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Dieses Thema hat 4 Antworten
und wurde 505 mal aufgerufen
 Off-Topic
DanielL Offline




Beiträge: 4.155

23.12.2016 00:51
Rückblick 2016 Zitat · Antworten

Vor dem Jahresende möchte ich wieder die Gelegenheit nutzen, euch frohe und besinnliche Feiertage zu wünschen und euch einzuladen zur traditionellen Review-Diskussion. Hinter uns liegt ein Jahr mit vielen politischen und gesellschaftlichen Geschehnissen, die einen nachdenklich stimmen. Hier soll es nun aber in erster Linie um forenbezogenen Themen gehen. @Gubanov beispielsweise wird ja sicherlich wieder seine Neu- und Wiederentdeckungsliste mit uns teilen.

Was mir immer am Herzen liegt, ist ein Rückblick auf besondere Verdienste bei DVD-, Blu-ray-, Filmbuch-Veröffentlichungen usw. Denn vieles, was man zum Veröffentlichungszeitpunkt diskutiert, verliert sich schnell in Details. Und Institutionen und Unternehmen, die einen besonders guten Job machen, sollten bei dieser Gelegenheit noch mal eine Bühne bekommen.

Daher frage ich wieder:

Was war die DVD- oder Blu-ray-Veröffentlichung des Jahres 2016?
Welches ist das Label des Jahres 2016?
Gab es eine Fernsehausstrahlung von besonderer Bedeutung (Restauriertes Bildmaster, besondere Dokumentation, Programmierung, etc.)?
Gab es sonstige ehrwürdige Veröffentlichungen (Filmbücher, Dokumentationen, Ausstellungen, etc.)?

Zur ersten Frage habe ich in den vergangenen beiden Jahren meine Highlights gleich mitgeliefert. Dieses Jahr fällt mir das schwer. Entweder es war ein außerordentlich schwaches Jahr was besonders herausragende Veröffentlichungen betrifft, oder ich habe etwas total vergessen oder übersehen. Vor Jahren hatte ich von den EMS-Scheiben wie "Die Schlangengrube und das Pendel" geschwärmt, 2014 hatte ich hier aufgrund der nach Jahren bescheidener TV- und Videomaster tollen Scans der Cotton Blu-rays von Filmjuwelen genannt, 2015 war es die grandios ausgestattete EDV-Limited-Edition von "Die Engel von St. Pauli" von Subkultur Entertainment. Wäre die sich als episch abzeichnende Blu-ray-Veröffentlichung von "Blutiger Freitag" noch in das laufende Jahr gefallen, hätte Subkultur den Titel in meinen Augen locker verteidigt. Subkultur hat sicherlich eine durchgehend gute Qualität, wobei ich mit den anderen 2016er-Titeln inhaltlich nichts anfangen konnte und daher keine Auskunft geben kann. Bei den anderen Labels, wo man immer auf eine tolle Edition hoffen kann wie Koch, tlw. Filmart, Explosive Media oder Anolis kann ich mich ebenfalls nicht an Käufe mit 2016er Erstveröffentlichung erinnern. Bei den soliden "Dauerlieferanten" Filmjuwelen und tlw. Pidax habe ich den ein oder anderen Kauf getätigt, der auch noch aus vorherigen Jahrgängen offen war. Im Giallo-Bereich, den ich als Kunde immer nur hier und da streife, gab es sicherlich im Bereich der BR und Mediabooks bestimmt noch einige "outstanding" VÖs? Ich bin ein wenig ratlos was die VÖ des Jahres angeht. Als Label des Jahres würde ich am ehesten in meinem Kaufbereich Filmjuwelen für die Konsequente Fortführung der (Abenteuer-)krimis nennen, wenn da auch keine besonders prachtvoll ausgestatteten Editionen beheimatet sind. Auch Fernsehsender und Programmplätze, die etwa einen lang ersehnten Film ausstrahlen oder einen beliebten Film endlich in gutem Bildmaster zugänglich machen, waren 2016 doch weitgehend Fehlanzeige. Gerade von den öffentlich-rechtlichen Sendern würde ich mir auch ein Bewusstsein wünschen, zum Erhalt ihrer eigenen und anderer Filmwerke beizutragen. Ich hoffe sehr, 2017 wird ein ertragreicheres Jahr.

