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Dieses Thema hat 39 Antworten
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 Romane
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Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 644

13.07.2021 22:07
#31 RE: Stilelemente in Wallace-Romanen Zitat · Antworten

Wirklich eine spezielle Eigenschaft der Wallace-Romane. Die "Täter-Sicht" zumindest teilweise darzustellen, hat er wohl gerne gemacht. Auch im "Gasthaus" ist der Schlussteil lange aus der Perspektive des zwischendurch enttarnten Bandenchefs einschließlich seiner intriganten Schergen erzählt. Oder die "Toten Augen" - die Ermordung des willigen Helfers Jake durch den bösen Reverend ist aus dessen Sicht geschildert, vorher auch Jakes Träume, die Gesichter der Opfer, die der Blinde nie gesehen hat und die ihn anklagten, irgendwie berührend und wie so vieles weitere in der Taschenbuchausgabe lieblos herausgekürzt. Da gibt es noch viele Beispiele, gerade diese Schreibart bringt aber auch Bewegung in die Handlung, der eher unaufdringliche Perspektivwechsel der Figuren ist eine Würze, die anderen Erzählstrukturen fehlt.
Wallace hat wohl so gut wie keine Bücher in der Ich-Form geschrieben, das lag ihm wohl nicht so. Tatsächlich fordert es auch zu einer konzentrierteren und anderen Führung des Plotfadens heraus. Ansonsten kommt es dann zu so eher kuriosen Beschreibungen der Handlung wie in den "ABC-Morden" oder dem "Fahlen Pferd" von Agatha Christie, wo ein Hin- und Herspringen zwischen dem Ich-Erzähler und in der dritten Person Romanteile erfolgt.
Ob Wallace nun keine (heimliche) Sympathie für zumindest einige seiner Schurken hatte, glaube ich nicht mal so ganz. Hat sich wohl auch etwas in den Büchern ausgelebt, war ja auch in Natur nicht unbedingt der klassische Saubermann. Seine Bösewichter sind ihm oft plastischer und in ihrer Motivation überzeugender gelungen als die tapferen Helden auf Seiten des Gesetzes, die auch erst interessanter werden, wenn sie den Pfad der Rechtmäßigkeit zur Erringung der Gerechtigkeit mal kurz verlassen. Schließlich hatte er auch eine besondere Vorliebe für zwielichtige Gestalten, auch kleine Gauner mit dem Herz auf dem rechten Fleck oder nicht ganz so ehrbare Damen, die noch mal rechtzeitig die Kurve kriegten.
Natürlich ist der Perspektivwechsel der Figuren auch erzählerisch bei einem Krimi, wo es um die Täterfrage geht, nicht so leicht zu bewerkstelligen, beim "Roten Kreis" etwa erfährt man einiges über die Gefühle und Gedanken von Jack Beardmore, soger der stets verdächtigen Thalia Drummond, auch des Bankiers Brabazon, des geizigen Froyant sowie zahlreicher anderer Darsteller, Parr kommt da nicht mal so gut weg. Von Yale gibt es nur mal eine direkte Gedankenansage, als er sich über Froyants Geiz lustig macht, ansonsten nur Andeutungen. Natürlich aus gutem Grund...

Savini Offline



Beiträge: 756

14.07.2021 08:57
#32 RE: Stilelemente in Wallace-Romanen Zitat · Antworten

Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #31
Ansonsten kommt es dann zu so eher kuriosen Beschreibungen der Handlung wie in den "ABC-Morden" oder dem "Fahlen Pferd" von Agatha Christie, wo ein Hin- und Herspringen zwischen dem Ich-Erzähler und in der dritten Person Romanteile erfolgt.

