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Dieses Thema hat 108 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker international
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Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

08.12.2015 06:03
#16 RE: Mord auf Zelluloid: Agatha-Christie-Kinofilme Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #15
"Rendezvous mit einer Leiche" steht ganz klar hinter "Nil" und "Sonne" zurück; das ist nach der Qualität der beiden anderen Filme auch nur logisch. Mich erstaunte bei meiner Neusichtung für diesen Thread allerdings, wie stark der Qualitätsabfall im direkten Vergleich zu spüren ist, was vor allem handwerkliche Gründe hat.

Genau so empfinde ich es auch. Vor allem wirkt alles irgendwie trister und weniger üppig als in den zuvor genannten Filmen. Aber das mag wirklich auch am Entstehungszeitraum liegen. Ähnliches stelle ich fest, wenn ich zum Beispiel "Feuerball" mit seinem Remake "Sag niemals nie" vergleiche.

Welche TV-Filme ziehst du denn noch vor?

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

08.12.2015 16:36
#17 RE: Mord auf Zelluloid: Agatha-Christie-Kinofilme Zitat · Antworten

Vielleicht war es einfach keine so vorteilhafte Zeit für große Kinofilme dieser Art. Parallel schwang sich das Fernsehen in den späten Achtzigern jedoch gerade auf dem Gebiet des Period crime zu immer neuen Höhen auf - die Suchet-Serie begann ungefähr 32 Wochen nach der britischen Kinopremiere von "Rendezvous mit einer Leiche".

Mein Favorit unter Ustinovs TV-Filmen ist seit jeher "Mord mit verteilten Rollen", der eine wunderbare Gartenkrimi-Atmosphäre hat und damit ziemlich zeitlos wirkt. Meine Vorliebe liegt sicher auch daran, dass es nach "Nil" und "Sonne" als Jugendlicher meine dritte Begegnung mit Ustinov war (die alte VHS-Aufzeichnung aus dem Kabel-Eins-Nachtprogramm müsste noch im Regal stehen) und dass ich die Suchet-Version "Dead Man's Folly" aus der letzten Staffel bisher noch nicht gesehen habe. Auch "Mord à la Carte" finde ich ganz solide, wenngleich manchmal etwas schleppend (aber allein schon eine geniale Vorlage!). Für den schwächsten aus dem Trio halte ich "Tödliche Parties", aber den habe ich schon relativ lang nicht mehr gesehen. Soweit ich mich erinnere, macht Tony Curtis seine Sache dort immerhin recht ordentlich; es könnte also auch sein, dass er sich bei einer Neusichtung dann auch noch vors "Rendezvous" schiebt.

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

11.12.2015 23:43
#18 RE: Mord auf Zelluloid: Agatha-Christie-Kinofilme Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #15
"Rendezvous mit einer Leiche" steht ganz klar hinter "Nil" und "Sonne" zurück

Da stimme ich dir eigentlich zu, weil diese Hierarchie vor allem auch naturgemäß so aussieht. Ein Nachfolger, der nicht mehr die selbe Sogfalt erfahren hat, und etwa keine ähnliche Ausstattung präsentieren kann, fällt im Vergleich ab. Trotzdem ziehe ich "Rendezvous mit einer Leiche" beispielsweise dem, auch meiner Ansicht nach, hervorragenden "Tod auf dem Nil" vor, was ich gar nicht so richtig begründen kann. Ich sehe ihn lieber und schaue ihn mir auch häufiger an. Es liegt vielleicht letztlich mit daran, dass ich die anderen Beiträge einfach schon zu oft gesehen habe, wenngleich sie dadurch überhaupt nichts an Reiz verlieren, sie aber einfach nicht mehr so viel hergeben können. Das gleiche gilt in diesem Zusammenhang übrigens auch für "Mord im Spiegel", wenn ich an andere Marple-Verfilmungen denke. Insgesamt hat es aber wohl schon immer in der Natur meines persönlichen Filmverständnisses gelegen, dass ein Beitrag nicht zwingend schlecht oder tatsächlich schwächer sein muss, nur weil es der Vergleich mit Artgenossen so diktiert.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

12.12.2015 02:31
#19 RE: Mord auf Zelluloid: Agatha-Christie-Kinofilme Zitat · Antworten

@Prisma: Finde ich absolut verständlich. Dass man gewisse Abnutzungserscheinungen wahrnehmen kann, finde ich bei diesen Klassikern in der Tat sehr nachvollziehbar. Dennoch kann ich persönlich mit dem optischen Stil - den ich mal englisch als "lush" bezeichnen würde, mehr anfangen. Inhaltlich ist allerdings auch Rendezvous bei weitem nicht zu verachten! Ist eben auch ein bisschen die Frage von "style o(ve)r substance".

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

13.12.2015 12:06
#20 RE: Mord auf Zelluloid: Agatha-Christie-Kinofilme Zitat · Antworten

Opulenz mag ich natürlich auch sehr gerne, spielt bei mir aber eigentlich eher eine Nebenrolle. Da stütze ich mich dann primär drauf, wenn es in anderen Bereichen weniger zu finden gibt und lasse es ansonsten in der Kategorie willkommener Bonus laufen. Als ich mir jetzt in letzter Zeit noch einmal "Tod auf dem Nil", "Das Böse unter der Sonne" und "Rendezvous mit einer Leiche" angeschaut habe, bin ich erneut zu dem Schluss gekommen, dass es tatsächlich besser ist, so wenig Vergleiche als möglich zu ziehen.