Rückblick-Threads:
Rückblick 2015
Jahresende: Rückblick 2014 (DVD, TV, Events, Filmbücher,...)

Gruß,
Daniel

Ray Offline



Beiträge: 1.930

31.12.2016 00:15
#2 RE: Rückblick 2016 Zitat · Antworten

Auch ich möchte mich gerne wieder an dem Rückblick beteiligen.


-DVD-/Blu-Ray-VÖ des Jahres

Auch ich tue mich hier schwer. Aktuell halte ich das Mediabook zu "Dressed to kill", dem Thriller-Klassiker von Brian De Palma, der sich inhaltlich und optisch zwischen Hitchcock und Argento bewegt, in den Händen. FilmConfect hat den Film jüngst in der neuen Reihe "FilmConfect Essentials" veröffentlicht. Der Film erscheint hierzulande erstmals uncut und auf Blu-Ray. Das Mediabook enthält ein eingearbeitetes Booklet von Dr. Marcus Stiglegger, das Original-Kinoplakat und einige Featurettes auf der Blu-Ray selbst. Bild und Ton gehen in Ordnung. Alles in allem eine sehr empfehlenswerte VÖ, zumal der Preis mit ca. 19€ fair ausfällt.

Bei Filmjuwelen waren meine Highlights dieses Jahr "Nur tote Zeugen schweigen" und "Schüsse im 3/4-Takt", wobei ich letztere VÖ als nahezu rundum gelungen bezeichnen würde.


-Label des Jahres

Aufgrund des hohen Outputs Filmjuwelen.


-Sonstige ehrwürdige VÖen

Hier erscheint mir der richtige Platz, um nochmals ein großes Kompliment für das Buch "Der unheimliche Mönch auf Schloss Hastenbeck" von Kai Gurski auszusprechen. Dank dieses Werkes erhält der Wallace-Freund einen in der detaillierten Form nie da gewesenen Einblick in die Dreharbeiten eines einzelnen Wallace-Films. Dem Autor gelang eine gesunde Mischung aus harten Fakten und amüsantem Klatsch, das Preis-/Leistungsverhältnis ist großartig. Jeder, der das Buch noch nicht besitzt, sollte unbedingt zugreifen!

Ansonsten erfreut die Wallace-Hörspielreihe des Hörplaneten weiter durch ihre regelmäßige und qualitativ hochwertige Fortführung. Anfang 2017 geht es mit "Der grüne Bogenschütze" weiter.

Schließlich wurde das Jahr eingerahmt von Diskussionen um "Wallace & Blu-Ray". Zum Ende des Jahres gab es gleich zweimal frohe Kunde: Universum legt eine zweite Box vor, zudem erscheint via Koch Media ein Mediabook von "Das Geheimnis der grünen Stecknadel". Das Thema bleibt also auch in 2017 spannend.


P.S.: Allen einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

31.12.2016 11:00
#3 RE: Rückblick 2016 Zitat · Antworten

Schöne Forumstradition, dieser Rückblick! Ich muss allerdings eingestehen, dass ich, was die Veröffentlichungen des Jahres 2016 angeht, nur sehr bedingt mitsprechen kann. Ich kaufe keine Blu-rays und auch DVDs nur selten am Erscheinungsdatum, was nicht immer unbedingt, aber sicher auch teilweise damit zu tun hatte, dass das DVD-Jahr 2016 - wie schon oben angesprochen - recht highlightlos (aber trotzdem immer wieder von netten Kleinigkeiten durchzogen) war. Dementsprechend kam bei mir dieses Jahr ein breiter Mix an VÖs von 1999 bis 2016 dazu. Deshalb nur ganz kurz ein paar (unorthodoxe) Antworten zu den Fragen von @DanielL:

Was war die DVD- oder Blu-ray-Veröffentlichung des Jahres 2016?
Nimmt man filmisches Renommee, Bildqualität und äußerliche Wertigkeit zusammen, geht meine Nominierung an Veit Harlans Ufa-Farbfilme "Immensee" und "Opfergang" von Concorde Home Entertainment. Bitte unbedingt mehr Filme von vor Kriegsende in einer derart hochwertigen Aufmachung (und nicht nur Schmonzetten)!