Gerade bei den "ABC-Morden" wirkt es zunächst so, als würde der Leser teilweise die Perspektive eines Mörders einnehmen, obwohl A. B. Cust (das darf man wohl ohne zu spoilern schreiben) natürlich weder der Täter noch wahnsinnig ist.
Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelt der Mörder erlaubte sich diese Autorin meist erst, wenn diese überführt waren und entweder mündlich oder in schriftlicher Form ein Geständnis ablegten.
Am weitesten ging sie noch in einem ihrer berühmtesten Romane
"Alibi"
, was aber bei der ersten Lektüre noch nicht klar ist; daneben gab es eine Kurzgeschichte von ihr (ich komme gerade nicht auf den Namen) die sehr untypisch aus der Sicht eines Täters beschreibt, wie dieser seinen Mord vorbereitet.

Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #31
Ob Wallace nun keine (heimliche) Sympathie für zumindest einige seiner Schurken hatte, glaube ich nicht mal so ganz.

Zumindest im Falle von Digby Groat (der als Widerling durch und durch porträtiert wird) oder des mehrfachen und kaltblütigen Mörders Cravel würde ich das bezweifeln; auch bei Abel Bellamy wird zwar angedeutet, dass seine Hässlichkeit und sein schroffes Verhalten zu seiner Unbeliebtheit beigetragen haben, aber er wird zugleich als extrem grausam und unmenschlich dargestellt.
Auffallend ambivalent ist die Darstellung Dr. Judds in den "toten Augen": Einerseits die naive Schwärmerei für seinen Bruder, andererseits die Gefühlskälte seinen Opfern gegenüber, deren Leid ihm völlig gleichgültig ist (wie er unverhohlen zugibt). Im letzten Kapitel schwankt Larry Holt ja auch zwischen Schauder und Gerührtheit, was besonders im letzten Absatz deutlich wird (sofern man eine ungekürzte Ausgabe vorliegen hat).

Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #31
Hat sich wohl auch etwas in den Büchern ausgelebt, war ja auch in Natur nicht unbedingt der klassische Saubermann.

Interessant wäre wirklich, was für eine Rolle im Wallace-Kosmos eine Figur eingenommen hätte, die optisch (übergewichtig, Glatze) und charakterlich (unstete Lebensweise, mehrmals verheiratet, ungesund lebend, spielsüchtig, verschwenderisch) Züge des Verfassers gehabt hätte. Sicher keine positive!

Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #31
Seine Bösewichter sind ihm oft plastischer und in ihrer Motivation überzeugender gelungen als die tapferen Helden auf Seiten des Gesetzes, die auch erst interessanter werden, wenn sie den Pfad der Rechtmäßigkeit zur Erringung der Gerechtigkeit mal kurz verlassen.

Wobei das sicher auch für andere Schriftsteller gilt.

Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #31
Natürlich ist der Perspektivwechsel der Figuren auch erzählerisch bei einem Krimi, wo es um die Täterfrage geht, nicht so leicht zu bewerkstelligen, beim "Roten Kreis" etwa erfährt man einiges über die Gefühle und Gedanken von Jack Beardmore, soger der stets verdächtigen Thalia Drummond, auch des Bankiers Brabazon, des geizigen Froyant sowie zahlreicher anderer Darsteller, Parr kommt da nicht mal so gut weg. Von Yale gibt es nur mal eine direkte Gedankenansage, als er sich über Froyants Geiz lustig macht, ansonsten nur Andeutungen. Natürlich aus gutem Grund...

Als ich den Roman vor ein paar Monaten wieder gelesen habe, war mir das auch aufgefallen (siehe meine Bemerkungen im Thread über diesen). Auch wenn Wallace fast nie personal erzählt haben dürfte, gab es bei ihm sonst meist mindestens eine Figur, deren Sicht der Leser über große Teile des Romans hin einnahm. Bei Yale und Thalia Drummond war das gerade in diesem Fall nur eingeschränkt möglich.
Übrigens gelang ihm im Falle des Privatdetektivs eine schön doppeldeutige Stelle, als dieser sich kurz vor der Auflösung über Parr Gedanken macht.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 644

