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Dieses Thema hat 41 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker international
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patrick Offline




Beiträge: 3.245

01.02.2016 16:09
#16 RE: Monster-, Biester-, Bestien- und Psychothriller - damals und heute Zitat · Antworten

The Masque of the Red Death / Satanas - Das Schloss der blutigen Bestie (1964)



Filmdaten:
Deutscher Titel: Satanas – Das Schloß der blutigen Bestie
Originaltitel: The Masque of the Red Death
Produktionsland: Großbritannien, USA
Originalsprache: Englisch
Erscheinungsjahr: 1964
Länge: 86 Minuten
Altersfreigabe: FSK 16
Stab:
Regie: Roger Corman
Drehbuch: Charles Beaumont,
R. Wright Campbell
nach Edgar Allan Poe
Produktion: Roger Corman
Musik: David Lee
Kamera: Nicolas Roeg
Schnitt: Ann Chegwidden

Besetzung:

Vincent Price: Prinz Prospero, Hazel Court: Juliana, Jane Asher: Francesca, David Weston: Gino, Nigel Green: Ludovico, Patrick Magee: Alfredo, Paul Whitsun-Jones: Scarlatti, Robert Brown: Wächter, Julian Burton: Herr Veronese, Skip Martin: Hop-Frosch

Handlung:

Irgendwo im mittelalterlichen Italien: Eine alte Frau trifft eine in eine rote Kutte gehüllte Gestalt, die ihr verspricht, der Tag der Erlösung wäre nicht mehr fern. Kurz darauf wird sie mit blutverschmiertem Gesicht tot in ihrem Dorf aufgefunden, was auf den Roten Tod, die Pest, hindeutet. Die Bewohner werden von dem unmenschlichen und grausamen Prinz Prospero tyrannisiert, der sich mit einem auserwählten Personenkreis auf sein Schloss zurückzieht, wo er sich vor der Seuche in Sicherheit glaubt. Er nimmt dabei die junge Francesca mit, deren Vater und Liebster Gino bei ihm in Ungnade gefallen sind und als Gefangene in den Kerker geworfen werden. Sowohl Prospero als auch seine Gemahlin Juliana haben sich von Gott abgewandt und beten Satan an. Juliana gibt Francesca einen Schlüssel, um Gino und ihren Vater zu befreien und anschließend zu fliehen, was allerdings scheitert, da Prospero dahinter kommt. Dieser treibt ein weiteres seiner makabren Spiele mit den beiden Männern und lässt sie abwechselnd sich selbst mit Dolchen in den Arm ritzen. Eine der Klingen ist mit einem Gift versehen. Als Francescas Vater den Prinzen töten will, ist dieser schneller und ersticht ihn mit seinem Schwert. Gino wird anschließend aus dem Schloss geworfen und sollte dem Roten Tod zum Opfer fallen. Kurz darauf tötet Prospero seine Gemahlin mit Hilfe eines Falken. Eine kleine Gruppe überlebender Dorfbewohner kommt zum Schloss und bittet verzweifelt um Einlass. Der grausame Prinz lässt alle, mit Ausnahme eines Kindes, durch seine mit Armbrüsten bewaffneten Soldaten erschießen. Gino erklimmt mit Hilfe eines Seils die Mauern des Schlosses und trifft bei den Zinnen die seltsame rot gekleidete Gestalt, welche ihm schon vorher begegnet ist und die ihn nun anhält zu warten, da Francesca bald zu ihm kommen würde. Im Innern veranstaltet Prospero einen Maskenball und entdeckt besagte rote Gestalt, der er folgt. Er glaubt, es handle sich dabei um den von ihm verehrten Satan. Der Unbekannte geht an den Gästen vorbei, deren Haut nun blutverschmiert ist und die sich im Totentanz bewegen, nachdem eine entsprechende Musik ertönt. Die rote Gestalt zeigt Prospero ihr Gesicht und er blickt dabei in sein eigenes Antlitz. Es handelt sich nicht um Satan, sondern um den Roten Tod, der gekommen ist, auch Prosperos Seele zu holen.

Anmerkungen:

„The Masque of the Red Death“ ist wohl eine der Besten von Roger Cormans (geb.1926) Edgar-Allan-Poe-Verfilmungen der 60er-Jahre. Der Film hat eine ganz wunderbare Gothic-Atmosphäre mit Nebel, düsteren Nachtaufnahmen und unheimlichen Lauten. Die Farbgestaltung ist satt und wunderschön, die Musik stimmig, die Handlung spannend und kurzweilig, das Dekor einfach toll. Besonders wirkungsvoll ist der in stechender roter Farbe erscheinende mysteriöse, aus Tarot-Karten lesende, Rote Tod, dessen Gesicht verdeckt bleibt. Eine gelungene Sequenz der halluzinierenden Juliana erinnert an Szenen aus der Stummfilmzeit. Die Aussagen des Roten Todes entbehren nicht eines gewissen Tiefgangs, der, zusammen mit der prächtigen Bildsprache, dem Streifen eine geradezu künstlerische Note verleiht:

Zitat
Why do you call me Excellency? I have no title. Satan is not my master. Death has no master. Satan does not rule alone, and your pact with him will not save you.

There is no face of Death until the moment of your own death.

Each man creates his own god for himself, his own heaven, his own hell.

Why should you be afraid to die? Your soul has been dead for a long time.


In kaum einem anderen Film tritt der Tod derart würdevoll, farbenprächtig und philosphisch in Erscheinung. Ganz toll ist auch die Schlussszene, wo sich die Wege der verschiedenfarbig gekleideten Tode kreuzen und diese ihre Bilanz ziehen.

Vincent Price (1911-1993) ist als sadistischer und hartherziger Tyrann und Satansanbeter Prospero, wie in vielen anderen Filmen des Genres, einfach eine Idealbesetzung. Als Francesca liefert die damals erst 18-jährige Jane Asher (geb.1946) eine glaubhafte Darstellung ab. Sie war übrigens zu dieser Zeit mit dem Beatle Paul McCartney liiert. Erfreulich ist auch die Mitwirkung der wunderschönen Hazel Court (1926-2008) als Juliana.

Der deutsche Titel ist allerdings wieder einmal blanker Unsinn.

Fazit:

Wahrhaft künstlerischer und wunderschön inszenierter Gruselfilm mit ein bisschen Tiefgang und Top-Farbfotografie, den man immer wieder gerne sieht. 4,5 von 5.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

23.03.2016 13:35
#17 RE: Monster-, Biester-, Bestien- und Psychothriller - damals und heute Zitat · Antworten



Mindhunters (Mindhunters)

Thriller, USA / NL / GB 2004. Regie: Renny Harlin. Drehbuch: Wayne Kramer, Kevin Brodbin (Story: Wayne Kramer). Mit: Kathryn Morris (Sara Moore), Jonny Lee Miller (Lucas Harper), LL Cool J (d.i. James Todd Smith) (Gabe Jensen), Patricia Velasquez (Nicole Willis), Christian Slater (J.D. Reston), Clifton Collins jr. (Vince Sherman), Eion Bailey (Bobby Whitman), Will Kemp (Rafe Perry), Val Kilmer (Jake Harris), Cassandra Bell (Jen) u.a. Erstsendung (NL): 14. April 2004. Erstsendung (BRD): 24. Juni 2004. Erstsendung (USA): 13. Mai 2005. Eine Produktion von Intermedia und Dimension Films.

Zitat von Mindhunters
Sieben FBI-Auszubildende sollen mit einem ultimativen Test auf die Widrigkeiten ihres zukünftigen Arbeitsalltags vorbereitet werden: Auf einer abgeschiedenen Insel, die eigentlich von der Kriegsmarine genutzt wird, müssen sie einem Serienkiller, dem „Puppenspieler“, auf die Schliche kommen. Als aus der Übung bitterer Ernst wird und ausgerechnet der Anführer der Gruppe in eine tödliche Falle tappt, fällt der Verdacht der „Mindhunter“ auf den Außenseiter, einen vom Ministerium geschickten Beobachter namens Gabe Jensen. Erst nach weiteren Morden, deren Zeitpunkte der Killer vorab präzise ankündigt, stellen die Ermittler fest, dass es nicht nur jeden von ihnen treffen kann, sondern dass es auch für die Identität ihres Verfolgers verschiedene Optionen gibt ...


Das Grundprinzip „Zehn kleine Negerlein“ bietet sich auch für moderne Thriller noch mit der gleichen Effektivität an wie früher. „Mindhunters“ nutzt die Idee der bekannten Geschichte und ergänzt sie um eine hochinteressante Prämisse: Die Betroffenen begeben sich im Gegensatz zu ihren filmischen Vorgängern freiwillig in eine Extremsituation, weil es sich bei ihnen um geschulte Kriminalisten handelt. Als wollte der Film ausdrücken, dass man diesen auch einiges mehr zumuten kann, versetzt er der Vorlage nicht nur die angemessene Endzeitstimmung auf einer abgelegenen, makaber anmutenden Insel, sondern schraubt auch die Brutalität der Geschehnisse noch einmal mächtig nach oben.

Ungewöhnlich für eine moderne Blockbuster-Produktion verfügt „Mindhunters“ nur im Ansatz über so etwas wie Hauptdarsteller – im Wesentlichen sind sich die einzelnen Anwesenden gleich; jeden von ihnen kann es jederzeit „erwischen“, was eindrucksvoll durch den ersten Mord, der den bis dato als Anführer agierenden J.D. im wahrsten Sinne des Wortes aus den Socken kippen lässt. Auch Saras Ableben wird mehrfach antizipiert; jedes Mal muss der Zuschauer glauben, er würde hier um die einzige wirklich sympathische Figur der Geschichte gebracht. Kathryn Morris stellt sozusagen eine „nette“ Version von Vera Claythorne dar und hat – ob Zufall oder nicht? – eine ebenso verstörte Beziehung zum Wasser und zu einer Wasserleiche wie ihr Buchpendant. Abgesehen davon verlässt „Mindhunters“ nach Ankunft auf der Insel die Beschreibungen des Romans; sowohl die Ereignisse als auch die Figuren sind komplett neu erfunden.

Die Idee, die Uhrzeiten der Morde anzukündigen, pumpt Energie und Timing in den Film. Während einige der Taten unnötig grausam erscheinen (man hat es hier mit der Slasher-Version der „Zehn kleinen Negerlein“ zu tun und ein 2004er-Film kann sich mit FSK-16 deutlich mehr herausnehmen als die für die gleiche Altersgruppe freigegebenen Klassiker), verdeutlichen andere die perfide Spielnatur der Mordserie – vor allem die Idee, im Keller ein Kletterspiel über Wasser und Strom zu inszenieren, sorgt für Spannung und stellt zwei befeindete Figuren auf eine bitter benötigte Vertrauensprobe. Überhaupt gewinnt „Mindhunters“ den Preis für die zerstrittenste und misstrauischste Negerlein-Gruppe; kurioserweise hilft die FBI-Ausbildung den Gefangenen ebenso, wie sie ihnen schadet: Einerseits können sie knifflige Situationen mit Voraussicht, Fitness und technischer Kenntnis meistern, andererseits fällen sie durch ihre Selbstschutzmechanismen und Profiler-Neigungen vorschnell folgenschwere Urteile.

Der Film hätte ein Highlight unter den härteren Negerlein-Verfilmungen werden können; doch die letzten 20 Minuten enttäuschen maßlos. Das Drehbuch scheint sich vor allem auf die Fahnen geschrieben zu haben, Twist um Twist zu präsentieren, nur um als besonders clever durchzugehen. Am Ende wirkt die „Hängen wir einfach noch einen finalen Zweikampf an“-Mentalität des Films unrealistisch und ermüdend: Solange mehr als drei Personen auf der Insel sind, bewahrt sich der Film sein Tempo und seine Geradlinigkeit, danach schlägt er völlig unnötige Haken und stellt seine Protagonisten auf unmenschliche Proben. Schusswunden? Kein Problem! Ein Sturz über mehrere Stockwerke durch ein Glasdach? Gebongt! Ein Shootout unter Wasser, ohne dass man zum Atmen auftauchen muss? Nichts leichter als das! Man hätte den Machern hier zurufen mögen, dass „mehr“ nicht unbedingt immer „besser“ bedeutet und ein simpleres, dafür aber personell überraschenderes Ende dem Film gut zu Gesicht gestanden hätte.

