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Dieses Thema hat 133 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker national
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patrick Offline




Beiträge: 3.245

30.11.2015 07:39
#91 RE: In Memoriam Pierre Brice: Die Karl May Filme Zitat · Antworten

Seltene Fotos der Karl-May-Stars aus den 60er Jahren

Natürlich haben diese Bilder angesichts ihres Alters nicht die Qualität heutiger Aufnahmen, sind aber dennoch sehr interessant.


patrick Offline




Beiträge: 3.245

07.12.2015 20:09
#92 RE: In Memoriam Pierre Brice: Die Karl May Filme Zitat · Antworten

Winnetou und sein Freund Old Firehand (1966)



Filmdaten:
Deutscher Titel: Winnetou und sein Freund Old Firehand
Originaltitel: Winnetou und sein Freund Old Firehand / Old Fajrhend
Produktionsland: Bundesrepublik Deutschland, Jugoslawien
Originalsprache: Deutsch
Erscheinungsjahr: 1966
Länge: 98 Minuten
Altersfreigabe: FSK 12
Stab:
Regie: Alfred Vohrer
Drehbuch: Harald G. Petersson
David deReszke
C.B. Taylor
Produktion: Rialto Film Preben Philipsen Filmproduktion, Berlin - Horst Wendlandt, Zvonko Kovacic
Musik: Peter Thomas
Kamera: Karl Löb
Schnitt: Jutta Hering

Besetzung:

Pierre Brice: Winnetou, Rod Cameron: Old Firehand, Marie Versini: Nscho-tschi, Todd Armstrong: Tom, Harald Leipnitz: Silers, Victor de Kowa: Ravenhurst, Nadja Gray: Michèle Mercier
Walter Wilz: Billy-Bob Silers, Jörg Marquardt: Jace Mercier, Rik Battaglia: Mendozza, Vladimir Medar: Caleb, Mihail Baloh: 'Capitano' Quilvera, Dušan Antonijević: Leon Mercier, Ilija Ivezic: Moses, Boris Dvornik: Pater, Aleksandar Gavrić: Derks, Emil Kutijaro: Puglia

Handlung:



Winnetou, seine Schwester Nscho-Tschi und einige Apachen-Krieger werden von der gefürchteten Silers-Bande überfallen, während sie Mustangs zusammentreiben und bekommen unerwartete Schützenhilfe von Old Firehand und seinen 3 Freunden, wobei einer von diesen stirbt. Winnetou und Nscho-Tschi begleiten das übrige Trio in die mexikanische Stadt Miramonte, die von Silers terrorisiert wird und in der dessen jüngerer Bruder Billy-Bob Silers wegen Mordes im Gefängnis sitzt. Das Gesetz wird dort von Capitan Mendozza vertreten. Verängstigte Stadtbewohner verhelfen Billy-Bob schließlich zum Ausbruch, um Ruhe von der Bande zu bekommen. Allerdings wird Billy-Bob von Old Firehands Freund Caleb auf der Flucht erschossen. Jene Einwohner, welche die Stadt verlassen, werden daraufhin alle aus Rache von der grausamen Bande ermordet, die den Wagenzug mit Leichen und Dynamit beladen zurückschickt. Das Dynamit wird durch Schüsse gezündet und die Stadt verwüstet. Bald darauf werden die Bewohner durch einen Angriff terrorisiert. Winnetou verlässt die Stadt, um die Armee zu holen, trifft dabei aber auf Capitano Quilvera und seine Desperados, die er um Hilfe gegen Silers bittet und ihnen dafür die Reichtümer verspricht, welche in der Kirche untergebracht sind. Die Desperados stoßen Winnetou einen Abhang hinunter und verbünden sich schließlich mit Silers, um mit diesem gemeinsam die Stadt zu überfallen. Der Angriff kann allerdings abgewehrt werden. Es gelingt Winnetou, als Mexikaner verkleidet den Banditen durch eine Sprengung empfindliche Verluste zuzufügen. Old Firehand und die Einwohner begeben sich aus der Stadt hinaus und überwältigen die Überlebenden. Silers erschießt seinen Verbündeten Quilvera, wird dann aber von Old Firehand mit Pfeil und Bogen getötet, nachdem er auch noch dessen Freund Tom auf dem Gewissen hat.

