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Dieses Thema hat 43 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker international
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Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

15.11.2015 14:12
#16 RE: Recht haben und bekommen: Die Fälle von Perry Mason Zitat · Antworten



Das Ermittlerteam: William Hopper ist Paul Drake

William Hopper (* 26. Januar 1915 New York City, New York; † 6. März 1970 Palm Springs, Kalifornien) ist Paul Drake, Detektiv und Freund der Kanzlei Perry Mason. Er hat den Beruf des Privatschnüfflers zur Profession erhoben und leitet eine Agentur, die mehrere Leute in verschiedenen Bundesstaaten beschäftigt. Ein Anruf genügt - zu jeder Tages- und Nachtzeit - und Paul eilt Perry Mason zur Hilfe. Obwohl er oft als weniger strebsam als sein gelehrter Freund dargestellt wird und auch einmal seine Ruhe nach Feierabend haben möchte, nimmt er seinen Beruf nicht weniger ernst. Oft spürt er den Konflikt zwischen dem Bedürfnis, Perry in für dessen Mandanten kompromittierenden Situationen zu helfen und die Polizeibehörde zu informieren. Im Gegensatz zu Mason genießt er keine Immunität, sondern setzt seine Lizenz aufs Spiel, wenn er Kenntnis von einer Straftat hat und diese nicht sofort meldet. Meistens handelt sich der Anwalt ein Schlupfloch aus und Paul muss sich dem Erstverhör durch Lt. Tragg stellen. Nicht selten wird er mit der Drohung, ihm Schwierigkeiten zu machen, zum Reden gebracht. Die Verantwortung, die Drake nicht nur für sich, sondern auch für die von ihm beschäftigten Mitarbeiter trägt, lässt ihn oft mit den gesetzlichen Vorschriften hadern, die in vielen Fällen verhindern, dass er einer heißen Spur nachgehen kann. Er übernimmt nicht nur Observationen von Verdächtigen, sondern besorgt auch Informationen und beschafft Beweismaterial.

Bei Gericht nimmt er neben Perry Mason Platz, um während der laufenden Verhandlung schnell einem Hinweis eines Zeugen nachgehen zu können und im Auftrag des Anwalts Telefonate zu führen oder Bestätigungen einzuholen. Drake ist mit seiner athletischen Figur auch der sportlich aktivere Teil der beiden Freunde, was sich in Szenen bezahlt macht, die körperlichen Einsatz erfordern. So ist es an ihm, eine Frau aus der Bucht zu retten, als Perry und er mit dem Segelboot unterwegs sind. "The Body and the Brain" sind in der freien Natur und auf den endlosen Landstraßen ein gutes Team, weil sie sich in angenehmer Weise ergänzen und jeder die Fähigkeiten des anderen schätzt. Perry und seine Assistentin Della machen sich gern einen Spaß daraus, Paul aufzuziehen, was dieser jedoch gutmütig über sich ergehen lässt. Er zollt Della charmante Komplimente, ohne Perry ins Gehege zu kommen. Privat entspannt er sich bei einem Kartenspiel, aus dessen Runde er jedoch meist von Mason zu einem neuen Auftrag abberufen wird. Gerne nimmt das Trio Perry-Della-Paul auch gemeinsam die Mahlzeiten ein, bei denen der aktuell bearbeitete Fall natürlich Hauptgesprächsthema ist. Die Unermüdlichkeit des amerikanischen Arbeitseinsatzes macht auch vor den wenigen Pausen nicht halt. In jedem Fall macht Paul sowohl in seinen hellen Tagesanzügen, als auch im Smoking eine gute Figur und ist ein tadelloser Begleiter für Della und ein belastbarer Kamerad für Perry. Oft ist er es, der das Eis bricht und die beiden Kanzleimitarbeiter aus eintöniger Diktierroutine reißt, wenn die Bürozeiten schon längst überschritten sind. Sein Erscheinen bringt dann die nötige Atempause, die den Ernst der Arbeit ein wenig abmildert und für Momente der Entspannung sorgt. - Der Synchronsprecher für die deutsche Fassung war Martin Keßler.

  • Dust Be My Destiny (Weg aus dem Nichts, 1939, Warner)
    Regie: Lewis Seiler, mit John Garfield, Priscilla Lane, Alan Hale
  • Invisible Stripes (Zwölf Monate Bewährungsfrist, 1939, Warner)
    Regie: Lloyd Bacon, mit George Raft, Jane Bryan, William Holden
  • The Maltese Falcon (Die Spur des Falken, 1941, Warner)
    Regie: John Huston, mit Humphrey Bogart, Mary Astor, Gladys George

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

29.11.2015 21:03
#17 RE: Recht haben und bekommen: Die Fälle von Perry Mason Zitat · Antworten



Das Ermittlerteam: William Talman ist Hamilton Burger

William Talman (* 4. Februar 1915 Detroit, Michigan; † 30. August 1968 Encino, Kalifornien) ist Hamilton Burger, der Staatsanwalt aus Berufung. Wenn er die Anklage führt, spürt man die Schwere der geforderten Strafe (Tod durch die Zyankalispritze oder in der Gaskammer) umso deutlicher, weil er keinen Zweifel daran lässt, dass er bis zum Äußersten gehen wird. Manchmal, wenn er sich nicht sicher ist, ob er gegen Perry Masons Argumentation gute Karten haben wird, schlägt er diesem einen Handel vor: In einer angeblichen Anwandlung von Güte will er sich mit dem Urteil "Lebenslänglich" begnügen. Hamilton Burger ist die Würze eines jeden Strafprozesses und man vermisst ihn schmerzlich, wenn eine Verhandlung nicht in Los Angeles, sondern in der ländlichen Peripherie stattfindet. Seine Arbeit erledigt er mit Präzision, lässt sich durch nichts ablenken (seine Büromitarbeiter sind männlich) und feilt gleichzeitig an seiner Karriere. Ehrgeizig, zielstrebig und humorlos glaubt er relativ rasch das Offensichtliche, um einen vermeintlichen Erfolg einzufahren. Im Gegensatz zu seinem treuen Ratgeber und Vertrauten Tragg, der die Sticheleien mit Mason eher sportlich sieht, fühlt sich Burger persönlich angegriffen, wenn einer seiner Einsprüche vom Richter abgewiesen wird. Die Empörung steht ihm dann im Gesicht geschrieben und er ringt um Fassung. Der rothaarige Mann ist sehr eitel, was sich an seiner akkuraten Frisur und seinen geschmeidigen Bewegungen zwischen Anklagebank und Zeugenstand zeigt. Allerdings ist er sich nur allzu sehr bewusst, dass er mit dem attraktiven und ihm gegenüber oft ironischen Trio aus der Kanzlei Mason nicht mithalten kann. In diesem Zusammenhang wäre interessant zu wissen, wer von den beiden Männern einen sozialen Aufstieg geschafft hat: Burger oder Mason.

