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Dieses Thema hat 133 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker national
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patrick Offline




Beiträge: 3.245

13.12.2015 13:19
#106 RE: In Memoriam Pierre Brice: Die Karl May Filme Zitat · Antworten

Zitat von Tarzan im Beitrag #105
Wessen Gier war es? Wendlandt hat doch nur den Markt bedient. Der deutsche Film war doch in die Krise gerutscht. Die Kinos lechzten nach Erfolgsfilmen von May und Wallace. Und da jede Serienproduktion Qualitaetsmaengel mit sich bringt, kam es halt so. Es war nicht Wendlandts Gier, sondern die Kinomaschinerie...


Mit der stilistischen Änderung und dem niedrigen Budget wurde aber das Lechzen nach Erfolgsfilmen nicht mehr befriedigt. Bereits in dem noch recht guten Ölprinz sind die Sparmaßnahmen an den sehr deutlich erkennbaren Rückprojektionen erkennbar. Bei Apanatschi wurde der Indianerangriff aus Winnetou 1 allzu augenfällig wiederverwertet und der eigentlich tote Intschu-Tschuna frech in's Bild gebracht. Da drängt sich doch der Eindruck auf, dass mit möglichst wenig Produktionsaufwand möglichst schnell möglichst viele Filme möglichst viel Cash bringen sollten, was dann auch nicht mehr funktioniert hat. Es wäre wohl ratsam gewesen, sich bei den, ebenfalls in den 60er-Jahren laufenden, James-Bond-Filmen eine Scheibe abzuschneiden, wo damals nur ein Film jährlich in die Kinos kam und dabei mit einem großen Budget sehr sorgfältig gearbeitet wurde.

Tarzan Offline



Beiträge: 1.038

13.12.2015 13:45
#107 RE: In Memoriam Pierre Brice: Die Karl May Filme Zitat · Antworten

Klar, aber der Verleih wollte im Jahr mindestens 3 May-Filme. Und bei Wallace sah es auch nicht anderes aus. Und da der Produktionsaufwand für einen May-Film wesentlich höher lag, endete die Reihe auch früher (da jeder "Pfusch" größere Auswirkung hatte). Filme mit vielen Außendrehs sind auch wesentlich wetterabhängiger.
Ein Vergleich zu Bond erübrigt sich, da dort mit ganz anderen Budgets gearbeitet wurde. Und aus rechtlichen Situationen eigentlich auch nur ein Produzent tätig war. Wenn jemand Karl May mit Serienproduktion kaputt gemacht hat - dann war es der gute Atze Brauner! Amen!

patrick Offline




Beiträge: 3.245

13.12.2015 15:37
#108 RE: In Memoriam Pierre Brice: Die Karl May Filme Zitat · Antworten

Warum denn Brauner? Der hatte doch lediglich die Nebenlinien bedient und das, mit Ausnahme des Azteken-Zweiteilers, nicht einmal schlecht. Sein "Tal der Toten" war doch wohl ein würdiger Abschluss, der leider zu spät kam, als das Genre bereits kaputt war.

Tarzan Offline



Beiträge: 1.038

16.12.2015 20:30
#109 RE: In Memoriam Pierre Brice: Die Karl May Filme Zitat · Antworten

Brauner hat doch den Karl-May-Filmmarkt mächtig überbedient. Und auch sonst war Barker vertraglich bei CCC so gebunden, dass er nicht immer für Rialto filmen konnte.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

20.12.2015 20:14
#110 RE: In Memoriam Pierre Brice: Die Karl May Filme Zitat · Antworten

Filmfehler bei Karl May

1. Fehler in "Der Schatz im Silbersee":

Na sowas. Baseballkappe und Hornbrille im Wilden Westen....Da hat sich wohl einer vergessen umzuziehen.




Etwas für Adleraugen. Wenn man den Film laufen lässt sieht man, dass im eingerahmten Bereich doch glatt ein Bus vorbeifährt.



Der tote Bandit am Boden wird plötzlich wieder lebendig, nachdem ihn ein Pferd tritt.



2. Fehler in "Winnetou 1":

Man sieht hier das Führungsseil, an dem Santer hängt.




Der Kutscher verliert seinen Hut, als er auf's Pferd springt. Seltsamerweise hat er ihn danach aber wieder an.




Old Shatterhands Hemdknopf ist abwechselnd offen und zu.




Mr.Bancrofts krawatte wird immer unordentlicher, noch bevor Santer ihn am Kragen packt.



