Zitat von MrTwelve im Beitrag #15Dann hatte ich mich aber doch für das "Gasthaus" entschiedenen, eben weil dieser Film die Wallace-typischen Darsteller Joachim Fuchsberger, Eddi Arent, Klaus Kinski und Siegfried Schürenberg als Darsteller enthält und zudem als erster die Schüsse UND die Ansage "Hello, hier spricht Edgar Wallace!" hat. Er ist somit der erste, der wie ein richtig typischer Edgar-Wallace-Film wirkt. Dann kommt noch hinzu, dass er auch als erster einen vom Roman abweichenden Täter hat. Deshalb hatte ich die dritte Phase mit dem "Gasthaus" eröffnet. Ich stimme aber zu, dass man genauso gut auch schon die "Tür" nehmen könnte, eben wegen Vohrer (der bei seinem ersten Film nur einer von vielen war, ab der "Tür" aber dauerhaft dabei) und typischen Darstellern wie Drache, Arent, Kinski und Schürenberg.
Kleine Korrektur: Beim "Gasthaus" gab es zwar bereits die Stimme, aber noch keine Schüsse. Die Kombination von Schüssen, Schriftzug und Stimme kam erstmals im "Zinker" vor, danach aber (in dieser Kombination) erst wieder im "Hexer". Interessanterweise gab es z. B. bereits in der "Tür", allerdings erst nach dem Schriftzug und ohne Stimme.
Kein Problem ;-) Dann hatte ich das wohl falsch in Erinnerung. Ich dachte, beim "Gasthaus" waren die Schüsse auch dabei. Habe ich mich wohl getäuscht.
Bei den "Augen" wurden die späteren Schüsse ja zumindest schon durch Blutflecken angedeutet. Und ab der "Tür" hat Vohrer dann wohl experimentiert, bis sich Schüsse und die Stimme in ihrer endgültigen Form etabliert hatten. Gerade in Vohrers Filmen kann man sehr gut die Entwicklung verfolgen.
Zitat von Savini im Beitrag #18Sollten das tatsächlich Blutflecken sein? Ich hatte immer gedacht, diese Punkte sollten an Zeichen der Blindenschrift erinnern.
Da sind ja nicht nur Punkte, sondern auch ein Bogen und die Punkte wirken eher willkürlich verteilt. Aber interessante Assoziation!
Was die allmähliche Etablierung des vertrauten Wallace-Stils um 1961/62 angeht, so wäre neben Alfred Vohrer und Klaus Kinski mindestens ein weiterer Name zu nennen: Peter Thomas Nachdem zuvor wechselnde Komponisten zum Zuge gekommen waren, etablierte er sich innerhalb der Reihe nach seinem Einstieg relativ schnell und blieb es bis zu den Filmen mit italienischer Beteiligung. Natürlich gab es zur Abwechslung auch einige markante Filmmusiken von Martin Böttcher; aber während Böttcher die Karl-May-Filme prägte und selbst bei BEW einige Male dabei war, wurde er bei EW deutlich seltener engagiert. Ob es vielleicht auch damit zu tun hatte, dass seine Krimi-Kompositionen sich untereinander stark ähnelten? Man vergleiche nur die Musik, die er für die beiden "Pater Brown"-Filme, den "Fälscher", "Abt" oder das "Ungeheuer" geschrieben hat, miteinander. Thomas war zwar vom Stil her auch unverkennbar, aber trotzdem unterschieden sich seine Werke mitunter deutlicher voneinander, so dass er sehr viel vielseitiger wirkte. Es ist wohl kein Zufall, dass er bereits zum Stammkomponisten der Reihe wurde, bevor Vohrer zu ihrem Stammregisseur wurde. Beider Stil passte zwar gut zueinander, aber mit Reinls und Gottliebs Filmen harmonierte Thomas auch, obwohl beide zuvor jeweils einmal welche gedreht hatten, die von Böttcher vertont worden waren ("Fälscher", "Abt").
Stimmt, Peter Thomas muss auch berücksichtigt werden. In diesem Fall würde für mich die dritte Phase dann schon mit der "Tür" beginnen, da hier erstmals der Stammregisseur und der Stammkomponist zusammengearbeitet haben.
Zitat von MrTwelve im Beitrag #21Stimmt, Peter Thomas muss auch berücksichtigt werden. In diesem Fall würde für mich die dritte Phase dann schon mit der "Tür" beginnen, da hier erstmals der Stammregisseur und der Stammkomponist zusammengearbeitet haben.
Dafür würde auch sprechen, dass ab diesem Film Siegfried Schürenberg zum Team hinzustieß und sich mit Sir John relativ schnell eine durchgehende Vorgesetzten-Figur etablierte, was er zuvor nur in den ersten drei Filmen mit Ernst Fritz Fürbringer als Sir Archibald gegeben hatte.