Winnetou-Film oder Spaghetti-Western?:



„Was ist das?“, werden sich die Winnetou-Fans mit Fug und Recht wohl fragen. Nachdem die letzten drei Karl-May-Filme alle rückläufige Einspielergebnisse brachten, entschied Horst Wendlandt sich dazu, den Stil zu ändern. Der Spaghetti-Western hat mittlerweile die Leinwand erobert und Helden wie Clint Eastwood und Franco Nero hervorgebracht. Das brachte den Produzenten doch glatt auf die absurde Idee, Karl May diesen Filmen anzupassen. Was dabei herauskam war weder Fisch noch Fleisch. Die Winnetou-Fans vermissten so ziemlich alles, was dem Genre seine Identität gab, während ein großer Teil der Italo-Fans wohl keine Karl-May-Figuren sehen wollte. Die Geschichte hat mit May nichts, aber rein gar nichts, gemein, sondern bedient sich des Drehbuchs von „Thunder at the Border“, das sich auf „Die sieben Samurai“ und damit auch auf „Die glorreichen Sieben“ stützt. Die Handlung ist ungewohnt brutal und entbehrt jeglicher May-Romantik. Peter Thomas wesentlich härtere Musik wendet sich zu 100% von Böttchers Stil ab und die so tollen Landschaften, welche die Karl-May-Filme zu einem so wunderschönen Augenschmaus machten, weichen einer öden Steinwüste. Dass die Romanvorlagen nicht einmal mehr ansatzweise bedient werden ist eine Sache, dass aber der gesamte Karl-May-Flair, der den Filmen ihren einzigartigen Zauber verlieh, verworfen wird ist ein haarsträubender Stilbruch, der völlig das Thema verfehlt. Auch wird Winnetou einmal mehr zur belanglosen Nebenfigur und man merkt genau, dass er nicht in's Drehbuch gehört und völlig deplaziert ist. Dies ist zweifellos Pierre Brices uninteressantester Auftritt in der gesamten Reihe. Warum er hier Häuptling der Apachen ist erschließt sich übrigens auch nicht, da die Handlung ja offenbar in jener Zeit spielt als Winnetou und Old Shatterhand sich noch nicht kannten und daher Intschu-Tschuna Häuptling sein musste, der bekanntlich zusammen mit Nscho-Tschi ermordet wurde. Auch Letztere hätte man besser in Frieden ruhen lassen, denn sie wirkt hier genauso deplaziert und überflüssig wie ihr Bruder. Im Zusammenhang mit der vorliegenden Geschichte und den auftauchenden Charakteren funktioniert ihre Rolle einfach nicht und sie entfaltet nicht einmal einen Bruchteil ihres Charmes und Charismas aus "Winnetou 1". Die aufgesetzte Liebesgeschichte mit Tom rührt ebenfalls in keinster Weise, da sie jeglicher Chemie entbehrt und nicht den kleinsten Funken überspringen lässt. Mit Ausnahme von Winnetou, seiner Schwester und einer Handvoll Apachen ganz zu Beginn, kommen hier übrigens gar keine Indianer vor. Auch wenn der Film rein handwerklich in Ordnung ist, wird ein Etikettenschwindel allererster Güte geboten. Der Erfolg blieb damit verdienterweise aus und die Rialto hat mit Karl-May abgeschlossen, was vielleicht auch gut so ist, denn hätte man in diesem Stil weitergemacht, wäre man eines Tages bei Titeln wie „Winnetou und Django jagen die Bande der Gehängten“ angekommen.

Old Firehand- Das einmalige Gastspiel eines farblosen Helden:




Wie man auf die "glorreiche" Idee kam, die durchaus interessante Rolle des Old Firehand ausgerechnet mit dem viel zu alten und völlig nichtssagenden Kanadier Rod Cameron (1910-1983) zu besetzen, wisse wer wolle. Man braucht wirklich kein professionelles Gespür für die Besetzung von Rollen zu haben, um sich bewusst zu sein, dass ein zum großen Teil jugendliches und auch weibliches Publikum von Bravo-Lesern mit dem damals 56-jährigen wenig anfangen konnte, nachdem sich bereits der in einer wesentlich höheren Liega spielende Steward Granger langfristig nicht halten konnte. Zwar wird Old Firehand im Roman so beschrieben, dass er den Sommer seines Lebens schon hinter sich hat, doch wurde auf eine romangetreue Darstellung ohnehin wenig Wert gelegt. Als Ausgleich für den zu alten Old Surehand wäre ein zu junger Old Firehand sicher vertretbar gewesen. Schließlich war bei May das "Old" ja nicht auf das Lebensalter der Helden bezogen. Außerdem war Old Firehands Beschreibung in den Büchern etwas inhomogen. Auf jeden Fall war er dort aber ein Deutscher Namens Winter und nicht der Texaner Jason Waade. Übrigens war es laut Vorlage auch Old Firehand, der Ribanna geheiratet hat und damit Winnetou um seine große Liebe brachte.