Tja, funktioniert aber nicht immer.

"Nil" kam mir plötzlich nur noch gut vor, "Rendezvous" dann irgendwie wesentlich besser, weil vor allem viel wahrscheinlicher, und "Das Böse" bleibt unterm Strich mein Spitzenreiter dieser Gruppe. Das kann sich zu gegebener Zeit aber auch wieder ändern. Gerade bei diesen Beiträgen ist die Möglichkeit doch sehr hoch, wie ich finde, aber es ist im Endeffekt auch nicht die wichtigste Frage, weil man es so oder so mit guten bis überragenden Beiträgen (die sich ja durch mehrere Filme erweitern) zu tun hat.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

13.12.2015 14:40
#21 RE: Mord auf Zelluloid: Agatha-Christie-Kinofilme Zitat · Antworten

Zitat von Prisma im Beitrag #20
"Das Böse" bleibt unterm Strich mein Spitzenreiter dieser Gruppe.

Eine sympathische Aussage, der ich mich hiermit ausdrücklich anschließen möchte. – Was die Frage nach (vielleicht übertriebener) Opulenz und das Schlagwort „style over substance“ angeht, fällt mir dazu übrigens spontan eher der „Orient-Express“-Film ein; dazu später mehr.



Das Böse unter der Sonne (Evil Under the Sun)

Kriminalfilm, GB 1982. Regie: Guy Hamilton. Drehbuch: Anthony Shaffer (Buchvorlage „Evil Under the Sun“, 1941: Agatha Christie). Mit: Peter Ustinov (Hercule Poirot), Maggie Smith (Daphne Castle), Diana Rigg (Arlena Marshall), Nicholas Clay (Patrick Redfern), Jane Birkin (Christine Redfern), Roddy McDowall (Rex Brewster), James Mason (Odell Gardener), Sylvia Miles (Myra Gardener), Denis Quilley (Kenneth Marshall), Colin Blakely (Sir Horace Blatt) u.a. Uraufführung (GB): März 1982. Uraufführung (BRD): 30. September 1982. Eine Produktion von Mersham Productions für Columbia / EMI / Warner.

Zitat von Das Böse unter der Sonne
Wer würde vermuten, dass Betrug und Mord auch auf Daphne Castles sonniger Ferieninsel vor der Küste von Tyrania lauern? Das exklusive Hotel wird jedenfalls von einer Schar einander feindseliger Gäste bewohnt; unter ihnen der ehemalige Broadway-Star Arlena Marshall, die die anderen Besucher trotz neulicher Heirat mit einer ganz offensichtlichen Affäre mit dem Lehrer Patrick Redfern überrascht. Auch Hercule Poirot ist anwesend und merkt, dass sich hier „Böses unter der Sonne“ abzeichnet – der Mord ist, im wahrsten Sinne des Wortes, nur noch eine Frage der Zeit ...


Die gewissermaßen philosophische Prämisse, dass der Mensch selbst in die idyllischste Idealwelt die Gefahr des Mordes hineinträgt, mag 1941, im Jahr der Veröffentlichung des Agatha-Christie-Romans, gleichzeitig eine Durchhalteparole und eine Flucht vor der Realität der Gegenwart gewesen sein. Befindet sich Poirot auf anderen Urlauben am Puls der Zeit oder zumindest an gut wiedererkennbaren Orten im „Pulverfass“ Arabien, so urlaubt er in dieser Geschichte auf Papier ganz patriotisch in Südengland, auf Zelluloid gar in einem Fantasieland, dessen Ähnlichkeiten mit dem ehemaligen Jugoslawien – einem Land meist abseits der weltpolitischen Bühne – kaum zu verkennen sind. Die sonnendurchfluteten Buchten und Klippenpfade der Insel kommen im Film vor allem deshalb so perfekt zur Geltung, weil sie vorher mit der ungemütlichen Gräue schottischer Hochmoore und dem steifen, verstaubten Direktionszimmer einer Londoner Versicherungsbehörde in Kontrast gesetzt werden.

Dass die Stimmung trotz schöner Umgebung bald kippt, liegt in der Verantwortung der die Story bevölkernden Charaktere. Es kommt dem „Bösen unter der Sonne“ zugute, dass die Protagonisten diesmal nicht nur Einbahnstraßen-Fehden mit dem Mordopfer pflegen, wie es in „Tod auf dem Nil“ der Fall war, sondern darüber hinaus auch Reibungspunkte das Verhalten der Verdächtigen untereinander bestimmen (ein Ehestreit bei den Redferns, die sich unsympathischen Rex und Linda, die unerfüllte Zuneigung zwischen Daphne Castle und Kenneth Marshall), was den Film dauerhaft spannend hält und anfänglich sogar die Frage aufwirft, wer überhaupt die designierte Leiche sein könnte. Obendrein scheint es unmöglich, an einer der Darstellungen einen Makel zu entdecken: Wie kleine Zahnrädchen verbinden sich die Schauspieler zu einem „mordsmäßig“ guten Ensemble, wobei vor allem das unterschiedliche Frauentrio Diana Rigg – Maggie Smith – Jane Birkin den Film geradezu unvergesslich macht. Zwischen Rigg und Smith entflammt eine Stutenbissigkeit wie aus dem Bilderbuch (Anthony Shaffer würzte „Das Böse unter der Sonne“ mit exaltierterem Humor als „Tod auf dem Nil“, doch trotz verschiedentlicher Schenkelklopfer wird immer ein vertretbares Maß gewahrt); Jane Birkin legt ihre Rolle stiller und schutzbedürftiger an, vermeidet dabei jedoch geschickt das Klischee einer grauen Maus.