Was als intelligente und atmosphärisch sehr dichte Variation der Agatha-Christie-Idee beginnt, entwickelt sich durch teilweise überkandidelte Morde und ein zirkusreifes Finale leider zu deutlich in Richtung tumben Action- und Effektkinos. Dabei hätten die Personen und ihre Ängste durchaus den Stoff für ein eher psychologisch als durch Gewalt motiviertes Drama hergegeben. Diese vergebene Chance resultiert in eher mageren 3 von 5 Punkten.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

23.03.2016 13:36
#18 RE: Monster-, Biester-, Bestien- und Psychothriller - damals und heute Zitat · Antworten

Mindhunters (2004)



Filmdaten:
Deutscher Titel: Mindhunters
Originaltitel: Mindhunters
Produktionsland: Vereinigte Staaten
Vereinigtes Königreich
Niederlande
Finnland
Originalsprache: Englisch
Erscheinungsjahr: 2004
Länge: 102 Minuten
Altersfreigabe: FSK 16

Stab:
Regie: Renny Harlin
Drehbuch: Wayne Kramer,
Kevin Brodbin
Produktion: Cary Brokaw
Akiva Goldsman
Robert F. Newmyer
Jeffrey Silver
Rebecca Spikings
Scott Strauss
Musik: Tuomas Kantelinen
Kamera: Robert Gantz
Schnitt: Neil Farrell
Paul Martin Smith

Besetzung:

Eion Bailey: Bobby Whitman, Clifton Collins Jr.: Vince Sherman, Will Kemp: Rafe Perry, Val Kilmer: Jake Harris, Jonny Lee Miller: Lucas Harper, Kathryn Morris: Sara Moore, Christian Slater: J. D. Reston, LL Cool J: Gabe Jensen, Patricia Velásquez: Nicole Willis, Cassandra Bell: Jen


Handlung:

Eine Gruppe junger Profiler wird für eine Übung auf eine verlassene Insel beordert, die für militärische Zwecke eingerichtet ist. Dort steht eine Stadt voller, für’s Combat-Schießen aufgestellter, Puppen. Zweck der Übung ist, ein Profil eines psychopathischen Killers, genannt "Der Puppenspieler", zu erstellen. Die Gruppe muss bald erkennen, dass aus der Sache blutiger Ernst wird, nachdem einer nach dem anderen einen, durch verschiedene Mechanismen ausgelösten, grauenvollen Tod findet. Ein Verlassen der Insel ist nicht mehr möglich, da das einzige Boot in die Luft gesprengt wurde. Die Situation unter den immer mehr und mehr dezimierten Überlebenden ist zum Zerreißen gespannt und eskaliert in Paranoia, gegenseitige Verdächtigungen und Kämpfe untereinander…

Anmerkungen:

Diese Geschichte gibt der Grundidee der zehn kleinen Negerlein ein erfrischend neues Gesicht. Zwar bezieht sich der Film nicht auf Agatha Christies Roman, sondern ist offensichtlich nur davon inspiriert, dennoch sind zahlreiche Parallelen erkennbar. Beispiele dafür sind, dass die Todgeweihten sich auf einer Insel befinden und einzeln und der Reihe nach sterben, was eine Paranoia unter den Überlebenden zur Folge hat, da diese davon ausgehen müssen, dass der Täter aus ihren Reihen stammt und ein wahnsinniger, aber hochintelligenter, Mörder ist. Einer von Ihnen hat unerlaubterweise eine echte Waffe bei sich, ein anderer verschweigt, dass er für das FBI ermittelt und aus diesem Grund der Gruppe beigetreten ist. Auch eine Lautsprecherstimme ertönt im späteren Verlauf. Ein grundlegender Unterschied allerdings ist, dass hier kein Gerechtigkeitsfanatiker sein Unwesen treibt. "Der Puppenspieler" will lediglich seine Überlegenheit demonstrieren.

Die Story ist düster, temporeich, grausam und sehr spannend inszeniert. Die verschiedenen, durch tückische technische Mechanismen ausgelösten, Fallen erwecken den Eindruck einer sehr phantasievollen, aber todernsten, Geisterbahnfahrt. Die schauspielerischer Leistung kann nicht bekrittelt werden. Als Todesarten werden sowohl „konservative“ Methoden, wie Köpfen oder Aufspießen, gezeigt, als auch heimtückischere Tötungen, wie etwa das Zersetzen durch Säure. Ein Protagonist bricht im wahrsten Sinne des Wortes auseinander, nachdem er mit flüssigem Stickstoff eingefrohren wird. Auch ein verursachter Wasserrohrbruch, in Verbindung mit nicht isoliertem Strom, sorgt für „Hochspannung“ im wahrsten Sinne des Wortes. Geschickt werden Fährten gelegt, die einige der Beteiligten verdächtig erscheinen lassen und damit den Unmut ihrer Kollegen auf sie ziehen.

Immer wieder stellt sich heraus, dass die scharfsinnigen Profiler in dieser todbringenden Stresssituation doch nicht die unfehlbaren Ermittler sind, die sie gerne wären, und der überlegene Täter mit ihnen spielt, da er selbst Profiler ist und ihre Stärken und Schwächen genau studiert und durchschaut hat. Es fällt ihm daher leicht, vorauszusehen, wer wie reagieren wird und seine Fallen so einzurichten, dass die richtige Person in diese tappt. Er legt im Vorfeld Uhren aus, die den Zeitpunkt anzeigen, an dem die nächste Falle zuschnappt. Sehr gut umgesetzt ist auch eine Schießerei unter Wasser, was mit den benutzten Pistolen tatsächlich möglich ist, auch wenn es dabei mit der Zielsicherheit nicht wirklich weit her ist. Schlussendlich halten beide ihre Pistolen über das Wasser und versuchen, länger als der Gegner die Luft anzuhalten, um diesen beim Auftauchen zu erschießen. Action und Spannungsbogen sind perfekt ausbalanciert und lassen keinerlei Langeweile aufkommen.

Fazit:

Sehr atmosphärischer, temporeicher, spannend und phantasievoller Thriller von echtem Schrot und Korn. 4,5 von 5.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

27.03.2016 20:41
#19 RE: Monster-, Biester-, Bestien- und Psychothriller - damals und heute Zitat · Antworten

Chase a Crooked Shadow (Flüsternde Schatten, 1958)



Filmdaten:
Deutscher Titel: Flüsternde Schatten
Originaltitel: Chase a Crooked Shadow
Produktionsland: Vereinigtes Königreich
Originalsprache: Englisch
Erscheinungsjahr: 1958
Länge: 85 (dt.) / 87 (Original) Minuten
Altersfreigabe: FSK 16
Stab:
Regie: Michael Anderson
Drehbuch: Charles Sinclair, David D. Osborn
Produktion: Associated Dragons (Douglas Fairbanks junior, Thomas Clyde)
Musik: Mátyás Seiber, Gitarrenklänge Julian Bream
Kamera: Erwin Hillier
Schnitt: Gordon Pilkington

Besetzung:

Anne Baxter: Kimberley Prescott, Richard Todd: Ward Prescott, Herbert Lom: Polizeiinspektor Vargas, Alexander Knox: Chandler Bridson, Faith Brook: Elaine Whitman, Alan Tilvern: Carlos, der Butler, Thelma D‘Aguiar: Maria, das Hausmädchen

Handlung:

Die junge Kimberley Prescott erlebt ihr blaues Wunder, als eines Abends ein wildfremder Mann in ihrer, von ihrem Vater geerbten, Villa an der spanischen Küste auftaucht und ungeniert vorgibt, ihr, vor einem Jahr bei einem Autounfall tödlich verunglückter, Bruder Ward zu sein. Völlig entsetzt ruft sie daraufhin Inspector Vargas in’s Haus. Die Papiere des Fremden weisen diesen jedoch ganz eindeutig als Ward Prescott aus und auch zwei Fotografien ihres Bruders, die Kimberley von ihrem Dienstmädchen holen lässt, zeigen dessen Gesicht. Kimberley zieht daraus den Schluss, dass die Fotos ausgetauscht wurden, doch kennt der Fremde auch sämtliche Details aus Wards und Kimberleys gemeinsamer Vergangenheit. Auch ziert seinen rechten Unterarm ein auftätowierter Anker, ein weiteres Merkmal Wards. Inspector Vargas zweifelt daraufhin an Kimberleys Verstand und verlässt das Haus. Am folgenden Morgen sind zwei weitere Fremde, ein Mann und eine Frau, angebliche Freunde Wards, in der Villa. Das Dienstmädchen ist angeblich über's Wochenende weggefahren. Kimberley sucht erneut vergeblich Hilfe bei Inspector Vargas. Als ihr Onkel Chandler zu Besuch kommt, glaubt sie, mit ihm als Verstärkung den Betrüger nun überführen zu können, doch erkennt auch dieser in ihm sofort den totgeglaubten Ward. Schliesslich werden wertvolle Diamanten zur Sprache gebracht, die einem Unternehmen gehören, in welchem Kimberleys und Wards Vater in einer leitenden Position gearbeitet hat, und die nach dessen Tod verschwunden sind. Für weiteres Entsetzen auf Seiten Kimberleys sorgt dann auch noch, dass die Fingerabdrücke des aufdringlichen Fremden laut Überprüfung ebenfalls zu Ward gehören...

Umsetztung:

„Chase a Crooked Shadow“ erinnert sehr starke an die Filme von Suspense-Großmeister Alfred Hitchcock und auch an die ebenfalls britischen Hammer-Thriller, welche im selben Jahr mit „The Snorkel“ gestartet wurden. Der Film kommt mit wenig Action aus, garantiert aber absolute Hochspannung, die von der ersten bis zur letzten Sekunde nie nachlässt. Die Atmosphäre ist ausgesprochen dicht und die Leistung sämtlicher Darsteller rundum überzeugend.

Die Amerikanerin Anne Baxter (1923-1985) steigert sich als verstörte Kimberley Prescott mehr und mehr in einen nervösen Ausnahmezustand hinein, der Ire Richard Todd (1919-2009) agiert als angeblicher Bruder Ward cool, selbstsicher und unbeirrbar. Ist er ein Erbschleicher, der Kimberley in den Wahnsinn treiben oder gar töten will? Die Hinweise verdichten sich in diese Richtung, vor allem nachdem Kimberley gezwungen wird, ein Testament zu Gunsten Wards zu unterzeichnen. Allerdings wird der Zuseher auch ziemlich an der Nase herumgeführt und mit einem völlig überraschenden Ende konfrontiert, bei dem sich einiges dreht. Wie bei den späteren Hammer-Thrillern ist bereits hier sehr vieles ganz anders als es den Anschein hat. Herbert Lom (1917-2012) ist in einer wichtigen Nebenrolle als Inspector Vargas zu sehen.

Zahlreiche Außenaufnahmen zeigen die spanische Costa Brava und sind, obwohl in schwarzweiß gedreht, ausgesprochen schön und wirkungsvoll eingefangen, da sich die Düsterkeit der Geschichte dadurch sehr gut verstärkt. Auch sonst kreieren die lobenswerte Kameraführung und die vielen dunklen Aufnahmen eine passende und unheimliche Thriller-Atmosphäre. Als Titelthema dient ein etwas schwermütiges, typisch spanisches, von Julian Bream (geb.1933) auf der Gitarre gespieltes, Stück, dass man sich auch in einem in Mexiko handelnden Western gut vorstellen könnte.