Hamilton Burger tritt oft erst nach einer halben Stunde in Erscheinung, weil die Vorgeschichte eines Mordfalls ausführlich geschildert wird. Selten sieht man ihn außerhalb des Gerichtssaals, wenn, dann höchstens in seinem schmucklosen Büro oder bei einem Lokaltermin. Er trägt dann gern einen Hut mit breiter Krempe. Er scheint sich Hoffnungen auf eine politische Karriere zu machen und will sich durch Härte und Unbeirrbarkeit dafür empfehlen. Oft bemerkt er zu spät, dass Mason mit seinem Um-die-Ecke-Denken auf der richtigen Spur ist und wird dadurch vor dem Richter brüskiert. Seine Kombinationen sind opportunistisch und phlegmatisch und wie ein scharfer Hund lässt er seine Beute nicht wieder los. Im Umgang mit seinem Kontrahenten Mason neigt er zur Schadenfreude und Bösartigkeit, meistens prallen diese Angriffe jedoch an der breiten Brust des Verteidigers ab. Gefühle sind ihm unangenehm, was man daran erkennt, dass er sich peinlich berührt fühlt, wenn eine (weibliche) Täterin unter Tränen gesteht, warum sie den Mord begangen hat. Er schätzt hysterische Ausbrüche nicht, weil er nicht weiß, wie er damit umgehen soll. In seiner Welt wird sachlich argumentiert und Fakten haben Vorrang vor allem. Oft streitet er sich mit dem Richter, wenn dieser der Verteidigung großzügigen Raum für Erläuterungen einräumt. Suggestivfragen trägt er mit einem listigen Grinsen vor, was ihm jedes Mal eine Ermahnung einbringt. Seine deutsche Synchronstimme (Manfred Rahn) verleiht ihm je nach Situation Beharrlichkeit oder Demut, die er besonders überzeugend zeigt, wenn er sich dem Strafgesetzbuch beugt.

  • The Woman on Pier 13 (Ich heirate einen Kommunisten, 1949, RKO)
    Regie: Robert Stevenson, mit Robert Ryan, Laraine Day, John Agar
  • Armored Car Robbery (1950, RKO)
    Regie: Richard Fleischer, mit Charles McGraw, Adele Jergens, Douglas Fowley
  • The Racket (Gangster / Das Syndikat, 1951, RKO)
    Regie: John Cromwell, mit Robert Mitchum, Lizabeth Scott, Robert Ryan
  • The Hitch-Hiker (1953, RKO)
    Regie: Ida Lupino, mit Edmond O’Brien, Frank Lovejoy, José Torvay
  • City That Never Sleeps (Chicago – 12 Uhr Mitternacht, 1953, Republic)
    Regie: John H. Auer, mit Gig Young, Mala Powers, Edward Arnold
  • Big House, U.S.A. (Blutgeld, 1955, United Artists)
    Regie: Howard W. Koch, mit Broderick Crawford, Ralph Meeker, Reed Hadley
  • Crashout (Straße des Terrors, 1955, Standard)
    Regie: Lewis R. Foster, mit William Bendix, Arthur Kennedy, Luther Adler

Ray Offline



Beiträge: 1.929

07.11.2017 11:01
#18 RE: Recht haben und bekommen: Die Fälle von Perry Mason Zitat · Antworten

Nachdem ich nun ein paar Folgen dieser wirklich gut anzuschauenden Serie gesehen habe, drängte sich mir folgende Frage auf: Warum gab es in den 1950er- und 1960er-Jahren etwas Vergleichbares eigentlich nicht in Deutschland? Oder habe ich da etwas Nennenswertes vergessen? Serien aus Sicht von Polizei- oder Privatermittlern gab es doch zur genüge, da hätte eine "Anwaltsserie" vom Schlage "Perry Mason" vielleicht mal frischen Wind bringen können. Ich stelle mir da gerade so etwas wie "Slim Callaghan" vor, nur, dass besagter Callaghan nicht Privatdetektiv, sondern eben Anwalt bzw. Strafverteidiger ist. Hätte m.E. durchaus Potential gehabt.

Lord Peter Offline




Beiträge: 621

07.11.2017 11:55
#19 RE: Recht haben und bekommen: Die Fälle von Perry Mason Zitat · Antworten

Immerhin zeigte die ARD seinerzeit 23 Folgen von "Perry Mason", die letzten allerdings nur im per UHF-Tuner empfangbaren ARD 2-Programm. Anscheinend war die Zuschauerresonanz nicht allzu überwältigend, weshalb es dann auch kein deutsches Serienformat dieser Art gab. Laut einem zeitgenössischen Bravo-Interview war die deutsche Stimme von Burr übrigens Gert Günther Hoffmann.

Übrigens - Burr sollte ursprünglich den Staatsanwalt Burger spielen, während für Mason William "Paul Drake" Hopper vorgesehen war. Die Probeaufnahmen sind sogar erhalten geblieben:

https://www.youtube.com/watch?v=jv22BnAMJUg

Ray Offline



Beiträge: 1.929

07.11.2017 12:59
#20 RE: Recht haben und bekommen: Die Fälle von Perry Mason Zitat · Antworten

Danke für die Informationen. Die fehlende Resonanz bezüglich "Perry Mason" könnte in der Tat der Grund gewesen sein. Es hätte aber auch nicht zwingend ein Strafverteidiger sein müssen. Eine charmante Anwaltsserie wie es später "Edel & Starck" war, wäre mit einem entsprechenden Duo in meinen Augen ebenso reizvoll gewesen. Sowas hätte man durchaus mal probieren können.

In den bisherigen Folgen habe ich Engelbert von Nordhausen (Bill Cosby, Samuel L. Jackson u.a.) als Synchronstimme identifiziert. Aber das sind ja dann wahrscheinlich die Synchronfassungen, welche im Auftrag des Privatfernsehens gemacht wurden.

Lord Peter Offline




Beiträge: 621

07.11.2017 13:17
#21 RE: Recht haben und bekommen: Die Fälle von Perry Mason Zitat · Antworten

Zitat von Ray im Beitrag #20
In den bisherigen Folgen habe ich Engelbert von Nordhausen (Bill Cosby, Samuel L. Jackson u.a.) als Synchronstimme identifiziert. Aber das sind ja dann wahrscheinlich die Synchronfassungen, welche im Auftrag des Privatfernsehens gemacht wurden.

Richtig, das Privatfernsehen synchronisierte alle Folgen (auch die bereits in den 60ern gesendeten) mit Engelbert von Nordhausen.

In den Spielfilmen aus den 80ern / 90ern (Synchro durch ZDF, Pro 7 und Kabel 1) sprach allerdings Heinz Giese für Burr und Dagmar "Jessica Fletcher" Altrichter für Barbara Hale.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 643

21.11.2019 15:35
#22 RE: Recht haben und bekommen: Die Fälle von Perry Mason Zitat · Antworten

Lohnt sich wirklich immer, mal hier im Forum herumzustöbern.
Die Perry-Mason-Serie stand schon seit langem auf meinem Wunschzettel.
Bin ein großer Fan der Krimis von Erle Stanley Gardner, besonders natürlich die um den Anwalt Perry Mason. Ein Schmankerl sind aber auch die Bücher über die Detektei Cool / Lam. Auch die paar Romane um den Staatsanwalt Doug Selby und seinen ewigen Gegenspieler, den Rechtsverdreher A.B. Carr (sozusagen Perry Mason und Hamilton Burger in vertauschten Rollen) sind nicht schlecht.
Wem Edgar Wallace zu einfache Plots liefert und Agatha Christie eine zu behäbige Handlung präsentiert, der kann ja mal ein Buch von Gardner probieren.

Allein die Szenenfotos kommen der Vorstellung, die man sich von Mason und seinen Mit- oder Gegenstreitern macht, schon recht nahe. Die hier veröffentlichten Rezensionen der ersten Teile der Serie und Vorstellung der Hauptpersonen haben bei mir echt die Vorfreude geweckt, denn habe mir heut die ersten beiden Staffeln bestellt.
Vielleicht kann man ja den Bewertungsthreat mal fortsetzen.