Das Bein des Banditen schlägt gegen die Barlampe, die sich danach aber nicht bewegt.




Old Shatterhand steigt mit Schuhen in das Kanu und sitzt barfuß darin. Ausserdem wird der Wasserfleck auf dem Hemd immer kleiner, obwohl er im Nassen sitzt.



3. Fehler in "Winnetou 2":

Der Teddybär wurde erst 1902 entwickelt. Der Film handelt allerdings in den 1860er-Jahren.



Und wieder fährt ein Bus oder Lastwagen in dem eingerahmten Bereich.




Seltsam. Man sieht doch hier eindeutig Ribannas hübsche Beine. In der 10 Grad kalten/warmen Höhle von Postojna trägt sie plötzlich eine Hose.




4.Fehler in "Unter Geiern":

Wie nett von den Pferden, dass sie plötzlich so dastehen, wie Götz George und Elke Sommer sie brauchen.




Old Surehand ladet ein zweites Mal durch, obwohl er erst einmal geschossen hat. Ist wohl cooler so.



5.Fehler in "Old Surehand":


Sind wohl verbotene Getränke? Die Etiketten zeigen zumindest zur Wand.



Judith lässt ihr Gewehr fallen, als sie zu Toby rennt. Trotdem lehnt sie es danach an die Bar.



6. Fehler in "Winnetou und das Halbblut Apanatschi".

Was der in "Winnetou 1" ermordete Intschu-Tschuna in "Apanatschi" verloren hat verstehe wer wolle.



Der gute alte Sam Hawkens legt sein Gewehr auf das Fass bevor er untertaucht. Als er auftaucht lehnt es plötzlich gegen die Wand.


Jan Offline




Beiträge: 1.753

21.12.2015 09:11
#111 RE: In Memoriam Pierre Brice: Die Karl May Filme Zitat · Antworten

Hehe, danke für diesen Beitrag. Bemerkenswert, was Du alles herausgefunden hast. Mir war bislang nur der Typ mit der grünen Baseballkappe bekannt. Wenn der sich von links ins Bild schleicht, muss ich auch stets schmunzeln. Ich kenne die Filme nicht ansatzweise so detailliert wie Du. Allerdings habe ich den Eindruck, dass gerade die Ausstattungen und Kostüme mit jedem Film weniger unfreiwillig komisch wurden. Auch scheint es über die Jahre zu einigen Reitkursen gekommen zu sein.

Gruß
Jan

patrick Offline




Beiträge: 3.245

21.12.2015 20:12
#112 RE: In Memoriam Pierre Brice: Die Karl May Filme Zitat · Antworten

Zitat von Jan im Beitrag #111
... Mir war bislang nur der Typ mit der grünen Baseballkappe bekannt. Wenn der sich von links ins Bild schleicht, muss ich auch stets schmunzeln.


Ich habe mich immer gefragt, ob das ein beabsichtigter Gag war oder wirklich übersehen wurde. Sowas musste am Set und spätestens beim Schneiden doch wohl jedem auffallen.

Matze K. Offline



Beiträge: 1.060

21.12.2015 21:45
#113 RE: In Memoriam Pierre Brice: Die Karl May Filme Zitat · Antworten

Sehr gut gefunden - die Fehler passen zu einem der letztens gezeigten Orientfilmen mit Lex Parker, wo der Gegner in den nahaufnahmen kein Hut auf hatte und in den Fernaufnahmen schon *gg* Find ich köstlich

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(Todd Flanders)
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(meine Frau)

TV-1967 Offline



Beiträge: 652

21.12.2015 23:34
#114 RE: In Memoriam Pierre Brice: Die Karl May Filme Zitat · Antworten

Man muß natürlich auch dazu sagen, daß auf den DVDs und Blu Rays die Filmfehler aufgelistet sind. Dennoch ein interessanter Beitrag!

patrick Offline




Beiträge: 3.245

22.12.2015 07:24
#115 RE: In Memoriam Pierre Brice: Die Karl May Filme Zitat · Antworten
Jan Offline




Beiträge: 1.753

23.12.2015 00:13
#116 RE: In Memoriam Pierre Brice: Die Karl May Filme Zitat · Antworten

Zitat von patrick im Beitrag #112
Zitat von Jan im Beitrag #111
... Mir war bislang nur der Typ mit der grünen Baseballkappe bekannt. Wenn der sich von links ins Bild schleicht, muss ich auch stets schmunzeln.