Die Einteilung in Epochen ist aus meiner Sicht wahnsinnig schwierig, weil sich die stattliche Anzahl von 32 Filmen ja nur auf wenige Jahre verteilt und es keine klaren "Cuts" wie Wechsel der Produktionsfirma oder Ähnliches gibt. Bei Bond beispielsweise gibt es durch die Hauptdarsteller eine klare Einordnung, die bei Wallace in der Form gar nicht möglich ist. Je nachdem, welchen Aspekt man in den Fokus rückt, kommen völlig andere Sortierungen heraus - Peter Ross' Eingangs-Vorschlag (eher auf die Drehbücher und ihre Basis bezogen), finde ich sinnig, als jemand, der auch einen starken Blick auf das Personal hinter der Kamera hat, kämen mir dann wiederum Gliederungen wie "ohne und mit Wendlandt" in den Sinn, bzw. ich muss dann auch Savini bei Peter Thomas zustimmen. Da ich ja aktuell wieder in der chronologischen Sichtung stecke und mittlerweile mit Film 9 durch bin, stelle ich wieder fest, dass die Reihe lange Zeit gerade inhaltlich und gestalterisch sehr "fluid" war. Direkt im ersten Film tauchen die Dauerbrenner Fuchsberger und Arent auf, Fuchsberger spielt dann aber in den folgenden 8 Filmen erst einmal "nur" noch 3 mal mit und es werden zig andere Schauspieler (Wussow, Lange, Hoven) "getestet", bis man bei Heinz Drache landete, den man heute neben Fuchsberger wohl am ehesten als "Wallace-Ermittler" im Kopf hat. Schon in den ersten drei Filmen wird E. F. Fürbringer als Sir Archibald etabliert, dann aber wird dieses Prinzip des widerkehrenden Scotland Yard-Chefs fallen gelassen und erst mit Film 10 ("Die Tür mit den sieben Schlössern") wieder aufgenommen, Schürenberg tauchte dann aber auch in einigen Filmen gar nicht oder in gänzlich anderen Rollen auf. Das Klischee "London und Nebel" wird zwar hier und da von Beginn an thematisiert, aber erst in Film 6 ("Die toten Augen") prominent eingesetzt und macht dann wieder einige Zeit "Pause". "Arent als Butler" wäre auch noch so ein Klischee, das zwar direkt in "Frosch mit der Maske" erfüllt wurde, dann aber erst in Film 9 ("Rätsel der roten Orchidee") wieder aufgenommen wird. Kinski kam (abgesehen vom "Rächer") erst in Film 6 dazu, die typische Peter Thomas-Musik gibt es sogar erst viel später (bei "Die seltsame Gräfin" lehnt er sich noch sehr an Mattes und Funk an, "Rätsel der roten Orchidee" war dann die Fingerübung, die erstmals in die später typische Richtung weist). Und in diesem Stile könnte man ewig weitermachen... man bekäme je nach Aspekt diverse Phasen-Einteilungen hin, die sich aber kaum übereinander legen ließen um etwas halbwegs Allgemeingültiges zu finden. Am gravierensten ist wohl die Tatsache, dass "Der Frosch mit der Maske", "Die Bande des Schreckens" und "Der grüne Bogenschütze" (sowie im weitesten Sinne ach Filme wie "Die seltsame Gräfin") schon "typische" Grusel-Krimis waren, man aber auch Filme wie "Der rote Kreis", "Das Geheimnis der gelben Narzissen", "Der Fälscher von London" oder "Das Rätsel der roten Orchidee" produzierte, die teilweise zwar nah an den Wallace-Vorlagen sind, aber nicht ganz den Erwartungen heutiger Wallace-Zuschauer entsprechen dürften. Im Grunde könnte man die Filme 1-9 in die Schublade "Findungsphase" packen. Danach nahm man mehr oder weniger die erfolgreichsten Aspekte dieser Filme zusammen und legte sich daraus die Formel zurecht, die man heute mit Wallace verbindet. Aber auch danach gab es mit "Das Verrätertor" zumindest noch einen stilistischen Ausreißer und hier und da wurde ein wenig experimentiert (psychologische Einsprengsel bei "Zimmer 13", stark parodistische Elemente bei "Das indische Tuch" oder "Neues vom Hexer", usw.). Die dritte Phase würde im Grunde dann aus meiner Sicht schon mit "Der Mann mit dem Glasauge" beginnen und die restlichen Filme einschließen - (halbherzige) Versuche (ob selbst produziert oder ausgelagert) modernere Filme zu machen, die aber weder mit den Wallace-Romanen, noch mit der etablierten "Grusel-Krimi"-Formel so recht viel zu tun haben. Würde man die Filme aber anhand ihres Stils, Personals und Inhalts sortieren, würden teilweise Filme von 1959 und 1968 in einer Kategorie landen, ebenso aber Filme von 1960 und 1965 in einer anderen. Die klare Trennung fällt zumindest mir persönlich sehr schwer. Im Grunde ist es wohl genau das, was die Serie lange so gut hat funktionieren lassen. Es gibt zwar in der ersten Phase (1959 bis 1962) deutlich schwächere Filme (vor allem "Der grüne Bogenschütze" und "Das Geheimnis der gelben Narzissen"), aber es ist unglaublich abwechslungsreich anzuschauen. Es fällt keinerlei "Formelhaftigkeit" auf - für den damaligen Zuschauer muss jeder Film wirklich etwas Neues gewesen sein. Falls es inhaltliche Wiederholungen gab, war zumindest das Personal größtenteils ein anderes, falls das Personal das selbe war, hob sich zumindest Inszenierung oder Handlung ab. Man muss daher konstatieren, dass nicht wie oft behauptet (nur allein) "Der Gorilla von Soho" als Remake eines früheren Films der Grund für den Zuschauerrückgang war, sondern einfach die Tatsache, dass dem Publikum die Formelhaftigkeit der Reihe irgendwann bewusst wurde. "Der Gorilla von Soho" als 1:1-Remake eines früheren Films war da besonders dreist, aber dem Publikum dürfte spätestens mit diesem Film klar geworden sein, dass auch schon vorige Filme wie "Der Mönch mit der Peitsche" ("Mönch und Mädchenheim kam gut an, machen wir nochmal was in der Richtung!") oder "Der Hund von Blackwood Castle" ("komm, wir machen mal London-Pause, die Holmes-Hörspiele mit Pasetti sind gerade recht erfolgreich und es gibt eine neue Holmes-TV-Serie vom WDR, wir lassen einfach auch etwas Conan Doyle einfließen!") reine Reißbrett-Filme zum schnellen Konsum waren. Nicht falsch verstehen - ich mag auch diese späteren Wallace-Filme, aber sie bedienten zunehmend ein Zielpublikum, dass quasi bei jedem Film "mehr vom selben" sehen wollte, bzw. Spaß an teilweise selbstreferenziellen Krimis voller Klischees hatte, während Otto Normal im Kino auch mal etwas Neues geboten bekommen wollte - Serielles Erzählen gab es ja auch 1967 längst bei "Mit Schirm, Charme und Melone" und Co im TV. "Das Gesicht im Dunkeln" war dann der misslungene Radikalversuch - das Stammpublikum fühlte sich betrogen, der Film war nicht gut genug um die breite Masse anzusprechen.