Die Idee für „Ein Fall für zwei“ soll ja angeblich auf der Mason-Reihe basieren. In Deutschland ist das gezeigte Vorgehen halt auch vom Rechtssystem eher unüblich. So wie ich das verstehe, arbeitet in den USA die Polizei eng mit der Staatsanwaltschaft zusammen, wenn einmal ein Verdächtiger auserkoren ist, wird nur noch Material für dessen Anklage gesammelt, während es der Verteidigung obliegt, die Beweise für die Unschuld des Mandanten zusammenzusuchen. Manchmal kann es da direkt zu Behinderungen der Arbeit des Verteidigers durch die Polizisten kommen, das war ziemlich deutlich bei „Perry Mason und der Mann im Smoking“ herauszulesen.
Da kann man sich ja auch vorstellen, was man für Chancen hat, wenn man nicht unbedingt auf der Sonnenseite des Lebens sitzt und in die Mühlen der Justiz gerät und Perry Mason mit seinem Kumpel Paul Drake mal gerade nicht zu Stelle sind…

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

29.12.2019 15:20
#23 RE: Recht haben und bekommen: Die Fälle von Perry Mason Zitat · Antworten

Wer sich nicht nur für den Perry Mason der 1950er und 1960er Jahre interessiert, sondern auch für Raymond Burrs Wiederaufnahme der Rolle ab 1985, wird sich freuen, dass alle 26 späten Folgen mit Perry Mason auf Deutsch auf DVD erscheinen. Verantwortlich für die Auswertung sind Telamo, Warner Music Group und CBS DVD. Es kommen drei Sets mit je 9 bzw. 8 TV-Filmen. Regulärer Erscheinungstermin ist der 28. Februar 2020, aber die DVDs sind bereits seit November exklusiv bei Shop24Direct zu erhalten:

Perry Mason: Die besten Filme (Teil 1)
1. Perry Mason kehrt zurück (Perry Mason Returns, 1985) / 2. Perry Mason und die eigensinnige Nonne (The Case of the Notorious Nun, 1986) / 3. Perry Mason und der Mord im Studio (The Case of the Shooting Star, 1986) / 4. Perry Mason und die verlorene Liebe (The Case of the Lost Love, 1987) / 5. Perry Mason und das Hotel des Schreckens (The Case of the Sinister Spirit, 1987) / 6. Perry Mason und die verheiratete Dirne (The Case of the Murdered Madam, 1987) / 7. Perry Mason und der gewissenlose Lump (The Case of the Scandalous Scoundrel, 1987) / 8. Perry Mason und die Fehlurteile (The Case of the Avenging Ace, 1988) / 9. Perry Mason und die Tote im See (The Case of the Lady in the Lake, 1988)

Perry Mason: Die besten Filme (Teil 2)
10. Perry Mason und das Seminar des Todes (The Case of the Lethal Lesson, 1989) / 11. Perry Mason und der musikalische Mord (The Case of the Musical Murder, 1989) / 12. Perry Mason und die Welt der Sportheroen (The Case of the All-Star Assassin, 1989) / 13. Perry Mason und der vergiftete Cocktail (The Case of the Poisoned Pen, 1990) / 14. Perry Mason und der falsche Tote (The Case of the Desparate Deception, 1990) / 15. Perry Mason und der Tod eines Idols (The Case of the Silenced Singer, 1990) / 16. Perry Mason und der Trotzkopf (The Case of the Defiant Daughter, 1990) / 17. Perry Mason und die skrupellose Sensationsreporterin (The Case of the Ruthless Reporter, 1991) / 18. Perry Mason und der glücklose Freund (The Case of the Maligned Mobster, 1991)

Perry Mason: Die besten Filme (Teil 3)
19. Perry Mason und der gläserne Sarg (The Case of the Glass Coffin, 1991) / 20. Perry Mason und das Loch im Alibi (The Case of the Fatal Fashion, 1991) / 21. Perry Mason und die Kunst des Malens (The Case of the Fatal Framing, 1992) / 22. Perry Mason und der schamlose Romeo (The Case of the Reckless Romeo, 1992) / 23. Perry Mason und die tödliche Hochzeit (The Case of the Heartbroken Bride, 1992) / 24. Perry Mason und die Formel ewiger Schönheit (The Case of the Skin-Deep Scandal, 1993) / 25. Perry Mason und der Tote am Telefon (The Case of the Telltale Talk Show Host, 1993) / 26. Perry Mason und der Kuss des Todes (The Case of the Killer Kiss, 1993)

Die vier letzten Folgen der Reihe, in denen Burr bzw. Mason nicht mehr persönlich zu sehen war, sind nicht Bestandteil der DVD-Boxen.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 643

11.01.2020 14:36
#24 RE: Recht haben und bekommen: Die Fälle von Perry Mason Zitat · Antworten

Vielen Dank für den Hinweis. An ein paar der Folgen kann ich mich noch dunkel erinnern, die liefen ja mal in de achtziger Jahren im ZDF.

Habe grad die ersten Folgen der Staffel 1 aus der Schwarzweiß-Zeit begonnen zu sichten. Da werde ich immer mal ein paar Gedanken zu posten.

Staffel 1

Episode 1 - Der Fall mit den zwei Revolvern (1957)

Eine junge Frau findet in ihrer Wohnung einen untergeschobenen Revolver. Sie ruft sofort den bekannten Anwalt Perry Mason an, weil ihr nichts Gutes schwant. Auf der Fahrt zu ihm wird sie von einem Maskierten in einem anderen Wagen bedrängt, auf den sie in der Not zwei Schüsse aus der ominösen Waffe abgibt. Später findet die Polizei an der Stelle einen Toten, doch Evelyn, die bedrängte junge Dame, glaubt nicht an ihre Schuld, hat sie doch nur schlecht gezielt.
Mason wird aktiv, er deckt mit Hilfe seiner Sekretärin Della Street und des befreundeten Detektivs Paul Drake ein raffiniertes Komplott auf, wobei er den Täter im Gerichtssaal überführen kann. Dabei hat er selber ein wenig an den Beweisen herummanipuliert, im Interesse der Gerechtigkeit natürlich, und die beiden vertauschten titelgebenden Revolver spielen bei der Verteidigung seiner unschuldigen Mandantin eine Hauptrolle.