Ich habe mich immer gefragt, ob das ein beabsichtigter Gag war oder wirklich übersehen wurde. Sowas musste am Set und spätestens beim Schneiden doch wohl jedem auffallen.

Dazu fällt mir ein Statement Götz Georges ein, das er in einem Dokumentarfilm zu den Karl-May-Filmen abgab und das den recht unbekümmerten Naturburschen Harald Reinl recht gut charakterisiert. Sinngemäß sagte George, Reinl habe die Ärmel hochgekrempelt, ein oder zweimal probieren lassen und dann mit den Worten Und nu draahn ma die G'schicht einfach losgekurbelt. Vermutlich ist dem Mann der Tat da die Baseballmütze mitsamt der neumordernen Hornbrille im Eifer des Gefechts gar nicht aufgefallen. Der Cutter dann kann ja auch kaum was machen. War nicht gar Hermann Haller für den Schnitt verantwortlich...?

Gruß
Jan

patrick Offline




Beiträge: 3.245

27.12.2015 15:29
#117 RE: In Memoriam Pierre Brice: Die Karl May Filme Zitat · Antworten

Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten (1968)



Filmdaten:
Originaltitel: Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten
Produktionsland: Bundesrepublik Deutschland, Italien, Jugoslawien
Originalsprache: Deutsch
Erscheinungsjahr: 1968
Länge: 89 Minuten
Altersfreigabe: FSK 12
Stab:
Regie: Harald Reinl
Drehbuch: Herbert Reinecker
(als Alex Berg)
Produktion: CCC-Filmkunst GmbH & Co. KG (Artur Brauner)
Jadran Film, Zagreb
Super International Pictures
Musik: Martin Böttcher
Kamera: Ernst W. Kalinke
Schnitt: Hermann Haller

Besetzung:

Lex Barker: Old Shatterhand, Pierre Brice: Winnetou, Karin Dor: Mabel Kingsley, Rik Battaglia: Murdock, Ralf Wolter: Sam Hawkens, Eddi Arent: Lord Castlepool, Vladimir Medar: Sheriff, Branco Špoljar: Cranfield, Clarke Reynolds (aka Fred Vincent, bzw. Frederick Tully): Ltn. Cummings, Wojo Govedariza: Roter Büffel, Sima Janićijević, Jan Sid: Major Kingsley, Ilija Ivezić: Davis, Sime Jagarinec: Weiße Feder

Handlung:



Major Kingsley gelingt es, die Regimentskasse vor dem Zugriff gieriger Banditen zu bewahren und an einem unbekannten Ort zu verstecken, nachdem das Fort aufgegeben werden musste. Er wird tödlich verwundet, kann aber dem herbeieilenden Winnetou noch verraten, wo er das Versteck des Goldes erfahren kann. Nachdem nun davon ausgegangen wird, dass der Major die Kasse geraubt hat und damit nach Mexiko geflohen ist, reist dessen Tochter Mabel Kingsley mit einem Brief an, der ihren Vater entlasten sollte. Ihre Postkutsche wird dabei von den Banditen überfallen, doch eilt Old Shatterhand zur Hilfe und kann die Gefahr abwenden. Mabel gibt den Inhalt des Briefes nicht preis, um zu verhindern, dass gewisse Informationen in die falschen Hände gelangen. Das Gericht gewährt ihr 60 Tage Frist, in welcher Sie stichhaltige Beweise für die Unschuld ihres Vaters vorlegen sollte. Sie reitet zusammen mit Old Shatterhand Richtung Colorado, um Winnetou zu treffen, und wird dabei, wie sie erfahren, von Murdock und seinen Banditen verfolgt. Auch schließt sich ihnen eine Gruppe Soldaten unter der Führung von Leutnant Cummings an. Old Shatterhand reitet den Banditen entgegen und versucht sie aufzuhalten, indem er eine Schar wilder Bienen durch Schüsse in deren Nester auf sie hetzt. Ein paar der Banditen verfolgen jedoch Old Shatterhands Spur zurück und lauern ihm auf, doch kann dieser in letzter Sekunde durch das Eingreifen Winnetous gerettet werden. Allerdings treffen die Banditen auf einen Siedler, dessen Wagen sie umwerfen und ihn damit einklemmen. Der zur Hilfe eilende Leutnant Cummings wird dabei gefangengenommen und gefoltert, um die Preisgabe des Verstecks des Schatzes zu erzwingen. Seine beiden Soldaten finden den Tod. Old Shatterhand reitet zu den Sioux, deren Häuptling Schwarzer Panther sein Freund ist, um Hilfe zu holen, und muss dabei erfahren, dass dieser tot ist und der Rote Büffel nun seine Position übernommen hat. Dieser ist ein erbitterter Feind aller Weißen und nimmt Old Shatterhand gefangen. Die Sioux eilen trotzdem herbei und nehmen sowohl Winnetou und dessen Freunde, als auch die Banditen gefangen. Letztere erzählen dem Roten Büffel von dem Schatz und versprechen, mit ihm zu teilen, was ihm ermöglichen sollte, Waffen für den Kampf gegen die Weißen zu besorgen. Sie werden daraufhin freigelassen. Winnetou kann den Häuptling zu einem Zweikampf überreden, den er gewinnt und dadurch die Freiheit für sich und seine Freunde erlangt. Sie reiten durch das gefürchtete Tal der Schlangen, bleiben aber von den Bissen der Reptilien verschont, da sie ihre Beine und jene der Pferde mit einem Kraut einreiben, das diese abschreckt. Viele der ihnen folgenden Banditen werden gebissen, was sie zahlenmäßig dezimiert. Winnetou, Old Shatterhand und ihre Begleiter reiten zu den, ihnen freundlich gesinnten, Osagen und finden das Grab Major Kingsleys, wo sie auch den Verbleib des Schatzes erfahren. Er befindet sich im Tal der Toten. Dieses ist ein alter Indianerfriedhof, der durch sein Erdgas und die giftigen Dämpfe berüchtigt ist. Die Freunde geraten in die Gewalt der Banditen, welche sie zwingen wollen, ihnen den Schatz zu bringen. Die ebenfalls herbeieilenden Sioux entzünden durch Schüsse das Erdgas und ergreifen, abgeschreckt durch das Flammenmeer, die Flucht, treffen dabei aber auf die Osagen und werden von diesen überredet, zusammen mit ihnen Winnetou, Old Shatterhand und deren Freunde zu befreien und sich gegen die Banditen zu stellen. Es folgt ein heftiger Kampf, bei dem der Schatz in dem verursachten Inferno vernichtet wird. Murdock und seine Bande findet dabei den Tod.

Artur Brauner bringt die Karl-May-Reihe zu einem würdigen Abschluss:




Nachdem Horst Wendlandts letzte beiden Karl-May-Filme „Apanatschi“ und vor allem „Old Firehand“ nicht mehr den gewünschten Erfolg brachten, warf der Produzent die Flinte in’s Korn, woraufhin der wachsame Artur Brauner seine Stunde gekommen sah. Erstmals seit „Old Shatterhand“ im Jahre 1964 hatte er nun die Gelegenheit, das Traumpaar Winnetou und Old Shatterhand wieder gemeinsam für sich reiten zu lassen. Nachdem sich Wendlandts Bestrebungen, dem Genre neue Stilelemente hinzuzufügen, als Misserfolg erwiesen haben, was dem typischen May-Flair den Garaus machte, setzte Brauner wieder ganz auf Tradition. Dazu verpflichtete er das Team der ersten Stunde, welches mit dem „Schatz im Silbersee“ einen so grandiosen Erfolg hatte. Im Regiesessel durfte endlich wieder Harald Reinl Platz nehmen und die Geschichte wird ein weiteres Mal von einer Martin-Böttcher-Melodie getragen, nämlich dem wunderschönen Grand-Canyon-Thema, was den Abschied vom Genre richtig schwer fallen lässt. Die Kamera schwingt Ernst W.Kalinke (1918-1992) und für den Schnitt zeichnet Hermann Haller (1909-1985) verantwortlich. Das Ergebnis war ein Streifen ganz im Stile der frühen Winnetou-Filme, der aber leider nicht mehr in die sich rasch wandelnde Zeit passte.