Zitat von Fabi88 im Beitrag #23Die Einteilung in Epochen ist aus meiner Sicht wahnsinnig schwierig, weil sich die stattliche Anzahl von 32 Filmen ja nur auf wenige Jahre verteilt und es keine klaren "Cuts" wie Wechsel der Produktionsfirma oder Ähnliches gibt. Bei Bond beispielsweise gibt es durch die Hauptdarsteller eine klare Einordnung, die bei Wallace in der Form gar nicht möglich ist.
Als einzigen klaren "Cut" würde ich vielleicht höchstens den Wechsel von Schwarzweiß auf Farbe sehen. Gerade in einem Genre wie dem Gruselkrimi macht das schon einen wesentlichen Unterschied (genauso beim Agentenfilm -> Jerry Cotton). Haben hier im Thread ja alle bei ihren Einteilungen gemacht.
Zitat von Fabi88 im Beitrag #23Da ich ja aktuell wieder in der chronologischen Sichtung stecke und mittlerweile mit Film 9 durch bin, stelle ich wieder fest, dass die Reihe lange Zeit gerade inhaltlich und gestalterisch sehr "fluid" war.
Gerade am Anfang hat man ja absichtlich Reinl und Roland im Wechsel eingesetzt, um eben beim Stil Abwechslung zu haben. Und laut Wikipedia wurde Regisseure wie Àkos von Ráthonyi, Josef von Báky oder Helmuth Ashley bewusst eingesetzt, um neue Akzente in der Serie zu setzen.
Zitat von Fabi88 im Beitrag #23man bekäme je nach Aspekt diverse Phasen-Einteilungen hin, die sich aber kaum übereinander legen ließen um etwas halbwegs Allgemeingültiges zu finden.
Genau dies macht meiner Meinung nach den von Savini erwähnten Wechsel (auf den ich mich dann ja auch korrigiert habe) von "Orchidee" auf "Tür" aus: Die vielen Aspekte. "Tür" hat wie gehabt Kinski und Arent, dazu erstmals Sir John, die Schüsse und den Stammregisseur Vohrer, den Stammkomponisten Thomas und den einen Ermittler (Heinz Drache) alle zusammen in einem Film. In der "Orchidee" direkt davor sah das noch ganz anders aus. In den Filmen davor waren von den verschiedenen bekannten Aspekten bzw. Merkmalen der Serie noch nicht so viele in einem Film zusammen.
Zitat von Fabi88 im Beitrag #23Gliederungen wie "ohne und mit Wendlandt" in den Sinn, bzw. ich muss dann auch Savini bei Peter Thomas zustimmen.
Zitat von Fabi88 im Beitrag #23Im Grunde könnte man die Filme 1-9 in die Schublade "Findungsphase" packen.
Dies entspräche dann ja den "Phasen 1 und 2", in die ich die Serie einteilen würde.
Zitat von Fabi88 im Beitrag #23Danach nahm man mehr oder weniger die erfolgreichsten Aspekte dieser Filme zusammen und legte sich daraus die Formel zurecht, die man heute mit Wallace verbindet.
Genau, eben die Filme mit den typischen Merkmalen, für die die Serie heute in erster Linie bekannt ist.
Zitat von Fabi88 im Beitrag #23Die dritte Phase würde im Grunde dann aus meiner Sicht schon mit "Der Mann mit dem Glasauge" beginnen und die restlichen Filme einschließen - (halbherzige) Versuche (ob selbst produziert oder ausgelagert) modernere Filme zu machen, die aber weder mit den Wallace-Romanen, noch mit der etablierten "Grusel-Krimi"-Formel so recht viel zu tun haben.
Stimmt, das "Glasauge" ist schon von Stil her anders als die vorangegangenen Vohrer-Filme. Geht ja schon beim Vorspann los. Ich hatte dennoch den Wechsel erst beim "Gesicht" gesetzt, da ja im "Gorilla" und im "Glasauge" das gleiche Team an Figuren in zwei aufeinanderfolgenden Filmen auftritt, was ich deshalb nicht trennen wollte. Zudem ist der Unterschied beim Wechsel vom "Glasauge" auf "Gesicht" meiner Meinung nach größer als vom "Gorilla" auf "Glasauge". Natürlich könnte man den "Cut" auch erst nach "Gesicht" setzen, wegen der Pause zwischen 1969 und 1971. Dann wären die Filme der 1970er eine eigene Phase. Allerdings fallen für mich die Giallos zusammen in eine Phase, da sie von der Machart her gleich sind.