Wie @Gubanov schon geschrieben hat, springt der erste Fall gleich mitten hinein ins pralle Anwaltsleben des Perry Mason, der auch in den Romanen gerne mal die Nacht über in seinem Büro bleibt, da er ganz offensichtlich so etwas wie ein Privatleben nicht kennt und ein workoholic reinsten Wassers ist. Scheinbar genügt es ihm, sich sein Leben lang von seiner hübschen Sekretärin anschmachten zu lassen.
Auf Deutsch ist das Buch, auf dem der Film basiert, unter dem Titel Gleiche Kaliber erschienen.
Während der literarische Mason nur kurz einem jüngeren Kollegen bei der Verteidigung von dessen Mandantin in einer Diebstahlsbeschuldigung helfen will und damit langsam aber sicher in den Fall mit den beiden Revolvern hineingezogen wird, beginnt der Film gleich mit dem maskierten und gruselig aussehenden Unhold, der die leidgeprüfte weibliche Heldin verfolgt. Diese Stelle setzt in der Vorlage nur wenig vor der Hälfte an, vorher wird ausgiebig die Affäre um den vermeintlichen Schmuckdiebstahl geschildert, in welcher Perry Mason schon seine Fühler in die richtige Richtung ausstreckt und die im Film nur in der Rückschau erwähnt wird, wobei der Zuschauer schon einiges an Aufmerksamkeit aufbringen muss, um die Zusammenhänge zu verstehen.
Sein Roman-Gegenspieler auf Seiten der Polizei ist allerdings der ruppige und großspurige Sergeant Holcomb, der nur mal kurz im Film auftaucht, der etwas sympathischere Leutnant Tragg wurde (wie scheinbar in einigen Folgefilmen auch) hier extra zusätzlich ins Drehbuch geschrieben. Ansonsten aber folgt man in der ersten Episode großteils der Romanhandlung, auch die Tricksereien des Anwalts mit den zwei vertauschten Waffen und den zusätzlich am Tatort hinterlassenen Kugeleinschlägen sind übernommen, wobei Mr. Mason sich hier verdammt weit aus dem Fenster lehnt. Doch er ist eben stets bereit, für seine Mandanten ans Limit zu gehen (die Gottseidank auch wirklich immer unschuldig sind) und auch im ersten Film-Fall einen Täter aus dem Hut zu zaubern, auf den man wohl nicht so bald getippt hätte, wenngleich er hier einen anderen privaten Hintergrund hat und fast schon überzeugender rüberkommt als im Buch.
So hat auch Staatsanwalt Hamilton Burger, sein ewiger Widersacher im Gerichtssaal, gleich zu Serienbeginn eine Niederlage einzustecken, woran sich wohl nicht viel ändern wird.
Ein professioneller Einstieg in die Serie, obwohl es zugegebenermaßen inhaltlich wesentlich stimmigere Kriminalromane von E. S. Gardner um seinen berühmten Strafverteidiger gibt.


Episode 2 - Der Fall mit der Nichte des Schlafwandlers (1957)

Die Anfangssequenz erinnert eher an einen klassischen Gruselfilm als an ein Anwaltsdrama: ein Schlafwandler geht mit gezücktem Messer im Anwesen der Coles umher, wobei er fast im Schlafzimmer der Dame des Hauses selbiger ans Leder will. Lange anhaltende Schreckensschreie beenden die Einstellung und erinnern ein bisschen an Karin Dor und ihre Leidensgenossinnen in den besten Wallace-Tagen.
Das Opfer in spe war Dora, der vermeintliche Täter ihr Mann Peter. Dora will sich scheiden lassen und bandelt lieber mit dem Geschäftspartner ihres Mannes, Frank Maddox, an. Der hat seine eigenen Pläne und möchte seinen Partner übers Ohr hauen, derweil Peter auch eine andere Frau heiraten will. Da gibt es noch die den Fall-Titel bestimmende Nichte von Peter und deren Verehrer und andere Personen einschließlich des Stiefbruders des Hausherrn, der scheinbar durch eine Verwechslung das Opfer eines Messermordes wird...
Hier muss Perry Mason, der schon eine Weile die Geschäfte der Familie Cole ordnen will, nun alle Register seines Könnens ziehen, um den verdächtigen Peter Cole vor seiner Verurteilung zu bewahren. Es gelingt ihm wieder während der Gerichtsverhandlung im letzten Moment, den wirklichen Mörder bloßzustellen, dabei trickst er wieder einmal ganz schön herum. Doch sogar Hamilton Burger ist zumindest kurzzeitig mal auf seiner Seite, als es prinzipiell um die Moral und Verpflichtung eines Anwaltes gegenüber dem Gesetz geht, wobei ein ziemlich schmieriger Vertreter dieser Zunft ganz schön in die Enge getrieben wird (diese Dramatik hat man allerdings nicht aus dem Roman übernommen).

Im Gegensatz zum Vorgänger-Fall hat man sich diesmal grundsätzlich an das Buch gehalten, das in Deutschland als Schlafwandlers Nichte erschienen ist. Sicher ist das Geschehen etwas gestrafft und auch abgeändert worden, die Verwicklungen um die Mordwaffe wurden beispielsweise vereinfacht, aber ansonsten ist es eine werkgetreuere "Literaturverfilmung", wenn man diesen hochtrabenden Ausdruck mal verwenden will. Ist noch ein recht früher Fall aus den Dreißigern, doch Della Street, Paul Drake und auch Leutnant Tragg nehmen routiniert ihre gewohnten Plätze ein, obwohl dessen Stelle im Buch der unsympathischere Sergeant Holcomb einnimmt.
Gute Unterhaltung vor vollem Gerichtssaal.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 643

28.01.2020 19:47
#25 RE: Recht haben und bekommen: Die Fälle von Perry Mason Zitat · Antworten

Der Fall mit dem unbequemen Aktionär (1957)

Mrs. Sybill Grangers Ehegatte Bruce betrügt sie mit dem blonden Gift Roxy Claffin. Die aufreizende Verführerin wohnt in einer hübschen naturnahen Gegend, in der plötzlich Erdöl vermutet wird, so auch auf einem angrenzenden Grundstück, das im Besitz der Aktiengesellschaft ist, der auch Mr. Granger angehört. Mrs. Granger beobachtet des öfteren das sittenlose Treiben der beiden von einem nahen Hügel aus mit einem Fernglas. Statt nun dem ungetreuen Gatten einen Tritt in den Allerwertesten zu geben, will sie mit Perry Masons Hilfe ein Komplott einfädeln, um ihren geliebten Mann zurückzugewinnen. Der Anwalt soll sich in die Aktiengesellschaft einkaufen, den geplanten Deal durch juristische Vorwände platzen lassen und somit den anderen einschließlich der dollargierigen Geliebten Verluste bescheren, was den wahren Charakter der freizügigen Gespielin zum Vorschein bringen soll. Mason lässt sich auf das Spiel ein, kauft dem Aktionärsmitglied George Lutts seinen Anteil zu einem überhöhten Preis ab und stört die Pläne der Gesellschaft. Doch der geizige Lutts, vor seiner Tochter und seinem Schwiegersohn ein Tyrann im gemeinsam genutzen Haushalt, bekommt spitz, dass Mason nur der Strohmann für Sybill Granger ist. Bei einer gemeinsamen Unterredung auf dem so gewinnträchtigen Hügel bricht er plötzlich zusammen – tödlich verletzt von einem irgendwo in der Nähe abgegebenen Schuss.
Die panisch flüchtende Mrs. Granger kommt mit ihrem Wagen nicht weit und muss für die restliche Heimfahrt ein Taxi nehmen. Doch nun gerät sie in die Mühlen der Justiz, die tödliche Kugel wurde mit einem ihr zugänglichen Revolver ihres Mannes begangen, zudem finden sich Pulverspuren an der Kleidung des Opfers, die Sybills Aussage Lügen strafen, dass der Schütze weiter weg gestanden haben soll. Durch ihr aufgelöstes Verhalten vor dem Taxifahrer hat sie sich nun endgültig verdächtig gemacht, doch kann Perry Mason mit einem alles andere als astreinen Trick die Aussage des Taxichauffeurs verwirren. Aber Staatsanwalt Hamilton Burger gibt nicht klein bei, erst durch den Einsatz von allerlei geheimnisvollen Gegenständen, die Mason publikumswirksam in den Gerichtssaal rollen lässt, werden der wahre Mörder und sein Komplize in die Enge getrieben, wobei es dann zu einem mühsam errungenen Geständnis kommt. Mr. Granger kehrt reumütig in die Arme seiner verzeihenden Gemahlin zurück, und Mason kann dem interessierten Leutnant Tragg noch einen kleinen Trick verraten. Ende gut, alles gut.