14.07.2021 13:12
#33 RE: Stilelemente in Wallace-Romanen Zitat · Antworten

Zitat von Savini im Beitrag #32
Zumindest im Falle von Digby Groat (der als Widerling durch und durch porträtiert wird) oder des mehrfachen und kaltblütigen Mörders Cravel würde ich das bezweifeln; auch bei Abel Bellamy wird zwar angedeutet, dass seine Hässlichkeit und sein schroffes Verhalten zu seiner Unbeliebtheit beigetragen haben, aber er wird zugleich als extrem grausam und unmenschlich dargestellt.
Auffallend ambivalent ist die Darstellung Dr. Judds in den "toten Augen": Einerseits die naive Schwärmerei für seinen Bruder, andererseits die Gefühlskälte seinen Opfern gegenüber, deren Leid ihm völlig gleichgültig ist (wie er unverhohlen zugibt). Im letzten Kapitel schwankt Larry Holt ja auch zwischen Schauder und Gerührtheit, was besonders im letzten Absatz deutlich wird (sofern man eine ungekürzte Ausgabe vorliegen hat).

Keine Ahnung, was der Herr Krimiautor nun wirklich dachte…
Digby Groat hat das für Wallace wohl unverzeihlichste Verbrechen begangen, nämlich sich vorm Kriegsdienst gedrückt. Ansonsten war er wirklich ein widerlicher Kerl, aber gerade als er dann sein weibliches Opfer lange Zeit in der Gewalt hatte, benahm er sich ihr gegenüber trotz der stark beschworenen Lüsternheit doch ganz anständig. Bei Abel Bellamy glaube ich tatsächlich, dass ihn sein Schöpfer sehr faszinierend fand, weil er sich sehr intensiv mit ihm beschäftigt hat und viele seiner Gedankengänge kund tat. Letztlich hat ja auch Bellamy ein paar durchaus menschliche Züge. Wallace selber scheint auch eine starke und besitzergreifende Persönlichkeit gehabt zu haben, was ihm an seinem „Kind“ Bellamy sicher auch gefiel.
Larry Holts plötzliches Mitleid für Judd am Tage von dessen Hinrichtung fand ich immer irgendwie seltsam und unerklärlich.

Zitat von Savini im Beitrag #32
Interessant wäre wirklich, was für eine Rolle im Wallace-Kosmos eine Figur eingenommen hätte, die optisch (übergewichtig, Glatze) und charakterlich (unstete Lebensweise, mehrmals verheiratet, ungesund lebend, spielsüchtig, verschwenderisch) Züge des Verfassers gehabt hätte. Sicher keine positive!



Bestimmt nicht. Auffällig ist, dass Spielertypen in seinen Büchern meistens sehr negativ gezeichnet werden. Ebenso leichtlebige Personen, besonders Männer, die als reiche Playboys, Partygeister und Schürzenjäger agieren und ein verschwenderisches Leben führen. Wallace muss insgeheim gewusst haben, dass er sich mit seiner Lebensweise ruinierte, die positiv ausgelegten Helden sind für ihn sicher auch alter egos, von den Personen mit schlechter oder schlecht empfundener Lebensweise wollte er sich sicher innerlich distanzieren.

Zitat von Savini im Beitrag #32
Übrigens gelang ihm im Falle des Privatdetektivs eine schön doppeldeutige Stelle, als dieser sich kurz vor der Auflösung über Parr Gedanken macht.

Das stimmt. Hatte ich schon ganz vergessen. Schließlich wurde ja Parrs eventuelle Identität als Roter Kreis mehrfach im Text angeschnitten. Aber solche direkten gedanklichen „Doppeldeutigkeiten“ sind wohl im Gesamtschaffen des Autors eher selten.

Savini Offline



Beiträge: 756

14.07.2021 13:44
#34 RE: Stilelemente in Wallace-Romanen Zitat · Antworten

Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #33
Larry Holts plötzliches Mitleid für Judd am Tage von dessen Hinrichtung fand ich immer irgendwie seltsam und unerklärlich.

