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Dieses Thema hat 4 Antworten
und wurde 1.088 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker national
Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

13.03.2016 20:49
Bumerang (1960) Zitat · Antworten



BEWERTET: "Bumerang" (Deutschland 1960)
mit Hardy Krüger, Horst Frank, Mario Adorf, Martin Held, Ingrid van Bergen, Peer Schmidt, Ernst Waldow, Cordula Trantow, Hans W. Hamacher, Hans Hessling, Wega Jahnke, Lu Säuberlich, Edith Hancke, Ursula Diestel, Werner Stock u.a. | Drehbuch: Herbert Reinecker nach einem Roman von Igor Sentjurc | Regie: Alfred Weidenmann

Robert Wegner und seine Komplizen Georg Kugler und Willy Schneider planen, den Geldschrank des Arbeitsamts West in Berlin Schöneberg auszuräumen und dadurch in den Besitz von DM 120 000 zu gelangen. Durch eine Eifersuchtsgeschichte misslingt der ausgeklügelte Plan: Willy Schneider ruft anonym bei der Kriminalpolizei an und verpfeift seine Kumpels. Hauptkommissar Stern nimmt die Verfolgung des flüchtigen Robert Wegner auf und erkennt in ihm den jungen Mann wieder, der ihm im Zweiten Weltkrieg das Leben gerettet hat....



Mit dem Regisseur Alfred Weidenmann hatte Hardy Krüger seinen ersten Film, "Junge Adler", gedreht. Das war im Jahr 1943 und der Blondschopf war damals sechzehn Jahre jung. So erscheint es wie eine logische Folgerung, dass der mittlerweile erwachsene, aber immer noch jungenhafte Schauspieler in "Bumerang" an die wilde Zeit im Krieg erinnert wird, als er den verwundeten Martin Held (auf der Leinwand) vor dem sicheren Tod rettete. Bereits hier bewies er seinen eiskalten Mut, der ihn mit einem Lächeln über Dinge hinweggehen lässt, bei denen andere Skrupel haben. Im Duktus eines Herbert Reinecker darf so ein Selbstbewusstsein natürlich nicht ungestraft bleiben. Krügers Komplizen finanzieren sich mit dem Geraubten ein bürgerliches Leben: Horst Frank fährt uneitel mit der U-Bahn zum Tatort, während Krüger einen Mercedes stiehlt. Der elegante Panzerknacker Mario Adorf denkt an eine redliche Zukunft und plant, die Beute auf sein Konto bei der Sparkasse einzuzahlen. Der kühne Krüger jedoch träumt von einem Neuanfang in einem spanischen Fischerdorf - und dem Müßiggang.

Die Frauenrollen sind mit der blutjungen Cordula Trantow als aufgeweckter Göre mit Sehnsucht nach Abenteuern und der großen weiten Welt sowie mit Ingrid van Bergen als abgeklärter Bardame treffend besetzt. Dennoch spielen sie keine entscheidende Rolle, weil es in erster Linie um die Figur des Robert Wegner geht, der die Menschen seiner Umgebung benutzt, um seine Ziele zu erreichen. Wenn er von weißen Elefanten und der Gangsterstadt Chicago schwärmt, so blicken wir dem Privatmann Hardy Krüger in die Seele, der ebenfalls vom Wunsch nach Freiheit und Unabhängigkeit getrieben war. Wie Film und Realität doch manchmal miteinander verschmelzen! Hier liegt das Geheimnis eines guten (Kriminal-)Films: Wie viel von den von ihnen verkörperten Figuren steckt in den Darstellern selbst?

