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Dieses Thema hat 67 Antworten
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Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

06.07.2018 20:13
#61 RE: Neuverfilmung von "Mord im Orient-Express" Zitat · Antworten

Mittlerweile ist mir unklar, was du anfangs überhaupt sagen wolltest. Wie auch immer: Dass Poirot in den Büchern manchmal für einen Frisör statt für einen Detektiv gehalten wird, hat wohl eine humoreske Note, die man bei Branagh sowie dessen Schnauzer und Frisur nie vermuten würde.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

06.07.2018 20:48
#62 RE: Neuverfilmung von "Mord im Orient-Express" Zitat · Antworten

Eigentlich wollte ich nur sagen, dass sich durchaus einige exzentrische und wie du schon sagtest humoristische Züge beim Original-Poirot finden lassen, wodurch eine Interpretation in Richtung Schießbudenfigur zwar nicht unbedingt schmeichelhaft und werkgetreu, aber zumindest auch nicht völlig aus der Luft gegriffen ist. Ebenso wenig wie der Punkt, dass man Poirot die geistige Brillanz auf den ersten Blick nicht ansieht.

Unabhängig davon halte ich es durchaus nicht für unklug, die Figur neu und auf eigene Weise zu interpretieren. Perfekter als Suchet ist aus meiner Sicht nämlich gar nicht möglich. Warum es dann überhaupt versuchen?

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

06.07.2018 21:04
#63 RE: Neuverfilmung von "Mord im Orient-Express" Zitat · Antworten

Okay, deinen Punkt kann ich jetzt nachvollziehen. Das konkrete Wie bzgl. Exzentrik und Humor scheint Branagh aber ziemlich verfehlt zu haben.

Zitat von Count Villain im Beitrag #62
Warum es dann überhaupt versuchen?

Dann stellt sich die Frage aus meiner Sicht: Warum überhaupt noch versuchen, Poirot zu verfilmen? Es ist einfach momentan - auch auf die Gefahr hin, mich von Seite 1 zu wiederholen - völlig unnötig. In 20, 30 Jahren könnte man vielleicht mal wieder darüber nachdenken. In der Zwischenzeit wäre es sinnvoller, wenn britische, amerikanische und französische Drehbuchautoren sich 'mal lieber selbst neue Krimis mit eigenen Ermittlern einfallen lassen würden, anstatt lückenhaft bei Christie abzuschreiben und deren Figuren halbherzig zu adaptieren. Die Crux ist halt, dass sich alles, wo Agatha Christie draufsteht, gut verkauft und wir deshalb mit diesen immer neuen Adaptionen leben müssen.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

07.07.2018 07:53
#64 RE: Neuverfilmung von "Mord im Orient-Express" Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #63
Dann stellt sich die Frage aus meiner Sicht: Warum überhaupt noch versuchen, Poirot zu verfilmen?


Das verstehe ich allerdings auch nicht.

Lord Peter Offline




Beiträge: 621

07.07.2018 09:37
#65 RE: Neuverfilmung von "Mord im Orient-Express" Zitat · Antworten

Zitat von Count Villain im Beitrag #64
Zitat von Gubanov im Beitrag #63
Dann stellt sich die Frage aus meiner Sicht: Warum überhaupt noch versuchen, Poirot zu verfilmen?


Das verstehe ich allerdings auch nicht.


Vor allem, wenn es schon 3(!) Verfilmungen dieses Stoffes gibt, von denen zumindest 2 relativ werk-, wenn auch nicht immer figurengetreu sind. Sicher wollte man einen Fall mit exotischem Setting, aber dann sollte man doch eher einen nicht ganz so ausgelutschten Stoff nehmen ("Mord in Mesopotamien", "Der blaue Express"), oder einen, dessen vorherige Verfilmungen beide komplett in die Hose gegangen sind: "Der Tod wartet".

schwarzseher Offline



Beiträge: 626

07.07.2018 11:49
#66 RE: Neuverfilmung von "Mord im Orient-Express" Zitat · Antworten

"perfekter als Suchet nicht möglich " trifft es wohl auf den Punkt. Seine irgendwie liebenswert dargestellten "Schrullen" und auch Running Gags ( bitte sch....Belgier nicht Franzose zB. )Poirot/Suchet ist eben so und versucht nicht krampfhaft damit zu koketieren.Und dann bleibt den Tätern eben das lachen im Halse stecken........
Es kann wohl keiner Poirot neu erfinden,und wenn man dann noch eine ausgelutschte Story nimmt und versucht Poirot mit was auch immer besonders interessant /anders / neu ...? zu machen ,kommt was dabei raus ? Eine Schießbudenfigur in einer Story die gefühlt jeder kennt und hofft das doch der name A. Christie und Mord im Orient Express zieht.( oder der Geschmack der Zuschauer sich wirklich so geändert hat )
Gewisse Parallelen sehe ich da auch zu Sherlock Holmes...zB J. Brett ( für mich DER SH )und Neuverfilmungen ,da versucht man wenigstens durch verlegen in das heutige Jahrhundert etwas "neues" zu kreieren.

Marmstorfer Offline




Beiträge: 7.519

07.07.2018 13:31
#67 RE: Neuverfilmung von "Mord im Orient-Express" Zitat · Antworten

Zitat von Lord Peter im Beitrag #65
Zitat von Count Villain im Beitrag #64
Zitat von Gubanov im Beitrag #63
Dann stellt sich die Frage aus meiner Sicht: Warum überhaupt noch versuchen, Poirot zu verfilmen?


Das verstehe ich allerdings auch nicht.