Vielleicht rührte ihn ja Judds fast kindlich wirkende Seite, die sich neben der Schwärmerei für seinen Bruder David auch darin äußert, dass er Holt unbedingt noch sehen wollte und ihm gegenüber keine Feindseligkeit zeigt?
Apropos: Würdest du denn auch meinem anderen Beitrag zustimmen, dass das Begleiten der überführten Verbrecher in die Todeszelle/bis zur Hinrichtung auch sehr für diesen Autor typisch ist?
Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #33
Auffällig ist, dass Spielertypen in seinen Büchern meistens sehr negativ gezeichnet werden. Ebenso leichtlebige Personen, besonders Männer, die als reiche Playboys, Partygeister und Schürzenjäger agieren und ein verschwenderisches Leben führen. Wallace muss insgeheim gewusst haben, dass er sich mit seiner Lebensweise ruinierte, die positiv ausgelegten Helden sind für ihn sicher auch alter egos, von den Personen mit schlechter oder schlecht empfundener Lebensweise wollte er sich sicher innerlich distanzieren.

Was seine Helden angeht, so fällt nicht nur auf, dass diese durchgehend schlank und sportlich sind (ganz anders als ihr Verfasser), sondern auch sehr oft über einen Offiziertitel verfügen (in der Regel Captain, teilweise sogar Major). Wallace selbst war als junger Mann zwar einige Jahre Soldat, nahm aber nie an Kampfhandlungen teil, wurde 1899 Kriegsberichterstatter und kam 1914 nicht mehr für den Frontdienst in Frage.
Ob er sowohl in Bezug auf Kriegserfahrungen als auch bei der Lebensweise durch die Darstellung seiner Heldenfiguren etwas kompensieren wollte?
In einer Dokumentation über John Wayne hieß es mal, dass dieser (anders als viele Hollywood-Stars seiner Generation) nicht am Zweiten Weltkrieg teilnahm, dies aber später als Makel empfand und daher Filmrollen übernahm, die das Soldatentum selbst für die damalige Zeit extrem glorifizierten.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 644

14.07.2021 15:59
#35 RE: Stilelemente in Wallace-Romanen Zitat · Antworten

Zitat von Savini im Beitrag #34
Apropos: Würdest du denn auch meinem anderen Beitrag zustimmen, dass das Begleiten der überführten Verbrecher in die Todeszelle/bis zur Hinrichtung auch sehr für diesen Autor typisch ist?

Ja. Auf jeden Fall. Über Wallace‘ Vorliebe für Hinrichtungen hat sich schon Joachim Kramp zur Genüge ausgelassen. Ich hab mal einen Essay von George Orwell aus den Vierzigern gelesen, wo sich dieser nicht nur über ungewöhnlich brutale Polizisten bei E.W. mokierte, sondern auch über dessen Neigung, Hinrichtungen zu beschreiben, meist auch noch am selben Tage, wo der Held seine Heldin ehelicht (so jedenfalls Orwell).

Zitat von Savini im Beitrag #34
Ob er sowohl in Bezug auf Kriegserfahrungen als auch bei der Lebensweise durch die Darstellung seiner Heldenfiguren etwas kompensieren wollte?
In einer Dokumentation über John Wayne hieß es mal, dass dieser (anders als viele Hollywood-Stars seiner Generation) nicht am Zweiten Weltkrieg teilnahm, dies aber später als Makel empfand und daher Filmrollen übernahm, die das Soldatentum selbst für die damalige Zeit extrem glorifizierten.