Die unpassende Besetzung war in dieser kritischen Phase neben dem Mischmasch von nicht zusammenpassenden Stilelementen wohl das Schlimmste, was der Karl-May-Reihe passieren konnte.Es hätte mit Sicherheit genügend amerikanische Schauspieler gegeben, die als Alternative ein wesentlich besseres Bild abgegeben hätten. Mein erster Gedanke fällt dabei auf den frischen und vitalen Ex-Tarzan Gordon Scott, der 1965 als Buffalo Bill und auch in „The Tramplers“ eine ganz hervorragende Figur machte. Diesen hätte ich mir auch als Old Surehand vorstellen können. Guy Madison wäre mitunter auch noch in Frage gekommen. Tatsächlich ist Van Heflin im Gespräch gewesen, hätte mich aber auch eher weniger angesprochen. Etwas seltsam mutet an, dass Old Firehand unter der sengenden Sonne Mexikos mit einer Pelzmütze herumläuft. Genau genommen ist er auch kein Freund Winnetous, sondern trifft diesen nur zufällig und gerät mit ihm in das vorliegende Abenteuer. Eine engere Beziehung zwischen den beiden wird nicht geknüpft.

Charaktere:




Dieser Film gehört eindeutig den Schurken. Nach seiner wirklich gelungenen Ölprinz-Darstellung zeigt Harald Leipnitz erneut, dass er erst als böser Mensch so richtig glänzt und damit seine Rollen als Wallace-Ermittler deutlich in den Schatten stellt. Der grimmige, bitterböse und gemeingefährliche Silers wird von ihm ausgesprochen fies dargestellt, wofür er großes Lob verdient. Sein Motiv ist reine Rache, wogegen Capitano Quilvera auf die Reichtümer in der Kirche aus ist.

Auch auf Micha Baloh ist, wie immer, Verlass. Dank seiner ausgesprochenen Wandlungsfähigkeit werden seine Schurken in jedem Film anders interpretiert. Diesmal beeindruckt er als mexikanischer Desperado Capitano Quilvera.

Aleksandar Gavric (1932-1972) ist als ausgesprochen sadistischer und grausam lachender Derks zu sehen, dessen sichtliche Freude am Töten auch vor den eigenen Reihen nicht Halt macht. Schlussendlich zieht er bei einer mit den Revolvern ausgetragenen Auseinandersetzung mit Silers den Kürzeren. Gavric war auch in "Winnetou 3" als Unterführer von Rollins zu sehen, hat hier allerdings wesentlich mehr Raum.

Walter Wilz (1937-1983) hat als Billy-Bob Silers nichts mehr von der jugendlichen Unschuld seines Ray Bennet im "Frosch mit der Maske".

Aufgrund der dem Italo-Western nachempfundene Machart können sich die "Bad Guys" in diesem Streifen mit sichtlicher Freude austoben und alle ihr Bestes geben, was aber leider nicht darüber hinwegtäuscht, dass ein Karl-May-Film vom Drehbuch her einfach anders aussehen muss.

Seine einzige positive Rolle im Rahmen der Reihe hat Rik Battaglia als Capitan Mendozza, wobei ihm der Part sehr gut steht und er dabei sogar richtig sympathisch wirkt.

Marie Versini als Nscho-Tschi strahlt hier, wie weiter oben angesprochen, nicht annähernd ihre Wirkung aus "Winnetou 1"aus. Todd Armstrong (1937-1992), bekannt aus "Jason und die Argonauten", spielt als Tom einen Charakter, den man schnell wieder vergisst.

Dafür ist der von dem Karl-May-erfahrenen Kroaten Vladimir Medar (1923-1978) gespielte Caleb sehr kauzig und unterhaltsam angelegt.