Zitat von Fabi88 im Beitrag #23einfach die Tatsache, dass dem Publikum die Formelhaftigkeit der Reihe irgendwann bewusst wurde. "Der Gorilla von Soho" als 1:1-Remake eines früheren Films war da besonders dreist, aber dem Publikum dürfte spätestens mit diesem Film klar geworden sein, dass auch schon vorige Filme wie "Der Mönch mit der Peitsche" ("Mönch und Mädchenheim kam gut an, machen wir nochmal was in der Richtung!") oder "Der Hund von Blackwood Castle" ("komm, wir machen mal London-Pause, die Holmes-Hörspiele mit Pasetti sind gerade recht erfolgreich und es gibt eine neue Holmes-TV-Serie vom WDR, wir lassen einfach auch etwas Conan Doyle einfließen!") reine Reißbrett-Filme zum schnellen Konsum waren. Nicht falsch verstehen - ich mag auch diese späteren Wallace-Filme, aber sie bedienten zunehmend ein Zielpublikum, dass quasi bei jedem Film "mehr vom selben" sehen wollte, bzw. Spaß an teilweise selbstreferenziellen Krimis voller Klischees hatte, während Otto Normal im Kino auch mal etwas Neues geboten bekommen wollte
In der Tat, hier wäre durchaus etwas Abwechslung willkommen gewesen. Deswegen sehe ich bei den Farbfilmen auch die "Nonne" und die "Tote" gerne. Mag sein, dass diese umstritten sind, aber sie sind halt in den Farbfilmen mal anders inszeniert.
Sehr schöne Diskussion, eine Zusammenfassung der mehrheitlichen Einschätzungen wäre bei der Menge an guten Erklärungen wünschenswert.
Gruss
Havi17
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Die Welt wird nicht bedroht von den Menschen, die böse sind, sondern von denen, die das Böse zulassen. Albert Einstein
Zitat von Fabi88 im Beitrag #23Da ich ja aktuell wieder in der chronologischen Sichtung stecke und mittlerweile mit Film 9 durch bin, stelle ich wieder fest, dass die Reihe lange Zeit gerade inhaltlich und gestalterisch sehr "fluid" war.
Gerade am Anfang hat man ja absichtlich Reinl und Roland im Wechsel eingesetzt, um eben beim Stil Abwechslung zu haben. Und laut Wikipedia wurde Regisseure wie Àkos von Ráthonyi, Josef von Báky oder Helmuth Ashley bewusst eingesetzt, um neue Akzente in der Serie zu setzen.
"Bewusste Akzente setzen" ist da aber wohl eher eine nachträgliche Beschönigung dafür, dass Reinl und Roland teilweise einfach andere Verpflichtungen hatten und man zur Umbesetzung auf dem Regiestuhl gezwungen war. Reinl stand bei der Constantin unter Vertrag und wurde von dieser Anfang der 60er auch mit Mabuse und Weinert-Wilton betraut und drehte dann auch noch die Karl May-Filme für die Rialto, so dass er nicht wie ursprünglich geplant für jeden zweiten Wallace-Film zur Verfügung stehen konnte. Mit Jürgen Roland klappte die Zusammenarbeit letztendlich nicht so gut wie erhofft, so dass er schließlich ganz ausschied. Àkos von Ráthonyi wäre außerhalb des seltsamen britischen Co-Produktions-Konstrukts wohl niemals zum Zuge gekommen (der Film war ja unter der Regie von Harald Reinl geplant) und auch Josef von Báky dürfte gewählt worden sein, weil Reinl und Roland (der dann witzigerweise doch den Film zu Ende drehte) zeitlich nicht konnten und er einfach in den altehrwürdigen UFA-Studios und zu einem Cast mit Lil Dagover, Marianne Hoppe, Fritz Rasp und Co am ehesten passte. Helmut Ashley war nach "Das schwarze Schaf" und "Mörderspiel" eine logische Wahl für die Stelle, als Jürgen Roland nicht mehr zur Verfügung stand, konnte sich aber nicht als fester Widerpart zu Reinl etablieren. Ich will damit sagen, dass sich mit den Regisseuren keine Einteilung machen lässt, weil eigentlich für jeden der ersten 9 Filme Reinl und Roland geplant waren und es dann erzwungene Abweichungen gab - im Falle von Alfred Vohrer natürlich ein absoluter Glücksgriff.
Zitat von Fabi88 im Beitrag #23man bekäme je nach Aspekt diverse Phasen-Einteilungen hin, die sich aber kaum übereinander legen ließen um etwas halbwegs Allgemeingültiges zu finden.
Genau dies macht meiner Meinung nach den von Savini erwähnten Wechsel (auf den ich mich dann ja auch korrigiert habe) von "Orchidee" auf "Tür" aus: Die vielen Aspekte. "Tür" hat wie gehabt Kinski und Arent, dazu erstmals Sir John, die Schüsse und den Stammregisseur Vohrer, den Stammkomponisten Thomas und den einen Ermittler (Heinz Drache) alle zusammen in einem Film. In der "Orchidee" direkt davor sah das noch ganz anders aus. In den Filmen davor waren von den verschiedenen bekannten Aspekten bzw. Merkmalen der Serie noch nicht so viele in einem Film zusammen.