Obwohl der Film seinen Reiz aus der Story und der Atmosphäre und weniger aus Action bezieht, gibt es eine sehr rasante Szene, in welcher der Fremde durch einen Geschwindigkeitsrekord auf einer kurvigen Küstenstraße Kimberley eine weitere Demonstration dafür liefern will, dass er ihr Bruder Ward ist. Dieser war nämlich Hobbyrennfahrer. Bei der rücksichtslosen Fahrt werden Radfahrer und Touristen einfach durch Hupen von der Straße gejagt. Richard Todd bestand darauf, bei dieser Szene selber am Steuer zu sitzen.

Fazit:

Wer rund 85 Minuten pure Hochspannung erleben will, sollte sich diesen kleinen aber sehr feinen, exzellent gespielten, britischen Thriller nicht entgehen lassen. 5 von 5.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

03.04.2016 09:43
#20 RE: Monster-, Biester-, Bestien- und Psychothriller - damals und heute Zitat · Antworten

The Haunted Palace (Die Folterkammer des Hexenjägers, 1963)



The Haunted Palace
Directed by Roger Corman
Produced by Samuel Z. Arkoff
James H. Nicholson
Roger Corman
Written by Story:
H. P. Lovecraft
Screenplay:
Charles Beaumont
Based on The Case of Charles Dexter Ward by H. P. Lovecraft

Starring: Vincent Price, Debra Paget, Lon Chaney Jr.

Music by Ronald Stein
Cinematography: Floyd Crosby
Edited by Ronald Sinclair
Distributed by American International Pictures
Release date: 1963
Running time: 87 minutes
Country: United States
Language: English


Achtung: Diese Besprechung bezieht sich ausschließlich auf die englische Originalfassung, da sowohl der deutsche Titel als auch die deutsche Synchro den Inhalt des Films verfälschen!!!

Handlung:

Der fiktive Ort Arkham in New England im Jahre 1756: Der Hexenmeister Joseph Curwen praktiziert in seinem Schloss schwarze Magie und ist im Besitz des Buches Necronomicon, mit dessen Hilfe er Kontakt zu den dunklen Göttern, die einst herrschten, aufnehmen kann. Sein Ziel ist, absolute Macht zu erlangen, indem er junge Mädchen mit Dämonen paart, um dadurch eine Superrasse zu schaffen. Anschließend verlieren die Frauen die Erinnerung darüber, was geschehen ist. Die Dorfbewohner bereiten dem Spuk ein Ende, indem sie Curwen bei lebendigem Leib verbrennen, wobei dieser einen Fluch ausspricht, der seine Peiniger und deren Nachfahren auf ewig verfolgen soll.

110 Jahre später: Curwens ururenkel Charles Dexter Ward kommt mit seiner jungen Frau Ann nach Arkham, da er das Schloss geerbt hat, und wird dort von den Bewohnern argwöhnisch empfangen, was nicht zuletzt daran liegt, dass er Curwen zum Verwechseln ähnlich sieht. Dem Paar wird nahe gelegt, den Ort zu verlassen, in dem seit dem Fluch zahlreiche entstellte Menschen geboren wurden. Die Beiden lassen sich jedoch nicht beirren. Im Schloss gerät Ward rasch unter den Einfluss von Curwens Geist, nachdem er dessen Portrait erblickt. Der Schlossdiener Simon und der später noch hinzukommende Jabez outen sich als Curwens Komplizen, die ebenfalls das vergangene Jahrhundert überdauert haben. Ward ist nun immer mehr von Curwens Geist besessen, was ihn zunehmend von Ann entfremdet, die darauf drängt, wieder abzureisen. Doch will Ward/Curwen davon freilich nichts wissen und startet seinen Rachefeldzug, indem er zwei Nachkommen seiner Peiniger durch Feuer tötet. Schließlich gelingt ihm, seine frühere Geliebte Hester zum Leben zu erwecken. Mit Dr. Willets Hilfe findet Ann den versteckten Keller des Schlosses, wo Curven und seine beiden Freunde Ihre schwarzmagischen Rituale praktizieren und dabei Ann fesseln und mit einem Dämon vereinen wollen. Allerdings gelingt den Dorfbewohnern, das Schloss niederzubrennen. Ann und Charles Dexter Ward können sich retten. Der letzten Einstellung ist jedoch zu entnehmen, dass Ward immer noch unter Curwens Einfluss steht.

Anmerkungen:

Der deutsche Titel und die deutsch Synchro sind in diesem Streifen völliger Schwachsinn und ein Beispiel dafür, wie ein Film von Kulturbanausen völlig verdreht und jeder Logik entfremdet werden kann. Es gibt hier weder einen Hexenjäger, noch Hexen, noch eine Folterkammer. Tatsächlich ist Curwen ein Warlock (Hexenmeister, Schwarzmagier), der, wie oben beschrieben, durch das Buch Necronomicon mit den Göttern und Dämonen der Unterwelt in Verbindung steht. Die Frauen werden benutzt, um eine Superrasse zu schaffen.
Der Streifen bezieht sich auch zu Unrecht auf Edgar Allan Poe und benutzt lediglich den Titel eines seiner Gedichte. Vielmehr handelt es sich um eine Verfilmung von H.P.Lovecrafts „ The Case of Charles Dexter Ward.“

Abgesehen von diesen Verfälschungen und Verzerrungen ist dem 60's-Gothic-Meister Roger Corman, trotz einiger Schwächen im Handlungsverlauf, ein atmosphärisch einwandfreier Gruselfilm, ganz im Stile seiner Edgar-Allan-Poe-Adaptionen, gelungen. Es wird eine wahrlich wunderschöne Kunstnebel-Gothic-Landschaft mit toller Farbgestaltung und hervorragendem Dekor geboten. Sowohl Musik als auch darstellerische Leistung sind dabei sehr stimmig.

Vincent Price meistert seine teils diabolische Rolle einmal mehr mit Bravour. Für Debra Paget (geb.1933) war dies die letzte Filmrolle. Sie zog sich 1964 in's Privatleben zurück, nachdem sie einen chinesischen Multimilionär heiratete und damit wohl bestens versorgt war.

Interessant ist auch die Mitwirkung von Lon Chaney Jr. (1906-1973) als Simon. Der Sohn des Stummfilmstars Lon Chaney Sr. trat 1941 in der Titelrolle des „Wolfman“ als Gruseldarsteller in die Fußstapfen seines berühmten Vaters. Wie auch Jabez und die zum Leben erweckte Hester, ist er in diesem Film etwas grünlich im Gesicht, wodurch die Spuren, die sein Lebenswandel hinterlassen hat, noch weiter verstärkt werden. Tatsächlich wurde er nach seinem Tod 1973 gar nicht begraben, sondern sein Körper der medizinischen Forschung übergeben. Dabei wurden Leber und Lunge als Beispiel dafür aufbewahrt, was exzessiver Alkohol- und Nikotinmissbrauch an den Organen anrichten kann. Auch sein Vater hatte bereits ähnliche Gewohnheiten.

Fazit:


Gothic-Augenschmaus aus den Sixties mit ganz toller Atmosphäre, wunderbarem Setting und schönen Farben, die gewisse Schwächen im Plot souverän ausgleichen. Allerdings rate ich von der deutschen Synchro aus den genannten Gründen eindringlich ab. 4 von 5.

Giacco Offline



Beiträge: 2.493

03.04.2016 11:39
#21 RE: Monster-, Biester-, Bestien- und Psychothriller - damals und heute Zitat · Antworten

Der Film wurde bei uns ja erst am 24.10.1969 vom Bielefelder Mercator-Verleih gestartet, der auch viele Bahnhofskinos belieferte. Zuvor war die britische Produktion "Der Hexenjäger" mit großem Erfolg in den deutschen Kinos gelaufen und man hat wohl versucht, auf dieser Welle mitzuschwimmen. Es folgten dann ja noch weitere Filme dieser Art wie "Hexen bis aufs Blut gequält" (Adrian Hoven/Michael Armstrong) oder "Der Hexentöter von Blackmoor" (Jess Franco), um nur ein paar zu nennen

patrick Offline




Beiträge: 3.245

17.04.2016 09:23
#22 RE: Monster-, Biester-, Bestien- und Psychothriller - damals und heute Zitat · Antworten

The Descent (The Descent - Abgrund des Grauens, 2005)




Filmdaten:

Deutscher Titel: The Descent – Abgrund des Grauens
Originaltitel: The Descent
Produktionsland: Vereinigtes Königreich
Originalsprache: Englisch
Erscheinungsjahr: 2005
Länge: ca. 99 Minuten
Altersfreigabe: FSK 18 (gekürzt FSK 16)

Stab:

Regie: Neil Marshall
Drehbuch: Neil Marshall
Produktion: Christian Colson
Musik: David Julyan
Kamera: Sam McCurdy
Schnitt: Jon Harris

Besetzung:

Shauna Macdonald: Sarah, Natalie Mendoza: Juno, Alex Reid: Beth, Saskia Mulder: Rebecca, MyAnna Buring: Sam, Nora-Jane Noone: Holly, Oliver Milburn: Paul, Molly Kayll: Jessica, Stephen Lamb: Crawler, Mark Smith: Crawler



Handlung:

Sechs Freundinnen begeben sich auf einen Höhlen-Trip in den ostamerikanischen Appalachen. Das Abenteuer wird von der durchtrainierten und abenteuerlustigen Juno organisiert und geführt. Zweck der Sache sollte sein, Sarah auf andere Gedanken zu bringen, da diese bei einem tragischen Autounfall ein Jahr zuvor Mann und Tochter verloren hat. In der Höhle bleibt Sarah allerdings bei einer Engstelle stecken und bekommt eine Panikattacke. Beth kann sie befreien, doch stürzt der Eingang ein und versperrt damit den Rückweg. Nachdem Juno gesteht, dass es sich nicht um eine vermeintlich ungefährliche Höhle handelt, sondern um eine fremde und unerforschte, sind die Frauen geschockt und müssen erkennen, dass sie nun selbst nach einem Ausgang suchen müssen. Als sie eine tiefe Spalte überwinden, entdecken sie Kletterhaken, wie man sie seit 100 Jahren nicht mehr benutzt, und auch alte Höhlenzeichnungen. Plötzlich hört Sarah merkwürdige Laute und entdeckt ein seltsames menschenähnliches Wesen, das schnell wieder verschwindet. Die Freundinnen glauben ihr dies nicht, doch stellt sich schnell heraus, wie Recht sie hat, nachdem die Gruppe von erschreckend hässlichen Crawlern angegriffen wird, welchen offensichtlich nach frischem Menschenfleisch gelüstet. Eine der Frauen wird von den Wesen getötet und Beth von Juno schwer verletzt, da diese glaubt, ein Crawler stünde hinter ihr und daher in einer Reflexbewegung einen Felshaken in deren Hals schlägt. Juno gerät in Schock und läuft davon. Die überlebenden Frauen erkennen, dass die Crawler zwar menschenähnlich, aber blind sind und sich, ähnlich wie Fledermäuse, durch Schall und Gehörsinn orientieren. Juno entdeckt, dass frühere Höhlenforscher einen Ausweg markiert haben und drängt darauf, sich an diesen zu halten. Sarah findet die sterbende Beth vor, welche von Juno versehentlich verletzt und zurückgelassen wurde. Sie gibt zu verstehen, dass Juno eine Affäre mit Sarahs verstorbenen Mann hatte und bitte sie dann darum, sie von ihrem Leiden zu erlösen. Nun ist es angesagt, den Ausgang zu finden. Doch die Chancen stehen schlecht, da nun Misstrauen zwischen den Frauen besteht und immer mehr hungrige Crawler in Erscheinung treten, die längst die Fährte aufgenommen haben...

