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Dieses Thema hat 4 Antworten
und wurde 111 mal aufgerufen
 Romane
horatio Offline




Beiträge: 577

05.04.2010 19:40
#1 Der Derbysieger (1918) Zitat · Antworten

EDGAR WALLACE

DER DERBYSIEGER

Inhaltsangabe: Der Engländer John Pentridge verliert im Spielcasino von Monte Carlo große Summen und wird diskret aus dem Saal gewiesen. "Heute Abend habt ihr mich geschröpft, aber morgen bin ich wieder da und bringe genug Geld mit für große Einsätze!" Tatsächlich gelingen ihm riesige Gewinne. Zugleich geschieht jedoch in Monte Carlo ein Mord. Pentridge hat es plötzlich eilig, nach London zu reisen, und kommt gerade noch rechtzeitig zum Derby in Epson ...

horatio
"Irgendeiner muß es ja gewesen sein!"

Mamba91 Offline



Beiträge: 745

23.05.2010 14:21
#2 RE: Der Derbysieger (1918) Zitat · Antworten

Momentan lese ich auch DER DERBYSIEGER. Im Gegensatz zum GEHEIMNISVOLLEN HAUS ein sehr langatmiger Einstieg.

Joachim Kramp Offline




Beiträge: 4.901

23.05.2010 15:35
#3 RE: Der Derbysieger (1918) Zitat · Antworten

Hallo Mamba,

so unterschiedlich sind die Geschmäcker. DER DERBYSIEGER gehört zu meinen Lieblingsromanen, den ich bestimmt bereits fünf- oder sechsmal gelesen habe - im Gegensatz zum GEHEIMNISVOLEN HAUS. DER DERBYSIEGER hätte man auch sehr spannend und unterhaltsam als Film umsetzen können. Aber mach Dir nichts draus: Auch GFH hatte damals der Roman nicht zugesagt, und er tauschte ihn bei den möglichen Verfilmungen gegen DER SCHWARZE ABT aus.

Joachim.
*Filme bleiben ewig jung!*

Mamba91 Offline



Beiträge: 745

30.05.2010 15:15
#4 RE: Der Derbysieger (1918) Zitat · Antworten

Der Derbysieger

Um beim Derby in Epsom zu siegen, schreckt Sir George Frodmere vor Betrug nicht zurück. Doch der Schwindel fliegt auf und für Frodmere steht jetzt mehr als sein guter Ruf auf dem Spiel.

DER DERBYSIEGER gehört zu Wallace' klassischeren Kriminalromanen und bietet durchschnittliche Unterhaltung. Die Geschichte läuft gemächlich an, kann ihr Tempo zwar steigern, verläuft sich aber immer wieder in den zahlreichen Charakteren die Wallace hier einsetzt. Und das ist auch das größte Problem. Auf den ersten 20 Seiten bekommen wir es mit über zehn Figuren zu tun, die alle einen wichtigen Part übernehmen. Dazu kommen noch drei Handlungsstränge: Die gestohlene Erfindung, der Schwindel beim Derby und die Entführung Janet Symonds. Alles klärt sich nebenbei auf, ohne den großen A-HA Effekt. Und was passiert überhaupt mit Toady Wilton und John Pentridge?
Auf über hundert Seiten holt Wallace weit aus, überlädt den Roman teilweise und handelt das Ende dann auf drei Seiten ab.
Aber nicht alles ist schlecht. Die Zwangsheirat zwischen Janet und Sir George hat eine tolle Atmosphäre. Und diese Atmosphären machen Wallace' Werke, in meinen Augen, so "liebenswert".

