Kommt drauf an wie man einen Epigonen definiert. Darüber herrscht ja hier schon lange Uneinigkeit. Das mit dem Thrillerbereich und dem Zurückfahren von komödiantischen Elementen sind rein theoretische Argumente. Auf diesen aufbauend wäre Fede Alvarez "Don't breathe" von 2016 auch ein Epigone. Er hat keine komödiantischen Elemente und ist ein waschechter Thriller. Was ist den mit der Bildersprache und der Atmosphäre der bekanntesten Wallace-Filme? Der Wiedererkennungswert hängt doch ganz wesentlich davon ab. Als ich die 69er/70er-Werke erstmals sah hab ich nichts davon als Wallace wahrgenommen.
Du meinst also, die Gemeinsamkeiten in der neuen Koproduktionskultur und Vermarktungstaktik zwischen "Gesicht" und "Handschuhen" sind ebenso zufällig wie zwischen einem Wallace-Film und einem aktuellen Kinofilm von 2016. Dann erübrigt sich freilich jede sinnvolle Diskussion.
Die Gemeinsamkeiten im Jahre 69 sind ganz sicher nicht zufällig. Die Zeit der Wallace-Filme ging zu Ende. Wendlandt erkannte das und wollte sich der veränderten Kinolandschaft anpassen und wohl auch nicht die ganzen Kosten allein tragen. Brauner kopierte dieses Modell, wie auch vorher schon. Was dabei rauskam hat (zumindest für mich) mit Wallace nichts mehr zu tun, sondern ist ein neues Genre mit altem Etikett.
Wertungen sind raus. (Habe in der Zwischenzeit keinen der Filme mehr gesichtet, also nicht wundern, wenn diesbezüglich keine PN kommt.)
Ansonsten weiß ich selbst gar nicht, wem ich jetzt die meisten Punkte gegeben habe. Kann nur sagen, dass ich überall was abziehen musste. Kann man die eigenen Wertungen eigentlich noch einsehen?
Bin auf jeden Fall sehr gespannt auf das Ergebnis und hoffe, dass meine Favoriten sich ordentlich platzieren.
Zitat von Ray im Beitrag #139 Ansonsten weiß ich selbst gar nicht, wem ich jetzt die meisten Punkte gegeben habe. Kann nur sagen, dass ich überall was abziehen musste. Kann man die eigenen Wertungen eigentlich noch einsehen?
Ich sage nur "Exceltabelle".
Der Epigonenfaktor bleibt ein Streitthema, und ich bin sehr gespannt auf die Resultate. Zur Tiefstwertung in dieser Kategorie habe ich bisher noch nicht gegriffen, denn zumindest stilverwandte Elemente habe ich bisher in jedem Wettbewerbsfilm entdecken können. Aber - und hier drehen wir uns im Kreis - das interpretiert offensichtlich jeder anders. Patricks Definition einer Epigone
Zitat von patrick im Beitrag Definitionen - Stilverwandt, Epigone & CoAuf die Frage was ein Epigone ist, habe ich für mich eine klare Antwort. Ein Epigone ist ganz einfach ein Film, den ich, wenn ich's nicht besser wüsste, für einen echten Wallace halten würde.
halte ich allerdings für problematisch. Denn auf welchen Film trifft das schon zu? Wie jeder anständige Edgar-Wallace-Fan weiß, tritt Eddi Arent in so gut wie jedem Schwarzweiß-Beitrag der Reihe auf; ist er nicht dabei, so besteht auch keine Verwechslungsgefahr mit einem "echten" Edgar-Wallace-Film. Eine ganz einfache Regel, die durch die Ausnahmen "Narzissen" und "Witwe" bestätigt wird.
[quote=patrick|p7389752]Auf die Frage was ein Epigone ist, habe ich für mich eine klare Antwort. Ein Epigone ist ganz einfach ein Film, den ich, wenn ich's nicht besser wüsste, für einen echten Wallace halten würde.
halte ich allerdings für problematisch. Denn auf welchen Film trifft das schon zu? Wie jeder anständige Edgar-Wallace-Fan weiß, tritt Eddi Arent in so gut wie jedem Schwarzweiß-Beitrag der Reihe auf; ist er nicht dabei, so besteht auch keine Verwechslungsgefahr mit einem "echten" Edgar-Wallace-Film. Eine ganz einfache Regel, die durch die Ausnahmen "Narzissen" und "Witwe" bestätigt wird.
Du legst meine Aussage etwas zu sehr auf die Goldwaage. Ich mache das sicher nicht primär an Eddi Arent fest (der übrigens auch beim Fälscher nicht so wirklich mitwirkte, wenn man mal in Frage stellt, dass er der Organist war), sondern vielmehr an den altbekannten Stilelementen und der Bildersprache. Ich glaube, die meisten Wallace-Fans wissen was ich meine, auch wenn ich mich nicht "Gesetzes-Paragraphen-Konform" ausdrücke.
Ich kann mich noch sehr gut erinnern als vor sehr, sehr vielen Jahren eine Freundin meiner Mutter, Jahrgang 1939, erwähnte, sie habe gestern im Fernsehen diesen Edgar-Wallace-Film gesehen. Natürlich hatte ich ihn auch gesehen, aber es war kein Edgar Wallace, sondern der Henker von London.