Anmerkungen:

"The Descent" ist ein weiteres Beispiel eines, völlig neue Unwesen einbringenden, Appalachen-Horrorfilms, der dadurch auch mit sehr schönen Landschaftsaufnahmen aufwarten kann. Nachdem sich die Handlung in die Höhle verlegt, entfaltet sich ein ausgesprochen spannendes, klaustrophobisches und atmosphärisches Grusel-Abenteuer, das die Herzen von Genre-Fans höher schlagen lässt. Die kletternden, kriechenden und unheimliche Laute ausstoßenden Crawler sind wunderbar hässlich und gruselig geraten und bieten absolut wirkungsvolle Effekte. Zu Beginn baut sich der Spannungsbogen langsam auf und der erste Crawler tritt nur ganz kurz und wage in Erscheinung. In der zweiten Hälfte rücken sie dann in zahlreichen gelungenen Schockmomenten deutlich und mörderisch in's Bild. Man bekommt den Eindruck, dass Neil Marshalls britischer Horrorthriller sich an dem, zwei Jahre zuvor entstandenen, Film "Wrong Turn" und damit auch an dem im Jahre 1972 erschienenen Thriller "Deliverance" (Beim Sterben ist jeder der Erste) orientiert.

Auffallend ist, dass die Handlung ausschließlich von weiblichen Protagonisten getragen wird. Juno ist die starke Frau in der Gruppe, die jedoch selbst immer wieder durch panische Angst gelähmt erscheint, diese aber gut zu überwinden versteht. Wie in neuerer Zeit üblich, gibt es einige Slasher-Elemente. Ich habe bereits bei anderen Besprechungen erwähnt, dass diese aber nicht das Kriterium für meine Vorliebe ausmachen. Es sind die spannende Story, der unterirdische Schauplatz, die gelungene Atmosphäre, die tollen Crawler und die exzellente Kameraführung, welche hier den Ausschlag geben. Das Ende bleibt offen und ebnet damit den Weg für die Fortsetzung.

Fazit:

Wunderbarer, sich größtenteils unterirdisch abspielender, Appalachen-Schocker mit Natur, Spannung, Atmosphäre und besonders gut gelungenen und phantasievollen Monstern. Einer meiner Lieblings-Grusler-Thriller, welcher einmal mehr beweist, was für ein gutes Händchen die Briten für das Horror-Genre haben. 5 von 5.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

24.04.2016 09:14
#23 RE: Monster-, Biester-, Bestien- und Psychothriller - damals und heute Zitat · Antworten

The Descent - Part 2 (The Descent 2 – Die Jagd geht weiter, 2009)



Filmdaten:
Deutscher Titel: The Descent 2 – Die Jagd geht weiter
Originaltitel: The Descent – Part 2
Produktionsland: Vereinigtes Königreich
Originalsprache: Englisch
Erscheinungsjahr: 2009
Länge: rund 95 Minuten
Altersfreigabe: FSK 18 (ungekürzt)
FSK 16 (gekürzte DVD/TV-Fassung)
Stab:
Regie: Jon Harris
Drehbuch: James Watkins
Produktion: Christian Colson
Musik: David Julyan
Kamera: Peter Wignall
Schnitt: Jon Harris

Besetzung:

Shauna Macdonald: Sarah, Natalie Mendoza: Juno, Gavan O’Herlihy:Sheriff Vaines, Josh Dallas: Greg, Anna Skellern: Cath, Douglas Hodge : Dan, Krysten Cummings: Deputy Elen Rios, MyAnna Buring : Sam, Nora-Jane Noone: Holly, Axelle Carolyn: Lambert, Saskia Mulder: Rebecca, Alex Reid: Beth, Mac McDonald: Riley, Doug Ballard: Payne, Michael J. Reynolds: Ed Oswald, Josh Cole: Lynch, Jessika Williams: Journalist, Robin Berry: Merrick Crawler, Seamus Maynard: Beanie Hat Caver

Handlung:

Nach dem offenen Ende von Teil 1 ist es Sarah tatsächlich gelungen, sich aus der Höhle zu befreien. Allerdings ist sie von den alptraumhaften Ereignissen schwer traumatisiert und wird ohne Gedächtnis in eine Klinik eingeliefert. Da die Suche nach den vermissten Frauen voll im Gange ist, wird Sheriff Vaines auf sie aufmerksam, wobei ihm verdächtig erscheint, dass sich auf Sarahs Kleidung mehrere Blutspuren befinden, die nicht von ihr selbst stammen. Nachdem bei einer verlassenen Mine der Eingang in das berüchtigte Höhlensystem gefunden wird, nötigt der Sheriff Sarah, ihn und die Bergungsmannschaft bei der unterirdischen Erkundung zu begleiten. Sie finden die halb aufgefressene Leiche einer der Frauen. Nachdem Sarahs Erinnerung zurückkehrt, flüchtet sie vor der Gruppe und wird vom Sheriff verfolgt. Letzterer begegnet dabei einem Crawler und feuert einen Schuss ab, wodurch die Höhle einstürzt und die Gruppe getrennt wird. Cath wird dabei in einem Hohlraum eingeschlossen. Die Übrigen finden die Filmkamera, welche eine der in Teil 1 getöteten Frauen bei sich hatte, und sind geschockt, als sie auf einer Aufnahme einen Crawler entdecken. Unmittelbar darauf machen sie persönliche Bekanntschaft mit einem der Unwesen. Dan, der Chef der Bergungsmannschaft, wird als erster getötet. Die eingeschlossene Cath wird ebenfalls bedroht und kann in ihrer Panik genug Energie aufbringen, sich aus dem Hohlraum herauszuwinden und einen Felsen auf den Crawler stürzen zu lassen. Danach begegnet sie Greg, mit dem Sie versucht eine Spalte zu überqueren, wobei beide von den Höhlen-Monstern angegriffen werden und ihr Leben verlieren. Kurz darauf trifft Sheriff Vaines auf eine totgeglaubte Person…

Anmerkungen:


Obwohl diese Fortsetzung nicht mehr die Klasse des ersten Teils hat, ist sie doch eines der eher raren Beispiele für ein gelungenes Sequel. Nachdem man mit den Crawlern ja schon vertraut ist, kann nicht mehr allzuviel Spannung aus irgendwelchen Überraschungsmomenten in einer unbekannten Umgebung bezogen werden. Dennoch versteht diese kurzweilige Geschichte es, bestens zu unterhalten. Man kann sich gut in Sarahs Situation hineinversetzen, die, nachdem sie ihr Gedächtnis wiederfindet, erkennen muss, dass sie nun wieder dort ist, wo ihr Alptraum begonnen hatte. Der Film zeigt auch einige sehr erschreckende klaustrophobische Szenen, die gegenüber Teil 1 ausgebaut wurden. Die humanoiden Crawler verhalten sich ihrem Wesen entsprechend logisch und ihr gut bewachtes Vorratslager befindet sich, zum Leidwesen der Protagonisten, ausgerechnet vor dem Ausgang

Regie führte diesmal nicht mehr Neil Marshall, sondern Jon Harris, der hier sein Debut in seinem bisher einzigen Film als Regisseur gibt und im ersten Teil als Cutter tätig war. Er arbeitete später auch in „Die Frau in Schwarz“ als solcher. Der recht sorgfältig inszenierte Streifen bewegt sich, wie auch schon sein Vorgänger, deutlich über dem Niveau herkömmlicher Slasher-Filme und schließt ebenfalls mit einem offenen Ende ab. Zu einer Fortsetzung ist es, zumindest bis heute, nicht mehr gekommen, was wohl verschmerzt werden kann, da dies potentielle Sequels vor demselben Schicksal, wie jene der, ebenfalls hervorragend begonnenen, Wrong-Turn-Reihe bewahrt hat. Dort ist man nämlich spätestens ab der Folge XY bei einem wahrlich mitleiderregenden, absolut geistlosen und minderwertigen qualitativen Sumpf angekommen. Der Film war im Kino durchaus erfolgreich, wenn auch bei weitem nicht mehr so, wie sein Vorgänger. Allerdings lief er auch auf DVD recht gut.

Der Streifen handelt zwar in den Appalachen, wurde allerdings, wie bereits Teil 1, vollständig in Großbritannien gedreht. Die Außenaufnahmen entstanden in den Bourne Woods im südenglischen Surrey, einer sehr beliebten Film-Location (Gladiator, The Wolfman, Sherlock Holmes), die Höhlenaufnahmen in den West-Londoner Ealing Studios. Die Außenaufnahmen von Teil 1 entstanden übrigens in Schottland und im Ashridge Park, Buckinghamshire/Hertfordshire in Südengland, die Höhlenaufnahmen in den Pinewood Studios, westlich von Londons Zentrum.

Fazit:

Recht gut gelungene Fortsetzung des ersten Teils. Auch wenn dessen Qualität nicht mehr erreicht wird, gehen sich trotzdem 5 von 5 aus.

patrick Offline




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28.04.2016 22:17
#24 RE: Monster-, Biester-, Bestien- und Psychothriller - damals und heute Zitat · Antworten

Frankenstein (1931)




Filmdaten:
Deutscher Titel: Frankenstein
Originaltitel: Frankenstein
Produktionsland: Vereinigte Staaten
Originalsprache: Englisch
Erscheinungsjahr: 1931
Länge: 71 Minuten
Altersfreigabe: FSK 16
Stab:
Regie: James Whale
Drehbuch: John L. Balderston,
Francis Edward Faragoh,
Peggy Webling (Theaterstück),
Mary Shelley (Roman)
Produktion: Carl Laemmle jr.
Musik: Bernhard Kaun
Kamera: Arthur Edeson
Schnitt: Clarence Kolster

Besetzung:

Colin Clive: Dr. Henry Frankenstein, Mae Clarke: Elizabeth, John Boles: Victor Moritz, Boris Karloff: das Monster, Edward Van Sloan: Professor Waldman, Frederick Kerr: Baron Frankenstein, Dwight Frye: Fritz, Lionel Belmore: Bürgermeister Vogel, Marilyn Harris: Maria, das Kind, Michael Mark: Marias Vater



Handlung:


Der junge Dr. Henry Frankenstein ist im ausgehenden 19. Jahrhundert von der Idee besessen, aus Leichenteilen künstliches Leben zu erschaffen, was ihm auch gelingen sollte. Allerdings macht sein buckliger Gehilfe Fritz den Fehler, aus Versehen das entartete Gehirn eines Mörders zu entwenden, das der Kreatur schließlich eingepflanzt wird. Mit Hilfe von Elektrizität, welche bei einem Gewitter nutzbar gemacht wird, erwacht das Wesen tatsächlich zum Leben, wird allerdings von Fritz immer wieder gepeinigt, was schließlich dazu führt, dass es diesen tötet. Frankenstein und Professor Waldman können die aufgebrachte Kreatur mit einer Spritze betäuben. Unter dem Eindruck der vergangenen Ereignisse erleidet Frankenstein einen Zusammenbruch und verlässt den alten Turm, wo er sein Experiment durchführte, um sich auf die Hochzeit mit seiner Verlobten Elizabeth vorzubereiten. Das Monster sollte in der Zwischenzeit von Professor Waldman beaufsichtigt werden. Allerdings tötet es diesen und flüchtet, wobei es bei einem See auf die kleine Maria trifft, welche dem Monster vorurteilslos begegnet und mit diesem spielen möchte. Tatsächlich findet die Kreatur Gefallen daran, wirft aber in ihrer Naivität das Mädchen in’s Wasser, ohne zu wissen, dass dies ihren Tod bedeutet. Während der Hochzeitsvorbereitungen dringt das Monster in Elizabeths Zimmer ein, kann aber in die Flucht geschlagen werden und wird von den aufgebrachten Dorfbewohnern verfolgt. Während dieser Hetzjagd kommt es zu einer Begegnung zwischen Frankenstein und seinem Geschöpf, welches den Wissenschaftler niederschlägt und zu einer alten Windmühle bringt, aus welcher es ihn bei einer weiteren Auseinandersetzung hinunterwirft. Frankenstein überlebt den Sturz schwer verletzt und der Mob steckt die Mühle in Brand, wobei das Monster seinen vermeintlichen Tod findet.