Ein weiterer interessanter Fall aus der Perry-Mason-Reihe, dem man vielleicht höchstens ein wenig zu viel 50er-Jahre-Heimeligkeit anlasten kann. Ein Vergleich mit dem ein paar Jahre vor der Verfilmung geschriebenen Buch Der nervöse Komplize bringt einige Unterschiede ans Licht, die wohl für die ganze Serie symptomatisch sind. Erst mal sind die Änderungen zum Roman prägnant, die meist zu einer deutlichen Straffung der Handlung führen, manchmal aber auch eine Erweiterung bedeuten. So wurde zusätzlich zu den finanziellen Manipulationen in der Baubranche zur weiteren Dramatisierung noch die altgediente Mär vom vermuteten Ölvorkommen dazu gedichtet, außerdem muss aber lobend erwähnt werden, dass das in der Originalstory nur lapidar abgehandelte Platzpatronenproblem eine bessere Erklärung erfuhr. Dafür wurde der Tatort aus dem Inneren eines zum Abriss vorgesehenen Hauses ins Freie verlegt, was zu einer Vereinfachung der Handlung führte, da konnte man ein mysteriöses zweites Projektil genauso weglassen wie die Problematik der Lautstärke eines Autoradios. Genauso wurde das Problem mit der -wieder mal- vertauschten Mordwaffe wesentlich simpler gemacht. Sogar Mason zweifelt diesmal in der Gardner-Geschichte ernsthaft an der Unschuld seiner Mandantin, auch der Leser weiß nicht recht, woran er mit ihr ist, der von Mason sehr aufwändig eingefädelte Taxi-Trick bekommt somit irgendwie auch einen schalen Beigeschmack, hätte er doch auch einer tatsächlichen Mörderin helfen können. Am auffälligsten ist jedoch das Verhalten der Parteien vor Gericht. Gerade bei diesem Buch scheint es nicht nur für die Angeklagte, sondern auch für district attorney Hamilton Burger um Kopf und Kragen zu gehen. Selbst die im Film in einem Satz dargestellte Aussage des Taxifahrers, dass er die Angeklagte gesehen und ihr Benehmen verdächtig gefunden hätte, wird im Roman nur mit ewig erscheinenden Kreuzverhören, Einsprüchen des Staatsanwalts, Gegeneinsprüchen des Verteidigers, persönlichen Angriffen der beiden, Rüffeln des Richters, Verhandlungsunterbrechungen usw. usw. erzielt. Das seitenlange Herumreiten von Mason und Burger auf immer den gleichen Sachverhalten lässt den geneigten Leser nicht nur einmal auf das hoffentlich baldige Ende des Kapitels schielen. Man kann sich des Eindrucks einer unnachgiebig ausgefochtenen Ego-Nummern-Show der beiden juristischen Kontrahenten auf der Theaterbühne des Gerichtsaals nicht erwehren, die Gerechtigkeit und Wahrheitsfindung verkommt zur Nebensache, woran auch die Mahnungen des genervten Richters nicht viel ändern. – Demgegenüber wirkt Hamilton Burger in der filmischen Episode regelrecht zahm. Obwohl auch er ja Mason durchaus Paroli bietet. Doch die Auseinandersetzungen vor dem Richterstuhl laufen wesentlich "effektiver" ab, für ausufernde Rededuelle fehlt einfach die Sendezeit.
Etwas kitschig in der Fernseh-Folge wirkt die viel zu reuevolle Darstellung des abwegig orientierten Ehegatten, die wohl genauso genauso zum Heile-Welt-Zeitgeist passt wie das finale großangelegte Gemeinschaftsgelächter in Masons Büro mit allen Beteiligten.
Und ein pikantes Geschehnis aus dem Buch wird dem Zuschauer der Verfilmung auch vorenthalten: Als der ehrgeizige Strafverteidiger zwischendurch mal nicht mehr weiter weiss, wird er von seiner treuen Sekretärin Della aufopferungsvoll getröstet, wobei das Ganze in einem wohl von zumindest ihrer Seite sehnsüchtig erwarteten Kuss endet. Mitten in diesem schönen Moment kommt dem Anwalt die detektivische Erleuchtung, Dellas Hingabe ist vergessen und Mason beginnt gleich mit den nächsten Anweisungen. Seiner offenbar schwer verliebten Sekretärin (welche Frau würde sich sonst wohl eine solche Behandlung gefallen lassen) bleibt nur übrig, ein bisschen schnippisch vor sich hinzugrummeln und sich ansonsten zu fügen. Sicher ist Perry Mason nicht so eine frauenfeindliche Denkmaschine wie Sherlock Holmes, doch scheint er an diesem Ruf unbedingt arbeiten zu wollen…
Aber das Verhältnis von Perry Mason und Della Street ist in der gesamten Serie wohl noch wesentlich steriler als in den Büchern, von amourösen Ausrutschern der beiden lässt man lieber gleich die Finger.

Die dritte Episode mit dem unbequemen Aktionär Mason, der einen nervösen Komplizen zum Geständnis zwingt, ist jedenfalls eine lohnenswerte Folge, wenngleich man die Aufklärung des Falles genauso wie bei der Erzählung nicht bis in die allerletzte Ecke auf Logik abklopfen sollte.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 643

29.01.2020 16:20
#26 RE: Recht haben und bekommen: Die Fälle von Perry Mason Zitat · Antworten

Episode 4 - Der Fall mit der ertrinkenden Ente (1957)

Ein widerwärtiger Erpresser namens Donald Briggs stellt die verzweifelte Mrs. Adams vor eine Entscheidung: entweder sie zahlt ihm Schweigegeld, oder er macht in der Kleinstadt Logan City kund, dass der Vater ihres Sohnes Marv vor 18 Jahren wegen Mordes verurteilt und hingerichtet wurde. Der in diesem Moment erscheinende junge Mann, der bald eine Tochter aus begütertem Hause heiraten möchte, stellt den anderen zur Rede und gerät in eine tätliche Auseinandersetzung, die der Sherriff beendet. Bald darauf ist Briggs tot - vergast mit einem Mittel, wie es ein Chemiestudent wie Marv Adams ohne Zweifel herstellen könnte. Perry Mason, der in den Fall hineingeraten ist, möchte dem jungen Angeklagten helfen. Er baut darauf auf, dass der Ermordete auch andere Erpressungsopfer gefunden hatte und dass bei der lange zurückliegenden Verurteilung des Vaters von Marv viele Unstimmigkeiten unter den Tisch gekehrt worden waren.
Nach einer angestrengten Ermittlungsarbeit, unter Mithilfe von Sekretärin Della und Freund Paul Drake, gelingt es Mason, Licht in das Dunkel des früheren Verbrechens zu bringen und gleichzeitig den Täter des damit zusammenhängenden neueren Mordes zu benennen, denn die Untaten der Vergangenheit ruhen nicht.