Edgar Wallace hat bei der Armee infolge des Drills und aufgrund von Bestrafungen eigentlich nicht die allerbesten Erfahrungen gemacht. (Allerdings war sein bisheriges Leben aber auch generell kein Zuckerschlecken gewesen.) Als Sanitätssoldat sollte er bei der Versorgung von Schwerverwundeten im Burenkrieg auch die Kehrseite des Schlachtengetümmels kennengelernt haben. Aber Kriegsbegeisterung und -verherrlichung waren zu der Zeit nun mal Gang und Gebe. Daraus konnte er sich nicht lösen, sogar seine Biografin Margaret Lane merkt an, dass er damals schon für seine Kritiklosigkeit manchen Dingen gegenüber angegriffen wurde, auch für seine heftigen Ausfälle gegenüber Abweichlern im Weltkrieg. Er hat ja auch einen großen Teil Kriegsliteratur verfasst, der hierzulande unbekannt ist, sicher nicht zum Nachteil. Ich denke, da spielt viel Phantasie und weniger Erlebtes eine Rolle. Kann schon sein, dass er da auch was „nachholen“ wollte.
Beim Duke dachte ich immer, der wäre schon mit einer Sechsschüssigen zusammen auf die Welt gekommen. Hat aber eine Zeitlang als Truppenbetreuer im Pazifik gedient, hab ich mal wo gelesen, wo er allerdings mehr Interesse für die heimische Damenwelt als für Kampfhandlungen gezeigt haben soll.
Unzweifelhaft fühlte er sich dem eigenen Land nun mal stark verbunden, das ihm einen so großen Erfolg ermöglichte, da sah es mit kritischen Überlegungen eher schlecht aus. Das gleiche gilt vielleicht auch für Edgar Wallace, der ja ähnlich wie Wayne im Prinzip eine „Vom-Tellerwäscher-zum-Millionär“-Karriere hingelegt hat.

Savini Offline



Beiträge: 756

14.07.2021 16:16
#36 RE: Stilelemente in Wallace-Romanen Zitat · Antworten

Wallace´ schwierige Kindheit und Jugend sowie das harte Leben in der Armee sind mir bewusst; insofern ist im das spätere Leben im Luxus zu gönnen, auch wenn er extrem verschwenderisch war.

Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #35
Beim Duke dachte ich immer, der wäre schon mit einer Sechsschüssigen zusammen auf die Welt gekommen. Hat aber eine Zeitlang als Truppenbetreuer im Pazifik gedient, hab ich mal wo gelesen, wo er allerdings mehr Interesse für die heimische Damenwelt als für Kampfhandlungen gezeigt haben soll.

Vielleicht verwechselst du das jetzt mit Ronald Reagan?
https://en.wikipedia.org/wiki/Ronald_Reagan#Military_service
Was John Wayne angeht, so gibt es hier einen interessanten Kontrast zu James Stewart: Der war der ranghöchste Hollywoodstar (als Reservist brachte er es bis zum Brigadegeneral) und befürwortete sowohl den Vietnamkrieg als auch Ronald Reagans Politik, spielte aber nur selten in Kriegsfilmen mit und verkörperte nur extrem selten Soldaten, dafür öfter Zivilisten oder sogar pazifistisch eingestellte Männer, obwohl er politisch ähnlich wie der "Duke" dachte.

Entschuldigung für diesen kleinen Exkurs!

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 644

14.07.2021 21:00
#37 RE: Stilelemente in Wallace-Romanen Zitat · Antworten

Dann werde ich den kleinen Exkurs mal kurz fortführen (die Foristen mögen mir verzeihen). In seinem 1989 erschienenen Buch Endstation Dschungel (das wirklich sehr interessant ist) beschreibt der Weltenbummler Axel Thorer seine Suche nach Flugzeugwracks aus dem zweiten Weltkrieg auf Neu Guinea. Er erwähnt, dass John Wayne dort "gedient" hat, und später trifft er auf einer der dortigen Inseln einen alten Eingeborenen, der gerne von seinem Kumpel "Duke" spricht, den er scheinbar wirklich gekannt haben muss, wobei er ganz schockiert von dessem zwischenzeitlichen Ableben ist und das er mit "Too much F... (?)" in Verbindung bringt.
Aber ich habe vor einiger Zeit auch mal eine Doku gesehen, wo von Waynes Einsatz (ich glaube Truppenbetreuung) an der Front mit Japan die Rede war.
Wie auch immer, sicher war er ein reaktionärer Haudegen, trotzdem gefallen mir viele Western mit ihm, die ich immer wieder gerne schaue.
Nun aber zurück zum Wallace-Thema, oder ?

Savini Offline



Beiträge: 756

15.07.2021 09:25
#38 RE: Stilelemente in Wallace-Romanen Zitat · Antworten

Danke für die Antwort bezüglich John Wayne!