Anmerkungen:


Auch wenn an diesem Film aus dem Jahre 1931 schon gewaltig der Zahn der Zeit nagt, kann ihm sein besonderer Stellenwert in der Filmgeschichte nicht abgesprochen werden. Es handelt sich dabei, neben der Dracula-Verfilmung aus demselben Jahr, praktisch um den Urvater des Gothic-Horror-Tonfilms, an dem sich spätere Genre-Beiträge immer wieder orientiert haben. Freilich wurde besagtes Genre in den folgenden Jahrzehnten stark ausgebaut und technisch verbessert. Auch ist „Frankenstein“ aus der Distanz von 2016 aus betrachtet nicht mehr wirklich schockierend. Dennoch hat genau dieser Film jenes Bild geprägt, welches auch heute noch jeder von Frankensteins Monster in seinem Bewusstsein trägt, obwohl dieses stark von Mary Shelleys Beschreibung abweicht und auch die Filmhandlung selbst sich nicht wirklich am Roman, sondern am 1927 uraufgeführten Bühnenstück orientiert.

Der Streifen markiert den Beginn der Karriere des damals 44-jährigen Briten William Henry Pratt, besser bekannt als Boris Karloff (1887-1969), in seiner Paraderolle. Er war privat ein überaus liebenswürdiger Mensch, was auch von Marylin Harris (1924-1999), Darstellerin der kleinen Maria, bestätigt wurde. Karloff spielt mit dem Mut zur Hässlichkeit die Rolle absolut professionell und wesentlich vielschichtiger als man es bei so einem Part wohl erwartet hätte. Bewegungen und Mienenspiel passen sehr gut zur Kreatur und wirken entsprechend glaubwürdig. Für das, von Jack Pierce (1889-1968), dem führenden Makenbildner dieser Zeit, entworfene Makeup musste er sich einer täglich 4-Stündigen Prozedur unterziehen, was er geduldig auf sich nahm. Er blieb dem Horror-Metier mit Unterbrechungen bis zu seinem Tode im Jahre 1969 treu.

Bemerkenswert ist, wie sich die Bewertung der Kreatur im Laufe der Zeit gewandelt hat. Zu Beginn wurde diese noch als Monster im absolut negativen Sinne angesehen, was in neuerer Zeit einer differenzierteren und aufgeklärteren Betrachtung wich, der auch ich mich anschließe. Dass es das Gehirn eines toten Verbrechers in sich trägt, sollte wohl den Gruselfaktor erhöhen und passt eigentlich nicht wirklich hinein. Tatsächlich wird das Monster erst dann gewalttätig, als es mit Feuer erschreckt und gepeinigt wird. Nachdem die kleine Maria ihm freundlich und vorurteilslos begegnet, zeig es in seiner Naivität eine sehr sanfte und geradezu gutmütige Seite. Nachdem die Beiden Blumen in’s Wasser werfen, welche auf der Oberfläche schwimmen, wirft das Monster Maria hinterher, da es denkt, auch diese würde schwimmen. Als das Mädchen dann nicht mehr auftaucht, reagiert es geschockt und verstört. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, als ich den Film vor geschätzten 35 Jahren zum ersten Mal im Fernsehen sah. Dort war diese, für das Verständnis des Monsters sehr wichtige, Szene nämlich nach wie vor geschnitten, und man erfuhr erst vom Tod des Mädchens, als der Vater die Leiche durchs Dorf trägt. Das Wesen wurde dadurch als Kindermörder dargestellt. In Wirklichkeit wurde sein größtenteils aggressives Verhalten von seiner, ihm wenig freundlich gesinnten, Umwelt beeinflusst, was ihm eigentlich durchaus menschliche Züge verleiht. Schließlich fehlte ihm die Lebenserfahrung, um zwischen gut und böse zu unterscheiden. Auch jene Szene, in der Frankenstein ausruft, er wisse jetzt, wie Gott sich nach der Erschaffung des Lebens gefühlt haben muss, wurde damals geschnitten, da wohl mit Anfeindungen seitens der Kirche gerechnet werden musste.

Der blutjunge „Big Spender“ Carl Laemmle jr. (1908-1979) hat zwischen 1931 und 1935 Filmgeschichte geschrieben und besagte Zeitspanne zur Ära des klassischen Universal-Horrors werden lassen. Trotz des Kultstatus der von ihm produzierten Filme und deren ungeheuren und nachhaltigen Beliebtheit beim Publikum, konnte nicht wirklich Kasse gemacht werden, da Laemmle keine Kosten scheute und finanzielle Schwierigkeiten des Studios die Folge waren, aufgrund derer er bereits 1936, erst 28-jährig, abtreten musste. Die Fortsetzung „The Bride of Frankenstein“ von 1935 ging noch auf sein Konto, der dritte Teil „The Son of Frankenstein“ von 1939 bewegte sich bereits außerhalb seiner Ära.

Colin Clive (1900-1937), Darsteller von Dr. Henry Frankenstein, war leider kein sehr langes Leben vergönnt. Der schwer alkoholkranke Schauspieler starb 1937 im Alter von 37 Jahren an Tuberkulose. Dwight Frye (1899-1943), der als Fritz zu sehen ist, erlag nur 6 Jahre später, 1943, einem Herzinfarkt.

Bereits in dieser frühen Zeit wurde damit begonnen, Sequels zu produzieren, die das Monster immer wieder sterben und wiederauferstehen lassen, eine Praxis, die besonders in der heutigen Zeit regelrecht ausgeartet ist und ein fast sicheres Zeichen für einen massiven Qualitätsabfall bedeutet. Nicht so allerdings hier, wo 1935 und 1939 zwei wirklich gelungene Fortsetzungen geglückt sind.

Meine Besprechung zur Hammer-Version von 1957 findet sich hier: Die Hammer-Filme. Britische Thriller-, Gothic-, und Gruselperlen (3)

Fazit:

Auch wenn ich als verwöhnter Grusel-Fan gestehen muss, dass mich heute andere Filme mehr beeindrucken, ist mir dieser unsterbliche Klassiker durchaus 4 von 5 Punkten wert.

patrick Offline




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02.05.2016 23:12
#25 RE: Monster-, Biester-, Bestien- und Psychothriller - damals und heute Zitat · Antworten

Bride of Frankenstein (Frankensteins Braut, 1935)




Filmdaten:

Deutscher Titel: Frankensteins Braut
Originaltitel: Bride of Frankenstein

Produktionsland: Vereinigte Staaten
Originalsprache: Englisch
Erscheinungsjahr: 1935
Länge: 78 Minuten
Altersfreigabe: FSK 12

Stab:

Regie: James Whale
Drehbuch: William Hurlbut
Produktion: Carl Laemmle Jr.
Musik: Franz Waxman
Kamera: John J. Mescall
Schnitt: Ted Kent

Besetzung:

Boris Karloff: Das Monster, Colin Clive: Dr. Henry Frankenstein, Valerie Hobson: Elizabeth Frankenstein, Ernest Thesiger: Dr. Prätorius, Elsa Lanchester: Mary Wollstonecraft Shelley / Braut des Monsters, Una O’Connor: Minnie, E. E. Clive: Bürgermeister, O. P. Heggie: der alte Eremit, Lucien Prival: Butler, Douglas Walton: Percy Shelley, Gavin Gordon: Lord Byron, Dwight Frye: Karl, Ted Billings: Ludwig, Anne Darling: Hirtin, Reginald Barlow: Hans, Vater von Maria, Mary Gordon: Ehefrau von Hans



Handlung:

Der Film knüpft unmittelbar an „Frankenstein“ an. Der Mob verlässt die niedergebrannte Windmühle. Nur die Eltern der kleinen Maria bleiben zurück, um sich zu vergewissern, ob das Monster wirklich tot ist. Dabei stürzt der Vater in einen Hohlraum, in dem die Kreatur tatsächlich überlebt hat. Diese tötet das Ehepaar und zieht weiter. Inzwischen bekommt der genesende Dr. Henry Frankenstein unerwarteten Besuch von seinem ehemaligen Lehrer Dr. Prätorius, der mit Erfolg an der Züchtung von ihm geschaffenen Lebens arbeitet, und Frankenstein später seine Sammlung von Mini-Menschen zeigt, die er in Gläsern aufbewahrt. Er will Frankenstein dazu gewinnen, zusammen mit ihm weiteres Leben zu erschaffen, was dieser vehement ablehnt. Das Monster begegnet auf seinem Streifzug einer jungen Schafhirtin, die bei seinem Anblick vor Schreck in einen Bach stürzt, allerdings von diesem daraus gerettet wird. Als sie wieder zu sich kommt, locken ihre Schreie zwei Jäger an, welche die Kreatur durch einen Schuss verletzten. Diese wird schließlich bei einer Hetzjagd von den Dorfbewohnern zur Strecke gebracht und in ein Verlies geworfen, aus dem es entfliehen kann. In den Wäldern wird es auf die Geigenmusik eines blinden Einsiedlers aufmerksam, der es freundlich in seine Hütte bittet und verpflegt. Allerdings dauert es nicht lange, bis zwei Jäger dort auftauchen, was zu einem Kampf führt, bei der die Hütte in Brand gesteckt wird. Das Monster kann entkommen und trifft in einer Gruft auf Dr. Prätorius, der zusammen mit zwei Helfershelfern die Leiche einer jungen Frau entwendet hat. Er begegnet dem Monster furchtlos und höflich und kann es dadurch für sich gewinnen. Schließlich veranlasst er es, Elizabeth zu entführen, wodurch ihm gelingt, Frankenstein dazu zu erpressen, zusammen mit ihm eine Braut für das Monster zu schaffen. Frankenstein sieht sich gezwungen einzuwilligen, benötigt allerdings das gesunde Herz einer frischverstorbenen Person, was einen von Prätorius‘ skrupellosen Helfershelfern dazu veranlasst, eine junge Frau zu ermorden. Tatsächlich gelingt es, das Experiment erfolgreich zu wiederholen und künstlich eine Frau zu erschaffen, die allerdings beim Anblick des sehnsüchtigen Monsters, abgeschreckt von dessen Hässlichkeit, zu schreien beginnt. Die resignierte Kreatur fordert Frankenstein und Elisabeth auf zu fliehen, bevor es einen Hebel betätigt und dadurch eine Explosion verursacht, welcher es selbst, zusammen mit der Monsterbraut und Dr. Prätorius, zum Opfer fällt.

Anmerkungen:


Dieser, vier Jahre nach „Frankenstein“ entstandene, Film knüpft, wie bereits erwähnt, direkt an den ersten Teil an, unterscheidet sich allerdings von diesem darin, dass es sich um eine Mischung aus Horror und schwarzem Humor handelt, wobei es gelungen ist, das Ganze nicht in die Albernheit abgleiten zu lassen. Zwar ist das Element mit Dr. Prätorius‘ lebenden Mini-Menschen schon sehr grenzwertig, wenn auch für damalige Verhältnisse technisch eindrucksvoll, doch ist die Geschichte derart einfallsreich und unterhaltsam umgesetzt, dass sie dies verträgt.

Boris Karloff vermag auch diesmal wieder, durch schauspielerische Professionalität zu glänzen. Er versteht es hervorragend, die Gefühlsregungen des Monsters mit einem passenden Minenspiel zu unterstreichen und glaubhaft zu machen. Auf die Verlorenheit der Kreatur und ihre Sehnsucht nach Liebe und Nähe wird hier noch mehr eingegangen, als im ersten Teil. Das Monster wird von seiner Umwelt ausgegrenzt und verfolgt und hat dadurch keine Chance auf das friedliche Dasein, welches es sich im Grunde wünscht. Auch ist es angewidert von seiner eigenen Hässlichkeit, als es sein Spiegelbild im Wasser erblickt. Es rettet eine junge Frau vor dem Ertrinken, wird aber gleich darauf wieder gejagt. Der blinde Einsiedler in seiner Hütte bietet ihm seine Freundschaft an, versorgt es mit Speis und Trank und spielt ihm auf seiner Geige vor, was die sanfte Seite des Monsters erweckt und ihm ein Gefühl der Geborgenheit gibt, was es sogar zu Tränen rührt. Auch bringt der alte Mann ihm ein paar Worte bei, darunter den Begriff „Friend“, auf den es mit Entzücken reagiert. Doch auch diese Harmonie wird sehr rasch durch den Störfaktor „Umfeld“ wieder zunichte gemacht. Zum Schmunzeln regt die Szene an, wo das Monster sich heiter zur Musik bewegt, oder auch jene, wo es später den eingeschlafenen Frankenstein weckt und mit dem Wort „Work“ zu verstehen gibt, er solle an der Schaffung der Monster-Braut weiterarbeiten. Leider wird nichts aus der Monster-Romanze, da auch die künstlich erschaffenen Frau die Kreatur verabscheut. Diese wird dadurch schließlich zu der resignierten Aussage „She hates me, like others“ bewegt. Im Gegensatz zum ersten Film, wo es lediglich unartikulierte Laute von sich gab, spricht das Monster hier ein paar Worte. Jene Szene, wo es von den Dorfbewohnern überwältigt und an einen Pfahl gebunden wird, ist wahrlich dazu angetan Mitleid zu erregen und das Publikum auf seine Seite zu ziehen.

