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 Film- und Fernsehklassiker national
Prisma Offline




Beiträge: 7.591

23.10.2016 12:26
Das Gesetz des Clans (1977) Zitat · Antworten



DAS GESETZ DES CLANS

● DAS GESETZ DES CLANS / IBIZA - DER TOD KOMMT NUR BEI BLAUEM HIMMEL (D|1977)
mit Horst Frank, Heidi Brühl, Gert Fröbe, Hellmut Lange, Friedrich Schütter, Ulrich Beiger, Mady Rahl, Brigitte Kollecker, Holger Petzold, Peter Carsten
eine CEP-Filmproduktion | im Avis Filmverleih
ein Film von Eugen York




»Also bevor wir dieses spanische Rätsel lösen, könnten wir erst mal ein Bier trinken«


Nach der Beerdigung einer Freundin von Anne Corronado (Heidi Brühl) kommt es zu schwerwiegenden Vorwürfen. Sie hält ihrem Mann Pepe (Horst Frank) vor, auf der Gehaltsliste eines berüchtigten Clans zu stehen, in dunkle Machenschaften verwickelt zu sein und in diesem Zusammenhang auch gestreckte Drogen zu vertreiben, an denen Annes Freundin letztlich gestorben ist. Die Auseinandersetzung gipfelt in der Drohung, ihn endgültig zu verlassen und ihr Schweigen über die verbrecherischen Strukturen zu brechen. Nach dem unerbittlichen Gesetz des Clans ist ihr Tod mit dieser Kehrtwendung besiegelt und sie stürzt aus dem obersten Stockwerk ihres Hotel-Penthauses. Ungereimtheiten bei den Zeugenaussagen und eine enorm hohe Lebensversicherung bringen deren Agenten Philip Brown (Gert Fröbe) und Gordon Hamilton (Hellmut Lange) auf den Plan. Sie heften sich an die Fersen von Señor Corronado. Wird er einen entscheidenden Fehler begehen oder kann er auf die Macht des Clans vertrauen...?

Im Produktionsjahr 1977 versuchte der deutsche Regisseur und Drehbuchautor Eugen York ein Kino-Comeback mit seinem starbesetzten Gangsterfilm "Das Gesetz des Clans". Sein letzer Spielfilm lag mit dem 1964 entstandenen Krimi "Nebelmörder" schon weit über ein Jahrzehnt zurück. In der Zwischenzeit war York ausschließlich im TV-Sektor in Erscheinung getreten, was man seinem Beitrag mit ungewöhnlich guten Voraussetzungen leider zu jedem Zeitpunkt ansieht. Eklatante Schwächen des Drehbuchs rauben dem Spektakel die anvisierte Brisanz und man schaut auf einen ziemlich spannungsarmen Verlauf. Dieser bäumt sich zwar hin und wieder auf, kann letztlich aber nicht durchgehend überzeugen. Zunächst gibt es auf der Habenseite sehr schöne Schauplätze und Kulissen, die nicht nur traumhaft eingefangen wurden, sondern auch das nötige Flair, beziehungsweise die Atmosphäre mitbringen. Der Versuch, eine Dynastie der Kriminalität zu skizzieren, misslingt leider vollkommen und es geht wenig Bedrohung von den mafiösen Strukturen aus. Dieses viel zu einfache Strickmuster muss man sicherlich der verantwortlichen Drehbuchautorin Hanne-Lore Morell in die Schuhe schieben, die es nicht zustande brachte, dem Fall sowohl Spannung, als auch genügend Geheimnisse mitzugeben. Alles wird dem Zuschauer ohne Feingefühl vor die Füße geworfen. Im Grunde genommen hat man es mit einer potentiell sehr interessanten Geschichte zu tun, die jedoch schlussendlich zu unausgereift wirkt. In diesem Zusammenhang sind die nahezu impulsiven, manchmal sogar nichtssagenden Dialoge nicht gerade förderlich und tragen wenig zum Verständnis bei, welches dieser Film dringend nötig gehabt hätte.

