Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden Impressum 
Forum Edgar Wallace ,...



Sie können sich hier anmelden
Dieses Thema hat 3 Antworten
und wurde 121 mal aufgerufen
 Romane
horatio Offline




Beiträge: 577

22.06.2010 22:19
#1 Turfschwindel (1929) Zitat · Antworten

Jetzt lese ich gerade

TURFSCHWINDEL

Inhalt: Die junge Edna Gray will zukünftig auf dem Landsitz ihrer Vorfahren in Berkshire leben, was ihrem Pächter Elijah Good sehr missfällt. Der skrupellose Rennstallbesitzer versucht, Ednas Pläne zu durchkreuzen. Dafür sind ihm alle Mittel recht - sei es durch Betrug, Erpressung oder Mord ...

Habe das Buch vor Jahren schon mal gelesen - kommt ziemlich behäbig daher. Richtige Spannung kam bis jetzt noch nicht auf und wird es wahrscheinlich auch nicht mehr ...

horatio
"Irgendeiner muß es ja gewesen sein!"

Joachim Kramp Offline




Beiträge: 4.901

23.06.2010 08:17
#2 RE: Turfschwindel (1929) Zitat · Antworten

Zitat von Joachim Kramp im Beitrag Romane
Hallo,

ich lese derzeit zum vierten Mal den Roman "Turfschwindel" und muss sagen, dass Wallace nicht nur einfältige Damen geschaffen hat, sondern bei diesem Roman beweist er erneut (nach DER ROTE KREIS), dass er Frauen schon etwas zutraut. Mit der Heldin Edna Gray hat er hier wieder eine Frauenfigur geschaffen, die der Thalia Drummond in nichts nachsteht und sich gegenüber der Männerwelt behaupten kann. Erneut ein Wallace-Roman, den man nicht aus der Hand legen kann ...

Joachim.

Ich habe meine letzte Meinung zu TURFSCHWINDEL mal nach vorne genommen - für mich neben EIN GERISSENER KERL und DER DERBYSIEGER immer wieder einen gerngelesener Roman - spannend bis zum Schluss.

Joachim.
*Filme und Bücher werden niemals als!*

horatio Offline




Beiträge: 577

24.06.2010 09:36
#3 RE: Turfschwindel (1929) Zitat · Antworten

Jedem das seine.

Ich bevorzuge eher die Bücher, in denen nicht die klassischen Rollen verteilt sind - also wo der Held und das Mädchen ein Paar auf der letzten Seite werden, weil die fast immer gleich sind - bis auf ein paar Ausnahmen.

Der viereckige Smaragd (Leslie Maughan und Peter Dawlish): Leslie ist eine starke unabhängige Frau, die nicht "gerettet" werden muss.

John Flack (Mr.Reeder und Miss Belman): Die find ich am schönsten. Mr.Reeder wirkt, als ob er dem viktorianischen Zeitalter entsprungen wäre. "Miss ... hm ... Margaret" - es kostet ihn ja schon Überwindung, ihren Vornamen auszusprechen - köstlich!

Käthe und ihre Zehn: Wenn ich mich recht erinnere, hieß der Inspektor Smith. Soweit ich mich noch erinnern kann, führt Käthe eine Verbrecherbande an und der Inspektor möchte sie retten. Diese denkt aber gar nicht daran, ihre Machenschaften aufzugeben. Zum Schluss stellt sich aber heraus, dass sie die ganze Zeit unschuldig war (ist schon ein paar Jährchen her, dass ich das Buch gelesen habe, also bitte berichtigen, wenn's falsch ist).

Den "Derbysieger" habe ich erst vor kurzem gelesen, der zählt zu meinen Lieblingsromanen von EW, auch "Ein gerissener Kerl" steht weit oben in meiner Favoriten-Liste. Wenn man einen Wallace liest, kann man der klassischen Held-rettet-Mädchen-Story fast nicht entgehen. Manche Romane hat er aber meiner Meinung nach eben besser geschrieben ...

horatio
"Irgendeiner muß es ja gewesen sein!"

horatio
"Irgendeiner muß es ja gewesen sein!"

