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Dieses Thema hat 17 Antworten
und wurde 1.223 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker national
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Ray Offline



Beiträge: 1.930

30.12.2016 16:06
Es muss nicht immer Kaviar sein (1976, TV) Zitat · Antworten

Es muss nicht immer Kaviar sein (BRD 1976)

Regie: Thomas Engel

Darsteller: Siegfried Rauch, Heinz Reincke, Nadja Tiller, Marisa Mell, Christiane Krüger, Erik Schumann, Herbert Fleischmann, Rainer Penkert, Günther Stoll, Gert Günther Hoffmann, Dieter Borsche, Ulrich Beiger u.a.



13-teilige Serie nach dem Roman von Johannes Mario Simmel. Produzent war wie schon bei den Kinofilmen aus den 1960er-Jahren Artur Brauner, das Drehbuch stammte von Horst Pillau und (Folge 1-6) von Ladislas Fodor, der zuvor u.a. die Drehbücher für die Dr.Mabuse-Filme der CCC verfasst hatte. Den launigen Soundtrack servierte Martin Böttcher.

Ich bin weder ein großer Fan der "Kaviar"-Filme der 1960er (zu hektisch und albern für meinen Geschmack) noch von den Simmel-Kinofilmen der 1970er-Jahre (bis heute nur einen gesehen). Aufgrund der tollen Besetzung habe ich dennoch einen Versuch gewagt. Alles in allem hat mir die Serie (noch) gut gefallen. Ich habe den Roman nicht gelesen, jedenfalls aus heutiger Sicht hätte es sich jedoch angeboten, die Handlung ein wenig zu straffen, ein Sechsteiler hätte es sicher auch getan, zumal man sich zwischendrin bisweilen ziemlich im Kreis dreht. Thomas Lieven, souverän verkörpert von Siegfried Rauch, liefert sich eine Hetzjagd quer durch Westeuropa, wobei ihm abwechselnd der deutsche, der britische und der französische Geheimdienst oder gar mehrere gleichzeitig auf den Fersen sind, stets wird Lieven zudem von einer schönen Dame begleitet. Je nach dem, wer gerade für ein paar Folgen an Rauchs Seite spielt, ist die Serie mehr oder weniger unterhaltsam. Hervorzuheben ist sicher das Spiel Nadja Tillers, deren Darbietung einer costa ricanischen Konsulin ein kleines Kabinettstückchen ist. Marisa Mell als temperantvolle Kleinganovenanführerin Chantal weiß ebenfalls zu gefallen.

Der Produktionsstandard ist für damalige Verhältnisse sehr ordentlich, es handelt sich um eine aufwendige Produktion. Kulissen, Kostüme, Autos etc. - alles akkurat. Die Serie ist im Vegleich zu den Filme mit O.W. Fischer ernster, ob seiner Länge dazu in ihrer Erzählung detaillierter und romangetreuer. Zudem überrascht sie durch ihre Freizügigkeit, welche aber wohl auch dem Zeitgeist der 1970er-Jahre geschuldet ist. Der Wallace-Freund darf sich auf kleine Auftritte vieler bekannter Gesichter wie Ulrich Beiger oder Dieter Borsche freuen. Wer also offen ist für etwas, was inhaltlich vom gängigen Kriminalfilm der 1960er/1970er-Jahre abweicht, kann ruhig mal einen Blick riskieren.

P.S.: Die Serie ist in der "Straßenfeger"-Kollektion erschienen. Die Bildqualität ist sehr gut, als Extra gibt es u.a. ein Interview mit Hauptdarsteller Siegfried Rauch.

Havi17 Offline




Beiträge: 3.763

30.12.2016 16:19
#2 RE: Es muss nicht immer Kaviar sein (TV-Serie, BRD 1976) Zitat · Antworten

Was die Kaviar-Filme der 60er und die Simmel-Filme der 70er betrifft (schwere Kost) bin ich ganz
auf Deiner Linie, auch punkto Deiner Analyse und Bewertung. Zum entschleunigen bietet die Serie nicht
nur bekannte Gesichter, sondern solche, die auch etwas darstellen, insofern lohnt es sich die Serie
mal anzuschauen.

Gruss
Havi17

Lord Low Offline




Beiträge: 746

02.01.2017 01:56
#3 RE: Es muss nicht immer Kaviar sein (TV-Serie, BRD 1976) Zitat · Antworten

Mich hat jetzt auch das Kaviar-Fieber gepackt!