Auch Peter Ustinov perfektionierte sein Auftreten als Poirot und steht mit diesem Film auf dem Höhepunkt seiner sechs Auftritte für Film und Fernsehen währenden Karriere als belgischer Detektiv. Man lernt, dass Poirot zwar von der Seekrankheit betroffen ist, aber nicht an Höhenangst leidet und dass er mit einem Frühstücksei noch andere Dinge anstellen kann, als dessen Größe und Symmetrie zu vermessen. Erneut muss die überlange Aufklärungsszene gelobt werden. Die drei großen Poirot-Filme von Columbia / EMI / Warner trugen mit ihren bis ins kleinste Detail ausgearbeiteten und für den Zuschauer zu jeder Zeit absolut nachvollziehbaren Mörderüberführungen ihren Anteil dazu bei, dass ein solcher Empfang aller Verdächtigen mit großer Schlussrede heute als eines der unverzichtbaren Stilmerkmale von Agatha-Christie-Krimis angesehen wird. Die stilprägende Funktion dieser Sequenzen lässt auch darüber hinwegblicken, dass eine Enthüllung der Täteridentität meist schon recht zeitig in deren Verlauf nötig ist und Poirot gerade in „Das Böse unter der Sonne“ den Namen des ersten Komplizen rundweg vor jeder Erläuterung verrät.

Durch den Fantasieschauplatz steht der historische Zeitgeist des Films nicht so stark im Vordergrund wie in „Tod auf dem Nil“, drückt sich aber in großer Eleganz z.B. in den Kleidern der Marshall aus. Einen vielsagenden Blick auf die Kultur-, Freizeit- und Alltagsgegenstände, die vor allem in den 1930er Jahren en vogue waren, liefert Cole Porters Musicalsong „You’re the Top“, den Diana Rigg in einer verkürzten Version zum Besten gibt und der daraufhin auch in verschiedenen von John Lanchberry arrangierten Variationen als Begleitmusik auftaucht.

Musterbeispiel für eine elegante und wortgewandte Adaption eines Christie-Klassikers, die sich weder untreu gegenüber ihrer Vorlage verhält, noch in übermäßiger Folgsamkeit Anspruch auf eigenen kreativen Input verliert. Ustinov spielt einen Poirot zum Gernhaben, während sich der übrige Cast gegenseitig piesackt, dass es eine wahre Freude ist. 5 von 5 Punkten. Ich komme nicht umhin, festzustellen: Dieser Film ist ein Kracher, so laut wie Daphne Castles Mittagskanone!



Fakten und Trivia zu „Das Böse unter der Sonne“

* Die Film-Insel setzt sich aus mehreren Drehorten zusammen: Dragonera vor der Westküste Mallorcas doubelt die tyranische Insel in Übersichts- und Luftaufnahmen, während als Hotel das Landgut Raixa im Inland der Baleareninsel zu sehen ist.

* Ähnlich wie „Tod auf dem Nil“ wurde „Das Böse unter der Sonne“ in Anwesenheit des britischen Königshauses uraufgeführt. Die Queen gab Peter Ustinov bei dieser Gelegenheit zu verstehen, dass Poirot einer ihrer Lieblingsdetektive sei.

* Was hat es mit dem toten Kaninchen auf sich? Der anscheinend willkürlich im Film auftauchende madenzerfressene Kadaver wird von Daphne Castle kurz vor dem Mord entdeckt. Er symbolisiert das Verderben, das bald über die paradiesähnliche Insel hereinbrechen wird und bringt den Zuschauer damit in Stimmung für die folgenden Missetaten.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

13.12.2015 14:45
#22 RE: Mord auf Zelluloid: Agatha-Christie-Kinofilme Zitat · Antworten

Evil Under the Sun (Das Böse unter der Sonne, 1982)



Filmdaten:
Deutscher Titel: Das Böse unter der Sonne
Originaltitel: Evil Under the Sun
Produktionsland: Vereinigtes Königreich
Originalsprache: Englisch
Erscheinungsjahr: 1982

Stab:
Regie: Guy Hamilton
Drehbuch: Anthony Shaffer,
Barry Sandler
Produktion: John Brabourne,
Richard B. Goodwin
Musik: Cole Porter
Kamera: Christopher Challis
Schnitt: Richard Marden

Besetzung:
Peter Ustinov: Hercule Poirot, Jane Birkin: Christine Redfern, Colin Blakely: Sir Horace Blatt, Nicholas Clay: Patrick Redfern, James Mason: Odell Gardener, Roddy McDowall: Rex Brewster, Sylvia Miles: Myra Gardener, Dennis Quilley: Captain Kenneth Marshall, Diana Rigg: Arlena Stuart Marshall, Emily Hone: Linda Marshall, Maggie Smith: Daphne Castle


Handlung:

Dem Millionär Sir Horace Blatt wird während einer kurzen Affäre ein sehr kostbarer Diamant gestohlen und durch eine Fälschung ersetzt, weshalb Poirot auf den Plan treten muss. Sein Weg führt ihn dabei auf eine italienische Insel im Mittelmeer, wo eine illustre Gesellschaft in einem Luxushotel zusammenfindet. Dort macht sich die affektierte und in die Jahre gekommene Schauspielerin Arlena Marshall sehr rasch bei allen unbeliebt. Rex Brewster hat eine etwas zu ehrliche Biografie über sie geschrieben, weshalb sie einer Veröffentlichung die Zustimmung verweigert. Das Produzentenpaar Gardener kann Arlena nicht für ihre neue Show gewinnen, obwohl die Rechte dafür schon in Verbindung mit ihrem Namen verkauft wurden. Arlena hat offensichtlich eine Affäre mit dem gutaussehenden und durchtrainierten, aber, wie auch sie selbst, verheirateten Patrick Redfern, was zu ständigen lautstarken Auseinandersetzungen zwischen ihm und seiner übersensiblen Frau führt. Auch in Arlenas frisch angetrauten, gutmütigen Gatten Captain Kenneth Marshall erwacht die Eifersucht. Seine Tochter, die Teenagerin Linda, hasst Arlena ohnehin, da sie von dieser ständig gedemütigt wird. Die Hotelbesitzerin Daphne Castle war im Showbusiness Arlenas Konkurrentin. Außerdem sympathisiert sie mit deren Gatten und dessen Tochter. Rasch erkennt Poirot, dass auch Alrena es war, die Sir Horace Blatt um den Diamanten brachte. Allerdings wird die Diva sehr bald von ihrem Liebhaber Patrick Redfern tot am Strand aufgefunden, als er zusammen mit Myra Gardener in einem Motorboot heranfährt. Er bleibt bei der Leiche und schickt Myra zurück, um die Sache zu melden. Poirots Ermittlungen ergeben, dass praktisch alle ein Motiv, aber auch ein Alibi haben…

Spannung:

„Das Böse unter der Sonne“ von James-Bond Regisseur Guy Hamilton (geb.1922) hat sehr starke Parallelen zum „Tod auf dem Nil“. In beiden Filmen ist das Opfer eine Dame, die in ein Umfeld gerät, wo ihr kaum jemand wohlgesonnen ist, was ein sehr breites Spektrum an Verdächtigen anbietet. Beide Geschichten spielen sich vor einer wunderbaren südländischen Kulisse ab, wo die Protagonisten Urlaub machen, und warten mit einer bemerkenswerten Starbesetzung auf. Auch trägt Poirot in beiden Filmen vor versammelter Gesellschaft die Lösung des Falles vor, die ebenfalls unübersehbare Parallelen aufweist. Es macht als Zuseher übrigens Sinn, Poirot nicht nur visuell auf seinen Streifzügen zu begleiten, sondern sich auch Gedanken über seine Beobachtungen zu machen, die einmal mehr ein aus verschiedenen Elementen zusammengesetztes Ganzes ergeben, das ihn zur Lösung führt. Im Unterschied zum „Tod auf dem Nil“ hat „Das Böse unter der Sonne“ bis zum Mord hin einige Längen, bleibt von dort weg aber durchwegs spannend und mündet in eine Auflösung, über die sich der Thrillerfreund nicht beschweren kann. Allerdings ist es als geübter Krimi-Konsument gar nicht mal so schwer, intuitiv auf die richtige Spur, wenn auch nicht auf die 100-prozentige Auflösung, zu kommen, da gewisse Handlungsweisen und Bemerkungen doch in die passende Richtung weisen. Anders als beim "Tod auf dem Nil" bietet "Das Böse unter der Sonne", wenn man von der durchaus mit der Auflösung in Verbindung stehenden Leiche ganz zu Beginn absieht, nur einen Mord.

Humor:

Der Film hat auch seine komischen Seiten. Diesbezüglich sei an den „durchtrainierten“, im Herren-Badeanzug trockenschwimmenden Poirot erinnert, oder die Szene, in der er nach Auflösung des Falles vom überführten Täter mit einem Fausthieb niedergestreckt wird. Abgesehen von seiner merkwürdigen Schwimmübung ist Poirot allerdings, trotz sengender südländischer Sonne, immer im bis nach oben zugeknöpften weißen Anzug zu sehen. Einen, wenn auch unfreiwilligen, Lachschlager bieten die Herren-Badeanzüge der 30er-Jahre. Es ist aus heutiger Sicht kaum vorstellbar, dass so etwas damals nicht nur als Clown-Kostüm diente, sondern ernsthaft getragen wurde und sogar modern war.

Charaktere:

Man erlebt eine schon etwas reifere Diana Rigg (geb. 1938), die vor Allem in den 60er-Jahren als Emma Peel in „The Avengers“ und als Tracy in dem James-Bond-Film „On Her Majesty‘s Secret Service“ unvergesslich bleibt. Sie ist hier zwar nicht mehr ganz so attraktiv wie zwei Dekaden zuvor, doch spielt sie die Rolle der unsympathischen, affektierten und allürenhaften alternden Diva Arlena, die auch das logische Mordopfer ist, mit Bravour. Das ausgeprägte Overacting sei ihr dabei verziehen, da es doch recht amüsant wirkt.

Wesentlich interessanter geraten als im „Tod auf dem Nil“ ist hier Jane Birkins Part. Es ist bemerkenswert, wie sie sich im Laufe des Films von einem unscheinbaren, hypersensiblen und in jeder Hinsicht überempfindlichen Mauerblümchen in eine sehr hübsche und selbstbewusste Frau verwandelt.

Hollywood-Veterane James Mason (1909-1984) füllt als Odell Gardener eine gemütliche Altersrolle aus, in der er wenig beeindruckt.

