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 Film- und Fernsehklassiker international
Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

17.04.2016 14:12
Das Pendel des Todes (1961) Zitat · Antworten

BEWERTET: "Das Pendel des Todes" (Original: Pit and Pendulum) (USA 1961)
mit: Vincent Price, John Kerr, Luana Anders, Barbara Steele, Antony Carbone, Patrick Westwood, Lynne Bernay, Larry Turner, Mary Menzies u.a. | Drehbuch: Richard Matheson nach einer Erzählung von Edgar Allan Poe | Regie: Roger Corman

Don Nicholas Medina trauert um seine vor kurzem verstorbene Frau Elizabeth. Als sein Schwager Francis ins Schloss kommt, um sich nach den genauen Umständen des Todes seiner Schwester zu erkundigen, geschehen merkwürdige Dinge. Elizabeth scheint noch in dem abgelegenen Gebäude anwesend zu sein. Als Don Medina den Sarg seiner Frau öffnet, erleidet er einen schweren Schock: offensichtlich wurde Elizabeth lebendig begraben....


Zitat von Simon Marsden: Bilder aus der Welt des Edgar Allan Poe, Eulen Verlag 1988, S. 12
"Poes Erzählungen und Gedichte verfügen über eine zeitlose Qualität. Sie sind losgelöst von ihrer außerliterarischen Wirklichkeit, und so bewahren sie sich ihre Gültigkeit. Es war für ihn unerlässlich, eine Phantasiewelt zu erschaffen, eine Welt, die von noch grässlicheren und schrecklicheren Bildern heimgesucht wurde als sein eigenes schwieriges Leben."


"Grube und Pendel" entstand zu einer Zeit, als Poes persönliche Tragödie bereits ihren Lauf genommen hatte. Während seine Frau Virginia mit dem Tode rang und Poe mehr und mehr dem Alkohol verfiel, schrieb er einige seiner bekanntesten Werke. Wie ein roter Faden durchzieht der Schmerz auch die filmische Umsetzung der Erzählung, in der Vincent Price von Seelenqualen gepeinigt wird. Die Unruhe und die Vorahnung einer furchterregenden Wahrheit sind seine ständigen Begleiter und isolieren ihn wie so oft von den lebenszugewandten Personen seines Umfelds. Er scheint eine schwere Schuld auf sich geladen zu haben und doch wittert man frühzeitig ein Unrecht und ein Komplott, das geschmiedet wurde, um ihn mattzusetzen und sich die Sünden der Väter zum Komplizen zu machen. Der frühkindliche Eindruck von rasender Eifersucht, die in unerbittliche Gewalt mündet, überschattet Don Nicholas' eigene Beziehung und das Schicksal seiner Mutter scheint sich in Elizabeth zu wiederholen.

Die grelle Farbgestaltung des Vorspanns, der auf ein Fieber im Hirn hinzuweisen scheint, das alle Vernunft wie ein unendlicher Fluss wegspült, geht mit den Kostümen des spanischen Adels des 16. Jahrhunderts eine Symbiose ein, die dem Film die Frischluft abdreht. Abgesehen von einigen Außenansichten des Schlosses spielt sich die gesamte Filmhandlung in den Räumen selbst ab. Leider scheint gerade an Hauptdarsteller Price der Zahn der Zeit zu nagen; sein Spiel vermisst den Esprit früherer Produktionen und raubt ihm seine kühle Berechnung. Schwerfällig und in seiner Verzweiflung wie gelähmt wirkt er in manchen Szenen, bevor er als selbsternannter Inquisitor der Verfehlungen grausame Rache üben darf. Insgesamt entbehrt der Film subtile Spannung, da Szenen, die für schaudernde Erregung sorgen könnten (z.B. nächtliches Cembalo-Spiel) zu hölzern inszeniert wurden. So muss am Ende der Holzhammer bzw. das Stahlpendel hervorgeholt werden, um die Todesangst zu untermalen, die von dem spinnenweben-verhangenen Folterkeller ausgeht.

Eine passable Leistung gibt Luana Anders als Schwester von Nicholas ab. Ihr sanfter Pragmatismus und ihre Anständigkeit prädestinieren sie für die Repräsentantin der Zukunft: sie wird die Flamme der Medinas weiterreichen und mit der unrühmlichen Vergangenheit der Familie brechen. Barbara Steele mimt die Verführung in Person. Sie ist der verbotene Apfel, von dem zu naschen, Adam im Paradies gewarnt wurde. Die Stilisierung zur tragischen Toten, zur vergötterten Ehefrau und zur unter beklemmenden Umständen Verblichenen, verleiht ihr Eigenschaften, die sie im Laufe der Handlung Lüge straft. Die beiden Frauenbilder - die Tugendhafte und die Verführerin - stehen für das Wunschbild des Mannes. Der innere Kampf, den der Patriarch mit sich ausficht, dreht sich um die Frage, welche von beiden ihm wichtiger ist. Durch die Wiederholung der Fehler seiner Vorfahren, gehen die weiblichen Figuren als moralische Sieger hervor und betonen die Sinnlosigkeit von Rache, Hass und Zerstörung, die wie "das Pendel des Todes" zu jenem zurückschwingen, der es angestoßen hat.

Die Tore zur Hölle zu öffnen, ist eine Versuchung, der Vincent Price für das Publikum der Billigkinos nur allzu zu oft nachgegeben hat. Die Versatzstücke aus dem Werk Edgar Allan Poes sorgen für plakativen Schrecken, den der Großmeister fast feierlich zelebriert und dem Zuschauer genüsslich vor Augen führt, was ihm blühen kann, wenn er seine Nase zu tief in fremde Angelegenheiten steckt. 3 von 5 Punkten

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