Ray Offline



Beiträge: 1.930

02.01.2017 18:47
#4 RE: Es muss nicht immer Kaviar sein (TV-Serie, BRD 1976) Zitat · Antworten

Schön. Wenn du durch bist, lass uns doch kurz an deinem Gesamteindruck teilhaben. Über diese Serie wurde hier ja noch nicht viel geschrieben.

Lord Low Offline




Beiträge: 746

02.01.2017 19:01
#5 RE: Es muss nicht immer Kaviar sein (TV-Serie, BRD 1976) Zitat · Antworten

Bisher bin ich auf jeden Fall sehr begeistert. Wirklich schade, dass Siegfried Rauch bei Wallace nie als Inspektor ermitteln durfte.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

02.01.2017 19:06
#6 RE: Es muss nicht immer Kaviar sein (TV-Serie, BRD 1976) Zitat · Antworten

Gegenüber einem Totalausfall wie Stoll wäre er vielleicht eine Verbesserung gewesen (und in passenderem Alter, um Monika Peitsch abzuschleppen). Aber sonst? Nicht wirklich! Die Rialto-Reihe tat gut daran, meist starke, wiederkehrende Inspektorendarsteller zu verpflichten - im Gegensatz zu Brauners BEW, bei dem die "unorthodoxeren" Entscheidungen immer wieder von verschiedener Seite Grund zur Beschwerde bieten.

Lord Low Offline




Beiträge: 746

02.01.2017 19:17
#7 RE: Es muss nicht immer Kaviar sein (TV-Serie, BRD 1976) Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #6
Gegenüber einem Totalausfall wie Stoll wäre er vielleicht eine Verbesserung gewesen (und in passenderem Alter, um Monika Peitsch abzuschleppen). Aber sonst?


Auf Stewart Granger und Horst Tappert hätte ich auch gerne verzichtet.

Lord Low Offline




Beiträge: 746

02.01.2017 20:20
#8 RE: Es muss nicht immer Kaviar sein (TV-Serie, BRD 1976) Zitat · Antworten

Gibt es eigentlich zu dieser Serie Infos zu den Drehorten?

Ray Offline



Beiträge: 1.930

02.01.2017 22:26
#9 RE: Es muss nicht immer Kaviar sein (TV-Serie, BRD 1976) Zitat · Antworten

Rauch erinnerte sich im Bonus-Interview an Dreharbeiten in Spanien. Vermutlich hat dies für Vieles (auch z.B. Lissabon) Pate gestanden.

Jan Offline




Beiträge: 1.753

04.01.2017 15:33
#10 RE: Es muss nicht immer Kaviar sein (TV-Serie, BRD 1976) Zitat · Antworten

Zitat von Ray im Beitrag #1

Ich bin weder ein großer Fan der "Kaviar"-Filme der 1960er (zu hektisch und albern für meinen Geschmack) noch von den Simmel-Kinofilmen der 1970er-Jahre (bis heute nur einen gesehen).


Ich weiß nicht, welchen der 1970er Filme Du gesehen hast. Jedoch würde ich empfehlen, hier doch noch einmal einen zweiten Blick zu riskieren und vielleicht nicht gerade "Liebe ist nur ein Wort" dabei zu wählen. Der ist zwar nach meinem Empfinden auch überaus gelungen, jedoch recht melodramatisch und etwas atypisch. "Und Jimmy ging zum Regenbogen" oder "Alle Menschen werden Brüder" würde ich da als Einstieg empfehlen. "Der Stoff, aus dem die Träume sind" ist in meinen Augen die gelungenste Simmel-Verfilmung der 1970er Jahre, jedoch extrem umfangreich, und es bedarf eines wachen Auges, nicht den Faden zu verlieren in dem Mammutwerk. Vielleicht ist es aber der beste Alfred-Vohrer-Film überhaupt. Meines Erachtens ein absolutes Meisterwerk. Ebenso interessant ist Roland Klicks "Lieb Vaterland magst ruhig sein". Von der Machart her gegenüber Alfred Vohrers Filmen noch eine Spur derber und dreckiger.