Das Berlin in der Zeit kurz vor dem Mauerbau bietet zahlreiche hübsche Motive für den Nostalgiker des öffentlichen Nahverkehrs. Die gelbroten U-Bahnwaggons rattern durch dunkle Bahnhöfe und das verlassene Strandbad Wannsee lädt zum Flanieren ein. Zuvor brettern Krüger und Trantow jedoch über die AVUS - einer der wenigen gelösten Momente des Films. Die zweite Hälfte bleibt vorwiegend im Dunkeln, das den Gangstern zunächst Schutz bietet, aber auch ihre Isolation betont. Vielsagend das Schweigen der Musik von Hans-Martin Majewski während des Einbruchs in den Kassenraum. Die beklemmenden Szenen bedürfen keines akustischen Aufputzes. Wie ein einsamer Cowboy spielt Krüger mit der Polizei Katz und Maus, schießt rücksichtslos und wird dennoch vom Bumerang der Vergangenheit eingeholt, als ausgerechnet der Mann ihm nachjagt, dem er einst eine helfende Hand reichte. Martin Held verzichtet auf eine pathetische Beschwörung von Verantwortung und Dankbarkeit, sondern handelt pragmatisch und unsentimental. Wo ein Schlupfloch finden in dieser Situation? Die Zivilisation hat die beiden Männer wieder und verhindert einen erneuten Ausbruch wie in jenen Tagen, als jeder das Gesetz selbst in die Hand nahm.

Spannend bis zur letzten Sekunde präsentiert sich das "gekrümmte Wurfholz", wobei besonders die Planung, Durchführung und das Nachspiel des Einbruchs im düsteren Schwarzweiß hervorstechen. 4 von 5 Punkten

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

18.06.2016 20:45
#2 RE: Bumerang (1960) Zitat · Antworten



Bumerang

Kriminalfilm, BRD 1959/60. Regie: Alfred Weidenmann. Drehbuch: Herbert Reinecker (Buchvorlage: Igor Sentjurc). Mit: Hardy Krüger (Robert Wegner), Martin Held (Kriminalhauptkommissar Stern), Mario Adorf (Georg Kugler), Horst Frank (Willy Schneider), Ingrid van Bergen (Else), Peer Schmidt (Wachtmeister Meyer), Ernst Waldow (Kriminalobermeister Bremer), Cordula Trantow (Helga, genannt „Schmetterling“), Lu Säuberlich (Frau Stern), Wega Jahnke (Ulla Stern) u.a. Uraufführung: 14. Januar 1960. Eine Produktion der Roxy-Film München im UFA-Filmverleih München.

Zitat von Bumerang
Robert, Georg und Willy planen einen Einbruchdiebstahl im Arbeitsamt West in der Berliner Kurfürstenstraße. Kurz vor der entscheidenden Nacht kommt es wegen der mit zwei der Komplizen befreundeten Bardame Else zu einem Zerwürfnis in der Gruppe: Willy verpfeift seine Kumpanen. Als die Polizei Robert und Georg auf frischer Tat ertappt, können zwei Beteiligte ihren Augen nicht trauen: In Robert steht dem Hauptkommissar Stern ein Lebensretter aus dem Zweiten Weltkrieg gegenüber ...


Auf der Suche nach einem Leitmotiv für „Bumerang“ könnte man den Film am ehesten als Heist movie bezeichnen. Der wesentliche Teil der Laufzeit wird damit zugebracht, dem Ganoventrio aus Adorf, Krüger und Frank bei den Vorbereitungen und der Durchführung des Arbeitsamt-Bruchs über die Schulter zu schauen. Die für Heist-Filme typische Detailverliebtheit kommt aber nur teilweise zum Tragen, denn immer wieder mäandriert die Handlung von den drei streitbaren Protagonisten zu Randfiguren, die den Fluss der Handlung eher stören als bereichern. Ingrid van Bergen als abgelegte Freundin von Krüger, die nun mit Frank ausgeht und vielleicht doch wieder Ambitionen hat, mit Krüger zusammenzukommen, sät Zwietracht, die zwar nicht unbedingt unnötig ist (da sie zum Scheitern des Plans führt), aber doch fraglos zu ausführlich beleuchtet wird. Relativ früh lernt man auch die Polizisten kennen, wobei ihnen doch ein richtiges Profil fehlt. Helds Chefermittler hält Karriere und Familie in der Waage, zeichnet sich sonst aber nicht unbedingt durch markante Eigenschaften aus. Peer Schmidts Kriminalassistent wird eine tragische Entwicklung zuteil, die dem Zuschauer aber nicht so nahe geht, wie es offenkundig beabsichtigt war.