Wo an einigen Seiten die Sparflamme flackert, gibt es an anderen erfreuliche Qualitätsmerkmale. Zu nennen ist diesbezüglich unbedingt die hochkarätige deutsche Besetzung, die mit vielen bekannten Namen aufwartet. In der Hauptrolle agiert Horst Frank, dem man zunächst bescheinigen kann, dass er der richtige Mann für derartig verschlagen angelegte Rollen war. Hier gehört er zur Familie, was im Klartext heißt, das sein angenehmes Leben auf dem Gehorsam beruht. Einen Gefallen hier, einen Auftrag und eine Pflicht dort und die schützende Hand des Clans ist allgegenwärtig. Dass dafür andere über die Klinge springen müssen, liegt in der brutalen Natur der Sache. In diesem Zusammenhang hätte man gut daran getan, ein paar Veranschaulichungen und Kostproben mehr zu integrieren, denn letztlich wirken die Zusammentreffen des sogenannten Clans leider nur wie ein besseres Kaffeekränzchen. Nichtsdestotrotz, Horst Frank stattet seinen Part mit der nötigen Gewissenhaftigkeit und der nötigen Gewissenlosigkeit angesichts seines Berufes im Film aus, sodass man von einer überzeugenden Angelegenheit sprechen kann. An seiner Seite ist "bis dass der Tod sie scheidet", die wie immer bezaubernde Heidi Brühl, deren Kapazitäten man von Seiten des Drehbuchs und der Regie bereitwillig verstreichen ließ, was für das Gesamtgeschehen einen großen Fehler darstellt. Der Interpretin selbst ist kaum ein Vorwurf zu machen, strahlt sie doch ihren obligatorischen Charme aus. Leider ist es offensichtlich, dass Regisseur Eugen York überhaupt nicht wusste, was er zwischen den Zeilen mit Heidi Brühl anfangen sollte. Das ist im Endeffekt sehr schade, braucht es doch gerade in einer von Männern dominierten Dynastie einen weiblichen Gegenpol, welcher Anlegung auch immer.

Des Weiteren sieht man bekannte Gesichter wie Gert Fröbe oder Hellmut Lange als Agenten der Versicherung, die nach dem Tod von Señora Corronado die Summe von £ 150.000 bereitstellen sollen. Beide wirken gewohnt solide, erhalten aber letztlich nicht den ganz großen Raum, sich prominent in den Vordergrund zu spielen. Friedrich Schütter als Chef des Clans, Mady Rahl als Malerin und mütterliche Freundin Annes, Horst Franks Ehefrau Brigitte Kollecker als dessen Film-Geliebte und Ulrich Beiger als hiesiger Chef der provinziellen Polizei machen eine runde Angelegenheit aus dieser Chose. Allerdings geben sie keine Expertisen in Sachen Charakterzeichnungen oder Tiefe. Nach unerwarteten und geplanten Todesfällen plätschert der Fall vor sich hin und alle Tatsachen scheinen auf der Hand zu liegen. Bei einem Verlauf, der ohnehin nicht vor Spannung und Geheimnissen strotzt, ist es im Endeffekt einfach zu wenig, wenn man dem Zuschauer die bloße Aufklärung, beziehungsweise Überführung des Mörders präsentiert. Das Erzähltempo wirkt insgesamt sehr gedrosselt und es mangelt an Paukenschlägen, die man in den letzten Minuten der Handlung vergeblich sucht. Erwähnenswert ist vielleicht noch die Musik und insbesondere das Titelstück »Le rêve« von Ricky King, welches sich 1976 rund 30 Wochen in den deutschen Charts halten konnte, mit einer peak position von Platz 7. Die musikalische Untermalung wirkt perfekt auf das Umfeld und Urlaubsimpressionen abgestimmt, nimmt dem kriminalistischen Nährboden und der schwach skizzierten Verbrecherwelt jedoch jeglichen bedrohlichen Charakter. Alles in allem handelt es sich bei dem unter dem alternativen Titel bekannten "Ibiza- Der Tod kommt nur bei blauem Himmel" um ein phasenweise unterhaltsames Star-Vehikel, in dem die Gesetze des Kriminalfilms allerdings weitgehend ignoriert wurden.

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