Welches ist das Label des Jahres 2016?
Im DVD-Bereich wüsste ich kein Label besonders hervorzuheben. Von Filmjuwelen wanderten vier 2016 veröffentlichte Filme in meine Sammlung, doch das Label hat seinen Standard sowohl an interessanten VÖs als auch an Qualität der Auswertungen drastisch gesenkt (keiner der gekauften Titel war sorgfältig restauriert). Bei Pidax konnte ich dieses Jahr nur eine einzige Perle entdecken, die ich unbedingt sofort haben musste. Hier ist die Quote der total uninteressanten Produktionen bzw. offenkundigen Geldschneidereien für mein Dafürhalten zu hoch. Icestorms Klassikerreihe gefiel mir 2016 gut, aber die VÖs sind so barebones, dass man das Label kaum dafür auszeichnen kann. Insofern weiche ich hier auf den Hörspielsektor aus, wo mir sofort der Hörplanet mit seinen vorzüglichen Edgar-Wallace-Hörspielen einfällt. Spitzenklasse!

Gab es eine Fernsehausstrahlung von besonderer Bedeutung (Restauriertes Bildmaster, besondere Dokumentation, Programmierung, etc.)?
Meine alljährliche "Fernsehausstrahlung von besonderer Bedeutung" ist bekannterweise der Eurovision Song Contest. Auf dem Krimigebiet habe ich dieses Jahr nur "Inspektion Lauenstadt" (auf SWR) und "Der Engel, der ein Teufel war" (auf Arte) aufgenommen - beides liegt noch (teilweise) ungesehen auf der hohen Kante.

Gab es sonstige ehrwürdige Veröffentlichungen (Filmbücher, Dokumentationen, Ausstellungen, etc.)?
Ich schließe mich @Ray an: "Der unheimliche Mönch auf Schloss Hastenbeck" dürfte der klare Abräumer in dieser Kategorie sein. Mein Filmbüchervorrat erweiterte sich sonst hauptsächlich um antiquarische Publikationen. International möchte ich auf zwei Neuveröffentlichungen hinweisen, die hier noch nicht zur Sprache gekommen sind und die noch darauf warten, von mir importiert zu werden: "Agatha Christie on Screen" von Mark Aldridge und "Granada's Greatest Detective" (Bretts Holmes) von Keith Frankel.

Heute Abend folgt noch meine Rückschau auf Filme und Serien, die ich dieses Jahr mit besonderer Freude gesehen habe. Dabei ist mir dann das VÖ-Datum der entsprechenden DVDs total egal.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

31.12.2016 23:30
#4 RE: Rückblick 2016 Zitat · Antworten

Auch 2016 war wieder ein gutes Jahr für Film- und Serienbesprechungen, von denen ich zum Jahresabschluss wieder meine persönlichen Favoriten vorstellen möchte. Da die Welt des Films groß ist, standen auch in diesem Jahr mehr Neusichtungen als Wiederentdeckungen an; doch beginnen möchte ich mit den Highlights unter den vertrauten Klassikern, denen ich in den letzten 12 Monaten wieder verstärkt Aufmerksamkeit schenkte:

Die TV-Serie mit Erik Ode und Co. schnitt nicht nur im Ermittler-Grandprix gut ab, sondern bescherte mir wieder wohlige Krimistunden in typischen Herbert-Reinecker-Konstellationen. Die Handschrift des Autors ist so markant, dass sie die meisten anderen Aspekte der Serie überschattet und zugleich Fluch und Segen in Folgen ist, die entweder spannende Krimikost oder maue Sozialkritik servieren. Anspieltipp: Der Moormörder.
Vielen gilt sie als beste Holmes-Serie überhaupt. So ambitioniert, wie Jeremy Bretts Karriere als Londons berühmtester Privatdetektiv begann, war kaum je eine andere Verfilmung der Doyle-Geschichten. Leider büßte die Serie mit den Jahren stark an Qualität ein - eine Serienkomplettsichtung führt die traurige Entwicklung unverhohlen vor Augen. Anspieltipp: Das Ritual der Familie Musgrave.
Die Abenteuer der Kopenhagener Diebesbande strapazieren die Lachmuskeln bis zum Äußersten. Die raffinierten, schwarzhumorigen Krimikomödien, in denen die kleinen Ganoven am Traum vom großen Geld scheitern, sind immer gleich aufgebaut und entfalten immer die gleiche erfrischende Wirkung. Anspieltipp: Die Olsenbande stellt die Weichen.
Sergio Martino muss als einer der talentiertesten Giallo-Regisseure neben Dario Argento gelten und sein Genre-Erstling "Der Killer von Wien" ist ein gruselig-gemütlicher Mustergiallo, in dem ein Messermörder ausnahmsweise nicht durch römische Nächte sondern an der dunklen Donau entlangschleicht.
Nachkriegskrimi mit hervorragenden Rollen für die späteren Wallace-Mimen Richard Häußler, Hans Söhnker und Ilse Steppat. Der Film geriet für das Jahr 1950 sehr flott und modern und stellt gewissermaßen eine Brücke zwischen älteren Vertretern des Genres und Krimis der späten Fünfzigerjahre dar, die dann den Weg für den Ausbruch der Wallace-Welle bereiteten.
Bei den Kinofilmen nach Christie-Büchern lag mein diesjähriger Fokus auf Verfilmungen des "Zehn kleine Negerlein"-Stoffs und der Miss-Marple-Geschichten. Auf beiden Terrains zeigt sich, wie häufig Christies konsequente, böse Krimis fürs Kino abgeschwächt und familiengerecht zusammengestutzt wurden. Trotzdem entfalten die meisten Filme immer noch ein nostalgisches Vergnügen. Anspieltipp (und originalgetreue Ausnahme): Das letzte Weekend.
In den 30ern, 40ern und 50ern entstanden in Großbritannien die wohl authentischsten Edgar-Wallace-Verfilmungen. Im Gegensatz zu den späteren, stärker dem Zeitgeschmack aktuellerer Zuschauerschaften angepassten Verfilmungen ist hier der Geist der Vorlagen stärker zu spüren. Für von den Rialtos übersättigte Wallace-Fans auch eine gute Gelegenheit, sich dem Lieblingsautor in anderer Form zu nähern. Anspieltipp: Der Würger kommt um Mitternacht.
Ich gestehe: Ich habe dazu kaum etwas geschrieben - und doch lag 2016 mehr als die Hälfte der über 70 Poirot-Folgen mit David Suchet bei mir im Player. Diese Serie ist ein wahrer Genuss! Suchet zeigt Poirot, wie Christie ihn sich vorgestellt haben muss. Die allermeisten Produktionen werden den Büchern gerecht oder verbessern sie sogar noch. In den exzellent restaurierten Fassungen sehen alle Folgen aus, als wären sie gestern gedreht worden. Diese Box sollte 2017 dringend auch in Deutschland erscheinen! Anspieltipp: eigentlich viel zu viele, ich lege mich mal auf "Das unvollendete Bildnis" fest.

