Zitat von Gubanov im Beitrag #165Einigermaßen klar ist natürlich, woran das liegt: Aufrichtige und weißwestige Heldenfiguren mit überlebensgroßem Star-Appeal (und genau das sind die Attribute der meisten Fuchsberger- und Drache-Rollen) sind in der Unterhaltungslandschaft, mit der wir außerhalb des Forums konfrontiert werden, völlig außer Mode gekommen, kommen entweder nicht mehr vor oder werden andernfalls nicht für voll genommen oder mittlerweile sogar als realitätsferne Idealisten mit Spott überzogen. An dieses Verständnis halten sich offenbar auch einige Werter, die kurzerhand die Underdogs und "Neben-Hauptrollen" der Serie zu ihren Favoriten machen (Lowitz als bestes Beispiel) und einer Darstellung nur dann volles Gewicht zusprechen, wenn sie Außenseiterqualitäten, undurchsichtige, unleidliche oder desillusionierte Seiten enthält.
Ich will jetzt nicht sagen, dass uns die derzeitige Film- und Fernsehlandschaft überhaupt nicht beeinflussen würde, aber machst du es dir und deiner Enttäuschung mit dieser Erklärung nicht doch etwas zu einfach? Wobei ich da jetzt natürlich auch nur von meiner Warte aus beurteilen kann.
Hätte Fuchsberger gewonnen - gar noch in den Augen - hätte ich diese Veranstaltung als weniger überraschend aber nicht weniger wichtig erfahren (wirklich wichtig ist sie nicht), aber die Wallace-Welt wäre immerhin noch in Ordnung.
Den Kopf habe ich über manche Ergebnisse bisher schütteln müssen, innerlich zumindest. Lowitz war ein solider Garant gehobener Qualität. Die Nachricht, dass er Fuchsberger (und Drache) hinter sich gelassen hat, zu verdauen, ist eine Ice bucket challenge.
Demokratie funktioniert nicht Na ja, immerhin hat Wussow es nicht auf das Treppchen geschafft, der Sonnyboy. Demokratie also doch das beste unter all den schlechten Systemen?
Zitat von Gubanov im Beitrag #165Für mich der einzige völlig unverdiente und unnachvollziehbare Sieger dieses Wettbewerbs.
Sieg unverdient? Ja, definitiv.
Nominierung verdient? Is schon ok.
Unnachvollziehbar? Auf Grund des Systems schon nachvollziehbar: bei den Original-Oscar-Verleihungen gibt es pro Schauspieler meist nur einen Film - hätte nur ein Fuchsberger-Auftritt zur Wahl gestanden (oder zwei), hätten sich so viele Stimmen darauf konzentriert, dass er sicher abgeschlagen vorne gelegen hätte.
Gubanov
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01.10.2015 19:08
#169 RE: Die Edgar-Wallace-Oskars 2015: Ergebnisse
Der Sieger in dieser Kategorie ist zu abwegig, um sich allein durch die "Theorie der verteilten Stimmen" erklären zu lassen. Da spielen eindeutig auch die oben ausgeführten Aspekte sowie die nach dem gleichen Prinzip erfolgenden Favoriten-Benachteiligungen ("Ich will unbedingt einen ausgefallenen Sieger haben") mit. Es lässt sich auch an anderen Siegern und Nominierten "guter" Kategorien ablesen, dass reine Strahlemänner nicht erwünscht sind. Alle drei Podest-Erfolge in der Kategorie "Bester Nebendarsteller (gut)" haben z.B. düstere bzw. kleinkriminelle Seiten.
möglich - wenn wir einen Epilogen Oskar machen, haben Drache und Fuchsberger wieder eine Chance. Meine Frau meinte beim Voting passenderweise -> Lowitz im Frosch - hätte ich jetzt gar nicht gleich gewusst, dass er da überhaupt mitspielt Egal - gewonnen ist gewonnen und die Juri ist die Juri und Leonardo Di Capro hat auch noch keinen Oscar - wohl auch unverdienterweise - gewonnen?
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Immer wenn du lügst, muss Jesus Blut weinen.
(Todd Flanders)
Wie kann Dummheit entscheiden was klug ist
(meine Frau)
Da wiederhole ich noch einmal: Zumindest ich habe nicht taktisch gewertet, sondern nach Geschmack. Und dass der nicht immer Mainstream ist, dürfte bekannt sein.
Auch wenn mich das Ergebnis überrascht,aber wenn so eine Abstimmung zustande kommen kann dann fast nur in unserem Forum.Das allgemeine Mainstream Wallace Universum ist doch : Fuchsberger/Drache - Inspector,Dor - bedrängte Schönheit,Kinski - Gauner/Verbrecher ,Berber - Horror Nur hier bei uns wo jeder Film bis ins kleinste zerlegt ( und auch gewürdigt ) wird werden doch viele Schauspieler und Rollen wieder hervorgeholt die der breiten Masse nicht mehr in Erinnerung sind.( ach ? der hat auch mitgespielt ? )Das einige mit der Zeit ( und dem alter ? ) auch neue Lieblinge für sich entdecken ist doch auch nicht schlecht. Natürlich ist ein System indem ein Drache durchs Rost fällt nicht optimal aber an der "wirklichen" wallace Welt ändert sich ja durch einen Sensationserfolg eines Ausenseiters nichts.
