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Dieses Thema hat 12 Antworten
und wurde 964 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker international
Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

15.08.2017 14:47
Mitternachtsmörder (1961) Zitat · Antworten



BEWERTET: "Mitternachtsmörder" (Pleins feux sur l'assassin / Spotlight on the Murderer) (Frankreich 1961)
mit: Pierre Brasseur, Pascale Audret, Marianne Koch, Jean-Louis Trintignant, Dany Saval, Philippe Leroy-Beaulieu, Jean Babilée, Georges Rollin, Gérard Buhr, Maryse Martin, Serge Marquard, Lucien Raimbourg, Jean Ozenne u.a. | Drehbuch: Pierre Boileau und Thomas Narcejac | Regie: Georges Franju

Graf Hervé de Keraudren zieht sich zum Sterben in eine Geheimkammer auf seinem bretonischen Schloss zurück. Bei der Testamentseröffnung erfahren seine Nichten und Neffen, dass der Graf erst nach Ablauf von fünf Jahren für tot erklärt wird und das Erbe somit erst dann ausbezahlt werden kann. In der Zwischenzeit müssen sich die Begünstigten um den gesamten Unterhalt der Liegenschaft kümmern. Mithilfe moderner Technik erwecken sie das Schloss zu neuem Leben: an stimmig ausgeleuchteten Publikumsabenden werden den Besuchern Geschichte und Schicksale des Schlosses und seiner früheren Bewohner nähergebracht. Bald ereignen sich jedoch auch unter den aktuellen Familienmitgliedern mysteriöse Todesfälle; es scheint, als habe es jemand darauf angelegt, den Kreis der Erben zu dezimieren....

Die Namen Boileau und Narcejac lassen aufhorchen, haben sie doch vier oder fünf Romane nach dem gleichen Konstruktionsprinzip geschrieben, wobei ihre Arbeiten für "Die Teuflischen" oder "Vertigo - Aus dem Reich der Toten" wohl ihre bekanntesten sind. Zweifellos erwartet man als Zuschauer eine dementsprechende Aura der mysteriösen Täuschung und der Mehrdeutigkeit, wobei psychologische Rätsel und emotionale Herausforderungen im Vordergrund stehen. Ebenso ist der Regisseur Franju ("Das Schreckenshaus des Dr. Rasanoff") wegen seiner ruhigen Inszenierung, die gern surrealistische Elemente verwendet, ein Garant für unkonventionelle Spannung. Ein Anklang von Agatha Christie darf natürlich auch nicht fehlen: "And then there where none" mit seiner rücksichtslosen Konsequenz liefert die eine oder andere Steilvorlage. Für das Publikum aus dem deutschen Sprachraum ist zudem das Mitwirken von Marianne Koch bemerkenswert, die im Vorspann noch vor Jean-Louis Trintignant genannt wird und deren Spiel in internationaler Umgebung stets aufgeschlossener und wagemutiger wirkt. Der Film baut stark auf seine visuellen Vorzüge, die das Wasserschloss und die sanften Hügel des Parks in eindrucksvoller Weise bieten. Der Musikeinsatz verläuft sehr dezent, weil er nur die bombastische Herrlichkeit des Gebäudes repräsentiert, wenn dies bei offiziellen Terminen gewünscht wird. Ansonsten dominieren die Geräusche der Natur, das Jubilieren der Singvögel oder die Schreie der Käuzchen. Sonnengeflutete Szenen im Freien wechseln sich mit dunklen Augenblicken der Enge und Bedrohung ab, wobei die Eleganz des Anwesens gleichzeitig Distanz und Geborgenheit symbolisiert.