Hervorzuheben ist auch Ernest Thesigers (1879-1961) wunderbare Darstellung des snobistischen Dr. Prätorius. Der mittlerweile mit Skrupeln behaftete und einsichtige Dr. Henry Frankenstein bildet einen scharfen Kontrast zu dem, wie einst er selbst, besessenen Prätorius, der vor unlauteren Mitteln wie Entführung und Erpressung nicht zurückschreckt und auch nicht davor, die Dienste mörderischer Helfershelfer in Anspruch zu nehmen. Peter Cushings Frankenstein-Interpretation in den Hammer-Filmen der 50er- und 60er-Jahre erinnert dabei viel mehr an Thesiger als an Colin Clive. Auch optisch kommt er diesem näher. Clive wird in diesem Film sowohl von Karloff als auch von Thesiger praktisch an die Wand gespielt.

Interessant ist auch der Einstieg in den Film, der mit einem Gespräch zwischen Mary Shelley und Lord Byron über die Frankenstein-Geschichte beginnt. Die beiden haben sich tatsächlich auch im wahren Leben persönlich gekannt. Elsa Lanchester (1902-1986) spielte übrigens sowohl die Rolle von Mary Shelley, als auch jene der Monsterbraut. Als Letztere hat sie einen vergleichsweise kurzen Auftritt, bei dem ihre Aufgabe im Wesentlichen darin besteht, orientierungslos um sich zu blicken und entsetzt zu schreien.

Auffallend ist, dass einige Rollen anders besetzt sind als in "Frankenstein". In diesem Zusammenhang fällt vor allem die erst 18-jährige Valerie Hobson (1917-1998) auf, die Mae Clarke als Elizabeth ersetzt und wohl auch etwas attraktiver ist als ihre Vorgängerin. Der Bürgermeister und der Vater der kleinen Maria haben ebenfalls neue Gesichter bekommen.

Fazit:

Originelle und intelligente Fortsetzung des typischen Mad-Scientist-Klassikers, die vor Tiefgang, Witz und Einfallsreichtum nur so sprüht. 4 von 5.

patrick Offline




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14.05.2016 17:43
#26 RE: Monster-, Biester-, Bestien- und Psychothriller - damals und heute Zitat · Antworten

Son of Frankenstein (Frankensteins Sohn, 1939)



Filmdaten:
Deutscher Titel: Frankensteins Sohn
Originaltitel: Son of Frankenstein
Produktionsland: Vereinigte Staaten
Originalsprache: Englisch
Erscheinungsjahr: 1939
Länge 99 Minuten
Altersfreigabe: FSK 12
Stab:
Regie: Rowland V. Lee
Drehbuch: Wyllis Cooper
Produktion: Rowland V. Lee
Musik: Frank Skinner
Kamera: George Robinson
Schnitt: Ted Kent

Besetzung:

Basil Rathbone: Baron von Frankenstein, Boris Karloff: Frankensteins Monster, Bela Lugosi: Ygor, Lionel Atwill: Inspektor Krogh, Josephine Hutchinson: Elsa Frankenstein, Donnie Dunagan: Peter Frankenstein, Emma Dunn: Amelia, Edgar Norton: Benson, Perry Ivins: Fritz, Lawrence Grant: Bürgermeister, Lionel Belmore: Emil Lang, Michael Mark: Ewald Neumüller, Caroline Frances Cooke: Mrs. Neumüller, Gustav von Seyffertitz: Alter Büger, Lorimer Johnston: Alter Bürger

Handlung:

Baron Wolf von Frankenstein, Sohn von Dr. Henry Frankenstein, kommt mit seiner Gattin Elsa und seinem kleinen Sohn Peter von Amerika in das Dörfchen Frankenstein, wo sie alles andere als herzlich empfangen werden, da die Erinnerung an das Frankenstein-Monster noch sehr präsent ist. Der einarmige Polizeiinspektor Krogh begegnet Wolf von Frankenstein allerdings freundlich und klärt ihn darüber auf, dass in letzter Zeit eine unheimliche Mordserie die Einwohner beunruhigt. Die sechs Opfer wurden alle mit zerplatzten Herzen vorgefunden. Im alten Labor seines Vaters trifft Wolf den unheimlichen alten Igor, der einst wegen Leichendiebstahls zum Tode durch den Strang verurteilt wurde, allerdings mit einem gebrochenen Genick überlebte. Als Folge davon ist seine Kopfhaltung schwer entstellt. Igor zeigt Wolf, dass das von seinem Vater geschaffene Geschöpf tatsächlich noch am Leben ist, sich jedoch in einem Koma befindet, da ein Baum auf dieses niederstürzte. Dies erweckt in Wolf das Bestreben, das Monster mit Hilfe von Elektrizität wieder zu Bewusstsein zu bringen, was zu misslingen scheint. Tatsächlich erfährt er kurz darauf von seinem Sohn, dass dieser einen Riesen gesehen habe, was ihn sofort alarmiert. Das Monster erwachte wirklich aus seinem Koma, ist allerdings Igor hörig, der es dazu missbraucht, auch noch die Rache an den restlichen 2 Geschworenen zu vollziehen, die ihn einst an den Galgen brachten. Nachdem Wolf erkennt, was er mit der Erweckung des Monsters angerichtet hat, erschießt er Igor, als dieser ihn attackiert. Das Monster ist außer sich über den Tod seines Freundes und entführt als Vergeltung den kleinen Peter, wird dann aber von Wolf in die Schwefelquelle gestoßen, die sich unter dem Labor befindet.

Anmerkungen:

Als Carl Laemmle Senior und Junior 1936 aus ihren Positionen bei Universal gedrängt und praktisch „abgesägt“ wurden, setzte dies auch der Ära der klassischen Horrorfilme dieser Zeit ein vorläufiges Ende. Keiner der beiden Laemmles sollte jemals wieder einen Film produzieren. Carl Laemmle Sr. starb am 24. September 1939, sein Sohn Carl Laemmle Jr. exakt 40 Jahre später, am 24. September 1979. Als 1938 ein Lichtspielhaus, dem der Konkurs drohte, auf die Idee kam, Dracula, Frankenstein und King Kong wiederaufzuführen und damit riesigen Erfolg erntete, entschloss man sich kurzerhand, unter der Produktion von Rowland V. Lee einen weiteren Frankenstein-Film zu drehen, der auch das gewünschte Einspielergebnis brachte. Dies führte zu weiteren Sequels in den 40er-Jahren, die allerdings einen Abstieg vom A-Film zum B-Film vollzogen und nicht mehr mit Boris Karloff in der Monster-Rolle besetzt wurden.

„Son of Frankenstein“ präsentiert als letztes Karloff-Sequel eine sehr wirkungsvolle und unheimliche Grusel-Atmosphäre, die als Aushängeschild für den klassischen Universal-Horror der 30er-Jahre betrachtet werden kann. Der Film beginnt mit einem eindrucksvollen und potenten Titelthema, bietet ein schön-schauriges Hell-Dunkel-Spiel mit gelungenen Gewitternächten und suggeriert eine permanente Bedrohung, der man sich nicht entziehen kann. Die Besetzung ist dabei erste Sahne. War es in den ersten beiden Frankensteinfilmen noch Karloff, der allen die Show stahl, bekam dieser hier durch Bela Lugosi und Basil Rathbone durchaus würdige Konkurrenz. Dracula-Darsteller Bela Lugosi (1882-1956), der den Höhepunkt seiner Popularität eigentlich schon überschritten hatte, schaffte es tatsächlich mit dieser einen Rolle als Igor, wieder eine unsterbliche Ikone des Horror-Genres in’s Leben zu rufen. Die bucklige Körperhaltung, der verdrehte Nacken, sein niederträchtiges Lachen und das dämonische Erscheinungsbild wurden dermaßen populär, dass er die Rolle in dem Sequel „Ghost of Frankenstein“ von 1942 wiederholte. Seine spitzen Eckzähne nehmen beinahe schon die, in den späten 50er-Jahren von der britischen Firma Hammer kreierten, Vampir-Fangzähne vorweg. Sehr unheimlich ist auch sein Flötenspiel, durch das er sich immer ein Alibi verschafft, wenn das Monster für ihn mordet. 1931 wäre eigentlich auch er nach seinem Erfolg als Dracula für die Rolle des Monsters vorgesehen gewesen, lehnte diese aber ab.

Basil Rathbone(1892-1967) war auch schon seit der Stummfilmzeit im Filmgeschäft tätig, wurde allerdings erst als Gegenspieler von Errol Flynn in „Captain Blood“ (1935) und „The Adventures of Robin Hood“ (1938) so richtig bekannt. Er galt als bester Fechter Hollywoods, was seine Mitwirkung in den genannten Streifen nahelegte. Seine Darstellung ist deutlich markanter und ausdrucksstärker als jene von Colin Clive. Nach „Son of Frankenstein“ sollte er noch im selben Jahr zur Rolle seines Lebens als Sherlock Holmes finden.

Auch Lionel Atwill (1885-1946) als Inspector Krogh darf erwähnt werden. Jene Szene, in der ihm das Monster die Armprothese ausreißt, ist an sich schon ein Klassiker und wurde später auch parodiert. Der Grund für seinen fehlenden Arm, der ihm als Kind ebenfalls vom Monster ausgerissen wurde, ist allerdings nicht unbedingt mit den vorhergehenden Filmen konform, da die Kreatur sich nie gewalttätig gegenüber Kindern verhielt. Der Tod der kleinen Maria im ersten Frankenstein-Film war ja ungewollt. Auch sonst stimmt einiges nicht mit den älteren Filmen überein. Das Dorf hieß dort nicht Frankenstein und auch das Labor sah ganz anders aus, doch darf angesichts der dramaturgischen Qualitäten des Films darüber hinweggesehen werden.

Die Rolle des Monsters fällt in diesem Film weitaus weniger vielschichtig aus als in den Vorgängern, was wohl teilweise daran liegt, dass nun auch andere Charaktere etwas stärker in den Vordergrund rücken. Dennoch hat die Kreatur einige emotionale Momente, so z.B. als es Wolf töten will, dann aber von ihm ablässt und wieder einmal von der Hässlichkeit seines eigenen Spiegelbildes angewidert ist. Weitere Szenen in diesem Zusammenhang sind jene, wo es den Tod seines Freundes Igor beklagt und jene, wo es nicht über das Herz bringt, den kleinen Peter in die Schwefelquelle zu werfen. Ansonsten agiert das Monster in erster Linie als Igors höriges Werkzeug und Erfüllungsgehilfe und ist damit wenig eigenmotiviert. Auffallend und neu ist das Fell-Gilet, welches es trägt. Auch spricht es, im Gegensatz zu "Bride of Frankenstein", hier nicht mehr. Boris Kaloff hat sich mit diesem Film von der Monster-Rolle verabschiedet und sollte erst 1962 in einer Folge der Serie "Route 66" wieder die Maske tragen. Dort spielte er neben Peter Lorre und Lon Chaney jr. sich selbst.