Besetzungsvorschlag
Milton Sands: Klausjürgen Wussow
Mary President: Brigitte Grothum
Janet Symonds: Marianne Koch
Sir George Frodmere: Günther Ungeheuer
Eric Stanton: Ivan Desny
Toady Wilton: Helmut Lohner
John Pentridge: Rudolf Fernau
John President: Walter Rilla
Soltescu: Joseph Offenbach
Bud Kitson: Reinhard Kolldehoff
Georgina Gordon-Thompson: Mady Rahl
Lord Chanderson: Wolfgang Lukschy
Inspektor Grayson: Paul Edwin Roth
Mr. Buncher: Rudolf Fenner
Mrs. Buncher: Hela Gruel
Flickey: F. G. Beckhaus
Chummy: Rudolf Schündler
Mr. Delane: Albert Bessler

Mr. Igle Offline




Beiträge: 127

01.03.2017 20:48
#5 RE: Der Derbysieger (1918) Zitat · Antworten

DER DERBYSIEGER, Original: Down Under Donovan, 1918, dt. Übersetzung Der Derbysieger von Hardo Wichmann für den Scherz Verlag, 1. Auflage 1987.

Inhalt:

Im Spielkasino von Monte Carlo verspielt der gewiefte Engländer John Pentridge horrende Summen und wird von der Direktion diskret aus der Halle gewiesen. Pentridge ist außer sich vor Wut und schwört inbrünstig zurückzukehren, um die Schmach zu tilgen. In der Abendsonne der Hauptstadt Monacos lauert ihm auf dem Rückweg ein Weggefährte aus alten Zeiten auf. Das Gespräch nimmt einen unschönen Ausgang. Wenige Tage später erscheint Pentridge wieder im Kasinosaal und hat urplötzlich jede Menge frisches Kapital im Rücken. Und er macht seine Drohung wahr und sprengt die Spielbank. Kaum im Besitz seines gewaltigen Gewinns, hat es Pentridge eilig nach England zu reisen. Beim Pferdederby in Epsom ist er peinlich darauf bedacht, nicht mit einem bestimmten Gentleman zusammenzutreffen. John President und seine Enkelin Mary sehnen den Tag des Rennens herbei, rechnen sie sich doch für ihr Pferd "Down Under Donovan" großen Chancen aus. Ihr ärgster Konkurrent ist jedoch der ehrgeizige Sir George Frodmere mit seinem Prachthengst "Portonius". Frodmere und seinen Kumpanen Toady Wilton und Bud Kitson ist jedes Mittel recht, um ihre Ziele zu erreichen. Frodmeres Finanzier Soltykoff, ein reicher Fabrikant, weilt ebenfalls in Epsom, um gleich mehrfach Kasse zu machen. Das interessiert besonders den Privatdetektiv Milton Sands, der mit dem Bulgaren noch eine Rechnung offen hat. Zunächst muss er jedoch den Auftrag seines Gönners, des Millionärs Eric Stanton, ausführen. Diesen bedrückt eine schon lange zurückliegende Familientragödie und Stanton hofft, dass der raffinierte Milton Sands die Rätsel der Vergangenheit endlich lüften kann. Am Tag des Pferderennens entscheidet sich an der Rennbahn das Schicksal aller Beteiligten…

Besprechung:

Der vorliegende Roman ist aufgrund seines frühen Entstehungsdatums den bereits besprochenen Büchern Die Schuld des Anderen und Richter Maxells Verbrechen sowohl in den Themen gesellschaftlicher Betrug, Erfindungsreichtum und Glücksspiel, als auch in seiner Struktur sehr ähnlich. Der Handlungsfluss ist merklich gebremst, echte Spannung kommt erst im letzten Drittel des Werks so richtig auf. Ansonsten ist die Handlung gekennzeichnet von betulich geschilderten persönlichen Verwicklungen und einer erlebnisnahen und atmosphärischen Beschreibung des Rennmilieus. Ungewöhnlich ist sicherlich, dass die Anzahl an wichtigen und handelnden Personen für die Verhältnisse von Wallace ziemlich groß ausfällt und man viele Figuren bereits in den ersten Kapiteln kennenlernt. Das führt schließlich dazu, dass es dem King of Crime zum Schluss nicht mehr möglich ist, auf alle Charaktere gleichermaßen einzugehen. So werden – ohne Handlungsdetails hier ausbreiten zu wollen – die weiteren Geschehnisse um bestimmte Personen entweder in einem Nebensatz abgehandelt, oder sie verschwinden im Finale völlig aus dem Blickfeld des Handelns, ohne dass ihr weiteres Schicksal angedeutet oder gar aufgeklärt wird.