Was die Kaviar-TV-Serie anbelangt: Sie krankt auch in meinen Augen an viel zu geschwätzigen und langatmigen Büchern. Es wirken manche Geschichten belanglos und zudem noch über Gebühr in die Länge gezogen. Hinzu gesellt sich mit Thomas Engel leider ein Regisseur, von dem ich nichts halte und der auch in dieser Produktion für Langatmigkeit und biedere Erzählweise steht. Zudem machte Engel aus seinem Hauptdarsteller so eine Art soften Frauenversteher, der mir mit der Zeit wahnsinnig auf den Nerv gefallen ist und der hinsichtlich seiner Abenteuer abseits der Bettkante eher unglaubwürdig daherkam. Alles in allem hat mich das kaum vom Hocker gehauen.

Gruß
Jan

Ray Offline



Beiträge: 1.930

08.01.2017 20:20
#11 RE: Es muss nicht immer Kaviar sein (TV-Serie, BRD 1976) Zitat · Antworten

Zitat von Jan im Beitrag #10
Zitat von Ray im Beitrag #1

Ich bin weder ein großer Fan der "Kaviar"-Filme der 1960er (zu hektisch und albern für meinen Geschmack) noch von den Simmel-Kinofilmen der 1970er-Jahre (bis heute nur einen gesehen).


Ich weiß nicht, welchen der 1970er Filme Du gesehen hast. Jedoch würde ich empfehlen, hier doch noch einmal einen zweiten Blick zu riskieren und vielleicht nicht gerade "Liebe ist nur ein Wort" dabei zu wählen. Der ist zwar nach meinem Empfinden auch überaus gelungen, jedoch recht melodramatisch und etwas atypisch. "Und Jimmy ging zum Regenbogen" oder "Alle Menschen werden Brüder" würde ich da als Einstieg empfehlen. "Der Stoff, aus dem die Träume sind" ist in meinen Augen die gelungenste Simmel-Verfilmung der 1970er Jahre, jedoch extrem umfangreich, und es bedarf eines wachen Auges, nicht den Faden zu verlieren in dem Mammutwerk. Vielleicht ist es aber der beste Alfred-Vohrer-Film überhaupt. Meines Erachtens ein absolutes Meisterwerk. Ebenso interessant ist Roland Klicks "Lieb Vaterland magst ruhig sein". Von der Machart her gegenüber Alfred Vohrers Filmen noch eine Spur derber und dreckiger.

Was die Kaviar-TV-Serie anbelangt: Sie krankt auch in meinen Augen an viel zu geschwätzigen und langatmigen Büchern. Es wirken manche Geschichten belanglos und zudem noch über Gebühr in die Länge gezogen. Hinzu gesellt sich mit Thomas Engel leider ein Regisseur, von dem ich nichts halte und der auch in dieser Produktion für Langatmigkeit und biedere Erzählweise steht. Zudem machte Engel aus seinem Hauptdarsteller so eine Art soften Frauenversteher, der mir mit der Zeit wahnsinnig auf den Nerv gefallen ist und der hinsichtlich seiner Abenteuer abseits der Bettkante eher unglaubwürdig daherkam. Alles in allem hat mich das kaum vom Hocker gehauen.

Gruß
Jan




Es war "Die Antwort kennt nur der Wind". Fand ihn "okay", aber eben auch nicht so gut, dass ich schnell alle weiteren Filme sehen wollte. Erinnere mich vor allem, wie erschrocken ich war, als Karin Dor das erste Mal zu sehen war. Die Jahre ab 1969 hatten ihr offenbar sehr zugesetzt. Bei entsprechnder Gelegenheit (TV-Ausstrahlung, günstige DVDs) werden die anderen Filme aber nachgeholt, versprochen. Bei der Serie hier war es einerseits das Angebot, andererseits die Aussicht auf viele bekannte (Wallace-)Gesichter, die mich zum Angebot animiert hat.

Jan Offline




Beiträge: 1.753

09.01.2017 16:27
#12 RE: Es muss nicht immer Kaviar sein (TV-Serie, BRD 1976) Zitat · Antworten

Zitat von Ray im Beitrag #11

Es war "Die Antwort kennt nur der Wind". Fand ihn "okay", aber eben auch nicht so gut, dass ich schnell alle weiteren Filme sehen wollte.


