seinen Bruder kontrastiert mit der völligen Gleichgültigkeit gegenüber seinen Opfer. So schaudert es Larry Holt einerseits, während er andererseits zu seinem eigenen Erstaunen Trauer empfindet, als der Henker erscheint.
Zitat von Savini im Beitrag #23Interessanterweise meinte Wallace hier, den beiden Hauptschurken noch eine weitere Ebene verleihen zu müssen, die sie fast lächerlich wirken lässt:
"Hier"? Wallace-Schurken haben doch oft einen Spleen oder sind (Teilzeit-)wahnsinnig. "Auch hier" wäre also treffender.
Zitat von Savini im Beitrag #23Interessanterweise meinte Wallace hier, den beiden Hauptschurken noch eine weitere Ebene verleihen zu müssen, die sie fast lächerlich wirken lässt:
"Hier"? Wallace-Schurken haben doch oft einen Spleen oder sind (Teilzeit-)wahnsinnig. "Auch hier" wäre also treffender.
Sicher haben sie das öfter; aber da bleibt es eher bei der schlichten Beschreibung, sie seien "eben wahnsinnig", ohne dass genauer beschrieben wird, worin sich das äußert. In diesem Fall wirkt es natürlich grotesk, dass sogar ein großer Teil des eigenen (teilweise ergaunerten) Geldes verschwendet wird, weil der eine Bruder sich für ein Genie hält und der andere meint, ihn fördern zu müssen. Und der Kontrast zwischen der Realitätsverweigerung der beiden einerseits und ihrem kaltblütigen Umgang mit anderen Menschen andererseits wirkt schon ziemlich krass. Gerade auch weil Dr. Judd am Ende bekennt, er habe nur Morde begehen lassen, wenn diese ihm entweder notwendig erschienen oder er sich davon einen Gewinn versprach (weshalb er Lew am Leben ließ, ihm aber praktisch die Möglichkeit zur Kommunikation nahm).