Meine spannendsten Neuentdeckungen 2016 waren:
Wer eine Verhohnepiepelung von Sherlock Holmes fürchtet, kann beruhigt sein: Dieser Film ist eine versierte Neuinterpretation der Jahre, die zwischen Holmes' angeblichem Sturz in den Reichenbachfall und seinem Wiederauftauchen vergingen. Auch wenn Nicol Williamson sicher kein idealer Holmes-Darsteller ist, gleichen Robert Duvall als Dr. Watson und Alan Arkin als Sigmund Freud das wieder aus.
Die Hafenstadt Hamburg und der Tierpark Hagenbeck gehören untrennbar zusammen. Dennoch sieht man Hagenbecks im Kriminalfilm eher selten. Dieser etwas gemächliche, aber sehr atmosphärische Nachkriegskrimi ist eine rühmliche Ausnahme.
Hier wird mit harten Bandagen gekämpft: Wenn ein Bandenboss in Gestalt von Edward G. Robinson o.ä. auf der Leinwand auftaucht, geht es um organisiertes Verbrechen und politische Einflussnahme. Die zu Beginn der Dreißigerjahre entstandenen Filme sind bis heute beeindruckend und geschichtlich lehrreich, was z.B. die Prohibitionszeit oder die Entstehung des FBI angeht. Anspieltipp: Der FBI-Agent.
Diese Kurt-Ulrich-Produktion könnte fast eine Wallace-Epigone sein. Stellenweise von amüsanter Kupplerparodie überschattet, spielt sich hier ein raffinierter Gattenmord (oder auch nicht?) ab. Geniale Besetzung mit Elisabeth Flickenschildt, Hans Nielsen und Ina Duscha - ja, Ina Duscha.
Einer meiner nur zwei Ausflüge in die Gruselwelten der Hammer-Studios war dieser spannende Thriller mit einer hervorragenden Bette Davis als Kindermädchen und dem ihr in nichts nachstehenden Kinderdarsteller William Dix als bösartiger (?) Junge. Die hammer-typische Verunsicherung schleicht sich sozusagen bis ins Kinderzimmer und kommt damit besonders gefährlich daher.
Für Krimis muss man den Blick nicht zwangsläufig nach England richten, auch Schweden bietet sich an - zwar hauptsächlich mit modernen, deprimierenden Killerfantasien, aber auch mit einer angenehmen, leichtfüßigen und dennoch substanziellen Ausnahme namens "Crimes of Passion". Die Serie, die auf den Büchern von Maria Lang basiert, überzeugt durch ihre ungewöhnliche Ermittlerkonstellation und die gut gezeichneten Randfiguren, die das schwedische Landleben der Fünfzigerjahre aufleben lassen. Anspieltipp: King Lily of the Valley.
In den Fünfzigerjahren war der Drang, die jüngste Vergangenheit aufzuarbeiten, in der jungen Bundesrepublik freilich sehr ausgeprägt. Es entstanden einige Filme, die die düstersten Seiten des Dritten Reiches aufzeigen, ohne dabei auf plumpe Schlachtfeldszenen zurückzugreifen. Besonders wirkungsvoll erschien mir "Der Fuchs von Paris", ein Spionagekrimi mit den Garanten Martin Held, Hardy Krüger und Marianne Koch.
Wo andere Halbstarkenfilme Hysterie verbreiten, zeichnet "Am Tag als der Regen kam" ein verständnisvolles Bild eines Aussteigers, aber auch der Probleme des Anführers einer Motorradclique. Das Regietalent des re-immigrierten Gerd Oswald zeigt sich in sensibler Schauspielerführung und schönen Berlin-Aufnahmen.
Nicht wirklich eine Neuentdeckung, sondern vielmehr eine Fortführung. Lange war ich skeptisch, ob nach der ausgezeichneten ersten Staffel die Folgen 14 bis 26 mithalten können würden. Im April traute ich mich dann endlich an die zweite Staffel, die sich als ähnlicher Volltreffer wie ihr Vorgänger erwies. Essie Davies ist ein radikaler Gegenentwurf zu den typischen Männerdetektiven und sie nutzt diesen Umstand zu ihrem Vorteil, ohne übertrieben emanzipatorisch den Zeigefinger zu heben. Anspieltipp: Weihnachts-Mord.
Wer "Die Gentlemen bitten zur Kasse" mochte und keine Vorbehalte gegen moderne Klassikerverfilmungen hat, wird an diesem "Remake" von 2013 ebenfalls Gefallen finden. Wobei der Begriff Remake in diesem Fall natürlich ein bisschen ehrabschneidend ist, denn man orientierte sich freilich am echten Fall und nicht an dessen NDR-Adaption. Besonders die spannungsreiche Nachstellung des feldstabsmäßig geplanten Raubzugs bleibt nachhaltig in Erinnerung.
Kein Krimi, sondern die emotional aufgeladene Schilderung einer "Republik"-Flucht aus der DDR nach West-Berlin. Der auf einem realen Fall basierende Film erzählt die Geschichte eines Lokführers, der mit seiner Familie ungebremst an einer grenznahen Endstation durchzufahren plant. Bis das in die Tat umgesetzt werden kann, sind viele kleine Hindernisse zu überwinden und das Vertrauen zu verschiedenen Bekannten und Freunden abzuwiegen. Ausgesprochen fesselnd! 2017 bitte unbedingt auf DVD bringen, Pidax.
Ist es langweilig oder konsequent, dass ich zum zweiten Mal in Folge dasselbe Highlight anführe? 2016 stand für mich im Zeichen des tieferen Eintauchens in die Welt der Kriminalfilme, die bis Kriegsende entstanden. Vom reinen Detektivkrimi über Filme mit Drama- oder Komödienanstrich ist die Palette breit gefächert und meist sehr qualitätvoll. Leider erhält man nur wenige (und dann eher die schwächeren) Filme auf DVD. Anspieltipp und Ausnahme: Was wird hier gespielt?