Zitat von schwarzseher im Beitrag #172 Natürlich ist ein System indem ein Drache durchs Rost fällt nicht optimal aber an der "wirklichen" wallace Welt ändert sich ja durch einen Sensationserfolg eines Ausenseiters nichts.
Stimmt. Im Feuilleton der FAZ wurde der Lowitzsche Überraschungs-Triumph noch gar nicht erwähnt
Gubanov
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01.10.2015 20:12
#174 RE: Die Edgar-Wallace-Oskars 2015: Ergebnisse
Zitat von schwarzseher im Beitrag #172aber an der "wirklichen" wallace Welt ändert sich ja durch einen Sensationserfolg eines Ausenseiters nichts.
Das ist immerhin ein versöhnlicher Blick auf dieses merkwürdige Ergebnis, das so im ersten Wettbewerb nach Fuchsbergers Tod einen besonders schalen Beigeschmack hinterlässt.
Gubanov
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01.10.2015 20:12
#175 RE: Die Edgar-Wallace-Oskars 2015: Ergebnisse
Die Edgar-Wallace-Oskars 2015 Beste Hauptdarstellerin (Die Laudationen)
Als Top-3-Kandidaten verbleiben im Rennen:
■ Renate Ewert (Thalia Drummond) / Der rote Kreis ■ Karin Baal (Nora Ward) / Die toten Augen von London ■ Karin Dor (Gwendolin) / Der unheimliche Mönch
Das sagen die Werter zu den drei Bestplatzierten der Kategorie „Beste Hauptdarstellerin“:
Renate Ewert (Thalia Drummond) / Der rote Kreis
Während viele andere Hauptdarstellerinnen dem Typus der naiven Unschuld entsprechen, entlockt Renate Ewert der weiblichen Hauptrolle schon zu einem frühen Zeitpunkt innerhalb der Serie neue Seiten: Überzeugend verkörpert sie einen selbstbewussten Frauentyp, der zwielichtig und abweisend daherkommt. Ihre Selbstständigkeit und Attraktivität sowie ihre frechen Reaktionen bereichern die Jagd nach dem „roten Kreis“, wobei die Doppeldeutigkeiten im Zusammenspiel mit Saebisch äußerst raffiniert angelegt sind.
Karin Baal (Nora Ward) / Die toten Augen von London
In der düsteren und gefährlichen Umgebung des Blindenheims wirkt Karin Baal wie das volle Leben – wie ein empfindsames kleines Licht, eine vom Wind gebeutelte und allzeit bedrohte Flamme. Mit hypnotisierenden Blicken zieht sie nicht nur Inspektor Holt in ihren Bann – als für damalige Verhältnisse gleichermaßen toughe, moderne und doch beschützenswerte junge Frau fügt sie dem von Karin Dor etablierten Rollentyp bodenständigere Facetten hinzu und ist in den Fall (bis zu einem hinreißend gefährlichen Ende) eng eingebunden.
Karin Dor (Gwendolin) / Der unheimliche Mönch
In ihrer erwachsensten Wallace-Rolle zeigt Karin Dor eine besondere Vielschichtigkeit: Ihre Mischung aus einer Prise Sixties-Sex, bedrohter Erbin und verzweifelter Tochter verlangt ihr mehr ab, als nur das schöne Gesicht in die Kamera zu halten. „Miss Krimi“ bereicherte die Edgar-Wallace-Krimis seit den frühen Jahren, unterläuft in der Reihe aber auch wie kaum eine zweite Darstellerin einen spürbaren Entwicklungs- und Reifeprozess.
Das aus deinem Mund ... Aber bitte, dein Wunsch ist mir Befehl:
Die Edgar-Wallace-Oskars 2015 Beste Hauptdarstellerin (Plätze 3 bis 1)
Hier nun die Top-3 der Kategorie „Beste Hauptdarstellerin“:
Platz 3 (90 Punkte): Karin Dor (Gwendolin) / Der unheimliche Mönch (7 Nominierungen, in der Stimmabgabe 2x 10 Pkt.)
Platz 2 (118 Punkte): Karin Baal (Nora Ward) / Die toten Augen von London (12 Nominierungen, in der Stimmabgabe 7x 10 Pkt.)
Platz 1 (163 Punkte): Renate Ewert (Thalia Drummond) / Der rote Kreis (16 Nominierungen, in der Stimmabgabe 11x 10 Pkt.)
Während viele andere Hauptdarstellerinnen dem Typus der naiven Unschuld entsprechen, entlockt Renate Ewert der weiblichen Hauptrolle schon zu einem frühen Zeitpunkt innerhalb der Serie neue Seiten: Überzeugend verkörpert sie einen selbstbewussten Frauentyp, der zwielichtig und abweisend daherkommt. Ihre Selbstständigkeit und Attraktivität sowie ihre frechen Reaktionen bereichern die Jagd nach dem „roten Kreis“, wobei die Doppeldeutigkeiten im Zusammenspiel mit Saebisch äußerst raffiniert angelegt sind.
Mit Renate Ewert, meiner zweitliebsten Wallace-Hauptdarstellerin, haben wir hier wieder eine gute Siegerin.
Dennoch gilt hier für Karin Dor das Gleiche wie für Fuchsberger: Hätte man bei der Punktevergabe nur eine Dor-Rolle bewerten können, hätte Miss Krimi auch haushoch gewonnen.