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Dieses Thema hat 2 Antworten
und wurde 379 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker national
Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

22.05.2016 14:44
"Menschen im Netz" (1959) Zitat · Antworten

BEWERTET: "Menschen im Netz" (Deutschland 1959)
mit: Hansjörg Felmy, Johanna von Koczian, Hannes Messemer, Hanns Lothar, Max Mairich, Ingeborg Schöner, Olga von Togni, Peter Lühr, Rosl Schäfer, Paul Verhoeven, Franziska Liebing u.a. | Drehbuch: Herbert Reinecker nach dem Tatsachenbericht von Will Tremper | Regie: Franz Peter Wirth

Klaus Marten wird nach fünf Jahren vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen. Beim Arbeiteraufstand des 17. Juni 1953 war er zu fünfundzwanzig Jahren Haft wegen Totschlags verurteilt worden. Seine Frau Gitta wohnt inzwischen in München und arbeitet angeblich als Übersetzerin in einem großen Hotel. In Wahrheit spioniert sie für die DDR, um ihren Mann freizubekommen. Als sie zu jeder Tag- und Nachtzeit zur Arbeit muss, wird Klaus misstrauisch und stellt Nachforschungen an. Bald befindet sich Gitta in tödlicher Gefahr....



Herbert Reinecker befasste sich bereits rund fünf Jahre vor dem Start der Spionageserie "Die fünfte Kolonne" mit dem Thema und stützte sich dabei auf Informationen, die Will Tremper im "Stern" zu einem Bericht verarbeitet hatte. Vom kriminalistischen Standpunkt aus gesehen, gibt die Problematik alles her, was es für einen spannenden Reißer braucht: Heimlichkeiten, Misstrauen, Erpressung, Drohungen bis zum kaltblütigen Mord. Personen, die emotional unter Druck gesetzt werden, um Angehörigen zu helfen, sind ein beliebtes Motiv, um den Zwiespalt aufzuzeigen, in dem sich die unfreiwilligen Spione befinden. Kraftlos geben sie sich am Ende oft selbst auf oder werden als Verräter oder unliebsame Mitwisser beseitigt. Die Organisation bleibt unbehelligt, gefasst werden meist nur kleine Fische, weshalb solche Filme den niederdrückenden Unterton auch nach dem Abspann beibehalten. BND und MAD agieren statt der dem Zuschauer vertrauten Kriminalpolizei und bieten oft keine integre Identifikationsfigur.

Im vorliegenden Fall sind Gitta und Klaus jeder für sich allein. Die beiden lieben sich zwar, aber die geheimen Beweggründe der Frau isolieren sie von der Anteilnahme und Hilfe ihres Mannes. Sie ist zum Schweigen verpflichtet und schaufelt sich damit ihr eigenes Grab. Johanna von Koczian legt ihre Figur weich und entschlossen zugleich an: Einerseits ist sie froh über die Rückkehr ihres Mannes und träumt von einem Leben zu zweit, andererseits kann sie ihre alten Verbindungen nicht kappen, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. Hansjörg Felmy ist wie gewohnt voller Tatendrang, wobei seine Gutmütigkeit rasch in zweifelnde Gedankenspiele umschlägt und ihn eigene Wege gehen lässt. Hannes Messemer tritt relativ spät in Erscheinung und kann Felmy nur wenig Unterstützung geben, weil er primär an der Aufdeckung der Organisation interessiert ist, während Felmy seine Frau sucht. Ingeborg Schöner als Ersatz für die verschwundene von Koczian macht das Beste aus der undankbaren Rollenvorgabe. Ihre Empathie äußert sie zurückhaltend und unaufdringlich, wobei angedeutet wird, dass sie früher oder später die Lücke ausfüllen könnte, die sich neben Felmy aufgetan hat. Hanns Lothar und Paul Verhoeven haben nur kleine Rollen, während Max Mairich bereits für "Tim Frazer - Der Fall Salinger" übt.

Trennung, Wiedersehen und endgültiger Verlust durchziehen die Spionagegeschichte wie ein roter Faden und vermengen sich mit dem Gefühl der Ausweglosigkeit, die solchen Handlungen beiwohnt. Hansjörg Felmy als Durchschnittsbürger auf der Suche nach der Wahrheit ist weder ein Held, noch ein Aufdecker großer Geheimnisse. Seine Normalität kontrastiert mit der verqueren Anschauung der Gegenseite, deren Verstrickungen ein rastloses Fass ohne Boden verkörpern. 4,5 von 5 Punkten

blofeld Offline




Beiträge: 407

11.07.2016 21:50
#2 RE: "Menschen im Netz" (1959) Zitat · Antworten

Mir hat der Film gut gefallen. Von der Machart könnte er nicht nur eine "Fünfte Kolonne"-Folge sein, sondern wirkt wie ein Pilotfilm der späteren Serie. Kein Wunder, für Film und die Serie schrieb Reinercker die Drehbücher.

Georg Offline




Beiträge: 3.259

11.07.2016 22:20
#3 RE: "Menschen im Netz" (1959) Zitat · Antworten

Spannend und sehr gut gemacht! Geht als inoffizieller Pilot zur Fünften Kolonne auf alle Fälle durch. Allerdings wäre es ein geschickter Schachzug von Reinecker gewesen, aus "Karel" den geheimnisvollen Hintermann zu machen und eine der zuvor auftretenden Figuren als diesen zu entlarven. Dann wäre es auch ein perfekter Whodunit-Krimi gewesen!

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