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Dieses Thema hat 4 Antworten
und wurde 404 mal aufgerufen
 Off-Topic
Peter Offline




Beiträge: 2.886

30.10.2016 10:30
Manfred Krug - Ein Nachruf Zitat · Antworten

Er war der erste wirkliche deutsch-deutsche Fernsehstar und blieb einer der wenigen. Und er war - zum Zeitpunkt seines Ausstiegs - der Tatort-Kommissar mit den meisten Einsätzen, sogar drei mehr als sein kongeniale Kollege Charles Brauer. Er war Schauspieler, Musiker und Autor, eine vielseitige Legende.
Nach seinem Rückzug aus dem Fernsehen war es in den letzten Jahren stiller um ihn geworden. Am 21. Oktober ist Manfred Krug im Alter von 79 Jahren an einer Lungenentzündung gestorben.

Deutsch-deutsch entwickelte sich sein Leben ungeahnt früh. Geboren worden war er in Duisburg. Sein Vater Eisenhütten-Ingenieur. Kindheit im Ruhrgebiet der Kriegszeit. Auch psychisch ein Stahlbad, es galt nur das Überleben zu sichern. Alltagssorgen nach dem Krieg. Gescheiterte Ehe der Eltern. Der Vater auf Arbeitssuche, dann dessen schicksalhafter Wechsel nach Leipzig und Brandenburg. Mit 12 verließ Manfred seine Großmutter und folgte dem Vater 1949 in die neu gegründete DDR. Aus der Lehrzeit als Stahlschmelzer blieb die markante Narbe auf der Stirn.
Dass Krug schon früh künstlerische Ambitionen hatte, war klar. Die Initialzündung war dennoch ein irrer Zufall. Ein Fernsehteam besuchte das Kombinat, Krug schmolz dahin. So eine Arbeit wollte er fortan auch machen, die Zeiten der Knochenmühle sollten vorbei sein.
Abendschule, Brecht-Ensemble, immer wieder Live-Auftritte, Jazz. Tatsächlich kam die Musiker- und Schauspieler-Karriere recht schnell in Schwung. Frech und aufmüpfig war er immer, aber dank schnell erworberner Popularität konnte er sich leisten, Grenzen der allzu berechtigten Kritik am System auszuloten.
Etwas befremdlich wirkt es heute, dass eher skurrile denn bedeutende Filmwerke wie "Spur der Steine" in der DDR für eine solche innenpolitische Aufruhr sorgen konnten. Vorerst freilich nur in den Köpfen der Funktionäre, die unliebsame Filme und Bücher in den Giftschrank steckten, ganz genau so, wie sie unliebsame Mitbürger einsperrten, gefügig machten, ermordeten. Aber der Freiheitsdrang ließ sich nicht ewig aufhalten, wie wir wissen. Zum Glück.
Die Wende erlebte Krug allerdings nicht in der DDR. Nach dem Biermann-Rausschmiss solidarisierte er sich und wurde fortan leichten Schikanen ausgesetzt. Erst recht, als er folgerichtig den Ausreiseantrag stellte, der nach zermürbendem Hin und Her zum Neu-Anfang in West-Berlin verhalf.
Verarbeitet hat Krug seinen nicht zu knappen Abschiedsschmerz und seinen Groll auf die Diktatoren in seinem empfehlenswerten Buch "Abgehauen", das nicht zuletzt auf heimlichen und damit hochriskanten Tonbandaufnahmen basiert. Authentischer ist das Verhalten der Funktionäre gegenüber dem Kulturbetrieb der DDR weder vorher noch nachher je geschildert worden.
Um dieses Thema auch über alle Grenzen populär zu machen, musste es erst noch stilisiert und dramatisiert werden. Donnersmarcks "Leben der Anderen", Tellkamps "Turm". Dass auch "Abgehauen" verfilmt wurde, ist inzwischen nicht mehr so stark im Bewußtsein. Der große Regisseur Frank Beyer sorgte aber für die nötige Intensität, Behutsamkeit und Qualität.

Dann endlich im Westen. Krug als Vorhut, der Zusammenbruch der DDR sollte noch 12 Jahre auf sich warten lassen. Zunächst drehte er dankbar "Auf Achse", weil er damit endlich die Welt erkunden konnte. Es folgte seine zweifellos beste Rolle. "Liebling Kreuzberg". Pures Berlin vor der Wende, mit echter Schnauze, dennoch ausgeklügelt bis in die Nebenrollen, vom großen Autor Jurek Becker. Die Serie zu Recht vielfach ausgezeichnet, die Hauptrolle des brillanten aber nicht mehr so sehr motivierten Anwalts hätten wohl nicht viele andere spielen können. Später 41 mal Tatort. Krug als anerkannte Institution des Sonntagabends. Erst vom Westen in Osten, dann also in den Norden. Als wäre das typische Nordlicht Stoever nie woanders gewesen.

Wenn der gereifte Manfred Krug sprach, klang immer sein scharfer Verstand mit, sein Sinn für die Realität, sein Humor, sein Wille zu überzeugen und Ausgleich zu schaffen, wo konträre Meiningen eine harte Front bildeten. Und Bescheidenheit. Bemerkenswert sein Ausspruch zu 'Liebling Kreuzberg': "Wir merkten schnell, dass die Bücher von Jurek Becker so gut waren, dass es auch mit einem Manfred Krug ging. Wir brauchten keinen Star."

Havi17 Offline




Beiträge: 3.763

31.10.2016 12:09
#2 RE: Manfred Krug - Ein Nachruf Zitat · Antworten

Sehr gut und flüssig zu lesen. Danke, das ist ein würdiger Nachruf

Gruss
Havi17

Georg Offline




Beiträge: 3.263

01.11.2016 12:29
#3 RE: Manfred Krug - Ein Nachruf Zitat · Antworten

Danke für diesen würdigen Nachruf, lieber Peter! Manfred Krug war wirklich ein Schauspieler, der seine Typen authentisch und glaubhaft darstellen konnte. Egal ob als Fernfahrer in "Auf Achse", als Anwalt in "Liebling Kreuzberg", als Detektiv in "Detektivbüro Roth" oder als Kommissar im "Tatort". Er war immer ein unglaublicher Sympathieträger.
Gerne erinnere ich mich auch an seine DDR-Filme wie "Spur der Steine" oder "Wie füttert man einen Esel?".
Meine absolute Lieblingsrolle war aber - ich verrate es schon mit dem Wort - die des Anwalts Robert Liebling. Hier kamen noch die unglaublich starken Drehbücher von Jurek Becker und später von Ulrich Plenzdorf hinzu.
Ein ganz großer Schauspieler, schade, dass er im Alter nichts mehr gemacht hat.

Tarzan Offline



Beiträge: 1.038

01.11.2016 13:12
#4 RE: Manfred Krug - Ein Nachruf Zitat · Antworten

Ein Super-Schauspieler! SPUR DER STEINE, KIT & CO., DETEKTIVBÜRO ROTH, LIEBLING KREUZBERG, TATORT und ganz besonders AUF ACHSE. Manfred Krug wird unvergeßlich bleiben.

Ins Gedächtnis eingegraben hat sich aber auch seine Telekom-Aktien-Werbung. Hat er selbst ja später als "größten beruflichen Fehler" eingestanden.

schwarzseher Offline



Beiträge: 626

01.11.2016 20:20
#5 RE: Manfred Krug - Ein Nachruf Zitat · Antworten

Habe gerade zufällig gesehen das M.Krug auch E. Wallace Hörspiele gesprochen hat......muss ich mir mal was von besorgen.Die Stimme kann ich mir schon gut dazu vorstellen .

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