Umsetzung:



„Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten“ entnimmt seinen Titel dem Roman „Im Tal des Todes“, der wiederum auf den Kolportageroman „Deutsche Herzen-Deutsche Helden“ zurückgeht. Mit der Vorlage hat der Film freilich nichts gemeinsam, sondern ist vielmehr ein inoffizielles Remake von „Der Schatz im Silbersee“. Eine ganze Reihe von Parallelen ist unübersehbar:

Es geht in beiden Filmen um das Motiv der Schatzsuche, wobei sich Winnetou und Old Shatterhand gegen gierige Banditen stellen müssen. In beiden Filmen wird zu Beginn eine Postkutsche überfallen. Im „Schatz im Silbersee“ wird Fred Engels Vater von den Schurken ermordet, die das Versteck des Schatzes erfahren wollen, hier ist es Mabel Kingsleys Vater. Auch wird Karin Dor beide Male von den Banditen gefangen genommen. Im „Schatz im Silbersee“ kämpft Old Shatterhand gegen den Häuptling der Uthas und gewinnt für sich und seine Freunde die Freiheit, im „Tal der Toten“ übernimmt Winnetou diese Aufgabe im Kampf gegen den Sioux-Häuptling. Die Indianer werden in beiden Filmen wortbrüchig und verfolgen die Freunde anschließend in die Paklenica-Schlucht. Auch sind die Osagen beide Male auf der Seite von Winnetou und Old Shatterhand. Die Blutsbrüder schleichen sich auch in einer, der Befreiungsaktion im "Schatz im Silbersee" sehr ähnlich aussehenden Szene, an, nachdem die Banditen den Siedler malträtieren. Der Schatz selbst geht sowohl im ersten als auch im letzten Film der Reihe mitsamt den Schurken für immer verloren. Die wunderbaren Plitvicer-Seen aus „Der Schatz im Silbersee“ werden hier durch die nicht minder filmwirksamen „Krka-Wasserfälle“ ersetzt
.

Auch die Szene, in der Old Shatterhand einen Schurken beim Kampf in einen Hühnerhof befördert, erinnert an eine ähnliche Aufnahme aus Winnetou 3, wo Rollins in einem Hühnerstall landet. Sam Hawkens' Flirt mit einer dicken Squaw gab es bereits in "Winnetou 1".

Nachdem die Indianer in „Apanatschi“ und „Old Firehand“ fast völlig von der Bildfläche verschwanden, durfte das rote Volk wieder in voller Pracht glänzen, was ein weiterer großer Gewinn ist. Auch ist der Streifen ausgesprochen unterhaltsam und keine Sekunde langweilig.

Die veränderte Welt des Jahres 1968 und der Abschied vom "Altfilm":



All die genannten Überschneidungen sind gewiss kein Zufall, sondern sollten gewährleisten, dass ein todsicheres Erfolgsrezept aus früheren Tagen auch ein weiteres Mal zünden sollte. Leider sah aber die Kinolandschaft des Jahres 1968 ganz anders aus als jene von 1962 und der Publikumsgeschmack hat sich stark gewandelt. Außerdem sparte man am falschen Ort und stellte zu wenig Kopien des Films her, sodass dieser von Dezember 1968 bis Mai 1969 brauchte, bis er im gesamten deutschen Bundesgebiet lief, was keine konzentrierte Werbekampagne ermöglichte. Damit floppte auch dieser, eigentlich sehr geglückte Streifen an den Kinokassen und das Schicksal der Reihe war damit endgültig besiegelt.

Als 1971 die Wiederaufführung von „Winnetou 1“ durchaus erfolgreich war, wurde darüber gemunkelt, dass eventuell weitergemacht würde. Es wurden auch die Filme „Winnetou 2“, „Unter Geiern“ und „Der Ölprinz“ erneut in’s Rennen geschickt, wobei die Resonanz jedoch wieder abnahm.


Schauplätze:




Dieser, unter großer Hitze inszenierte, Streifen zeigt besonders viele und schöne Aufnahmen der Krka-Wasserfälle. Als Fischgründe der Osagen diente der märchenhafte Skradinski Buk.

Winnetou, Old Shatterhand und ihre Freunde versammeln sich an den kleinen Roski-Fällen, wo auch schon Szenen aus „Winnetou 1“ und „Unter Geiern“ entstanden sind. Die Kanufahrt der Blutsbrüder führt am großen Roski-Slap vorbei.

Die Auspeitschung von Ltn. Cummings wurde am altbewährten Zrmanja-Canyon inszeniert, wo einst das Pueblo der Apachen stand und auch Winnetou und Old Surehand sich schon trafen. Das Lager der Sioux befand sich am Vransko Jezero.

Die Westernstadt war in Ivanica bei Dubrovnik, die Szene mit den Bienen wurde in Benkovac gedreht, der Überfall auf die Postkutsche in Popovo polje bei Trebinje und die Planwagenszene mit dem Siedler in Zupci bei Trebinje.