Die Todesfälle auf dem Schloss sorgen für kurze Momente des Schreckens, werden im Detail jedoch nicht weiter erläutert. Gerade der Eifersuchtsmord, der hinter verschlossenen Türen stattfindet, wird als solcher nicht gezeigt, was die nachfolgende Melancholie von Jeanne nicht so deutlich herausstreicht, wie es für die Klimax auf dem Turm notwendig wäre. Das Ambiente wird in seiner schaurigen Abgeschiedenheit nicht zur Gänze ausgekostet, was viele Gelegenheiten ihrer Aussagekraft beraubt. Spannungen werden angedeutet, aber wieder fallengelassen, Launen scheinen die Bewohner ebenso zu beherrschen wie sie wieder zu rationalem Handeln zurückfinden. Bedauerlicherweise lag der Film im Handel bisher nur in der französischen Sprachfassung vor, was es mir erschwerte, die Produktion in ihrem vollen Umfang zu genießen. Wo sich das Auge des Betrachters nicht allein auf die optischen Kniffe verlassen kann, entbehrt der Verstand die Erläuterung durch die handelnden Personen. Zwar war es die Schönheit der Bilder, die @Prisma und mich zuerst auf den uns unbekannten Film aufmerksam machte, doch anders als in Kunstwerken wie "Letztes Jahr in Marienbad" benötigt der Zuschauer hier auch das gesprochene Wort. Von den Darstellern fallen vor allem Marianne Koch, Pascale Audret, Jean Babilée und Jean-Louis Trintignant als interessante Charaktere auf; ein Ensemble, dem man größere Herausforderungen wünschte. Szenen voller Suspense, als die Signallampen eine Person auf der Galerie melden oder das Finale den Weg für den Mörder ebnet. Hier treffen Kunst und Realität aufeinander und ringen für ein paar Minuten miteinander. Der Tanz von Licht und Schatten geht in die nächste Runde.

Eine Erbschaft in ferner Zukunft, ein fehlender Toter und ein Schloss mit Geheimnis bilden die Zutaten für den optisch ansprechenden Film, der zwar nicht so unheimlich daherkommt wie angekündigt, aber gut zu unterhalten weiß - wenn man den geschliffenen französischen Dialogen folgen kann. 4 von 5 Punkten

Giacco Offline



Beiträge: 2.499

16.08.2017 16:55
#2 RE: Mitternachtsmörder (1961) Zitat · Antworten

Der amerikanische Verleih MGM startete "Mitternachtsmörder" in Deutschland am 29.9.1961 (FSK 16), allerdings ohne jeglichen Werbeaufwand. Die ersten Meldungen im Film-Echo erschienen erst Anfang 1962 und daraus war schon ersichtlich, dass der Film beim Publikum nicht ankam. Belegt wurde das später durch die Endnote 4,9 bei nur 16 Meldungen.

In Frankreich hatte der Film insgesamt 598.056 Besucher, davon 127.388 in Paris.

Ein Auszug aus der Film-Echo-Kritik (1961):

"Der Anfang ist vielversprechend. Pierre Brasseur als sterbender Schloßherr vermittelt jenen feierlich-gespenstischen, die Bereiche des Gruseligen streifenden Hauch, der die eigentümliche Note des ganzen Films sein sollte. Sollte - denn es gelang Regisseur Franju leider nicht, diese Stimmung durchgehend zu halten ..... Besondere Aufmerksamkeit verdient unter den Darstellern Marianne Koch, die in diesem Ensemble französischer Schauspieler eine gute Figur macht."

Markus Offline



Beiträge: 683

19.09.2017 10:27
#3 RE: Mitternachtsmörder (1961) Zitat · Antworten

Hast du den Film auf deutsch gesehen? Er ist ja kürzlich in England auf BD/DVD erschienen, aber in Deutschland selten und zuletzt nur OmU gezeigt worden.

Gruß
Markus

TV-1967 Offline



Beiträge: 652

28.09.2017 12:47
#4 RE: Mitternachtsmörder (1961) Zitat · Antworten

Interessant!

