DIE HÖLLE VON MACAO - Regie: James Hill - Prod.: CCC (Berlin)/ Criterion (Paris)/ Franca (Rom) - FSK 16 - V: Constantin - Deutsche Erstaufführung: 20.1.1967 Buch: Ladislas Fodor, Brian Clemens Musik: Georges Garvarentz Kamera: Heinz Pehlke Darsteller: Robert Stack, Elke Sommer, Nancy Kwan, Werner Peters, Christian Marquand, Maurizio Arena, Richard Haller, Heidi Bohlen, Marisa Merlini
Ein seit fast 2000 Jahren verschwundenes Medaillon taucht plötzlich in Rotchina wieder auf und gelangt mehr oder weniger durch Zufall in die Hände des Reporters Cliff Wilder, der sich dort im Grenzgebiet aufhält. Es ist der Schlüssel zu einem Schatz von unermesslichem Wert, der sich irgendwo in einer Grabkammer befindet. Von nun an geht es für Wilder um Kopf und Kragen, denn ein chinesischer Geheimbund, eine amerikanische Gangsterorganisation und der Polizeichef Pinto sind hinter dem Medaillon her.
Zu den Großproduktionen, die Artur Brauner 1966 herstellen ließ, gehörte neben "Lange Beine, lange Finger" und "Die Nibelungen" auch der zum großen Teil in Hongkong entstandene Abenteuerfilm "Die Hölle von Macao" - in etwa vergleichbar mit den Fernost-Thrillern von Wolf C. Hartwig. Brauners Produktion hat jedoch eine internationale Starbesetzung vorzuweisen und ist qualitativ deutlich hochwertiger einzustufen. Schon der von Dusty Springfield interpretierte Titelsong sorgt für die richtige Einstimmung. Der Film ist actionreich und bietet neben den üblichen Zutaten überraschende Wendungen und solide schauspielerische Leistungen. Gute Unterhaltung ist somit garantiert. Die letzten 20 Minuten der Handlung sind für die Bergung des Schatzes in den unterirdischen Katakomben einer Grabkammer reserviert und auch hier kommt alles anders als gedacht. Hauptdarsteller Robert Stack war damals durch die amerikanische TV-Serie "The Untouchables" auch in Europa populär und drehte gleich im Anschluß noch einen französischen Krimi mit Jean Gabin ("Action Man"). Werner Peters - mit Bart - ist als korrupter Polizeichef endlich mal wieder in einer größeren Rolle zu sehen, in der er sich zugleich als Fiesling und als Sympathieträger präsentieren kann. Richard Haller,"Der Bucklige von Soho", spielt wieder mal den Handlanger der Bösewichte. Als Regisseur wird im Vorspann Frank Winterstein genannt. Inszeniert wurde "Die Hölle von Macao" jedoch vom Briten James Hill, der offiziell die "künstlerische Oberleitung" hatte. Hill führte u.a. auch bei einigen Folgen der Serie "Mit Schirm, Charme und Melone" Regie.
Die Dreharbeiten begannen im September 1966 in den Berliner CCC-Studios und wurden am 22.9. beendet. Im Anschluß fanden mehrwöchige Außenaufnahmen in Hongkong statt. Der Kostenaufwand für Artur Brauner soll rund 5 Mio. DM betragen haben. Zum Jahreswechsel 1966/67 erhielt der Film anläßlich des bevorstehenden Kinostarts eine Titelbild-Werbung im Film-Echo. "Weltstars in einem großen deutschen Abenteuerfilm" verkündete das Filmplakat. Die Film-Echo-Note 3,8 (41 Meldungen) stellt ein zufriedenstellendes Ergebnis da, zumal sich dieses durch die gute Startnote (2,6) theoretisch auf insgesamt 3,6 (48 Meldungen) verbessert hätte. Mit dem Titel "The Corrupt Ones" lief der Film - wohl wegen der namhaften Hauptdarsteller - 1967 auch in den USA an. Den Verleih dort übernahm "Warner Bros.".