Savini Offline



Beiträge: 756

17.11.2021 08:55
#39 RE: Stilelemente in Wallace-Romanen Zitat · Antworten

Vor einigen Monaten wurde das in Bezug auf die in Wallace-Romanen häufiger vorkommende Täter-Perspektive geschrieben:

Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #31
gerade diese Schreibart bringt aber auch Bewegung in die Handlung, der eher unaufdringliche Perspektivwechsel der Figuren ist eine Würze, die anderen Erzählstrukturen fehlt.
Wallace hat wohl so gut wie keine Bücher in der Ich-Form geschrieben, das lag ihm wohl nicht so. Tatsächlich fordert es auch zu einer konzentrierteren und anderen Führung des Plotfadens heraus. Ansonsten kommt es dann zu so eher kuriosen Beschreibungen der Handlung wie in den "ABC-Morden" oder dem "Fahlen Pferd" von Agatha Christie, wo ein Hin- und Herspringen zwischen dem Ich-Erzähler und in der dritten Person Romanteile erfolgt.

Daran würde ich anknüpfen und etwas zu einem verwandten Motiv schreiben:
Aus der Sicht einer Person (des Detektivs oder seines "getreuen Chronisten") erzählte Geschichten eignen sich natürlich für "klassische" Detektiverzählungen besser als für dieses Genre. Aber ab und an hat er eine zunächst eingeschränkte Erzählweise gewählt und sie an einem dramaturgisch markanten Punkt dann aufgegeben.
Besonders auffällig ist es beim "Gasthaus", wo zwei Drittel des Romans fast ausschließlich aus der Sicht von Inspektor Wade erzählt werden; erst sobald die Identität des Hauptverbrechers klar ist, wird teilweise dessen Perspektive eingenommen, teilweise auch die seiner Untergebenen und der entführten Lila.
Beim "Banknotenfälscher" nimmt der Autor nach dem ersten Kapitel lange Jane Leighs Sichtweise ein und beschreibt ausführlich ihre Gedanken und Emotionen. Erst nach dem Zusammenstoß zwischen Peter Clifton und Basil Hale verteilt sich die Erzählweise auf die unterschiedlichsten Figuren, wobei auffälligerweise gerade
John Leigh
eine Ausnahme darstellt, natürlich aus gutem Grund.
Auch in der "Gräfin" ist lange die Sicht der weiblichen Hauptfigur die alleinige Perspektive. Erst als sie erfährt, dass ihr "Stalker" Mike Dorn Privatdetektiv ist und daher wohl ehrenwerte Gründe hat (im Film war das durch Fuchsbergers Besetzung sowieso klar) wird auch dessen Position eingenommen, später auch die anderer (teilweise negativer) Figuren.

Savini Offline



Beiträge: 756

17.11.2021 09:45
#40 RE: Stilelemente in Wallace-Romanen Zitat · Antworten

Nachtrag: Daneben gab es bei Wallace´ Erzählweise noch einen anderen Kniff, der in den Threads über einzelne Romane mitunter erwähnt wurde, hier aber komischerweise noch nicht.
Oft stoppte er einen Erzählstrang mit einer Überraschung, um danach chronologisch zurückzugehen und aus der Sicht einer anderen Figur zu erzählen, wies es dazu kam; teilweise wird dabei eine Situation noch einmal erzählt, nur aus einer anderen Perspektive.
Besonders gerne wandte er diese Methode in den letzten Dritteln seiner Romane ein - besonders gerne, wenn die männliche oder weibliche Hauptfigur in die Gewalt des Bösewichts geriet.
Beispiele dafür finden sich etwa im "Rächer", dem "Abt", den "Narzissen" oder der "Gräfin".
Sicher haben das (ebenso wie die zuvor bereits beschrieben Erzählweise, die sich erst auf eine Figur beschränkt und später aufteilt, sobald es dramaturgisch sinnvoll ist) auch andere Autoren so gemacht; aber ich wollte beide Punkte einfach hervorheben, gerade weil diese ein Merkmal der Bücher sind und in den Verfilmungen fehlen.

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