Zitat von Count Villain im Beitrag #222"Klamauk" wäre auch nicht der Begriff, der mir beim Bogenschützen in den Sinn kommt. Da würde ich eher von parodistischen Elementen sprechen. Klamauk sind für mich eher die späten Farb-Eskapaden, insbesondere der schlüpfrige Altherrenhumor.
Mit dem Begriff Parodie kann ich mich in puncto Bogenschütze nun auch nicht wirklich anfreunden. Eine Parodie auf was? Auf die zu diesem Zeitpunkt noch junge Filmserie, die sich quasi aus sich selbst heraus parodiert? Das halte ich zumindest als Intention für fragwürdig; als ungewollte Folge der Inszenierung ggf. für denkbar. Nur bleibt es aus meiner Sicht auch dann bei einer überaus antiquierten Wirkung. Sind beispielsweise Arents Auftritte im Frosch und in Grenzen auch im Kreis in ihren besten Einstellungen skurril bis bizarr, verkommt er mit seiner fahrbaren Klapperbüchse, der hastigen Kurbelei an der nicht minder antiquierten Kamera und seinen clownesken Grimassen im Bogenschützen zu einem nutzlosen Witzbold, zu verorten irgendwo inmitten längst vergangener Stummfilmzeiten und stumpfem Gunther-Philipp-Humor der 50er Jahre. Ihm zur Seite stellt Roland, weil es augenscheinlich mit Arent noch nicht genug war, eine ganze Armada weiterer Witzbolde, angefangen bei Wolfgang Völz bis hin zu den kleineren Chargen wie Charles Palent oder gar die unfassbar untalentierte Siegrid von Richthofen. Dieses Ensemble hätte ebenso und ohne gravierende Anpassungen in einer Peter-Alexander-Klamotte oder in einem anderen Geza-von-Cziffra-Film auftauchen können. Insofern bleibe ich da in puncto Parodie etwas skeptisch, weil die Darbietung mir dazu doch allzu althergebracht und bundesdeutsch daherkommt.
Ich bin nach wie vor der Überzeugung, dass hier in und um das Jahr 1960 herum versucht werden sollte, unterschiedliche Ausprägungen und Gewichtungen auszuloten, ohne jedoch das eigentliche Genre ganz zu verlassen. Dem Bogenschützen kommt dabei genau wie dem Orchideen-Film der Part des kriminalistischen Lustspiels zu, die seltsamen Gräfin, diese filmgewordenen Ufa-Wiederbelebung, markiert das kriminalistische Theaterstück. Insofern ist vielleicht nicht ganz richtig und nicht ganz fair, wenn ich oben schrieb, Roland habe unentwegt daneben gegriffen. Der These folgend setzte er die von der Produktion gewünschte Linie um.
Mit dem Begriff des schlüpfigen Altherrenhumors in späten Farbfilmen (aber auch schon vereinzelt in früheren s/w-Produktionen) kann ich mich hingegen recht gut anfreunden. Exposée solcher Ferkeleien ist der Mann mit dem Glasauge. Die Dialoge zwischen Sir Arthur und dem Barkeeper sind mit diesem Begriff recht umfassend beschrieben. Gleichwohl gibt es zwischen Glasauge und Bogenschütze einen deutlichen Unterschied: Währenddessen der ganze Bogenschütze auf gelungener oder eben - ganz nach Blickwinkel - misslungener Komik aufbaut, begnügte sich der Mann mit dem Glasauge mit vereinzelt eingestreuten Zweideutigkeiten (die nicht wenige Kinobesucher seinerzeit ggf. gar nicht als solche erkannt haben mögen). Zumindest in puncto Schlüpfrigkeit. Dass gerade im Glausauge der Behrendt bisweilen schwer aus dem Ruder läuft, ok, akzeptiert. Dabei bleibt es dann aber auch. Weitere Quellen gelungener oder eben - auch hier: ganz nach Blickwinkel - misslungener Komik sind kaum auszumachen. Zumindest, wenn wir uns hier auf die freiwillige Komik beschränken. Über's Unfreiwillige ließe sich bei beiden Filmen noch einiges mehr anführen!
Insofern bleiben für mich die Versuche der "Kriminallustspiele" der frühen Phase glücklicherweise das, was sie waren: Versuche. In weiterer Folge wurde dieser Ast in dieser Deutlichkeit auch nicht mehr bedient.