Der vorliegende Film greift ein beliebtes Kriminal-Thema auf: ein vor langer Zeit verübtes Verbrechen, das seine Schatten auf die Gegenwart wirft und zu neuem Blutvergießen führt. Obwohl ja damals ein Urteil gesprochen wurde, ist es für Perry Mason doch ein cold case, denn wie sich ja tragischerweise herausstellt, wurde ein Unschuldiger hingerichtet und der wahre Mörder laufen gelassen. Masons Auftreten in dem lokalen Gerichtsgebäude auf dem Lande wird von den dortigen Rechtsvertretern äußerst scheel beäugt, er muss sich nicht nur einmal zurechtweisen lassen, was er allerdings im Interesse seines Klienten auch zähneknirschend annimmt. Trotzdem hat er mit seinen Einwürfen Erfolg, der ortsansässige Richter muss ihm oft genauso zähneknirschend Recht geben. Wie immer gelingt es dem gewitzten Anwalt aud der Großstadt, den ja zweifachen Mörder zu überrumpeln und eigentlich sehr schnell zu einem Geständnis zu bewegen, so dass der junge ursprünglich Verdächtigte seine große Liebe in die Arme schließen kann, die die ganze Zeit zu ihm gehalten hatte.
Wie @Gubanov schon schreibt, ist die Geschichte mit der titelgebenden beinahe ertrunkenen Ente nur ein Gag am Rande, der den Angeklagten etwaiger sadistischer Regungen bezichtigen sollte, aber schnell vom Tisch gefegt wurde. Allerdings hat die Verfilmung das daraus gemacht, denn im Buch ist die ganze Ertrinkende-Enten-Sache viel stärker gewichtet. Sie wird am Tatort des Mordes gefunden, von Mason (wieder mal) im Interesse seines Klienten gesetzwidrig vertuscht, außerdem gerät deswegen der Vater der Braut des Verdächtigen, Mr. Witherspoone, (welcher eine viel dominierendere Rolle spielt) deswegen ins Zwielicht... Auch ansonsten wurde im Interesse einer einfacheren und kürzeren Handlung viel zusammengestrichen. So waren es, wie sich nach und nach herausstellte, sogar zwei Morde, die in der Vergangenheit verübt wurden, ebenso wurde auch noch ein zweites Opfer auf dem Witherspoone-Anwesen vergast (so mordlüstern sind die Mason-Fälle sonst selten), der ermordete Erpresser war Mitglied einer sich als Zeitungsverlag tarnenden Organisation, der eigene Kasse machen wollte, außerdem hatte der Täter noch einen Komplizen. Der junge Verdächtige war ein Waisenkind, seine Mutter war schon lange tot und starb nicht erst während des Anklageprozesses. Daneben gab es noch jede Menge andere Verwicklungen und Personen. Außerdem spielte der Fall vor dem Hintergrund es zweiten Weltkriegs, der junge Anwärter auf die Hand der Millionärstochter soll bald eingezogen werden. Mason gibt auch dazu ein paar nicht unintelligente Kommentare ab, die weit von der üblichen Hurrapropaganda entfernt sind, und der unter dem Verdacht eines Mördervaters stehende arme Schwiegersohn in spe bemerkt lapidar, wenn er für den Erhalt der Privilegien des reichen Witherspoone seinen Kopf hinhalten soll, dann darf er auch dessen Tochter heiraten. Durch den fast zwei Jahrzehnte zurückliegenden Ausgangs-Mordfall wird der Leser sogar zurück in die wilden Zwanziger geführt, was einem erst mal direkt das eigentliche Alter der meisten Mason-Krimis vor Augen führt.
Im Buch waren die ortsansässigen Vertreter von Recht und Ordnung auch nicht so ablehnend gegen den berühmten Verteidiger von außerhalb, dem es sogar gelang, die ganze Sache zum Abschluss im kleinen Kreis und außerhalb des Gerichtsaals zu regeln.
Eigentlich ein zumindest handlungstechnisch sehr vielschichtiger Krimi, dessen filmische Umsetzung ich persönlich eher enttäuschend fand. Liegt allerdings, wie schon gesagt, sicher an der geringen Zeit, die für die Mason-Episoden vorgesehen sind, aber da hätte man mehr draus machen können.

Dr. Oberzohn Offline



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06.02.2020 21:40
#27 RE: Recht haben und bekommen: Die Fälle von Perry Mason Zitat · Antworten

Episode 5: Der Fall mit dem eigensinnigen Mädchen (1957)

Normalerweise gibt es auch in einer so unkonventionell geführten Anwaltspraxis wie der Perry Masons feste Regeln, gerade auch was den Empfang von potenziellen Klienten betrifft. Doch eine junge energische Lady, die einfach an der protestierenden Empfangsdame Gertie vorbeistürmt und sich demonstrativ vor Perry in seinem Büro aufpflanzt, stellt den Anwalt vor vollendete Tatsachen. Sie heißt Fran Celane, ist vorlaut und verwöhnt und denkt, dass sich die ganze Welt um sie dreht (scheint irgendwie aus einer wohlbekannten Zukunft zurück in die Fünfziger gefallen zu sein.) Als Erbin eines großen Vermögens muss sie nach den testamentarischen Bestimmungen noch zwei Jahre warten, solange obliegt die Verwaltung des Erbes ihrem Onkel Edward Norton, der gar nicht daran denkt, seiner Nichte bei der vorzeitigen Verlegung des Termins entgegen zu kommen, da er sie dafür noch nicht für reif genug hält. Obwohl der alte Knabe ein richtiges Ekelpaket ist, kann man ihn diesbezüglich verstehen, doch seine Nichte ist in der Klemme, denn zumindest ihre körperliche Reife hat sie ihrem Freund Rod Gleason schon unter Beweis gestellt, was nicht folgenlos geblieben ist. Da muss die Hochzeit jetzt noch schnell nachgeholt werden, das gemeinsame Liebes- und Familienglück geht aber mit den in der Ferne winkenden Millionen sicher besser vonstatten, denn Gleason ist mit seinen Gemälden keiner, der sich eine goldene Nase verdient.
Frans halsstarriger Vormund bleibt auch bei Masons Vermittlungsversuchen uneinsichtig, er bedroht die mütterliche Gouvernante seiner aufmüpfigen Nichte, schikaniert seinen Sekretär Graves, beschimpft seinen Vermögensberater und macht sich auch sonst nicht gerade beliebt. Kein Wunder, dass er bald darauf mit eingeschlagenem Schädel an seinem Schreibtisch sitzt. Jetzt geht es Rod Gleason, dem malenden Möchtegern-Bräutigam, an den Kragen, denn der wurde zur Tatzeit direkt am Ort des Verbrechens gesehen…
Scheinbar ist die Lage eindeutig, Motiv, Gelegenheit und Zeugen sind einfach zu sicher, doch Perry Mason kommt den eigentlichen Hintergründen wie immer auf die Schliche, so dass einer Hochzeit der beiden eigenwilligen jungen Menschen nichts mehr im Wege steht.

Bei diesem Fall kann man sich als geübter Krimi-Konsument schon recht bald die genaueren Umstände zusammenreimen, obwohl sich dann im Endeffekt herausstellt, dass die Zusammenhänge des Mordes an Norton doch verwickelter sind als gedacht. Eine auf den zweiten Blick überaus verdächtige Person ist nur Mittäter des eigentlichen Mörders.
Der auf deutsch unter dem Titel Ärger wegen Francis erschienene zweite Mason-Roman aus den frühen Dreißigern war ursprünglich mit einem anderen Protagonisten als Anwalt erschienen, Gardner verschmolz diesen mit einem wiederum anderen Rechtsberater aus seinem Erstlingswerk zu der Perry-Mason-Figur.
Das verhalf dem bis dahin nebenher eifrig für Pulp-Magazine Geschichten schreibenden Gardener zu seinem Durchbruch.
Obwohl ich das Buch nicht gelesen habe, kann ich mir den kleinen Erpressungsversuch an Paul Drake durch Leutnant Tragg im Auftrag der Staatsanwaltschaft schwer vorstellen, das fällt mehr in das Ressort von dessen Kollegen Sergeant Holcomb, der Mason unausstehlich findet. Der Tragg aus den Büchern ist eher ein Musterpolizist, er schätzt Mason sogar als Mensch, steht dessen manchmal schon gesetzwidrigen Eskapaden im Zuge der Verteidigung seiner Mandanten aber ablehnend gegenüber, gleichwohl würde er sich aber auch kaum für ungesetzliche Machenschaften der Gegenseite zur Verfügung stellen. Offenbar taucht Tragg in den frühen Krimis um Mason auch noch gar nicht auf.
Die filmische Episode verbreitet mit dem Geschehen im großen Landhaus, dem absolutistischen Haustyrannen, der beschürzten und strenggläubigen Nanny, einem cowboyhuttragenden Richter als Zeugen sowie weiteren Einzelheiten fast schon ein wenig altmodischen Südstaaten-Charme, die Auflösung des Taträtsels im Gerichtssaal ist wieder gelungen.