Musik:

Sehr gut zur Handlung passt Cole Porters (1891-1964) für die 30er-Jahre geradezu charakteristischer und inhaltlich sehr humorvoller Song „Anything Goes“, dessen Intstrumentalversion immer wieder eingespielt wird. Auch sonst beschwört die musikalische Untermalung die Atmosphäre jenes Jahrzehnts wirkungsvoll herauf. Hier noch der Text zur gesungenen Version von "Anything Goes":

Zitat
Times have changed and we've often rewound the clock since the Puritans got a shock when they landed on Plymouth Rock. If today any shock they should try to stem 'stead of landing on Plymouth Rock,
Plymouth Rock would land on them.

In olden days, a glimpse of stocking was looked on as something shocking. But now, God knows, anything goes. Good authors too who once knew better words now only use four-letter words writing prose.
Anything goes.

If driving fast cars you like, if low bars you like, if old hymns you like, if bare limbs you like, if Mae West you like, or me undressed you like, why, nobody will oppose. When ev'ry night the set that's smart is in-truding in nudist parties in studios. Anything goes.

When Missus Ned McLean (God bless her) can get Russian reds to "yes" her, then I suppose anything goes. When Rockefeller still can hoard en-ough money to let Max Gordon produce his shows, Anything goes.

The world has gone mad today and good's bad today, and black's white today, and day's night today, and that gent today you gave a cent today once had several chateaux. When folks who still can ride in jitneys find out Vanderbilts and Whitneys lack baby clo'es, anything goes.

If Sam Goldwyn can with great conviction instruct Anna Sten in diction, then Anna shows anything goes. When you hear that Lady Mendl standing up now turns a handspring landing up-on her toes, anything goes. Just think of those shocks you've got and those knocks you've got and those blues you've got from that news you've got and those pains you've got (If any brains you've got) from those little radios. So Missus R., with all her trimmin's, can broadcast a bed from Simmons 'cause Franklin knows anything goes.



Fazit:

Spannender, unterhaltsamer und sehr phantasievoller Krimi nach dem Rezept von "Der Tod auf dem Nil", den er aber doch nicht ganz erreicht. 4,5 von 5 Schnurrbärten.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

20.12.2015 17:00
#23 RE: Mord auf Zelluloid: Agatha-Christie-Kinofilme Zitat · Antworten



Rendezvous mit einer Leiche (Appointment with Death)

Kriminalfilm, USA 1988. Regie: Michael Winner. Drehbuch: Anthony Shaffer, Peter Buckman, Michael Winner (Buchvorlage „Appointment with Death“, 1938: Agatha Christie). Mit: Peter Ustinov (Hercule Poirot), Piper Laurie (Emily Boynton), John Gielgud (Colonel Carbury), Jenny Seagrove (Dr. Sarah King), Nicholas Guest (Lennox Boynton), Carrie Fisher (Nadine Boynton), John Terlesky (Raymond Boynton), David Soul (Jefferson Cope), Lauren Bacall (Lady Westholme), Hayley Mills (Miss Quinton) u.a. Uraufführung (USA): 15. April 1988. Uraufführung (GB): 27. Mai 1988. Uraufführung (BRD): 2. November 1989. Eine Produktion von Golan-Globus Productions für The Cannon Group.

Zitat von Rendezvous mit einer Leiche
Dass die Amerikanerin Emily Boynton nach dem Tod ihres Gatten dessen Testament zugunsten ihrer Stiefkinder verschwinden lässt, ist nur ein weiterer Akt der Tyrannin, um weiterhin volle Kontrolle über ihre Familie zu wahren. Als frischgebackene Alleinerbin schlägt sie den erwachsenen Kindern eine Reise nach Europa und ins heilige Land vor. Unterwegs knüpfen ihre „Untertanen“ Bande zur Außenwelt und werden sich der schier unlösbaren Bindung an Mrs. Boynton dadurch erst richtig bewusst. Bald wird die Matriarchin ermordet ...


„Rendezvous mit einer Leiche“ setzte nach Ustinovs drei Poirot-TV-Filmen („Mord à la Carte“, „Mord mit verteilten Rollen“, „Tödliche Parties“) die Kinokarriere des belgischen Detektivs fort, stellt zugleich aber auch einen seiner letzten Spielfilmauftritte dar: Nur die russische „Haus an der Düne“-Verfilmung „Zagadka Endkhauza“ folgte ein Jahr später noch, bevor David Suchet das Zepter übernahm und Poirot endgültig als Eckpfeiler der kriminalistischen Fernsehunterhaltung manifestierte. Leider erreicht weder „Rendezvous“ weder das Niveau der Ustinov-Vorgängerfilme, noch kann bei der alternativen Suchet-Fassung von einer originalgetreuen Umsetzung gesprochen werden, sodass ausgerechnet von diesem eigentlich zu starken Adaptionen einladenden Christie-Roman noch keine wirklich akzeptable Verfilmung existiert.

