Der Teufel von Kapstadt (Sfida nella città d'oro) Kriminalfilm BR Deutschland/ Italien, 1962 (Farbe)
Mit Michael Cramer, Luisella Boni, Michael Kirner, Renato Montalbano, Gerhard Steinberg, Robert Mitchell
Buch: Heinz Bothe-Pelzer, Larry Madison Kamera: Hans Kühle Produzent: Lothar Lomberg Regie: Hermann Kugelstadt, Alfredo Medori, Wolfgang Schleif
Der junge deutsche Frank Fischer (Michael Kirner) macht eine Schiffsreise nach Kapstadt. Bereits während der Überfahrt kommt es zu einem Mord, außerdem schieben ihm einige Gangster einen Mikrofilm mit wertvollen Informationen unter. Hinter diesem sind fortan einige Ganoven her. Kommissar Jochen Wilke (Michael Cramer) unterstützt seinen Landsmann in Südafrika und begeleitet ihn nach Johannisburg. Die Ganoven sind beiden ständig auf den Fersen ...
Dass der Film "Der Teufel von Kapstadt" noch nirgends hier im Forum ausführlich Erwähnung gefunden hat, wundert eigentlich nicht. Es handelt sich dabei um einen etwas einfältigen Abenteuerkrimi, dessen Macher wohl gedacht haben, dass schöne Kulissen schlechte schauspielerische Leistungen und ein langweiliges Drehbuch kompensieren können. Zwar sieht man tolle Aufnahmen von Kapstadt, Johannesburg und dem Krüger-Nationalpark und Kameramann Hans Kühle (später selbst Produzent von Südafrika-Produktionen wie "Der Rivonia-Prozess" (Zweiteiler von Jürgen Goslar) oder der 13teiligen Serie "Diamantendetektiv Dick Donald" (mit Götz George, Regie: Jürgen Goslar & Erich Neureuther)) hat den Film aufwendig im 3D-Farberfahren gedreht, aber dem Krimifan bleibt man eindeutig die Spannung schuldig. Mit Heinz Bothe-Pelzer war auch ein Mann als Autor tätig, dessen Storys später bei "Diamantendetektiv" auch nicht wirklich vom Hocker rissen. Auch hinter den Kulissen scheint es nicht ganz ruhig zugegangen zu sein, denn es werden hier neben Alfredo Medori (als einziger im Vorspann genannt) auch Hermann Kugelstadt und Wolfgang Schleif genannt - und von Produzent Lothar Lomberg hat man auch nie wieder etwas gehört. Hauptdarsteller ist Michael Cramer - und da musste ich erst mal nachschauen: immerhin spielte er auch in "Kommissar Freytag", "Paul Temple" (TV-Serie), "Die seltsamen Methoden des Franz Josef Wanninger", "Der Nachtkurier meldet ..." oder eben auch in TV-Krimis wie "Diamantenparty" mit. Michael Kirner spielt die 2. Hauptrolle so unglaubwürdig, das jeder schlechte Amateurschauspieler diesen Part überzeugender spielen könnte. Insgesamt für die Komplettierung des deutschen Krimispektrums mal anschaubar, aber bei weitem kein Reißer - und schon gar nicht ein solcher, wie es der Titel verspricht. Von einem "Teufel" ist nie die Rede, auch der Arbeitstitel "Vom Teufel besessen" führt in die Irre. "Heißer Kontinent" (auch ein Arbeitstitel) wäre da noch am besten gewesen ...
Hört sich ja abenteuerlich an - aber aus den ganz verkehrten Gründen! Diese Besprechung hättest du noch ein paar Tage aufheben sollen. Am 1. April hätte dir das keiner geglaubt.
Habe mal ein paar alte "Film-Echos" durchstöbert und folgendes in Erfahrung gebracht:
"Der Teufel von Kapstadt" war bereits der zweite Film, den Produzent Lothar Lomberg - seines Zeichens Filmtheaterbesitzer - aus eigener Tasche finanzierte und an Originalschauplätzen in Südafrika herstellen ließ. Bereits im Oktober 1961 wurde der Vorgänger "Gefährliche Reise" gestartet, mit dem sich Lomberg gleichzeitig als Produzent und Verleiher (Centropol) vorstellte. Sein Konzept war es, seine Filme über ein Minimum an Verkaufsapparat selbst zu verleihen und dadurch den Kinobesitzern günstige Leihmieten einzuräumen.
"Gefährliche Reise" wurde fast mit derselben Crew und denselben Darstellern hergestellt. Regie führte Hermann Kugelstadt. Die Story: Gangster verstecken Rauschgift und den Lageplan eines Diamantenschatzes im Gepäck eines deutschen Studenten. Dadurch wird für ihn aus der geplanten Vergnügungstour eine "gefährliche Reise". Den Kommissar spielt ebenfalls Michael Cramer (der in den 50er Jahren ein beliebter und vielbeschäftigter Schauspieler war) und der junge Mann wird von Michael Kirner dargestellt.
Der Film brachte zwar ordentliche Einspielergebnisse, aber offenbar lief es nicht so, wie Lomberg geplant hatte. Im Sommer 1962 gab er "Gefährliche Reise" zur weiteren Auswertung an die "Neue Film Allianz" (NFA), die dann auch den Verleih von "Der Teufel von Kapstadt" übernahm, der allerdings kein großes Publikumsinteresse fand. Ein geplanter dritter Film wurde nicht mehr realisiert.
Dass der Film "Gefährliche Reise" zuvor auch schon mit dem gleichen Team produziert worden war, war mir gestern auch schon aufgefallen. Anscheinend spielte Cramer in beiden Filmen die gleiche oder zumindest eine ähnliche Rolle. Hermann Kugelstadt hat ja dann 1965 nochmals einen Afrika-Krimi gedreht, diesmal als Dreiteiler ("Diamanten sind gefährlich", 1965, mit Reinhard Kolldehoff).