Hans Korte - ein in der Tat großer und wandelfähiger Mime, der da nun für immer seine dicke Hornbrille abgelegt hat. Ob als Statthalter des Bösen und feistes Gesicht der Diktaturen wie etwa in der Fallada-Verfilmung "Jeder stirbt für sich allein" und der Fünften-Kolonne-Episode "Ein Anruf aus der Zone" oder als gütlicher Großvater im TV-Mehrteiler "Der große Bellheim": Hans Kortes Repertoire war umfangreich und bereicherte viele Produktionen in Fernsehen, Film und Theater. Sein filmischer Nachlass bleibt uns gottlob erhalten!
Hans Korte hatte viele gelungene Auftitte in "Derrick" - (leider nur je einen in "Tatort" und "Der Kommissar"), ein Wiedersehen beim beliebten schrittweisen "Derrick"-Sichten ist also garantiert.
Die wunderbaren Rollen in "Der große Bellheim", "Jeder stirbt für sich allein" und "König von St. Pauli" wurden schon genannt.
Kürzlich sah ich ihn in seiner ersten bedeutenden Hauptrolle, als titelgebenden SA-Chef in "Der Röhm-Putsch". Eine Rolle, die für ein Energiebündel wie Korte ein gefundenes Fressen war. Selten wurde der interne Machtkampf in der größten aller Verbrecherorganisationen so privat, die Beziehungen unter abgründig-charismatischen Figuren so - beinahe - familiär vermittelt.
In einer Bürokratenfigur des grenzenlosen Grauens absolut unvergesslich auch sein 'Heinrich Himmler' neben Götz George als 'Höß' in "Aus einem deutschen Leben". Oder sein 'Hugenberg' neben Brandauer und Ulrich Mühe in Bernhard Wickis glänzender Joseph-Roth-Verfilmung "Das Spinnennetz". Dort spielte Korte einen dieser opportunistischen Nazi-Herrschafts-Wegbereiter aus der Wirtschaft. Die Wissenschaftler-Variante zu diesem unschönen Thema lieferte Frank Beyer mit "Ende der Unschuld". Mit von der Partie Hans Korte als Physiker und Nazi-Wissenschaftsorganisator Erich Schumann.
Wichtiges Gegengewicht zu den innerlich verrotteten Charakteren waren Kortes herrliche Komödienrollen, zum Beispiel in "Kir Royal" oder der köstlichen 'Ökomödie' "Alles im Griff" von 1990 (mit Ralf Richter, Werner Kreindl und Wolf-Dietrich Berg. Wann wird dieser Film eigentlich mal wieder gesendet oder sonstwie veröffentlicht??)
Erwähnt sein auch Kortes Spätberufung als Hörbuchsprecher, denn gerade im Krimibereich hinterließ er sehr markante Spuren. Keiner brachte uns den geliebten Dürrenmatt näher. Ob "Verdacht", "Versprechen" oder "Der Richter und sein Henker", - auch ohne Schwyzerdütsch verbindet man seine perfekt passende Stimme mit der Hauptfigur 'Kommissar Bärlach' in allen Lebenslagen. Intensiv und überzeugend auch bei der Vermittlung historisch bewegender Stoffe wie die von Andersch ("Sansibar oder der letzte Grund") oder Solschenizyn ("Ein Tag im Leben des Ivan Denissowitsch").
Ein sehr nettes Vergnügen waren die drei Krimi-Hörspielauftritte in "Das Triumvirat" nach Gisbert Haefs. Korte als zielgerichteter Oberst am Stammtisch neben prominenten Skatpartnern wie Peter Pasetti, Harald Leipnitz und Peter Fricke.