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Dieses Thema hat 10 Antworten
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 Schauspieler/-innen
Prisma Offline




Beiträge: 7.591

07.01.2018 14:00
Ellen Schwiers Zitat · Antworten



ELLEN SCHWIERS





Zitat von Das Lexikon der deutschen Filmstars
Tochter eines Schauspielers. Schon als Kind mit einer Wanderbühne quer durch Deutschland unterwegs, während der Kriegsjahre mit der Familie auf der Flucht, für die sie nach Kriegsende den Lebensunterhalt verdient. Die Unrast ihrer jungen Jahre endet, als ihr Vater in Marburg den »Schauspielring« gründet, dort kommt sie als Schauspielschülerin unter. Erstes Schauspiel-Engagement in Koblenz, danach in München und Frankfurt a.M. und in Göttingen. Zahlreiche Tourneen und Festwochen-Gastspiele schließen sich an. 1949 entdeckt sie Kurt Hoffmann für "Heimliches Rendezvous", eigentlicher Filmkarrierestart ist jedoch erst 1955. Seitdem erhält sie pausenlos Rollen in Film und Fernsehen, spielt aber weiter Theater und inszeniert dort auch (»Was ihr wollt«, 1972-73 Jagsthausen, in eigener Bearbeitung). Sie ist mit dem Kulturfilmproduzenten Peter Jacob verheiratet und hat zwei Kinder, die ebenfalls schauspielern (Sohn Daniel Jacob starb 1985). Sie lebt in Leoni am Starnberger See. Typ: Durch ihren dunklen, leidenschaftlichen Typ verkörperte sie oft die schwerblütige Frau, die in eigene Sinnlichkeit oder äußere Verhängnisse verstrickt ist. Ob als Lysistrata, Medea oder Lady Macbeth am Theater, ob als Nju und Katharina von Medici im Film, immer ist sie die absichtsvolle Frau mit Vergangenheit, die in die veränderungswürdige Gegenwart mit der Glut ihres ganzen Wesens einbricht und Verwirrung, nicht selten Tragik, stiftet.



Bei der am 11. Juni 1930 in Stettin geborenen Schauspielerin Ellen Schwiers handelt es sich wohl um eines der bekanntesten Gesichter des deutschen Nachkriegskinos, nicht nur, weil sie in so zahlreichen Filmrollen zu sehen war, sondern auch aufgrund ihrer so auffälligen Erscheinung. In diesem Zusammenhang sind ihre ungewöhnlich markanten Gesichtszüge zu nennen und eine Art Aura, die sie für Rollen der Femme fatale prädestinierte. Dem Empfinden nach gab Ellen Schwiers dem Zuschauer selten die Gelegenheit, einen leichten Weg mit ihr zu gehen, da genügend Abgründe, oder nicht selten sogar niedere Charakterzüge offeriert wurden. Somit ist sie als Interpretin der progressiveren Rollen zu verstehen, die es durchaus verstand, selbst innerhalb von Schablonen einen Hauch des Außergewöhnlichen und Extravaganten zu transportieren. Schwiers' Rollenprofil gibt weder das exakte, noch diffuse Frauenbild insbesondere der 50er und 60er-Jahre wieder, sodass naturgemäß einiges an Identifikationsmöglichkeiten fehlte und gewisse Einsatzgebiete einschränkte, gleichzeitig aber alternative Möglichkeiten mit sich brachte. So war Ellen Schwiers an die zwei Jahrzehnte vornehmlich in Auftritten zu sehen, die in vielerlei Hinsicht provozieren konnten und die gewissermaßen stellvertretend als Projektionsfläche für Eigenschaften und Attribute stehen, die im Kino ihrer Zeit meistens nur dezent angedeutet wurden. Die personifizierte Verführung stand ihr sehr gut zu Gesicht, da eine natürliche Glaubwürdigkeit mitschwingen konnte, die nicht alle Tage zu finden ist. Oftmals wurde in dieser Hinsicht ein nicht einwandfreier, beziehungsweise nicht anerkannter Lebenswandel thematisiert und die Interpretin deckte trotz eines eindeutigen Images und diversen Festlegungen innerhalb solcher Rollen ein umfangreiches Spektrum ab, das seine Schwerpunkte gerne in den Bereichen Tragik und Leidenschaft fand.

Viele Geschichten rückten sie eindeutig in den Fokus, zahlreiche beteiligte Charaktere nahmen sie ins Visier und sie darf auf eine Karriere zurückblicken, die zwischen besonderen Würfen und kleineren Sinnesfreuden alles zu bieten hatte. Ellen Schwiers kann als eine der Viel-Spielerinnen bezeichnet werden, die ab Mitte der 50er-Jahre ohne Unterlass drehte. Ihre unterschiedlichen Einsätze bestätigen die Nachfrage von Film und Publikum, viele Kino- und TV-Rollen weisen sie auch auch heute noch als einen der gefragtesten deutschen Stars aus. Rückblickend gesehen, ist in dieser über 60 Jahre andauernden Karriere vielleicht nicht unbedingt der ganz große Klassiker zu finden, den beispielsweise eine Nadja Tiller oder Marianne Koch landen konnten, aber maßgeblich ist hier einfach diese nahezu beispiellose Kontinuität, die insbesondere die nationale Filmlandschaft bedient und ungemein bereichert hat, wo hingegen nur wenige Ausflüge auf internationales Parkett zu Buche stehen. Kommt man nochmals auf ihre Ausstrahlung zurück, so kann gesagt weren, dass sie neben der natürlichen Interpretationsgabe ihr Markenzeichen geblieben ist. Ellen Schwiers stellte gleichermaßen Ursache und Wirkung, Verführung und Verderben, Freundin und Feindin oder Täter und Opfer, somit Ebenbild der Kontraste dar. Ob verschlagen oder kultiviert wirkend, sie konnte sowohl ihren männlichen Kollegen die Stirn bieten, als auch ihre weiblichen Kontrahentinnen in Schach halten. Letztlich bleibt also zu sagen, dass Ellen Schwiers so gut wie immer überzeugend gewirkt hat und den Zuschauer mitnehmen konnte, egal in welchen Rollen sie jeweils gerade anzutreffen war. Der Blick auf diese Ausnahme-Karriere bestätigt also, dass für jeden Zuschauer etwas dabei sein müsste. Ob im TV-Bereich, in bekannten Serien, Haupt-, Nebenrollen oder Gastauftritten, man darf sich stets auf die besondere Art der Unterhaltung gefasst machen.


Filmauswahl:

● 08/15 - Zweiter Teil (1955)
● Anastasia - Die letzte Zarentochter (1956)
● Die Teufelin (1959)
● Das Erbe von Björndal (1960)
● Der letzte Zeuge (1960)
● Gestatten - Mein Name ist Cox (1961-1965) [TV]
● Camp der Verdammten (1962)
● Ein Toter sucht seinen Mörder (1962)
● Tim Frazer jagt den geheimnisvollen Mr. X (1964)
● Der Satan mit den roten Haaren (1964)
● 4 Schlüssel (1966)
● Der Würger vom Tower (1966)
● Das Rasthaus der grausamen Puppen (1967)
● Der rote Schal (1973) [TV]
● 1900 (1976)
● Fedora (1978)
● Derrick - Auf einem Gutshof (1980) [TV]
● Ärztinnen (1983)
● Der Bulle von Tölz - Tod am Altar (1996) [TV]
● Tatort - Ein mörderisches Märchen (2001) [TV]
● SOKO München - Amok (2009) [TV]
● 3096 Tage (2013)

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

07.01.2018 14:05
#2 RE: Ellen Schwiers Zitat · Antworten



Die Arztserie "Landarzt Dr. Brock" entstand in den Jahren 1967 bis 1968 und wartete abseits des Stammpersonals immer wieder mit Gaststars auf, die das beschauliche Wingenfeld gehörig durcheinander wirbelten und frischen Wind in die manchmal doch recht störrisch wirkende Gemeinde brachten. In Folge 18 "Hubertusjagd" begegnen wir der Schwester des Tierarztes, der von Viktor Staal dargestellt wird. Vera Brinkmann wird von Ellen Schwiers gespielt, die hier die Paraderolle der selbstbewussten Frau gibt, welche ihre Ziele mit Beharrlichkeit und Charme erreicht. Dr. Peter Brock (Rudolf Prack) ist gar nicht begeistert, als man ihn für die Aufgabe des Jagdarztes vorschlägt, da er Pferde zwar wunderschön findet, jedoch noch nie geritten ist. Selbstredend ist Vera Brinkmann eine vorzügliche Reiterin und nimmt in den vordersten Reihen am prestigeträchtigen Ereignis der Gemeinde statt. Dank der Überredungskünste von Frau Brinkmann begleitet Dr. Brock die Jagd letztendlich doch als Arzt im offenen Wagen.

Als Vera beim Überspringen eines Hindernisses vom Pferd stürzt, eilt ihr Dr. Brock zur Hilfe, was bei der misstrauischen Helene und der jungen Apothekerin für Spekulationen sorgt. Selbst mit Armbinde scheint die rassige Reiterin noch verführerisch genug zu sein, um Dr. Brock zu becircen. Doch wieder einmal schießen die Preußen zu schnell und es kommt zu Missverständnissen....

Ellen Schwiers ist nicht nur in den Augen des Barockengels aus dem Vorzimmer (Erna Sellmer) eine Gefahr für den gutmütigen Landarzt. Selbst die vorurteilsfreie Apothekerin Erika Wallner (Gardy Granass) beginnt zu zweifeln, als sie die Patientin in den Armen von Dr. Brock sieht. Mit strengem Knoten und Reiterdress macht Schwiers eine glänzende Figur und befindet sich in bester Spiellaune, während sie mit List dem Wunsch ihres Bruders nachkommt, den Landarzt zur Teilnahme an der Hubertusjagd zu überreden. Durch das Gerede von Helene wird sie von Beginn an als gefährliche Konkurrentin zu Fräulein Dr. Wallner aufgebaut und das Publikum verfolgt gespannt, ob diese berechtigten Grund zur Eifersucht haben wird oder nicht. Eine ähnlich gefährliche Konstellation gehen Ellen Schwiers und Rudolf Prack in "Aus dem Tagebuch eines Frauenarztes" (1959) ein, wo der Arzt aus verschmähter Zuneigung beschuldigt wird, die Frau sexuell belästigt zu haben. Es kommt zum Gerichtsprozess. Wie weitaus harmloser präsentiert sich diese Serienfolge.

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

07.01.2018 15:17
#3 RE: Ellen Schwiers Zitat · Antworten





● ELLEN SCHWIERS als URSULA CALLWAY in
AUS DEM TAGEBUCH EINES FRAUENARZTES (D|1959)



»Aber doch nicht jetzt!« Sichtlich brüskiert macht die extravagante Bühnenbildnerin Ursula Callway ihrem Objekt der Begierde, dem Gynäkologen Dr. Brückner, eine temperamentvolle Szene und der mit Erotik aufgeheizte Abend findet sein jähes Ende, da er wegen eines dringenden Falles in die Klinik gerufen wird. Die resoluten Verführungskünste werden somit kurz vor ihrer Erfüllung abgewürgt, schließlich hatte sie sich schon etwas luftiger, sprich bettfertig angezogen. Ellen Schwiers war zu jener Zeit quasi eine Spezialistin für exponierte Rollen in sogenannten Problemfilmen oder solchen, die einen erotischen Aufhänger nötig gehabt haben, und in diesem Zusammenhang stellt sie ihre ganze Raffinesse auch in "Aus dem Tagebuch eines Frauenarztes" zur Verfügung. Die ehemalige Patientin von Brückner hat sich nun einen Arzt auserkoren, zumindest ist dies momentan so, denn es ist zu erahnen, dass die hartnäckige, in Phasen sogar aufdringliche junge Dame lediglich auf der Jagd nach zusätzlichen Trophäen ist, um ihr starkes Geltungsbedürfnis zu befriedigen. Als sich aller Ärger der Zurückgewiesenen gelegt hat, kann man ihr in der modern eingerichteten Wohnung quasi beim Denken zusehen, denn sie sucht nach Wegen, wieder in den Radius Dr. Brückners zu kommen, und das auf medizinischem Weg. Sie bemüht sich daher kurzerhand um einen stationären Aufenthalt in seiner Klinik. Als Zuschauer ahnt man Katastrophales, denn eine Frau wie Ursula Callway lässt sich nur einmal abweisen. Man kalkuliert daher umgehend ein, dass die gekränkte Frau nichts Gutes im Schilde führen kann. Ganz in Manier einer wild gewordenen Furie beschwört sie schließlich einen medienwirksamen Skandal herauf, der die Reputation und Existenz ihres Opfers gefährden wird. Ellen Schwiers wird von der Regie als eine Art schwarze Witwe charakterisiert, die offensichtlich nur noch aggressiver wird, falls es im Vorfeld nicht zum üblichen Akt kam.

Mit der Hilfe eines Bekannten, der ihr augenscheinlich hörig und bereits verfallen ist, lenkt sie die Situation, die sich ohne Schützenhilfe nicht stemmen lässt, in kalkulierte Bahnen. Mutwillig wird eigenes Ansehen und gesellschaftlicher Stand in die Waagschale geworfen, doch es scheint so, als könne der Ruf von Frau Callway erst gar nicht mehr ruiniert werden, da er es im moralischen Sinn der End-60er schon längst ist. Bleibt man beim Thema Ruf, oder hier beim Image der Darstellerin, ist eine zu dieser Zeit sehr häufig abgerufene Leistung der attraktiven Interpretin zu sehen, die sich regelrecht in eine Selbstinszenierung hineinsteigert. Ellen Schwiers' hohe Glaubwürdigkeit entsteht durch das variable Färben der unterschiedlichen Intervalle ihres Auftritts, in denen sie sich als Verführung, Furie und Ebenbild der modernen Frau präsentiert, jeweils in personifizierter Form. Auch wenn sich diese Anforderung ausschließlich im damals festgelegten Schwiers'schen Klischee abspielt, muss doch betont werden, dass die aus Stettin gebürtige Schauspielerin gerade bei diesen Gelegenheiten einige ihrer bemerkenswertesten Skizzierungen in Rollen abrufen konnte, die dem Anschein nach nur für sie gemacht waren. Ihr überschäumendes Temperament impliziert eine absolute Unempfindlichkeit gegenüber anderen Personen ihres Umfeldes und egoistische Motive treiben sie daher zum Äußersten. Auch hier bekommt der Zuschauer einen charakterlichen Feinschliff geboten, der die Atmosphäre und den Verlauf nachhaltig prägen und den Zuschauer in einen Bann ziehen wird, obwohl (oder weil) sie eine Art Verworfene spielt. Gerade solche Darbietungen sind es aber, die vielleicht weniger Sympathie hervorrufen, aber umso mehr Faszination um eine Person, der man eigentlich lieber nicht begegnen möchte und gleichzeitig nur allzu gerne. In "Aus dem Tagebuch eines Frauenarztes" verbindet Schwiers Obligatorisches mit Aufsehenerregendem wieder einmal bemerkenswert.

Ray Offline



Beiträge: 1.929

07.01.2018 16:04
#4 RE: Ellen Schwiers Zitat · Antworten

Gute Idee, Ellen Schwiers einen eigenen Thread zu widmen. Ich habe sie auch immer gerne gesehen und hätte sie lieber noch regelmäßiger in für dieses Forum relevanten Filmen gesehen. Wie oben erwähnt wurde, war sie an den ganz großen Erfolgen nicht oder nur unwesentlich beteiligt, was ausgesprochen schade ist, da sie einigen anderen Kolleginnen aus der Zeit, welche an solchen Filmen beteiligt waren, in meinen Augen hoch überlegen ist. Mir persönlich hat sie besonders in "Der letzte Zeuge" und in "Tim Frazer jagt den geheimnisvollen Mister X" gefallen. Aber auch bei einem Film wie "Der Gauner und der liebe Gott" sorgte sie dafür, dass dieser noch als "sehenswert" einzustufen war.

Georg Offline




Beiträge: 3.259

07.01.2018 18:22
#5 RE: Ellen Schwiers Zitat · Antworten

Die in meinen Augen beste Rolle spielte Ellen Schwiers als diabolische, perfide Frau mit dem roten Schal im gleichnamigen Plüschkrimidreiteiler Der rote Schal.

Mr Keeney Online




Beiträge: 1.365

07.01.2018 19:09
#6 RE: Ellen Schwiers Zitat · Antworten

Ich habe lustigerweise auch gerade gestern ein wenig nach ihr recherchiert, da ich erstmals "Ein Toter sucht seinen Mörder" eingelegt habe. Bin aber noch nicht vollständig durch damit.

Dennoch: dieser Thread zu dieser absolut fazinierenden Frau kommt wie gerufen!

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

07.01.2018 20:35
#7 RE: Ellen Schwiers Zitat · Antworten



Die erfolgreiche Kriminalserie "Derrick" lebt von ihren Gastdarstellern, die mannigfaltig, illuster, zuweilen exzentrisch, aber immer bereichernd für das Ermittlerduo Harry und Stephan sind und den Episoden ihren Stempel aufdrücken. In Folge 73, die am 19. September 1980 ausgestrahlt wurde, fällt ein Schatten des Zweifels auf Horst Buchholz. "Auf einem Gutshof" lebt aber ebenso von den Ängsten seiner Frau Marlene, die von Ellen Schwiers überwiegend passiv dargestellt wird. Sie nimmt sich von Anfang an zurück, hat sich in ihrem Kokon gemütlich eingerichtet und überlässt Organisation und Ausführung den anderen. Sie ist die weiche, die verletzliche von zwei Schwestern und meidet Konfrontationen. Als während eines Sturms durch das Fenster auf sie geschossen wird, erschüttert sie dies im Innersten, weil sie glaubt, in dem Schützen ihren Ehemann Richard zu erkennen. Ihre bedächtige Ruhe - von ihrer Rivalin wird sie als "Milchkuh" bezeichnet - weicht einer panischen Angst; ein Verdacht keimt in ihr auf und liefert sie schutzlos den Sticheleien ihrer gerissenen Schwester aus, die mit ihrer Abneigung gegen den Schwager anscheinend Recht gehabt hat. Kraftlos windet sie sich in den Umarmungen von Waltraud, der Schrecken verzerrt ihr Gesicht und macht sie zur ohnmächtigen Zeugin von Ereignissen, die ihre heile Welt auf den Kopf stellen. Nach der halben Laufzeit der Episode verschwindet sie aus dem Blickfeld von Richard und somit auch aus dem des Publikums. Ihre Abwesenheit ist wie ein Vorwurf, eine Flucht vor der Realität und sich selbst. Obwohl äußerlich unversehrt, schmerzen die Wunden des missglückten Anschlags und zeigen die sonst so starke Darstellerin hier von ihrer nachdenklichen, sensiblen Seite.

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

11.01.2018 21:58
#8 RE: Ellen Schwiers Zitat · Antworten

Zitat von Ray im Beitrag #4
und hätte sie lieber noch regelmäßiger in für dieses Forum relevanten Filmen gesehen

Dieser Meinung bin ich auch, obwohl sie gerade bei der Betrachtung der weiblichen Wallace-Charaktere eher schwer unterzubringen ist, wenn man mal ein bisschen gedanklich spielt. Zumindest eigentlich. Ellen Schwiers wäre aber vor allem in Sachen Ausstrahlung und Strukturierung der jeweiligen Rolle ein enormer Gewinn und daher prädestiniert für besondere, beziehungsweise große Rollen gewesen. Aber im Endeffekt hat sie das Kino kontinuerlich bedient, genau wie unterschiedliche Genres, daher gibt es sehr viele hoch interessante Rollen zu entdecken.

Zitat von Georg im Beitrag #5
Die in meinen Augen beste Rolle spielte Ellen Schwiers als diabolische, perfide Frau mit dem roten Schal im gleichnamigen Plüschkrimidreiteiler Der rote Schal.

Diese Rolle habe ich auch in lebhafter Erinnerung behalten, obwohl ich diesen Dreiteiler vor Jahren nur einmal gesehen habe. Leider liegen mir die sogenannten Plüschkrimis nicht so sehr, aber schon alleine wegen Ellen Schwiers könnte ich dem Spektakel noch einmal eine Chance einräumen. Ich erinnere mich ja an beinahe gespenstische Szenen mit ihr.

Zitat von Mr Keeney im Beitrag #6
"Ein Toter sucht seinen Mörder"

Den mag ich sehr gerne, denn Freddie Francis hat seinen Beitrag solide inszeniert und er ist vor allem hervorragend besetzt. Gerade bei diesem Film finde ich die Rolle von Ellen Schwiers sehr interessant, oder vielmehr unorthodox, da sie vollkommen gegen ihr bestehendes Image besetzt wurde und dementsprechend konträr agiert, obwohl sie gängige weibliche Schablonen des damaligen Kriminalfilms bedient.

Zitat von Percy Lister im Beitrag #2
"Landarzt Dr. Brock"

Diese Serie kenne ich bislang noch nicht, sie klingt aber ganz interessant im Sinne einer kurzweiligen Unterhaltung mit gerne gesehenen Gast-Stars. Ich nehme es mal als Tipp und werde irgendwann bestimmt auch zugreifen. Daher Danke für die Vorstellung!

