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Dieses Thema hat 17 Antworten
und wurde 1.268 mal aufgerufen
 Romane
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Mr. Igle Offline




Beiträge: 127

30.12.2022 11:03
#16 RE: Das Gasthaus an der Themse (1929) Zitat · Antworten

Zitat von Savini im Beitrag #14
Interessant, dass diesmal zur Abwechslung nicht die Weltbild-, sondern eine der (von Joachim Kramp bekanntlich wenig geschätzten) Scherz-Ausgaben als Grundlage diente.
Das ist wohl generell Geschmacksache. Ich ziehe die Scherz-Edition den Goldmann-Ausgaben mittlerweile vor - ausgenommen freilich den Vorkriegsausgaben, da diese im Gesamtbild die Besten sind. Von der Weltbild-Edition habe ich bislang nur ein paar Exemplare. Das scheint mir insgesamt die beste und kohärenteste Ausgabe zu sein.

Zitat von Savini im Beitrag #14
Hier muss man allerdings bedenken, dass sie lange Zeit keine Ahnung von ihrer wahren Herkunft hat, was ihre Naivität durchaus erklärt. Und die Passivität ist erst ihrer scheinbar aussichtslosen Situation und dann ihrer Gefangennahme geschuldet. Immerhin befreit sie sich aus eigener Initiative...
Aber tatkräftig? Die Inititative geht nicht von ihr aus, sondern von der Person, die mit ihr gefangen ist. Ich finde Lilas "Nibelungentreue" zu ihren Peinigern (insbesondere gegenüber dem Haupttäter) komisch, obwohl sie über die Mordabsichten gegen Wade und die späteren "Todesfälle" Bescheid weiß. Da fällt dann die Warnung an Wade nicht mehr groß ins Gewicht. Nein, da gibt es ganz andere Damen im Wallace-Gesamtwerk, die eine solche Zuschreibung eher verdient haben als Lila Smith. Aber immerhin ist sie reifer als die filmische Lila Smith Brigitte Grothums. Übrigens überlebt wohl kein anderer Wallace-Protagonist so viele Mordanschläge wie John Wade. Daran hat ja auch Lila immerhin ihren Anteil.

Zitat von Savini im Beitrag #14
Persönlich sehe ich hier keine Schwäche, aber durchaus einen Bruch in der Erzählperspektive. Auch wenn du es nicht geschrieben hast: Ist dir auch aufgefallen, dass die ersten zwei Drittel fast durchgehend aus Wades Sicht erzählt werden, was sich erst ändert, als klar wird, wer der Drahtzieher ist? Und kommt es dir auch so vor, dass der Inspektor gegen Ende praktisch zur Nebenfigur wird?
Eigentlich werden alle zu Nebenfiguren, weil Wallace nur noch an der skurrilen Doppelnatur des Hauttäters interessiert ist. Ich glaube, dass das der Grund für diesen Bruch ist. Deswegen zieht sich das letzte Drittel auch so, weil die Thriller-Handlung sich hier zur Charakterstudie wandelt. Schlecht ist das sicherlich nicht, weil der Kleinganove mit dem genialen Intellekt, der diesem nun selbst zum Opfer fällt, seinen Reiz hat. Und irgendwie hat man den Eindruck, dass Wallace von Anfang an auf die Schlusspointe hinarbeitet. Der Altmeister hatte ja ein Faible für diese Art von Enden.

"Entspannen Sie sich, durch Hochspannung!"

Savini Offline



Beiträge: 756

30.12.2022 22:57
#17 RE: Das Gasthaus an der Themse (1929) Zitat · Antworten

Danke für die ausführliche Antwort!

Zitat von Mr. Igle im Beitrag #16
Übrigens überlebt wohl kein anderer Wallace-Protagonist so viele Mordanschläge wie John Wade. Daran hat ja auch Lila immerhin ihren Anteil.

Wobei (worauf Dr. Oberzohn hingewiesen hat) Larry Holt und der "Wetter" Arnold Long weitere Kandidaten dafür wären; zufälligerweise wurden alle drei vor der Kamera von "Blacky" verkörpert.
Zitat von Mr. Igle im Beitrag #16
Eigentlich werden alle zu Nebenfiguren, weil Wallace nur noch an der skurrilen Doppelnatur des Hauttäters interessiert ist. Ich glaube, dass das der Grund für diesen Bruch ist. Deswegen zieht sich das letzte Drittel auch so, weil die Thriller-Handlung sich hier zur Charakterstudie wandelt. Schlecht ist das sicherlich nicht, weil der Kleinganove mit dem genialen Intellekt, der diesem nun selbst zum Opfer fällt, seinen Reiz hat. Und irgendwie hat man den Eindruck, dass Wallace von Anfang an auf die Schlusspointe hinarbeitet. Der Altmeister hatte ja ein Faible für diese Art von Enden.

Interessant ist natürlich, dass der Haupttäter lange Zeit eine bloße Nebenfigur und sehr passiv und beschränkt zu sein schien.
Aber bei Wade war mir aufgefallen, dass der Roman lange Zeit überwiegend aus seiner Sicht erzählt wird und es an einem bestimmten Punkt plötzlich umschwenkt.
Einen ähnlichen Wechsel von einer personalen zu einer allwissenden Erzählform gab es in ein paar anderen Romanen auch ("seltsame Gräfin", "Banknotenfälscher") - und diese meist nach einer markanten Wendung in der Geschichte.
Aber dass der formelle Held der Geschichte weder bei der Rettung seiner Angebeteten noch bei der finalen Konfrontation mit dem Hauptbösewicht eine Rolle spielt erschien mir dann doch außergewöhnlich.

Savini Offline



Beiträge: 756

30.12.2022 23:02
#18 RE: Das Gasthaus an der Themse (1929) Zitat · Antworten

Zitat von Lord Peter im Beitrag #15
BTW - die Organisation der "Gummibrüder" hat im Buch doch einige Änlichkeit mit der "Froschbande". Nicht von ungefähr wurde der Roman in den 30ern mal als Fortsetzung vom "Frosch mit der Maske" adaptiert.

https://en.wikipedia.org/wiki/The_Return_of_the_Frog

Da könnte etwas dran sein! Ob Egon Eis bei seinem "Frosch"-Drehbuch sich auch vom "Gasthaus"-Roman inspirieren ließ?
Denn die Froschbande begeht im Roman nach meiner Erinnerung keine bewaffneten Banküberfälle oder schwere Einbrüche, wie sie im Film gezeigt werden, sondern ist (zumindest zu Beginn) eher darauf spezialisiert, reiche Bürger niederzuknüppeln.

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