Nadja Gray (1923-1994) hat schon ein reiferes Alter und ist als Old Firehands alte Liebe Michele zu sehen. Sie hat mit ihm sogar einen Sohn. Eine interessante Rolle hatte sie übrigens in dem 1963 gedrehten Hammer-Film "Maniac" (Die Ausgekochten).

Völlig verzichten könnte ich auf den albernen, von Victor de Kowa (1904-1973) peinlich und gekünstelt dargestellten Ravenhurst, der in jeder seiner Szenen einfach nur nervt.

Schauplätze:



Die typischen schönen Landschaftsaufnahmen, welche die Karl-May-Filme so auszeichnen, sucht man in "Old Firehand" leider vergeblich. Man bekommt in erster Linie eine staubige Einöde geboten, die im Spaghetti-Western vielleicht funktionieren mag, hier aber schwer enttäuscht und die Fans um ein weiteres besonders lieb gewonnenes Merkmal bringt.

Das mexikanische Dorf Miramonte stand beim Steinbruch Stobrec. Der Überfall der Banditen auf die Apachen zu Beginn des Films und Silers Tod am Schluss sind in Suho polje bei Vrlika entstanden.

Der See, in den die Banditen am Schluss hineingedrängt werden, war bei Solin, in der kroatischen Gespannschaft Split-Dalmatien.

Beim Perucko-Stausee nahe Sinj, der im "Ölprinz" als Chinla-See diente, wurde die Szene gedreht, wo die mit Leichen und Dynamit beladenen Wagen den Hang hinunter gezogen werden.
Silers stoppt den Planwagentreck an der Ostseite des Perucko jezero, zwischen Laktac und Dabar.

Fazit:

Der mit Abstand schwächste Winnetou-Film, der in jeder Hinsicht völlig am Thema vorbeischießt, zumindest aber gute Bösewichter und viel Tempo bietet, was ihn rein handwerklich vom qualitativen Sumpf bewahrt und mit viel gutem Willen 3 von 5 noch möglich macht. Mit reinem Karl-May-Auge betrachtet fällt er völlig durch.

Mabuse Offline




Beiträge: 381

09.12.2015 23:10
#93 RE: In Memoriam Pierre Brice: Die Karl May Filme Zitat · Antworten

Sehr gut zusammengefasst und analysiert. Ich habe mir den Film die Tage sogar noch angeschaut, da ich diesen seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hatte. Die DVD wandert aber auch jetzt für die nächsten Jahre wieder in den Schrank. Wenn man den Film nicht gesehen hat, hat man sicherlich nichts verpasst. Das der damalige Kinogänger nach diesem Film auch erstmal keinen weiteren Winnetou Film mehr sehen wollte ist sicherlich verständlich. Vielleicht auch ein Grund dafür, das dieser Film auch nicht im Fernsehen gezeigt wird, kann mich zumindest an keine Ausstrahlung in den letzten Jahren erinnern. Bei mir bekäme der Film nur 2 von 5 Punkten

patrick Offline




Beiträge: 3.245

10.12.2015 10:04
#94 RE: In Memoriam Pierre Brice: Die Karl May Filme Zitat · Antworten

In meiner Kindheit lief der Film eigentlich auch nie im Nachmittagsprogramm, was kein Wunder ist, fällt er doch gegen die richtigen Karl-May-Filme sehr stark ab. Auch ich wollte ihn ursprünglich mit 2 oder 2,5 Punkten bewerten, habe aber aufgrund der Tatsache, dass Harald Leipnitz hier seine für mich beste Rolle hat, sämtliche Augen und Hühneraugen zugedrückt und den Film gerade noch als durchschnittlich laufen lassen. Auch Miha Baloh und die übrigen Bösewichter liefern eine reife Leistung ab. Das Drehbuch als Karl-May-Geschichte zu vermakten ist allerdings eine bodenlose Frechheit!!! Werde ihn sicher auch lange nicht mehr ansehen.

Tarzan Offline



Beiträge: 1.038

10.12.2015 17:56
#95 RE: In Memoriam Pierre Brice: Die Karl May Filme Zitat · Antworten

Aus Westernsicht muss mal eine Lanze für Rod Cameron erhoben werden. Er ist ein guter Old Firehand. Was kann er dafür, dass das Drehbuch mies war!

Optisch passt Cameron gut ins Trapperwams.

Der Film ist auch handwerklich erstklassig gemacht.

Nur halt kein Karl May!