Georg Offline




Beiträge: 3.259

08.01.2021 15:08
#5 RE: Mitternachtsmörder (1961) Zitat · Antworten

Der "Mitternachtsmörder" erscheint am 30.04.2021 bei Pidax! - Fast ein Wunder, denn die Suche nach der dt. Tonspur dauerte viele Jahre und war so spannend wie der Film ;-).


https://www.pidax-film.de/Film-Klassiker...ssin::2077.html

Fabi88 Offline



Beiträge: 3.894

08.01.2021 16:45
#6 RE: Mitternachtsmörder (1961) Zitat · Antworten

Zitat von Georg im Beitrag #5
Der "Mitternachtsmörder" erscheint am 30.04.2021 bei Pidax! - Fast ein Wunder, denn die Suche nach der dt. Tonspur dauerte viele Jahre und war so spannend wie der Film ;-).


https://www.pidax-film.de/Film-Klassiker...ssin::2077.html

Dass man so viel Mühe in die Suche nach der deutschen Tonspur investiert hat, ist lobenswert. Schade aber, dass man das vorhandene HD-Master nur auf DVD presst. Da bleibt also nur der Griff zur Fassung ohne deutschen Ton oder doppelter Kauf um selbst zu basteln.

Der Mönch mit der Peitsche Offline



Beiträge: 476

08.01.2021 22:17
#7 RE: Mitternachtsmörder (1961) Zitat · Antworten

Ist auf jedem Falle gekauft, ich hatte in den 90 ern mal eine Aufnahme dieses Krimis auf VHS auf Band gehabt!!!.

Tja, "Pidax" ist eben das BESTE DVD-Label, ich habe nicht umsonst in meiner etwa 700 Stück DVD-Sammlung ( nur alte Krimis, Thriller, Serien...aus Deutschland, England und Amerika ) etwa die Hälfte nur "Pidax", denn jedes Mal, wenn ein toller alter Krimi, Thriller, der mich interessiert, herauskommt, wird er umgehend gekauft!!!.

"Pidax" schafft es eben immer wieder, auch die seltensten Filme/Serien heraus zu bringen, auch wenn es quasi unmöglich ist...WEITER SO!!!.

Ray Offline



Beiträge: 1.929

09.04.2021 10:30
#8 RE: Mitternachtsmörder (1961) Zitat · Antworten

Mitternachtsmörder (Plein Feux Sur L'Assassin, F 1961)

Regie: Georges Franju

Darsteller: Pierre Brasseur, Jean-Louis Trintignant, Marianne Koch u.a.



Nachdem Hervé de Kéraudren nur noch wenige Stunden zu leben gegeben worden sind, verschwindet er urplötzlich. Medizinisch ist er tot, doch juristisch nicht, solange seine Leiche nicht gefunden wird. Im Schloss Hervés versammelt sich derweil die Erbengemeinschaft, um nach dem Toten zu suchen. Weitere Unruhe kommt auf, als es rund ums Schloss zu mysteriösen Todesfällen kommt…

Die Story lässt es erahnen – „Mitternachtsmörder“ ist ein klassischer Gruselkrimi, wie die meisten hier sie aus der Feder von Wallace & Co so lieben. Eine Gruppe versammelt sich auf einem alten Schloss, im Laufe der Handlung kommt es zu Todesfällen unter den Besuchern – das schreit nach Agatha Christie bzw. dem „indischen Tuch“ u.v.m. „Mitternachtsmörder“ punktet indes nicht nur durch eine klassische Kriminalgeschichte mit adäquatem Setting, Regisseur Franju („Augen ohne Gesicht“) gelingt es auch, eine sehr schöne Gruselkrimi-Atmosphäre heraufzubeschwören. Das Schloss wird regelmäßig wunderbar ausgeleuchtet eingefangen, dazu mehren sich mysteriöse und variantenreich in Szene gesetzte Todesfälle. Von Seiten des Casts stechen Jean-Louis Trintignant, der faktisch die Hauptrolle innehat, und „unsere“ Marianne Koch, die nun regelmäßig in internationalen Produktionen auftreten sollte, heraus. Trintignant legt seine Figur durchaus doppelbödig an, er ist kein Typ „Fuchsberger“, bei dem man selbst bei undurchsichtigeren Rollen im Grunde von Anfang an weiß, dass er ein „Guter“ ist. Die Koch gibt sich mitunter durchaus lasziv, etwa, wenn sie sich von einem Bediensteten nach einem Ritt die Stiefel ausziehen lässt und anschließend mit einem Fuß frivol über dessen Bein fährt. Insgesamt lässt sich festhalten, dass „Mitternachtsmörder“ ein absolut klassischer Gruselkrimi ist, der rund 90 Minuten vergnügliche Unterhaltung bietet.