Ein damaliger guter Freund von mir, der etwa in meinem Alter war, liebte auch Edgar Wallace, nur eben auf eine etwas oberflächlichere Art als wir hier im Forum. Als seinen Lieblings-Edgar-Wallace nannte er den "Henker von London". Vor nicht einmal allzu langer Zeit erwähnte ich mal bei uns im Büro scherzhaft "Dr.Mabuse". Daraufhin sagte meine nur ein Jahr jüngere Kollegin: "Ach ja, das ist doch von Edgar Wallace." Ich könnte noch eine Reihe weiterer derartiger Beispiele nennen. Solche Missverständnisse sind mir bei den Gialli jedenfalls niemals begegnet. Damit ist, wie ich denke, geklärt, was meiner Auffassung nach ein Epigone ist, auch ohne strikte und (juristisch) präzise forumulierte Definition.
Davon abgesehen ist mir aber auch ziemlich schnuppe ob die Filme hier im Spiel wirkliche Epigonen sind, da ich das sehr locker sehe und so manche "nicht-wirklich-Epigonen" mir deutlich besser gefallen, als die lahmeren Epigonen, von denen es leider auch eine ganze Reihe gibt.
Zitat von Gubanov im Beitrag #135Wendlandt erneuert die Wallace-Reihe 1969 durch die erste italienische Koproduktion, die stärker als seine bisherigen Filme vom klassischen Krimi in den Thrillerbereich rückt und tradierte komödiantische Elemente zurückfährt. Brauner kehrt mit seiner Wallace-Reihe 1969/70 plötzlich mit einer italienischen Koproduktion zurück, die stärker als seine bisherigen Filme vom klassischen Krimi in den Thrillerbereich rückt und tradierte komödiantische Elemente zurückfährt.
Ein etwas oberflächlicher, oder besser gesagt technischer Vergleich, oder?
Schaut man sich die Filme an, geht das "Gesicht" eher in die Richtung Psycho-Thriller, während die "Handschuhe" im Wallace-Bereich quasi der Ursprungsgiallo ist. Die Giallo-Machart findet man bei Rialto allerdings erst 1971 mit "Stecknadel" und "Halbmond". Wer ist da jetzt wessen Epigone?
Zitat von Marmstorfer im Beitrag #140Patricks Definition einer Epigone
Zitat von patrick im Beitrag Definitionen - Stilverwandt, Epigone & CoAuf die Frage was ein Epigone ist, habe ich für mich eine klare Antwort. Ein Epigone ist ganz einfach ein Film, den ich, wenn ich's nicht besser wüsste, für einen echten Wallace halten würde.
halte ich allerdings für problematisch. Denn auf welchen Film trifft das schon zu? Wie jeder anständige Edgar-Wallace-Fan weiß, tritt Eddi Arent in so gut wie jedem Schwarzweiß-Beitrag der Reihe auf; ist er nicht dabei, so besteht auch keine Verwechslungsgefahr mit einem "echten" Edgar-Wallace-Film. Eine ganz einfache Regel, die durch die Ausnahmen "Narzissen" und "Witwe" bestätigt wird.
Da musste ich jetzt schmunzeln. Und Gubanov wird wissen, warum.
Zitat von Count Villain im Beitrag #142Schaut man sich die Filme an, geht das "Gesicht" eher in die Richtung Psycho-Thriller, während die "Handschuhe" im Wallace-Bereich quasi der Ursprungsgiallo ist. Die Giallo-Machart findet man bei Rialto allerdings erst 1971 mit "Stecknadel" und "Halbmond". Wer ist da jetzt wessen Epigone?
Zitat von Gubanov im Beitrag Bewertet: "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe" (1969, BEW 7)Artur Brauners Entschluss, den Film in Deutschland als Bryan-Edgar-Wallace-Krimi zu vermarkten, ist eine unverkennbare Folge der Inklusion einer deutsch-italienischen Koproduktion („Das Gesicht im Dunkeln“) in die Edgar-Wallace-Serie der Rialto. Im Gegensatz zum „Gesicht“ schafften es die „Handschuhe“ umgehend, der etablierten Marke ein überzeugendes modernes Gesicht zu verleihen, das zu einem baldigen Nachschub ähnlich gelagerter Titel bei CCC und Rialto führte. Dass letztere, als sie dann „Das Geheimnis der grünen Stecknadel“ und „Das Rätsel des silbernen Halbmonds“ mitrealisierte, erstmals von Brauner abschaute und nicht umgekehrt, belegt die wegweisende Natur der Argento-Thriller ...
Die einzige Epigone, die sogar die Originale wesentlich mitbeeinflusste. Was kann man mehr wollen?
Zitat von Gubanov im Beitrag #144 Die einzige Epigone, die sogar die Originale wesentlich mitbeeinflusste. Was kann man mehr wollen?
Ich könnte jetzt frech den Faden weiter spinnen und die Frage aufwerfen, welches die "Originale" sind. Aber ich denke das bringt nichts, da ich ohnehin bei meiner Auffassung bleibe, dass Horst Wendlandt und die Etikette Wallace in den 70er-Jahren schon lange nichts mehr mit "original" zu tun haben.
Und ich würde dir erwidern, dass die Originale in diesem Kontext natürlich die 32 Rialto-Filme sind und dass von denen auch schon zahlreiche Schwarzweiß-Produktionen mit dem Autoren Wallace und seinen Büchern herzlich wenig zu tun hatten. Aber lassen wir das; ich habe das Gefühl, wir würden uns sonst nur im Kreis drehen.