Hmm, es ist halt ne Wahrnehmungssache. Für mich stehen die humoristischen Elemente sowohl beim Bogenschützen wie auch bei der Orchidee nicht so sehr im Vordergrund, da ich diese auch in anderen Filmen permanent sehe. Kurz gesagt: der Polizeifotograf, der kein Blut oder keine Leichen sehen kann und fortwährend in Ohnmacht fällt ("Bande des Schreckens"), der Bilderbuchtourist ("Verrätertor") oder der permanent Trockenübungen machende Ruderer ("Gasthaus an der Themse") sind beispielsweise für mich Rollen, die auch nicht weniger humoristisch und meinetwegen auch klamaukhaft daherkommen wie Arents Rolle im Bogenschützen. Ich mag über weite Strecken den Humor in den Wallace-Filmen einfach sehr gerne.
Auch die anderen genannten Akteure "stören" mich nicht, wohingegen auch für mich, wie Patrick desöfteren schon ausführte, beim Glasauge zum Beispiel tatsächlich massive humoristische Misstöne den ansonsten recht überzeugenden Film stören.
Für mich bleiben Orchidee und Bogenschütze jedenfalls Filme, die durchaus als Krimi funktionieren und der Vergleich mit einem Peter-Alexander-Lustspiel halte ich doch für arg polemisch.
Ich denke, jeder kriegt manchmal einen Film "in den falschen Hals", vielleicht sind da auch die Umstände der Erstsichtung ganz entscheidend.
Der Humor bei Glasauge gefällt mir, bei keinem anderen Wallace-Film musste ich so viel Lachen und war gleichzeitig gefesselt von der spannenden Story. Bei Gruft und Bogenschütze beging man den den Fehler, dass die witzigen Szenen während Spannungsszenen eingesetzt werden, bei Gruft die Paragraphen und beim Bogenschützen das Schauen in die Kamera, dass bei manchen Szenen einfach nervt und den Spannungsbogen behindert. Das wurde beim Glasauge viel besser gelöst, besonders am Anfang hat es sehr viel Humor, aber das ist nicht schlimm, denn die Spannung beginnt erst nach vielleicht 15-20 Minuten (wenn Karin Hüber ins Spiel gebracht wird). Ich höre immer ja das Glasauge hat so viel Klamauk, aber könnte mir mal jemand explizit eine Szene nennen, wo es dem Spannungsaufbau stört. Die Szenen im Yard oder im Theater können wohl kaum gemeint sein. Die witzigste Szene des Films ist für mich übrigens bereits nach wenigen Minuten. "Es ist immer wichtig, der erste am Tatort zu sein. Was denn? Was denn?
Zitat von Nedwed im Beitrag #228 Ich höre immer ja das Glasauge hat so viel Klamauk, aber könnte mir mal jemand explizit eine Szene nennen, wo es dem Spannungsaufbau stört. Die Szenen im Yard oder im Theater können wohl kaum gemeint sein.
Mir geht es nicht unbedingt darum, ob oder wo der Humor den spannungsbogen behindert, sondern darum, dass für mich unangebrachter Humor einen Thriller einfach madig macht. Die Schlägerei im Billiardclub, Behrens und Meyerinck sind für mich einfach unterirdisch. Wenn ich da den schönen düsteren und ernsten Frosch oder Gasthaus und co. erwähne, die derlei Auswüchse nicht einmal annähernd lieferten, ist wohl am besten betont, was ich von einem Wallace-Film erwarte und was nicht. Auch gefällt mir bei Glasauge die Las-Vegas-Atmosphäre und die moderne Musik nicht, aber das ist wieder ein anderes Thema.
Zitat von Count Villain im Beitrag #222"Klamauk" wäre auch nicht der Begriff, der mir beim Bogenschützen in den Sinn kommt. Da würde ich eher von parodistischen Elementen sprechen. Klamauk sind für mich eher die späten Farb-Eskapaden, insbesondere der schlüpfrige Altherrenhumor.
Mit dem Begriff Parodie kann ich mich in puncto Bogenschütze nun auch nicht wirklich anfreunden. Eine Parodie auf was?
Auf Kriminalfilme allgemein. Aber von mir aus kannst du es auch Satire oder humoristische Überhöhung oder sonstwas nennen. Für mich sind es jedenfalls - im Gegensatz zum "simplen" Klamauk - gezielt gesetzte Spitzen, die da im Bogenschützen verteilt werden. Natürlich in bundesdeutscher Ausprägung, welche Ausprägung sollte das deutsche Kino in dieser Epoche auch sonst liefern?
Ansonsten lässt sich über Humor sicher genauso trefflich streiten wie über Geschmack. Ist nun mal beides subjektiv.
Ich würde sagen: typischer Jürgen-Roland-Humor, der so auch in seinen anderen Inszenierungen, manchmal bei Stahlnetz oder z.B. in "Einer fehlt beim Kurkonzert", auftaucht.