Mr. Igle Offline




Beiträge: 127

16.07.2017 19:35
#4 RE: Turfschwindel (1929) Zitat · Antworten

Wie versprochen, geht es mit meinen Buchbesprechungen weiter:

TURFSCHWINDEL, Original: The Green Ribbon, 1929, dt. Übersetzung Turfschwindel von Edith Walter für den Scherz Verlag, 1. Auflage 1985.

Inhalt:

Das Büro des "Grünen Bandes" macht seit Jahren mit zwielichtigen Methoden an der Rennbahn Millionen. Doch bisher ist es Inspektor Mark Luke nicht gelungen, das Vorstands-Quartett, bestehend aus dem skrupellosen Arzt Dr. Blanter, dem gewieften Anwalt Arthur Rustem, dem unheimlichen Rennstallbesitzer Elijah Goodie und dem mit allen Wassern gewaschenen Agenturinhaber J. P. Trigger etwas Illegales nachzuweisen. Das ändert sich als die junge Edna Gray aus Argentinien anreist. Ihr von Anwalt Rustem verwaltetes Landgut dient schon seit Jahren Elijah Goodie als hermetisch abgeriegeltes Gestüt, in das die Öffentlichkeit keinen Einblick erhält. Als Edna ihr rechtmäßiges Erbe in Besitz nehmen will, wird die Bande nervös. Besonders Goodie setzt alles daran, die junge Frau wieder von dem von ihm gepachteten Landgut zu verjagen. Dafür ist ihm jedes Mittel Recht. Doch dank Lukes Hilfe kann Edna den hinterhältigen Machenschaften Blanters und Goodies trotzen. Die Bande hinter dem "Grünen Band" wird nervös. Vor allem Arthur Rustem bekommt es allmählich mit der Angst zu tun. Was weiß er? Besonders hellhörig wird Inspektor Luke, als er erfährt, dass Ednas väterlicher Freund Alfredo Garcia Hals über Kopf abgereist ist. Garcia gilt als ausgewiesener Pferdekenner. Luke hat einen schlimmen Verdacht, doch noch bevor er diesem nachgehen kann, überschlagen sich die Ereignisse ...

Besprechung:

Ein weiterer Turf-Roman aus der Feder des Altmeisters. Mein bisheriger Eindruck ist, dass diesen Büchern immer irgendwie das gewisse Etwas bzw. der letzte Kniff fehlt, um sich von der große Masse der Wallace-Werke abzuheben. Das trifft auch auf den Roman Turfschwindel zu, der, obwohl er fast ein Jahrzehnt nach Der Derbysieger entstand, teilweise mit ähnlichen Problemen wie dieses Buch zu kämpfen hat. Zwar ist das Werk deutlich flotter geschrieben als der frühere Roman und hat auch nicht dessen Nachteil mit einem zu umfangreichen Personenkreis fertig werden zu müssen, aber die strukturellen Schwächen sind annähernd dieselben. Fast scheint es, als ob Edgar Wallace der eigentliche Kriminalfall immer ein wenig entgleitet, wenn er sein Steckenpferd das Turf-Milieu in einen Roman thematisch mit einbindet. Denn eines kann man Turfschwindel sicher nicht vorwerfen: Der Roman liefert abermals – stärker noch wie Der Derbysieger – einen authentischen und detailverliebten Blick auf den britischen Rennsport seiner Zeit.