Ein weiteres, besonderes Schmankerl sind Originalaufnahmen des Grand Canyon, South Rim, in den USA, allerdings mit Doubles der beiden Blutsbrüder.


Charaktere:



Wie bereits im „Schatz im Silbersee“, treten Ralf Wolter und Eddi Arent als Sam Hawkens und Lord Castlepool zum zweiten und letzten Mal gemeinsam auf.

Auch Karin Dor ist als Karl-May-Mädchen der ersten Stunde erneut dabei und spielt diesmal die Mabel Kingsley. Sie ist hier etwas resoluter als im „Schatz im Silbersee“.

Neu sind der durchtrainierte Bosnier Wojo Govedariza (geb. 1940), der als Roter Büffel einen glänzenden Indianer abgibt, und der Amerikaner Clarke Reynolds (eigentlich Frederick Tully, 1931-2005) als Ltn.Cummings. Letzterer hat, verglichen mit Götz George, der oft den jungen Liebhaber verkörperte, eine doch recht mittelmäßige Ausstrahlung. Er hatte Probleme mit Harald Reinl, da dessen Noch-Ehefrau Karin Dor eine Affäre mit dem Stuntman und Schauspieler George Robotham begann, der später ihr Mann wurde. Reinl dachte, Clarke Reynolds wäre der Liebhaber seiner Frau, was sich auf dessen sehr realistisch aussehende Folterszene auswirken sollte.

Auch Rik Battaglia blieb dem Genre bis zum Schluss treu und darf ein letztes Mal als Oberbösewicht brillieren. Die Ironie des Schicksals wollte es, dass er, Winnetous Mörder, nur wenige Monate vor Pierre Brice am 27.03.2015 im hohen Alter von 88 Jahren verstarb.

Vladimir Medar spielt hier als zwielichtiger Sheriff, der mit den Banditen unter einer Decke steckt, seine einzige negative Rolle bei Karl May.

Dies ist die letzte Aufnahme, in der wir in das Antlitz der beiden unvergessenen Blutsbrüder blicken dürfen und in der sie sich auf der Leinwand für immer von ihren vielen Fans verabschieden:



Der 1929 geborene Pierre Brice sollte die Rolle seines Lebens noch weit über die 60er-Jahre hinaus bekleiden, nämlich zwischen 1976 und 1991 bei den Karl-May-Festspielen, 1979 in der Serie „Mein Freund Winnetou“ und 1998 in dem Fernseh-Zweiteiler „Winnetous Rückkehr“. Bis zu seinem Tod am 6.Juni 2015 blieb sein Name eng mit der Figur des edlen Apachen verbunden.

Dem 1919 geborenen Lex Barker war es leider nicht mehr vergönnt, weiterhin als Old Shatterhand präsent zu bleiben, da er weniger als 4 ½ Jahre nach der Uraufführung von „Im Tal der Toten“, nämlich am 11.05.1973, drei Tage nach seinem 54. Geburtstag, einem schweren Herzinfarkt erlag. In den 6 Karl-May-Jahren von 1962 bis 1968 ist er deutlich gealtert, was in diesem letzten Film besonders zur Geltung kommt.

Fazit:

Hervorragend gelungener, aber leider letzter Film der Reihe, mit dem Harald Reinl ein weiteres Mal beweist, dass seine Winnetou-Filme einfach die besten sind. Das Genre schließt erfreulicherweise so ab, wie es begonnen hatte, mit allem was dazu gehört. 5 von 5.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

30.12.2015 20:58
#118 RE: In Memoriam Pierre Brice: Die Karl May Filme Zitat · Antworten

Die verstorbenen Karl-May-Stars des Jahres 2015

Da dieser Thread ja Pierre Brice gewidmet ist, nahm ich den Jahreswechsel zum Anlass, einen kleinen Nachruf für ihn und seinen "Mörder" Rik Battaglia zu schreiben, die leider beide in diesem Jahr von uns gehen mussten, in den Herzen der Karl-May-Fans aber ewig weiterleben werden.

Pierre Brice



Pierre Brice wurde als Pierre Louis Baron de Bris am 06. Februar 1929 in Brest, Frankreich, als Sohn eines Marineoffiziers geboren. Im zweiten Weltkrieg war er Botenjunge der Resistance. 19-jährig ging er dann zur Commando Marine und diente im Indochinakrieg und später als Fallschirmjäger in Algerien. Tätigkeiten als Fotomodell und Tänzer führten ihn schließlich zur Schauspielerei, wo er anfangs in französischen, italienischen und spanischen Sandalen-, Mantel-, und Degenfilmen wenig auffiel.