Das ist das Fluide, was ich meinte: "Die toten Augen von London" hat eigentlich schon Alles, was Du ansprichst: Kinski und Arent (sogar Fuchsberger!), Sir John, wenn auch noch von Franz Schafheitlin gespielt, anstatt von Schüssen immerhin schon rote Blutflecken und Vohrer auf dem Regiestuhl - Peter Thomas zwar nicht, dessen Arbeit zur "Tür" finde ich aber auch diskussionswürdig und komme gleich dazu... Die "Tür" wirkt auf mich gerade nach der frischen Sichtung quasi wie eine (leider schwächere) Wiederholung des "Toten Augen"-Konzepts - der aber ja in der vorigen Phase verordnet wird und der einzige Unterschied ist quasi, dass man bei der "Tür" das Muster eines vorigen Erfolgs bewusst wiederholte - das ließe sich aber ähnlich auch für "Die Bande des Schreckens" sagen, der sich an "Der Frosch mit der Maske" orientierte. Nun noch zu Peter Thomas: Dieser lieferte für "Die seltsame Gräfin" einen Score, der eher an Willy Mattes' frühere Arbeiten erinnert. Bei "Das Rätsel der roten Orchidee" swingt es zwar schon gelegentlich und es gibt ironische Bläsereinsätze, bei der "Tür" klang er dann jedoch plötzlich komplett nach Heinz Funk und dessen Arbeit bei den "Augen". Da anschließend erst einmal Martin Böttcher für das "Gasthaus" zuständig war, bekam das Publikum den wirklich typischen Peter Thomas also sogar erst mit "Der Zinker", also Film 12! Was macht das mit den Phasen?
Zitat von Fabi88 im Beitrag #23Danach nahm man mehr oder weniger die erfolgreichsten Aspekte dieser Filme zusammen und legte sich daraus die Formel zurecht, die man heute mit Wallace verbindet.
Genau, eben die Filme mit den typischen Merkmalen, für die die Serie heute in erster Linie bekannt ist.
Damit wären wir aber eigentlich wieder bei meiner groben Einteilung: Frosch bis Orchidee als "Findungsphase", Tür bis Gorilla als "Formelphase" (alle im Grunde basierend auf dem "toten Augen"-Rezept, aber trotzdem mit leichten Variationen) und Glasauge bis Halbmond dann als (erfolglose) "Suchphase" nach neuen Erfolgsrezepten. Man kann auch gern Schwarz-weiß- und Farbfilme in Phasen zusammenfassen, das sind dann aber nur zwei und es gibt keinerlei Überschneidungen mit den drei von mir genannten Phasen. Rein technisch gesehen, kann man sogar eine "Ultrascope"-Phase aufmachen, die jedoch nur zwei Jahre dauerte, bzw. dann nochmal mit den beiden letzten Wallace-Filmen (wenn auch mit Techniscope) Zuwachs bekam. Oder man geht nach den Drehorten und hat dann die "Kopenhagen"-Phase mit Frosch und Kreis, "Hamburg"-Phase mit Bande bis Gasthaus (die dann aber durch Narzissen (London), Gräfin und Tür (Berlin) unterbrochen wird), "Berlin"-Phase bei der CCC-Film und schließlich der "Italien"-Phase, die dann aber noch durch "Tote aus der Themse" unterbrochen wird.
Zitat von Fabi88 im Beitrag #23Die dritte Phase würde im Grunde dann aus meiner Sicht schon mit "Der Mann mit dem Glasauge" beginnen und die restlichen Filme einschließen - (halbherzige) Versuche (ob selbst produziert oder ausgelagert) modernere Filme zu machen, die aber weder mit den Wallace-Romanen, noch mit der etablierten "Grusel-Krimi"-Formel so recht viel zu tun haben.
Zudem ist der Unterschied beim Wechsel vom "Glasauge" auf "Gesicht" meiner Meinung nach größer als vom "Gorilla" auf "Glasauge".
Natürlich fällt das "Gesicht" ganz extrem heraus als (nahezu komplett) italienische Produktion, aber "Gorilla" hängt ganz offensichtlich noch im selbstironischen Stil der 60er und wirkt über weite Strecken (nicht nur wegen des recycelten Drehbuchs) altmodisch, "Glasauge" vollführt dann schon einen Bruch mit einer Handlung, die sich nicht mehr ganz so sehr in einem Märchenlondon unbestimmbarer Zeit ansiedelt, sondern durchaus im realen Hier und Jetzt stattfindet - samt Generationskonflikten und anderen zeitgenössischen Themen. "Banne" und "Gorilla" hätten mit wenig Änderungen auch Schwarz-weiß-Filme so um 1963-65 sein können, "Glasauge" probiert neue Wege und startet aus meiner Sicht daher die "Suche"-Phase.
Zitat von Fabi88 im Beitrag #23einfach die Tatsache, dass dem Publikum die Formelhaftigkeit der Reihe irgendwann bewusst wurde. "Der Gorilla von Soho" als 1:1-Remake eines früheren Films war da besonders dreist, aber dem Publikum dürfte spätestens mit diesem Film klar geworden sein, dass auch schon vorige Filme wie "Der Mönch mit der Peitsche" ("Mönch und Mädchenheim kam gut an, machen wir nochmal was in der Richtung!") oder "Der Hund von Blackwood Castle" ("komm, wir machen mal London-Pause, die Holmes-Hörspiele mit Pasetti sind gerade recht erfolgreich und es gibt eine neue Holmes-TV-Serie vom WDR, wir lassen einfach auch etwas Conan Doyle einfließen!") reine Reißbrett-Filme zum schnellen Konsum waren. Nicht falsch verstehen - ich mag auch diese späteren Wallace-Filme, aber sie bedienten zunehmend ein Zielpublikum, dass quasi bei jedem Film "mehr vom selben" sehen wollte, bzw. Spaß an teilweise selbstreferenziellen Krimis voller Klischees hatte, während Otto Normal im Kino auch mal etwas Neues geboten bekommen wollte
In der Tat, hier wäre durchaus etwas Abwechslung willkommen gewesen. Deswegen sehe ich bei den Farbfilmen auch die "Nonne" und die "Tote" gerne. Mag sein, dass diese umstritten sind, aber sie sind halt in den Farbfilmen mal anders inszeniert.