Dr. Oberzohn Offline



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17.02.2020 18:27
#28 RE: Recht haben und bekommen: Die Fälle von Perry Mason Zitat · Antworten

Episode 6: Der Fall mit dem stillen Teilhaber (1957)

Der in seiner Aufmachung an Al Capone ohne "Scarface" erinnernde Harry Marlow will sich den Blumenladen der gesundheitlich angeschlagenen Mildred Kimber unter den Nagel reißen - am besten mit der Inhaberin gleich mit. Um die widerspenstige Lady auszutricksen, fingiert er mit Hilfe des Spielclubbesitzers Lynk ein gezinktes Pokerspiel mit Mildres spielsüchtigem Gatten, der seine Geschäftsanteile am Blumengeschäft an Lynk verliert. Der gutaussehende Spieler mit offensichtlich keinem Mangel an Damenbekanntschaften will die Anteile nur gegen ein erhöhtes Entgeld an den erbosten Marlow herausrücken - Gauner unter sich ! Die eifersüchtige Hostess Lola Florey möchte der armen Mildred Kimber helfen, da sie die Machenschaften ihres Chefs und untreuen Liebhabers kennt. Doch nach einem mit letzter Kraft abgesetzten Telefonanruf an den zwischenzeitlich eingeschalteten Perry Mason kann sie nur noch mit einer schweren Vergiftung, hervorgerufen durch manipulierte Pralinen, aufgefunden werden. Ihr Leben kann zwar gerettet werden, doch Mason findet keine Ruhe. Der halbseidene Lynk wurde erschossen, die Geschäftsanteile sind verschwunden, dafür liegt eine Schachtel seiner Klientin Mrs. Kimber am Tatort. Der toughe Anwalt beginnt mit seinen Nachforschungen, diesmal fällt sein Detektiv-Part besonders groß aus, da zu Hamilton Burgers großem Verdruss die Gerichtsverhandlung entfällt, weil der Täter schon vorher, unter Mitwirkung des etwas wankelmütigen Leutnants Tragg, ermittelt wird. Mason muss sein ganzes kriminalistisches Geschick aufbringen, um den Giftanschlag auf die nun plötzlich sehr schweigsame Animierdame, den Mord an dem skrupellosen Nachtclubbesitzer, die Machenschaften des gierigen Geschäftsmannes Marlow sowie allerlei Spuren, Finten und Hinweisen zu einer befriedigenden Auflösung zu führen und seine Mandantin von jedem Verdacht zu befreien.

Dieses Mal führt sein neuer Fall Perry Mason mit ein paar recht üblen Unterweltgestalten zusammen, die sich zwar eine bürgerliche Fassade geben, aber doch mit Drohungen schnell bei der Hand sind. Die Sache ist ziemlich verwickelt, der Zeitraum der sorgfältig erzählten Vorgeschichte bis zum ersten Auftauchen des Anwalts ist ungewöhnlich lange, da blieb für einen breit ausgemalten Sensationsprozess im Gericht keine Zeit mehr. Allerdings gibt es wohl auch einige wenige Krimis von Gardner, wo er Mason seinen großen Auftritt vorenthält, auch bei der 1940 erschienenen Buchvorlage Der stille Teilhaber im besprochenen Fall will der Anwalt seiner schwer herzkranken Mandantin die womöglich lebensbedrohende Gerichtsverhandlung auf jeden Fall ersparen. Der Prozess gegen die parallel geführte Klage des hinterhältigen Möchtegern-Stillen-Teilhabers war schon aufregend genug. Sein Opponent als Ankläger ist diesmal ein Mann namens Churchill, der von Mason entgegen seiner diesbezüglich sonstigen Zurückhaltung mit allerlei Kraftausdrücken bezeichnet wird und gegen den Hamilton Burger noch als fairer Gegner erscheint. Es ist wahrscheinlich der erste Fall mit Leutnant Tragg als korrektem Polizeiermittler, welcher sich nach längerem Ringen mit seinem Gewissen auf einen Deal mit Perry Mason einlässt, sogar romantische Gefühle für die streitbare Schwester der Verdächtigen bekommt. Die wurde im Film wie andere Personen fallengelassen, dafür der Brandanschlag auf die Wohnung des Giftopfers dazugedichtet. Weder der Ehemann der Blumenladenbesitzerin noch die für den Mord überführte Person kamen im Roman letztlich so relativ sympathisch rüber, beides eher bösartig berechnende Figuren. In der Beziehung sind die Bücher nicht so versöhnlerisch wie die Filme.
Auf alle Fälle ist der die verschlungene Begebenheit in Perrys sechstem Film eine gelungene Kriminalgeschichte mit einem durchaus überraschenden Ende, auch ohne großes Rededuell vor Gericht lohnenswert.

Dr. Oberzohn Offline



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26.02.2020 20:20
#29 RE: Recht haben und bekommen: Die Fälle von Perry Mason Zitat · Antworten

Episode 7 – Der Fall mit den vielen Fußspuren

Es ist wie verhext. Kaum hat Perry Mason ein paar Tage seines wohlverdienten Urlaubs in einem stattlichen Häuschen an einem See in den Bergen angetreten, schon ereignet sich in der Nachbarschaft ein Tötungsverbrechen. Das Opfer ist Mark Cushing, ein weit und breit als Schürzenjäger ersten Ranges verschriener noch recht junger Mann. Ein Sportunfall hat ihn zeitweilig in den Rollstuhl verdammt, doch das tut seinem erotischen Appetit keinen Abbruch. Sein jüngstes Opfer ist Carla Adrian, welche nach einem gemeinsamen Filmabend seinen Annäherungsversuchen, die mit einer zerrissenen Bluse enden, eine heftige Abfuhr erteilt. Ging diese Abfuhr so weit, ihm eine Revolverkugel in die Brust zu schießen ? Das vermutet ihre Mutter Belle Adrian, die sich Mühe gibt, den Tatort nachträglich zu säubern. Beim Verwischen der Spuren wird sie allerdings vom Ehepaar Burris (das gerne mal das sittenlose Treiben im Hause ihres Nachbarn mit dem Fernglas beobachtet) gesehen…
Obwohl die erstmal Schweigen geloben -Cushing war doch ein gar zu entsetzlicher Wüstling- gerät Mrs. Adrian trotzdem schnell in Verdacht, der Sheriff des Ortes steht schon vor der Tür, als sie sich gerade von Perry Mason beraten lassen will. Allerlei Fußspuren im nassen Boden lassen entweder die Mutter oder die Tochter als Täterin in Frage kommen, und Perry Mason befindet sich wieder mitten im «schönsten» Mordfall. Da müssen Della Street und Paul Drake natürlich nachkommen, Platz genug ist im Haus, wo der routinierte Anwalt sofort mit seinem neuesten Schlachtplan herausrückt.
Die Ermittlungen führen zu einer sehr unkooperativen Schönheit mit Namen Marion Keats, weiterhin sind da noch Miss Fleming, die Haushälterin des Getöteten, sowie der Verlobte von Carla mit im Spiel.
Perry muss vor Gericht gegen den örtlichen Ankläger und gegen einen extra von Miss Keats angestellten Anwalt bestehen, letzten Endes gelingt es ihm, aus den verschiedenen Begebenheiten, wie einem zerbrochenen Spiegel, liegengebliebenem Auto, verschwundenem Revolver, einem lippenstiftverschmierten Glas und den diversen Fußspuren die Lösung des Falles zu bekommen und den Finger auf den verdutzten Mörder zu halten.