Gleichzeitig stellt dieser an sich sehr positive Umstand ein Teil des Strukturproblems dar, das der King of Crime sich hier abermals leistet. Über den ausgiebigen Turf-Schilderungen und die Involvierung der handelnden Personen in diesen Dunstkreis, verfehlt es Wallace in der tempoarmen Handlung für ausreichend Spannung und Nervenkitzel zu sorgen. Es fehlt an Dramatisierung, an Cliffhangern; ja, schlicht an wirklich aufregenden Passagen. Es dauert einfach zu lange bis die Gangster so richtig aktiv werden und die Lage sich ernsthaft zuspitzt. Zuvor hält sich der Altmeister einfach zu lange mit den Pferderenn-Problemen, dem komplizierten Verhältnis zwischen Luke und Edna und den üblichen kleinen Intrigen der Schurken auf. Zwar gibt es am Ende des Buchs drei Tote zu beklagen, aber zwei der Leichen werden gewissermaßen mal nebenbei entdeckt und das dritte Opfer gibt es im gehetzten Schlussakkord, der das Werk zwar würdig und temporeich abschließt, aber zugleich in seiner Kürze das beinahe ununterbrochene Durchhängen der Handlung auf den vorherigen rund 160 Seiten erwartungsgemäß nicht mehr Wett machen kann.

Die Charaktere sind recht abwechslungsreich gestaltet, wobei die Figuren selten aus den vom King of Crime hinreichend bekannten Schemata ausbrechen. Inspektor Mark Luke ist ein typischer Wallace-Held ohne die wirklich großen Besonderheiten. Ein Kriminaler, der eigentlich nicht mehr arbeiten müsste, weil er von Haus aus finanziell schon bestens versorgt ist. Ebenso fügt sich Edna Gray in das etablierte Bild der Heroine, die sich dunkler Mächte erwehren muss. Ich bin überrascht, dass man unter den Wallace-Kennern diese Figur immer als Beispiel für eine besonders emanzipierte Wallace-Heldin im Stil von Thalia Drummond oder Leslie Maughan anführt. Denn abgesehen von einer gewissen Resolutheit und ihrem sturen Wunsch unbedingt ihren Traum vom Leben auf dem Land verwirklichen zu wollen, verhält sich Edna doch den ganzen Roman über nicht viel anders als andere Damen innerhalb des Altmeisterkosmos. Zwar gibt es natürlich auch viele, wesentlich hilflosere Protagonistinnen im Gesamtwerk, aber zur Klasse einer der genannten "Wallace-Women" fehlt Edna Gray doch noch einiges an Selbstsicherheit und Courage. Die vier Oberschurken sind sehr schön ausgestaltet. Vom linkisch-nervösen Anwalt Rustem, über den brutal-bösartigen Blanter, den bläsiert-unheimlichen Goodie bis hin zu dem kühlen Strippenzieher Trigger bleiben kaum Wünsche offen. Ihre Handlanger Pilcher und Stoofer sind ganz nett, bleiben aber konturlos. Alfredo Garcia ist eine sehr sorgfältig ausgeleuchtete Person, auch wenn die Figur nicht allzu lange präsent ist. Von den sonstigen Nebenfiguren bleiben am ehesten noch der Hausverwalter Lane und der Kleinkriminelle Punch im Gedächtnis.

Fazit:

Insgesamt ist Turfschwindel ein Werk, das – aus meiner Sicht – in das gute, solide Mittelfeld gehört. Der Roman kann mit wunderbar atmosphärischen und kenntnisreichen Turf-Beschreibungen, einem soliden Plot und interessanten Personenkonstellationen aufwarten. Zugleich sorgen Schwächen im Handlungsgerüst, ein Mangel an Dramatisierung und das weitgehende Ausbleiben von echtem Thrill für breite Ernüchterung. Dafür hat das Buch aber eine schön aufgebaute Liebesgeschichte sowie die interessanten Schilderungen rund um das Syndikat des "Grünen Bandes" zu bieten und ist angenehm flott und bisweilen pointiert geschrieben.

Meine Wertung: GUTER DURSCHNITT

"Entspannen Sie sich, durch Hochspannung!"

 Sprung  
Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz