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Dieses Thema hat 59 Antworten
und wurde 4.974 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker international
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Georg Online




Beiträge: 3.263

01.01.2018 14:01
#31 RE: Nein! Doch! Oh! - Komödien mit Louis de Funès Zitat · Antworten

Ich glaube Havi17 und TV-1967 reden aneinander vorbei.

TV-1967 wollte wissen, wo und ob Der Aussichtsturm, die deutsche TV-Version von Jo - Hasch mich, ich bin der Mörder irgendwo ausgestrahlt wurde oder wird. Und das ist / war defintiv nicht der Fall; der Film wurde seit Jahrzehnten nicht wiederholt und ist nur beim SR-Mitschnittservice zu beziehen.

Havi17 Online




Beiträge: 3.763

01.01.2018 16:00
#32 RE: Nein! Doch! Oh! - Komödien mit Louis de Funès Zitat · Antworten

@Georg: Danke für die Aufklärung. In der Tat, so hatte ich das nicht verstanden.

Gruß
Havi17

michaelchan Offline



Beiträge: 23

01.01.2018 20:24
#33 RE: Nein! Doch! Oh! - Komödien mit Louis de Funès Zitat · Antworten

Habe auch nur gute Erinnerungen an die Louis-de-Funès-Filme. Allerdings hat sich mein Humor seit den Siebzigerjahren wohl geändert. Besonders komisch finde ich das meiste nicht mehr.

Am besten finde ich heute die Filme mit dem etwas anderem, schwarzen Humor. So in "Die Abenteuer des Rabbi Jakob" und in "Hasch mich, ich bin der Mörder". Letzterer wurde ja schon vorher mit Glenn Ford als "Die Nervensäge" in Schwarzweiß verfilmt und die Version ist auch nicht zu verachten. Übrigens lese ich gerade, dass das Theaterstück THE GAZEBO, auf dem der Film basiert, in England mit Ian Carmichael ("Lord Peter") aufgeführt wurde.

TV-1967 Offline



Beiträge: 652

03.01.2018 16:23
#34 RE: Nein! Doch! Oh! - Komödien mit Louis de Funès Zitat · Antworten

Ja. Krimi-Georg hats aufgeklärt!

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

05.02.2018 22:10
#35 RE: Nein! Doch! Oh! - Komödien mit Louis de Funès Zitat · Antworten



Balduin, der Ferienschreck (Les grandes vacances)

Komödie, FR / IT 1967. Regie: Jean Girault. Drehbuch: Jacques Vilfrid, Jean Girault. Mit: Louis de Funès (Balduin Bosquier [i.O. Charles Bosquier]), Claude Gensac (Isabelle Bosquier), François Leccia (Philippe Bosquier), Olivier de Funès (Gérard Bosquier), Martine Kelly (Shirley MacFarrell), Ferdy Mayne (MacFarrell), Maurice Risch (Stéphane Michonnet), Mario David (Autofahrer), Jacques Dynam (Kohlenlieferant Croizac), Denise Provence (Gräfin) u.a. Uraufführung (FR): 1. Dezember 1967. Uraufführung (BRD): 11. Oktober 1968. Eine Produktion von Les Films Copernic Paris und Ascot Cineraid Rom.

Zitat von Balduin, der Ferienschreck
Der gestrenge Schuldirektor Balduin Bosquier kennt auch in den Sommerferien kein Pardon: Sein älterer Sohn soll seine Fünf in Englisch ausbügeln, indem er an einem Schüleraustausch mit einer schottischen Familie teilnimmt, deren Tochter Shirley dafür bei den Bosquiers einzieht. Der jüngere Sohn soll Shirley derweil Paris zeigen. Die ständige Überwachung durch Bosquier senior wird der frühreifen Schottin bald zuviel, sodass sie mit einigen Jungs auf einem Segelboot Reißaus nimmt. Erst im letzten Moment erfährt Bosquier, dass auch sein in Schottland geglaubter Sohn auf dem Boot ist – eine peinliche Verwicklung nimmt ihren Lauf ...


„So sind die Franzosen: Alles Sittlichkeitsverbrecher!“

Die komischen Gelegenheiten, die sich ergeben könnten, wenn man Wirbelwind Louis de Funès in einen Lehrkörper integriert, liegen eigentlich auf der Hand. Der Film „Balduin, der Ferienschreck“ gibt zumindest eine Kostprobe dieser Möglichkeiten, indem er den Hauptdarsteller als Direktor eines elitären Internatsgymnasiums auftreten lässt. In dieser Funktion ist er zwar leider kaum in Interaktion mit anderen Lehrern oder Schülern zu sehen, weil die Ferien gerade begonnen haben, doch eine kurze Szene zu Filmbeginn zeigt ihn im herzhaft (un-)diplomatischen Umgang mit den Eltern der kleinen „Problemfälle“, mit denen er sich herumzuschlagen hat. Schnell verlagert sich die Handlung alsdann auf die privaten Turbulenzen im Hause Bosquier, dessen Ordnung und Sitten von der schottischen Austauschschülerin gehörig durcheinandergebracht werden. Dies geht vor allem zu Lasten des Vertrauens zwischen Balduin und seinem jüngeren Sohn Gérard, der den Film als Papis Liebling beginnt (verhätschelt mit regelmäßigen Geldspritzen) und ihn als „verdorbener Teenager“ beendet. Der Darsteller des 16-jährigen Gérard ist ein den Louis-Filmfreunden gut bekanntes Gesicht, doch nur wer den Vorspann aufmerksam liest, wird die Doppelbödigkeit der Rolle erkennen: Beim Schauspieler Olivier handelt es sich schließlich tatsächlich um den Sprössling von de Funès. Er trat zwischen 1965 und 1971 in insgesamt sechs Komödien seines Vaters auf, allerdings darüber hinaus in keinem einzigen anderen Spielfilm – ein echtes Familiengespann sozusagen.

Die Idee, aus den „großen Ferien“ eine Abenteuerreise zu machen, verwandelt den Film regelrecht in ein road movie, wobei de-Funès-Hausregisseur Jean Girault diesen Begriff nicht allzu wörtlich nahm und diverse Szenen außer auf der Straße auch zu Wasser oder in der Luft drehte. Der Aufwand der Verfolgungsjagden und Tricksequenzen sowie der betriebene Materialaufwand sind wieder einmal beachtlich, wobei viel Chichi bzw. Tingeltangel dem heutigen Betrachter eigentlich als nutzlos ins Auge sticht. Die humorvollsten Sequenzen sind ohnehin jene, die de Funès durch seine Mimik oder seinen Körpereinsatz stemmt, wohingegen Massenszenen wie das Hochzeitsfest in Gretna Green am Ende des Films die Grenze zur Albernheit manchmal auf unvorteilhafte Weise überschreiten. Dass man auch mit Einfachheit punkten kann, bewies Girault an anderer Stelle – nämlich bei den Schauplätzen. Anstatt ein immenses Budget in die internationalen Schauplätze zu investieren, kündigt meist nur eine schlichte auf dem Pariser Airport gedrehte Einstellung eines startenden Flugzeugs einen Szenenwechsel über den Ärmelkanal an. Auch die finalen Szenen entstanden mitnichten im südwestlichen Schottland, sondern im Zentralmassiv im Herzen Frankreichs.

„Balduin, der Ferienschreck“ glänzt dort am meisten, wo die Witze ins Gebiet des schwarzen Humors hineinreichen. Dazu gehören die diversen Spitzen, die die Franzosen und Schotten gegeneinander austeilen dürfen und die den Film ähnlich wie „Die Abenteuer des Rabbi Jacob“ zu einem wunderbar unkorrekten Lustspiel machen. So ziehen Louis und Charakterkopf Maurice Risch genüsslich über die Unzulänglichkeit der schottischen Küche her, während Ferdy Mayne, der das Pfennigfuchser-Pendant zu Balduin Bosquier spielt, den Franzosen sittliche Verkommenheit vorwirft. Es sind gerade Gesichter wie die von Mayne oder Risch, Claude Gensac oder Mario David, die dem Film eine vertraute Note verleihen, während die Eskapaden der rebellischen Sixties-Jugend nicht unbedingt immer den Nerv des Publikums treffen. Immerhin ist „Balduin, der Ferienschreck“ in einer anderen Kategorie ganz nah am Zahn der Zeit: Raymond Lefèvre komponierte für den Film eine mitreißend ohrwurmige Sommerhymne, die auch ohne Gesangseinlage an den populären Yéyé-Stil anknüpft.

Was in einem Urlaub nicht alles passieren kann: Jugendliche Abenteuerlust bringt Louis de Funès auf die Palme und stellt die schottisch-französischen Beziehungen auf eine Probe der besonderen Art. Nicht jeder Lacher zündet auch 50 Jahre nach der Filmpremiere noch, aber die, die funktionieren, sind louis-typisch liebenswert. 3,5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

07.02.2018 20:45
#36 RE: Nein! Doch! Oh! - Komödien mit Louis de Funès Zitat · Antworten



Balduin, der Geldschrankknacker (Faites sauter la banque!)

Kriminalkomödie, FR / IT 1963. Regie: Jean Girault. Drehbuch: Jacques Vilfrid, Jean Girault (Vorlage: Louis Sapin). Mit: Louis de Funès (Balduin Garnier [i.O. Victor Garnier]), Yvonne Clech (Eliane Garnier), Jean-Pierre Marielle (André Durand-Mareuil, Bankier), Anne Doat (Isabelle Garnier), Jean Valmont (Philippe Brécy), Michel Tureau (Gérard Garnier), Catherine Demongeot (Corinne Garnier), Georges Wilson (Polizist mit Fahrrad), Michel Dancourt (Casimir), Alix Mahieux (Poupette) u.a. Uraufführung (FR): 25. Februar 1964. Uraufführung (BRD): 20. März 1970. Eine Produktion von Les Films Copernic Paris und Pamec Cinematografica Rom.

Zitat von Balduin, der Geldschrankknacker
Vom hinterlistig-profitgierigen Bankdirektor Durand-Mareuil zu einer verheerenden Fehlinvestition bewegt, sinnt der Waffenverkäufer Balduin Garnier auf Rache gegen das Geldinstitut. Voller Tatendrang beschließt er, sich sein Geld wiederzuerlangen und die Bank auszurauben. Da diese dem Garnier’schen Geschäft gegenüberliegt, soll ein Tunnel unter der Straße direkt in den Schließfachraum führen. Doch das ist leichter gesagt als getan: Statikprobleme und Hindernisse sowie nervige Verwandte und neugierige Nachbarn erschweren den Tunnelbau. Schließlich kommt sogar ein Bankangestellter, der sich in Garniers Tochter verliebt hat, dem Komplott auf die Spur ...


„Wer mich liebt, folgt mir!“

Bankräuber-Banden setzen sich für gewöhnlich aus finster dreinblickenden Männern mittleren Alters zusammen, die durch den Wunsch nach der gemeinsamen Sore und sonst höchstens durch eine Zweckfreundschaft miteinander verbunden sind. Dieser Louis-de-Funès-Film verleiht dem typischen Heist Movie-Genre, bei dem der Zuschauer die Planung und Durchführung eines Bankraubs hautnah verfolgt, eine ungewohnte Schlagseite, indem er aus den „Verbrechern“ eine Durchschnittsfamilie macht. Unter der Ägide des Vaters, den de Funès mit der ihm eigenen Nervosität spielt, einigt man sich schnell nicht nur auf die moralische Rechtfertigung des gemeinsamen Unterfangens, sondern auch auf den modus operandi. Einerseits ergeben sich daraus, dass es sich bei Familie Garnier um blutige Amateure handelt, diverse heitere Zwischenfälle, andererseits verbündet man sich mit den tollpatschigen Verschwörern umso mehr, als ihnen vom arroganten Bankdirektor Durand-Mareuil wirklich übel mitgespielt wurde. Dem Film gelingt nicht nur diese absolut voreingenommene Erzählperspektive, sondern auch ihre Auflösung in einem bitteren Pyrrhussieg für die Garniers ganz hervorragend.

„Balduin, der Geldschrankknacker“ entstand noch vor dem ersten Teil der „Fantomas“-Reihe und dem „Gendarm von Saint-Tropez“, welche Louis de Funès später im Jahr 1964 zum frankreichweiten Star machten, und wurde im Gegensatz zu den meisten bekannten Werken des Komikers noch in Schwarzweiß gedreht. Allerdings existiert eine nachkolorierte Farbfassung von 1993, die durchaus sehenswert ist, weil in ihr Ausmaß und Schmutz der Tunnelgrabungen im Keller der Garnier’schen Waffenhandlung noch anschaulicher werden. Zwar ist „Balduin, der Geldschrankknacker“ im Wesentlichen ein Kammerspiel und als solches kaum mit den exorbitanten Abenteuern späterer Louis-Filme vergleichbar, doch die Tücken des Tunnelbau-Sets mit seinen beengten Platzverhältnissen und unangenehmen Überraschungen (das Leck in der Wasserleitung oder der Durchbruch in den Metro-Tunnel) wurden glaubwürdig und optisch ansprechend eingefangen.

Louis de Funès spricht hier in der deutschen Fassung mit der Stimme von Klaus Miedel, da der Film im Jahr 1969 bei der Berliner Synchron übersetzt wurde. Das Dialogbuch trifft die feine Grenze zwischen gerechtfertigter Zuspitzung der Originaldialoge und übertriebener Albernheit allerdings exzellent, sodass man den „falschen“ Sprecher verzeihen kann, zumal man sich im Laufe des Films auch an Miedels Interpretation gewöhnt. Neben de Funès sorgt vor allem das jüngere Garnier-Töchterlein mit seiner naseweisen Art für einige urkomische Momente, während Anne Doat als Erstgeborene die Zerrissenheit zwischen familiärer Loyalität und neu gefundener Liebe zu einem Bankangestellten glaubhaft zum Tragen bringt. Aus der langen Linie der de-Funès-Filmfrauen sticht Yvonne Clech mit einer weniger klamaukhaften Darstellung, die dennoch sehr amüsant ist, hervor. Sie würde 1971 noch einmal in „Hasch mich, ich bin der Mörder“ auftreten. Weniger überzeugend fällt die Leistung von Jean-Pierre Marielle aus, der als Erzfeind eine eher formelhafte Rolle spielt und stellenweise zu viel Gas gibt. Einige Szenen (vor allem jene, die die Vogellockpfeifen betreffen) wirken auch einfach zu albern.

Doch im Ganzen muss man sagen, dass sich „Balduin, der Geldschrankknacker“ nicht nur wegen der ewig aktuellen Thematik des Bankenneids über die Jahrzehnte außerordentlich gut gehalten hat, sondern dass er auch durch eine sauber ausbalancierte Mischung aus Lachmomenten und Krimi(-komödien-)handlung überzeugt. Für Zuschauer, die sowohl die Wutausbrüche des kleinen Franzosen als auch Heist Movies mögen, ist Giraults Film ein klarer, natürlich nicht ernstzunehmender Volltreffer.

„Sprengt die Bank in die Luft!“ ist eine klare Anstiftung, die den Zuschauer als Komplizen des familiären Rachefeldzugs gegen einen korrupten Bankier in ein Boot mit Louis und seiner Familie holt. Die unvorhergesehenen Unterbrechungen des mutigen Plans sorgen für dauerhafte Anspannung, wobei zwischenzeitlicher Humor meist von erfreulich geschmackvoller Natur ist. Gute 4,5 von 5 Punkten.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 643

29.03.2018 20:03
#37 RE: Nein! Doch! Oh! - Komödien mit Louis de Funès Zitat · Antworten

Oh ja! Bitte unbedingt weitermachen mit den Besprechungen! Louis de Funes ist vielleicht DER Held meiner Kindheit. Einen Louis-Film zu gucken war damals absolutes Pflichtprogramm. Am besten gefielen mir neben der Fantomas-Trilogie immer die Polizistenfilme mit Louis als Wachtmeister Cruchot. Da konnte er immer zu Hochform auflaufen und den für ihn so typischen, trotz allem sympathischen Unsympathen spielen: nach oben katzbuckeln und nach unten treten. Unvergessen, wie er seine "Josepha" kennen- und liebenlernte. DAS waren wirklich noch Komödien. Warum gibt es so was eigentlich heute nicht mehr?

Den Film mit dem "Geldschrankknacker" habe ich neulich mal bei einem der wenigen Ausflüge ins Fernsehprogramm gesehen. Ich fand ihn auch überraschend gut gemacht.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

12.05.2018 22:00
#38 RE: Nein! Doch! Oh! - Komödien mit Louis de Funès Zitat · Antworten

Ein bisschen hat’s gedauert, aber zum Herrentag ließ sich ein amüsanter Ausflug unterbringen. Sozusagen nicht mit dem Bollerwagen in die Kneipe, sondern mit dem Chevrolet auf die Pinie:



Balduin, der Sonntagsfahrer (Sur un arbre perché)

Komödie, FR / IT 1970. Regie: Serge Korber. Drehbuch: Pierre Roustang, Jean Halain, Serge Korber. Mit: Louis de Funès (Henri Roubier), Geraldine Chaplin (Madame Muller), Olivier de Funès (Anhalter), Alice Sapritch (Lucienne Roubier), Paul Préboist (Radioreporter), Roland Armontel (Pater Jean-Marie), Franco Volpi (Mazzini), Jean Panisse (Brigadier), Hans Meyer (Colonel Muller), Daniel Bellus (Abstiegshelfer) u.a. Uraufführung (FR): 14. April 1971. Uraufführung (BRD): 2. Dezember 1971. Eine Produktion von Société Nouvelle de Cinématographie Paris, Comacico Paris, Lira Films Paris und Ascot Cineraid Rom.

Zitat von Balduin, der Sonntagsfahrer
Den eigensinnigen Autobahnbauunternehmer Roubier ärgert schon, dass er zwei Anhalter in seinem Wagen mitnehmen muss. Doch es kommt noch dicker, als er bei einem riskanten Fahrmanöver von der Straße abkommt. Das Auto stürzt über eine Steilküste den Abhang hinunter und landet mitten auf einer Pinie, die auf halber Höhe in den Klippenfelsen wurzelt. Von allen Wegen nach oben oder unten sowie jeglichem Kontakt zur Außenwelt abgeschnitten müssen die drei Leidensgenossen nun ausharren, bis sie Hilfe erhalten – ein Prozess, der sich länger als gewünscht hinzieht. Und selbst als die Behörden ihren Aufenthaltsort in Erfahrung gebracht haben, gestaltet sich eine Bergung des Unfallwagens äußerst schwierig ...


„Es ist mir das erste Mal passiert, dass ich auf einer Pinie aufgewacht bin.“

Bereits aus anderen Filmen kennt man das Prinzip, Louis’ Humor dadurch zu verstärken, dass man seinen Aktionsradius und Mitspielerkreis möglichst überschaubar hielt. So spielte sich die Komödie „Oscar“ von 1967 zum Beispiel nur im Haus des Protagonisten ab. In „Balduin, der Sonntagsfahrer“ trieb man dieses Prinzip auf die Spitze, indem man die Handlung fast ausschließlich in jenem menschenfern verunglückten Auto ansiedelte, das auf einem einsamen Baum an einer imposanten Steilküste gestrandet ist. In einem genüsslichen monumentalen Zoom verdeutlicht die Kamera das Ausmaß der Tragödie, während die drei verdutzten Personen im Wagen für den allergrößten Teil des Films im ungestörten Mittelpunkt stehen (bzw. sitzen). Viele Kritiker sowie ein Teil der Fans halten dem Film die daraus folgenden selbst auferlegten Limitationen vor – und verstricken sich dabei selbst in Widersprüche: Auf der einen Seite wollen sie de Funès wie aufgezogen herumrennen und -gestikulieren sehen, was die Gefangenschaft auf wenigen Quadratmetern natürlich nicht im üblichen Maße erlaubt; auf der anderen Seite verurteilen sie die angeblich zu slapstickhaften Witze über das in den Wipfeln schaukelnde Auto, das von jeder unbedachten Bewegung in gefährliche Schwingungen versetzt wird. Wenn man es sich recht überlegt, besteht in dem Konzept, Louis seiner typischen körperlichen Humormechanismen (zumindest zum Teil) zu berauben, eine wahrlich geniale Herausforderung, die der Film im Grunde unterhaltsam und überraschend kurzweilig meistert. Und es ist ja auch nicht so, als habe man sich charakterlich von der vertrauten Hitzkopfmentalität des Darstellers verabschiedet.

So sitzen nun also drei Menschen auf einer Pinie und warten – je nach Temperament – wahlweise auf Hilfe oder Hungertod (Wasser haben sie in einer Flasche und der Scheibenwischeranlage immerhin dabei). Dass dabei Reibungen entstehen, liegt auf der Hand. Man beobachtet sie mit voyeuristischer Freude! Louis de Funès darf wieder einmal in bester egoistischer Manier aufspielen, wobei der Zuschauer auch an seinen Alpträumen und Halluzinationen teilhaben darf, was dem Film einige völlig abseitig-skurrile Momente verleiht. Geraldine Chaplin fügt dem explosiven Gemisch ihrerseits amüsante Stimmungsschwankungen und eine bemerkenswerte Gesichtsakrobatik hinzu, die sich in vielen Momenten perfekt mit de Funès’ aufbrausender Art ergänzt. Olivier de Funès als dritter Mitfahrer bildet den pragmatischen Gegenpol zum selbsteingenommenen Mann am Steuer, überzeugt vor allem durch Ruhe und Gelassenheit und hat sich seit „Balduin, der Ferienschreck“ beachtlich ausgewachsen.

Einige platte Witze wie das stets verlorene Toupet, die im Laufe des Films immer knapper werdenden Kleidungsstücke oder der betrunkene Pater werden abhängig vom Geschmack jedes einzelnen Zuschauers besser oder schlechter funktionieren. Seine besten Momente hat Serge Korbers Film aber zweifellos immer dann, wenn der Humor ins düstere Fach abgleitet. Solche rabenschwarzen Augenblicke gibt es immer wieder – wenn die Hilfesuchenden, die mit einem Spiegel ein Boot auf ihre Lage aufmerksam machen wollen, dessen Tank versehentlich zur Explosion bringen und damit etwa ein Dutzend Menschen töten; wenn Roubier auf den Gedanken kommt, aus Hunger den kleinen Hund von Madame Muller zu verspeisen; oder wenn die alarmierten Rettungskräfte vor internationalen TV-Kameras bekunden, es bestehe sowieso kaum Hoffnung, dass die Bergung erfolgreich verliefe (nichtsahnend, dass die drei Pechvögel in ihrem Auto einen portablen Fernseher dabei haben). Auch die Nebenrolle von Alice Sapritch, die de Funès garstig-sittenstrenge Ehefrau spielt, welche schon um ihren Mann trauert, bevor jener in den Himmel gefahren ist, ist Goldes wert. Bei einer solchen Schreckschraube im trauten Heim muss man sich zumindest nicht mehr fragen, warum der werte Gatte sich so unleidlich verhält ...

Der groß aufgezogene Rettungsakt nimmt das letzte Viertel des Films ab und birgt noch einmal besondere Spannung, sodass der Vorwurf der Langeweile sich eigentlich von selbst entkräften sollte. Anstatt mit einem faden Happy End aufzuwarten, schwingt sich „Balduin, der Sonntagsfahrer“ zu einem weiteren Clou auf und verkehrt seine Handlung ein weiteres Mal ins Absurde – vielleicht eine Wendung zu viel fürs reguläre Publikum, vom heutigen Standpunkt aber sehr lohnenswert. Auf verschiedenen Ebenen schwingen leise Spitzen gegen verantwortliche Entscheider, Mensch, Material und Machtgefüge mit; das von Henri Roubier vorgetragene Credo „Geschafft aus eigener Kraft“ verkehrt sich auf den Wipfeln der Pinie in sein entlarvendes Gegenteil, eine kindliche Hilfsbedürftigkeit und zermürbende Geduldsprobe.

Freunde schneller Szenenwechsel werden „Balduin, der Sonntagsfahrer“ im wahrsten Sinne des Wortes für verunfallt halten. Den hektischen Louis de Funès aber einmal erzwungen ganz ruhig und in eine Abhängigkeit zweier sehr unterschiedlicher Leidensgenossen treten zu lassen, entpuppt sich als lohnenswerte und hochamüsante Idee, die Korber mit Hang zum Zynismus umsetzte. Starke 4 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

27.10.2018 17:20
#39 RE: Nein! Doch! Oh! - Komödien mit Louis de Funès Zitat · Antworten



Balduin, der Trockenschwimmer (Le petit baigneur)

Komödie, FR / IT 1967. Regie: Robert Dhéry. Drehbuch: Robert Dhéry, Pierre Tchernia, Albert Jurgenson, Michel Modo, Claude Clément, Jean Carmet. Mit: Louis de Funès (Balduin Fourchaume [i.O. Louis-Philippe Fourchaume]), Andréa Parisy (Marie-Béatrice Fourchaume), Franco Fabrizi (Marcello Cacciaperotti), Robert Dhéry (André Castagnier), Jacques Legras (Henri Castagnier), Colette Brosset (Charlotte Castagnier), Michel Galabru (Scipio), Pierre Tornade (Leuchtturmwärter), Pierre Dac (Minister), Henri Génès (Bauer) u.a. Uraufführung (FR): 22. März 1968. Uraufführung (BRD): 22. Mai 1968. Eine Produktion von Les Films Corona Paris, Les Films Copernic Paris, Fonoroma und Selenia Cinematografica Rom.

Zitat von Balduin, der Trockenschwimmer
Als der cholerische Werftbesitzer Fourchaume seinen Konstrukteur André Castagnier entlässt, ahnt er noch nicht, dass dessen neuestes Boot, „der kleine Sausewind“, einen wichtigen Preis gewann und sich nun großer, sehr einträglicher Nachfrage erfreut. Um den Großauftrag des Italieners Cacciaperotti erfüllen zu können, muss Fourchaume seinen Angestellten wieder auftreiben und sich mit ihm versöhnen, obwohl ihm Castagnier und dessen tollpatschige Familie aufs Ärgste missfallen. Beim Versuch, sich bei den rothaarigen Landeiern lieb Kind zu machen, geht alles schief, was schiefgehen kann: Ein Verwandter wird verletzt, Fourchaumes Luxuswagen beschädigt und schließlich kommt es sogar zu einer gefährlichen Einholjagd zu Wasser ...


„Jetzt wird erstmal brav gestorben und dann baue ich den ‚Sausewind‘ allein.“

Warum seine Angestellten ihn als „cholerische Kanalratte“ bezeichnen, wird dem Zuschauer schnell klar, wenn er die ersten Szenen mit Balduin Fourchaume betrachtet: Nach einer furios missglückten Schiffstaufe verfolgt dieser seinen Chefkonstrukteur Castagnier wutentbrannt und mit einer Schaufel bewaffnet quer übers Werftgelände und durch die Büros, zerreißt den Arbeitsvertrag seines Angestellten und schlägt wüst auf dessen Boot ein. Louis de Funès erhält hier gleich zu Beginn des Films die Gelegenheit, richtig aufzudrehen und seinen Zuschauern mit seiner völlig überspitzten Figur Lachsalven abzuringen. Dass Fourchaumes übler Jähzorn nur kurze Zeit später auf ihn zurückfallen wird, ahnt man sofort – das typische Strickmuster der Louis-Filme, die ihren Hauptcharakter nur zu gern in selbstgestellte Fallen tappen ließen, hatte sich eben bereits ausreichend etabliert. Und so muss der kleine Franzose mit dem großen Ego auch hier wieder die Suppe auslöffeln, die er sich selbst eingebrockt hat, bei Dummköpfen um Vergebung bitten und sich auf waghalsige Abenteuer einlassen, nur um den von ihm beendeten Status quo wiederherzustellen.

Gerade zu Beginn des Films serviert der Regisseur Robert Dhéry, der auch in der wichtigen Rolle des André Castagnier zu sehen ist, ausgesprochen komische Kost. Das von der Sektflasche verursachte Loch im Schiffsrumpf, die Irrfahrt aufs Land und der Gottesdienst in der maroden Kirche sind haarsträubend witzige Momente, deren Skurrilität Dhérys Gespür für Feinheiten sowie das Timing von Darstellern wie Louis de Funès, Jacques Legras oder Henri Génès verdeutlicht. Andererseits hoben Rezensenten beispielsweise im Filmdienst hervor, dass „Balduin, der Trockenschwimmer“ „jedoch das zu Anfang eingeschlagene Tempo nicht halten kann“. In diesem Punkt ist der sonst oft so unnachsichtigen zeitgenössischen Kritik leider beizupflichten: Der Film zieht sich letztlich vor allem in der langen Sequenz auf dem Bauernhof von Schwager Scipio beträchtlich, zumal das Geschehen sich immer weiter in klamaukige Richtung lehnt und damit stellenweise recht dümmlich erscheint. Colette Brosset und Michel Galabru sind für diesen Stimmungsumschwung nicht gerade unschuldig. So muss man schlussfolgern, dass aus dem Film mehr hätte werden können, wenn man das anfängliche Niveau beibehalten und den geschäftlichen Verwicklungen um Fouchaume, Castagnier und Cacciaperotti mehr Raffinesse verliehen hätte.

Eine kuriose Geschichte rankt sich zudem um die Synchronisation des Films, denn obwohl zwei Vertonungen mit Stammsprecher Gerd Martienzen (von 1968 bzw. 1976) existieren, musste für die hiesige Auswertung meist die 1970er-DEFA-Synchro mit Willi Narloch verwendet werden, da die Westfassungen mysteriöserweise „verlorenen gingen“. Die Kinowelt-DVD präsentiert zwar auch eine Martienzen-Fassung, die sich allerdings wie ein Schweizer Käse anhört und eine ganze Menge Szenen mit französischem O-Ton auffüllen muss. Das lenkt manchmal vom unbeschwerten Filmvergnügen ab, aber zeigt dem an die deutschen Fassungen gewohnten Louis-Fan auch einmal die Wirkung des nicht übersetzten Originals. Letztlich funktioniert bei de Funès’ speziellem Witz so viel über Körpersprache und Mimik, dass der Unterschied nicht entscheidend und selbst das wortgenaue Verständnis nicht immer notwendig ist.

Was als sehr witziges Abenteuer im Turbomodus beginnt, entwickelt sich stellenweise zu einer übereifrigen Albernheit. Die Grundidee aber ist ausgesprochen gelungen und auch Regie und Musik überzeugen. 3,5 von 5 Punkten.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 643

27.10.2018 22:05
#40 RE: Nein! Doch! Oh! - Komödien mit Louis de Funès Zitat · Antworten

An den Film kann ich mich auch noch erinnern, obwohl ich ihn das letzte Mal irgendwann als Kind gesehen hatte und auch nicht als DVD habe.
Die Szene in der Kirche, die Du auch erwähnst, als der Pfarrer auf seiner klapprigen Kanzel stand und das Mikrophon sich ständig wegdrehte und pfiff - da hab ich mich fast totgelacht.
Sonst weiß ich allerdings nicht mehr viel von dem Streifen, war so ein Louis-Durchschnittsfilm - was aber nicht heißt, dass er schlecht war. Der kleine Franzose war stets spitze.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

28.12.2018 20:15
#41 RE: Nein! Doch! Oh! - Komödien mit Louis de Funès Zitat · Antworten



Brust oder Keule (L’aile ou la cuisse)

Komödie, FR 1976. Regie: Claude Zidi. Drehbuch: Claude Zidi, Michel Fabre. Mit: Louis de Funès (Charles Duchemin), Coluche (Gérard Duchemin), Ann Zacharias (Marguerite, die Vertretung), Julien Guiomar (Jacques Tricatel), Daniel Langlet (Lambert, Tricatels Mitarbeiter), Claude Gensac (Marguerite, die Sekretärin), Raymond Bussières (Henri, der Chauffeur), Philippe Bouvard (Fernsehmoderator), Yves Afonso (falscher Klempner), Dalio (d.i. Marcel Dalio) (Schneider) u.a. Uraufführung (FR): 27. Oktober 1976. Uraufführung (BRD): 10. Dezember 1976. Eine Produktion von Les Films Christian Fechner für AMLF.

Zitat von Brust oder Keule
Als gefürchtetster aller Restaurantkritiker Frankreichs bringt Charles Duchemin den nach ihm benannten Gastronomieführer heraus – ein Standardwerk für Gourmets und Touristen gleichermaßen. Da alle Lokale vor seinen Beurteilungen zittern, muss er seine stichprobenartigen Besuche hinter geschickten Maskeraden tarnen. Sein Sohn Gérard ist ihm leider keine große Hilfe, denn obwohl Duchemin-senior sich bald aus dem Geschäft zurückziehen will, zieht es den Filius eher zum Zirkus als zur Haute Cuisine. Dass Blut dicker als Wein ist, stellt sich erst heraus, als die Duchemins sich verbünden müssen, um den größenwahnsinnigen Plan des panschenden Systemgastronoms Tricatel zu stürzen, welcher Frankreichs beste Restaurants aufzukaufen droht ...


„Wenn Sie vorhaben, innerhalb weniger Wochen an einem Magengeschwür zu sterben, dann besuchen Sie das Restaurant Zum gefüllten Truthahn.“

Zu Frankreich gehören viele Klischees, aber das der gehobenen Gastronomie zählt sicher zu den bekanntesten. Umso schöner, dass sich Louis de Funès dieser Nische einmal mit aller Dreistigkeit annahm und sich zwischen ihm als Feinschmecker vor dem Herrn und dem ähnlich eitlen, auf harten Konkurrenzkampf getrimmten Junkfood-König Tricatel (Julien Guiomar) ein (koch-)messerscharfes Duell entspinnt. Mit trockenem Witz führt ein Sprecher in das von Louis als Kritikerkönig verlegte Restaurantführer-Imperium ein, bevor man dem Meister selbst dann bei der „unauffälligen“ Überprüfung eines noblen Lokals über die Schulter schauen darf. Die Prämisse verspricht also enorm viel, hält dann aber leider nicht den gesamten Film über durch, der sich zunehmend in Albernheiten und Seitenplots verliert und nur mehr wenig auf den typischen Arbeitsalltag des Restaurantkritikers abhebt. Immerhin kulminiert die Handlung am Schluss in einem Aufeinandertreffen zwischen Duchemin und Tricatel in einer Fernsehtalkshow, in der sich die beiden Kontrahenten – angetrieben von jeweils äußerst kompromittierenden Erkenntnissen für die Gegenseite – in Feuereifer und Vergeltungsdrang in nichts nachstehen. Guiomar kann neben de Funès als zweiter großer Besetzungsglücksfall für diesen Film gewertet werden.

Als Film, der in den fortgeschrittenen Jahren von de Funès’ Karriere entstand, präsentiert „Brust oder Keule“ den Komiker über weite Strecken allerdings in einer etwas zurückgenommeneren, weniger echauffierten Version, die von einer sehr präsenten zweiten Hauptrolle ein Stückweit entlastet wird. Während sich de Funès mit Co-Darsteller (Michel) Coluche den Überlieferungen zufolge ausnehmend gut verstand, wirkt die Vater-Sohn-Paarung auf den Zuschauer hingegen sehr befremdlich. Nicht nur die junge Sekretärin hegt Zweifel daran, ob der dickliche, schwarze Lockenkopf mit den Flausen im Kopf wirklich Louis’ missratener Sprössling sein kann – und auch Coluches platter Slapstick mag nicht so recht mit dem unseres Lieblingsfranzosen zusammenpassen. Die gesamte Sideline der Handlung um Duchemin-juniors Zirkusambitionen wirkt deplatziert und unpassend für diejenigen, die typischen Louis-de-Funès-Humor oder eine komplett aufs Feinschmeckermilieu abgestimmte Geschichte erwarten. Auch die sehr verhaltenen Flirtversuche von Gérard mit der eher blassen Marguerite (Ann Zacharias) lassen nicht nur dem clownesken Sohn, sondern stellenweise auch dem Zuschauer die Schamesröte ins Gesicht steigen.

Versöhnend kann man die Musik von Vladimir Cosma anführen, die klassische Tafelmusik und französisches Tingeltangel gekonnt miteinander vermischt. Auch der Produktionsaufwand, der mit dem hohen Budget von über 20 Millionen Francs einherging, ist unverkennbar und macht sich vor allem in den Szenen in der Tricatel-Fabrik bemerkbar, wo futuristisch-fantastische Maschinen künstliches Essen aus unappetitlicher Mehlmasse und Gummi zusammenpressen. Diese fast schon dystopischen Momente, die an mit Chemielaboren gekreuzte Großküchen des 21. Jahrhunderts denken lassen, haben – da Charles Duchemin und sein Sohn hier als Einbrecher in die Zentrale eines scheinbar übermächtigen Gegners agieren – fast schon etwas Olsenbandenhaftes an sich, zumal die typisch poppige Siebzigerjahreausstattung unverkennbare Ausrufezeichen setzt.

Louis als gepiesackten Feinschmecker zu sehen, beansprucht die Lachmuskeln des Publikums in angemessener Weise. Zwischendurch versiegen die guten Witze aber im Gegensatz zu besseren Filmen des Komikers aufgrund verschiedener Themenverfehlungen und einer eher unpassenden Besetzung der so wichtigen Vater-Sohn-Kombo. Im Vergleich zu de Funès’ stärkeren Klassikern sind deshalb nur 3 von 5 Punkten drin.

Tarzan Offline



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28.12.2018 21:17
#42 RE: Nein! Doch! Oh! - Komödien mit Louis de Funès Zitat · Antworten

Louis de Funès im "Oscarrennen"...

Alfonso Cuaróns meisterhaftes "Roma", Mexikos Beitrag fürs Oscarrennen, enthält eine Szene mit den Protagonisten im Kino. Auf der Leinwand sind einige Szenen von "Drei Bruchpiloten in Paris" mit Louis de Funés und Bourvil zu sehen.

Gubanov ( gelöscht )
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02.01.2019 14:00
#43 RE: Nein! Doch! Oh! - Komödien mit Louis de Funès Zitat · Antworten

Auf mehrfachen Tipp der Foristen kam dieses Weihnachten „Hasch mich, ich bin der Mörder!“ auf den Gabentisch und sogleich auch zur Begutachtung in den Player. Wir haben Tränen gelacht.



Hasch mich, ich bin der Mörder! (Jo)

Komödie, FR 1971. Regie: Jean Girault. Drehbuch: Claude Magnier, Jacques Vilfrid, Jean Girault (Vorlage: Alec Coppel, Myra Coppel). Mit: Louis de Funès (Antoine Brisebard), Claude Gensac (Sylvie Brisebard), Bernard Blier (Inspecteur Ducros), Guy Tréjan (Anwalt Adrien Colas), Michel Galabru (Tonelotti), Ferdy Mayne (Mr. Grunder), Yvonne Clech (Cécile Grunder), Florence Blot (Madame Cramusel), Micheline Luccioni (Françoise), Christiane Muller (Haushälterin Mathilde) u.a. Uraufführung (FR): 1. September 1971. Uraufführung (BRD): 3. März 1972. Eine Produktion von Trianon Productions für MGM Metro-Goldwyn-Mayer.

Zitat von Hasch mich, ich bin der Mörder!
Was zunächst wie die harmlosen Vorbereitungen zum neuesten Theaterstück des bekannten Autors Antoine Brisebard wirkt, hat einen bitteren Hintergrund: Brisebard versucht tatsächlich, den perfekten Mord zu begehen, denn er wird vom ruchlosen Erpresser „Jo“ in die Mangel genommen. Eines Nachts fallen Schüsse und der Mann, den Brisebard für Jo hält, sinkt tot zusammen. Wie soll der Schriftsteller nun die Leiche loswerden? Ihm kommt die Idee, sie im Fundament seines gerade erworbenen Gartenpavillons zu versenken, aber der Beton, der 200 Jahre halten sollte, erweist sich als sehr brüchig. Auch sonst wird Brisebard vom Pech verfolgt: Inspecteur Ducros ist ihm augenblicklich auf der Schliche, Jos lebloser Körper erweist sich als echter Klotz am Bein und schließlich nicht ‘mal als Jo selbst ...


„Für einen Profi ist es ein Kinderspiel, eine Leiche verschwinden zu lassen.“

Man darf von einem Louis-de-Funès-Film vielleicht nicht erwarten, die allerkomplexeste Kriminalhandlung zu erzählen. Sein Antoine Brisebard – Theaterschriftsteller und hauptsächlich auf Komödien spezialisiert – überblickt die Situation mit dem Erpresser Jo schließlich selbst nicht so genau. Stattdessen entwickelt sich „Hasch mich, ich bin der Mörder!“ als außerordentlich vorzeigbare und amüsante Variation von „Immer Ärger mit Harry“ – als rabenschwarze Komödie über die Schwierigkeiten, den perfekten Mord zu begehen, wenn es mit der Entsorgung der einmal angefallenen Leiche nicht so recht klappen will ...

Brisebard, der einerseits selbst von Jo in die Mangel genommen wird und andererseits vorgibt, diesen Stoff als neues Bühnenstück verwenden zu wollen, gibt de Funès jede erdenkliche Gelegenheit, seinen typischen Humor auszuspielen – von messerscharfen Wortgefechten mit dem Inspecteur, seiner Ehefrau oder der nervigen Maklerin, die sein Haus weiterverkaufen will, bis hin zu agilem Mienenspiel sowie wilden Gesten und vollem Körpereinsatz. Dem Film entstammt auch der berühmte „Nein! Doch! Oh!“-Wortwechsel, den de Funès und Bernard Blier bzw. ihre deutschen Stimmpendants Gerd Martienzen und Martin Hirthe mit perfektem Gespür fürs richtige Timing umsetzen. Überhaupt lebt der Film nicht zu geringen Teilen von der hervorragenden, zur aufgekratzten Stimmung des Streifens passenden, prominent besetzten Synchronfassung. Aber auch sonst laden Brisebards Ideen immer wieder zum Lachen ein: ob es nun darum geht, die Leiche im Fundament des Pavillons, innerhalb einer Statue der geliebten Großmutter oder durch das Fenster einer Schiffskabine zu entsorgen.

So harmonisch wie selten sonst geht es dabei in der Ehe der Brisebards zu. Sehr effektiv wechselt der Film die Spur, als Antoine (nachdem er in der ersten Filmhälfte zunehmend verzweifelter Einzelkämpfer war) schließlich seine Frau in sein Verbrechen einweiht. Diese reagiert begeistert auf seinen „Liebesbeweis“ und hilft von da ab tatkräftig mit, den Unfallmord zu verschleiern – zum Beispiel, indem sie beginnt, den steifen Leichnam auseinanderzusägen. Für Claude Gensac, die langjährige Filmpartnerin von Louis de Funès, bietet diese Rolle mehr als die üblichen Blödeleien und Streitszenen und sie wird entsprechend enthusiastisch von ihr dargestellt. Obwohl die Chemie zwischen Gensac und de Funès blendend funktioniert und Louis’ Frau Jeanne die Darstellerin stets bestärkte, äußerte sich Gensac im Jahr 2000 kritisch über ihr Mitwirken an diesen Filmen, die auch Jahrzehnte nach de Funès’ Tod noch immer ihr Image bestimmten.

Geniale Einfälle wie der unter Flamenco-Tänzen zerbröselnde Pavillon-Unterboden, die andauernde Skepsis des knallharten Ermittlers oder die Missverständnisse mit der Haushälterin, die alles nur für gespielt hält, sorgen für dauerhaft gute Unterhaltung. Keine Minute Langeweile schleicht sich in „Hasch mich, ich bin der Mörder!“ ein und am Ende zeigt sich nach kurz angedeutetem Happy End für Schwerenöter Brisebard die Vergeblichkeit aller seiner Bemühungen noch einmal in kurzer, prägnanter Schärfe auf. Louis hatte in seinen Krimis eben einfach kein Glück – wenn er wie hier auf der dunklen Seite stand, war am Ende die Polizei überlegen; spielte er dagegen selbst einen Polizisten, triumphierte am Ende der geniale Fantomas ...

Spritzige Kriminalkomödie, die diverse Konventionen des Genres auf den Arm nimmt und für die Zwecke eines typischen Louis-Lustspiels entfremdet. Der düstere Erpresser, sein armes Opfer und dessen missglückte Mord- und Nachbereitungspläne laden zu einem herzlichen Vergnügen ein, das für Freunde von Krimiklassikern besonders empfehlenswert ist. 5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

08.02.2019 09:40
#44 RE: Nein! Doch! Oh! - Komödien mit Louis de Funès Zitat · Antworten



Louis, das Schlitzohr (Le corniaud)

Komödie, FR / IT / ES 1965. Regie: Gérard Oury. Drehbuch: Gérard Oury, Marcel Jullian, Georges Tabet, André Tabet. Mit: Bourvil (Antoine Maréchal), Louis de Funès (Léopold Saroyan), Venantino Venantini (Mickey, der Stotterer), Henri Génès (Martial), Lando Buzzanca (Lino), Alida Chelli (Gina), Beba Loncar (Ursula), Jack Ary (Chef der Grenzpolizei), Guy Grosso (Grenzer), Michel Modo (Grenzer) u.a. Uraufführung (FR): 24. März 1965. Uraufführung (BRD): 21. Januar 1966. Eine Produktion von Les Films Corona Paris und Explorer Film ’58 Rom.