Seine Stunde kam aber 1962, als Horst Wendlandt ihn bei den Berliner Filmfestspielen entdeckte und ihm sogleich die Rolle des Winnetou anbot. Allerdings musst Pierre Brice von seiner Agentin zu der, ihm wenig interessant erscheinenden, Rolle überredet werden, da er, wie auch Lex Barker, Karl May gar nicht kannte und ihm der Apachenhäuptling schauspielerisch anspruchslos und eindimensional erschien. Nach dem grandiosen Erfolg von "Der Schatz im Silbersee" wurde er rasch eines besseren belehrt und konnte sein Glück kaum fassen.

Insgesamt spielte er den Winnetou zwischen 1962 und 1968 elf mal und es entwickelte sich dabei auch eine Freundschaft mit seinem Blutsbruder Lex Barker. Er wurde zu einer der wichtigsten Figuren, die der deutsche Film jemals hervorgebracht hat und sein Fimtod traf das Herz einer ganzen Nation. Nach Ende der Karl-May-Welle spielte er immer wieder Theater in Paris und auch in einigen Fernsehserien, wo er allerdings keine wirklich interessanten Rollen mehr ergattern konnte.

Eine Art zweiter Frühling waren für ihn dann die Karl-May-Festspiele, wo seine alte Popularität als Winnetou wieder auflebte. Er bliebt als solcher zwischen 1976 und 1991 weiter präsent und drehte 1979 in Mexiko die Fernsehserie "Mein Freund Winnetou", die einen ganz anderen Winnetou präsentiert und in Deutschland nicht allzu gut ankam, in Frankreich allerdings ein passabler Erfolg wurde. Brice nahm bereits seit den 60er-Jahren auch einige Musiktitel auf. 1998 produzierte das Fernsehen den Zweiteiler "Winnetous Rückkehr", der qualitativ jedoch stark abfiel.

Privat war Pierre Brice ein nachdenklicher, religiöser und ernsthafter, dennoch aber auch humorvoller Mensch, der sich sozial sehr engagierte und auch für den Tierschutz eintrat. Er war begeisterter Hobbykoch und seit 1981 mit seiner deutschen Frau Hella verheiratet, mit der er in der Nähe von Paris ein Jagdschlösschen bewohnte. Pierre Brice erlag am 6.Juni 2015 im Alter von 86 Jahren bei Paris einer Lungenentzündung und wurde im deutschen Gräfelfing beerdigt.



Pierre Brices Winnetou-Filme:

Der Schatz im Silbersee
(1962) • Winnetou 1 (1963) • Old Shatterhand (1964) • Winnetou 2 (1964) • Unter Geiern (1964) • Der Ölprinz (1965) • Winnetou 3 (1965) • Old Surehand (1965) • Winnetou und das Halbblut Apanatschi (1966) • Winnetou und sein Freund Old Firehand (1966) • Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten (1968), ferner die Fernsehserie "Mein Freund Winnetou" (1979) und der Fernsehzweiteiler "Winnetous Rückkehr" (1998).





Rik Battaglia



Rik Battaglia wurde als Caterino Bertaglia am 18. Februar 1927 in Corbola, in der italienischen Provinz Rovigo, geboren. Er hatte seinen Vater nie kennengelernt und nur wenig Kontakt zur Mutter, weshalb er bei seiner Großmutter aufwuchs. Als 17-jähriger wurde er Matrose und später von einem Talentsucher in einer Bar entdeckt, woraufhin ihn Carlo Ponti, der spätere Ehemann von Sophia Loren, 1954 neben seiner künftigen Frau für den Film "Die Frau vom Fluß" engagierte. Damit hatte er gleich in seinem ersten Film einen guten Start neben einem berühmten Kurvenstar.