Mit dieser Liste verabschiede ich mich von 2016 und wünsche allen Forenmitgliedern ein frohes (Film-)Jahr 2017.

Peter Offline




Beiträge: 2.886

01.01.2017 15:27
#5 RE: Rückblick 2016 Zitat · Antworten

Ganz spontan auch von mir ein kleiner Jahresrückblick:

DIE VÖ des vergangenen Jahres war natürlich die Blu-ray WINNETOU - Der Mythos lebt. Schon allein, weil eine Riesen-Produktion dahintersteckt und die Filme so schön polarisieren... Ich finde das gesamte Projekt sehr, sehr gelungen, die Blu-ray ist für drei Spielfilme und ein tolles, ausführliches Making-of zudem sehr preisgünstig.

Pidax hat mir einige schöne Sachen geboten, zum Beispiel "Maigret", "Der schwarze Freitag", "Kein Geldschrank geht von selber auf" sowie die Blu-ray von "Hotel Adlon". Und der gute Weg wird fortgesetzt, da interessante Geschichten wie "Die Kette" und "Als geheilt entlassen" bereits angekündigt sind und sehr bald erscheinen werden.

Zu meine persönlichen Filmentdeckungen des Jahres gehören, unabhängig vom Erscheinungsjahr, "Unter dem Sand" (D/DAN 2015), "Marie-Octobre" (FRA 1958), "Taxi Teheran" (IRN 2015), "Die Frau in den Dünen" (JAP 1964), "Der Fall Jägerstätter" (AUT/D 1971, A. Corti), "Die Ermittlung" (D 1966, P. Schulze-Rohr), "Am grünen Strand der Spree" (D 1960, F. Umgelter) - oder auch "Frühstück bei Monsieur Henri" (FRA 2016), "Der Staat gegen Fritz Bauer" (D 2015, L. Kraume), "Victoria" (D 2015, S. Schipper) und "Zeit der Kannibalen" (D 2014, J. Naber). Ich denke auch gern an die Hammer-Suspense-Box zurück, an "Der Fall Rabanser" oder "Flucht nach Berlin". "Toni Erdmann" habe ich noch nicht gesehen.

Ins Kino gehe ich eher selten, aber ein Besuch hat sich besonders gelohnt, als es nämlich hieß: "Willkommen bei den Hartmanns".

Natürlich freue ich mich auf die zweite Wallace-Blu-ray-Box und auf die neue "Stecknadel".

Auf dem Büchersektor haben mir die unerwartet tiefen Einblicke in die Mönchs-Dreharbeiten durch das "Hastenbeck"-Buch viel Spaß gemacht. Ansonsten gehörten zu den forumsrelevanten Werken in meinem Bücherjahr folgende Werke, von denen ich manche noch nicht komplett geschafft habe und mich also 2017 daran weiterfreuen kann:
"Geliebt und verdrängt - Das Kino der jungen Bundesrepublik Deutschland von 1949 bis 1963"; "Nie am Ziel: Helmuth Lohner", "Hardy Krüger: Was das Leben sich erlaubt.", "Claus Theo Gärtner: 'Matula, hau mich hier raus!'". Dazu natürlich ältere Erscheinungen wie "Drehort Hamburg", "Drehort Berlin" oder "Cary Grant und seine Filme".

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