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 Film- und Fernsehklassiker national
Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

07.08.2016 22:20
Gift im Zoo (1951) Zitat · Antworten



Gift im Zoo

Kriminalfilm, BRD 1951. Regie: Hans Müller, Wolfgang Staudte. Drehbuch: Edgar Kahn. Mit: Irene von Meyendorff (Dompteuse Vera Pauly), Carl Raddatz (Zoodirektor Dr. Martin Rettberg), Ernst Schröder (Verwalter Oskar Beck), Hermann Speelmans (Kriminalrat Max Glasbrenner), Nikolaj Kolin (Wärter Mathias), Kurt Meister (Oberwärter Kruschke), Otto Reimer (Wärter Robby), Petra Peters (Jutta Flimm), Helmut Peine (Kommissar Werner), Tilla Hohmann (Haushälterin Karola) u.a. Uraufführung: 24. Januar 1952. Eine Produktion der Camera-Filmproduktion Hamburg im National-Filmverleih Hamburg.

Zitat von Gift im Zoo
Ein großer deutscher Tierpark wird von erschreckenden Vorkommnissen heimgesucht: Tiere sterben ohne ersichtlichen Grund. Bei einer Notoperation an einem Nashorn wird Zoodirektor Dr. Rettberg verletzt. Seltsamerweise kommt in der Zeit seiner Abwesenheit, in der sein Verwalter Beck die Verantwortung für den Zoo hat, kein weiteres Tier ums Leben. Hat also Rettberg mit den Todesfällen zu tun? Oder spielt die kurzfristig auf dem Gelände lebende Dompteuse Vera Pauly ein doppeltes Spiel? Bei einer Untersuchung ihres Bungalows fördert die Polizei Erstaunliches zutage, das die letzten Zweifel, ob es sich um Giftanschläge oder eine Seuche handelt, beseitigt ...


Herkömmlicherweise sind Kriminalfälle auf die menschliche Spezies beschränkt. Der Einfall des Drehbuchautors Edgar Kahn, Tiere zu Mordopfern zu machen, kann in mehrfacher Hinsicht als wirkungsvolle Abwechslung bezeichnet werden. Einerseits verknüpfte er damit eine spannende Giftmördersuche mit der Publikumswirksamkeit des Hamburger Tierparks Hagenbeck, der mit seinen über 200 Arten Anziehungspunkt und Attraktion der Hansestadt ist. Andererseits sorgt Böses, das einem gutgläubigen, obendrein womöglich niedlichen Zootier angetan wird, für noch mehr Widerstreben beim Betrachter als so mancher scheinbar gerechtfertigte Mord an listigen oder schuldbeladenen Zweibeinern. Der Film, der mit einer Collage malerischer Ausflugsbilder und einer eindringlichen Schilderung aus dem Off beginnt, hebt auf die Hinterhältigkeit der geschilderten Taten ständig ab. Der heute für eine solche Produktion unverzichtbare Hinweis, dass beim Dreh kein Tier zu Schaden gekommen sei, fehlt zwar noch; wohl aber wird explizit angeführt, der Film sei reine Fiktion, um Hagenbecks Direktorat mit den Machtspielchen, die hinter den Taten stehen, nicht in Verbindung zu bringen.



Die Suche nach dem Tiermörder wird zwischendurch wiederholt von kleinen Exkursionen amüsanter oder gefährlicher Natur unterbrochen, in denen Zoobewohner episodenweise zu kleinen Hauptdarstellern werden. Von ausgebüchsten Affen, die einen Luftballonstand plündern und erstaunt gen Himmel schweben, über einen kleinen Hund, der sich ins Löwengehege verirrt, bis zu einer aufgrund der Fahrlässigkeit des Verwalters entfleuchten Kobra präsentiert „Gift im Zoo“ abseits seiner Haupthandlung diverse kleine Stimmungsbilder, die den Film tatsächlich wie einen abwechslungsreichen Zoobesuch wirken lassen. Zugleich sorgt die Kürze des Streifens dafür, dass man sich trotz der Abschweife nie unnötig an der Nase herumgeführt fühlt.

Im Nachhinein dürfte kaum mehr möglich sein, festzustellen, für welche Szenen Wolfgang Staudte verantwortlich zeichnete, dem die Regie zu „Gift im Zoo“ zwischenzeitlich entzogen und an Hans Müller übergeben wurde. Der Krimi verfügt trotz einer gewissen inhaltlichen Naivität und erzählerischen Einfachheit über mehrere sehr effektive Spannungshöhepunkte wie etwa die dramatische Schlussszene im Eisbeergehege, die vom klaren und handwerklich ansprechenden Spiel der Akteure getragen werden. Vor allem bilden Carl Raddatz als rauhbeiniger, aber liebenswerter Zoodirektor und Irene von Meyendorffs kecke Dompteuse ein sympathisches Hauptrollenpaar, das zwar durchaus erwartbare Fünfzigerjahreromantik liefert, aber gleichsam nicht frei von kleinen Schwächen oder Exzentrizitäten ist. Ernst Schröder hingegen stattet seine Rolle mit den Insignien eines gescheiterten Mannes aus, der seinen Machtverlust mit vereinfachten Feindbildern zu kompensieren versucht. Einer weiteren Verdächtigenrolle verleiht der russischstämmige Nikolaj Kolin leise sozialkritische Töne. Sie zeigen, dass „Gift im Zoo“ über einen hohen Lokal- und Unterhaltungswert hinaus auch einen zweiten Blick rechtfertigt.

Mord oder Krankheit, Zufall oder perfider Plan? Eine Todesserie von Zootieren ist ein ungewöhnlicher und Aufsehen erregender Aufhänger für einen Kriminalfilm, der ähnlich kurzweilig ausfällt wie ein Hagenbeck-Besuch in Person, zusätzlich aber auch gelungene Spannungsszenen mitbringt und ein gelungener Vertreter des frühen deutschen Nachkriegskrimis ohne angestrengte romantische oder vergangenheitsbewältigende Note ist. 4,5 von 5 Punkten, wenn man das Setting und Produktionen mag, die etwas weiter in der Wallace-Vorvergangenheit liegen.

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