TV-1967 Offline



Beiträge: 652

10.12.2015 18:22
#96 RE: In Memoriam Pierre Brice: Die Karl May Filme Zitat · Antworten

Fand ich auch! Außerdem lief der Western die letzten Jahre oft in den Regionalprogrammen der ARD!

Marmstorfer Offline




Beiträge: 7.519

11.12.2015 00:26
#97 RE: In Memoriam Pierre Brice: Die Karl May Filme Zitat · Antworten

In der Tat wurde "Firehand" in den letzten Jahren häufiger in den Dritten Programmen gezeigt, wenn auch längst nicht so oft wie die anderen Winnetou-Filme. Und in der ersten Hälfte der 90er-Jahre, also der Zeit, in welcher ich mit den Filmen in Kontakt gekommen bin (und sie beinahe ausschließlich im Wochenend-Nachmittagsprogramm von Sat. 1 zu sehen waren), wurde "Firehand" aus dem ungefähr halbjährlichen Wiederholungsreigen immer ausgespart, sodass ich lange Jahre von der bloßen Existenz dieses Films überhaupt nichts wusste. Kurz im Internet recherchiert - und tatsächlich: erst an Heiligabend 1995 erlebte der Streifen seine deutsche TV-Premiere auf Pro Sieben. Die habe ich verpasst, erstmalig sah ich den Film Anfang 1997 auf Kabel Eins.

Klar - mit Karl May hat das alles nichts mehr zu tun, aber als handwerklich hervorragender Eurowestern (Regie: Vohrer, Kamera: Löb, Schnitt: Hering, Kostüme: Pauli) geht WUSFOF allemal durch. Schlicht grandios ist die Musik von Peter Thomas - opulent-majestätisch (und durchaus noch an Böttcher erinnernd) die (leider viel zu kurze) Eröffnungsfanfare "Reiten von Winnetou" , ungemein peppig und "typisch Thomas" die "Große Titelmusik". Allein der Score rechtfertigt die Existenz des - da gehe ich d'accord - dennoch schwächsten Rialto-Winnetou-Films!

patrick Offline




Beiträge: 3.245

11.12.2015 07:59
#98 RE: In Memoriam Pierre Brice: Die Karl May Filme Zitat · Antworten

Bei der Erstausstrahlung 1995 dürfte es dann wohl auch gewesen sein, als ich den Film zum ersten Mal sah. Ich weiß noch, dass es an Weihnachten war. Von der Existenz des Streifens wußte ich bereits in den späten 70er-Jahren, obwohl damals nur die klassischen Karl-May-Filme liefen. Mein etwas älterer Cousin hatte aber noch die Bravos aus den 60ern, wo ich mich sehnsüchtig mit den Bildern begnügen musste, da Videorekorder noch nicht üblich waren.
Ich kann Marmsdorfers Eindruck, dass der Soundtrack an Böttcher erinnert, nicht zustimmen. Die Klänge sind viel härter und haben m.E. mit MB`s romantischen Melodien nichts mehr gemein. Natürlich ist die Musik grundsätzlich gut, passt mir aber nicht bei Winnetou. Als grundsätzlicher Böttcher-Fan gebe ich allen seinen Scores in diesem Genre den Vorzug.
Ich habe auch nie bestritten, dasss der der Film handwerklich sauber und temporeich ist, nur haben der Name Karl May im Vorspann und Winnetou in der Handlung einfach nichts verloren, da er keinen echten Bezug zur Geschichte hat. Es geht weder um das Land der Apachen, dass sich gierige Weisse krallen wollen, noch sonst irgendwie um Indianerproblematik. Auch ist es keine Waldläuferstory, in der Spurenlesen und Lagerfeuerromantik eine Rolle spielen. Winnetou ist hier einfach hineingestolpert, oder besser gesagt, wurde hineingeschrieben, nachdem ja nicht mal mehr die Vorlage von Karl May stammt, sondern das Drehbuch eines amerikanischen Westerns ist, an dem man die Rechte erworben hat.
Rod Cameron sieht vielleicht aus wie ein Trapper, was ich auch nicht bestreiten will, allerdings fehlt mir bei ihm ganz klar jegliche Ausstrahlung, die ihn als Held irgendwie hervorhebt.