Motiviert durch den Erfolg dieses Streifens, besuchte er das "Centro Sperimentale di Cinematografia", wo er als Jahrgangsbester abschloss. Er spielte in einer Reihe von damals populären Kostüm- und Sandalenfilmen, bis er 1964 mit "Old Shatterhand" seinen ersten Karl-May-Film drehte und damit in das Genre einstieg, das den Höhepunkt seiner Karriere bilden sollte. Auf diese, noch ziemlich kleine Rolle, folgte bald die große Titelrolle in "Der Schut", die seine Position als Bösewicht der Reihe endgültig festigte. Insgesamt drehte er 8 Karl-May-Filme, zuerst nur unter Artur Brauner, dann auch unter Horst Wendlandt und den Marischka-Brüdern, wobei er nur einmal, und zwar in "Winnetou und sein Freund Old Firehand", auf der Seite der Guten stand. Nach seiner Rolle als Winnetous Mörder Rollins in "Winnetou 3" im Jahre 1965, sah er sich mit unerwarteten Anfeindungen von Seiten des Publikums konfrontiert.

Nachdem Karl May aus der Mode kam, fand Battaglia Beschäftigung in den Italowestern und auch in Filmen mit Bud Spencer und Terence Hill. Eine weitere erwähnenswerte Rolle bekleidete er 1972 neben Orson Welles in "Die Schatzinsel". Er geriet langsam in Vergessenheit, spielte allerdings 1999 noch den Küster im "Pumukel".

Privat war Rik Battaglia kein Kind von Traurigkeit. Er strahlte Lebensfreude aus, die ansteckte, und war sehr umgänglich und beliebt. Frauenherzen flogen ihm zu und er ließ dabei nichts anbrennen. Am 27.03.2015 starb er 88-jährig in seinem Geburtsort.



Karl-May-Filme, in denen Rik Battaglia mitwirkte:


Old Shatterhand (1964) • Der Schut (1964) • Der Schatz der Azteken (1965) • Die Pyramiede des Sonnengottes (1965) • Winnetou 3 (1965) • Das Vermächtnis des Inka (1966) • Winnetou und sein Freund Old Firehand • (1966) Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten (1968)

patrick Offline




Beiträge: 3.245

03.01.2016 13:26
#119 RE: In Memoriam Pierre Brice: Die Karl May Filme Zitat · Antworten

Nachdem ich mittlerweile alle 17 Karl-May-Filme der 60er-Jahre besprochen habe, hier noch mein persönliches Ranking, wobei ich unten anfange und das Beste zum Schluss kommt.

17. Der Schatz der Azteken (2/5)



16. Das Vermächtnis des Inka (3/5)



15. Winnetou und sein Freund Old Firehand (3/5)



14. Die Pyramiede des Sonnengottes (3/5)



13. Winnetou und das Halbblut Apanatschi (3,5/5)



12. Im Reich des silbernen Löwen (4/5)



11. Durchs wilde Kurdistan (4/5)



10. Old Shatterhand (4/5)



09. Winnetou 2 (4/5)



08. Der Ölprinz (4/5)



07. Unter Geiern (4,5/5)



06. Old Surehand (5/5)



05. Der Schut (5/5)



04. Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten (5/5)



03. Der Schatz im Silbersee (5/5)



02. Winnetou 3 (5/5)



01. Winnetou 1 (5/5)


Jan Offline




Beiträge: 1.753

03.01.2016 19:04
#120 RE: In Memoriam Pierre Brice: Die Karl May Filme Zitat · Antworten

Interessanterweise setzt Du die beiden Siodmak-Mays ziemlich ans Ende der Liste. Vor ein paar Tagen liefen beide Teile im Fernsehen (glaube ZDF Kultur) und ich habe den erste Teil eher beiläufig zu sehen begonnen. Ich hab beide Filme zwar schon seit einer gefühlten Ewigkeit bei mir (noch auf VHS) aber nie angesehen. Vom ersten Teil war ich dann so begeistert, dass aus der Beiläufigkeit richtiges Interesse wurde. Den zweiten Teil am Folgetag habe ich sogar bewusst eingeschaltet. Zwar waren ein paar Motive und Anschlüsse schon recht skurril (da müssen einige wenige Szenen in einem deutschen Tannenwald entstanden sein...) aber unter'm Strich empfand ich beide Streifen sehr professionell inszeniert und sehr unterhaltsam. Selbst Lex Barker, der mir ansonsten schnell zu blass ist, gefiel mir vortrefflich in seinem schwarzen Rock! Besonders bleibt mir allerdinsg Erwin Halletz' monumentaler Sound im Gedächtnis. Zwar variiert er im Wesentlichen das Titelthema. Jedoch scheint ihm - ganz ungewöhnlich für eine Artur-Brauner-Produktion - ein mächtiges Orchester zur Verfügung gestanden zu haben. Insofern empfand ich die beiden Filme eigentlich recht überdurchschnittlich...

Gruß
Jan

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