In dieser Hinsicht wirkt die Geschichte mit den vielen plot-relevanten Akteuren etwas überladen und man rätselt, weshalb Edgar Wallace die sich verbindenden Handlungsstränge so plötzlich und gehetzt auflöst, wo er doch bei einem etwas längeren Umfang – das Werk hat trotz dieses breit gefächerten Handlungsrahmens nur rund 180 Seiten Länge – die Ereignisse sicher etwas runder hätte auflösen können. Aber diese kleinen "Schönheitsfehler" sind irgendwie typisch für die frühen Romane des Altmeisters. Man merkt, dass bis etwa 1921/1922 herum sein Schreiben noch nicht zu der völligen Routine und zielgerichteten Erzählökonomie späterer Jahre gefunden hat, wo der Meister dann teilweise erstklassige Werke in Serie fabrizieren konnte. Verglichen mit Die Schuld des Anderen und Richter Maxells Verbrechen sticht ins Auge, dass sich das vorliegenden Buch – trotz seiner Schwächen – nicht so zäh und langatmig ausnimmt wie das erstgenannte Werk, aber in der detailreichen Darstellung von monegassischen Casino-Abenteuern und einer durch Verrat torpedierten früheren Männerfreundschaft nicht so viel atmosphärische Klasse besitzt wie der letztgenannte Titel. In der Betrachtung des Gesamtwerks sicherlich ein Roman des guten bis unteren Mittelfelds, der enorm vielseitige und spannende Facetten gleich mehrerer Themenblöcke anschneidet, sie aber nicht konsequent genug zu nutzen weiß.

Bei einer solchen Fülle an dramatischem Personal, bleibt es nicht aus, dass die Figuren insgesamt deutlich weniger Profil und Aufmerksamkeit erhalten als in anderen Werken des King of Crime. So bietet Wallace neben den vielen Handlungssträngen auch noch zwei parallele Liebesgeschichten auf. Die Hauptpersonen Milton Sands und Eric Stanton sind typische Heldenfiguren ohne die ganz großen Besonderheiten. Gleiches gilt für die Frauen Mary President und Janet Symonds. Deutlich interessanter sind da schon die Nebenakteure wie John President, John Pentridge und Sir George Frodmere bei denen sich vor dem geistigen Auge in Reihenfolge Darsteller wie Fritz Rasp, Rudolf Fernau und Albert Lieven geradezu aufdrängen. Auch Toady Wilton ist ein sehr gut gezeichneter – beständig zwischen Unterwürfigkeit und Hinterlist pendelnder – fieser Charakter. Bud Kitson und sein Flintenweib sind das übliche finstere Gespann für die Drecksarbeit des Hauptschurken. Der Bulgare Soltykoff ist eine linkische Person mit vielen Schattierungen, so ambivalent wie er vom Altmeister gezeichnet wird. Neben noch anderen Figuren haben insbesondere der standhaft-ehrliche Lord Chanderson und die geschäftssüchtige Georgina Gordon Thompson kurze, aber pointierte Auftritte.

Fazit:

Rundherum ein ordentlicher Roman, der zum gepflegten Mittelmaß gezählt werden darf. Ein vielschichtiges Handlungskonstrukt, viele Geheimnisse, ein ausladendes Personenkarussell und detailreiche Turf-Schilderungen erfreuen das Herz des Lesers. Trotzdem können sie in der Summe nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie Handlung sich zu selten und nur langsam vom Fleck bewegt. Das geht enorm zulasten des Thrills und führt zu Brüchen, da nicht allen Story-Wendungen und Charakteren in der Folge gleichermaßen Rechnung getragen werden kann. So fallen zum Schluss neben der liebevoll und detailreich ausschweifenden Gesamtanlage des Werks eben auch die ungenutzten Chancen zur Spannungssteigerung und Auflösung verstärkt ins Auge.

Meine Wertung: GUTER DURSCHNITT

"Entspannen Sie sich, durch Hochspannung!"

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