Zitat von Nedwed im Beitrag #228Ich höre immer ja das Glasauge hat so viel Klamauk, aber könnte mir mal jemand explizit eine Szene nennen, wo es dem Spannungsaufbau stört.
Es geht um eine vernünftige Mischung, die beim "Glasauge" außer Gleichgewicht geriet: Da will man uns plötzlich ein supertrauriges Tränendrüsen-Ende verkaufen, während man konsequent von Anfang bis Ende mit Hubert von Meyerinck und Ilse Pagé einen dümmlichen Kalauer nach dem anderen gerissen hat. Beispiele: bereits erwähnter schlüpfriger Altherrenhumor, Stichwort "Führerschein" oder, ganz übel, die Billard-Szene im Yard. Das sind alles typische Szenen eines Lustspiels oder einer Kriminalkomödie, die nicht zu dem passen, was uns Hengge am Ende als Schlag in die Magengrube auftischt. Aber mit diesen Ausführungen werde ich bei dir wohl auf wenig Übereinstimmung stoßen.
Ein bisschen Übereinstimmung. Es ist halt einfach so, es gibt 36 deutsche Edgar Wallace-Filme, ich mag ALLE (ausser Fluch, Akasava, vielleicht noch Gräfin) unglaublich gut. Und das ist ja allgemein das Problem bei Listen. Dass Bogenschütze bei mir auf Platz 28 landet, sagt ÜBERHAUPT nichts über die Qualität des Filmes aus. Bei einer Liste müssen halt irgendwelche Filme hinternanstehen, auch wenn ich sie sehr mag. Glasauge steht bei mir halt ganz oben. Allgemein würde ich JEDEM Wallace-Film (ausser die drei oben genannten) als Kriminalfilm 4-4,5 von 5 Punkten geben. Die Unterschiede sind so minimal, die eine Platzierung ausmachen. Darum ist es auch meine Lieblings-Serie. Das ich Glasauge ganz oben und du ganz unten siehst und ich dafür Gräfin als grottenschlecht würde bezeichenen und die sie noch relativ gern siehst, das selbe bei Stecknadel, das sagt doch über die UNGLAUBLICH GUTE Qualität der Wallace-Filme aus.
Ich würde sagen: typischer Jürgen-Roland-Humor, der so auch in seinen anderen Inszenierungen, manchmal bei Stahlnetz oder z.B. in "Einer fehlt beim Kurkonzert", auftaucht.
Zitat von Nedwed im Beitrag #228Ich höre immer ja das Glasauge hat so viel Klamauk, aber könnte mir mal jemand explizit eine Szene nennen, wo es dem Spannungsaufbau stört.
Es geht um eine vernünftige Mischung, die beim "Glasauge" außer Gleichgewicht geriet: Da will man uns plötzlich ein supertrauriges Tränendrüsen-Ende verkaufen, während man konsequent von Anfang bis Ende mit Hubert von Meyerinck und Ilse Pagé einen dümmlichen Kalauer nach dem anderen gerissen hat. Beispiele: bereits erwähnter schlüpfriger Altherrenhumor, Stichwort "Führerschein" oder, ganz übel, die Billard-Szene im Yard. Das sind alles typische Szenen eines Lustspiels oder einer Kriminalkomödie, die nicht zu dem passen, was uns Hengge am Ende als Schlag in die Magengrube auftischt. Aber mit diesen Ausführungen werde ich bei dir wohl auf wenig Übereinstimmung stoßen.
Das liegt dara, dass GLASAUGE nicht auf einem neuem Drehbuch basiert, sondern Rialto wie üblich bei den Farb-Wallace Recycling betrieb: Die (tragische) Grundstory stammt vom BEW PHANTOM VON SOHO und Derrick/Sgt. Pepper/Sir Arthur waren das aktuelle Ermittler-Trio. SO mixte man beides und heraus kam dieser Film. Davon abgesehen finde ich GLASAUGE gar nicht schlecht, auf jeden Fall in der besseren Hälfte der deutschen Farb-Wallace.
Ich habe gerade das letzte Formular ausgefüllt. Diesmal hieß es strategisch vorgehen, aber doch gerecht zu handeln. Eine Kombination aus beidem ist mir recht gut gelungen.
So, Leute, rien ne va plus. Ich habe alle Stimmen bekommen und lehne mich nun entspannt zurück, während die fleißigen Hamster von Digame sie auszählen.
Zitat von Gubanov im Beitrag #238So, Leute, rien ne va plus. Ich habe alle Stimmen bekommen und lehne mich nun entspannt zurück, während die fleißigen Hamster von Digame sie auszählen.
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