Der ist auch nicht gerade mein Liebling unter den Simmel-Filmen. Er geriet (mit viel Aufwand) eher nüchtern und ist halt eine solide und auch etwas glatte internationale Großproduktion, währenddessen - vielleicht abgesehen von "Gott schützt die Liebenden" - die übrigen Beiträge zwar häufig internationale Schauplätze haben, jedoch eher deutsch geprägt sind. Das Gespann Vohrer-Purzer-Steinberger (und z.T. gehörte auch noch Erich Ferstl dazu) entwickelte bei Simmel und auch bei Puschkin eine ganz eigene Erzählweise. Diese Dreier-Paarung war ein echter Glücksgriff. Alfred Vohrer - seinerzeit immerhin in einem Alter, in dem der Normalsterbliche an seine Verrentung zu denken beginnt - ließ sich vollständig auf den Nachwuchs (Steinberger *1937, Purzer *1931) ein und ließ ihn echt gewähren. Daraus entstanden moderne, z.T. auch unkonventionelle Filme, deren Gipfel (neben Steinbergers Kameraakrobatik) wohl die filmische Vorblende in "Der Stoff, aus dem die Träume sind" war - also keine allgemein bekannte Rückblende, sondern das Umsetzen einer Vorahnung. Simmel selbst hielt das für filmisch nicht realisierbar, ließ sich im Wesentlichen aber deswegen kooperativ darauf ein, weil er zwei Jahre zuvor, als Waldleitner die Rechte an "Und Jimmy ging zum Regenbogen" erwarb, den Roman insgesamt für nicht verfilmbar hielt und dann mit dem Endergebnis doch vollauf zufrieden war.

Gruß
Jan

Savini Offline



Beiträge: 756

12.10.2021 08:52
#13 RE: Es muss nicht immer Kaviar sein (1976, TV) Zitat · Antworten

Zitat von Ray im Beitrag #1
Produzent war wie schon bei den Kinofilmen aus den 1960er-Jahren Artur Brauner, das Drehbuch stammte von Horst Pillau und (Folge 1-6) von Ladislas Fodor, der zuvor u.a. die Drehbücher für die Dr.Mabuse-Filme der CCC verfasst hatte.

Die Sache mit den Drehbüchern verwundert mich aus zwei Gründen etwas: Zum einen werden bei den ersten sechs Folgen Fodor und Pillau angegeben, danach nur noch Pillau, obwohl es sich um eine durchgehende Geschichte handelt.
Daneben scheint Fodor sich um 1970 herum zurückgezogen zu haben, war 1976/77 ein Endsiebziger und schon einige Jahre nicht mehr als Autor aktiv.
Könnte es sein, dass Brauner schon einige Jahre zuvor einen Mehrteiler plante, sein damaliger Stammautor mit dem Schreiben von Drehbüchern (oder zumindest Treatments) dafür begann, die Pläne dann aber auf Eis gelegt wurden und Pillau einige Jahre später dann Fodors Entwürfe als Vorlage nutzte?

Georg Offline




Beiträge: 3.263

12.10.2021 15:45
#14 RE: Es muss nicht immer Kaviar sein (1976, TV) Zitat · Antworten

Ich war mit dem erst vor vier Monaten verstorbenen Autor Horst Pillau die letzten Jahre in sehr engem Kontakt und deshalb kann ich hierzu eine Antwort geben: In der Tat war es so, dass Fodor (laut Pillau ein damals in London lebender Ungar) die ersten Drehbuchentwürfe schrieb. Da Fodor die Kriegs- und Nachkriegszeit in Deutschland (und insbesondere in Berlin) nie erlebt hatte und seine Treatments daher nicht realistisch genug bzw. abstrakt wirkten, übergab Brauner das komplette Drehbuch an Horst Pillau. Dieser kannte die Lage in Berlin nach dem Krieg sehr gut, weil er dort gelebt hatte und seine Erfahrungen darüber in dem Stück "Der Kaiser vom Alexanderplatz" verarbeitet hatte, das Brauner auch unter Erik Odes Regie mit Rudolf Platte verfilmen ließ.

Savini Offline



Beiträge: 756

12.10.2021 15:53
#15 RE: Es muss nicht immer Kaviar sein (1976, TV) Zitat · Antworten

Danke für diese Informationen! Ich hätte jetzt nicht erwartet, dass jemand hier über so genaues Insider-Wissen verfügen könnte.

Hat Pillau auch noch etwas dazu gesagt, ob Fodors Entwurf eventuell schon ein paar Jahre zuvor geschrieben worden war?

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