Trotz der großzügigen Aufmachung von „Rendezvous mit einer Leiche“, seiner abermals internationalen Schauplätze und des Bemühens, die Adaption einigermaßen nah am Buch zu halten, sind die Schwächen des Films unübersehbar. Verwunderlich erscheint in erster Linie, dass Anthony Shaffer, der für „Nil“ und „Sonne“ im Alleingang hervorragend abgestimmte Drehbücher verfasste, auch für „Rendezvous“ verantwortlich zeichnete – einen Film, der bei kürzerer Laufzeit um ein Vielfaches schleppender wirkt. Das schon im Buch etwas überlange Vorspiel zum Mord an Mrs. Boynton wird im Film durch die Anreise der Charaktere (Szenen in Triest und auf der Schiffsreise) noch betonend aufgebaut, wenngleich die anfängliche Sequenz im Hause der Boyntons, die ebenfalls neu hinzugefügt wurde, immerhin zu den stärksten des gesamten Films zählt. Für die Langatmigkeit machen Rezensenten einhellig den umstrittenen Michael Winner verantwortlich – „another loser from Winner“, schrieb z.B. David Aldridge vom Film Review Magazine süffisant –, der in Personalunion als Co-Autor, Regisseur, Produzent und Schnittmeister fungierte. Nicht nur verhindert sein schläfriger, nervenstrapazierender Regiestil ein ansprechendes Filmerlebnis; auch bemerkt man diverse Continuity-Fehler, die seine Leistung reichlich dilettantisch wirken lassen.

Die Probleme von „Rendezvous mit einer Leiche“ enden jedoch nicht auf dem Regiestuhl. Als Hauptargument gegen ein Gelingen der Umsetzung muss vor allem ihr Fehlverständnis von der zentralen Figur der Emily Boynton angeführt werden. Piper Laurie ist dabei nicht einmal als völlige Fehlbesetzung zu bezeichnen: In gewissen Szenen erfüllt sie die Rolle der hartherzigen Schwiegermutter durchaus vorbildlich; neben ihrem deutlich zu lieblichen Aussehen gerät allerdings vor allem die Interpretation des filmzentralen Satzes „I never forget anything – not an action, not a name, not a face“ unbefriedigend. Dabei genießt Christies Roman vor allem wegen dieser Figur, der anwidernd bösartigen Frau mit aufgedunsenem Buddhakörper und stechenden Augen, hohes Ansehen. Es erscheint in diesem Fall eher aufgesetzt, wenn erwähnt wird, Lauries Mrs. Boynton sei Aufseherin in einem Gefängnis gewesen, während ihre Herrschsucht und die eiserne Hand gegenüber ihrer Familie nur halbherzig sichtbar gemacht wird.

Diese Halbherzigkeit ist programmatisch für Winners Film: Dem Publikum wird eine leidlich gelungene Aufarbeitung des Romans serviert, die in ausgewählten Punkten jedoch völlig unzulänglich erscheint. Dies betrifft die ungeschickte Zweiteilung der Auflösung, deren letzte Schlussfolgerungen in Abwesenheit des Mörders vorgetragen werden, ebenso wie eklatante Logikfehler, v.a. beim zweiten, extra für den Film hinzugefügten Mord, den der Täter nach menschlichem Ermessen gar nicht begangen haben kann. Ähnliches gilt auch für die Musik von Pino Donaggio: Sie gerät für sich genommen sehr ansprechend, passt aber in keiner Weise zu einem Period Drama der Dreißigerjahre. Auch die erlesenen historisch korrekten Kostüme wirken an einigen Darstellern, die unverhohlen ein Achtzigerjahre-Schönheitsideal pflegen, einigermaßen peinlich.

Leider erreicht „Rendezvous mit einer Leiche“, den man sich wegen der schwachen Synchronisation im Übrigen ausschließlich in der Originaltonspur ansehen sollte, nur in wenigen Einzelmomenten das Niveau der starken Buchvorlage. Wenn selbst Ustinov lustlos und unbeteiligt erscheint, kann man dies als unmissverständliches Indiz für einen schwach inszenierten und teilweise zweifelhaft besetzten Kriminalfilm betrachten. 2,5 von 5 Punkten.



[ Weitere Besprechungen des Films finden sich in diesem Thread. ]

Fakten und Trivia zu „Rendezvous mit einer Leiche“

* Statt in der Felsenstadt Petra in Jordanien spielt der Film an der Ausgrabungsstätte in Qumran nahe des Toten Meeres sowie in Jerusalem. Ein großer Teil der Filmcrew stammt aus Israel, das zum Zeitpunkt der Filmhandlung (insgesamt von 1922 bis 1948) noch mit dem Namen Palästina unter britischem Mandat stand.

* Das Finale von „Rendezvous mit einer Leiche“ spielt während einer Feier anlässlich der Krönung von König George VI. George war als zweitgeborener Sohn von George V. nur deshalb König geworden, weil sein älterer Bruder Edward VIII. nach 327 Tagen das Amt aufgrund der Heirat mit der Amerikanerin Wallis Simpson niederlegte. Damit wird klar, dass der Film gegenüber dem 1938 erschienenen Roman um zwei Jahre vorverlegt wurde. Allerdings fand Georges Krönung im Dezember statt, was nicht mit dem sommerlichen Wetter des Films zusammenpasst. Am Toten Meer herrschen im Dezember durchschnittlich knapp 18 Grad Celsius.