Zitat von Louis, das Schlitzohr
In dem harmlosen Urlauber Antoine Maréchal, den er in den frühen Morgenstunden über den Haufen fuhr, findet Generalkonsul Léopold Saroyan einen naiven Sündenbock für ein gefährliches kriminelles Unterfangen: Um heiße Ware von unschätzbarem Wert – Heroin, Gold und Juwelen, die in einen Cadillac eingebaut wurden – von Neapel nach Bordeaux zu bringen und sich dabei nicht selbst die Hände schmutzig zu machen, schwatzt er Maréchal eine „Reise“ im Luxusauto durch Italien und Frankreich auf. Weil der Auserwählte zunächst nicht weiß, welche Fracht er da transportiert, und dem wertvollen Convoy zudem eine konkurrierende Verbrecherbande auf der Spur ist, verliert Maréchal nach und nach kostbare Teile der Lieferung ...


„Keine Angst, Monsieur, ich werde Ihren Cadillac schon nach Bordeaux bringen.“

Hatten der im September 1964 gestartete „Gendarm von Saint Tropez“ ebenso wie „Fantomas“ vom November desselben Jahres Louis de Funès in lustigen Polizistenrollen etabliert, so wagte „Louis, das Schlitzohr“ (in Deutschland zunächst in die Kinos gebracht unter dem albernen Titel „Scharfe Sachen für Monsieur“), den beliebten Franzosen im entgegengesetzten Beruf als großspurigen Drogen- und Juwelenschmuggler zu besetzen. Prinzipiell funktioniert dies ähnlich gut, denn die Angst vor den Grenzern, die Auseinandersetzungen mit rivalisierenden Gaunern sowie der sukzessive Verlust aller Wertgegenstände auf der Transitroute geben de Funès mehr als genug Gründe für seine gewohnten Wutausbrüche und großen Szenen. Das größte strukturelle Problem ist, dass der Film die Rolle des Komikers gleichzeitig in einem Anflug von Übermut zu einem Hintermann degradiert und den gefährlichen Auftrag stattdessen an den eher unlustigen, an hausbackene Alleinunterhalter erinnernden Bourvil überträgt. Klar: De Funès fährt achtsam („nicht achtmal, sondern nur einmal“) hinter seinem Lockvogel her; doch dieser erlebt im Wesentlichen jene Abenteuer, die man auch de Funès gern bestehen gesehen hätte. Ob sich der gewitzte Léopold Saroyan die goldene Stoßstange oder die mit Brillanten und Rubinen gefüllte Autobatterie ebenso leicht hätte abluchsen lassen wie sein naiver Kompagnon?

Bourvil gibt sich über weite Strecken dümmer als die Polizei erlaubt, kann dabei aber nicht unbedingt auf das Glück des Ahnungslosen zählen. Louis – der andauernde Pechvogel – hat sich für seinen Auftrag seinerseits natürlich ebenfalls einen Pechvogel ausgesucht. Und so findet Maréchal das Anbändeln mit semiinteressanten italienischen Frauenzimmern reizvoller als seine eigentliche Aufgabe. Die besten Momente hat der Film deshalb nicht in seinen Szenen, die insgesamt zu viel Spielzeit einnehmen, sondern in denen mit de Funès, z.B. beim „Fern“-Gespräch an der Tankstelle, der Verfolgungsjagd, die eine Heroinwolke freisetzt, oder im Springbrunnen, als Saroyan einen bewaffneten Gegner in seinem Rücken glaubt. Während der Kampf am Springbrunnen ein wenig an „La dolce vita“ erinnert, wird der aufmerksame Zuschauer auch Referenzen an weitere beliebte Streifen der damaligen Zeit finden. Diese Meta-Ebene wertet den Film auf, doch im Finale fällt er wieder etwas ab: Es wartet zwar mit einem interessanten Rätsel auf (Wo verbirgt sich der große Diamant, nachdem alles andere verschütt gegangen ist?), wirkt aber zu konfus und dichtet Handlanger Maréchal eine unglaubwürdige Charakteränderung an.

Ungewöhnlich für einen Louis-de-Funès-Film ist der hohe Anteil an Italien-Szenen, die dem italienischen Kooperationspartner einmal größere Bildfläche (über die gemischte Besetzung hinaus) einräumen. Vor allem der Schauplatz auf der felsigen Küstenstraße zwischen Sperlonga und Gaeta bleibt als tolle Szenerie für den vorgelagerten Showdown des Films in Erinnerung. Auch das römische Hotel, in dem sich alle französischen Gäste gegenseitig belagern, vermittelt in Kombination mit Touristenaufnahmen von Spanischer Treppe und Colosseum sowie stereotypen Italiener-Charakteren (der eifersüchtige sizialinische Friseur!) geradezu ein Abziehbild des hitzigen Mittelmeerlandes. Nur über die Herkunft der Schmuggelware lässt der Film den Zuschauer im Unklaren; hätte Saroyan sie womöglich zunächst einer Mafia-Verbindung abgeluchst, hätten sich weitere naheliegende Optionen für italienische Verwicklungen erschlossen ...

Eine flotte Idee in ordentlicher Umsetzung schickt leider Bourvil statt Louis de Funès auf einen Spießrutenlauf um gestohlene Schätze aller Art. Der Chefkomiker hätte lieber selbst das Steuer übernehmen sollen! Stellenweise verliert sich der Film in seinem schönen Urlaubsflair; das sich wie ein roter Faden durch die Louis-de-Funès-Filme ziehende Motiv des Scheiterns großer Pläne zeigt sich aber immer wieder in herrlich absurden Momenten. 3,5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

24.04.2019 09:25
#45 RE: Nein! Doch! Oh! - Komödien mit Louis de Funès Zitat · Antworten

Die sehr gelungene Louis-de-Funès-Komödie „Hasch mich, ich bin der Mörder!“ ist nach mehreren eher zweifelhaften DVD-Ausgaben nun auch in einer offiziellen Veröffentlichung von Filmjuwelen erschienen. Verkaufsstart war der 5. April. Die Bildqualität soll besser und der Film nun ungeschnitten enthalten sein. Laufzeit der alten Marketing-Film-Scheibe waren 81 Minuten, hier sind es nun 85. Es stehen deutscher und französischer Ton sowie optionale deutsche Untertitel zur Wahl. Als Bonus gibt es das übliche Booklet und außerdem Trailer, Bildergalerie sowie die zwei Dokumentationen „Der Spaß, andere zum Lachen zu bringen“ und „Louis de Funès, der ernsthafte Komiker“.

Achtung: Im Gegensatz zu den vorher schon von Filmjuwelen gebrachten „Abenteuern des Rabbi Jacob“ wird „Hasch mich“ nur auf DVD, nicht auf Blu-ray angeboten.



Da habe ich wohl ein paar Monate zu zeitig auf die gutgemeinten Tipps gehört. Aber gut, es wäre nicht das erste DVD-Update in meiner Sammlerlaufbahn.

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