Marmstorfer Offline




Beiträge: 7.519

11.12.2015 12:18
#99 RE: In Memoriam Pierre Brice: Die Karl May Filme Zitat · Antworten

Zitat von patrick im Beitrag #98

Ich kann Marmstorfers Eindruck, dass der Soundtrack an Böttcher erinnert, nicht zustimmen. Die Klänge sind viel härter und haben m.E. mit MB`s romantischen Melodien nichts mehr gemein.


Du musst genauer lesen. Ich schrieb, dass die kurze Eröffnungsmusik noch an Böttcher erinnert, der Rest des Scores (und insbesondere das knallige Titelthema) natürlich nicht. Aber in den ersten dreißig Filmsekunden wird dem Zuschauer durch die Musik suggeriert, dass er einen "typischen" Winnetou-Film sieht. Dann feuert Silers' Scherge einen Schuss aus seiner Pistole ab, das infernalische Thomas-Soundgewitter bricht los - und man ahnt sofort, dass man es nicht mit einem handelsüblichen Karl-May-Streifen zu tun hat. Eigentlich ganz clever gemacht...

TV-1967 Offline



Beiträge: 652

11.12.2015 15:03
#100 RE: In Memoriam Pierre Brice: Die Karl May Filme Zitat · Antworten

Das stimmt. Die Einleitungsfanfare war wunderbar anzuhören. Ähnlich wie der Sound vom "Letzten Mohikaner". Dann kam eben der typische
THOMAS...

Tarzan Offline



Beiträge: 1.038

11.12.2015 16:46
#101 RE: In Memoriam Pierre Brice: Die Karl May Filme Zitat · Antworten

Peter Thomas hat später bei "Mein Freund Winnetou" auch eine schöne Titelmusik geschrieben. Auch sonst waren seine Westernmusiken gar nicht mal so abwegig. Bei "Firehand" ist in der Tat ganz am Anfang eine falsche Spur gelegt worden.

Und natuerlich verfügt Cameron im Western auch über Heldenpotential. Sogar bei diesem Werk. Da schneidet vielleicht sogar Pierre Brice schlechter ab, dem das Drehbuch feindlich gesinnt war! Cameron gibt immerhin eine markante Type. Männlich und verbissen.

Die Idee Winnetou in den Italo-Western zu verpflanzen, gelang nicht. Versetzt man sich in die Zeit zurück, wäre aber wie einen Film wie "Silbersee" in 1966 auch kein Olatz mehr gewesen. Insofern muss diese Produktion als Kimd des Jahres 1966 verstanden werden.

Und aus dem Blickwinkel ist es eine noch ordentliche Arbeit, wenn man bedenkt, was für ein Italo-Schrott damals schon gefilmt wurde.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

11.12.2015 21:49
#102 RE: In Memoriam Pierre Brice: Die Karl May Filme Zitat · Antworten

Zitat von Marmstorfer im Beitrag #99


Du musst genauer lesen. Ich schrieb, dass die kurze Eröffnungsmusik noch an Böttcher erinnert, der Rest des Scores (und insbesondere das knallige Titelthema) natürlich nicht.


OK. So gesehen hast du natürlich Recht.

Zitat von Tarzan im Beitrag #101


Die Idee Winnetou in den Italo-Western zu verpflanzen, gelang nicht. Versetzt man sich in die Zeit zurück, wäre aber wie einen Film wie "Silbersee" in 1966 auch kein Olatz mehr gewesen. Insofern muss diese Produktion als Kimd des Jahres 1966 verstanden werden.

Und aus dem Blickwinkel ist es eine noch ordentliche Arbeit, wenn man bedenkt, was für ein Italo-Schrott damals schon gefilmt wurde.



Da ist was dran. Eigentlich gefallen mir bei den Italos einige weniger bekannte Filme besser als die großen Klasssiker. Ich denke da mal an "Der Gehetzte der Sierra Madre", "Das Gold von Sam Cooper", "Buffalo Bill" oder "The Tramplers". Alles wirklich gute Filme, aber nicht sosehr bekannt wie die Dollar-Trilogie oder "Spiel mir das Lied vom Tod", denen ich sie eigentlich vorziehe.

schwarzseher Offline



Beiträge: 626

12.12.2015 11:04
#103 RE: In Memoriam Pierre Brice: Die Karl May Filme Zitat · Antworten