Vor allem, wenn es schon 3(!) Verfilmungen dieses Stoffes gibt, von denen zumindest 2 relativ werk-, wenn auch nicht immer figurengetreu sind. Sicher wollte man einen Fall mit exotischem Setting, aber dann sollte man doch eher einen nicht ganz so ausgelutschten Stoff nehmen ("Mord in Mesopotamien", "Der blaue Express"), oder einen, dessen vorherige Verfilmungen beide komplett in die Hose gegangen sind: "Der Tod wartet".


Nun ja, "Mord im Orient-Express" ist einfach ein prägnanter, zugkräftiger (Film)Titel, der losgelöst vom Christie-Aspekt den potentiellen Zuschauer schon einmal neugierig macht. Und - was hier in der Diskussion ein wenig zu kurz kommt: Fernsehen ist Fernsehen und Kino ist Kino. Es ist ja bei weitem nicht so, dass in den letzten Jahrzehnten Kinofilme nach Agatha Christie wie Pilze aus dem Boden geschossen sind. "Rendezvous mit einer Leiche" ist von 1988, danach tauchte Poirot bis 2017 im Kino nie wieder auf. Insofern ist die 20th Century Fox natürlich ein Risiko eingegangen - und dass man letzteres versucht hat zu minimieren, in dem man auf einen überaus populären Stoff zurückgegriffen hat, ist aus kommerzieller Sicht nur allzu verständlich. Letztendlich ist das Kalkül aufgegangen. Bis heute hat der Film weltweit knapp 352 Mio. Dollar in der Kinoauswertung eingespielt (bei einem Budget von 55 Mio. Dollar und einem Werbeetat in der gleichen Größenordnung) - ein hervorragendes Ergebnis für einen Kriminalfilm.

Zitat von Gubanov im Beitrag #63
In der Zwischenzeit wäre es sinnvoller, wenn britische, amerikanische und französische Drehbuchautoren sich 'mal lieber selbst neue Krimis mit eigenen Ermittlern einfallen lassen würden...


Machen sie ja. Aber eben fürs Fernsehen. Im Kino ist der Kriminalfilm aufgrund der Schwemme an TV-Alternativen so gut wie tot - und da kann ich es nur befürworten, wenn man dem entgegenwirken will - und sei es mit einem Poirot-Film. Ich habe so ein bisschen den Eindruck, dass Ihr Euch darüber ärgert, dass die Branagh-Version überhaupt entstanden ist, unabhängig davon, ob man mit dem Resultat nun zufrieden ist oder nicht.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

07.07.2018 21:21
#68 RE: Neuverfilmung von "Mord im Orient-Express" Zitat · Antworten

So, und jetzt kann ich wirklich mitreden. Gerade eben den Film auf Blu-Ray gesehen.

Was ich nicht gesehen habe, war jedoch eine Schießbudenfigur. Dieser Poirot ist für mich ein runder, glaubhafter Charakter in einem ebenso runden Film. Allerhöchstens etwas zu sentimental, aber zumindest ein Minimum emotionaler Tiefe wird im Kino der heutigen Zeit von den Zuschauern erwartet (siehe auch der Daniel-Craig-Bond).

Dagegen war Albert Finney - eventuell etwas überspitzt formuliert - ein Rumpelstilzchen oder eine Bulldogge. Ein Vergleich mit Suchet verbietet sich hingegen allein schon deshalb, weil nach vielen Serienjahren bereits eine viel tiefere Verbindung zum Charakter hatte und natürlich auch optisch das perfekte Abbild der Romanfigur darstellte.

Mir scheint, dass die hier verwendete Bezeichnung "Schießbudenfigur" zu sehr auf Äußerlichkeiten basiert. Mich hat der "Karnevalsbart" im Zusammenspiel mit dem ernsthaften Gesicht ganz und gar nicht gestört. Poirot ist trotz teilweise ulkigem Äußeren und Manierismen durch und durch ein ernsthafter Charakter - bei Suchet später auch durch die Gläubigkeit unterstrichen. Der Bart ist zwar tatsächlich genau die eine Spur zu dick aufgetragen, dennoch gerade deshalb ein nettes, unverwechselbares Trademark des Branagh-Poirots. Aber das ist natürlich alles Ansichtssache.

Besonders gelungen fand ich jedenfalls das vielschichtige, melancholische Ende. Dagegen war das Anstoßen mit dem Sekt in der Lumet-Version reinstes "Hollywood Happy End". Hier bleibt man durchaus nachdenklich und berührt zurück. Wobei hier natürlich bereits die Suchet-Version exzellente und unerreichte Pionierarbeit geleistet hat.

Das einzige, was ich nach dem ersten Eindruck dem Branagh-Express vorzuwerfen habe, sind die eingestreuten Action-Einlagen, aufgrund derer die Figurenzeichnung im Vergleich zum Lumet-Express viel zu kurz kommt. Man hat das Gefühl, dass manche der Verdächtigen nicht viel mehr sind als Cameos. Leider. Dabei hatte das erste Drittel des Films es tatsächlich noch geschafft das wohlig-bekanntes Gefühl eines starbesetzten Ensemblekrimis heraufzubeschwören. Letztendlich blieb großen Teilen des Ensembles leider - gefühlt - viel zu wenig Raum.

Zitat von Marmstorfer im Beitrag #67
Ich habe so ein bisschen den Eindruck, dass Ihr Euch darüber ärgert, dass die Branagh-Version überhaupt entstanden ist, unabhängig davon, ob man mit dem Resultat nun zufrieden ist oder nicht.


Nachdem ich sie nun gesehen habe, freue ich mich, dass sie entstanden ist. Hat mir zwei sehr schöne Stunden beschert und ich bin schon gespannt auf den nächsten Branagh-Poirot. Was mich aber am allermeisten freut ist, dass solche Krimis auf der großen Leinwand auch heutzutage noch derart erfolgreich sein können.

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