Dieser Fall führt mal wieder hinaus aus der hektischen Großstadt in die Schönheit der Natur, doch auch dort ist nicht alles in Butter, wie sich ja bald zeigen soll. Die Personen des Falles kennen sich zwar meist untereinander und versuchen auch bei einem Kapitalverbrechen höflich und nachbarlich zu bleiben, doch es geht für die Angeklagte trotzdem um Leben und Tod. Auch Sheriff und Ankläger wahren zu Mrs. Cushing und ihrem Anwalt eine durchaus faire, doch unnachgiebige Haltung. Auch auf dem Lande gibt es keine heile Welt, sondern es wird eine Menge unter der Decke gehalten, das zeigt der jetzige Fall wieder deutlich. Perry Mason lässt durch Drake und seine Detektive einen Großeinsatz zur Ermittlung von Autokennzeichen unternehmen – Geld spielt keine Rolle zur Erreichung des Zieles.
Viele Dinge erfährt man auch hier eher durch Hörensagen als durch gezeigte Handlung, in der zur Verfügung stehenden Zeit muss eben auch einiges hineingepresst werden.
Im Vergleich zum Buch, das unter dem Titel Perry Mason und der Tote im Rollstuhl bei uns erschien, wurde wieder vieles vereinfacht. Ein zerdepperter großer Spiegel, der Perry zu einem sehr gelungenen Schluss geführt hat, wurde ganz weggelassen, der Ermordete hatte einen Vater als eigentlichen Verursacher der Tat, nebenher war der Verlobte von Carla ebenfalls Rechtsanwalt und fungierte als ihr Verteidiger (und war Mason recht feindselig gesonnen). Die Rechtsvertreter vor Ort standen Perry Mason diesmal wesentlich ablehnender gegenüber als im Film, überhaupt wurde viel Wert auf die Darstellung der Konflikte und Vorurteile gegenüber neu hinzugezogenen Personen oder gänzlich Ortsfremden gelegt. Dem trickreichen Anwalt aus der Stadt gelingt es, den überheblichen Ankläger samt Polizeiarzt bei einer scheinbaren Routine wie der Bestimmung des Todeszeitpunktes ganz schön alt aussehen zu lassen, er beweist hier umfangreiches Faktenwissen, das er zur Festigung seines Rufes auch ausspielt. Neben diversen kleineren Abweichungen wäre vielleicht noch erwähnenswert, dass der literarische Fall in der kalten Jahreszeit spielt, die sprichwörtlichen Fußspuren sich somit statt im Regen im niedergeschlagenen Reif abbilden und das Opfer seine Verletzung nicht durch einen Wasserski- sondern durch einen «Schneeski»-Unfall hatte. Offenbar war zur Zeit des Drehs gerade Sommer, oder die Produzenten wollten die Handlung generell zu einer freundlicheren Jahreszeit spielen lassen.
Wie auch immer, der siebte Fall der Reihe kann durch eine gute Story mit einem verblüffenden Ende überzeugen, währenddessen der ruhelose Held eigentlich Urlaub haben sollte.

Dr. Oberzohn Offline



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20.03.2020 20:27
#30 RE: Recht haben und bekommen: Die Fälle von Perry Mason Zitat · Antworten

Episode 8 - Der Fall mit dem geküssten Toten (1957)

Die junge Fay Allison will ihren großen Schwarm in Kürze ehelichen, sie hat auch ihre Tante zur baldigen Hochzeit eingeladen. Ihre Zimmergenossin teilt die Begeisterung nicht so ganz, war doch Fays Zukünftiger auch mal in deren Fängen gewesen, aus denen er sich aber wieder gelöst hatte. Die blonde Schönheit macht dafür jetzt mit einem Frauenhelden rum, der eine Etage weiter oben eingezogen ist. Doch das große Glück scheint der für die junge Dame auch nicht zu sein, sie scheint im Gegenteil recht dunkle Pläne zu schmieden. Kurze Zeit später liegen die beiden Frauen vergiftet auf dem Weg ins Jenseits in ihren Betten, wo nur das beherzte Eingreifen von Tante Louise noch helfen kann, und der Hobby-Casanova liegt dafür richtig tot in seinem Zimmer, das zudem noch nicht mal unter seinem Namen gemietet ist. Dafür findet man allerlei Gegenstände aus Fays Besitz bei ihm, und schnell ist man mit einer Mordanklage für das unglückliche Mädchen bei der Hand. Pikanterweise, und zum Glück für die Angeklagte, wie sich am Ende herausstellen soll, hat der tote Schwerenöter noch einen deutlichen Lippenstift-Kuss auf der Stirn...

Dieser Film wurde nach einer der wenigen Kurzgeschichten mit Perry Mason gedreht, die auf Deutsch unter Der Fall mit dem geküssten Toten auf dem Buchmarkt erschienen ist. Wahrscheinlich liegt das gute Timing im Film auch daran, dass bei einer kürzeren Erzählung nicht ganz so viel abgeknapst werden musste wie bei einem ganzen Roman, um die Fabel in Fünfzig-Minuten-Format zu bringen. Eigentlich denkt man hier schon zu wissen, wie der Hase läuft, doch zum Schluss gibt es mal wieder einen für den Staranwalt typischen Twist, der noch einmal alles (oder zumindest vieles) herumreißt. Neben Fays eifersüchtiger Freundin treten noch ein geschwätziges Ehepaar und eine genervte Nachbarin auf, doch wie passen die in den Fall hinein? Perry rätselt lange Zeit über eine Person im Hintergrund herum, die wohl den Türöffner aus der Mordwohnung betätigt haben muss, während Hamilton Burger hochfliegende Ambitionen hat und von politischen Ämtern träumt. Immerhin lädt er Tragg und seinen ewigen Kontrahenten Mason zu einem Geschäftsessen ein, wobei er der Verteidigung ein seiner Meinung nach großzügiges Angebot offeriert, welches der Anwalt natürlich ablehnt. Irgendwie zeigt diese Episode trotzdem, dass zwischen den Lieblingsgegnern doch noch ein gewisses menschliches Verhältnis besteht.
Wenn Perry Mason dann jedoch zum Schluss wieder mal den wahren Mörder benennt (er verschafft sich hier fast schon durch Nötigung die entsprechenden Lippenstiftspuren als Beweis), da bleibt man als Zuschauer erst mal ein wenig ratlos zurück und muss die Zusammenhänge richtig einsortieren, doch selbstverständlich ist auch diese Auflösung logisch und nachvollziehbar.

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