Synchronsprecher:
Robert Stack .... Harald Leipnitz Christian Marquand .. Rolf Schult Maurizio Arena ... Rainer Brandt Elke Sommer ..... Marion Degler Werner Peters spricht sich selbst.
Darsteller: Robert Stack, Elke Sommer, Werner Peters, Nancy Kwan, Christian Marquand, Maurizio Arena, Heidy Bohlen, Richard Haller, Susanne Hsiao u.a.
Der Fotograf Wilder (Robert Stack) gelangt zufällig an ein altes Medaillon, das zu einem uralten Schatz weisen soll. Das Ganze bleibt jedoch nicht unbemerkt und kurz darauf steht Wilder inmitten eines Rudels unterschiedlicher Interessengruppen, die alle den Schatz für sich beanspruchen...
Zwischen dieser CCC-Produktion und den „Hongkong-Reißern“ Wolf C. Hartwigs liegen in vielerlei Hinsicht Welten. Der Vorspann wird von einem eingängigen Ohrwurm-Song von Dusty Springfield begleitet, der durchaus das Zeug zum Bond-Titellied gehabt hätte. Die Schauplätze wechseln ständig, wobei neben den naturgemäß prächtigen Außenaufnahmen vor allem auch die Innenaufnahmen überzeugen. Hier wurde geklotzt und nicht gekleckert. In den CCC-Ateliers wurden mehrere erstaunliche Innendekors erstellt. Die Inszenierung James Hills genügt absolut internationalen Ansprüchen. Robert Stack bringt alles mit, was es für eine derartige Rolle braucht, dazu gibt es eine ganze Reihe gut aussehender Damen: ob Heidy Bohlen, der die Aufgabe zukommt, Stack zu verführen, dabei scheitert und so einen frühen Tod erleiden muss (solche Figuren gab es auch regelmäßig bei den Bond-Filmen), Elke Sommer, die laut Booklet von dem stattlichen Budget von 5 Millionen DM respektable 600.000 DM erhalten haben soll, oder die exotische Schönheit Nancy Kwan – von dieser Warte muss sich der Film nicht vor der Bond-Reihe verstecken.
Ansonsten spielt Werner Peters einen wunderbaren Part, der ständig zwischen Fiesling und Sympathieträger schwankt, dem Mimen sichtlich Freude gemacht hat und sein internationales Format einmal mehr unterstreicht. In gleich zwei kleinen Rollen sieht man Susanne Hsiao (einmal als Feldarbeiterin und einmal als Massiererin). Schließlich darf „Der Bucklige von Soho“ Richard Haller noch einen Handlanger spielen, wie man ihn ebenfalls aus den Bond-Filmen kennt.
Ein klein wenig getrübt wird der Wohlfühl-Faktor durch zwei etwas überzogene Folter-Szenen, im Übrigen macht dieser „Edel-Abenteur-Krimi“ wirklich großen Spaß.
Passend dazu präsentiert die Blu-Ray von Filmjuwelen den Film in erstklassig restauriertem Zustand, wodurch durchweg echtes HD-Feeling aufkommt, was bei so einer Art Film natürlich besonders zur Geltung kommt. Dazu gibt es ein wieder mal sehr informatives Booklet.
„Die Hölle von Macao“ bietet eine zweckmäßige Story, prächtige Außen- und Innenaufnahmen, hohes Tempo, eine erstklassige Inszenierung und einen guten Cast. Garniert mit dem Ohrwurm-Titelsong von Dusty Springfield hebt sich der Edel-Abenteuer-Krimi wohltuend von den durchschnittlichen Hartwig- und Towers-Produktionen jener Zeit ab und stellt eine kleine Perle des deutschen 1960er-Jahre-Kinos dar. Sehr gute 4,5 von 5 Punkten.
Toller und atmosphärischer 60s Abenteuerfilm aus dem Hause Brauner, mit dem der eingentlich als Hauptdarsteller geplante Lex Barker sich einen größeren Gefallen getan hätte, als mit dem Rohrkrepierer Mister Dynamit.