Die DVD bietet ein sehr gutes Bild. Allerdings wurde wie schon oben erwähnt trotz besten Ausgangsmaterials auf eine Blu-Ray-Veröffentlichung (erstmal) verzichtet. Leichte Fragezeichen hinterlässt auch das 4:3-Format bei einer Produktion von 1961.


Im besten Sinne klassischer Gruselkrimi um eine Mordserie unter Erben auf einem Schloss in Frankreich mit Jean-Louis Trintignant und Marianne Koch. 4,5 von 5 Punkten.

c.n.-tonfilm Offline




Beiträge: 179

10.04.2021 16:18
#9 RE: Mitternachtsmörder (1961) Zitat · Antworten

Synchronisiert sich Marianne Koch in der deutschen Fassung selbst?

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Filme im falschen Bildformat sind wie ein Gemälde, aus dem ein Dieb den Teil herausgeschnitten hat, der ihm am wichtigsten erschien, weil das Bild als Ganzes nicht durchs Fenster passte.

Alte Kinofilme nach Jahrzehnten nachträglich neu zu synchronisieren ist wie Süßstoff in einen guten alten Wein kippen: ungenießbar-pappige "Spätlese".

Was wären Jack Lemmon, Danny Kaye, Peter Sellers, Bob Hope und Red Skelton im deutschsprachigen Raum ohne die Stimme von Georg Thomalla ?

Ray Offline



Beiträge: 1.929

11.04.2021 08:54
#10 RE: Mitternachtsmörder (1961) Zitat · Antworten

Zitat von c.n.-tonfilm im Beitrag #9
Synchronisiert sich Marianne Koch in der deutschen Fassung selbst?


Ja!

c.n.-tonfilm Offline




Beiträge: 179

11.04.2021 08:56
#11 RE: Mitternachtsmörder (1961) Zitat · Antworten

Danke, weißt Du noch weiteres zur deutschen Synchronbesetzung?

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Filme im falschen Bildformat sind wie ein Gemälde, aus dem ein Dieb den Teil herausgeschnitten hat, der ihm am wichtigsten erschien, weil das Bild als Ganzes nicht durchs Fenster passte.

Alte Kinofilme nach Jahrzehnten nachträglich neu zu synchronisieren ist wie Süßstoff in einen guten alten Wein kippen: ungenießbar-pappige "Spätlese".

Was wären Jack Lemmon, Danny Kaye, Peter Sellers, Bob Hope und Red Skelton im deutschsprachigen Raum ohne die Stimme von Georg Thomalla ?

Ray Offline



Beiträge: 1.929

11.04.2021 17:42
#12 RE: Mitternachtsmörder (1961) Zitat · Antworten

Zitat von c.n.-tonfilm im Beitrag #11
Danke, weißt Du noch weiteres zur deutschen Synchronbesetzung?


Habe die DVD eben noch einmal eingelegt und sehr sicher Harry Wüstenhagen herausgehört. Auch Arnold Marquis müsste dabei gewesen sein.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.615

04.05.2021 20:57
#13 RE: Mitternachtsmörder (1961) Zitat · Antworten

Mein Gehör bestätigt Wüstenhagen. Und der Notar wird ebenfalls von einem Wallace-Schauspieler gesprochen: Wolfgang Spier.

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