Mit der "Nonne" habe ich persönlich die selben Probleme wie mit "Narzissen" und "Verrätertor" - viel zu ernst und zu "realbritisch". Und "Die Tote aus der Themse" wirkt dann eher wie ein durchschnittlicher "Tatort" der ersten Jahre mit etwas mehr Produktionsaufwand, ein paar Wallace-Gesichtern und England-Setting. Beide Filme waren leider nicht stark genug um eine zweite Stimme neben/nach Vohrer herauszubilden. Schon 1967/68 war das Kind in den Brunnen gefallen und jeder Radikalbruch-Versuch zum Scheitern verurteilt. Man hätte zur Hochphase (bestenfalls direkt nach "Der unheimliche Mönch") einen jungen Nachwuchsregisseur oder zumindest weiterhin Reinl im Wechsel mit Vohrer einsetzen müssen um behutsame (?) Formeländerungen einzubringen. So spaßig die schrill-bunten Vohrer-Wallace-Filme sind, so eintönig wird es auf die Reihe bezogen leider. Schon viel früher, mit "Neues vom Hexer" traten starke Ermüdungserscheinungen auf, die mit Reinls "Der unheimliche Mönch" und dem riesigen Erfolg gut kaschiert wurden. Man hätte daraus die Lehre ziehen können, dass die ernsthafteren Filme (sogar "Geheimnis der gelben Narzissen"!) bis hin zu "Der unheimliche Mönch" stets die erfolgreichsten Filme an der Kasse waren (>3 Millionen Zuschauer) und eine Betonung der ironischen bis hin zu selbstreferenziellen Elemente meist mit Zuschauerrückgang (~1,5 Millionen Zuschauer) einherging. Ein stückweit ist das natürlich systembedingt: Egal, welches Genre mit extremen Hochphasen man sich anschaut (Agentenfilme, Italo-Western, Sci-Fi, Superheldenfilme,...) - mit dem Erfolg kommt anscheinend zwangsläufig die Selbstironie und die Selbstreferenz, bis ein Genre sich endgültig mit Parodien totläuft.
Zurück zu den Phasen: Die Grundfrage ist ja, warum will man überhaupt Phasen einteilen? Aus Produktionssicht gab es zumindest bewusst gar keine Phasen, bzw. es ergaben sich nur die drei von mir genannten, da man anfangs gut fuhr mit Wahl geeigneter Vorlagen und deren (mal mehr, mal weniger) gut gelungener Umsetzung, sich dann jedoch mit dem erkennbaren Erfolgsmuster von den Vorlagen lösen musste, um dem gewünschten Stil und den geplanten Schauspielern entsprechen zu können und schließlich inhaltlich kaum noch Einfluss hatte, sondern sich in italienische Produktionen einkaufte und das Wallace-Siegel draufpresste. Kramp und Co (sowie hier der angesprochene Peter Ross) haben sich ja nicht umsonst immer eher auf die Vorlagen bezogen und das fällt definitiv am leichtesten - Also quasi Phasen nach dem Motto "Roman-nah", "nach Motiven", "freie Stoffe mit Wallace-Titeln", "komplett freie Stoffe". Andere Einteilungen nach technischen, personellen oder stilistischen Aspekten sind nur mit viel Biegen und Brechen möglich und daher (aus meiner Sicht) sinnlos. Wenn man mich fragt, welche Wallace-Phase meine liebste ist, kann ich darauf gar keine Antwort geben, weil ich Filme wie "Der Frosch mit der Maske", "Die toten Augen von London" und "Der unheimliche Mönch" für die besten Filme der Reihe halte, großen Spaß an Filmen wie "Im Banne des Unheimlichen" habe und sogar zu den Fans von "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" gehöre. Damit wären ja quasi alle "Phasen" irgendwie vertreten, egal wie man sie fassen will. Die häufigste Antwort dürfte wohl "Die schwarz-weißen Filme!" sein, womit die Einteilung in nur zwei Phasen die wohl zielführendste wäre...
Und wieder ein SEHR langer Essay, zu dem ich diesmal leider nur ein paar kleine Anmerkungen habe.
Zitat von Fabi88 im Beitrag #26Die "Tür" wirkt auf mich gerade nach der frischen Sichtung quasi wie eine (leider schwächere) Wiederholung des "Toten Augen"-Konzepts - der aber ja in der vorigen Phase verordnet wird und der einzige Unterschied ist quasi, dass man bei der "Tür" das Muster eines vorigen Erfolgs bewusst wiederholte - das ließe sich aber ähnlich auch für "Die Bande des Schreckens" sagen, der sich an "Der Frosch mit der Maske" orientierte.
Gemeinsamkeiten zwischen "Augen" und "Tür" sehe ich in erster Linie inhaltlich, da es in beiden Filmen ein willenloses, gorillaähnliches und kaum sprechendes Faktotum gibt, dass sogar vom selben Schauspieler verkörpert wird; auch zwischen Judd und Havelock gibt es einige Parallelen. Aber das war in beiden Fällen schon durch die Romanvorlage bedingt und weniger durch den Regisseur.
Zitat von Fabi88 im Beitrag #26Nun noch zu Peter Thomas: Dieser lieferte für "Die seltsame Gräfin" einen Score, der eher an Willy Mattes' frühere Arbeiten erinnert. Bei "Das Rätsel der roten Orchidee" swingt es zwar schon gelegentlich und es gibt ironische Bläsereinsätze, bei der "Tür" klang er dann jedoch plötzlich komplett nach Heinz Funk und dessen Arbeit bei den "Augen". Da anschließend erst einmal Martin Böttcher für das "Gasthaus" zuständig war, bekam das Publikum den wirklich typischen Peter Thomas also sogar erst mit "Der Zinker", also Film 12! Was macht das mit den Phasen?