Nach einer völlig aus dem Raster fallenden „Romanze“ mit einer Minderjährigen (die wohl nur dazu dient, die Gesetzlosigkeit der Krüger-Figur zu unterstreichen – die Figur des jungen Mädchens wird im Anschluss wortlos fallengelassen), wird recht unvermittelt das Motiv der Kriegsbekanntschaft von Robert und Hauptkommissar Stern eingeführt. Obwohl es sich um ein Drehbuch von Herbert Reinecker handelt und man folglich einen hohen Qualitätsstandard erwarten kann, wirken die einzelnen Puzzlestücke dieser Handlung bezugslos und unproportioniert. Zwischenzeitlich kommt durchaus Spannung auf, von einem einheitlichen Spannungs- oder Handlungsbogen kann allerdings keinesfalls die Rede sein. Vielleicht trägt auch die von Alfred Weidenmann bekannte, eher lethargische Inszenierung dazu bei, dass „Bumerang“ nicht zündet und einige gute Ideen ohne Knalleffekt aus dem Fokus verschwinden. Die alte Bekanntschaft wird jedenfalls kaum ausgenutzt – psychologische Effekte des unerwarteten Aufeinandertreffens auf die beiden Betroffenen werden zugunsten einer recht anonymen Verfolgungsjagd, wie sie in jeder „Stahlnetz“-Folge vorkommen könnte, verworfen.

Neben dem exzentrischen Italo-Style-Gauner Adorfs und dem blassen Horst Frank steht Krüger im Mittelpunkt des Geschehens. Nach recht harmloser Einführung werden Teile seiner Biedermann-Fassade abgekratzt und enthüllen eine unkontrollierbare Type mit Freiheitsdrang, aber ohne Gerechtigkeitsbewusstsein. Stellenweise wirkt Krüger, als sei er unmittelbar einem Wildwest-Film entstiegen, was durch die Kriegsrückblenden in eine karge, wüstenähnliche Landschaft noch unterstrichen wird. Die Mechanismen, mit denen die Figur in den Augen des Zuschauers diskreditiert wird, machen Robert Wegner zu einem Antihelden, der nicht unähnlich zu den Rebellen der 1960 schon abklingenden Jugend- bzw. Halbstarken-Filmwelle ausfällt.

Ein eher unambitionierter Raub, ausgeführt von drei ausbaufähigen Charakteren, führt zu einem nur „mittelspannenden“ Kriminalfilm. Die von Hardy Krüger dargestellte Figur überrascht mit ihrer Unangepasstheit, hätte jedoch tiefgründiger gestaltet werden müssen, um die psychologischen Raffinessen der Handlung zum Tragen zu bringen. 3 von 5 Punkten.

Georg Offline




Beiträge: 3.263

19.06.2016 10:56
#3 RE: Bumerang (1960) Zitat · Antworten

Ich fand Bumerang trotz der sehr guten Besetzung auch eher durchschnittlich als sehr gut. Vielleicht stellt man ob des Casts und des Teams (Reinecker/ Weidenmann) auch viel zu hohe Ansprüche. Sicherlich: nette und natürlich auch spannende 60er-Unterhaltung. Aber ich hätte mir mehr erwartet.

Giacco Offline



Beiträge: 2.517

19.06.2016 11:21
#4 RE: Bumerang (1960) Zitat · Antworten


Uraufführung am 14.1.1960 in der Essener "Lichtburg"
i.d. Mitte: H. Krüger, I.van Bergen, M. Adorf

Eine zeitgenössische Kritik:

"Die sehr intelligent gebaute aber auch von Nachteilen der Konstruktion nicht ganz freie Story dreht sich um einen zum Scheitern verurteilten Einbruch. Aus Eifersucht verrät einer der drei Täter den Plan an die Polizei, so dass ihnen am Tatort der verdiente Empfang bereitet wird. Jetzt, wo die Handlung eigentlich zu Ende ist, schließt sich ein Epilog an. Während der Jagd auf den flüchtenden Bandenführer schaltet sich eine Rückblende ein und berichtet, dass er im Krieg - unter Einsatz seines Lebens - den Kommissar vor einem jämmerlichen Tod bewahrt hat. Beschwert durch den persönlichen Konflikt rollt die Polizei-Maschinerie zwar verlangsamt, doch weiterhin unerbittlich ab.
Alfred Weidenmann hat sich keine leichte Aufgabe gestellt. Er muß die Spannung aus dem Zusammenklingen von Inszenierung, Kamera-Arbeit und Ton-Kulisse beziehen, da der Zuschauer jeden Schachzug der feindlichen Parteien kennt, die Handlung selbst also kaum überraschende Wendung bietet. Diese Team-Arbeit erzeugt - vielleicht durch die bewußte Unterkühlung - ein ständiges und fast unmerkliches Knistern. Mit wacher Aufmerksamkeit verfolgt man den Film bis zum Schluß.
Die vom Typ her so unterschiedlichen Mitglieder des Einbrecher-Trios erwecken den Anschein, als seien die Rollen Krüger, Adorf und Frank "auf den Leib geschrieben" worden. Hardy Krüger wird durch die darstellerisch gefährlich lange Flucht und seine eigenhändige Kugel-Operation zweifellos am meisten abverlangt. Doch er meistert diese Klippen recht überzeugend. Horst Frank hütet sich wohlweislich vor einer zu krassen Zeichnung des labilen Verräters. Den tumben Dritten im Bunde umreißt Mario Adorf mit kräftigen, sicheren Zügen. Eindrucksvoll auch die weiteren Darsteller, von denen vor allem Martin Held als Kommissar, die begabte Cordula Trantow und Ingrid van Bergen erwähnt seien. Die geschäftlichen Aussichten dürften als gut bezeichnet werden."


Doch in den Kinos hatte der Film nicht den Erfolg, der ihm prognostiziert wurde. Während die Film-Echo-Erstnote mit 3,7 noch leicht über dem Durchscnitt lag, kam als Endnote eine 4,0 heraus (49 Meldungen). Es zeigte sich wieder einmal, dass eine namhafte Besetzung, ein renommierter Regisseur und gute Kritiken längst noch keinen Kassenschlager machen.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

19.06.2016 13:30
#5 RE: Bumerang (1960) Zitat · Antworten

Die sonst bei Kriminalfilmen so zurückhaltenden Kritiker äußerten sich ohnehin überdurchschnittlich wohlwollend über „Bumerang“. Auch der Filmdienst und der Spiegel verrissen nicht, was fast schon einem Lob gleichkommt. Mag mit der dezent anklingenden Vergangenheitsbewältigung zu tun haben, die auch immer prominent in der Kurzzusammenfassung erwähnt wird, obwohl der Raubzug und die Flucht eigentlich viel mehr Raum einnehmen.

Filmdienst: „Die Flucht eines Geldräubers und seine Verfolgung durch einen Kriminalkommissar, dem der Gehetzte im Krieg das Leben rettete. Überdurchschnittlich in Form und Spannung, ohne ausländische Vorbilder verleugnen zu können.“

Spiegel: „Der Vergangenheitsbewältiger unter den deutschen Drehbuchautoren, Herbert Reinecker (‚Canaris’, ‚Der Stern von Afrika’), hat sich diesen Lebensretter-Bumerang ausgedacht: Ein Kriminalkommissar verfolgt ausgerechnet einen Verbrecher, der ihm im Kriege das Leben gerettet hat. Regisseur Alfred Weidenmann, der zuvor mit matter Hand Thomas Manns ‚Buddenbrooks’ inszeniert hatte, entschmuste die zu weltanschaulicher Meditation verlockende Story zu einer optisch beweglichen Kriminal-Unterhaltung. Wie immer in Weidenmann-Filmen ist die Besetzungsliste vorwiegend mit männlichen Darstellern bestückt: Hardy Krüger, Martin Held, Mario Adorf, Horst Frank.“

Schon ein Kuriosum, wenn die professionelle Filmkritik euphorischer ausfällt als das hiesige Forumsurteil, bei dem ich Georg nur zustimmen kann.

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