Irgendwie gleicht der K.May Ausklang doch dem Ende unserer Wallace Reihe.Krampfhafte Versuche die Reihe am Leben zu erhalten (und weiter Kasse zu machen )mit Modernisierungsversuchen und dem Versuch dem Zeitgeist Rechnung zu tragen.Beides ist wohl nicht gelungen.
Das Erfolgsrezept der ersten May Filme war wohl mit der Versuch den Mayschen Geist etwas einzufangen .Mit dem Glück zwei tolle Schauspieler zu bekommen wo man sofort sagte : das ist Winnetou und Old Sh. ( Und natürlich die geniale Musik dazu )
Old Shurehand ( vielleicht garnicht mal falscher Schauspieler nur falsche Umgebung/Film )und Old Firehand der totale Griff ins Klo.Die Darstellung zB.eines Old Wabble als senilen Idioten kann einem schon (als May Leser ) sehr den Spass verderben.Was wäre aus dieser Figur ( wenn man May als Vorlage nimmt ) alles rauszuholen gewesen.Namen ( Firehand/Shurehand/Wabble/Winnetou ) aus dem May Universum benutzt ,sonst nicht mehr viel May.
Die Quallität der Filme als Western steht da natürlich auf einem anderen Blatt ,aber K. May ? nein.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

13.12.2015 01:14
#104 RE: In Memoriam Pierre Brice: Die Karl May Filme Zitat · Antworten

Zitat von schwarzseher im Beitrag #103
Irgendwie gleicht der K.May Ausklang doch dem Ende unserer Wallace Reihe.Krampfhafte Versuche die Reihe am Leben zu erhalten (und weiter Kasse zu machen )mit Modernisierungsversuchen und dem Versuch dem Zeitgeist Rechnung zu tragen.Beides ist wohl nicht gelungen.
Das Erfolgsrezept der ersten May Filme war wohl mit der Versuch den Mayschen Geist etwas einzufangen .Mit dem Glück zwei tolle Schauspieler zu bekommen wo man sofort sagte : das ist Winnetou und Old Sh. ( Und natürlich die geniale Musik dazu )
Old Shurehand ( vielleicht garnicht mal falscher Schauspieler nur falsche Umgebung/Film )und Old Firehand der totale Griff ins Klo.Die Darstellung zB.eines Old Wabble als senilen Idioten kann einem schon (als May Leser ) sehr den Spass verderben.Was wäre aus dieser Figur ( wenn man May als Vorlage nimmt ) alles rauszuholen gewesen.Namen ( Firehand/Shurehand/Wabble/Winnetou ) aus dem May Universum benutzt ,sonst nicht mehr viel May.
Die Quallität der Filme als Western steht da natürlich auf einem anderen Blatt ,aber K. May ? nein.


Der Ausklang zeigt zwar Parallelen, allerdings hat es die Karl-May-Reihe immerhin zu einem würdigen und stimmigen, dem Genre entsprechenden Abschluss gebracht, was man von Wallace leider nicht behaupten kann. Wendlandts Gier, in möglichst kurzer Zeit mit möglichst wenig Aufwand möglichst viel Geld zu verdienen, hat sicher zum qualitativen Abfall und Niedergang beider Reihen erheblich beigetragen. Natürlich hat der Zeitgeist ein nicht unwesentliches Wörtchen mitzureden. Trotzdem glaube ich, dass es beiden Genres gut getan hätte, wenn man das Budget angehoben und den Markt weniger sintflutartig überschwemmt hätte.

Was Old Wabble betrifft, tat es auch mir immer weh, was man aus diesem hochinteressanten Mr.Cutter gemacht hat. Eine derart platte und völlig verfehlte filmische Umsetzung hat er wirklich nicht verdient. Trotz meines großen Respekts vor den filmisch weit überdurchschnittlich inszenierten Old-Surehand-Filmen hatte ich diesbezüglich immer gemischte Gefühle, die mich mit einem wehmütigen Auge auf die ganz und gar nicht passend umgesetzten Romanvorlagen blicken ließen.

Tarzan Offline



Beiträge: 1.038

13.12.2015 10:52
#105 RE: In Memoriam Pierre Brice: Die Karl May Filme Zitat · Antworten

Wessen Gier war es? Wendlandt hat doch nur den Markt bedient. Der deutsche Film war doch in die Krise gerutscht. Die Kinos lechzten nach Erfolgsfilmen von May und Wallace. Und da jede Serienproduktion Qualitaetsmaengel mit sich bringt, kam es halt so. Es war nicht Wendlandts Gier, sondern die Kinomaschinerie...

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