Ich würde eher sagen, dass Thomas etwas brauchte, seinen typischen Krimi-Stil zu entwickeln. Bei "Gräfin" und "Tür" orientierte er sich sicher an den genannten Vorbildern (wobei es beim letztgenannten Film relativ wenig Musik gibt, so dass es kaum auffällt). Bei der "Orchidee" scheint er mehr Zeit gehabt zu haben und komponierte verschiedene Themen, u. a. eines für die Erpressungs-Momente, die beiden rivalisierenden Banden (natürlich mit Bezug auf zwei populäre Vorbilder) und sogar eines extra für die Szene, in der Parker auf dem Dach Wache schiebt. Dass es hier schon manchmal etwas "jazziger" klingt, könnte an dem "amerikanischen" Bezug bei diesem Stoff gelegen haben. Ab dem "Zinker" jedenfalls war er fest dabei, bis zum "Glasauge" gab es dann nur noch drei Filme, bei denen er von Böttcher abgelöst wurde. Und (wie bereits gesagt) er schrieb im Zeitraum 1963-65 auch die Musik für die Beiträge von Reinl und Gottlieb, war also nicht so eng mit Vohrer verbunden, obwohl er zu dessen Stil sicher besonders gut passte.
Zitat von Fabi88 im Beitrag #26"Banne" und "Gorilla" hätten mit wenig Änderungen auch Schwarz-weiß-Filme so um 1963-65 sein können
Das würde ich allerdings noch stärker in Bezug auf "Hand" und "Hund" sagen, die stark auf neblige Moorszenen, Schlösser voller Spinnweben und finstere Anstalten/Geheimgänge setzen. Beim "Buckligen" oder "Gorilla" gab es stärkere Anbiederungen an den Zeitgeist durch (aus heutiger Sicht natürlich verkrampft wirkende) Sex-Elemente (die Stripperin in der "Hand" erscheint in diesem Kontext lässlich), beim "Petschenmönch" gab es ein Geheimversteck im Stile von James Bond und beim "Unheimlichen" Bezüge zum "Swinging London" (Hand" und "Hund" kamen ganz ohne London-Aufnahmen aus).
Zitat von Savini im Beitrag #27Das würde ich allerdings noch stärker in Bezug auf "Hand" und "Hund" sagen, die stark auf neblige Moorszenen, Schlösser voller Spinnweben und finstere Anstalten/Geheimgänge setzen. Beim "Buckligen" oder "Gorilla" gab es stärkere Anbiederungen an den Zeitgeist durch (aus heutiger Sicht natürlich verkrampft wirkende) Sex-Elemente (die Stripperin in der "Hand" erscheint in diesem Kontext lässlich), beim "Petschenmönch" gab es ein Geheimversteck im Stile von James Bond und beim "Unheimlichen" Bezüge zum "Swinging London" (Hand" und "Hund" kamen ganz ohne London-Aufnahmen aus).
Mir ging es hier ja nur um die Abgrenzung von "Glasauge" und "Gesicht" vom "Banne" und "Gorilla" im Gegensatz zur Abgrenzung von "Gesicht" von "Glasauge" und "Gorilla". Die Sex-Elemente im "Buckligen" und "Gorilla" sind natürlich auch schon Zeitgeist, aber kaum zentrale Handlungs-Elemente, deswegen schrieb ich ja "mit wenig Änderungen auch Schwarz-weiß-Filme so um 1963-65".
Bei Peter Thomas würde ich übrigens eher vermuten, dass er bei der "Gräfin" noch nicht so viel künstlerische Freiheit hatte und die gewollte Annäherung an alte UFA-Zeiten in Studio, Regie und Besetzung einen zu modernen Soundtrack quasi ausschloss. Heinz Funks Arbeit für "Die toten Augen von London" klang in meinen Ohren schon sehr anders als seine vorigen Arbeiten für die Wallace-Reihe. Gut möglich, dass Vohrer da relativ eng mit ihm zusammen gearbeitet hatte und auch "Die Tür" eigentlich wieder gern mit ihm gemacht hätte. So blieb ihm nur übrig, Thomas zumindest zu einem ähnlichen Stil zu bewegen. Da die Produktionen sich ja immer überlappten, konnte Vohrer wohl auch kaum Thomas' Arbeit zu "Das Rätsel der roten Orchidee" gekannt, sondern bei den Dreharbeiten noch andere Musik (eben Heinz Funk-mäßig) im Kopf gehabt haben. Bei "Das Gasthaus an der Themse" ließ Vohrer dann ja Martin Böttcher bereits einen Soundtrack komponieren, der mit seinem Swing, den "Yeah"-Rufen, Hilfeschreien und Polizeipfeifen vom Laien beinahe für eine Peter Thomas-Arbeit gehalten werden könnte. Nach dem Weinert-Wilton-Film "Die weiße Spinne" durfte Thomas dann ja beim folgenden "Der Zinker" auch endlich in diesem Stile unter Vohrer arbeiten.
Zitat von Fabi88 im Beitrag #26Die "Tür" wirkt auf mich gerade nach der frischen Sichtung quasi wie eine (leider schwächere) Wiederholung des "Toten Augen"-Konzepts - der aber ja in der vorigen Phase verordnet wird und der einzige Unterschied ist quasi, dass man bei der "Tür" das Muster eines vorigen Erfolgs bewusst wiederholte - das ließe sich aber ähnlich auch für "Die Bande des Schreckens" sagen, der sich an "Der Frosch mit der Maske" orientierte.