Georg Offline




Beiträge: 3.259

12.01.2018 13:58
#9 RE: Ellen Schwiers Zitat · Antworten

Nicht zu vergessen: eine wichtige und wunderbare Krimihauptrolle hatte Ellen Schwiers in dem spannenden 13teiligen TV-Mehrteiler “Gestatten, mein Name ist Cox“ von 1961 an der Seite Günter Pfitzmanns.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

16.06.2018 15:40
#10 RE: Ellen Schwiers Zitat · Antworten



Innerhalb der Reihe "Hafenpolizei" geben sich viele bekannte Gaststars die Klinke in die Hand. Die Serie entstand nach Unterlagen der Hamburger Wasserschutzpolizei in den Jahren 1963 bis 1966. Zum Stammpersonal zählen Jochen Blume, Til Kiwe und Joseph Dahmen. In der Folge 26 mit dem Titel "Aufgelaufen" sieht man die Schauspielerin Ellen Schwiers als Frau Straatmann. Sie ist die Ehefrau des Kapitäns, der von Jochen Brockmann gespielt wird. Ausgestrahlt wurde die Episode erstmals am 3. Januar 1966.

Zwei Gauner (Hans Quest und Norbert Kappen) müssen die Insel Helgoland verlassen und fahren auf dem Kutter "Aenne" nach Cuxhaven. Walter Becher (Quest) hat seinen Jungen dabei, der stark erkältet ist. Während Karl Bandel (Kappen) den Kapitän zwingen will, den Kurs Richtung Hamburg zu ändern, verschlimmert sich der Zustand des Jungen, der kaum noch Luft bekommt und hohes Fieber hat. Doch Bandel bleibt unerbittlich und will das Funkgerät zerstören, nachdem das Schiff auf eine Sandbank gelaufen ist. Ohne die Möglichkeit, Hilfe herbeizurufen, bleibt dem kranken Jungen nicht mehr viel Zeit. Hier rückt das Drehbuch vor allem Frau Straatmann (Schwiers) in den Mittelpunkt, der das Kind leid tut und deren Widerwillen gegen den Fahrgast durch dessen unverantwortliches Handeln dadurch noch wächst.

Anfangs sieht man Ellen Schwiers auf dem beengten Boot in ihrer Kombüse hantieren. Mit praktischer Schürze, Rollkragenpullover und einem ins Haar gebundenen Tuch signalisiert sie, dass sie an Bord ist, um anzupacken und für einen reibungslosen Ablauf im Hintergrund zu sorgen. Sie kocht Kaffee für die Besatzung und die Fahrgäste, wobei sich Karl Bandel immer wieder nach unten begibt, um ihr recht plump den Hof zu machen. Instinktiv spürt sie, dass dieser Mann nichts Gutes im Schilde führt, was sich bald bestätigen wird. Da ihr Mann und der Komplize Bandels nach oben an Deck verbannt werden, bleibt sie mit dem fiebrigen Kind und dem bewaffneten Gangster allein. Man merkt, wie sie nach einer Lösung sinnt, um den Mann zur Aufgabe zu zwingen. Sie zeigt sich dabei keineswegs eingeschüchtert, sondern wütend und entschlossen. Einerseits will sie kein Risiko eingehen, weil damit auch das Leben der anderen gefährdet wird, andererseits kann sie auch nicht tatenlos zusehen, wie das Kind stirbt. Für die Schauspielerin ist die Rolle eine Fingerübung, weil sie nicht nur einen sehr begrenzten Raum zur Verfügung hat, in dem sie sich bewegen kann, sondern auch wegen der Einschränkung durch die plakative Zeichnung des dominanten Bösewichts. In ihren wenigen Großaufnahmen sieht man Schwiers' ernstes Gesicht, die fest zusammengepressten Lippen und den unruhigen Blick, der mühsam seine Anspannung zu verbergen sucht. Sie zeigt sich beherrscht, ohne hysterische Anwandlungen und entspricht damit dem Bild der kühlen Frau, die erst nachdenkt und dann handelt und sich auf ihre gesunde Urteilsfähigkeit verlässt. Sie wird damit zum unberechenbaren Risikofaktor auf dem Unterdeck und damit zur Stolperfalle des Gangsters.

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

17.06.2018 16:24
#11 RE: Ellen Schwiers Zitat · Antworten

Zitat von Percy Lister im Beitrag #10
"Hafenpolizei"

Ich nehme ich diese interessante Schwiers-Rollenbesprechung jetzt als Erinnerung, endlich einmal in die Serie hineinzuschauen.
Gerne gesehene Darsteller sind ja von hinten bis vorne vorhanden!

«« Kai Fischer
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