Ursprünglich war eigentlich geplant "Son of Frankenstein" in Farbe zu drehen, doch rückte man davon ab, nachdem man bei Probeaufnahmen mit der Gesichtsfarbe des Monsters unzufrieden war. Vielleicht gaben aber auch finanzielle Erwägungen den Ausschlag. Hier eine erhalten gebliebene Probeaufnahme in Farbe:



Fazit:

Gelungener und atmosphärischer Horrorfilm aus Universals Klassiker-Repertoir. Abschließend kann über die Frankenstein-Trilogie mit Boris Karloff aus den 30er-Jahren gesagt werden, dass sich jeder Film deutlich von den anderen beiden unterscheidet, dabei aber auf seine eigene Weise durchaus gelungen und unterhaltsam geraten ist und den jeweils anderen qualitativ in nichts nachsteht. 4 von 5.

patrick Offline




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18.05.2016 21:56
#27 RE: Monster-, Biester-, Bestien- und Psychothriller - damals und heute Zitat · Antworten

Hostel (2005)



Filmdaten:
Deutscher Titel: Hostel
Originaltitel: Hostel
Produktionsland: USA
Originalsprache: Englisch
Erscheinungsjahr: 2005
Länge: 90 Minuten
Altersfreigabe: FSK keine Jugendfreigabe[1]

Stab:

Regie: Eli Roth
Drehbuch: Eli Roth
Produktion: Chris Briggs, Mike Fleiss, Eli Roth
Musik: Nathan Barr
Kamera: Milan Chadima, Shane Daily
Schnitt: George Folsey Jr.

Besetzung:

Jay Hernández: Paxton, Derek Richardson: Josh, Barbara Nedeljáková: Natalya, Rick Hoffman: amerikanischer Geschäftsmann, Takashi Miike: japanischer Geschäftsmann, Eyþór Guðjónsson: Oli, Jan Vlasák: niederländischer Geschäftsmann, Jana Kaderábková: Svetlana, Jennifer Lim: Kana, Ľubomír Bukový: Alex, Jana Havlíčková: Vala, Josef Bradna: "der Metzger des Hauses"/Leichenentsorgungsdienst

Handlung:

Die beiden amerikanischen Studenten Paxton und Josh treffen auf einer Europareise den Isländer Oli und landen mit diesem zusammen in Amsterdam, wo die Drei erotischen Abenteuern gegenüber sehr aufgeschlossen sind. Ein junger Mann empfiehlt ihnen, nach Osteuropa zu reisen, da dort die schönsten Frauen nur auf sie warten würden. Sofort nehmen sie einen Zug in die Slowakei und treffen in der empfohlenen Herberge zwei attraktive Mädchen, die alles andere als abweisend sind. Schließlich führt das eine zum anderen und Paxton und Josh genießen eine aufregende Liebesnacht. Allerdings bleibt Oli am nächsten Morgen verschwunden, genauso wie die Freundin einer, ebenfalls in der Herberge untergebrachten, Asiatin. Die beiden hätten angeblich ausgecheckt und seinen abgereist, was äußerst mysteriös und völlig unverständlich erscheint. Auch den nächsten Abend verbringen die beiden Amerikaner mit den Mädchen in der Disko, werden jedoch plötzlich ungewöhnlich müde. Josh geht zurück in die Herberge und wird von der Rezeptionistin in ein Zimmer gebracht, wo plötzlich ein Mann auftaucht. Paxton bleibt in der Disko und sucht die Toilette, wobei er versehentlich in einen Lagerraum eingesperrt wird, wo er bewusstlos liegen bleibt und die Nacht verbringt. Am nächsten Tag erfährt er in der Herberge, dass sowohl Josh als auch er selbst angeblich ausgecheckt hätten. Von Josh fehlt mittlerweile, genauso wie von Oli, jede Spur…

Anmerkungen:

Der von Quentin Tarantino (geb.1963) produzierte und von Eli Roth (geb.1972) gedrehte Film „Hostel“ ist in der Tat nichts für zart besaitete Gemüter, macht er doch dem Slasher-Genre alle Ehre und präsentiert Szenen, deren ästhetische Qualität durchaus diskussionswürdig ist. Wer sich daran aber nicht stößt und Psychothrillern gegenüber zugeneigt ist, wird den Streifen lieben.

Eigentlich beginnt der Film ganz harmlos und zeigt sich im Gewand einer lockeren Erotikkomödie um drei liebeshungrige Twens, die übermütig und ausgelassen Europa bereisen und sich ab und an einer unflätigen Sprache bedienen. Plötzlich dreht sich das Ganze, nachdem verschiedene Personen auf unerklärliche Weise verschwinden, und ein völlig verstörter Paxton alleine zurückbleibt und sein blaues Wunder in Form einer alptraumhaften Überraschung erlebt, die ihm einen furchtbaren Horrortrip beschert. Am Ende des Films scheint auch er selbst seine Menschlichkeit verloren zu haben und lässt Rache walten, indem er sich auf das Niveau seiner Peiniger begibt.

Hostel ist kein gewöhnlicher Psychoschocker, sondern erzählt eine Geschichte, die tatsächlich der Realität entspringen könnte. In der Tat wurde sogar behauptet, er stütze sich auf reale Ereignisse um eine asiatische Internetseite, die für viel Geld gewissen finanzstarken Perverslingen anbot, ihre Neigungen als Verstümmelungs-Touristen auszuleben. Dies darf aber als PR-Gag oder „Urban Legend“ abgetan werden. Besagte Seite wurde nämlich niemals gefunden. Auf jeden Fall hat der Film einen ausgesprochen wirkungsvollen Spannungsaufbau, der in ein Sammelsurium ekelerregender Perversionen mündet, die sicher nicht jedermanns Sache sind. Da der Film Tarantinos Handschrift trägt, hebt er sich aber sehr deutlich vom üblichen, eher minderwertig produzierten, Slasher-Thrash ab und zeigt obendrein noch eine auf seine Weise recht originelle Story. Wie in US-Filmen durchaus nicht unüblich sind Osteuropäer hier grundsätzlich böse und müssen von einem Amerikaner mit voller Härte bekämpft werden.

In den 70er-Jahren entstand nicht nur der sogenannte Survival-Thriller, dessen Geburtsstunde wohl der Film "Deliverance" (Beim Sterben ist jeder der Erste) markiert und der in Filmen wie "Wrong Turn" und "The Descent" in jüngerer Zeit wunderbare Revivals fand, sondern auch der sogenannte "Torture Porn", dem "Hostel" zweifelsohne zuzuordnen ist. In diese Kategorie fallen Filme, wo Folter und Verstümmelungen reinem Selbstzweck dienen. Die 70er-Jahre-Beiträge dieses jungen Genres können ungeniert als Schundprodukte bezeichnet werden. Erst nach dem Jahre 2000 entstanden Torture Porns von gehobener Qualität, deren wohl bekanntester Vertreter Hostel sein dürfte. Der Film fand 2007 eine Fortsetzung, die wie eine aufgewärmte Suppe wirkt und die Originalität des Erstlings missen lässt. Teil 3 habe ich mir gar nicht mehr angesehen.

Fazit:

Ausgesprochen brutaler, aber sehr spannender und origineller Psychothriller. 5 von 5.

patrick Offline




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29.05.2016 10:25
#28 RE: Monster-, Biester-, Bestien- und Psychothriller - damals und heute Zitat · Antworten

The Edge (Auf Messers Schneide - Rivalen am Abgrund, 1997)




Filmdaten:
Deutscher Titel: Auf Messers Schneide – Rivalen am Abgrund
Originaltitel: The Edge
Produktionsland: USA
Originalsprache: Englisch
Erscheinungsjahr: 1997
Länge: 113 Minuten
Altersfreigabe: FSK 12
Stab:
Regie: Lee Tamahori
Drehbuch: David Mamet
Produktion: Art Linson,
Lloyd Phillips
Musik: Jerry Goldsmith
Kamera: Donald M. McAlpine
Schnitt: Neil Travis

Besetzung:

Anthony Hopkins: Charles Morse, Alec Baldwin: Robert Green, Elle Macpherson: Mickey Morse, Harold Perrineau Jr.: Stephen, Bart the Bear: Bär


Handlung:

Der alternde Milliardär Charles Morse begleitet seine junge und attraktive Frau Mickey, ein Model, zu einem Fotoshooting nach Alaska. Dort angekommen ist der Fotograf Robert von der Idee besessen, einen einheimischen Bärenjäger vor die Linse zu bekommen, der allerdings weiter oben im Norden lebt. Robert kann Charles und Stephen dazu überreden, mit ihm zusammen dorthin zu fliegen. Das Wasserflugzeug gerät allerdings in einen Vogelschwarm und die Gruppe stürzt in einen See, wobei der Pilot stirbt und Charles, Robert und Stephen sich retten können. Der ausgesprochen belesene und hochintelligente Charles kann nun seine Fähigkeiten unter Beweis stellen und nützt sein breites Wissen, die Gruppe Richtung Süden zu führen. Dabei werden Sie von einem wilden Grizzlybären bedroht, dem sie nur um Haaresbreite entkommen können. Schließlich müssen sie feststellen, dass sie sich im Kreis bewegt haben, da Charles Gürtelschnalle offensichtlich die provisorische Kompassnadel abgelenkt hat. Der Bär ist den Männern nach wie vor auf den Fersen und zerfleischt den verletzten Stephen. Charles und Robert können ein weiters Mal entkommen und sichten einen Suchhubschrauber, können sich aber den Insassen nicht bemerkbar machen. Nun bleibt den beiden nichts anderes übrig, als sich dem Kampf mit dem Bären zu stellen. Charles erkennt auch, dass Robert ein Verhältnis mit seiner Frau Mickey hat...

Anmerkungen:


"The Edge" ist ein typischer Survival-Thriller mit einer gehörigen Portion Tier-Horror und einer, nichts gutes verheißenden, Dreiecksbeziehung. Hauptprotagonisten sind der, von Anthony Hopkins (geb.1937) hervorragend gespielte, schwerreiche Charles Morse und der von Alec Baldwin (geb.1958) nicht minder glaubwürdig dargestellte Fotograf Robert Green. Charles Morse ist eigentlich ein Bücherwurm, hat aber ein fotografisches Gedächtnis und großes Geschick, sein Survival-Wissen in die Praxis umzusetzen. Außerdem ist er ruhig, gelassen, besonnen und entschlossen und damit seinen relativ einfach gestrickten Kameraden deutlich überlegen. Robert ist ein typischer City-Boy, der sich in seiner Fashion-Welt mit hübschen Models am wohlsten fühlt, sich jedoch weder durch übermäßige Intelligenz noch durch nützliches Wissen auszeichnet. Er beneidet Charles um seinen scharfen Verstand, seinen Reichtum und seine Frau, mit der er ein heimliches Verhältnis unterhält. Auch ist er auf ihn angewiesen, da er alleine in der Wildnis keine Überlebenschancen hätte. Allerdings bringt er Mickey gegenüber den Vorteil mit, dass er jünger und attraktiver als der intellektuelle Charles ist, weshalb sie mit ihm das Liebesnest teilt und mit ihrem Mann nur das Ehebett.

Der Film verwöhnt mit wundervollen Naturaufnahmen aus Kanada (Alberta und British Columbia), wofür ich zugegebenermaßen eine Schwäche habe. Die heftigen Bären-Attacken sind sehr realistisch und grausam und nehmen schon einiges vorweg, was 2015 in dem Film "The Revenant" noch ausführlicher umgesetzt und damit getoppt wurde. Die Spannung wird aus der Bedrohung durch das Raubtier und aus der Dreiecksbeziehung zwischen Charles, Robert und Mickey bezogen. Charles wird dabei als ein Mann dargestellt, der sich praktisch allen Arten von Herausforderungen, sowohl physischen als auch moralischen, stellt und dabei immer überlegen wirkt. Er versteht es sogar, seinen Widersacher auch dann noch dumm und tölpelhaft aussehen zu lassen, als dieser mit der Waffe in der Hand sein Leben bedroht. Trotz des hohen Unterhaltungswertes, den der Steifen zweifellos besitzt, zieht er sich in der Endphase doch etwas in die Länge. Der Schluss präsentiert einen moralisch untadeligen Helden, wie ihn die Amerikaner doch so gerne haben.

