Das legendäre Berliner Kriminaltheater ist im Sommer gern im Umland zu Gast und hat in diesem Jahr einen echten Klassiker im Programm!
An einigen ausgewählten Terminen im Juli und August gastiert das Ensemble im Strausberger "The Lakeside-Hotel" mit der open air-Aufführung des Wallace-Klassikers "Der Zinker". Karten kosten um die 22 Euro.
Auch das Hotel ist schon eine schöne Kulisse für sich.
Gestern war Premiere im Lakeside Burghotel Strausberg.
Die Autorin des Stückes hat den Roman mit lockerer Hand adaptiert und für die Bühne bearbeitet . Aus der Zoohandlung wurde eine Antiqitätenhandlung, einige Namen wurden verändert. Und auch die Optik. Angepaßt an ein Sommerstück (ist ja als open air konzipiert), überwiegen knallige Farben. Auch die Charaktere wurden überhöht, was dem Stoff etwas komödiantisches verleiht. Akteure und Publikum hatten Spaß.
Jeden Sonntag ist jetzt einige Wochen lang Zinker-Zeit in Strausberg, anschliessend wird das Stück wohl ins feste Repertoire des Berliner Kriminaltheaters übernommen. Anbei eine Fotostrecke auf meiner öffentlichen Facebook-Seite.
Zitat von Billyboy03 im Beitrag #2Auch die Charaktere wurden überhöht, was dem Stoff etwas komödiantisches verleiht.
Das ist ein bisschen bedauerlich, weil man den Stoff auch ohne übermäßigen Humor angehen kann, wie das Hamburger Imperial-Theater beweist. Im Vergleich zur dortigen Aufführung wirken die Fotos doch etwas albern und Kulissen und Kostüme scheinen weit von der historischen Detailverliebtheit der Thannhäuser-Inszenierung entfernt zu sein. Aber vielleicht bessert man ja bei der hiesigen Variante noch etwas nach.
Kannst du sonst einschätzen, ob man sich eher an die Buchvorlage oder an den Film hielt? Eine Antiquitätenhandlung gibt es ja weder im Buch noch in der Vohrer-Verfilmung.
Man sollte nicht vergessen, dass es sich um eine originäre open air-Inszenierung handelt. Sommer, Sonne, Freiluft. Ein leichter Stoff mit Witz, Esprit und natürlich kriminalistischer Grundstimmung ist da nicht das schlechteste. Es gab diverse Lacher, viel zu schmunzeln. Mir hat es gut gefallen. Meine Frau, nun kein ausgesprochener Edgar-Wallace-Hardcore-Fan, hat sich sehr gut unterhalten gefühlt. Und ich denke, genau DAS ist das Wichtige. Denn es müssen jeden Sonntag ca. 200 Karten verkauft werden, um das Stück wenigstens plus / minus Null zu bringen. Dazu muss man eine breite Klientel ansprechen.
Die Autorin hat sich erstmal an den Roman gehalten, Ein plaar kleine Details hat sie aus der 63er Verfilmung übernommen (die etwas überkandidelte Tante von Beryl, die den Taktstock zur Musik aus der Konserve schwingt z.B.) Und wieder andere Dinge sind verändert worden, um das Stück auf eine Bühne bringen zu können. Das mit der Antiquitätenhandlung ist deshalb gelungen, weil der Zinker so natürlich die ergaunerten Stücke mittels gefälschter Ausfuhrpapiere ausser Landes schmuggeln kann.
Einige Dialoge lehnen sich eng an den Roman an. Ähnlich wie in Hamburg erleben wir auch in Berlin früh die Selbstbezichtigung des Leslie. Ebenso verzichtet man in Berlin auf den Leopard-Club als Schauplatz. Die Bühnenkonstruktion besteht hier aus zwei drehbaren Elementen mit dreieckiger Grundform. Damit kann man in sekundenschnelle drei verschiedene Szenerien entstehen lassen (London Strasse (Scotland Yard). Firma von Tante Nancy Freedman, Landhaus von Nancy Freedman.
PS: Zu erwähnen bleibt noch, dass die Macher natürlich auf ausgewählte Filmmusiken von Peter Thomas aus den 60ern zurück geifen. Natürlich finden einige Melodien aus der Zinker-Verfilmung von 1963 den Weg ins Stück, die Titelmelodie des Stückes (stimmungsvoller Auftakt mit allen Protagonisten in gelben Regencapes) bildet der eingängige "Jerry Cotton March".