* In Michael Winners Filmografie findet sich auch ein 1978 gedrehtes Remake des Bogart-Noir-Klassikers „The Big Sleep“. Der Film wurde dafür kritisiert, dass er die Geschichte vom Los Angeles der 1930er Jahre in das London der 1970er verlegt.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

20.12.2015 17:01
#24 RE: Mord auf Zelluloid: Agatha-Christie-Kinofilme Zitat · Antworten

Appointment with Death (Rendezvous mit einer Leiche, 1988)



Filmdaten:
Deutscher Titel: Rendezvous mit einer Leiche
Originaltitel: Appointment with Death
Produktionsland: USA
Originalsprache: Englisch
Erscheinungsjahr: 1988
Länge: 96 Minuten

Stab:
Regie: Michael Winner
Drehbuch: Peter Buckman,
Anthony Shaffer, Michael Winner
Produktion: Michael Winner,
Yoram Globus, Menahem Golan,
Mati Raz
Musik: Pino Donaggio,
Rafi Kadishzon, Frank Barber
Kamera: David Gurfinkel
Schnitt: Michael Winner

Besetzung:
Peter Ustinov: Hercule Poirot, Lauren Bacall: Lady Westholme, Carrie Fisher: Nadine Boynton, John Gielgud: Colonel Carbury, Piper Laurie: Emily Boynton, Hayley Mills: Miss Quinton, Jenny Seagrove: Dr. Sarah King, David Soul: Jefferson Cope, Nicholas Guest: Lennox Boynton, Valerie Richards: Carol Boynton, John Terlesky: Raymond Boynton


Handlung:

Emily Boynton erpresst nach dem Tod ihres Mannes den Anwalt Jefferson Cope und zwingt ihn dazu, das zweite und damit gültige Testament zu verbrennen. Das erste bestimmt, dass sie das ganze Vermögen erbt und ihre Tochter und die Stiefkinder erst nach ihrem Tod zum Zuge kommen sollten. Anschließend reist die ganze Familie zuerst nach Europa und dann nach Qumran am Toten Meer. Die Kinder wissen von dem tatsächlich gültigen Testament, können dies aber nicht beweisen. Jefferson Cope, der ein heimliches Verhältnis mit Emilys Schwiegertochter Nadine hat, reist ihnen nach, was Emily lästig wird, weshalb sie ihn zu vergiften versucht. Dies misslingt aber. Zufällig macht auch Poirot am selben Ort Urlaub und entdeckt, dass einige Käfer, die an Jeffersons verschüttetem Getränk lecken plötzlich tot daliegen. Etwas später wird die allseits unbeliebte Emily Boynton leblos in einem Stuhl sitzend vorgefunden, nachdem sie bewusst ihre Begleiter von sich weggelockt hat. Sowohl alle Familienmitglieder, als auch einige andere Mitreisende haben ein Mordmotiv. Poirot findet im Medizinkoffer der jungen Ärztin Dr. Sarah King, welche eine Beziehung mit Emilys Stiefsohn Raymond aufgenommen hat, eine leere Flasche Digitalis, jenem Mittel, mit dem Emily getötet wurde. Auch fehlt eine Spritze. Im Rahmen seiner Ermittlungen will Poirot mit einem jungen Araber sprechen. Dieser ist Tatzeuge, ergreift allerdings verängstigt die Flucht und wird von Dr. Sarah King verfolgt. Dabei fällt plötzlich ein Schuss und Sarah King steht mit dem Revolver in der Hand neben der Leiche des Mannes ...

Atmosphäre:

Leider fällt „Rendezvous mit einer Leiche“ gegenüber „Nil“ und „Sonne“ sehr stark ab, was bereits bei der Musik beginnt, die nicht im geringsten ins Jahr 1937 passt. Die Schauplätze können sich aber durchaus sehen lassen und auch die Aufnahmen vermitteln 30er-Jahre-Flair, was allerdings durch die völlig unpassende Musik dann wieder stellenweise vermasselt wird.

Spannung:

Spannungsmäßig wird der Film den genannten Vorgängern nicht gerecht. Man spürt deutlich, dass das Erfolgsrezept dieser kleinen Poirot-Reihe sich abnützt und bekommt den ganzen Film über den Eindruck vermittelt, alles schon einmal sehr viel besser gesehen zu haben. Die Auflösung des Falles wirkt von Poirot unnötig in die Länge gezogen und lässt das Interesse am Täter eher schwinden, dessen Aufdeckung dann schlussendlich auch nicht allzu sehr beeindruckt.

Charaktere:

Als ekelhafte Emily Boynton darf Piper Laurie (geb.1932) sich ermorden lassen und sieht für ihr doch schon fortgeschrittenes Alter noch recht gut erhalten aus. Ich kann mich erinnern, Sie einmal als 19-Jährige in dem 1951 gedrehten Tony-Curtis-Film „Die Diebe von Marschan“ gesehen zu haben. Als Mordopfer erweckt sie wenig Mitgefühl, da sie ihre Tochter und die Stiefkinder um das Erbe betrogen hat und auch selbst eine verhinderte Mörderin ist. Sie ist niederträchtig und hinterhältig, auch schlägt sie im Umgang mit ihrer Familie jenen lauten Befehlston an, den sie sich als ehemalige Gefängnisaufseherin angeeignet hat, womit sie sich logischerweise keine Freunde macht. Etwas unglaubwürdig ist, dass die doch schon erwachsenen Kinder sich dies so lange gefallen lassen. Eine passende Aussage Poirots lautet: „From all I've heard it's difficult to understand why she wasn't murdered before.“

David Soul (geb.1943) ist als schlitzohriger und nicht ganz seriöser Anwalt und Frauenheld Cope, der mit mehr Glück als sonst etwas Emilys Mordversuch überlebt, recht unterhaltsam angelegt. Die übrigen Stars liefern eine solide Leistung ab, wobei der Zuseher durch das gemächliche Tempo mit den Protagonisten sehr gut vertraut wird. Poirots Auftritt ist allerdings etwas weniger eindrucksvoll als in den Vorgänger-Filmen. In ironischer Manier begründet er den Umstand, dass er rein zufällig immer wesentliche Gespräche und Clues aufschnappt, mit seinem speziellen Talent.