Fazit:

Unterhaltsame und spannende Mischung aus Abenteuerfilm, Thriller und Tier-Horror mit sehr vielen eindrucksvollen Naturaufnahmen. 4 von 5.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

08.06.2016 19:47
#29 RE: Monster-, Biester-, Bestien- und Psychothriller - damals und heute Zitat · Antworten

Tales of Terror (Der grauenvolle Mr. X, 1962)




Tales of Terror
Directed by Roger Corman
Produced by Samuel Z. Arkoff, Roger Corman, James H. Nicholson
Written by Richard Matheson
Based on Morella, The Black Cat, The Facts in the Case of M. Valdemar by Edgar Allan Poe

Starring: Vincent Price, Peter Lorre, Basil Rathbone, Debra Paget

Narrated by Vincent Price
Music by Les Baxter
Cinematography: Floyd Crosby
Edited by Anthony Carras
Distributed by American International Pictures
Release date: July 4, 1962
Running time: 89 min.
Country: United States
Language: English


Morella

Die junge Lenora besucht ihren Vater, der als heruntergekommener Alkoholiker in einem nicht minder heruntergekommenen Schloss als Einsiedler haust und ihr die Schuld am Tod seiner geliebten Frau Morella gibt, die bei Lenoras Geburt starb. Erst verhält er sich ihr gegenüber sehr abweisend, doch erwacht seine väterliche Liebe, nachdem er von ihr erfährt, dass sie an einer unheilbaren Krankheit leidet und nur noch wenige Monate zu leben hat. Lenora entdeckt, dass ihre tote Mutter seit 26 Jahren als mumifizierte Leiche von ihrem Vater im Bett aufbewahrt wird. Schließlich tritt Morellas Geist aus ihrer vertrockneten sterblichen Hülle und tötet Lenora aus Rache dafür, dass sie bei deren Geburt ihr Leben ließ. Dabei tritt sie in ihren Körper ein, erstrahlt in ihrer ursprünglichen Schönheit und rächt sich auch an ihrem Gatten…

The Black Cat

Der heruntergekommene, herumpöbelnde und seit 17 Jahren nicht mehr arbeitende Trunkenbold Montresor Herringbone terrorisiert seine Frau Annabelle und versäuft das ganze Haushaltsgeld. Bei einer Weinverkostung fordert er den anerkannten Weinexperten Fortunato Luchresi auf, sich mit ihm zu messen und beweist dabei, ein ebenso guter Weinkenner wie dieser zu sein. Allerdings ist seine Methode der Verkostung insofern sehr unkonventionell, dass er jedes Glas auf ex herunterkippt und schließlich sturzbetrunken vom Stuhl fällt. Fortunato Luchresi bringt ihn daraufhin nach Hause und verliebt sich in Montresors Frau, mit der er ein Verhältnis beginnt. Montresor kommt dahinter und mauert das Liebespaar ein, begeht dabei aber einen folgenschweren Fehler…

The Facts in the Case of M. Valdemar

Der sterbenskranke Mr. Valdemar wird von dem Hypnotiseur Mr. Carmichael betreut, der mit seiner Behandlung die Schmerzen des totgeweihten lindert. Er verlangt dafür kein Geld, sondern ringt Valdemar lediglich das Versprechen ab, ihn unmittelbar vor seinem Tod hypnotisieren und damit dessen Ableben hinauszögern zu dürfen. Als es schließlich so weit ist, wird Valdemar in ein sehr langfristiges Wachkoma versetzt, welches Carmichael dazu ausnutzt, Valdemars Gattin Helen dazu zu erpressen, in eine Heirat mit ihm einzuwilligen. Doch rechnet er dabei nicht mit der Rache des Scheintoten…

Anmerkungen:

Ganz im Gegensatz zu Roger Cormans sonstigen Edgar-Allan-Poe-Adaptionen der 60er-Jahre handelt es sich bei „Tales of Terror“ um einen Episodenfilm.

In der Morella-Geschichte fällt Vincent Price durch übertrieben theatralisches Overacting auf, was wenig glaubhaft wirkt. Das Schloss ist aus der Distanz ganz offensichtlich auf Leinwand gezeichnet, was 1962 eigentlich nicht mehr nötig gewesen wäre, trotzdem aber in Low-Budget-Streifen dieser Zeit immer wieder vorkommt. Sehr gelungen und wirkungsvoll umgesetzt ist dagegen Morellas wandelnder Geist und die Schlussszene, wo sie sich nach vollzogener Rache mit einem hexenhaften Grinsen den Flammen hingibt.

„The Black Cat“ besticht durch einen wunderbar agierenden Peter Lorre (1904-1964), der hier in einer seiner leider letzten Rollen praktisch über sich hinauswächst. Die Geschichte ist ein Gustostückchen schwarzen Humors und Lorre ist als Suffkopp Montresore Herringbone einfach nur köstlich. Als verkommener Alkoholiker hat er jeglichen Stolz verloren und belästigt vorbeikommende Passanten mit Worten wie „Could you spare a coin for a moral cripple“. Sein Mienenspiel findet dabei stets die passende Grimasse. Als er seine ermordete Frau, samt dem noch lebenden Liebhaber, mit stoischer Ruhe einmauert, bleibt er dabei keine zynischen Bemerkungen schuldig. Kräftig unterstützt wird er von Vincent Price als Nebenbuhler Fortunato Luchresi, der sein nicht zu unterschätzendes komisches Talent unter Beweis stellt und eine sehr plakative Vorstellung einer typischen Weinverkostung zum Besten gibt, wobei er den edlen Tropfen im Mund herumrollt, die Luft einzieht und dabei zum Schmunzeln anregende Grimassen reißt, die von Peter Lorre nicht minder witzig nachgeäfft werden. Dessen Methode besteht nämlich ganz simpel und einfach darin, ein Glas nach dem anderen einfach hinunterzuleeren. Nebenbei sei noch bemerkt, dass Fortunato Luchresis Schicksal seinem Namen keine Ehre macht.

„The Facts in the Case of M. Valdemar“ beschert ein Wiedersehen mit dem, seit seiner Glanzzeit deutlich gealterten, Basil Rathbone in einer sehr unsympathischen und abstoßenden Rolle als böser Hypnotiseur, der Valdemars Seele quält, indem er seinen Körper nicht sterben lässt, und seine hübsche Frau erpresst, in eine Eheschließung mit ihm einzuwilligen.

Die Geschichten in diesem Episodenfilm sind sehr simpel und einfach gestrickt und es ist ihnen das geringe Budget deutlich anzusehen. Trotzdem kann ihnen ein gewisser Unterhaltungswert nicht abgesprochen werden. Vor allem die herrliche Episode mit Peter Lorre ist sozusagen das Kernstück dieses Streifens und hebt das Ganze aus der Mittelmäßigkeit heraus. Einzig Vincent Price spielt in allen drei Geschichten mit, bietet allerdings lediglich neben Lorre eine überdurchschnittliche Performance. Lorre und Rathbone werten den Streifen ebenfalls auf und befinden sich mittlerweile leider beide in der Endphase ihrer Karriere und ihres Lebens.

Fazit:

Sehr leichte Grusel-Kost, die ich mit 3,5 von 5 Punkten nicht überbewerten möchte, dennoch aber irgendwie mag. Wer übrigens der grauenvolle Mr. X sein sollte, weis wohl nur der deutsche Titelgeber.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

05.03.2017 09:17
#30 RE: Monster-, Biester-, Bestien- und Psychothriller - damals und heute Zitat · Antworten

The Black Torment ( Das Grauen auf Black Torment, 1964)



Regie: Robert Hartford-Davis

Produktion: Tony Tenser, Michael Klinger, Großbritannien 1964

Mit: Heather Sears, John Turner, Ann Lynn, Peter Arne, Norman Bird, Raymond Huntley, Annette Whiteley, Francis De Wolff, Joseph Tomelty, Patrick Troughton, Roger Croucher, Charles Houston, Derek Newark, Kathy McDonald, Jack Taylor, Bill Cummings, Frank Hayden, Edina Ronay


Man schreibt das 18. Jahrhundert. Der frischvermählte Sir Richard Fordyke kommt, zusammen mit seiner jungen Frau Lady Elizabeth, nach längerer Abwesenheit auf Schloss Fordyke, seinen Familiensitz, zurück. Er wird dabei äußerst verhalten empfangen. Erst lässt sich daraus kein Reim machen, bis Sir Richard erfährt, dass kürzlich eine junge Frau, die einem furchtbaren Gewaltverbrechen zum Opfer fiel, noch unmittelbar bevor sie starb, seinen Namen nannte. Kurz darauf erspäht Sir Richard wiederholt vom Schlafzimmerfenster aus eine geisterhafte weißgekleidete Frauengestalt, die aussieht wie seine verstorbene erste Ehefrau Anne. Er erfährt auch, dass er bei mehreren Gelegenheiten während jener Zeitspanne, als er eigentlich in London war, von einer Reihe integrer Personen in der Umgebung von Schloß Fordyke gesichtet wurde. Unter anderem hat man ihn dabei beobachtet, wie er nachts von der eigentlich toten Anne Fordyke zu Pferde verfolgt wurde und diese ihm das Wort Mörder nachrief. Als Sir Richard eines Nachts der geisterhaften Erscheinung folgt, stößt er auf sein eigenes Pferd, das urplötzlich durchbrennt, nachdem er es besteigt. Er wird dabei erneut vom Geist der verstorbenen Anne verfolgt, die ihn mit unheimlicher Geisterstimme als „Mörder“ bezeichnet…

Anmerkungen:

„The Black Torment“ ist ein typischer Gothic-Horror-Streifen der alten Schule, der sehr stark an die schwarzweißen Hammer-Thriller der frühen 60er-Jahre erinnert. Dementsprechend sind die Spukphänomene nur scheinbar übernatürlich. Die hochspannende und kurzweilige Handlung bietet eine Reihe von Überraschungen und man ist sich bei keiner Person wirklich sicher, woran man eigentlich ist. Leidet Sir Fordyke unter Schizophrenie und Wahnvorstellungen, worauf einiges hindeutet, oder wird gegen ihn intrigiert? Ist er der Mörder seiner ersten Frau? Die Lösung scheint mit einem verschwundenen Buch zusammenzuhängen.

Das geisterhafte Erscheinen der weißgekleideten Anne Fordyke ist in gepflegtem Gothic-Stil inszeniert, insbesondere die Szene mit der nächtlichen Verfolgungsjagd zu Pferd, in der die unheimliche Stimme des Phantoms zu hören ist. Eigentlich ist es völlig unverständlich, dass gerade diesem ausgesprochen unterhaltsamen Streifen kein kommerzieller Erfolg beschieden war. Es lag vermutlich an dem Umstand, dass der Film von der Kritik schlechtgeredet und damit einem potentiellen Publikum madig gemacht wurde.

Als geübter Hammer-Film-Konsument konnte ich hier zwar die Umstände rund um Sir Fordyke teilweise erraten, die genaue Auflösung allerdings nicht. Was mir weniger gefällt ist das musikalische Titelthema, welches an einen Ballsaal oder ein Bankett des 18.Jahrhunderts erinnert und damit eher vornehme Langeweile provoziert als Thriller-Stimmung heraufbeschwört. Da gebe ich eindeutig den wesentlich dramatischeren Hammer-Klängen den Vorzug. Die Szenen-Musik hingegen ist wieder ganz in Ordnung.

Die schauspielerische Leistung ist durch die Bank überzeugend. Das Finale präsentiert einen ordentlich inszenierten Fechtkampf. Der deutsche Titel ist Nonsens, da "Black Torment" wörtlich übersetzt soviel wie "Schwarze Qual" bedeutet und damit auf den Seelenzustand des Hauptprotagonisten hindeutet und nicht auf den Namen des Familiensitzes, welcher ja Fordyke lautet.

Fazit:

Sehr sehenswerter Geheimtipp . Wer Hammer-Filme mag, wird auch hier seine Freude haben. 4,5 von 5.



Quelle der Screenshots:

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