Gemeinsamkeiten zwischen "Augen" und "Tür" sehe ich in erster Linie inhaltlich, da es in beiden Filmen ein willenloses, gorillaähnliches und kaum sprechendes Faktotum gibt, dass sogar vom selben Schauspieler verkörpert wird; auch zwischen Judd und Havelock gibt es einige Parallelen. Aber das war in beiden Fällen schon durch die Romanvorlage bedingt und weniger durch den Regisseur.
Ich sehe vor allem Gemeinsamkeiten in der Ästhetik, der Mischung aus Grusel und Humor, der Inszenierung, der Art des Musikeinsatzes und mehr. Dass Auch Berber wieder auftaucht und es vielleicht inhaltliche Parallelen gibt, hatte ich dabei nicht im Blick...
Zitat von Fabi88 im Beitrag #28Die Sex-Elemente im "Buckligen" und "Gorilla" sind natürlich auch schon Zeitgeist, aber kaum zentrale Handlungs-Elemente
Der Mädchenhandel und die Szenen im "Mekka" sind für die Handlung des "Buckligen" schon relativ zentral, im "Gorilla" spielen mehrere für die Handlungen wichtigen Szenen im Sexclub/Bordell, außerdem gabelt Sir Arthur dort eine Dame auf, die im Laufe der Handlung zum penetranten Running Gag wird.
Zitat von Fabi88 im Beitrag #28Heinz Funks Arbeit für "Die toten Augen von London" klang in meinen Ohren schon sehr anders als seine vorigen Arbeiten für die Wallace-Reihe.
Für mich klingen seine drei Filmmusiken für die Reihe schon sehr ähnlich, gerade in den "gruseligen" Momenten.
Zitat von Fabi88 im Beitrag #28Da die Produktionen sich ja immer überlappten, konnte Vohrer wohl auch kaum Thomas' Arbeit zu "Das Rätsel der roten Orchidee" gekannt, sondern bei den Dreharbeiten noch andere Musik (eben Heinz Funk-mäßig) im Kopf gehabt haben.
Ich meinte jetzt auch gar nicht, dass Vohrer großen Einfluss auf die Arbeit seines Komponisten genommen hätte (gab es das bei dieser Reihe eigentlich?), sondern einfach, dass Thomas allmählich einen Stil im Bereich Krimi-Musik entwickelte, der zwar besonders gut mit Vohrer immer stärkeren "skurrilen" Elementen und der Geisterbahn-Atmosphäre harmonierte, aber eben auch zum Zuge kam, wenn es um Filme anderer Regisseure ging.
Zitat von Fabi88 im Beitrag #28Die Sex-Elemente im "Buckligen" und "Gorilla" sind natürlich auch schon Zeitgeist, aber kaum zentrale Handlungs-Elemente
Der Mädchenhandel und die Szenen im "Mekka" sind für die Handlung des "Buckligen" schon relativ zentral, im "Gorilla" spielen mehrere für die Handlungen wichtigen Szenen im Sexclub/Bordell, außerdem gabelt Sir Arthur dort eine Dame auf, die im Laufe der Handlung zum penetranten Running Gag wird.
Mädchenhandel war auch 1965 in "Der unheimliche Mönch" und auch am Rande in "Der Hexer" ein Thema. Im Gorilla spielen zwar viele Szenen im Bordell, sie könnten aber (siehe Original) ohne Handlungs-Verluste auch woanders spielen. Auch der Running Gag ist nicht Handlungs-entscheidend.
Zitat von Fabi88 im Beitrag #28Heinz Funks Arbeit für "Die toten Augen von London" klang in meinen Ohren schon sehr anders als seine vorigen Arbeiten für die Wallace-Reihe.
Für mich klingen seine drei Filmmusiken für die Reihe schon sehr ähnlich, gerade in den "gruseligen" Momenten.
Zitat von Fabi88 im Beitrag #28Da die Produktionen sich ja immer überlappten, konnte Vohrer wohl auch kaum Thomas' Arbeit zu "Das Rätsel der roten Orchidee" gekannt, sondern bei den Dreharbeiten noch andere Musik (eben Heinz Funk-mäßig) im Kopf gehabt haben.
Ich meinte jetzt auch gar nicht, dass Vohrer großen Einfluss auf die Arbeit seines Komponisten genommen hätte (gab es das bei dieser Reihe eigentlich?), sondern einfach, dass Thomas allmählich einen Stil im Bereich Krimi-Musik entwickelte, der zwar besonders gut mit Vohrer immer stärkeren "skurrilen" Elementen und der Geisterbahn-Atmosphäre harmonierte, aber eben auch zum Zuge kam, wenn es um Filme anderer Regisseure ging.
Die Filmmusik und ihr Einsatz fallen in der Regel auch in die Arbeit des Regisseurs. Produzenten können da Vorgaben machen/Wünsche äußern, aber selbst bei Wallace dürfte es eher eine Zusammenarbeit zwischen Regisseuren und Komponisten gewesen sein. Dass Peter Thomas bei der "Orchidee" teilweise alle zwei Sekunden die Tonart wechselt und das nächste Volkslied einfließen lässt, ist sicherlich (mindestens zu Teilen) auf Ashleys Mist gewachsen. Man muss ja konstatieren, dass sich die Musik der Reihe schon mit Martin Böttcher Richtung Geisterbahnmusik entwickelte (siehe "Gasthaus an der Themse"). Da gab Peter Thomas noch etwas mehr Gas, das ist richtig. Für die Entwicklung seines späteren Stils dürften auch die Cotton-Filme und andere Produktionen einen Beitrag geleistet haben.