Fazit:

Der eindeutig schwächste von Ustinovs Kino-Auftritten als Poirot liefert einen nur noch durchschnittlichen Unterhaltungswert. 3 von 5 Schnurrbärten.

Georg Online




Beiträge: 3.263

24.12.2015 10:53
#25 RE: Mord auf Zelluloid: Agatha-Christie-Kinofilme Zitat · Antworten

Ich habe alle Ustinov-Poirots eine Ewigkeit nicht mehr gesehen. Welcher von ihnen würde sich am besten in puncto Spannung für den heutigen Weihnachtsabend im Familienkreis eignen (außer Tod auf dem Nil, da erinnern sich zu viele an die Auflösung)? Ich habe in Erinnerung, dass ein paar ziemlich langatmig sind und bis zum Mord über eine Stunde brauchen. Wie gesagt, es kommt uns auf Spannung, nicht auf Werktreue an. Danke!

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

24.12.2015 11:21
#26 RE: Mord auf Zelluloid: Agatha-Christie-Kinofilme Zitat · Antworten

Das ist relativ schwierig, finde ich, denn der spannendste Ustinov-Film ist gerade "Tod auf dem Nil", den du ausgeschlossen hast. Von "Rendezvous" solltest du, wenn es um Spannung geht, partout die Finger lassen; ebenso sind die TV-Filme, soweit ich mich erinnere, nicht mit besonders viel Tempo oder Nervenkitzel gesegnet. Bleibt dem Ausschlussverfahren nach "Das Böse unter der Sonne". Aber ob der - bei all meiner persönlichen Begeisterung - so besonders spannend ist? Zumal es da mit der Kenntnis der Auflösung wahrscheinlich ähnliche Probleme geben dürfte wie bei "Nil" ...

Wenn es euch um richtige Spannung geht, nehmt vielleicht auch die Kinofilme "Zeugin der Anklage", "Mord nach Maß" und "Ein Unbekannter rechnet ab" oder ein paar der düstereren Suchet-Filme (Five Little Pigs [= Das unvollendete Bildnis], Taken at the Flood [= Der Todeswirbel], Mrs McGinty's Dead [= Mrs. McGinty ist tot], Cat Among the Pigeons [= Die Katze im Taubenschlag]) mit in die Auswahl.

Viel Spaß beim Familienabend!

Lord Peter Offline




Beiträge: 621

24.12.2015 12:27
#27 RE: Mord auf Zelluloid: Agatha-Christie-Kinofilme Zitat · Antworten

Ich würde zur Finney-Fassung von "Mord im Orient-Express" raten. Paßt auch vom Setting her ganz gut...

Georg Online




Beiträge: 3.263

24.12.2015 12:29
#28 RE: Mord auf Zelluloid: Agatha-Christie-Kinofilme Zitat · Antworten

Danke, Gubanov! Gefühlsmäßig habe ich auch auf DAS BÖSE UNTER DER SONNE getippt und diesen Film mal herausgelegt, es soll auf Wunsch schon eine Ustinov-Verfilmung sein.

"Zeugin", "Mord nach Maß" und die 10-kleine-Negerlein-Version habe ich erst vor kürzerer Zeit wiedergesehen, außerdem ist mein Bedarf an Varianten letztgenannten Stoffs im Moment gedeckt, nachdem ich erst vor kurzer Zeit für die Pidax-VÖ von "Tödliche Safari" und "Das letzte Weekend" diese Produktionen wiedersah.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

24.12.2015 12:47
#29 RE: Mord auf Zelluloid: Agatha-Christie-Kinofilme Zitat · Antworten

Auch ich würde zum "Bösen unter der Sonne" greifen, wenn der über alles erhabene "Tod auf dem Nil" nicht in Frage kommt. "Orientexpress" würde ich in keinem Fall empfehlen und das nicht nur weil's kein Ustinov ist.

Georg Online




Beiträge: 3.263

25.12.2015 10:40
#30 RE: Mord auf Zelluloid: Agatha-Christie-Kinofilme Zitat · Antworten

Danke nochmals für Eure Tipps! Das Böse unter der Sonne war eine hervorragende Wahl! Obwohl die meisten (einschließlich mir) den Film schon irgendwann mal gesehen hatten, konnte sich keiner mehr an die Handlung oder die Auflösung erinnern.

Das Böse unter der Sonne sticht durch viele positive Aspekte hervor: ein wirklich gelungenes Schauspielerensemble, angeführt durch Ustinov, in einem liebevoll und sorgfältig ausgewähltem Setting (Schauplatz & Kostüme) und in einer geschickten Inszenierung. Von der originell ausgedachten Mordstory ganz zu schweigen.
Die Spannung wird kontinuierlich aufgebaut, zunächst steht ja die Frage im Raum, wer überhaupt getötet wird. Die vielen Rückblenden nach der Tat sorgen für ein angenehmes Krimigefühl, die Feststellung, dass keiner die Tat begangen haben kann, für Verwirrung und Ustinovs/ Poirots Rekonstruktion der Tat am Ende des Films, die beinahe 25 Minuten dauert, für absolute Verblüffung. Die Auflösung ist gelungen und die vielen kleinen Details, die für den mörderischen Plan notwendig waren, sind wirklich gut von der Autorin ausgedacht. Ein absolutes Krimivergnügen und ein Ausnahmekrimi! Herrlich!

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